Baute Hitler die Autobahnen?

Gastbeitrag von Thomas Kuechenmeister

 

Die Autobahnen als Schnellfahrstrassen waren die Idee von Anderen. Die Bezeichnung Autobahn tauchte zum ersten Mal zu Beginn des Jahres 1927 in einer Fachzeitschrift auf; als Schöpfer gilt der Bauingenieur Robert Otzen, der auch Vorsitzender des Vereins zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte–Frankfurt–Basel (HaFraBa) war. Hitler hat vor allem Truppentransporte in Ost-West-Richtung auf den Autobahnen vorgesehen. Panzer konnte man damals kaum auf Autobahnen transportieren, weil entsprechende Zugfahrzeuge fehlten und Fahrt der Panzer auf den Autobahnen diese beschädigt, zu lange gedauert und zuviel Motorbetriebsstunden gebraucht hätten. Während des Krieges stellte sich dann heraus, dass die Autobahnen für den Nachschub und Truppentransport nicht reichten. Deshalb wurde dann ein Programm von 16000 Kriegslokomotiven aufgelegt. 

 

Das RGW-Gebäude in Moskau

Das erste Hauptquartier des RGW war eine kleine Villa in der Gegend des späteren Kalinin-Prospekts, heute Neuer Arbat .

Dann zog das Sekretariat der internationalen Wirtschaftsorganisation der sozialistischen Länder in ein viergeschossiges Gebäude an der Petrowka, einer alten Moskauer Straße. Aber auch dort wurde es zu eng, als der RGW seine Tätigkeit entfaltete.

1967 wurde das neue 30geschossige Gebäude an der Moskwa fertiggestellt. Das RGW-Gebäude wurde gemeinsam von mehreren Bruderländern errichtet. Das Projekt stammt von Moskauer Architekten. Viele sowjetische Fachleute waren an seiner Verwirklichung beteiligt. Die Mauern wurden von polnischen Fachleuten montiert, die Seitenteile mit Keramikplatten aus Rumänien verkleidet. Fachkräfte aus der DDR montierten die elektrotechnischen Ausrüstungen und tschechoslowakische Kollegen die Schnellaufzüge.

RGW-Gebäude Geschichtsbuch

RGW-Gebäude damals

Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

Neben dem Hauptgebäude steht der leicht geneigte Zylinder der Konferenzhalle, deren Ausstattung aus Ungarn stammt. Bulgarische Fachkräfte haben den Sitzungssaal des RGW-Exekutivkomitees ausgestattet. Diese Säle sind durch breite verglaste Gänge mit dem Hochhaus verbunden. Zum Baukomplex gehört auch das 13geschossige Hotel Mir. Das Hotel gibt es noch.

 

 

RGW-Gebäude in Moskau

RGW-Gebäude in Moskau heute, jetzt das Rathaus von Moskau

Moscow City Hall, New Arbat St., Moscow River (Former COMECON Building)

Bildquelle: Von Foma – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10686053

 


 

Zu der Vermögensposition der DDR gehört nach deutscher Auffassung auch der DDR-Anteil an dem Bürogebäude des RGW in Moskau. Es war mit den Beiträgen der Mitgliedstaaten finanziert worden, wovon die DDR 40 Millionen Rubel, etwa ein Sechstel der Baukosten, beigetragen hatte. Der Marktwert des Gebäudes mit 30 Stockwerken wurde Anfang der 1990er Jahre auf 250 bis 300 Millionen US-Dollar geschätzt. Die sowjetische, später russische Regierung hat diesen Anspruch bis heute nicht anerkannt. Da die DDR schon vor ihrem Ende als Rechtssubjekt den Austritt erklärt habe, sei keine Vermögensposition auf vergrößerte BRD übergegangen.[12]

 

Letzter Abschnitt Teil des Beitrages „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (kurz RGW)“ im Schwester-Blog „Kalter Krieg und ‘Entspannungspolitik‘“.

 

 

Ansonsten entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet von Petra Reichel

 

Geschichtsbuch DDR 10 Kopie

 

 

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

RGW-Gebäude

 

Glanz und Elend unter dem landesfürstlichen Absolutismus

Das prunkvolle Leben der Fürsten

Kein Fürst, so klein sein Ländchen auch sein mochte, wollte in Prunk und Luxus hinter seinen Nachbarn zurückbleiben. Besonders prächtig ging es in Dresden zu, wo um 1700 August der Starke als Kurfürst von Sachsen regierte.

Sachsen war eines der am weitesten entwickelten Länder. Handwerk, Handel und vor allem der Silberbergbau des Erzgebirges brachten beachtliche wirtschaftliche Erfolge. Leipzig wurde durch seine Messen zu einem führenden Handelszentrum Deutschlands.

Am Hofe der Kurfürsten wimmelte es von Adligen, die hier als Minister, Generale, Kammerherren, Hofdamen oder auch nur als Gäste des Herrschers lebten. Tausende von Kammerdienern, Zofen, Friseuren, Köchen, Kutschern, Pferdeknechten, Leibjägern, Türhütern, Leibärzten, Tanzmeistern und Musikern bedienten und unterhielten die adligen Müßiggänger. Im kurfürstlichen Schloss in Dresden, im Lustschloss Pillnitz oder im Jagdschloss Moritzburg folgte ein Vergnügen dem anderen. Schon in den frühen Nachmittagsstunden drängten sich die Gäste in den Sälen. Sie tafelten, tanzten und spielten Karten. Bis tief in die Nacht dauerten die Feste.

Über Feste anlässlich neuvermählter Kronprinzessin

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Um seinen Reichtum und seine Großzügigkeit zu zeigen, ließ August der Starke Sänger, Schauspieler und Musiker aus Italien herbeiholen. Die Aufführung einer Oper kostete bisweilen Zehntausende Goldstücke. Manchmal veranstaltete der Kurfürst Jagden. Doch vielen der verwöhnten Adligen war eine richtige Jagd zu beschwerlich. Sie fanden es vergnüglicher, die von Jägern und Bauern in ein sicheres Gehege getriebenen Tiere ohne jede Anstrengung abzuschießen. Bei Wasserfesten, die auf dem Teich vor der Moritzburg abgehalten wurden, fanden Ruderrennen und kostspielige Feuerwerke statt.

 

Die Errichtung prächtiger Bauten

Die Fürsten setzten allen Ehrgeiz daran, ihre Residenzstädte mit neuen Schlössern und Parks auszustatten und auf dem Lande kleinere, aber ebenfalls prunkvolle Schlossbauten errichten zu lassen. Als Vorbild diente zumeist das Schloss Ludwigs XIV. in Versailles. Bisweilen gründeten die Fürsten völlig neue Städte, in denen sie unabhängig von bereits bestehenden Bauten ihr Schloss als Mittelpunkt der Stadt errichteten und damit eine zentrale Stellung im Staat zum Ausdruck bringen konnten. Karlsruhe, Mannheim, Oranienbaum bei Dessau und Ludwigslust sind solche absolutistischen Stadtanlagen.

