Der Beginn des Befreiungskrieges 1813

„Das Volk steht auf, der Sturm bricht los!“

Durch den Sieg des russischen Volkes über Napoleon erhielt der Widerstand unter den deutschen Bauern und Bürgern einen gewaltigen Auftrieb. Mutig und entschlossen begannen die Patrioten zu handeln, ohne die Entscheidung des preußischen Königs abzuwarten, der  noch immer zögerte.

Sie wussten, dass es eine gerechte Sache war, für die sie eintraten. Ob alt oder jung – keiner wollte zurückstehen, wenn es um die Befreiung des Vaterlandes ging. Waffen wurden geschmiedet oder aus den Verstecken hervorgeholt.  Den noch unentschlossenen rief der Dichter Theodor Körner in einem seiner aufrüttelnden Gedichte zu:Das Volk steht auf, der Sturm bricht los! Wer legt noch die Hände feig in den Schoß?“

Handwerker, Bauern, Bergleute, Studenten – Männer aus verschiedenen Klassen – meldeten sich in Scharen zum freiwilligen Waffendienst. Besonders berühmt wurde das durch Freiwillige aus verschiedenen Gebieten gebildete Freikorps Lützow, dem Friedrich Ludwig Jahn,Theodor Körner und andere hervorragende Patrioten angehörten. Von seinen rühmlichen Taten kündet Körners Lied „Lützows wilde Jagd“.

 

Ausschnitt Geschichtsbuch der DDR Theodor Körner Kopie

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Aber auch Frauen wollten nicht tatenlos zusehen. Einige zogen sich Männerkleidung an und reihten sich in die Freiwilligenabteilungen ein. Zu ihnen gehörte die achtzehnjährige Eleonore Prochaska, die sich als August Renz ausgab und mit den Lützowern kämpfte. Sie gab das Leben für die Befreiung ihres Vaterlandes.

Auszug der Jenenser Studenten 1813

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Eleonore Proschaska Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Brief Eleonores an ihren Bruder Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

An vielen Orten wurden Sammelstellen eingerichtet, die Spenden für die Ausrüstung der Soldaten entgegennahmen. Unzählige Bauern und Bürger opferten ihr Geld, nicht wenige ihre ganzen Habseligkeiten. „Gold gab ich für Eisen“, lautete ihre Losung.

Opferbereitschaft Des deutschen Volkes

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Arthur Kampf, Volksopfer

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Aufruf von Ernst Moritz Arndt:

Aufruf Von Ernst Moritz Arndt

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

 

Der Frühjahrsfeldzug 1813

Als die russischen Truppen bei der Verfolgung Napoleons deutschen Boden betraten, feierte das Volk sie stürmisch als Befreier. „Die Kosaken kommen!“ – für die Franzosen ein Schreckensruf, für die deutschen Bauern und Bürger dagegen ein Grund, zuversichtlich zu sein.

An verschiedenen Orten kämpfte man gemeinsam gegen den französischen Feind. Am 20. Februar 1813 drangen Kosaken bis nach Berlin vor.

Aus Furcht vor dem sich bewaffneten Volk waren der preußische König und viele Adlige noch immer wankelmütig. Am 28. Februar 1813 fiel dann eine bedeutsame Entscheidung: Preußen und Russland schlossen in Kalisch ein Bündnis. Sie verpflichteten sich, gemeinsam die französische Fremdherrschaft zu beseitigen. Es folgte am 16. März 1813 die preußische Kriegserklärung an Frankreich.

Einzug russischer Kosaken in Berlin

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Kriegsverlauf 1813:14

Kriegsverlauf 1813/14

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Bericht aus Berlin über Aktionen der Bevölkerung

Bericht aus Berlin

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In der Zwischenzeit gelang es Napoleon nur unter Schwierigkeiten, eine neue Armee von 500 000 Mann aufzustellen. Die Rheinbundfürsten waren wiederum bereit, ihn mit Soldaten zu unterstützen. Bei den Aushebungen brachen aber in verschiedenen Gebieten Unruhen aus. Napoleon merkte sehr bald, Dass die preußischen Soldaten nicht mehr die von 1806/07 waren. Die kämpften tapfer und waren bereit, das geknechtete Land zu befreien, in dem sie glücklicher leben wollten, als bisher. Auch zahlreiche Offiziere waren patriotisch gesinnt und entschlossen alles zu wagen.

Volkstümlich wie kein anderer wurde Gerhard Leberecht von Blücher(1742-1819).

Seine Soldaten nannten ihn bald „Marschall Vorwärts“, da er den Feind angriff, wo er nur konnte.

In den Maitagen kam es bei Großgörschen, nördlich von Leipzig, und bei Bautzen zu zwei blutigen Schlachten. Napoleon konnte die verbündeten russisch-preußischen Truppen besiegen. Aber seine Armee hatte starke Verluste erlitten. Beide Seiten vereinbarten Anfang Juni einen Waffenstillstand. Sie wollten in dieser Zeit ihre militärischen Kräfte verstärken und weitere Verbündete gewinnen.

 

geschichte-07-ddr-seite-1

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

Bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

Beginn des Befreiungskrieges 1813

 

 

 

 

 

 

Lützowsches Freikorps

Infanterieuniformen des Lützowschen Freikorps (Farbtafel von Richard Knötel)

Infanterieuniformen des Lützowschen Freikorps (Farbtafel von Richard Knötel)

 

Bildquelle: Von Richard Knötel (12 January 1857 – 26 April 1914), Uniformenkunde. Lose Blätter zur Geschichte der Entwicklung der militärischen Tracht (Berlin, 1890), vol. 2, plate 8, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6327268

 

 

Das Lützowsche Freikorps war ein Freiwilligenverband der preußischen Armee in den Befreiungskriegen. Es wurde von Major Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow 1813 errichtet und 1814 als Infanterie-Regiment Nr. 25 bzw. Ulanen-Regiment Nr. 6 in die preußischen Linientruppen übernommen. Obwohl das Freikorps im Krieg gegen Napoleon eher glücklos war, entwickelte es aufgrund seiner Zusammensetzung aus Freiwilligen fast aller deutscher Staaten eine hohe Symbolkraft für die Bestrebungen zur Errichtung eines deutschen Nationalstaates. Von seinen Uniformfarben (schwarzes Tuch, rote Paspeln, goldene Knöpfe) leiten sich die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold her.

Das Freikorps rekrutierte sich ausschließlich aus Freiwilligen. In seinen Reihen dienten neben Preußen auch Bürger anderer deutscher Staaten, die dem Rheinbund angehörten oder wie das Herzogtum Oldenburg und die Provinz Westfalen von Frankreich annektiert waren. Als Selbstversorger und -ausstatter erhielten die Soldaten keinen Sold und rüsteten sich selbst aus. Insgesamt dominierten unter den Freiwilligen die Handwerker, lediglich bei den Jägern gab es einen überdurchschnittlichen Studentenanteil. Das Freikorps verdankte seine Popularität nicht zuletzt seinen prominenten Mitgliedern, wie dem 1813 gefallenen Dichter Theodor Körner, der dem Freikorps das bekannte Lied „Lützows wilde Jagd“ widmete. Carl Maria von Weber vertonte es ebenso wie Körners kurz vor seinem Tod verfasstes „Schwertlied“. Weitere berühmte Mitglieder waren der Turner Friedrich Friesen, „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, Joseph von Eichendorff, ein bedeutender Dichter der deutschen Romantik, sowie der spätere Begründer der Kindergärten Friedrich Fröbel. Mit Eleonore Prochaska, alias Jäger „August Renz“, und Anna Lühring hatten sich auch zwei namentlich bekannte Frauen, als Männer verkleidet, an dem Kampf des Freikorps beteiligt.

Eleonore Proschaska Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Brief Eleonores an ihren Bruder Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Das Freikorps hatte zeitweise eine Stärke von über 3500 Mann, die sich 1814 wie folgt zusammensetzte:

  • Die Infanterie (insgesamt rund 2900 Mann) gliederte sich in drei Bataillone zu je vier Musketierkompanien und einem Jägerdetachment. Beim 2. Bataillon gab es statt der 3. Musketierkompanie eine starke Tiroler Schützenkompanie.
  • Die Kavallerie (insgesamt rund 600 Mann) gliederte sich in fünf Eskadronen, die mehrheitlich als Ulanen ausgestattet waren, während die 4. und 5. Eskadron Husaren waren. Die 2. Eskadron war anfänglich als Jäger zu Pferde organisiert.
  • Die Artillerie (insgesamt rund 120 Mann) bestand aus je einer schwachen Batterie zu Fuß und zu Pferde.

Die Uniformen waren grundsätzlich schwarz, weil Schwarz der einzige Farbton war, der sich durch Einfärbung der in den Armeedepots und auf dem Markt vorhandene unterschiedlichen Tuchvorräte herstellen ließ. Dazu kamen Rot als Abzeichenfarbe der Vorstöße und goldfarbene Messingknöpfe. Musketiere, Artillerie und Ulanen trugen Litewkas, Husaren Dolman und Mente, eine mit Pelz verzierte Jacke, während die Schützen eine am österreichischen Vorbild orientierte hechtgraue Uniform mit hellgrünen Abzeichen trugen. Allgemein wurden Tschakos getragen, nur die Schützen hatten österreichische Jägerhüte. Die Lanzenfähnchen der Ulanen waren Schwarz-Rot.

Uniform ausgestellt in der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte in Rastatt.

Uniform ausgestellt in der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte in Rastatt.

Bildquelle: Von Ziko van Dijk – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36810479

 

Freiwillige aus fast allen deutschen Gebieten trafen zusammen und warben aus ihrer Heimat weitere Freiwillige für diesen oder einen anderen Verband. Die schwarze Farbe der Uniform, damals durchaus ungewöhnlich, zusammen mit ihren riskanten und auch verlustreichen Unternehmungen und den berühmten Mitgliedern, führten rasch zur Entstehung eines Mythos, der weitere Kräfte in Form von Spenden und Unterstützung aus der Zivilbevölkerung mobilisierte. Nach dem Sieg über das Frankreich Napoleons wurde das Freikorps Lützow zu einer Ikone und zur tatsächlichen Keimzelle der wachsenden Nationalbewegung, die nach der Unabhängigkeit auch die Vereinigung der Deutschen anstrebte.

Lützower Kavallerie im Gefecht (Im Vordergrund zwei Husaren, dahinter Jäger zu Pferde)

Lützower Kavallerie im Gefecht (Im Vordergrund zwei Husaren, dahinter Jäger zu Pferde)

Bildquelle: Von Stadtmuseum Güstrow, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10350961

 

 

Die Uniformfarben des Freikorps wurden legendär. Nach dem Krieg trugen manche seiner Mitglieder diese Uniform weiter, als sie ihr Studium an der Universität Jena fortsetzten. Sie gründeten 1815 in dieser Uniform auch die neuartige, weil gesamtdeutsch ausgerichtete Urburschenschaft. So wurden die Farben Schwarz-Rot und dann Schwarz-Rot-Gold ab 1815 die Farben der Burschenschaftsbewegung und verbreiteten sich von Universität zu Universität als Zeichen des Einheits- und Freiheitswunsches. Veteranen des Freikorps nahmen daher 1817 auch am Wartburgfest teil.

 

entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Der Befreiungskrieg 1813/14

…war ein nationaler Unabhängigkeitskrieg des deutschen Volkes im Rahmen eines Koalitionskrieges europäischer Staaten gegen die napoleonische Fremdherrschaft.

