Die Nationale Front der DDR( bis 1973 Nationale Front des demokratischen Deutschland) war eine sozialistische Volksbewegung und politische Kraft in der DDR, die aus der Volkskongressbewegung hervorging.
Ein Vorläufer der Nationalen Front war der bereits 1945 gegründete Antifa-Block, auch als Demokratischer Block bekannt. Auf dem Dritten Deutschen Volkskongress im Mai 1949 wurde dann die Nationale Front ins Leben gerufen.
In der Entschließung „Die Nationale Front des Demokratischen Deutschlands“ vom 04. Oktober 1949 veröffentlichte der PV(Parteivorstand der SED) die Grundsätze für die Tätigkeit und Organisation der N.F.. Am 07. Januar 1950 konstituierte sich das Sekretariat der N.F.. Der am 03. Februar 1950 gebildete Nationalrat beschloss am 15. Februar 1950 das Programm der N.F.. Die Hauptaufgabe der N.F. war die ständige Stärkung der DDR.
Die N.F. formierte sich nach Gründung der DDR zu einer breiten politischen Massenbewegung. In ihr fand das Bündnis aller Kräfte des Volkes seinen organisatorischen Ausdruck. Heute wird das als Kontrolle und Demokratieeinschränkung interpretiert. Doch es ging um die Bündelung der Kräfte sämtlicher Organisationen in der DDR, um die sozialistische Gesellschaftsordnung zu stärken.

ADN-ZB/Igel 7.10.1949 Berlin: Gründung der Deutschen Demokratischen Republik am 7.10.49 Im Gebäude der DWK (Deutsche Wirtschaftskommission) in der Leipziger Straße fand am 7.10.1949 die 9. Tagung des Deutschen Volksrates statt, auf der das Manifest der Nationalen Front des demokratischen Deutschland verkündet wurde. Der Deutsche Volksrat konstituierte sich zur Provisorischen Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik. Im Präsidium: 1. Reihe v.l.n.r.: Prof. Dr. Johannes Stroux, Wilhelm Koenen, Otto Grotewohl, Dr. Magdalena Stark-Wintersig, Ernst Goldenbaum, Wilhelm Pieck, Otto Nuschke, Dr. Lothar Bolz, Wilhelmine Schirmer-Pröscher, Walter Ulbricht. 2. Reihe v.l.n.r.: Paul Merker, Friedel Malter, Prof. Eberhard Hübner, Bernhard Göring, Prof. Dr. Theodor Brugsch, Prof. Walter Friedrich, Friedrich Ebert, Herbert Warnke, Käthe Kern, Vincenz Müller, Prof. Hans Reingruber, Elli Schmidt. 3. Reihe Mitte: Erich Honecker.
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Von Bundesarchiv, Bild 183-S88622 / Igel / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

Zentralbild Illner 2.9.1953 Leipziger Messe 1953 Am 31.8.1953 wurde der Pavillon der Nationalen Front, der ein Zentrum für die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes in der Messestadt ist, in einer Feierstunde wiedereröffnet. Am 17. Juni 53 wurde dieser Pavillon von faschistischen Provokateuren zerstört, jedoch mit Hilfe vieler freiwilliger Aufbauhelfer bis zur diesjährigen Messe wiedererrichtet. UBz: Der neuerrichtete Pavillon der Nationalen Front.
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Von Bundesarchiv, Bild 183-21044-0131 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt
Die politische Arbeit der N.F. wurde vom Nationalrat geleitet. Organe des Nationalrates waren das Präsidium und das Sekretariat. Der Nationalrat hatte seinen Sitz in der damaligen Otto-Grotewohl-Straße 49, der heutigen Wilhelmstraße, in Berlin-Mitte. Heute befindet sich in diesem Gebäude ein Teil des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
In der N.F. waren Parteien und Massenorganisationen, wie der FDGB und verschiedene Verbände aller Zwecke, organisiert.