Das verschwenderische Hofleben an den fürstlichen Residenzen kommt auch im Baustil des 17. Und 18. Jahrhunderts zum Ausdruck. Seine schwungvolle, wuchtig überladene Formenwelt wird als Barock bezeichnet. (Das Wort Barock kommt von dem portugiesischen Wort barocco, das heiß unregelmäßige Perle. Es wurde zuerst im Französischen als Stilbezeichnung verwendet.)

Karlsruhe im Jahre 1742

Karlsruhe im Jahre 1742

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In dem Maße, wie sich das Leben am Hofe immer mehr nach französischem Vorbild „verfeinerte“, verwandelte sich der Baustil in das zierliche, verspielte Rokoko. (Das Wort Rokoko kommt aus dem französischen Wort rocaille, das man mit Muschelwerk übersetzt.)

Die Baumeister legten die Schlossbauten meist systematisch an. Sämtliche Zimmer lagen in einer geraden Achse, so dass der Schlossherr bei geöffneten Türen alle Räume übersehen konnte. Eine besondere Leistung des deutschen Schlossbaues waren die großen prächtig gestalteten Treppenhäuser. Weit über das notwendige Maß hinaus wurden raumverschwendende Treppenhallen gebaut und mit Figuren und Deckengemälden geschmückt. Baumeister, Bildhauer und Maler mussten eng zusammenarbeiten, um eine einheitliche Raumwirkung zu erreichen. Auch die Gärten waren streng geometrisch gestaltet; Bäume, Büsche und Hecken wurden künstlich zurechtgestutzt. Selbst die Natur sollte sich dem Willen des Herrschers beugen. Den Untertanen war der Zutritt zu den fürstlichen Schlössern und Gärten auf das strengste untersagt.

Berliner Zeughaus

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Treppenhaus im Würzburger Schloss

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In Dresden schuf der Baumeister Pöppelmann im Auftrage Augusts des Starken von 1711 bis 1728 den weltbekannten Zwinger.  Mit seinen Pavillons und Galerien dienste dieses Kleinod barocker Baukunst der Hofgesellschaft als Ort für manigfaltige Lustbarkeiten.

Für den preußischen König Friedrich II. erbaute Knobelsdorff einen Sommersitz in Potsdam. Aus einer Skizze des Königs entwickelte der Baumeister den langestreckten, eingeschossigen Bau von Sanssouci. (Das Wort Sanssouci kommt aus dem Französischen und heißt „Ohne Sorge“.) Das in den Jahren 1745 bis 1747 errichtete Schlösschen war den persönlichen Wünschen und Neigungen der Königs angepasst. Ranken, Muschelwerk und zierliches Geschnörkel an Decken und Wänden, Seidentapeten und spiegelbesetzte Wandflächen sich Merkmale des hier angewendeten Rokokostils.

Konzertsaal Schloss SanssouciBildunterschrift Konzertsaal Schloss Sanssouci

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Bibliothek Schloss Sanssouci

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Schloss Sanssouci

Schloss Sanssouci

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Der Zwinger in Dresden

Der Zwinger in Dresden

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Diese und die anderen Bauwerke des Barock und Rokoko sollten in beeindruckender Weise durch Entfaltung von Prunk und Pracht, die Macht des absolutistischen Landesherrn zeigen. Sie sind uns wertvolle Zeugnisse der Schöpferkraft des Volkes, mit dessen Geldern und Arbeitsleistungen sie errichtet wurden. Baumeister, Künstler und Hunderte Handwerker und Arbeiter arbeiteten jahrelang an ihnen. Diese Bauten, soweit sie auf dem Gebiet der DDR standen, zählten zu den kostbarsten Schätzen der Nationalkultur der DDR und standen allen Werktätigen(arbeitenden Menschen) zur Erholung und kulturellen Bildung offen. Nach 1990 haben das die Neu-Bundesländer oder Stiftungen übernommen.

Bereits in der DDR wurde jährlich viel Geld aufgewandt, um  die historischen Bauten und Anlagen zu pflegen und die Schäden, die vor allem durch den Zweiten Weltkrieg entstanden waren, endgültig zu überwinden. Allein der Wiederaufbau des Zwingers, der 1945, also bereits vor Gründung der DDR, sofort begann und 1964 abgeschlossen wurde, kostete 12 Millionen Mark.

 

Die Belastung der Volksmassen

Die Errichtung des landesfürstlichen Absolutismus war untrennbar mit einem höheren Geldbedarf verbunden. Die Aufwendungen für Hofhaltung und Bauten, für Beamte und Heer ließen die Ausgaben sprunghaft ansteigen. Deshalb führten die Fürsten jetzt endgültig die Steuer ein, die jeder Untertan dem Staat zu zahlen hatte, sofern er nicht von ihr befreit war. Dabei waren direkte und indirekte Steuern zu unterscheiden: Die direkte Steuer musste je nach Grundbesitz oder anderem Vermögen in bar entrichtet werden. Die indirekte Steuer  erhob der Staat vor allem auf Verbrauch von Lebensmitteln und Rohstoffen aller Art. Sie wurde in unterschiedlicher Höhe dem Warenpreis zugeschlagen und dann beim Kauf vom Verbraucher bezahlt.  Das kennen wir heutzutage auch. Z.B. die Mehrwertsteuer ist eine indirekte Steuer von heute.

Da die Steuersätze im allgemeinen allmählich, aber stetig anwuchsen, umfassten die Steuern einen immer größeren Teil des Einkommens. Auf dem Lande übertrafen sie bereits die Summe der alten Feudallasten. Zugute aber kamen diese Gelder allen Angehörigen der Feudalklasse, die als Beamte oder Offiziere im Dienste des Fürstenstaates standen.

Die Landesfürsten steigerten Zahl und Höhe der Zölle weiter, um ihre Einnahmen schnell zu vermehren. An Brücken, Kanälen, Straßenkreuzungen, Stadttoren, in Häfen und Grenzorten wurden die Handelswaren mit Zöllen belegt. Das behinderte den Handel auf das schwerste. Die Vielzahl der Zölle, die es in Deutschland gab, verteuerte die Waren übermäßig.

Die Fürstenstaaten hatten aber nicht bloß unterschiedliche Zollsätze, sondern rechneten auch mit verschiedenartigen Münzen, Maßen und Gewichten. Unter diesen Umständen konnte sich kein geschlossenes deutsches Wirtschaftsgebiet herausbilden. Der landesfürstliche Absolutismus verzögerte damit die Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft und die Herausbildung eines bürgerlichen deutschen Nationalstaates weiterhin.

Münzen in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Da die Einnahmen noch immer nicht ausreichten, griffen die Fürsten zu den verwerflichsten Mitteln. Sie verbündeten sich mit den großen auswärtigen Mächten und stellten ihnen für deren Kriege Soldaten zur Verfügung, nur um Hilfsgelder, Subsidien genannt, zu erlangen.

Ihre furchtbarste Steigerung erfuhr diese Politik während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Damals verkauften deutsche Fürsten ihre „Landeskinder“ wie Schlachtvieh dem englischen König. Innerhalb von fünf Jahren wurden 33 000 Soldaten verschachert.

Der Menschenhandel rief weithin Abscheu und Verachtung hervor. Seine Hintergründe schilderte Friedrich Schiller ergreifend in seinem Trauerspiel „Kabale und Liebe“.