Der Sieg des russischen Volkes über die Armee Napoleons I. (1769-1821) im Jahre 1813 führte zu einem großen Aufschwung der Unabhängigkeitsbewegung in den deutschen Staaten. Als die russischen Truppen nach Ostpreußen vordrangen, erhob sich das Volk zum gemeinsamen Kampf gegen die französischen Unterdrücker. König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) musste dem Volkswillen Rechnung tragen, wollte er seine Herrschaft erhalten. Am 28.02.1813 unterzeichnete Preußen einen Bündnisvertrag mit Russland, dem am 16.03. die Kriegserklärung Preußens an Frankreich folgte. Eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau einer zahlenmäßig starken und kampfkräftigen Armee waren die von der preußischen Militär-Reorganisationskommission unter der Leitung von Scharnhorst durchgesetzten Reformen.

Freiwillige Jägerabteilungen wurden aufgestellt, die Landwehr und der Landsturm gebildet. Im Hinterland des Gegners operierten Freikorps. Das bekannteste war das Freikorps unter Adolf von Lützow (1782.1834).

Im Frühjahrsfeldzug 1813 konnten die napoleonischen Truppen in den Schlachten bei Großgörschen am 02.05. und bei Bautzen am 20./21.05. Siege erringen, erlitten aber erhebliche Verluste. Beide Seiten bedurften einer Kampfpause zur Reorganisation ihrer Armeen. So wurde am 04.06. ein Waffenstillstand geschlossen, der bis zum 10.08. dauerte. In diesen Monaten schlossen sich Großbritannien, Schweden und Österreich dem Krieg gegen Frankreich an, wodurch seine reaktionären Züge verstärkt wurden und der Volkswiderstand zurückgedrängt wurde.

Im Herbstfeldzug 1813 errangen die verbündeten Armeen Siege bei Großbeeren am 23.08. und an der Katzbach am 26.08.

In der Schlacht vor Dresden am 26./27.08. errangen die napoleonischen Truppen einen taktischen Erfolg. Ende September führte Blücher die Schlesische Armee bei Wartenberg über die Elbe und erzwang damit gemeinsame offensive Handlungen der Verbündeten und letztlich die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. Bis 19.10., in der die französische Armee die entscheidende Niederlage erlitt.

Napoleon stellte in Frankreich eine neue Armee auf, die Kämpfe gegen die im Dezember über den Rhein vorgedrungenen verbündeten Truppen führte. Vom 10. Bis 18.02. 1814 errang die französische Armee noch einige Siege, ehe sie endgültig geschlagen wurde.

Das deutsche Volk hatte seine Befreiung von napoleonischer Fremdherrschaft erkämpft, die feudale Zersplitterung der deutschen Staaten und die reaktionäre Herrschaft des Feudaladels blieben erhalten.

Das bürgerliche Militärwesen setzte sich in Preußen durch. Völlig neu in der Kriegsgeschichte was das Zusammenwirken großer selbstständiger Armeen, die sich gegenseitig unterstützten. Die preußische Armee, die vom Opfermut und der patriotischen Begeisterung des Volkes getragen wurde, bewies hohe moralische und kämpferische Qualitäten.

Der Befreiungskrieg und die Waffenbrüderschaft der preußischen und russischen Soldaten gehörten zu den militärischen Traditionen der DDR.

Blüchers Rheinübergang Befreiungskrieg 1813 - 14

Blüchers Rheinübergang

Entnommen aus dem Jugendlexikon Militärwesen/DDR 1984

 

 

Jugendlexikon Militärwesen DDR Kopie

 

Entnommen aus dem Jugendlexikon Militärwesen/DDR 1984

Bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Jugendlexikon Militärwesen/DDR 1984

Befreiungskrieg 1813-14

Eleonore Prochaska

Marie Eleonore Proschaska, geboren am 11. März 1785 in Potsdam, gestorben am 5. Oktober 1813 in Dannenberg, war eine Deutsche Soldatin in den Befreiungskriegen.

Siehe Beitrag auf You Tube:

 


 

Eleonore Prochaska kam am 11. März 1785 in Potsdam zur Welt. Ihr Vater war Unteroffizier in einem preußischen Bataillon der Garde. Als er 1793 in den Krieg gegen Frankreich ziehen musste, war die Mutter nicht in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern. Eleonore und ihre drei Geschwister wurden in das Große Militärwaisenhaus in Potsdam eingewiesen. Dort blieb sie bis 1797 und kehrte dann zu ihrem Vater zurück, der den Dienst verlassen hatte und von seiner Rente und vom Musikunterricht lebte. Um 1808/1809 interessierte sie sich für die Volksaufstände in Spanien und Tirolgegen Napoleon. Um diese Zeit verließ sie den väterlichen Haushalt und um 1810 diente sie als Köchin in einem Potsdamer Bürgerhaus.

Gedenktafel am Haus Lindenstraße 34 in Potsdam

Gedenktafel am Haus Lindenstraße 34 in Potsdam

Bildquelle: Von OTFW, Berlin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4461172

 

 

Ende Juni 1813 trug sie sich unter dem Namen August Renz in die Stammrolle des Jägerdetachements des 1. Bataillons des Lützowschen Freikorps ein. Leutnant Otto Preuße schrieb:

„Wir standen in Sandau an der Elbe. Hier kam auch ein Jäger Renz zur Kompanie – wie sich später zeigte, ein Mädchen Namens Prochaska. Er wurde Flügelmann, 5 Fuß, 8 Zoll, 3 Strich hoch – Es wurden uns englische Schuhe geliefert, alle bedeutend zu groß, doch zu klein für Renz und ich musste besonders für ihn ein Paar arbeiten lassen. Seine Sprache war nicht besonders fein, so dass niemand in ihm ein Mädchen vermuten konnte. Übrigens kochte er vortrefflich in den Biwaks.“[3]

Brief Eleonores an ihren Bruder Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Das Freikorps Lützow verstärkte im Juli 1813 das Armeekorps von General Wallmoden, das an der Niederelbe positioniert war. Als Mitte August der Krieg erneut losbrach, stand Prochaskas Einheit in Büchen. Ihre Abteilung machte die ganze Kampagne mit, wurde aber in den vielen Scharmützeln gegen die Armee von Davout (Lauenburg, Vellahn, Gadebusch, Mölln usw.) nicht eingesetzt. Die Schlacht an der Göhrde im September 1813 wurde die erste ernste Kampfprobe für die Kompanie und für Prochaska.

Eleonore Proschaska Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In der Schlacht an der Göhrde wurde sie durch eine Kartätsche schwer verwundet, als sie versuchte, einen verletzten Kameraden aus der Kampflinie zu tragen. Ein herbeigeeilter Vorgesetzter, der ihre Wunden versorgte, entdeckte ihr wahres Geschlecht und ließ sie in ein Bürgerhaus nach Dannenberg bringen, wo sie drei Wochen später ihren Verletzungen erlag.

Gedenktafel für Eleonore Prochaska an ihrem Sterbehaus, Lange Straße, Dannenberg

Gedenktafel für Eleonore Prochaska an ihrem Sterbehaus, Lange Straße, Dannenberg

Bildquelle: Von Hermann Junghans – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37408791

 

 

Ehrungen

Eine Zeitungsmeldung vom 7. Oktober 1813 berichtete: „Heute morgen um 9 Uhr wurde die Leiche der in der Schlacht bei Göhrde verwundeten Eleonore Prochaska zur Erde bestattet, welche als Jäger im Lützowschen Korps unerkannt ihren Arm aus reinem Patriotismus der heiligen Sache des Vaterlandes geweiht hatte. Gleich einer Jeanne d’Arc hatte sie mutvoll gekämpft den Kampf für König und Vaterland […] Trauernd folgten ihr das hannoversche und russisch-deutsche Jägerkorps, Se. Excellenz der Herr Minister und Grandmaitre de la Garderobe außerordentlicher Gesandter Graf von Grote, Ihr Kommandeur und Oberst Herr Graf von Kielmannsegg, mit sämtlichen Offizieren an der Spitze, und zollten ihrem Mut den letzten Beweis öffentlicher Würdigung ausgezeichneter Tapferkeit und weiblichen Heroismus.“

In der Folgezeit wurde sie als jungfräuliche Heldin stark idealisiert und als die „Potsdamer Jeanne d’Arc“ verehrt. Verschiedene Dramen und Gedichte wurden über sie geschrieben, unter anderem „Auf das Mädchen aus Potsdam, Prochaska“ von Friedrich Rückert.

Im Jahr 1865 wurde an ihrem Grab auf dem St.-Annen-Friedhof in Dannenberg ein Denkmal errichtet und 1889 erhielt ihre Heimatstadt Potsdam ihr zu Ehren ein Denkmal („Der Heldenjungfrau zum Gedächtnis“), das sich auf dem fast vollständig abgeräumten Alten Friedhof erhalten hat.

Grabstätte von Eleonore Prochaska auf dem ehemaligen St.-Annen-Friedhof in Dannenberg

Grabstätte von Eleonore Prochaska auf dem ehemaligen St.-Annen-Friedhof in Dannenberg

 

Bildquelle: Von Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37344683

 

 

Auch musikalisch wurde ihr ein bemerkenswertes Denkmal gesetzt: Ludwig van Beethoven komponierte zum Gedenken an die Heldin zu dem (verschollenen) Schauspiel „Leonore Prohaska“, geschrieben vom Königlich preußischen Geheimsekretär Friedrich Duncker (1815), eine Schauspielmusik, bestehend aus einem Krieger-Chor, einer Romanze, einem Melodram und einem Trauermarsch (Werk ohne Opus 96). Eine literarische Würdigung erfuhr das Schicksal der ungewöhnlichen Frau durch den von Birgid Hanke verfassten Roman „Flammen der Freiheit“ (2013).

Denkmal für Eleonore Prochaska auf dem Alten Friedhof (in Potsdam)

Denkmal für Eleonore Prochaska auf dem Alten Friedhof (in Potsdam)

Bildquelle: Von karstenknuth – Eigenes Werk (Originaltext: eigene Arbeit), Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5705194

 

 

 

Der Mythos der Lützower Trommlerin

 

Der Leutnant Friedrich Christoph Förster, der am Angriff der Lützower an der Göhrde teilnahm, erzählte in seinem 1863 erschienenen Buch, wie Prochaska, um ihre Kameraden zu ermutigen, mit einer liegen gelassenen Trommel den Angriff fortsetzte. Als sie schwer getroffen wurde, konnte sie noch Förster ihre weibliche Natur preisgeben: „Herr Leutnant, ich bin ein Mädchen.“

Die Geschichte der Trommlerin fand sofort eine große Verbreitung und heute noch ist dieses Bild der Lützower Trommlerin von der Person Prochaska nicht weg zu denken.

Dieser Bericht von Förster ist allerdings von ihm frei erfunden worden. Alle früheren Quellen sind einig über die Tatsache, dass Prochaska getroffen wurde, als sie einen Kameraden aus der Feuerlinie wegtragen wollte und dass sie sich nicht dem Leutnant Förster, sondern wahrscheinlich dem Feldwebel Markworth, einem Schullehrer aus Berlin, offenbarte.

Ihre Person wurde immer wieder neu interpretiert und erfuhr im Laufe der Zeit mehrere Vereinnahmungen aus verschiedenen politischen Richtungen. Prochaska wurde nach und nach eine Symbolfigur für Patrioten, Nationalisten, Kriegsbefürworter, Kommunisten und Feministinnen.

