Die Minister Für Staatssicherheit/Wilhelm Zaisser

Wilhelm Zaisser , geboren am 20. Juni 1893 in Rotthausen bei Gelsenkirchen; gestorben am 3. März 1958 in Berlin, war Funktionär in der KPD und der KPdSU, Mitglied der Internationalen Brigaden und der erste Minister für Staatssicherheit der DDR.

Berlin, 12. Volkskammersitzung, Wilhelm Zaisser

An der 12. Sitzung der Volkskammer nahmen auch Ministerpräsident Grotewohl und der neuernannte Minister für Staatssicherheit Zaisser teil. Unser Bild zeigt: Minister für Staatssicherheit Wilhelm Zaisser, 22.2.50

 

Bildquelle:
„Bundesarchiv Bild 175-04246, Berlin, 12. Volkskammersitzung, Wilhelm Zaisser“ von Bundesarchiv, Bild 175-04246 / CC-BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

 

Wilhelm Zaisser, Sohn eines Gendarmeriewachtmeisters, besuchte von 1899 bis 1913 die Volksschule, eine Präparandenanstalt(Lehrerausbildungsstätte) und danach ein evangelisches Lehrerseminar. In den Jahren 1913/14 leistete er seinen Militärdienst ab und wurde danach Volksschullehrer in Essen. Während des Ersten Weltkriegs diente Zaisser von 1914 bis 1919 in der preußischen Armee, seit dem Jahre 1916 als Leutnant der Reserve. 1918 schloss er sich der USPD an und wurde 1919 Mitglied der neu gegründeten KPD. Während der Abwehr des Kapp-Putsch im Ruhraufstand war Zaisser einer der militärischen Leiter der Roten Ruhrarmee. Er war in der Essener Kampfleitung tätig.1921 wurde er als Mitglied der Oberleitung der illegalen „Kampforganisation“ der KPD verhaftet.Nach vier Monaten Gefängnis wurde er aus dem Schuldienst entlassen. 1921 und 1922 arbeitete er als Zeitungsredakteur. Von 1923 bis 1926 war er Mitglied der KPD-Bezirksleitung Ruhrgebiet und in der Oberbezirksleitung West in der Funktion des KP-Oberleiters des Militärpolitischen Oberbezirks West. Vom März bis Juni 1924 nahm Zaisser an einem Lehrgang an der Militärpolitischen Schule der Komintern (KI) in Moskau teil. Seit 1926 war er als Mitarbeiter des Zentralkomitees der KPD für die militärpolitische Schulung verantwortlich. 1927 wurde er Mitarbeiter der Komintern in Moskau und war von 1927 bis 1930 Militärberater der Kuomintang in der Mandschurei. Anschließend hielt sich Zaisser von 1930 bis 1932 in Prag auf. Seit etwa dieser Zeit hatte Zaisser als Vertrauensperson zu sowjetischen Dienststellen eine eigenständige und für die KPD-Führung nicht durchschaubare Verbindung.

1932 wurde Zaisser Mitglied der KPdSU(B) und leitete bis 1936 die Militärpolitische Schule in Babowka bei Moskau. Von 1936 bis 1938 nahm er am Spanischen Bürgerkrieg(Nationalrevolutionärer Krieg) zunächst als militärpolitischer Berater teil, ab November 1936 als Kommandeur der XIII. Internationalen Brigade. 1937 kommandierte er die Basis der Internationalen Brigaden in Albacete. Sein Deckname war „General Gómez“. 1938 und 1939 war er Mitarbeiter des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI) in Moskau.
Von 1939 bis 1943 arbeitete er als Chefredakteur der deutschen Sektion im Verlag für fremdsprachige Literatur in Moskau. 1943 wurde er Lehrer an Antifa-Schulen bzw. Leiter des deutschen Sektors für antifaschistische Schulung der Kriegsgefangenen und verblieb bis 1946.

Im Februar 1947 kehrte Zaisser mit seiner Ehefrau Elisabeth nach Deutschland zurück und trat in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ein. Er war bis 1948 Polizeipräsident der Landesbehörde der Polizei Sachsen-Anhalt in Halle (Saale). In den Jahren 1948 und 1949 wurde er Innenminister des Landes Sachsen und leitete von 1949 bis 1950 die Verwaltung für Schulung der Deutschen Verwaltung des Innern und die Hauptverwaltung Ausbildung des Ministeriums des Innern. Zaisser war offenbar für eine Karriere in den protomilitärischen Landstreitkräften der SBZ vorgesehen, aus denen die Kasernierte Volkspolizei hervorgehen sollte. An dem im Dezember 1948 durch einen Beschluss des Politbüros der KPdSU ausgelösten geheimen Aufbau des späteren Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) hatte Zaisser keinen Anteil. Anfang Februar 1950 entschieden jedoch die Verantwortlichen der sowjetischen Seite, dass nicht dessen amtierender Gründungschef Erich Mielke, sondern Zaisser Minister für Staatssicherheit wird und Mielke sein Stellvertreter. Daraufhin kooptierte das Politbüro der SED Zaisser am 8. Februar 1950 in den Parteivorstand und schlug dem Vorstand vor, ihn zum Kandidaten des Politbüros zu wählen. Die Ernennung zum Minister erfolgte nach Zaissers eigenen Angaben gegen seinen Willen.