Mit Gut und Blut bezahlte das deutsche Volk das Wohlleben einer großen Schar absolutistischer Herrscher, die sich heuchlerisch als seine „Landesväter“ ausgab, und ihrer adligen Schmarotzer.

In der alten BRD und zum Teil noch heute ,nennt man scherzhaft die jeweiligen Ministerpräsidenten der Bundesländer „Landesvater“. Zwischenzeitlich gibt es auch Ministerpräsidentinnen. Diese als „Landesmutter“ zu bezeichnen, klingt seltsam. Darum hat sich diese scherzhafte Bezeichnung der Ministerpräsidenten verloren. Vermutlich hat sie ihren Ursprung in der Zeit des Absolutismus.

Punkte aus Vertrag zwischen England und Fürst von Waldeck 20.04.1776

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Glanz und Elend unter dem landesfürstlichen Absolutismus

Der Frühkapitalismus in Deutschland:

Um 1500 zeigten sich in Deutschland Frühformen des Kapitalismus. Typisch waren technische Erfindungen und neue Formen in Handle und Gewerbe, besonders das Verlagssystem. Riesige Kapitalien in Gestalt von Handels- und Wucherkapital entstanden. Diese Veränderungen bildeten die Grundlage für die allmähliche Entstehung der Klasse der Kapitalisten und die Klasse der Lohnarbeiter.

Die frühkapitalistische Entwicklung stand im Widerspruch zum Feudalismus mit seiner Zersplitterung, seiner feudalen Ausbeutung und seinen Zunftschranken. Die Papstkirche verfeindete sich als größter Feudalherr immer mehr mit allen Klassen und Schichten. Gegen sie musste der erste Schlag geführt werden, wenn in Deutschland die gesellschaftlichen Verhältnisse verändert werden sollten.

Übersicht der Unterthemen:

 

 

 

 

 

 

Die Fuggerei

Die Fugger werden in der offiziellen Geschichtsschreibung und der heutigen, bzw. kapitalistischen Propaganda als „gute Menschen“, als „gute Kapitalisten“ hingestellt. Man denkt als Erstes an die Fuggerei. Das ist die erste Sozialsiedlung der Welt. Kapitalisten handeln nicht uneigennützig und verschenken nichts. Mit Stiftungen und sozialen Wohltaten polieren sie ihr Image auf. Außerdem basieren diese Wohltaten auf der Weitsicht der jeweiligen Kapitalisten, bzw. deren Beauftragten. Denn zufriedene Arbeiter und arme Menschen begehren nicht auf und wünschen keine andere Gesellschaftsordnung. Später war es meist mit dieser Weitsicht nicht weit her. Erst recht nicht heute, wo das kapitalistische System weltweit gesiegt hat(von einzelnen Ausnahmen abgesehen).

Die Fuggerei wurde am 23. August 1521 von Jakob Fugger als Wohnsiedlung für bedürftige Augsburger Bürger gestiftet. Im Stiftungsbrief wurde festgelegt:

„Namlich so sollen soliche hewser Fromen Armen taglönern und handtwerckern und burgern und inwonern dieser stadt Augsburg, die es notturftig sein und am besten angelegt ist, umb gottes willen gelichen und darin weder schankung muet und gab nit angesehen …“

Erbaut wurde die Anlage zwischen 1516 und 1523 unter Federführung des Baumeisters Thomas Krebs. Damals entstanden 52 Wohnungen um die ersten sechs Gassen. Die nach weitestgehend standardisierten Grundrissen erstellten Wohnungen in den durchwegs zweigeschossigen Häusern waren für die Verhältnisse der Entstehungszeit großzügig geplant. Geradezu modern war die Konzeption der Fuggerei als Hilfe zur Selbsthilfe. Die Sozialsiedlung war für von Armut bedrohte Handwerker und Taglöhner gedacht, die aus eigener Kraft, zum Beispiel wegen einer Krankheit, keinen eigenen Haushalt führen konnten. Sie konnten innerhalb und außerhalb der Fuggerei ihrem Broterwerb nachgehen und sollten im Fall der wirtschaftlichen Erholung wieder ausziehen. Den Bewohnern der Fuggerei blieb eine für die damalige Zeit geradezu luxuriöse Privatheit erhalten.

ein Raum des Fuggereimuseums

Raum des Fuggereimuseums(2006 neu gestaltet)

Bildquelle: Von Wolfgang B. Kleiner / context medien und verlag Augsburg – context medien und verlag Augsburg, CC BY-SA 3.0,  Bild ist entsprechend verlinkt

 

Die Fuggerei beherbergte bis ins 20. Jahrhundert vor allem Familien mit oft mehreren Kindern. In die Sozialsiedlung durften nur „würdige Arme“ einziehen. Bettler wurden nach dem Willen des Stifters nicht aufgenommen.

Ihren Namen erhielt die „Fuckerey“ schon 1531. Der erste Fuggerei-Geistliche war der 1925 heiliggesprochene Jesuit Petrus Canisius. 1581/82 errichtete der Baumeister Hans Holl in der Siedlung die von Markus und Philipp Eduard Fugger gestiftete Kirche St. Markus. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Fuggerei von den Schweden bis 1642 weitgehend zerstört. Von 1681 bis zu seinem Tod 1694 lebte Franz Mozart, der Urgroßvater des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, in der Fuggerei.

Erweiterungen der Fuggerei erfolgten in den Jahren 1880 und 1938. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Siedlung bei einem britischen Fliegerangriff in der Augsburger Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 bei zwei Luftangriffen der Royal Air Force auf Augsburg zu etwa zwei Dritteln zerstört. Bereits am 1. März 1944 beschloss das Fürstlich und Gräflich Fuggersche Familienseniorat schriftlich den Wiederaufbau der Fuggerei.

Ab 1945 wurde die Sozialsiedlung mit Mitteln aus der Stiftung nach den Plänen von Raimund von Doblhoff nach historischem Vorbild wieder aufgebaut, sodass bereits 1947 die ersten Gebäude wieder bezogen werden konnten. In den 1950er Jahren war der Wiederaufbau abgeschlossen. Bis 1973 wurde die Fuggerei auf hinzu erworbenen angrenzenden Trümmergrundstücken um etwa ein Drittel auf heute 67 Häuser mit 140 Wohnungen erweitert.

Markuskirche und Herrengasse

Markuskirche und Herrengasse

Bildquelle: Von Martin Kluger / context medien und verlag Augsburg – context medien und verlag Augsburg, CC BY 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Die Fuggerei heute

Die meisten Wohnungen in der Fuggerei sind jeweils etwa 60 Quadratmeter groß und haben jeweils einen eigenen Eingang. Die im Erdgeschoss liegenden Wohnungen verfügen fast alle über einen Garten, die im Obergeschoss über einen Speicher. Die Wohnungen sind an das Fernwärmenetz der Stadt Augsburg angeschlossen. Die mechanischen Türglocken, die per Zug betätigt werden, sind auch im Zeitalter der Elektrik durchwegs erhalten und funktionieren wie vor bald 500 Jahren. Die Gehänge und Handgriffe der alten Glocken unterscheiden sich, angeblich, um in der dunklen Fuggerei (es gab noch kein Licht) Verwechslungen zu vermeiden. Die Aufnahmebedingungen sind immer noch dieselben wie zur Zeit der Gründung: Wer in der Fuggerei wohnen will, muss Augsburger, katholisch und gut beleumundet sein. Die Jahres(kalt)miete für eine Wohnung in der Fuggerei beträgt bis heute den nominellen, inflationsunbeachteten Wert eines Rheinischen Gulden(umgerechnet 0,88 Euro). Die Nebenkosten tragen die Mieter (85,– Euro seit 1. Juli 2013).