 

Proschaska und die Gender-Forschung

 

Seit den 1990er Jahren bietet die Geschlechterforschung (mit zum Beispiel der deutschen Historikerin Karen Hagemann) eine neue Interpretation der Figur Prochaskas an. Mit der Einführung der Wehrpflicht in Preußen nach der vernichtenden Niederlage von Jena 1806 und während der Befreiungskriege 1813 hätte sich eine neue Ausformung der Männlichkeit herauskristallisiert. Der Mann wird Nationalkrieger und Staatsbürger und gegenüber dem mutigen männlichen Kämpfer entwickelt sich als Pendant eine „vaterländische“ Weiblichkeit. Frauen bekommen dabei die Rolle von „Heldenmüttern“, „Kriegerbräuten“ oder „hochherzigen Pflegerinnen“. In diesem Zusammenhang erscheint Prochaska (so wie die anderen Frauen, die in den Befreiungskriegen gekämpft haben) als Person, die den Handlungsrahmen ihrer zugedachten Rolle als Frau aus patriotischen Gründen nicht akzeptiert und überschreitet. Prochaska zieht in den Krieg, nicht nur um zu kämpfen, sondern auch um ihre Aufgaben als Bürgerin wahrzunehmen.

 

Andere Frauen in den Befreiungskriegen

 

Neben Eleonore Prochaska haben während der Freiheitskriege noch weitere Frauen in den beteiligten Armeen gekämpft, so beispielsweise die russische Offizierin Nadeschda Durowa oder die Tirolerin Katharina Lanz. Allerdings wurden fast alle, nachdem sie als Frauen erkannt wurden, aus dem Militärdienst entlassen. Die einzige Ausnahme war wohl Friederike Krüger (1789–1848), die dank Protektion ihres Brigadekommandeurs der einzige bekannte weibliche Unteroffizier der preußischen Armee wurde. Zuletzt diente sie im 2. Garde-Regiment zu Fuß. 1816 wurde ihr Abschiedsgesuch bewilligt und sie zog sich in das Zivilleben zurück.

 

Siehe auch:

Liste als Mann verkleideter Militärpersonen

 

Heute gibt es in einigen Ländern, darunter auch im heutigen Deutschland, offiziell Frauen bei der Armee, auch in der kämpfenden Truppe. Das ist aber umstritten.

 

Anmerkung: Kein Geschichtsbuch schreibt, wie als Mann verkleidete Frauen es geschafft haben sich zu waschen, Wäsche zu wechseln und auf Toilette zu gehen.(An die Monatshygiene muss man bei Frauen auch denken.)

 

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

 

Theodor Körner

Carl Theodor Körner, geboren am 23. September 1791 in Dresden, gestorben am 26. August 1813 im Forst Rosenwo bei Lützow bzw. Gadebusch, war ein Dichter und Dramatiker. Berühmt wurde er für seine Dramen für das Wiener Burgtheater und besonders seine Lieder in den Befreiungskriegen. Nachdem er  im Lützwschen Freikorps gefallen war, wurde er zu patriotischen Identifikationsfigur.

Theodor Körner, porträtiert von seiner Tante Dora Stock (nach einer Pastellminiatur von seiner Schwester Emma Sophie Körner), 1813:1814

Theodor Körner, porträtiert von seiner Tante Dora Stock (nach einer Pastellminiatur von seiner Schwester Emma Sophie Körner), 1813/1814

Bildquelle: Von Dora Stock (1788–1815) – Unbekannt, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=617244

Die Familie Körner pflegte regen gesellschaftlichen, künstlerischen und geistigen Austausch. Neben Schiller bestanden enge Kontakte zu Goethe, Heinrich von Kleist, dem Grafen Friedrich Leopold vonGeßler, Christoph Friedrich Nicolai, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Novalis und den Brüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel.

Wie der Vater verfügte Körner über musikalisches Talent. Er besaß zeichnerische Begabung wie seine Mutter und seine Schwester Emma, die das letzte Bild Theodors bei seinem Aufenthalt als Lützower Jäger im April 1813 von ihm schuf. Beide sangen später an der zelterschen Liedertafel und Theodor in Wien in Streichers Chor. Er beherrschte auch eine Anzahl Instrumente, am liebsten war ihm jedoch die Gitarre.

Zunehmend machte sich seine dichterische Begabung bemerkbar. Kaum eine von Emmas Freundinnen wurde von ihm nicht dichterisch umworben: „An Augusten“, „An Theresen“, „An Henriette“ sind die Titel einiger Gedichte.

1808 begann er sein Studium an der Bergakademie Freiberg und schloss sich der damaligen Landsmannschaft der Montanen, dem heutigen Corps Saxo-Montania an. Dort wurde er vom Geologen Abraham Gottlob Werner gefördert. Zunächst interessierte er sich mehr für die praktische Seite, fuhr in Bergmannstracht unter Tage und fühlte sich bei der harten Arbeit der mächtigen Natur verbunden. Später wandte er sich allerdings der theoretischen Seite zu. Häufige ausgedehnte Fußreisen führten ihn zur Burg Gnandstein, von Dresden über das Elbsandsteingebirge ins Böhmische Mittelgebirge und ins Riesengebirge. Eine reichliche Auslese von Naturgedichten war die Folge.

Bereits 1810 erschien sein erster Gedichtband, die „Knospen“,bei Göschen.

Im Sommer desselben Jahres wechselte er an die Universität Leipzig, schloss sich der damaligen Landsmannschaft Thuringia an und begann Geschichte und Philosophie zu studieren. Körners Studentenleben gestaltete sich der Zeit entsprechend wild, und wenn es galt, der adligen Koterie Paroli zu bieten, war er stets dabei. Aufgrund der drohenden Relegation nach einem verbotenen Duell wechselte Körner 1811 nach Berlin, stiftete dort das Corps Guestphalia I und hörte Vorlesungen bei Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Schleiermacher und Barthold Georg Niebuhr. Dort sang er in der zelterschen Sing-Akademie zu Berlin und turnte unter Friedrich Ludwig Jahn und Friedrich Friesen.

Körners handschriftliche Beschreibung des Systems der Hiebe beim Fechten, entstanden in seiner Freiberger Studienzeit

Körners handschriftliche Beschreibung des Systems der Hiebe beim Fechten, entstanden in seiner Freiberger Studienzeit

Bildquelle: Von Theodor Körner – Einst und Jetzt Band 4 (1959) nach Seite 16, nach Vorlage aus dem Körner Museum in Dresden (Im 2. WK vernichtet), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12436579

Eine Krankheit mit Fieber machte einen längeren Aufenthalt in Karlsbad erforderlich. In dieser Zeit erfolgte die Relegation von allen mit Leipzig in Kompaktatverhältnis stehenden Universitäten, wozu auch Berlin gehörte. Nach Heidelberg wollte, aber nach Wien sollte der allzu temperamentvolle Student auf Wunsch seines Vaters nun gehen.

In Wien hatte er freundschaftliche Kontakte zu den ihm aus seinem Elternhaus Bekannten, insbesondere zu Wilhelm von Humboldt, aber auch zu Friedrich Schlegel, dessen Frau Dorothea und ihrem Sohn Philipp Veit. Freundliche Aufnahme fand er im Salon der Baronin Henriette von Pereira-Arnstein, Tochter der Fanny von Arnstein, wo er häufig seine Gedichte oder einige der damals im Schwange verbreiteten Schauergeschichten vortrug. Auch lernte er dort die Dichterin Caroline Pichler kennen.

Gedenktafel an Wohnung Wien

Gedenktafel: Köllerhofgasse 3, Körners Wohnung in Wien

Bildquelle: Von Viennpixelart – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=34218253

Zunächst belegte er noch Vorlesungen, doch traten seine Studien zunehmend gegenüber seinem dramatischen Schaffen in den Hintergrund. Binnen weniger Monate hatte er mehrere kürzere Schauspiele, insbesondere Lustspiele, für das Burgtheater geschrieben. Hier lernte er die so hübsche wie talentierte Schauspielerin Antonie Adamberger kennen, Tochter des bereits verstorbenen und von Mozart sehr geschätzten Hofsängers Josef Valentin Adamberger. Eine tiefe Leidenschaft ergriff ihn, und noch 1812 verlobten sich beide.

Im Sommer 1812 schrieb Körner sein größtes Drama, den „Zriny“.DieParallele des ungarischen Heldenkampfes gegen die türkischen Eroberer zu dem Freiheitskampf gegen die französische Fremdherrschaft war unverkennbar.

Eine glanzvolle Karriere als Dramatiker schien ihm offenzustehen, denn sowohl vom Fürsten Lobkowitz als auch vom Grafen Ferdinand Pálffy erhielt er Anstellungsverträge als Theaterdichter. Körner entschied sich für die Stelle am Burgtheater und erhielt als solcher den Titel eines k. k. Hoftheaterdichters. Auf diese Weise lernte er auch Ludwig van Beethoven kennen, für den er im Februar 1813 das Opernlibretto „Ulysses’ Wiederkehr“ entwarf. Aber bereits im März 1813 kündigte er diese Stelle, als Preußen sein Volk im Kampf gegen Napoleon zu den Waffen rief.

Als bereits prominenter Dichter trat Körner dem Lützowschen Freikorps bei, das sich gerade in Breslau(heute Polen) formierte, und traf unter den dort enrollierten Patrioten alte Bekannte wie Jahn und Friesen.

Körner, durch frühere tagelange Wanderungen in Böhmen und Sachsen an ermüdende Märsche gewöhnt, ließ sich zunächst der Infanterie zuteilen, die im schlesischen Zobten(heute Polen) Quartier bezog. „Frisch auf, ihr Jäger, frei und flink“ und andere Gedichte schrieb er in rascher Folge, schon wurden sie zu bekannten Melodien von seinen Kameraden gesungen. Ein von ihm verfasster Choral erklang zur Einsegnung des Korps in der Kirche zu Rogau(heute Polen) am 27. März. Am folgenden Tage rückte die Truppe in Richtung Sachsen aus. Dieses war zuvor bereits von verbündeten Truppen besetzt worden. Am 6. April erreichte der Dichter, der seinem Korps als Marschkommissar vorauseilte, Dresden und besuchte seine Familie.

Die Lützower zogen über Leipzig, wo auf dem Schneckenberg das bekannte Lied „Lützows wilde verwegene Jagd“ entstand, nordwärts und hatten so keine Gelegenheit, an den sich vornehmlich weiter südlich abspielenden Kampfhandlungen teilzunehmen.

 

Verdrossen meldete der tatendurstige Dichter, der mittlerweile zum Leutnant befördert worden war, nach Hause: „Derweilen sitze ich hier an der Elbe und recognoscire, und finde nichts, sehe nach Westphalen über, und sehe nichts, lade meine Pistolen, und schieße nichts.“ Eins seiner dort entstandenen Gedichte lautete folgerichtig „Missmut“.

Der weitere Marsch nach Norden zur Unterstützung des Wallmodenschen Korps endete, als Hamburg aufgegeben wurde. Lützow wendete sich wieder nach Süden.

Am 24. Mai trat der Dichter zur Kavallerie über, da er hoffte, hier seinem Tatendrang genügende Aufgaben zu finden, und avancierte zu Lützows Adjutanten. Tatsächlich kam es nun zu häufigen Geplänkeln und Überfällen auf kleinere Einheiten des Gegners. In einem Handstreich beraubte Körner das berühmte Gestüt in Wendelstein an der Unstrut seiner Pferde.

Am 8. und 9. Juni 1813 hatten die Lützower Jäger ihr Biwak in Eichigt im sächsischen Vogtland auf der Husarenwiese neben der Kirche aufgeschlagen; ein Angriff auf Hof in Oberfranken war geplant. Während Lützow bei Pfarrer Johann Christian Wirth gastliche Aufnahme fand, war Körner im Biwak. Die auf der Wiese stehende Linde erhielt aus diesem Grunde den Namen Körnerlinde.

Erst am 9. Juni erfuhr Lützow, zunächst auch nur vage, vom Waffenstillstand, der zwischen den Alliierten und Napoleon geschlossen worden war, und erst am 14. hatte er Gewissheit. Den Bestimmungen nach hätte das Korps bereits zwei Tage zuvor auf preußischem Boden sein müssen. Statt ins neutrale Böhmen zu ziehen, das nur wenige Stunden entfernt lag, ließ Lützow die Freischar über Gera und Zeitz nach Norden marschieren, zur Sicherheit allerdings mit sächsischen Marschkommissaren.

