In Böhmen war die Lage sehr angespannt. Die Habsburger, die zugleich böhmische Könige waren, wollten mit Hilfe der Gegenreformation ihre landesherrliche Stellung festigen. In Böhmen waren von 2 Millionen Einwohnern nur 30 000 katholisch. Hier galt der „Majestätsbrief“, den Kaiser Rudolf II. 1609, kurz vor seinem Tode, erlassen musste. Durch ihn schienen die Rechte der Protestanten gesichert.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Der Nachfolger Rudolfs II. hielt sich nicht an diese feierlichen Versprechungen. Er verbot eine Versammlung der böhmischen Stände, die sich über die Zerstörung zweier neuerbauter protestantischer Kirchen durch die Katholiken beschweren wollte. Vertreter dieser Stände zogen daraufhin zur Prager Burg. Nach scharfem Wortwechsel warfen sie zwei kaiserliche Statthalter samt einem Schreiber durch die Fenster in den Burggraben.

Der Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Der Prager Fenstersturz steht am Beginn des großen Krieges, der volle 30 Jahre lang dauerte. Der Prager Fenstersturz war aber lediglich Anlass, sozusagen der Funke, der den angehäuften Zündstoff zum Entflammen brachte. Die Ursachen lagen viel tiefer. Sie waren in dem schon bekannten Gegensatz zweier europäischer Mächtegruppen zu suchen.
Während die spanisch-habsburgische Gruppierung die Mächte der schlimmsten feudalen Reaktion vereinte, umfassten ihre Gegner Staaten verschiedenartigen Charakters: Die fortgeschrittenen Feudalstaaten Frankreich und England und die bürgerliche Republik der Niederlande gehörten ebenso dazu wie der Teil der protestantischen deutschen Landesfürstentümer, der sich gegen Liga und Kaiser zusammengeschlossen hatte.
Infolge dessen blieb der Kriegsbrand nicht auf Böhmen beschränkt, sondern griff immer weiter um sich. Das politisch zerrissene gespaltene Deutschland wurde der Kriegsschauplatz jener Mächtegruppen, die um die Vorherrschaft in Europa kämpften.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Original-Beitrag aus dem Geschichtsbuch der DDR