Die 2007 eingerichtete Sozialwohnung

Die 2007 eingerichtete Sozialwohnung

Bildquelle: Von context medien und verlag Augsburg – context medien und verlag Augsburg, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Das Ensemble mit acht Gassen und drei Toren ist eine „Stadt in der Stadt“ mit eigener Kirche, „Stadtmauern“ und mehreren „Stadttoren“. Seit dem Jahr 2006 ist für Besucher allerdings nur noch ein Tor geöffnet, das jeden Abend von 22 Uhr bis 5 Uhr vom Nachtwächter geschlossen wird. Fuggereibewohner, die bis 24 Uhr durch das Ochsentor zurückkehren, geben dem Nachtwächter einen Obolus von 0,50 Euro, danach einen Euro. Ab 5 Uhr ist das Haupttor wieder offen. Der Besitz der Fuggereistiftung besteht aus Wäldern und Immobilien und finanziert die Sozialsiedlung bis heute. Als neue wirtschaftliche Einnahmequelle kam ab 2006 der Tourismus hinzu.

Ecke in der Fuggerei

Ecke in der Fuggerei

Bildquelle: Von Lernerfolg at de.wikipedia – Eigenes Werk, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Verwaltet wird die Fuggerei als eine von neun Fuggerschen Stiftungen durch die Fürstlich und Gräflich Fuggersche Stiftungs-Administration. Stiftungs-Administrator ist Wolf-Dietrich Graf von Hundt. Das Aufsichtsgremium der Verwaltung ist das Fürstlich und Gräflich Fuggersche Familienseniorat. Seit dem Jahr 2004 führt mit Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger erstmals eine Frau den Vorsitz des Familienseniorats. In ihm sind außerdem Albert Graf Fugger von Glött sowie Hubertus Fürst Fugger-Babenhausen und Markus Graf Fugger-Babenhausen vertreten.

 

Tourismus in der Fuggerei

Die Fuggerei ist neben dem Augsburger Rathaus das wohl beliebteste touristische Ziel in der Stadt. Ihr Besuch kostet Eintritt, der zur Erhaltung der Fuggerei verwendet wird. Im Jahr 2006 wurde das Fuggereimuseum erheblich erweitert und neu gestaltet. Es beherbergt auch die letzte im Originalzustand erhaltene Wohnung, die im Stil des 18. Jahrhunderts eingerichtet wurde. Seit dem Jahr 2007 zeigt eine komplett eingerichtete Schauwohnung in der Ochsengasse, wie Fuggereibewohner heute leben. Im Jahr 2008 entstand das Museum im „Weltkriegsbunker in der Fuggerei“. Im erhaltenen Luftschutzbunker von 1943 werden die Entstehungsgeschichte des Bauwerks, die Augsburger Bombennacht vom 25./26. Februar 1944, die Wiederaufbaujahre und die Erweiterung der Fuggerei bis 1973 dokumentiert.

Hauptstraße

Hauptstraße

Bildquelle: Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Brunnen in der Fuggerei

Brunnen in der Fuggerei

Bildquelle: Von Lernerfolg in der Wikipedia auf Deutsch – Übertragen aus de.wikipedia nach Commons durch Akkakk., Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

Im Fuggereimuseum, in der Schauwohnung und im Weltkriegsbunker erklären jeweils Filme die Geschichte der Stiftung und der Stifterfamilie. Mehrere Sehenswürdigkeiten in der Fuggerei – von der Kirche bis zum Wohnhaus Franz Mozarts – sind seit 2006 in den Sprachen Deutsch, Italienisch und Englisch beschildert. Im Jahr 2007 wurde in der Fuggerei das erste und bislang einzige Augsburger Denkmal für den Stifter der Fuggerei, Jakob Fugger den Reichen, aufgestellt.

Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger mit Michail Gorbatschow bei dessen Fuggerei-Besuch 2005

Michael Gorbatschow besucht die Fuggerei

Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger mit Michail Gorbatschow bei dessen Fuggerei-Besuch 2005

 

Bildquelle: Von Martin Kluger / context medien und verlag Augsburg – context medien und verlag Augsburg, CC BY 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Im Jahre 2005 besuchte Michail Gorbatschow die Fuggerei. Wozu? Er hat den Hauptbeitrag dazu geleistet, dass der Teil der Welt untergangen ist, wo es ohne Kapitalisten ging und, jede Wohnung eine Sozialwohnung war, auch wenn die Wohnungssituation in den damaligen sozialistischen Ländern angespannt war.

 

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Gotthardtunnel

Unsichtbare Helden der Arbeit

Beispiel: Gotthardtunnel

 

Siehe Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

199 Arbeiter starben während der Bauarbeiten.Von den 171 Toten, die in der Unfallliste im Bundesarchiv erwähnt werden, wurden 53 Arbeiter von Wagen oder Lokomotiven zerquetscht, 49 von Felsen erschlagen, 46 durch Dynamit getötet. 23 kamen auf andere Art ums Leben, einer von ihnen ertrank. Schuld war nach offizieller Angabe jeweils der Zufall oder der Verunglückte selbst. Zahlreiche weitere Männer starben allerdings im Laufe der folgenden Jahre an den Spätfolgen von Unterernährung, Krankheiten und Verletzungen, die sie sich während des Tunnelbaus zugezogen hatten. «Nicht als Todesfälle erfasst wurden diejenigen Arbeiter, die an den Portalen tödlich verletzt oder unheilbar krank wurden, jedoch erst nach ihrer Rückkehr in die Heimat starben. Dieses Korrektiv gewinnt dadurch an Gewicht, dass gerade in Airolo Kranke und Verwundete ‹massenhaft nach Hause geschickt wurden›.»Schuld an vielen Krankheitsfällen war eine Infektion mit dem Hakenwurm Ancylostoma duodenale.

 

Projekt

Nach einer äusserst kurzen Eingabefrist von sechs Wochen trafen sieben Offerten ein. Den Zuschlag erhielt die Genfer Firma «Entreprise du Grand Tunnel du Gothard» des Louis Favre; am 7. August 1872 wurde der von Escher aufgesetzte Vertrag unterzeichnet. Der grösste Konkurrent war die italienische Firma «Società Italiana di Lavori Pubblici» unter der Leitung von Severino Grattoni. Grattoni hatte bereits den mit 12 Kilometern längsten Tunnel der Welt erstellt, den Mont-Cenis-Tunnel. Auch mit dem Gotthard hatte er sich beschäftigt, hatte die Geologie geprüft und Probebohrungen vorgenommen.