Weitere Einzelheiten Friesen, Körner (sitzend, Mitte) und Heinrich Hartmann auf Vorposten (Gemälde von Georg Friedrich Kersting, 1815)

Friesen, Körner (sitzend, Mitte) und Heinrich Hartmann auf Vorposten (Gemälde von Georg Friedrich Kersting, 1815)

Bildquelle: Von Hannelore Gärtner: Georg Friedrich Kersting. Seemann, Leipzig 1988, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12270200
Theodor Körner liest den Lützower Jägern seine Kriegslieder vor

Theodor Körner liest den Lützower Jägern seine Kriegslieder vor

Bildquelle: Von Richard Knötel (1857 – 1914) – Alte Postkarte der Firma Stengel & Co., G.m.b.H., Dresden, Nummer 29174., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16301561
Theodor Körner, im Lager bei Gadebusch, seinen Kameraden sein „Schwertlied“ vortragend (Glasfenster nach einem Gemälde von Rudolf Eichstaedt im Haus einer Göttinger Studentenverbi

Theodor Körner, im Lager bei Gadebusch, seinen Kameraden sein „Schwertlied“ vortragend (Glasfenster nach einem Gemälde von Rudolf Eichstaedt im Haus einer Göttinger Studentenverbindung)

Bildquelle: Von Ulrich Witt, Friedland, 2005 (Benutzer: DerGoettinger) – Ausschnitt aus einem Glasfenster im Haus der Studentischen Musikvereinigung Blaue Sänger im SV, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2897671

Am 17. Juni 1813 bezogen die Lützower ihr Lager bei Kitzen (südwestlich von Leipzig). Württembergische Truppen unter General Normann stellten sich ihnen entgegen. Dieser versicherteLützow, der in Begleitung Körners vorangeritten war, keine feindlichen Absichten zu hegen, und verwies im Übrigen auf den kommandierenden französischen General Fournier. Dieser schleuderte ihnen jedoch entgegen: „L’armistice pour tout le monde, excepté pour vous !“ Der Angriff der feindlichen Kavallerie traf die Lützower unvorbereitet, sie wurden von der Übermacht regelrecht zusammengehauen. Körner erhielt einen Säbelhieb über den Kopf. Schwer verwundet, gelang ihm noch der Weg nach Großzschocher, wo er sich in einem Gehölz verbarg. Dem Tode nahe schrieb er dort das Sonett „Abschied vom Leben“.

Bauern, die das Holz zur Ausbesserung des Elsterwehres bewachen sollten, fanden den Dichter und brachten ihn in das nahegelegene Gutsgärtnerhaus von Großzschocher. Nach einer Nacht wurde er mit Hilfe des Freundes der Familie Körner, Kunze, auf dem Wasserweg zu dem Arzt Doktor Wendler nach Leipzig gebracht und dort versorgt. Auf die versprengten Lützower, von Napoleon ihrer schwarzen Uniformen halber verächtlich „brigands noirs“ , „schwarze Banditen“, genannt, wurde immer noch Jagd gemacht.

Als er sich einigermaßen stabilisiert hatte, wurde er von Freund zu Freund nach Karlsbad dirigiert. Dabei verbrachte er auch eine Nacht bei seiner Pflegeschwester Julie von Einsiedel auf Burg Gnandstein. In Karlsbad wurde er von seiner Patentante Elise von der Recke gepflegt. Ein Wiedersehen mit seinen Eltern, die ganz in der Nähe in Teplitz weilten, gab es nicht, um seine leidende Mutter zu schonen.

Auf dem Weg zu seinem Korps war Körner bei seinem Patenonkel Graf von Geßler in Reichenbach zu Gast, wo er den Freiherrn vom Stein, Arndt, Blücher und Gneisenau traf. Über Berlin gelangte er zu seiner nun in Norddeutschland kämpfenden Truppe, die ihre Unabhängigkeit eingebüßt hatte und dem Korps Wallmoden zugeordnet worden war.

Fortwährend wurden wieder kleine Streifzüge durchgeführt. Den Abend des 25. August verbrachte Körner mit einer Streifschar unter Lützow auf dem Rittergut zu Gottesgabe. Er soll hier am Klavier gesessen und das zwei Tage zuvor entstandene „Schwertlied“ vorgetragen haben.

In der zweiten Morgenstunde des 26. August 1813 wurde ein feindlicher Transport gemeldet, auf den rasch ein Angriff geplant wurde. Bei dem folgenden Gefecht, das sich im Forst von Rosenow bei Gadebusch abspielte, fiel Theodor Körner. Die tödliche Kugel kam von einem deutschen Schützen, der aus Biebern im Hunsrück stammte.

Er wurde im Dorf Wöbbelin unter der nachmaligen „Theodor-Körner-Eiche“ begraben, wo 1815 auch seine Schwester Emma und 1831 sein Vater Christian Gottfried Körner ihre letzte Ruhe fanden.

Körner-Grab in Wöbbelin

Körner-Grab in Wöbbelin

Bildquelle: Von Niteshift (talk) – Eigenes Werk (photo), CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15987193

Zu seinen Ehren errichteten die Bürger von Frankenberg/Sa. auf dem nahen Haustein (Harrasfelsen) bei Braunsdorf (Niederwiesa) (siehe Sprungsage) am 20. Juni 1864 das Körnerkreuz. Die Inschrift lautet: „Dem Sänger und Helden Theodor Körner. Die Bewohner von Frankenberg/Sa. zur Erinnerung an den 26. August 1863.“

entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel


Körners Wirkung auf die Nachwelt:

Körners teils stürmische, teils gefühlvolle Lyrik entsprach der ebenso romantischen wie vaterländisch kampfbereiten Gesinnung der Generationen in einem Deutschland, das auch nach den Befreiungskriegen noch lange Zeit in viele Einzelstaaten zersplittert war. Körners Sterben als Lützower Jäger erhob ihn zur vorbildhaften Gestalt. Die glaubwürdige Übereinstimmung von Dichtung und Leben empfahl seine Werke für die Lehrpläne erst des Deutschen Bundes, später des Deutschen Reichs. Körners Gedichte aus seinem Buch „Leyer und Schwert“ wurden zum Vorbild für Kriegslyrik späterer Zeit.

„Lützows wilde, verwegene Jagd“ auf Körners Text in Carl Maria von Webers dramatisch-schwungvoller Vertonung ist bis heute ein beliebtes Paradestück des deutschen Männer-Chorgesangs. Professor Kurt Huber zitierte1943 im 6. Flugblatt der Weißen Rose die erste Zeile aus Körners Aufruf (1813): „Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen.“ Marlene Dietrich wählte die Zeile „Hier steh ich an den Marken meiner Tage“ aus Körners Sonett „Abschied vom Leben“ (aus „Leier und Schwert“) als Inschrift für ihren Grabstein in Berlin.

Ausschnitt Geschichtsbuch der DDR Theodor Körner Kopie

Ausschnitt aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

Erste Strophe von Lützows wilde, verwegene Jagd auf einem Gedenkblock der Deutschen Bundespost zum 200. Geburtstag

Erste Strophe von „Lützows wilde, verwegene Jagd“ auf einem Gedenkblock der Deutschen Bundespost zum 200. Geburtstag

Bildquelle: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9837612

Daneben haben die Faschisten Theodor Körner für ihre Zwecke missbraucht. Das Gelände um die Grabstätte Körners und seiner Familie in Wöbbelinwurde 1938 aufwendig zur „nationalen Weihestätte“ umgebaut und diente als Kulisse für Aufmärsche und Vereidigungszeremonien. Die Zeile „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“aus dem Gedicht „Männer und Buben“ lieferte Joseph Goebbels die Textvorlage für die Phrase „Nun Volk, steh’ auf, und Sturm, brich los!“, das Finale der Sportpalastrede.

In der Nachkriegszeit gilt Theodor Körner für die neofaschistische Szene als „Rebell für Deutschland“.

Auch die Neo-Faschisten der heutigen Zeit missbrauchen Theodor Körner für ihre Zwecke.

Auf einer Großveranstaltung im Münchner Löwenbräukeller am 21. April 1990 wurde der Spruch aufgesagt: „Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, / vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott. / Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, / dann richtet das Volk und es gnade euch Gott.“

Im 21. Jahrhundert wird dieser Spruch über das Internet als angebliches Körner-Zitat verbreitet und u. a. bei Kundgebungen und Demonstrationen der Pegida eingesetzt. Am 23. September 2016 publizierte „Der Flügel“,eine von Björn Höcke geführte AfD-nahe Gruppierung, Körners Satz „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“mit dem obigen Spruch.

Das Theodor-Körner-Museum in Wöbbelin bei Schwerin, Teil der dortigen Mahn- und Gedenkstätten, wurde nach der Annexion der DDR renoviert und mit neuem Konzept, d.h. im Sinne der heutigen offiziellen Geschichtsschreibung und Tilgung der Geschichtsschreibung der DDR, am 15. Juni 1997 wiedereröffnet.

Standbilder, Bäume und andere Denkmäler

Die Liste bitte  auf Wikipedia ansehen. Diese ist zu lang, um sie in diesem Beitrag aufzuführen.

entnommen  Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow

Ludwig Adolf Wilhelm Freiherr von Lützow wurde am 18. Mai 1782 in Berlin geboren und ist am 6. Dezember 1834 in Berlin gestorben. Er war ein preußischer Generalmajor. Er wurde vor allem durch das nach ihm benannte Freikorps, die „Schwarzen Jäger“ bekannt.

Adolf von Lützow

Adolf von Lützow

Bildquelle: Von Unbekannt – Österreichische Nationalbibliothek Wien, Porträtsammlung, Inv.-Nr. PORT_00026404_01Scan: via portraitindex.de, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52306648

Ludwig Adolf Wilhelm stammte aus dem mecklenburgischen Adelsgeschlecht Lützow. Sein Vater war der preußische Generalmajor Johann Adolph von Lützow (1748–1819), und seine Mutter Wilhelmine, geborene von Zastrow (1754–1815).

Lützow wurde am 26. Mai 1795 als Gefreiterkorporal im I. Bataillon Garde der Preußischen Armee angestellt. Am 20. Januar 1798 zum Fähnrich befördert, folgte am 10. Dezember 1800 seine Ernennung zum Sekondeleutnant. Da Lützow ein leidenschaftlicher und guter Reiter war, ersuchte er um Versetzung zur Kavallerie. Am 31. Dezember 1804 wurde er in das Kürassierregiment „von Reitzenstein“ in der Garnison Tangermünde versetzt. Im Verlauf der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 wurde das Regiment zerschlagen und seine Reste, unter ihnen der verwundete Lützow, flüchteten in die Festung Magdeburg. Als sich die Kapitulation Magdeburgs abzeichnete, verließ Lützow die Festung. Über Kopenhagen schlug er sich in das belagerte Kolberg durch, um sich dort dem Freikorps Ferdinand von Schills anzuschließen. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt er nach dem Friedensschluss den Orden Pour le mérite und wurde als Stabsrittmeister und Eskadronchef in das 2. Brandenburgische Husarenregiment übernommen. Mehrfach verwundet, verschlechterte sich Lützows Gesundheitszustand derart, dass er um seine Verabschiedung ersuchte. Unter gleichzeitiger Beförderung zum Major wurde ihm am 31. August 1808 der Abschied erteilt.