Die N.F. versuchte durch Bürgerinitiativen, wie „Schöner unsere Städte und Gemeinden“ (ähnlich dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ in der alten BRD) alle, auch Unpolitische, in das gesellschaftliche Leben einzubinden.
Die Ausschüsse der N.F. förderten die Aktivität und Verantwortung der Bevölkerung bei der Vorbereitung und Durchführung der Wahlen zu den Parlamenten.
In den Bezirken, Kreisen und Stadtbezirken wurde die Tätigkeit der N.F. durch gewählte Bezirks-, Kreis- und Stadtbezirksausschüsse und deren Sekretariate geleitet. In den Städten und Gemeinden bestanden Wohnbezirksausschüsse der N.F.. Rund 340 000 Bürgerinnen und Bürger der DDR arbeiteten in den Ausschüssen der N.F.. Sie wirkten sehr eng mit den gewählten Volksvertretungen, mit Betrieben, Genossenschaften u.a. Einrichtungen, mit Handwerkern und Gewerbetreibenden zusammen. Sie sprachen über aktuelle Fragen der Innen- und Außenpolitik und widmeten sich im Interesse der Bürgerinnen und Bürger der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in den Wohngebieten, einem vielseitigen geistig-kulturellen und sportlichen Leben.
Die Ausschüsse der N.F. förderten die Aktivität und Verantwortung der Bevölkerung bei der Vorbereitung und Durchführung der Gesetze der Volkskammer der DDR, und der Beschlüsse der örtlichen Volksvertretungen.
Die N.F. war Träger der Wahlen zu den Parlamenten. Die N.F. unterbreitete den Wählerinnen und Wählern die Wahlvorschläge der von den Arbeitskollektiven(Arbeitskollektiv=Team am Arbeitsplatz, Kollegenkreis, Kolonne u.a. heutige Bezeichnungen mehr)
geprüften, von den Parteien und Massenorganisationen nominierten Kandidaten und stellte den Wahlaufruf zur Diskussion.
In der DDR ist vieles in der Wahlvorbereitung diskutiert und entschieden worden. So kamen bei der eigentlichen Wahl die 99,9% Ja-Stimmen zustande. Vom bürgerlichen Demokratieverständnis her ist das nicht nachvollziehbar.
Die vielfältigen Funktionen der, heute würde man sagen, Allroundorganisation hätten mehr mit Leben erfüllt sein müssen. Doch die Leute hatten wenig Interesse. Außerdem glaubten sie die Behauptung der Westmedien, dass die Nationale Front ein reines Kontrollorgan wäre.Auch das ein Weg in die Krise und den Untergang 1989/90.
Zahlen und Fakten Wikipedia und Wörterbuch der Geschichte, DDR 1984
Wörterbuch der Geschichte zu: Nationale Front
Bildquelle:
Von Uwe Engelman, Winkel 3, D-06188 Landsberg, Uwe.Engelmann@t-online.de (=Benutzer:VäterchenFrost). – Eigenes Werk (Originaltext: selbst erstellt), Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt
Bildquelle:
Von BrThomas in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt
Anmerkungen von Siegfried Wilhelm zur Nationalen Front der DDR
Die Nationale Front war praktisch DER „KNÜLLER“ in der Geschichte der dt. Arbeiterbewegung. Endlich gab es einen Dachverband, der ALLE demokratischen Kräfte miteinander verband. In meiner Dresdner Zeit war ich stellvertretender Vorsitzender eines WBA, eines Wohnbezirksausschusses der NF und weiß, wovon ich schwärme. Mit Gästen aus der BRD war ich zu meinen Zeiten als Betreuer/Dolmetscher bei einem Info-Besuch im Gebäude des Zentralrats der NF. Unsere westdt. Gäste waren begeistert: „DAS ist WAHRE Basisdemokratie!“ – das war die einhellige Meinung. Verwunderlich ist, dass das heute alles vergessen ist. Schade, eigentlich. Das kriegen wir so schnell nicht wieder.
August 2020
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