Favre, der bisher keinen Tunnel gebaut hatte, der länger war als 1000 Meter, unterbot den Mitkonkurrenten, akzeptierte die ruinösen Vertragsbedingungen und hinterlegte eine Kaution von 8 Millionen Franken. Er versprach eine Bauzeit von acht Jahren – angesichts der unbekannten Geologie ein riskantes Unterfangen. Falls die vereinbarte Bauzeit überschritten würde, drohte eine Geldstrafe von 5000 Franken täglich im ersten halben Jahr und 10’000 Franken in der folgenden Zeit, im Falle einer vorzeitigen Fertigstellung galt der gleiche Betrag als Prämie. Sollte die Verzögerung mehr als ein Jahr betragen, würde die hinterlegte Kaution verfallen. Favre hoffte darauf, die beim Bau des gerade fertiggestellten Mont-Cenis-Tunnels gemachten Erfahrungen nutzen zu können. Zudem stellte er dortige Mineure und Ingenieure ein und kaufte das dort verwendete Tunnelmaterial auf.

Louis Favre

Louis Favre

Bildquelle: Von „Unser 1880s, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Bau

Die Bauarbeiten begannen am Südportal am 13. September 1872 und am 24. Oktober desselben Jahres im Norden. Die Bautrupps bewegten sich im Firststollenverfahren (Belgische Bauweise) aufeinander zu, gearbeitet wurde in drei Schichten rund um die Uhr.

Besonders auf der Südseite kämpfte man schon am Anfang mit großen technischen Schwierigkeiten. Die Belastungen durch instabile Gesteinsschichten, die manchmal alle paar Dutzend Meter ihre Beschaffenheit wechselten, und ständige Wassereinbrüche waren enorm und hielten während der ganzen Bauzeit an, zudem stieg die Temperatur im Tunnel stellenweise auf 33 °C, später auf 40 °C. Ende 1872 war im Norden der Firststollen erst zu 101 m ausgebrochen, im Süden wurde in Handarbeit nur 18 Meter vorgestoßen.

Der Bauunternehmer Louis Favre übernahm die ersten Bohrmaschinen Typ Sommeiller vom Mont-Cenis-Tunnel. Dazu erprobte er die wichtigsten erhältlichen Schlagbohrmaschinen vor Ort. Die beiden Werkstattchefs in Airolo und Göschenen entwickelten die vorhandenen Maschinen weiter. Wichtig war, dass die Maschinen weniger reparaturanfällig wurden und die Schlagbohrmaschinen mit einem automatischen Vortrieb versehen werden konnten. Seguin und Ferroux, die beiden Werkstattchefs, konnten einen signifikanten Fortschritt erzielen. Zu Beginn mussten pro Tag drei Maschinen ausgewechselt werden, gegen Ende des Baus nur noch eine Maschine alle drei Tage. Die Abluft der pneumatischen Schlagbohrmaschinen diente gleichzeitig der spärlichen Belüftung des Tunnels. Je sechs Bohrmaschinen waren auf Lafetten montiert. Mit den Maschinen wurden zirka einen Meter tiefe Löcher gebohrt, die anschließend mit Dynamit gefüllt und gesprengt wurden. Die Nachfrage nach Dynamit war so groß, dass in Bauen am Urnersee eine Sprengstofffabrik gebaut wurde.

Druckluftbohrmaschine

Druckluftbohrmaschine

Bildquelle: Von upload by Adrian Michael – „Unser Gotthard“, Lüönd/Iten, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Eine unzureichende Lüftung erschwerte das Atmen im mit Sprenggasen gefüllten Tunnel: wenn zu wenig Druck vorhanden war, wurde die Maschine bevorzugt, die Lüftung musste warten. Weil die giftigen Dynamitdämpfe Krankheiten in Atemwegen und Augen verursachten, musste die Schichtdauer auf fünf Stunden herabgesetzt werden. Obwohl leistungsfähigere Maschinen aus Belgien eingesetzt wurden, geriet Favre mit seinem Zeitplan mehr und mehr in Rückstand, nach einem Jahr war noch nicht ein einziger Kilometer im Teilprofil geschafft. Favre trieb den Vorstoß schnell voran und vernachlässigte den Vollausbruch. Später kam erschwerend dazu, dass unter dem unterschätzten Bergdruck sämtliche Holzstützen brachen und jeder ausgebrochene Meter sofort ausgemauert werden musste.

1873 beauftragte Oberingenieur Gerwig der Gotthardbahn-Gesellschaft den deutschen Bergingenieur Friedrich Moritz Stapff für die Bearbeitung aller erforderlichen geologischen Untersuchungen. Zuerst war er der Bausektion Airolo zugeteilt, später wurde er Vorstand der geologisch-montanistischen Abteilung bei der Zentralbauleitung in Airolo. Die Aufgaben von Stapff umfassten die Nachführung der bestehenden geologischen Karten, die Beobachtung der geologischen Verhältnisse, wie Temperaturverhältnisse, Wassereinbrüche, Zustand des Felsens, damit der Bau nicht verzögert wurde. Stapff zeichnete alle Gesteinsformationen entlang der Tunnelachse auf und sammelte pro Gesteinsformation ein Handstück. Eine dieser Sammlungen befindet sich heute im Verkehrshaus.

Favre erhöhte die Zahl der Arbeiter ständig. In Göschenen arbeiteten maximal 1645, in Airolo 1302 Arbeiter, vorwiegend Italiener aus den armen ländlichen Gegenden des Piemont und der Lombardei. Die Mineure und Arbeiter lebten in schmutzigen und überbelegten Verschlägen und wurden finanziell ausgebeutet. Ein Mineur verdiente in einer Achtstundenschicht etwa 3.90 Franken. Zwei Drittel ihres Lohnes wurde ihnen für Essen und Unterkunft wieder abgezogen, die Lampen und das Öl dafür – 30 Rappen täglich – mussten sie selber bezahlen. Abgezogen wurden ihnen zudem fünf Franken monatlich für die Kleidung und zwei Franken für die Aufenthaltsgenehmigung in der Schweiz. Ein Teil des Verdienstes wurde in Coupons ausbezahlt, die nur in den betriebseigenen Geschäften eingelöst werden konnten.

 

Niederschlagung eines Arbeiterstreiks(1875)

Am 27. Juli 1875 kam es in Göschenen zu einem Streik der Mineure. Sie verließen die Arbeitsplätze, blockierten den Tunneleingang und verlangten u. a. einen Franken mehr Lohn pro Tag. Eine eilends zusammengestellte, überforderte Polizeieinheit, 21 Mann aus Altdorf, schoss in die Menge, wobei vier italienische Arbeiter ums Leben kamen und mehrere schwer verletzt wurden. 80 Arbeiter reisten nach dem Vorfall ab.