Nach den Ereignissen vom 17. Juni 1953 versuchte Zaisser gemeinsam mit dem Chefredakteur des Neuen Deutschlands, Rudolf Herrnstadt, den ZK-Vorsitzenden Walter Ulbricht zu stürzen. Dabei hatten sie den sowjetischen Geheimdienstchef, Innenminister und Vizepremier Lawrenti Beria auf ihrer Seite, der nach Stalins Tod der kommende starke Mann der UdSSR zu sein schien. In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1953 tagte das Politbüro. Zaisser sprach sich für eine Ablösung Ulbrichts und die Einrichtung einer kollektiven Parteiführungsspitze unter Herrnstadt als „1. Sekretär“ aus. Zaisser stimmten Friedrich Ebert, Heinrich Rau und Elli Schmidt zu, für Ulbricht sprachen nur Matern und Erich Honecker. Ulbricht warf Zaisser und Herrnstadt „Fraktionsbildung“ und Sozialdemokratismus vor. Beria ist zwischenzeitlich gestürzt worden. Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, der Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU, und Ministerpräsident Georgi Malenkow unterstützten Ulbricht.
Mit Malenkows Rückendeckung trat Ulbricht am 24. Juli 1953 vor das ZK-Plenum der SED und trug einen Text vor, der mit dem Politbüro nicht abgesprochen war. Als Ursache des „faschistischen Putsches“ (so die DDR-offizielle Bezeichnung für die Ereignisse des 17. Juni1953) stellte er den liberaleren „Neuen Kurs“ hin, den die SED im Juni 1953 verkündet hatte. Er sah eine direkte Verbindung der „Herrnsadt-Zaisser-Fraktion“ mit Beria, mit Ziel auf die Restaurierung des Kapitalismus. Die übrigen Politbüromitglieder wagten nicht zu widersprechen und glaubten, dass der Text abgesprochen war.
Zaisser selbst hatte sich angreifbar gemacht, da sein Geheimdienst den die Ereignisse des 17. Juni 1953 nicht vorhergesehen hatte.

Im Juli 1953 wurde er aus dem Politbüro und dem Zentralkomitee der SED ausgeschlossen und als Minister für Staatssicherheit abgesetzt. Das Ministerium wurde zu einem Staatssekretariat (SfS) herabgestuft und dem Innenministerium der DDR unterstellt. Staatssekretär wurde Ernst Wollweber, wie zuvor Zaisser eine Vertrauensperson sowjetischer Dienste. Im Januar 1954 wurde Zaisser aus der Partei ausgeschlossen und verlor seinen Sitz in der (Provisorischen) Volkskammer, den er seit 1949 innegehabt hatte. Auch seine Frau büßte ihr seit 1952 bekleidetes Amt als Ministerin für Volksbildung ein. Bis zu seinem Tod war Zaisser als Übersetzer tätig.

Bei seinem Tod am 3. März 1958 erinnerte nur ein ungezeichneter kurzer Artikel im „Neuen Deutschland“ an den „legendären Kommandeur General Gómez“.

Die PDS (genauer: die Bundesschiedskommission der PDS) rehabilitierte Wilhelm Zaisser am 25. April 1993.

 

 

Zahlen und Fakten Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

7 Kommentare zu “Die Minister Für Staatssicherheit/Wilhelm Zaisser

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  3. Wikipedia ist in politischen Dingen keine seriöse Quelle, sondern verbreitet die Lügen der bürgerlichen Geschichtsfälscher. Die „Rehabilitierung“ durch die „PDS“ ist erst recht nicht seriös. Trotz seiner progressiven Haltung während des Kapp-Putsches gab Zaiser seine Positionen auf. Kurt Gossweiler notierte am 11. Juni 1953 in sein Tagebuch: „Schroffe in keiner Weise vorbereitete Wendung. Feststellung, daß seitens der Partei eine Reihe von Fehlern begangen wurde … Folge: 1. Verlust an Ansehen unserer Genossen, die von heute auf morgen de Bevölkerung erklären mußten, daß all das, was gestern noch hartnäckig für richtig und notwendig erklärt hatten, nichts als Fehler gewesen seien. Wasser auf die Mühlen der gegnerischen Verleumdung, Kommunisten, SED-Mitglieder seien nur Befehlsempfänger 2. Günstiger Boden für verstärkte Hetze der Feinde…“ und: „…vertrat Genosse Zaisser den kapitulantenhaften Standpunkt, die DDR könne sich in eine bürgerliche Republik verwandeln“ … ferner: „Nach der Verkündigung des neuen Kurses und nach dem faschistischen Putschversuch … hielten Zaisser und Hernrstadt die zeit für gekommen, einen Angriff auf die Parteiführung zu unternehmen…“ usw. Zaisser und Herrnstadt sind also zurecht als parteifeindliche, antikommunistische Banditen entlarvt worden. Ihr Verhalten reihte sich ein in die faschistischen Putschversuche von Ungarn und Jugoslawien.

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    • Ich arbeite Wikipedia um und nehme es als Quelle für Zahlen und Fakten. Einiges lasse ich da schon weg. Die „Rehabilitierung“ habe ich stehen lassen, um zu zeigen, dass die PDS in der BRD angekommen ist.

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