Lützow versuchte sich danach in der Forstlaufbahn, gab dieses Vorhaben jedoch bald wieder auf. Er fand Kontakte zu preußischen Patrioten um den Kammergerichtspräsidenten Ludwig von Vincke, Berater des Freiherrn vom Stein, und wurde bereits frühzeitig in die Vorbereitung des Kampfes gegen die Herrschaft Napoleon Bonapartes einbezogen. Dies führte ihn im Herbst 1808 nach Kassel,wo Wilhelm von Dörnberg den Widerstand organisierte, und nach Ostfriesland,um dort Aktionen vorzubereiten. Spontan schloss er sich dann mit seinem Bruder Leopold von Lützow am 30. April 1809 dem Zug des Majors von Schill an. Am 5. Mai 1809 wurde er im Gefecht bei Dodendorf schwer verwundet und danach vor ein preußisches Kriegsgericht gestellt. Da er als Mecklenburger in Preußen Ausländer war und auch zuvor aus der preußischen Armee verabschiedet worden war, erkannte das Gericht keine Schuld.

„Lützowhaus“ in Schöneiche, wo Lützow nach seiner Verwundung 1809 gesundgepflegt wurd

„Lützowhaus“ in Schöneiche, wo Lützow nach seiner Verwundung 1809 gesundgepflegt wurde

Bildquelle: Von Marcus Cyron aka User:Kenwilliams – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=822701

Am 20. März 1810 heiratete er Elisa Davidia Margarethe Gräfin von Ahlefeldt.

Am 7. Februar 1811 wurde Lützow wieder in den preußischen Dienst gestellt, zunächst mit einem Wartegehalt, ab 1. Januar 1812 mit einem Festgehalt, aber ohne wirkliche Verwendung im Dienst. Gneisenau hatte ihn für den Fall eines Volksaufstandes zunächst als dessen Leiter in Ostfriesland und Teilen Westfalens vorgesehen. Dies wurde von Scharnhorst konkretisiert, so dass Lützow am 9. Februar 1813 ein Gesuch an den preußischen König richtete, ein Freikorps aufstellen zu dürfen.

Es wurde der berühmteste deutsche Freiwilligenverband der Befreiungskriege. Das Lützowsche Freikorps bestand aus über 3000 vorwiegend nichtpreußischen Freiwilligen und operierte vorwiegend im Rücken des Feindes. Beim Waffenstillstand des Frühsommers 1813 ließ Lützow die vorgegebene Frist zum Erreichen der eigenen Linien verstreichen und wurde mit Teilen seines Freikorps am 17. Juni 1813 bei Kitzen in der Nähe von Leipzig durch napoleonische Kavallerie ohne Vorwarnung angegriffen. Lützow und sein Adjutant Theodor Körner wurden schwer verwundet und entkamen nur mit Mühe. Nachdem Ende 1813 die einzelnen Teile des Freikorps den preußischen Linientruppen zugeteilt worden waren, kämpfte Lützow 1814 in den Ardennen. Am 23. März 1815 wurden aus den Resten des Freikorps zwei Linienregimenter gebildet: aus der Infanterie entstand das Infanterie-Regiment Nr. 25, die Kavallerie wurde zum Ulanen-Regiment Nr. 6 unter dem Kommandeur Oberstleutnant von Lützow. Im Feldzug von 1815 führte Lützow eine Kavallerie-Brigade. Dabei geriet er am 16. Juni bei Ligny verwundet in französische Gefangenschaft.

Für seine Verdienste wurde Lützow am 2. Oktober 1815 mit dem Eichenlaub zum Orden Pour le Mérite ausgezeichnet und einen Tag später zum Oberst befördert. Am 8. März 1817 folgte seine Ernennung zum Kommandeur der Kavallerie-Brigade in Münster. In gleicher Eigenschaft übernahm Lützow am 5. September 1818 die 13. Kavallerie-Brigade in Torgau und wurde am 30. März 1822 zum Generalmajor befördert.

Seine Ehe mit Elisa von Ahlefeldt wurde 1824 geschieden. Am 10. April 1829 heiratete er Auguste Uebel, die Witwe seines 1827 verstorbenen jüngsten Bruders Wilhelm.

1830 erhielt er das Kommando der 6. Kavallerie-Brigade. Dieses Kommando übergab er am 30. März 1833 an den Prinzen Albrecht von Preußen und wurde daraufhin mit Pension zur Disposition gestellt.

Lützows Grab befindet sich auf dem Alten Garnisonfriedhof in Berlin.

Grab auf dem Alten Garnisonfriedhof Berlin

Grab auf dem Alten Garnisonfriedhof Berlin

Bildquelle: Von A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1294928

Ehrungen und Andenken

Die Liste ist sehr lang. Die Liste bitte auf Wikipedia ansehen.

Zwei Punkte, die mit der Ehrung in der DDR zu tun haben, werden hier nachfolgend aufgeführt.

  • Die Farben der lützowschen Uniform – schwarzer Stoff, roter Kragen und goldene Knöpfe – flossen in die Farbgebung der Nationalflagge Deutschlands, bzw. der alten BRD und der DDR ein.

 

 

5 Mark Gedenkmünze der DDR zum 150. Todestag Lützows aus dem Jahr 1984

5 Mark Gedenkmünze der DDR zum 150. Todestag Lützows aus dem Jahr 1984

Bildquelle: Von Matd13, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16154305

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Gebhard Leberecht von Blücher

Bild Blücher aus Jugendlexikon Militärwesen DDR

Bildquelle: Jugendlexikon Militärwesen/ DDR 1984

Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt, geboren am 16. Dezember 1742 in Rostock, gestorben am 12. September 1819 in Krieblowitz/Schlesien(gehört heute zu Polen), war preußischer Generalfeldmarschall. Seiner offensiven Truppenführung verdankte er den Beinamen „Marschall Vorwärts“. Dieser wurde ihm nicht nur von den Deutschen, sondern auch von den damals in den Befreiungskriegen verbündeten Russen verliehen.  Seine beharrliche Vorwärts-Strategie, mit der er gegen das Zögern der drei verhandlungsbereiten Monarchen der Sechsten Koalition im Winter 1813/1814 die Überquerung der Rheingrenze und den Vormarsch auf Paris durchsetzte, führte zur relativ schnellen Niederlage der Franzosen. Den endgültigen Sturz Napoleons führte er durch den Sieg in der Schlacht von Waterloo mit Wellington herbei.Dadurch wurden sie die beiden damals populärsten Kriegshelden der Befreiungskriege in Europa.


Blücher stammte aus dem alten Adelsgeschlecht Blücher.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Bildquellen:
Fürst Blücher von Wahlstatt
Von Schabkunstblatt von P.J.Lützenkirchen – Hans Wahl, Anton Kippenberg: Goethe und seine Welt, Insel-Verlag, Leipzig 1932 S.201, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11627351
Gebhard Leberecht von Blücher
Von artwork: unknown (following Paul Ernst Gebauer); file James Steakley – Für die Freiheit – gegen Napoleon. Ferdinand von Schill, Preußen und die deutsche Nation, ed. by Veit Veltzke (Cologne, 2009), p. 83., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7901899

Sein Vater war der hessen-kasselsche Rittmeister Christian Friedrich von Blücher (1696–1761). Seine Mutter war Dorothea Maria von Zülow (1702–1769) aus dem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht derer von Zülow. Die Familie von Blücher besaß ursprünglich das Rittergut Groß-Renzow. Gebhard Leberechts Urgroßvater verlor diesen Familienbesitz aber während des Dreißigjährigen Krieges. Um kriegerischen Auseinandersetzungen der Stände mit Herzog Karl Leopold zu entgehen, ging seine Mutter nach Rostock, wo Blücher geboren wurde. Gebhard hatte sechs ältere Brüder und zwei Schwestern. Die durchaus ärmlichen Verhältnisse veranlassten seine Eltern, ihn gemeinsam mit seinem älteren Bruder Ulrich Siegfried zur Schwester auf die schwedische Insel Rügen zu schicken. Sie war mit dem schwedischen Kammerherrn von Kradwitz verheiratet. Eine grundlegende geistige Schulbildung genossen die Brüder nicht, vielmehr widmeten sie sich fast ausschließlich der körperlichen Ertüchtigung. Nach Eintritt Schwedens 1757 in den Siebenjährigen Krieg schlossen sich die Brüder 1758 gegen den Willen ihrer Eltern dem schwedischen Husaren-Regiment Sparre an und kämpften gegen Preußen. Blücher wurde im August 1760 als Kornett bei einem Gefecht bei dem Dorf Kavelpaß von dem preußischen Husaren Gottfried Landeck (andere Quellen nennen einen Husaren Martin Krausse oder auch einen alten Husaren [oder Unteroffizier] Pfennig) gefangen genommen und auf das Gut Galenbeck verbracht. Dort bewog ihn Oberst von Belling, der mit Blücher verschwägert war, in preußische Dienste einzutreten, und machte ihn bald darauf zu seinem Adjutanten. Fortan kämpfte er erfolgreich im Husaren-Regiment H8 und stieg vom Kornett bis zum Stabsrittmeister (1771) auf. Bei Kavelpaß erinnert der Blücherstein heute an seine Gefangennahme und den Übertritt in preußische Dienste.

Da Blücher bei Unruhen in Polen (1772) an einem verdächtigen Priester eine Scheinerschießung vornehmen ließ, überging man ihn bei der bevorstehenden Ernennung zum Major und Eskadronschef. Daraufhin verlangte er trotzig seinen Abschied (1773), der ihm von Friedrich demGroßen mit den Worten „Der Rittmeister von Blücher kann sich zum Teufel scheren“ gewährt wurde. Schnell bereute Blücher diesen Entschluss, doch Friedrich verweigerte ihm trotz wiederholter Gesuche und Eingaben den Wiedereintritt in die Armee. Blücher zog sich nach Schlesien zurück, wo er ein Gut erwarb. In Pottlitz (Kreis Flatow in Westpreußen) heiratete er 1773 Karoline Amalie von Mehling (1756–1791), mit der er sieben Kinder hatte. Nach ihrem Tod heiratete er 1795 in Sandhorst bei Aurich Amalie von Colomb (1772–1850), eine Schwester des späteren Generals Peter von Colomb. Etwa 15 Jahre lang besaß Blücher Ländereien in Groß-Raddow bei Stettin, Kreis Regenwalde (Hinterpommern). Am 6. Februar 1782 nahm ihn die Freimaurerloge „Augusta zur goldenen Krone“ in Stargard in Pommernals Mitglied auf.

Nach dem Tod Friedrichs II. stellte Friedrich Wilhelm II. 1787 Blücher wieder in sein altes Regiment ein und beförderte ihn zum Major. 1789 diente er als Oberstleutnant im Regiment der Graf Goltzschen Husaren und erhielt am 4. Juni 1789 von König Friedrich Wilhelm II. den Orden „Pour le Mérite“. Nach dem Feldzug gegen Holland 1790 wurde er Oberst. Nach dem Gefecht von Kirrweiler (gegen Frankreich), in dem er sechs Geschütze eroberte, wurde er 1794 Generalmajor. Blücher übernahm 1795 das Kommando über die gemäß dem Frieden von Basel zum Schutz der Demarkationslinie in Westfalen verbleibenden preußischen Truppen. Sein Hauptquartier war in Münster.

Von 1798 bis 1801 war Blücher Besitzer des Guts Nipnow in der Landgemeinde Schmaatz bei Stolp in Hinterpommern. In Hamm trat er 1799 der Freimaurerloge „Zum hellen Licht“ bei.

Jena und Auerstedt

Im Jahr 1801 ernannte König Friedrich Wilhelm III. Blücher zum Generalleutnant. Blücher wohnte zwei Jahre in Emmerich am Rhein, wo er sich der Freimaurerloge „Pax inimica malis“ (lat., etwa: Friede – Feind des Bösen) anschloss, in der auch seine beiden Söhne und neun seiner Offiziere initiiert wurden.