Bauarbeiter um 1880 vor dem Südportal in Airolo

Bauarbeiter um 1880 vor dem Südportal in Airolo

Bildquelle: Von „Unser Gotthard“, Lüönd/Iten, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Das Ereignis wurde durch anklagende Presseberichte auch über die Schweiz hinaus europaweit bekannt. Insbesondere die Hintergründe der Aufstellung der beteiligten Polizeieinheiten wurden hinterfragt. Auf Druck der italienischen Regierung beauftrage der Bundesrat den Bündner Ständerat Hans Hold mit einer Untersuchung. Im veröffentlichen Bericht schrieb Hold, es hätte keinen Grund für den Streik gegeben, obwohl er die Zustände im Tunnel und in den Unterkünften bemängelte. In einem zweiten, lange unter Verschluss gebliebenen Berichtsteil beschrieb Hold die katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen der faktisch rechtlosen Arbeiter und kritisierte die Behörden, dass sie nichts gegen die Ausbeutung der Arbeiter unternähmen. Nach einer weiteren Intervention der italienischen Regierung ordnete der Bundesrat eine zweite Untersuchung über die Lebensbedingungen der Tunnelarbeiter an. Der inspizierende Arzt Laurenz Sonderegger schrieb in seinem Bericht vom 30. März 1876: «Das Elend in den für die Arbeiter hergerichteten Quartieren übersteigt in der Tat alle Begriffe. In kleinen dumpfen Zimmern reiht sich Bett an Bett – elende, halb faule Strohsäcke.» Er erwähnt die schlechte Luft in überfüllten Räumen mit ihren übel riechenden Öllampen, wo neben den Betten auch gekocht werden musste, den Mangel an frischem Wasser, den Schmutz und die miserablen hygienischen Zustände. Die Arbeiter litten an Wurmkrankheiten, Durchfall und Typhus, und viele waren an Silikose erkrankt, die sie sich im Tunnel durch den omnipräsenten Granitstaub zugezogen hatten. Auch zahlreiche Unterkünfte liessen zu wünschen übrig, wie der nachfolgende Auszug aus Sondereggers Bericht aufzeigt: «Ich fand [1880] in Göschenen die Verhältnisse wenig verändert [gegenüber 1876]; die Favre’schen Wohnungen befriedigend, aber in äusserst unzureichendem Umfange, die Privatwohnungen bei Bürgern teils gut, teils erträglich, teils schlecht; die Arbeitercasernen, auf Spekulation gebaut und vermiethet, so skandalös wie früher, besonders bei dem grossen, von 240 Personen bewohnten Hause neben der Post; da liefen Excremente an den Aussenwänden herab und lagen sie in Haufen auf Gängen und in Winkeln; die Zimmer und ihre Mobilien starren von Schmutz, die Fenster sind fest verschlossen, die Luft ist abscheulich, thatsächlich schlechter als in den meisten Schweineställen, weil diese doch Gatterthüren und Luftlöcher haben. Eine Wasserleitung hat man gehorsamst erstellt, aber so, dass sie einfror und zerrissen wurde, den ganzen Winter nichts lieferte und auch jetzt noch ausser Function steht, obwohl es seit Wochen nicht mehr ernsthaft friert.»

Bedenkliche Zustände kamen so ans Licht, bessere Bedingungen wurden gefordert, aber nie durchgesetzt. Niemand fühlte sich zuständig, zudem waren die Bauarbeiten schon zu sehr in Verzug geraten. So blieben die Zustände mehr oder weniger unverändert. Unter diesen Bedingungen war Favres Zeitplan völlig durcheinandergeraten. Neue Abklärungen ergaben, dass die Kosten den Voranschlag um mehr als 100 Millionen Franken überschreiten würden. Im Juni 1874 wurde an einer Schlichtungskonferenz in Bern unter bundesrätlicher Leitung bestimmt, «dass der gänzlich ausgebrochene Tunnel nie mehr als 600 Meter auf jeder Seite hinter der Stollenbrust zurückbleiben darf». Favre hielt sich nicht daran, und die GB stellte die Zahlungen ein, worauf sich Favre und die Gotthardbahngesellschaft in Streitigkeiten verwickelten. Die Kurse der Aktien sanken ins Bodenlose, und zeitweise wurde der Bau in Frage gestellt. Die Nachfinanzierung gelang nur, weil sich Italien und Deutschland nach einer weiteren internationalen Konferenz zu neuen Zahlungen bereit erklärten. Alfred Escher, der die Verantwortung für das finanzielle Debakel der GB trug, musste auf Druck des Bundesrates zurücktreten. Die Finanzierung wurde durch das Alpenbahngesetz gesichert, mit dem die Eidgenossenschaft sich verpflichtete, den Kantonen, die sich an der Gotthardbahn beteiligt hatten, 4,5 Millionen Franken zu zahlen.

 

Tod von Favre(1879)

Am 19. Juli 1879 wurde Favre bei einer Besichtigung im Tunnel bei Kilometer 3 von einem Unwohlsein befallen und starb wenige Minuten später im Alter von 53 Jahren an Herzversagen. Obwohl er den Durchstich nicht mehr erlebte, wurde ihm trotzdem die Ehre zuteil, als erster den Tunnel zu durchqueren: Nachdem die Angehörigen des nördlichen Bautrupps am 24. Dezember 1879 zum ersten Mal den Sprenglärm im Süden vernommen hatten, als nur noch 422 m Fels- und Steinmassen die beiden Baustellen trennten, durchdrang am 28. Februar 1880 um 18.45 Uhr ein Bohrer von Süden her die verbleibende Felswand. Durch das Loch reichten die Arbeiter ihren Kollegen auf der Nordseite eine Blechdose mit einem Bild Favres, das von den Worten begleitet war: «Wer wäre würdiger gewesen, als Erster die Schwelle zu überschreiten, als Favre, der seinen Mitarbeitern Meister, Freund und Vater war. Es lebe der Gotthard!»

Technischer Gesamtleiter wurde 1879 Ernest von Stockalper.

Favres Tod im Tunnel

Favres Tod im Tunnel

Bildquelle: Von upload by Adrian Michael – „Unser Gotthard“, Lüönd/Iten, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Durchschlag (1880)

Am Sonntag, dem 29. Februar 1880, kurz nach 11 Uhr, erfolgte nach sieben Jahren und fünf Monaten der eigentliche Durchstich. Die Abweichungen betrugen seitlich nur 33 Zentimeter und 5 Zentimeter in der Höhe – eine Meisterleistung der damaligen Ingenieurs- und Vermessungstechnik. Das Ereignis wurde in den europäischen Medien gefeiert, der mit 15 Kilometern dazumal längste Tunnel der Welt war entstanden. «Man kann heute sagen, dass die ganze Presse des Kontinents dem Gotthardwerk ihre Huldigung darbringt und den Tribut aufrichtiger Anerkennung zollt.»

Nach Beendigung des Baues forderte die GB von Favres Unternehmung Nachzahlungen in Millionenhöhe, die seinen Nachlass ruinierten. Seine Tochter erhielt jedoch eine lebenslängliche jährliche Rente von 10’000 Franken, die ihr ermöglichen sollte, den Haushalt nach gutbürgerlichen Verhältnissen einzurichten.

 

Vortriebsleistung

Die durchschnittliche Tagesleistung belief sich für die gesamte Arbeitszeit auf 4,47 Meter. Im Vergleich dazu werden mit modernen Tunnelbaumaschinen mittlerweile Tagesleistungen von 18 Metern erreicht, wie beispielsweise beim Ausbruch der Weströhre des Gotthard-Basistunnels. Die Kosten beliefen sich auf knapp 227 Millionen Franken. Durchschnittlich arbeiteten 5472 Mann auf den verschiedenen Baustellen.

