Willi Stoph, geboren am 09.07.1914 in Berlin-Schöneberg, gestorben am 13. April 1999 in Berlin.
Karriere in der DDR:
Willi Stoph wurde Leiter der Abteilung Baustoffindustrie und Bauwirtschaft des KPD-Vorstandes. 1948 wurde er Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik beim SED-Parteivorstand. Von 1950 bis 1952 war er Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Volkskammer, Leiter des Büros für Wirtschaftsfragen beim Ministerrat der DDR und war an der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit(MfS) und dem Ausbau der Kasernierten Volkspolizei(KVP) beteiligt.
150 wurde Willi Stoph Mitglied des Zentralkomitees der SED und Abgeordneter der Volkskammer. Beides blieb er bis zur Konterrevolution im Jahre 1989.
Mai 1952 bis Juni 1955 war Willi Stoph Minister des Inneren der DDR. Nach den Ereignissen des 17.Juni 1953 Stoph Mitglied des Politbüros des ZK der SED. Von 1954 bis 1962 war er stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates.
1955 wurde Willi Stoph zu Generaloberst ernannt und war dann verantwortlich für die kasernierte Volkspolizei. Außerdem war er verantwortlich für das MfS, das Amt für Technik, das Amt für Kernforschung und Kerntechnik und den Wissenschaftlichen Rat für die friedliche Anwendung der Atomenergie.
Von 1956 bis 1960 war Willi Stoph Minister für Nationale Verteidigung. In dieser Funktion war er einer der Stellvertreter des Oberkommandierenden der Vereinten Streitkräfte der Warschauer-Vertrags-Staaten. 1959 wurde er zum Armeegeneral befördert.
1960 wurde Stoph mit der Kontrolle und Durchführung der Beschlüsse des ZK der SED und des Ministerrates im Staatsapparat beauftragt. Von 1962 bis 1964 war er 1. Stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates. 1963/1964 war er Mitglied des Staatsrates.
Von 1964 bis 1973 war Willi Stoph als Nachfolger des verstorbenen Otto Grotewohl Vorsitzender des Ministerrates und stellvertretender Vorsitzender des Staatsrats. Stoph versuchte 1967 mit einem Brief an den Bundeskanzler der BRD Kurt Georg Kiesinger deutsch-deutsche Gespräche in Gang zu bringen. 1970 traf er sich mit dem Bundeskanzler der BRD Willy Brandt erst in Erfurt, dann in Kassel.
Nach dem Tod Walter Ulbrichts 1973 wurde Stoph Vorsitzender des Staatsrates und somit Staatsoberhaupt der DDR. Nach den Volkskammerwahlen 1976 wurde die Staats- und Parteispitze umgestaltet. Erich Honecker, der bereits seit 1971 Erster Sekretär des ZK der SED war, übernahm das Amt des Vorsitzenden des Staatsrats und hatte seitdem – wie vor ihm bereits Ulbricht – die höchsten Ämter in Partei und Staat in Personalunion inne. Stoph wurde wieder Vorsitzender des Ministerrates und stellvertretender Vorsitzender des Staatsrats.
Das Leben Willi Stophs während und nach der Konterrevolution:
Am 07. November 1989 trat Willi Stoph mit seiner Regierung zurück.
Bis zur Neubildung der Regierung unter dem bisherigen SED-Bezirkschef von Dresden Hans Modrow blieb Stoph geschäftsführend im Amt. Am 8. November trat das gesamte Politbüro des ZK der SED (damit auch Stoph) zurück. Am 17. November wurde Willi Stoph als Mitglied des Staatsrates abberufen und schied aus der Volkskammer aus. Am 3. Dezember wurde er durch das ZK der SED aus der Partei ausgeschlossen.
Am 08. Dezember 1989 wurde durch den Generalstaatsanwalt ein Ermittlungsverfahren gegen Willi Stoph eingeleitet und er wurde verhaftet. Im Februar 1990 wurde er aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft entlassen. Stoph versuchte politisches Asyl in der (noch) Sowjetunion zu bekommen. Dort reagierte man nicht auf sein Ansinnen.
Im Mai 1991 wurde Willi Stoph in Zusammenhang mit den Todesopfern an der Grenze in Berlin verhaftet. Aus gesundheitlichen Gründen bekam er im August 1992 Haftverschonung. Im November 1992 wurde das Verfahren gegen Stoph und weitere fünf DDR-Spitzenpolitiker vor dem Landgericht Berlin eröffnet.
Im Juni 1993 wurde das Verfahren gegen Stoph wegen Verhandlungsunfähigkeit endgültig eingestellt. Am 10. Oktober 1994 entschied das Berliner Verwaltungsgericht, dass Stoph sein 1990 beschlagnahmtes Sparguthaben in Höhe von 200.000 DM nicht zurückerhielt.
Willi Stoph starb am 13. April 1999 in Berlin und wurde im heutigen Wildau beigesetzt.
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