Porträt für die Freimaurerloge „Pax inimica malis“ in Emmerich

Porträt für die Freimaurerloge „Pax inimica malis“ in Emmerich

Bildquelle: Von artwork: unknown; file James Steakley – Für die Freiheit – gegen Napoleon. Ferdinand von Schill, Preußen und die deutsche Nation, ed. by Veit Veltzke (Cologne, 2009), p. 110., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8067661

1802 nahm Blücher das Hochstift Münster, das Stift Essen und die Reichsabtei Werden für Preußen in Besitz. Blücher wurde Gouverneur der neu errichteten Provinz Westfalen, mit derenOberpräsidenten Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein er Freundschaft schloss. In den Jahren 1802–1806 war er Meister vom Stuhl der Loge „Zu den drey Balken“. Dort ließ er sich auch in freimaurerischer Bekleidung malen.

Bei Ausbruch des Krieges 1806 stieß er mit den westfälischen Truppen zum Korps des Generals Ernst von Rüchel. Vergeblich versuchten beide, den Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen-Kassel zum Kriegseintritt auf preußisch-sächsischer Seite zu bewegen anstatt neutral bleiben zu wollen. Unmittelbar vor Beginn der Schlacht bei Auerstedt erhielt Blücher am Morgen des 14. Oktober 1806 das Kommando einer neu formierten leichten Brigade als Vorhut der Hauptarmee unter Herzog Karl WilhelmFerdinand von Braunschweig. Mit ihr griff er im Frühnebel ohne vorherige Erkundung zweimal die abwehrbereite französische Infanterie an und wurde zurückgeschlagen. Wenig später verlor die preußische Seite infolge der tödlichen Verwundung Braunschweigs ihre Leitung. Die Schlacht endete mit dem Rückzug der Hauptarmee, der in eine allgemeine Flucht überging, als sie auf die panikartig vom Schlachtfeld von Jena flüchtenden Truppen traf. Kurzfristig übernahm Blücher das Kommando über die zweihundert Mann starke Leibschwadron zum Schutz des Königs.

Der Rückzug nach Lübeck

Anschließend sammelte Blücher Teile der versprengten Truppen und brachte mit Scharnhorst – hierbei begann ihre Freundschaft – 34 schwere Kanonen in Sicherheit. Blücher machte Scharnhorst zum Stabschef, und beide planten, französische Truppen auf sich zu ziehen, so dass Preußen neue Truppen aufstellen und die Franzosen erneut angreifen könne. Tatsächlich nahmen die Franzosen die Verfolgung mit drei Korps unter den Marschällen Bernadotte, Soult und Murat auf. Trotz mangelnder Verpflegung und vieler Erschöpfungstoter – in 20 Tagen seit Jena und Auerstedt wurden 700 Kilometer zurückgelegt – gelang es, sich den Franzosen zu entziehen. Anfänglich 10.000 Mann stark, wuchs die Armee durch den Zusammenschluss mit den zurückgehenden Truppen des Herzogs von Weimar am Ostufer der Müritz auf 21.000. Marschall Bernadotte schickte zwei Aufforderungen zur ehrenvollen Kapitulation, die Blücher aber trotz hoffnungsloser Situation ablehnte. Allein bei Strelitz hatte Blücher 5000 Mann durch feindliche Angriffe und Hunger verloren.

Blücher führte nun die Truppen nach Lübeck, das als Freie Reichsstadt neutral und nahezu unbewaffnet war, und die Preußen verschafften sich am 5. November mit Äxten Zugang durch die geschlossenen Tore. Als die Franzosen am 6. November unter Bernadotte angriffen, wurde – entgegen Scharnhorsts Befehl – ein Versuch unternommen, die außerhalb der Stadtmauer stehenden Kanonen in die Stadt zu retten. Das offene Tor konnte von den Franzosen genommen werden. Nach blutigen Straßenkämpfen hatten die Franzosen die Stadt unter Kontrolle und viele Preußen – darunter Scharnhorstund den schwer verletzten Yorck – gefangen. Blücher gelang mit 9000 Mann die Flucht. Mit seinen abgekämpften Soldaten zog sich Blücher über Schwartau nach Ratekauzurück, wo er im Pastorat Quartier nahm. Ein heilloses Durcheinander herrschte im Dorf. Hafer, Heu, Saatklee und Brot, alles wurde beschlagnahmt. Die Kirche wurde aufgebrochen und als Pferdestall benutzt. Französische Artillerie war beim Riesebusch in Stellung gegangen, um Ratekau zu beschießen. Als die Nachricht kam, dass Travemünde in der Hand der Franzosen sei, entschloss sich Blücher, „zugunsten des Dorfes Ratekau und des Pastors Schrödter“ zu kapitulieren. Ein drittes Angebot von Bernadotte zu einer ehrenvollen Kapitulation nahm er diesmal an, freilich mit dem schriftlichen Zusatz, er tue dies nur, weil er keine Munition und Brot mehr habe, und unter der Bedingung einer Ehrerbietung für die preußischen Truppen. Bernadotte akzeptierte diese Bedingungen zuerst nicht, aber da Blücher zu keinen weiteren Zugeständnissen zu bewegen war, gab Bernadotte zur Vermeidung weiterer Kämpfe und Toter nach und ließ entsprechend den Kapitulationsbedingungen die französischen Truppen längs der Straße (Eutin–Lübeck, an der Blüchereiche in Ratekau) zur Ehrerbietung an den vorbeiziehenden tapferen Feind Aufstellung nehmen. Als persönliche Geste verzichtete er auf die Annahme von Blüchers Degen. Während der preußische Armeeführer seine Waffen behalten durfte, legten seine Soldaten ihre Waffen nieder und begaben sich in Gefangenschaft. An der „Blüchereiche“ bei Ratekau wurde 1856 ein Gedenkstein errichtet.

Blüchers Kanonenrettung und der Rückzug nach Lübeck machten ihn zu einer Legende in ganz Europa. König Friedrich Wilhelm III. verlieh ihm darauf im April 1807 den Schwarzen Adlerorden. Für Lübeck begann hingegen die Franzosenzeit. Nach der französischen Gefangenschaft – Blücher durfte sich auf sein Ehrenwort größtenteils frei bewegen –, in der auch Napoleon ihn kennenlernen wollte, wurde er 1807 gegen den französischen General Victor ausgetauscht.

Nach kurzem Aufenthalt am nach Königsberg ausgewichenen Königshof bekam er das Kommando, ein preußisches Hilfskorps dem schwedischen König Gustav IV. Adolf zu unterstellen, und wurde nach Schwedisch-Pommern geschickt, um die Schweden zu unterstützen. Es kam aber zu keinen Kampfeinsätzen mehr. In den folgenden Jahren stieg er zum Generalgouverneur in Pommern und der Neumark (1807) und General der Kavallerie (1809) auf.

Befreiungskriege

Blücher forderte leidenschaftlich den Befreiungskampf gegen Frankreich und wandte sich den preußischen Heeresreformern zu. Damit war er am offiziell mit Frankreich verbündeten preußischen Hofe nicht genehm. Als französische Agenten ihn bei der heimlichen Ausbildung von nicht genehmigten Truppen („Krümpern“) aufspürten, musste er 1812 den aktiven Dienst verlassen. Er lebte daraufhin in Kunzendorf.

Als Preußen 1813 den Krieg mit Frankreich wieder aufnahm, holte man ihn zurück. Zunächst führte Blücher das preußische Korps, danach wurde er Oberbefehlshaber der Schlesischen Armee. In der Schlacht an der Katzbach am 26. August vernichtete er das Heer Marschall Jacques MacDonalds.

Am 9. Oktober 1813 bezog Blücher sein Hauptquartier in Pouch in der Nähe von Bitterfeld, nördlich von Leipzig und schlug am 16. Oktober in der Völkerschlacht bei Leipzig den Marschall Marmont bei Möckern vollständig. Obwohl seine Kavallerie starke Verluste erlitten hatte, verfolgte der frisch ernannte Generalfeldmarschall die Franzosen bis nach Paris.

Auf dem Marsch nach Frankreich sammelte sich die Schlesische Armee im Dezember 1813 auf der rechten Rheinseite auf einer Breite von Mannheim bis Neuwied. Das Zentrum der Armee mit Blücher und den Korps Yorck und Langeron sammelte sich im Raum Kaub auf dem Taunus. In der Neujahrsnacht auf 1814 setzten die Vorhut und erste Truppen in Nachen über den Rhein, während russische Pioniere eine Brücke aus Leinwandpontons bauten. Nach dem Brückenbau in Höhe der Burg Pfalzgrafenstein überquerte Blüchers Armee vom 2. bis 5. Januar den Rhein. Durch den Vormarsch der preußischen Truppen in Frankreich wurde auch die französische Telegraphenlinie von Metz nach Mainz unterbrochen. Zur selben Zeit überquerten das Korps Sacken den Rhein bei Mannheim und das Korps St. Priest den Rhein zwischen Neuwied und der Lahnmündung mit Schwerpunkt Koblenz.

Blüchers Rheinübergang bei Kaub. Historiengemälde von Wilhelm Camphausen

Blüchers Rheinübergang bei Kaub. Historiengemälde von Wilhelm Camphausen

Bildquelle: Von Selbst fotografiert im Mittelrhein-Museum Koblenz, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32123276

Blüchers Rheinübergang Befreiungskrieg 1813 - 14 Kopie

Blüchers Rheinüberquerung bei Kaub.

Bild entnommen aus dem Jugendlexikon Militärwesen, DDR 1984

Die Schlacht bei Waterloo

Nach der Rückkehr Napoleons aus seinem Exil auf Elba übernahm Blücher das 150.000 Mann starke preußische Heer in Belgien, wurde aber in der Schlacht bei Ligny am 16. Juni 1815 geschlagen. Dennoch rückte er vor und griff zwei Tage später mit seiner Armee gerade noch rechtzeitig in die Schlacht bei Waterloo ein und konnte damit die bereits wankenden Truppen des englischen Generals Wellington („Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen“) siegentscheidend gegen Napoleon unterstützen. Zur Belohnung schenkte ihm Friedrich Wilhelm III. ein Stadtpalais in Berlin.

In Absprache mit Wellington, dessen Truppen vollkommen erschöpft waren, rückte Blücher in Eilmärschen anschließend alleine mit seinen Truppen auf Paris vor und besetzte es am 7. Juli 1815. An den anschließend beginnenden Verhandlungen hatte Blücher weder Interesse noch Anteil, sondern hielt sich abseits.

Alter und Tod

Blücher

Gebhard Leberecht von Blücher

Bildquelle: Gemeinfrei,https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=626176

Im selben Jahr wurde Blücher mit dem Blücherstern, einer für ihn gestifteten Sonderform des Eisernen Kreuzes, ausgezeichnet.

Das Eiserne Kreuz mit goldenen Strahlen, genannt „Blücherstern“ (Replik)

Das Eiserne Kreuz mit goldenen Strahlen, genannt „Blücherstern“ (Replik)

Bildquelle: Von Bruce Marvin 11:27, 10. Jul. 2008 (CEST) – eigene Sammlung, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20629135

Im Anschluss an einen Besuch in London, wo er vom König empfangen und als Held gefeiert wurde, zog er sich auf sein Schloss Krieblowitz zurück, besuchte aber regelmäßig Karlsbad. Am 12. September 1819 verstarb er in Krieblowitz und wurde dort später in einem für ihn geschaffenen Mausoleum beigesetzt. Der in den Jahren 1846–1853 neben der Familiengruft errichtete runde Turmbau erlitt durch Kriegseinwirkungen  am 25. Februar 1945 und Vandalismusakte nach dem Kriege Beschädigungen, wobei der Sarg Blüchers beseitigt wurde. Das Grab ist seither leer. Der Verbleib des Leichnams ist unbekannt.