 

Eröffnung

Bereits vor der Eröffnung des Gotthardtunnels wurden ab Herbst 1881 Postsäcke durch den im Rohbau fertiggestellten Gotthardtunnel befördert. Anlässlich der offiziellen Eröffnungsfahrt am 1. Juni 1882 kam Alois Zgraggen, dem Kondukteur der letzten Postkutsche, die vor dem Wintereinbruch über den Pass fuhr, die Ehre zu, während der Fahrt den ersten Postsack zu tragen. Vom 22. bis zum 25. Mai 1882 wurde mit über 600 Gästen aus ganz Europa die Einweihung gefeiert.

 

Erster Zug durch den Gotthardtunnel in Richtung Norden im Jahre 1881

Erster Zug durch den Gotthardtunnel in Richtung Norden im Jahre 1881

Bildquelle: Von Unbekannt – Staatsarchiv Tessin, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Der Eröffnungszug in Bellinzona

Der Eröffnungszug in Bellinzona

Bildquelle: Von upload by Adrian Michael – „Unser Gotthard“, Lüönd/Iten, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Diese Helden der Arbeit bekamen keinen Orden, doch ist den beim Gotthard-Eisenbahntunnel verunglückten Arbeitern ein Denkmal gesetzt worden.

1932 wurde zum Anlass des 50. Jahrestags der Beendigung des Tunnelbaus das Denkmal des Tessiner Künstlers Vincenzo Vela(1820–1891) aufgestellt. Vela schuf es 1882 aus eigenem Antrieb und ohne Bezahlung. Es trägt den Titel Vittime del lavoro (Opfer der Arbeit) und ist den beim Gotthard-Eisenbahntunnel verunglückten Arbeitern gewidmet. Es steht in Airolo in der Nähe des Bahnhofs.

Im Tunnel selbst sind die Orte der Unglücke dadurch markiert, dass an die Wand mit weißer Schrift Daten und die Namenskürzel der Opfer des jeweiligen Todesfalles eingetragen sind.

Das Denkmal von Vincenzo Vela

Das Denkmal von Vincenzo Vela

Bildquelle: Von Markus Schweiß at de.wikipedia – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

Golden Gate Bridge

Unsichtbare Helden der Arbeit:

Beispiel: Golden Gate Bridge

 

Siehe Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Golden Gate Bridge

Golden Gate Bridge

 

Bildquelle: Von Rich Niewiroski Jr. – http://www.projectrich.com/gallery, CC BY 2.5,  Bild ist entsprechend verlinkt

 

Die Golden Gate Bridge (englisch für Brücke über das goldene Tor) ist eine Hängebrücke am Eingang zur Bucht von San Francisco über das Golden Gate in Kalifornien. Sie ist das Wahrzeichen der gesamten Bay Area und für viele neben der Freiheitsstatue von New York ein Symbol für die Vereinigten Staaten. Zudem gehört sie zu den wichtigsten Attraktionen San Franciscos. Die Golden Gate Bridge wurde 1984 von der American Society of Civil Engineers in die List of Historic Civil Engineering Landmarks aufgenommen und 1995 zu einem der modernen Weltwunder erklärt.

Golden Gate, um 1891

Golden Gate um 1891

Bildquelle: Von Shepp, James W.; Shepp, Daniel B. – Shepp’s Photographs of the World. Globe Bible Publishing Co. Philadelphia., Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Bau der Brücke

Erste Pläne zur Überbrückung der Bucht stammten schon aus dem Jahr 1872, aber die offensichtlichen Schwierigkeiten – offenes Meer, tiefes Wasser, starke Gezeitenströmungen, Nebel, Stürme und Erdbebenrisiken – führten zu Bedenken, ob der Brückenbau überhaupt möglich und finanzierbar sei.

Auf eine Anfrage der Stadtverwaltung von San Francisco legte Joseph B. Strauss 1921 Pläne für eine kombinierte Ausleger- und Hängebrücke mit einer Spannweite von 1222 Metern vor, die aber wegen ihres Aussehens auf Ablehnung stieß, abgesehen von den Finanzierungsproblemen. Als die Fähren ihre Kapazitätsgrenzen erreichten, wurde das Brückenprojekt energisch weiterverfolgt. 1924 erteilte das Kriegsministerium als Eigentümer der Grundstücke auf beiden Seiten des Golden Gate eine vorläufige Genehmigung, die aber auf heftigen Widerstand stieß, unter anderem durch die Fährgesellschaften, und zu acht Jahren erbitterter juristischer Streitigkeiten führten.

Im Januar 1929 konnte der Golden Gate Bridge and Highway District, die für den Brückenbau gegründete Behörde, ihre Arbeit aufnehmen. Joseph B. Strauss wurde zum Chief Engineer bestellt, sein Mitarbeiter Charles A. Ellis und Clifford E. Paine wurden als Vice-Presidents eingestellt. Außerdem wurde ein sachverständiger Beirat gebildet, dem die bekannten Brückenbauingenieure Leon S. Moisseiff, Othmar Ammann und Charles Derleth, Jr. von der University of California, Berkeley sowie der Architekt Irving F. Morrow angehörten, der die äußere Form der Pylone gestaltete.

Kabelsattel auf einem Pylon der Golden Gate Bridge

Kabelsattel auf einem Pylon der Golden Gate Bridge

Bildquelle:Von Jet Lowe, photographer – Historic American Engineering Record, Library of Congress, Call # HAER CAL,38-SANFRA,140-31Dieses Bild ist unter der digitalen ID hhh.ca1355 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress abrufbar.Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechtsstatus des zugehörigen Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenzvorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen.العربية | čeština | Deutsch | English | español | فارسی | suomi | français | magyar | italiano | македонски | മലയാളം | Nederlands | polski | português | русский | slovenčina | slovenščina | Türkçe | українська | 中文 | 中文(简体)‎ | 中文(繁體)‎ | +/−, Gemeinfrei,  Bild ist entsprechend verlinkt

 

Inzwischen hatten Fortschritte in der Stahl-Herstellung und die von Moisseiff auf Hängebrücken angewandte und weiterentwickelte Deflektionstheorie die ursprünglichen Pläne für die Brücke veralten lassen. Moisseiff hatte Strauss schon 1925 zu einer Hängebrücke geraten. Othmar Ammann zeigte mit der von 1927 bis 1931 gebauten George-Washington-Brücke, dass Hängebrücken mit solchen Spannweiten möglich sind. Strauss hatte deshalb in der Zeit zwischen 1925 und 1929 seine Pläne für die Brücke umgestellt auf eine reine Hängebrücke mit einer Spannweite von 1280 Metern – der längsten Hängebrücke der Welt.

Im Oktober 1929 fand der große Börsencrash statt, mit dem die Great Depression begann. Dennoch gelang es nach heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen im November 1930, die Finanzierung des Brückenbaus durch Anleihen in Höhe von 35.000.000 US-Dollar sicherzustellen. Die Brücke wurde allein mit diesen Anleihen finanziert. Die Tilgung des Kapitals von 35 Millionen US-Dollar und die insgesamt angefallenen Zinsen von 39 Millionen US-Dollar wurden aus den Mauteinnahmen bezahlt, 1971 wurde die letzte Anleihe eingelöst. Nur die heute Alexander Avenue genannte seitliche Zufahrt von Sausalito wurde mit Hilfe des Programms der Works Progress Administration gebaut, einer im Zuge des New Deal von Präsident Roosevelt errichteten Arbeitsbeschaffungsbehörde. Wegen eines weiteren Gerichtsverfahrens musste der Baubeginn aber erneut verschoben werden.

