Der preußische Militärstaat

Das Königreich Brandenburg-Preußen

Durch den Westfälischen Frieden hatte Brandenburg-Preußen besonders umfangreiche Erwerbungen erlangt. Seiher überragte es, neben den kaiserlich-habsburgischen Besitzungen, deutlich die Masse der mittleren und kleineren Territorien. Seit 1701 war Brandenburg-Preußen ein Königreich. Es bestand aus recht unterschiedlich entwickelten und weit auseinanderliegen Teilen. In den Kernprovinzen Brandenburg und Ostpreußen gab es nur wenige und zudem meist verarmte Städte. So besaßen die junkerlichen Gutsbesitzer das eindeutige Übergewicht gegenüber dem Bürgertum.

Brücke und Schlagbaum

Brücke und Schlagbaum. Erst wenn der „Brückenzoll“ entrichtet war, durften die Wagen der Kaufleute passieren.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Die oft zufälligen Erwerbungen räumlich miteinander zu verbinden und sie auch innerlich zusammenzuschweißen, das war das politische Hauptziel der preußischen Könige aus dem Geschlecht der Hohenzollern. Als Hauptmittel diente ihnen der Aufbau einer absolutistischen Herrschaft. Vor allem kam es ihnen darauf an, eine schlagkräftige Armee zu schaffen.

 

Der militaristische Charakter des preußischen Heeres

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, während der Regierungszeit König Friedrich Wilhelms I. (1713-1740), wurde das preußische Heer zu einem der stärksten in Europa. Die Soldaten waren in der Mehrzahl preußische Untertanen, die fast ausschließlich der Bauernklasse Ostelbiens entstammten. Die einzelnen Regimenter erhielten einen ständigen „Kanton“ zugeteilt, das heißt einen Bezirk, in dem sie ihre neuen Soldaten ausheben sollten. Hier wurden die Dienstpflichtigen schon mit dem 10. Lebensjahr listenmäßig erfasst. Das nur dünn bevölkerte Preußen konnte aber die Reihen des schnell wachsenden Heeres nicht füllen. Deswegen wurden preußische Offiziere als Werber in die benachbarten  Länder geschickt. Die brachten ihre Opfer oft nur mit List, Betrug oder gar Gewalt dazu, das Handgeld anzunehmen, wodurch diese sich zu lebenslangem Söldnerdienst verpflichteten.

Erlass der Regierung Hannovers

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Ein solches bunt zusammengewürfeltes Heer war nur mit brutalsten Mitteln zu dirigieren. Der Stock, der den Soldaten einbläute, dass die  Befehle ihrer Vorgesetzten blindlings zu befolgen hatten, kennzeichnete fortan die preußische Armee. In ihr herrschte schlimmster Kadavergehorsam, das heißt, die Soldaten sollten vollkommen willenlose Werkzeuge in der Hand ihrer Offiziere sein.

Strengste Disziplin, in jahrelangem Drill, bei ständig wiederholten Exerzierübungen anerzogen, erforderte auch die Kampfweise der Infanterie: In langen, aber nur drei Glieder tiefen Reihen(Linien)rückten die Fußtruppen im Marschschritt vor. Dabei sollten sie möglichst schnell und zur gleichen Zeit schießen. Zielen war sogar, um Zeit zu sparen, streng verboten. Mit den damaligen Gewehren, Vorderladern mit glatten Läufen, hätte es auch kaum etwas genützt. Es kam mehr auf die Wirkung des Salvenfeuers an. Die preußische Armee, die diese Kampfweise, die sogenannte Linientaktik, schließlich perfekt beherrschte, brachte es immerhin auf zwei bis drei Schuss in der Minute. Im Rücken der Soldaten folgten die Offiziere, die jeden Zurückweichenden mit dem Tode bedrohten.

Angesichts der ständigen Schikanen und entehrenden Strafen – mindestens Spießrutenlaufen, im Wiederholungsfalle der Tod durch den Strang. Dennoch desertierten in jedem Jahr Hunderte.

Anordnung des preußischen Königs gegen Fluchtversuche von Soldaten

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Im preußischen Heer nahmen fast ausschließlich Adlige die Offiziersstellen ein. Dadurch unterstanden die Junker der Befehlsgewalt des Königs. Zugleich erwies sich die Armee für sie als Quelle unmittelbarer Bereicherung. Hierbei ging es nicht allein um die Besoldung der Offiziersstellen, sondern vor allen Dingen um die sogenannte Kompaniewirtschaft. Die Kompaniechefs empfingen für die Kosten der Ausrüstung und Verpflegung und des Soldes eine feste Geldsumme, über die sie allein verfügten. Dabei suchten sie Ausgaben zu sparen, wo sie nur konnten. Immer mehr Monate jährlich wurden Soldaten beurlaubt. Lediglich im Frühsommer mussten alle zum Exerzieren anwesend sein. Die Junker zogen daraus einen doppelten Vorteil: Sie sparten für diese Zeit den Sold und bekamen für die Feldarbeiten auf ihren Gütern die dringend benötigten Arbeitskräfte, die obendrein der militärischen Disziplin unterlagen. Die „Ausländer“, die angesichts der langen Dienstzeit oft verheiratet waren, blieben zumeist in ihren Garnisonstädten und verrichteten mit ihren Frauen und Kindern gewerbliche Arbeiten, da ihr kärglicher Sold nicht zum Lebensunterhalt ausreichte.