Zur Persönlichkeit

Blücher war bei der Truppe beliebt. Er führte seine Soldaten schon vor der Scharnhorstschen Militärreform ohne körperliche Strafen.

Ihm standen seine Stabschefs, wie Scharnhorst oder Gneisenau loyal zur Seite.

„Marschall Vorwärts“, Gemälde von Emil Hünten

„Marschall Vorwärts“, Gemälde von Emil Hünten

zur Bildquelle bitte aufs Bild klicken

Sein draufgängerisches, gelegentlich tollkühnes Verhalten und leutseliges Temperament  zeichnete ihn vor vielen Generalen der Koalitionsarmeen aus.    Sein Temperament und sein Angriffswille führten zu seinem Spitznamen „Marschall Vorwärts“.

Familie

Blücher war zweimal verheiratet. Seine erste Frau war Karoline Amalie von Mehling (* 1756; † 17. Juni 1791), die er am 21. Juni 1773 geheiratet hatte. Die Eltern seiner Frau waren der polnische Oberst Friedrich Wilhelm von Mehling und Bernhardine von Bojanowska. Er hatte mit ihr sieben Kinder.

Ehrungen und Denkmäler

Blücher war Ehrenbürger von Berlin, Hamburg und Rostock (1816).

Er wurde am 14. Juni 1814 von der Universität Oxford zum Dr. jur. h.c. ernannt und am 3. August 1814 von der Berliner Universität zum Dr. phil. h. c. .

Im Waterloo-Saal der Hauptresidenz Windsor Castle hängt auf dem Ehrenplatz an der Kopfseite das Bildnis von Wellington und an seiner rechten Seite das von Blücher.

George Stephenson nannte eine seiner ersten Lokomotiven „Blücher“.

Blücher ist – neben Hindenburg- der einzige Träger des Sterns des Großkreuzes.

In Köln wurde der Blücherpark nach ihm benannt, in Aachen der Blücherplatz (östlich des Europaplatzes), der um 1868 gebaut wurde. In der Berliner Innenstadt gab es im Bereich des Generalszuges drei (teils nicht realisierte)Benennungen als Blücherstraße und zwei als Blücherplatz sowie einen vorgesehenen Wahlstattplatz; dazu im heutigen Berlin sechs weitere Blücherstraßen.

Die Stadt Kaub am Rhein erinnert seit 1913 mit ihrem Blüchermuseum Kaub an den Marschall und seine Rheinüberquerung von 1814.

Blüchers Rheinübergang Befreiungskrieg 1813 - 14 Kopie

Das erste Denkmal wurde ihm am 26. August 1819 in seiner Vaterstadt Rostock auf dem Blücherplatz errichtet.

In Berlin setzte der König Blücher am 18. Juni 1826 durch Christian Daniel Rauch ein zweites Standbild, anfertigt von dem Bildgießer Lequine. Es stand neben dem Königlichen Palais, gegenüber der Neuen Wache und den Standbildern von Scharnhorst und Bülow.

Ein drittes Standbild, ebenfalls von Rauch, wurde 1827 auf dem in Blücherplatz umbenannten Salzring, dem nach dem Großen Ring größten Marktplatz in Breslau, errichtet.

Des Weiteren findet sich eine Büste in der Walhalla und das Blücherdenkmal von Fritz Schaper in Kaub am Rhein, das am 18. Juni 1894, dem Jahrestag der Schlacht bei Waterloo, enthüllt wurde.

Zudem gibt es in Kaub ein Blücherdenkmal und ein Blücher-Museum.

Im niederschlesischen Krieblowitz,das zwischen 1937 und 1945 „Blüchersruh“ hieß, steht das Blücher-Mausoleum, ein zylindrischer Bau von etwa zehn Metern Höhe.

Für die Denkmalgruppe 30 in der ehemaligen Berliner Siegesallee schuf Gustav Eberlein 1901 eine Nebenbüste Blüchers zum zentralen Standbild von König Friedrich Wilhelm III.

Vermutlich gibt es noch viele Blücher-Denkmäler, die nicht in dieser Liste aufgeführt sind.  Z.B. das Blücher-Haus in Bad Kreuznach.

Blücher Medaillion von 1899 Bad Kreuznach

Blücher-Plakette in Bad Kreuznach

Bildquelle: Website der Stadt Bad Kreuznach/Nachrichtenarchiv „Geschichtshäppchen“

Das Medaillon ist das Werk des italienischen Bildhauers Primo Gennaro Aglietti und stammt aus dem Jahr 1899. Ein Jahr zuvor hatte der Florentiner die Kreuznacherin Elisa Kempff geheiratet und war dadurch zum Schwager des damaligen Blücher-Haus-Besitzers(der Eisenhändler Philipp Jacob Kempff junior)geworden. Siehe Website der Stadt Bad Kreuznach/Nachrichtenarchiv „Geschichtshäppchen“

Nach Marschall Blücher wurden mehrere Schiffe benannt:

Der Blücher (Schuh) geht auf Marschall Blücher zurück, der seine Soldaten mit diesem Schuhmodell (damals noch als Stiefel) für den Siegeszug gegen Napoleon ausstatten ließ. Die international gebräuchliche Bezeichnung verweist noch auf seine Ursprünge als robuster Armeestiefel.

Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost zum 250. Geburtstag

Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost zum 250. Geburtstag

Bildquelle: Gemeinfrei,https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9655996

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel


„Jugendlexikon Militärwesen“ DDR 1984 zu Blücher:

 Jugendlexikon Militärwesen DDR Kopie

Jugendlexikon Militärwesen DDR zu Blücher

Ernst Moritz Arndt

Ernst Moritz Arndt, geboren am 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz, Rügen, gestorben am 29. Januar 1860 in Bonn, war ein deutscher Schriftsteller, Historiker, Freiheitskämpfer und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Er widmete sich hauptsächlich der Mobilisierung gegen die Besetzung Deutschlands durch Napoleon. Er gilt als einer der   bedeutendsten Lyriker der Epoche der Befreiungskriege und wird sehr unterschiedlich beurteilt.  Einige betonen seine demokratischen Gedanken und sehen in als deutschen Patrioten in turbulenten Zeiten, andere wiederum charakterisieren ihn als Nationalisten und thematisieren vorhandene antisemitische Tendenzen in seinen Schriften.

Arndts Geburtshaus

Arndts Geburtshaus

 

Zur Bildquelle bitte aufs Bild klicken.

 

Sein Vater Ludwig Nikolaus (1740–1808) konnte sich, obwohl er nur der Sohn eines Hirten der Herrschaft zu Putbus in Schwedisch-Vorpommern war, am 28. März 1769 für die hohe Summe von 80 Talern aus der Leibeigenschaft des Grafen Malte Friedrich zu Putbus freikaufen und arbeitete zur Zeit von Arndts Geburt als Inspektor auf dem Gut des Grafen. 1776 wurde der Vater Pächter verschiedener Güter auf Rügen.

Seine Mutter Friederike Wilhelmine (geb. Schumacher, 1747–1804), Tochter eines Bauern, prägte seine Früherziehung maßgeblich durch volkstümliche Sagen und Bibelgeschichten.

Der Vater schickte seinen frei geborenen Sohn nach dem Unterricht durch Hauslehrer von Februar 1787 bis 1789 auf das Gymnasium im Stralsunder Katharinenkloster.

Ernst Moritz Arndt Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Ab 1788 besuchte Arndt die Prima bei Rektor Christian Heinrich Groskurd. Im Herbst 1789 wurde er für seine erfolgreich bestandenen Herbstprüfungen öffentlich gelobt. Er selbst sah jedoch im Lernen am Gymnasium keinen Sinn mehr, verließ Stralsund und ging nach Zemmin außerhalb Schwedisch-Pommerns. Nach der Intervention seines Vaters, der ihm die Wahl ließ zwischen einer Fortsetzung des Studiums oder Mitarbeit auf dem elterlichen Gut in Löbnitz, kehrte Arndt zu seinen Eltern zurück und blieb dort bis Ostern 1791, wobei er das Gymnasium praktisch im „Fernstudium“ beendete.

Ab Mai 1791 studierte er an den Universitäten Greifswald und später Jena neben evangelischer Theologie, Geschichte, Erd- und Völkerkunde auch Sprachen und Naturwissenschaften. Nach der Kandidaten- und Hauslehrerzeit bei Ludwig Gotthard Kosegarten unternahm er 1798/99 eine Bildungsreise durch Österreich, Oberitalien, Frankreich, das heutige Belgien und einen Teil Norddeutschlands. Er schilderte seine Eindrücke in verschiedenen Reiseberichten.

Im April 1800 habilitierte sich Arndt in Greifswald in Geschichte und Philologie mit einer Schrift, in der er sich gegen die Ideen Jean-Jacques Rousseaus aussprach. Er heiratete Charlotte Marie Quistorp, die Tochter von Professor Johann Quistorp, die 1801 nach der Geburt des Sohnes Karl Moritz an Kindbettfieber starb. Am 22. April 1800 bat Arndt die Universität Greifswald um die Lehrerlaubnis für Geschichte und Philologie, die ihm am 5. Mai 1800 vom Generalgouverneur und Universitätskanzler Hans Henrik von Essen erteilt wurde, dem Arndt später seinen „Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen“ widmete.

Arndts Schreibtisch Museum Stralsund

Arndts Schreibtisch, Museum Stralsund

Bildquelle: Von Hermann Junghans – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35446730

 

Arndt wurde 1801 Privatdozent an der Universität. 1803 wurde Arndt nach dem Erscheinen seines „Versuchs einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen“ von adligen Gutsbesitzern verklagt. Darin hatte er voller Empörung das Bauernlegen und die Leibeigenschaft in Vergangenheit und Gegenwart kritisiert. Arndt schrieb in seiner Autobiographie, die 1806 erfolgte Aufhebung der Leibeigenschaft und der Patrimonialgerichtsbarkeit(Gerichtsbarkeit durch die Gutsherren und vom Staat unabhängige Rechtspflege) in Schwedisch-Vorpommern durch den schwedischen König sei aus der Lektüre seiner Studie gefolgt. Im selben Jahr verfasste Arndt den ersten Teil seiner antinapoleonischen Flugschrift „Geist der Zeit“. Er erhielt, nach einem Schweden-Aufenthalt 1803/1804, auf seinen Antrag vom November 1805 hin am 11. April 1806 eine außerordentliche Professur an der philosophischen Fakultät in Greifswald.

1805 erarbeitete Arndt für die schwedische Regierung eine Verordnung über die Errichtung einer Landwehr in Schwedisch-Pommern, die am 30. April 1806 in Kraft trat. Ab dem Sommer war Arndt dann öfter für die Regierung tätig, was seinen Aufenthalt in Stralsund erforderte, wo er sich mit dem seit 1799 als Arzt arbeitenden Christian Ehrenfried Weigel anfreundete. Er geriet mit einem schwedischen Offizier namens Gyllensvärd aneinander, dem er antideutsche Äußerungen unterstellte, und duellierte sich mit ihm am 12. Juli 1806, wobei er von einer Pistolenkugel im Bauchraum verwundet wurde.

Arndt musste nach der Niederlage Preußens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt vor den Truppen Napoleons nach Schweden flüchten. Er traf am 26. Dezember 1806 in Stockholm ein, wo er den zweiten Teil von „Geist der Zeit“ schrieb, der Wege aus der „fremdherrschaftlichen Bevormundung Deutschlands“ aufzeigen sollte. Arndt arbeitete in Schweden an der Übersetzung des schwedischen Gesetzbuches, um es in Schwedisch-Pommern einführen zu können.