Inzwischen arbeiteten Strauss und sein Ingenieurbüro intensiv an der Planung der Brücke. Charles A. Ellis leitete im Büro in Chicago die Erstellung tausender Berechnungen, die Anfertigung der Ausführungspläne, der Spezifikationen und der Ausschreibungsunterlagen. Dabei beriet er sich häufig per Telegramm und Telefon mit Moisseiff in New York, der bei praktisch allen Hängebrücken jener Zeit, auch bei Ammanns George-Washington-Brücke, um Rat gebeten wurde, holte aber auch Ammanns Meinung ein. Ellis arbeitete unermüdlich an der gewaltigen Aufgabe, als Strauss am 5. Dezember 1931 darauf bestand, dass er Urlaub nehme. Drei Tage vor dem Ende dieses Urlaubs erhielt Ellis ein Schreiben, in dem Strauss ihn aufforderte, seine Unterlagen seinem Stellvertreter zu übergeben und für unbeschränkte Zeit Urlaub zu nehmen. Es wurde nie geklärt, was Strauss zu diesem Schritt veranlasste. Häufig wird vermutet, dass Strauss nicht zulassen wollte, dass seine Rolle als Schöpfer dieses riesigen Bauwerks beeinträchtigt werden könnte.

Am 5. Januar 1933 wurde der Baubeginn mit Veranstaltungen auf beiden Seiten der Meerenge gefeiert.

Der nördliche Pylon wurde unmittelbar auf dem felsigen Ufer errichtet, die Betonfundamente konnten daher ohne Probleme in wenigen Monaten fertiggestellt werden. Die zehn Stockwerke hohen Fundamente des südlichen Pylons wurden dagegen rund 340 Meter vom Fort Point entfernt im tiefen Wasser errichtet. Die dafür als Zugang eingerichtete Behelfsbrücke wurde von einem Schiff zerstört und in schweren Stürmen mehrfach von hohen Wellen beschädigt, so dass der Bau dieser Fundamente zwei Jahre dauerte.

Der Bau der Stahltürme und des stählernen Brückendecks war an die McClintic-Marshall Company vergeben worden, die 1931 von Bethlehem Steel übernommen wurde. Die Einzelteile wurden in Pittsburgh, Pennsylvania hergestellt, zur Kontrolle vorläufig zusammengesetzt, wieder auseinandergenommen und mit der Eisenbahn nach Philadelphia gefahren. Dort wurden sie auf die Schiffe der konzerneigenen Reederei „Calmar Line“ verladen, die sie über eine Strecke von fast 10.000 Kilometern durch den Panamakanal zum Lagerplatz in Alameda in der Bucht von San Francisco fuhren. Die einzelnen Teile wurden dann mit Bargen zur Brücke gebracht. Zwischen den beiden Türmen der Pylone waren Krane montiert, die in Abschnitten von 12 Metern an den gerade fertiggestellten Teilen aufwärts kletterten.

Mit der Installation der Tragkabel und Hänger war, wie auch bei vielen anderen Hängebrücken, John A. „Roebling’s Sons Co.“ beauftragt worden. Das erste dünne Seil wurde mit einem Boot über die währenddessen für die Schifffahrt gesperrte Meerenge gezogen. Mit diesem Seil wurden eine Reihe stärkerer Seile herübergezogen, mit denen die von einem Ankerblock über die Kabelsättel auf den Pylonspitzen zum gegenüberliegenden Ankerblock reichenden Catwalks installiert wurden. An Seilen oberhalb der Catwalks liefen die Räder hin und her, die im Luftspinnverfahren die einzelnen galvanisierten Drähte für die Tragkabel von Ankerblock zu Ankerblock zogen. Für jedes Tragkabel mussten auf diese Weise 27572 Drähte über die Pylone gezogen werden, die zu Bündeln zusammengefasst, nebeneinander ausgerichtet und von Seilpressen zu einem runden Paralleldrahtseil mit 92 Zentimetern Durchmesser geformt wurden. Anschließend wurden sie zum Korrosionsschutz mit einem dünnen Draht ummantelt. Das Luftspinnverfahren für beide Tragkabel dauerte sechs Monate und neun Tage. Damit hatten „Roebling’s Sons. Co.“ dieses Verfahren gegenüber dem Bau der George-Washington-Brücke um 60 % verbessert. Danach wurden die 250 Hängerpaare im Abstand von je 15 Metern über die Tragkabel gehängt, an denen schließlich der Fahrbahnträger befestigt wurde.

Am 19. April 1937 wurden die Arbeiten beendet – etwas vor der vereinbarten Zeit und knapp unter den budgetierten Kosten. Für den Straßenverkehr wurde die Brücke am 28. Mai 1937 um zwölf Uhr mittags durch ein telegraphisches Signal von Präsident Franklin D. Roosevelt aus dem Weißen Haus geöffnet. Zur Eröffnung wurde statt des sonst üblichen Bandes eine Kette durchtrennt. Bereits am Tag davor war die Brücke für Fußgänger freigegeben worden, und 200.000 Menschen nutzten die Gelegenheit für einen Spaziergang.

Insgesamt wiegt das Bauwerk 887.000 Tonnen. Ca. 600.000 Niete halten jeden der beiden Türme zusammen. Der letzte Niet war aus purem Gold gefertigt und wurde zum Abschluss der Bauarbeiten unter großem Presserummel eingeschlagen. Da Gold als Edelmetall sehr weich ist, hielt er den Strapazen des starken Erhitzens und Einschlagens mit dem Hammer nicht stand, löste sich und fiel ins Wasser. Er wurde nie wieder gefunden und schnell durch einen normalen Niet ersetzt.

 

Film Eröffnung Golden Gate Bridge auf Wikipedia

 

 

Half-Way-to-Hell-Club

Um die für unvermeidlich gehaltene Zahl der Unfälle zu reduzieren, hatte Joseph B. Strauss erstmals strikte Anweisung gegeben, dass Schutzhelme getragen werden mussten und dass vor der Montage eines neuen Trägerabschnitts ein Auffangnetz installiert werden musste, das abstürzende Bauarbeiter auffangen sollte. Also die ersten Arbeitschutzmaßnahmen. Dieses Netz rettete während der Bauphase neunzehn Arbeitern das Leben, unter anderem Alfred Zampa. Diese Gruppe der Überlebenden wurde als „Half-Way-to-Hell-Club“ bekannt. Bis Ende Januar 1937 gab es bei den Bauarbeiten einen Toten zu beklagen. Am 17. Februar 1937 stürzte ein mit zwölf Personen besetztes Gerüstteil in das Netz, dieses konnte der Wucht nicht standhalten, und zehn Arbeiter stürzten in den Tod. Es gab somit insgesamt elf Tote, während davon ausgegangen wurde, pro Million Dollar Baukosten einen Arbeiter, also 35 Menschenleben, zu verlieren.