Stärke der Armeen 1740

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In Preußen kostete das Heer um 1740 8 bis 9 Zehntel aller Staatsausgaben. Damals stand das Land der Bevölkerung nach in Europa an 13., der Fläche nach an 10.,der Heeresstärke nach aber an 4. Stelle! So hieß es zu Recht, Preußen sei nicht ein Land mit einem Heer, sondern ein Heer mit einem Land.

Die Zustände im preußischen Heer und seine überragende Stellung im preußischen Staat sich wichtige Merkmale des Militarismus.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

 

Der preußische Militärstaat

 

 

 

Der Westfälische Frieden (1648)

Die vertraglichen Vereinbarungen

1644 begannen in den westfälischen Städten Münster und Osnabrück Friedensverhandlungen zwischen den Vertretern des Kaisers, der deutschen Fürsten und der europäischen Mächte.

Allen war klar, dass der Krieg nicht mehr fortgesetzt werden konnte. Dennoch wurde noch vier Jahre lang um die Vertragsbestimmungen gefeilscht, ehe im Herbst 1648 Deutschland die Kunde durcheilte, dass endlich wieder Friede sei.

Spanien musste die volle Selbstständigkeit der Republik der Niederlande anerkennen, die damit endgültig aus dem Reichsverband ausschied. Die Kämpfe zwischen Frankreich und Spanien gingen zwar noch weiter, endeten 1659 aber ebenfalls mit einem Erfolg Frankreichs. Spanien büßte endgültig seine Großmachtstellung ein. Der Krieg bewies, dass die Pläne der spanisch-habsburgischen Partei nach Ausbau der Vorherrschaft in Europa auf unüberwindlichen Widerstand getroffen und gescheitert waren.

Die größten Vorteile aus dem „Westfälischen Frieden“ zogen Frankreich und Schweden. Beide Staaten garantierten die Einhaltung des Vertrages und konnten sich daher immer wieder in die deutschen Angelegenheiten einmischen. Darüber hinaus erhielt Frankreich große Teile des Elsaß und sogar die rechtsrheinische Festung Breisach. Schweden bekam die Bistümer Bremen und Verden sowie Vorpommern(mit Rügen) und Wismar, außerdem noch 5 Millionen Taler Entschädigung. Frankreich trat unbestritten die Nachfolge Spaniens als europäische Vormacht auf dem Festland an.

In Deutschland selbst waren wieder die Fürsten die Hauptgewinner. Ihnen wurde die volle Selbständigkeit in ihren Territorien zugesprochen. Sie sollten sogar Bündnisse mit auswärtigen Mächten schließen dürfen, nur nicht gegen Kaiser und Reich. An diese Einschränkung kehrte sich niemand. Die Protestanten behielten ihre Kirchengüter, die sie bis 1624 in ihren Besitz gebracht hatten. Einige Fürsten erzielten beträchtliche Landgewinne. Außer Spanien erlitt also auch die kaiserliche Gewalt weitere Einbußen. Deutschland setzte sich nunmehr hauptsächlich aus fast souveränen Fürstenherrschaften zusammen.

Gebietsveränderungen nach Westfälischem Frieden

Gebietsveränderungen nach dem Westfälischen Frieden

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Deutschland bei Kriegsende

30 Jahre Krieg hatten weite Gebiete Deutschlands buchstäblich zur Wüste gemacht. Äcker waren unbestellt, Bauernhöfe verbrannt oder verfallen, Bergwerke stillgelegt, Handelsstraßen verödet und die Städte eingeäschert. Am schwersten waren die Gebiete betroffen, die immer wieder  von den Kampfhandlungen heimgesucht wurden: Schwaben, Franken, die Rheinlande, Thüringen, Teile Kursachsens und Brandenburg. Hier nahm die Bevölkerung um die Hälfte und mehr ab. Insgesamt sank die Bevölkerungszahl Deutschlands gegenüber dem Vorkriegsstand um ein Drittel, schatzungsweise von 18 auf 12 Millionen.

Der Dreißigjährige Krieg war die größte Katastrophe in der bisherigen Geschichte des deutschen Volkes. Es wurde in seiner Entwicklung gegenüber England und Frankreich weit zurückgeworfen. Nachdem bereits vor dem Krieg die frühkapitalistische Entwicklung ins Stocken geraten war, erlitt sie weitere ernste Rückschläge. Die Feudalordnung dagegen konnte sich im Ergebnis des Krieges weiter festigen. Da die Bestimmungen des Westfälischen Friedens keine dauerhafte Friedensregelung schufen, bleib Deutschland nach 1648 weiterhin Hauptkriegsschauplatz der europäischen Mächte. Die Ansätze zu einem Wiederaufbau wurden immer wieder gestört. Auch die Habgier der Fürsten und die maßlosen Forderungen des Feudaladels behinderten ihn stark. Erst in Jahrzehnten harter Arbeit gelang es dem deutschen Volk, die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges zu überwinden.

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982.

Bearbeitet von Petra Reichel.

 

Original-Beitrag aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Westfälische Frieden


 

Buchtitel Geschichte in Übersichten Kopie 2

 

Bilder aus „Geschichte in Übersichten“,DDR 1982

 

 

 

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