Nach dem Sturz König Gustavs IV. Adolf verließ Arndt 1809 sein Asyl und kehrte illegal nach Deutschland zurück. Er lebte zunächst bei seinen Geschwistern auf dem Land und ging dann nach Berlin zu Georg Andreas Reimer, wo er in einen patriotischen Kreis eingeführt wurde, zu dem u. a. Friedrich Ludwig Jahn, Hermann von Boyen, August Neidhardt von Gneisenau und Friedrich Schleiermacher gehörten.

Als im Jahr 1812 Napoleon Friedrich Wilhelm III. von Preußen in ein Bündnis zum Krieg gegen Russland gezwungen hatte, gingen zahlreiche deutsche Gegner Frankreichs nach Russland. Unter ihnen befand sich der Freiherr vom Stein, der in Arndt einen Gefährten zur Unterstützung des deutschen Nationalbewusstseins gegen die französische Fremdherrschaft sah und ihn einlud, sein Privatsekretär zu werden. Arndt folgte ihm über Prag nach Sankt Petersburg. Zu seinen Aufgaben gehörten vor allem Briefwechsel mit England und Deutschland, besonders die Russisch-Deutsche Legion betreffend sowie eine Koalition Englands mit Russland. In dieser Zeit publizierte Arndt den Großteil seiner patriotischen Lieder und Gedichte und seiner Schriften gegen Frankreich.

Zu Beginn des Befreiungskrieges verfasste Arndt die Schriften „Kurzer Katechismus für den teutschen Soldaten“ und „Katechismus für den teutschen Kriegs- und Wehrmann. In dieser Schrift geißelt er den „Krieg der Tyrannen“.

Sein Beispiel für den Tyrannen in einer seiner Schriften ist Napoleon Bonaparte. In zahlreichen Gedichten thematisiert er das Streben nach größtmöglicher Freiheit. Diese stellte er als konstitutelle Monarchie dar. Auch das Verhalten von Soldaten ist Thema seiner Schriften.

Nach Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug und dem Beginn der Befreiungskriege kehrte Arndt 1813 nach Schwedisch-Pommern zurück. Von Sommer 1816 bis März 1817 war Arndt im seit 1815 preußischen Stralsund und traf u. a. seinen langjährigen Freund Gottfried Christian Mohnike, seinen ehemaligen Konrektor Furchau und dessen Sohn Adolf Friedrich. Er unterstützte weiterhin die nationale Einheitsbewegung durch diverse Schriften, u. a. „Der Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze“, in der er die Ablösung des deutschsprachigen Rheinlands von Frankreich forderte.

Zur Unterstützung des evangelischen Pietismus veröffentlichte er den „Deutschen Volkskatechismus“. Arndt schrieb außerdem gegen französische Politik, Philosophie und Lebensart an.

Im April 1817 verlobte sich Arndt in Berlin mit Anna Maria Schleiermacher, einer Schwester des Theologen Friedrich Schleiermacher, die er am 18. September des gleichen Jahres heiratete. In diesem Jahr erschienen auch seine „Märchen und Jugenderinnerungen“ und der vierte Teil von „Geist der Zeit“. Er ging an die von Preußen in Bonn errichtete Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, wo er 1818 Professor für Geschichte wurde.

Im Jahr 1819 veröffentlichte Arndt das Gedicht „Der Fels des Heils“ in seiner Schrift „Von dem Wort und dem Kirchenliede“. Es lehnt sich an die Bibelstelle „Ich weiß, an wen ich glaube“ aus 2. Timotheus 1,12 LUT an. Noch zu Arndts Lebzeiten wurde das Lied in zahlreiche Gesangbücher aufgenommen. Es ist heute unter dem Titel „Ich weiß, woran ich glaube im Evangelischen Gesangbuch enthalten. Die Melodie stammt von HeinrichSchütz aus dem Jahr 1628 in einer minimal veränderten Version von 1661.

Arndts akademisches Wirken war nur von kurzer Dauer. 1819 wurden seine Papiere im Rahmen der sogenannten Demagogenverfolgungen infolge der Karlsbader Beschlüsse wegen des vierten Bandes von „Geist der Zeit“ und Privatäußerungen beschlagnahmt, er selbst am 10. November 1820 von seinem Lehramt suspendiert. Im Februar des folgenden Jahres wurde ein Verfahren wegen „demagogischer Umtriebe“ gegen ihn eröffnet. Es endete ohne Ergebnis. Arndts Forderung einer Ehrenerklärung wurde nicht erfüllt, er selbst aber auch nicht für schuldig erklärt. Bei Weiterbezug seines Gehaltes wurde ihm die Erlaubnis entzogen, an der Universität Vorlesungen zu halten. Die Berufsverbote sind also keine Erfindung der BRD(Radikalenerlass).

1826 musste Arndt sein Professorenamt ganz niederlegen. Erst 1840 wurde er durch Friedrich Wilhelm IV. rehabilitiert. Eine Schilderung des Prozesses gab Arndt in dem „Notgedrungenen Bericht aus meinem Leben, aus und mit Urkunden der demagogischen und antidemagogischen Umtriebe“ (1847).

Auch im Privatleben musste Arndt mit Schicksalsschlägen fertigwerden. 1834 ertrank sein jüngster Sohn Wilibald im Rhein. Sein Sohn Sigerich Arndt wurde gegen den erbitterten Widerstand seines Vaters, der der Burschenschaft zugeneigt war und das Prinzip politischer Neutralität strikt ablehnte, Mitglied des Corps Rhenania Bonn. 1841 wurde Arndt Rektor der Bonner Universität und lehrte und publizierte bis zu seiner Emeritierung(Ruhestand) 1854.

Arndt im fortgeschrittenem Lebensalter

Arndt in fortgeschrittenem Lebensalter

Bildquelle: Von Carl Wildt – zeno.org, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6910961

 

Am 18. Mai 1848 zog Arndt als Abgeordneter für Solingen in die Frankfurter Nationalversammlung ein. Er blieb fraktionslos, war aber Mitglied der Kaiserdeputation. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. hatte Arndt schon vor der Konstituierung der Versammlung geschrieben, dass er die von einem demokratischen Parlament angebotene Krone nicht annehmen werde. Am 20. Mai 1849 legte Arndt sein Mandat nieder und widmete sich wieder dem akademischen Leben.

Ernst Moritz Arndt als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung

Ernst Moritz Arndt als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung

 

Bildquelle: Von Jacob Seib (1812-1883) – Fritz Kempe: Daguerreotypie in Deutschland, Heering-Verlag, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2762218

 

 

Arndt blieb weiter aktiv als patriotischer Literat. Er verfasste „Blätter der Erinnerung, meistens um und aus der Paulskirche in Frankfurt(1849), „Mahnruf an alle deutschen Gauen in betreff der schleswig holsteinischen Sache“ (1854), „Pro populo germanico“ (1854), „Blütenlese aus Altem und Neuem“(1857) und „Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn H. K. Fr. vom Stein“ (1858). Wegen einer Generalfeldmarschall Carl Philipp von Wrede und das bayerische Militär verleumdenden Stelle in der letztgenannten Schrift wurde Arndt vor das Schwurgericht in Zweibrücken geladen und in Abwesenheit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

1858 widmeten Hermann und Moritz Schauenburg Arndt die erste Ausgabe des „Allgemeinen deutschen Kommersbuches“. Diese Widmung und ein Faksimile(Verkleinerung des Originals) seiner Antwort werden bis heute in jeder Auflage des Kommersbuches abgedruckt. Unter allgemeiner und öffentlicher Teilnahme feierte Arndt 1859 seinen 90. Geburtstag. Er starb kurz darauf am 29. Januar 1860. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Bonn.

Grabstätte auf dem alten Friedhof in Bonn

Grabstätte auf dem Alten Friedhof in Bonn

Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Sir_James

 


 

Bewertungen und Ehrungen:

Arndt war rassistisch, insbesondere den Franzosen und Juden gegenüber.

Zu Lebzeiten wurde Arndt hoch verehrt und gefeiert, seine Schriften führten zur Gründung patriotischer Vereinigungen, u. a. in Gießen, Heidelberg und Marburg, die als Vorgänger der Burschenschaften angesehen werden können. Sein Lied „Was ist des Deutschen Vaterland?“ war lange Zeit die inoffizielle Hymne der deutschen Einigungsbewegung. Für Arndt wurden eine Reihe von Denkmälern errichtet, u. a. in Bonn und Stralsund.

Arndts Schreibtisch Museum Stralsund

Arndts Schreibtisch in Stralsund

Grabstätte auf dem alten Friedhof in Bonn

Grabstätte auf dem Alten Friedhof in Bonn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arndts erklärtes Ziel war es, mit seinen Texten über den Kreis der Gebildeten hinaus zu wirken; er bemühte sich daher um eine allgemeinverständliche Sprache. Er war sich durchaus im Klaren darüber, dass einige seine Publikationen, wie zum Beispiel die Schriften „Geist der Zeit“, nur Leser in gebildeten Schichten finden würden, und arbeitete daher Teile davon um in ein einfacher gehaltenes Volksbuch. Dessen Auflagen waren 1813/14 innerhalb weniger Monate vergriffen. Die Flugschriften Arndts sollten den gebildeten wie auch den ungebildeten Leser ansprechen. Er bediente sich bewusst einer Sprache, die „einfältig, klar und ohne alle Klügelei des Worts“ war. Während viele die Breitenwirkung Arndts hervorheben, resümiert ein anderer:

„Gut ist es, daß es [Arndts Wirken] nur zu den Studenten gedrungen und das Volk noch unangesteckt geblieben ist. Darum ist es auch lächerlich von diesen Gelehrten immer als vom Volk zu sprechen. Der Bürger und Bauer wünscht ihren Himmel nicht.“

Genauso, wie es aus den verschiedensten Richtungen Ehrungen und Berufungen auf Freiherr vom Stein gibt, so ist das auch bei Ernst Moritz Arndt der Fall.

Die Faschisten betrachteten Arndt als ihren Vordenker. Kurz nach der Machtübernahme durch die Faschisten beantragte der örtliche Leiter des Stahlhelms die Benennung der Greifswalder Universität nach Arndt. Das preußische Staatsministerium erteilte die Bewilligung im Mai 1933, da Arndt „..stets für die Freiheit, die Ehre und die Macht des Deutschen Vaterlandes an erster Front gekämpft“ habe. Die 1935 in Berlin-Zehlendorf eingeweihte Kirche erhielt den Namen Ernst-Moritz-Arndt-Kirche; angesichts des erstarkenden Neuheidentums galt Arndt den Verantwortlichen als Kronzeuge dafür, dass man sehr wohl ein guter Christ und ein Patriot sein konnte.

Im Juli 1943 beriefen sich Antifaschisten in der Wehrmacht auf der Gründungsversammlung des Nationalkomitees Freies Deutschland(NKFD) ebenfalls auf Arndt.

In der DDR wurde Arndt als Kämpfer gegen Feudalismus und Vorbild für die Freundschaft mit Russland geehrt.

Der Nationalrat der DDR verlieh an Kulturschaffende die Ernst-Moritz-Arndt-Medaille, die Arndts Porträt zeigte und die Unterschrift „Das ganze Deutschland soll es sein“. Bekannte Empfänger der Medaille waren u. a. Johannes R. Becher und Karl-Eduard von Schnitzler.

Im Gegensatz dazu ist die Ernst-Moritz-Arndt-Plakette die höchste Auszeichnung, die vom Revanchistenverband „Bund der Vertriebenen“, Landesverband Nordrhein-Westfalen vergeben wird.

1992 wurde die Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft e. V. gegründet, welche die wissenschaftliche Erforschung des Lebens und des Wirkens von Ernst Moritz Arndt im Kontext seiner Zeit und in der Nachwirkung auf spätere Epochen fördert und betreibt.

Im Jahr 2009 wurden an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität 1400 Unterschriften für eine Umbenennung der Universität in „Universität Greifswald“ gesammelt. Als Grund wurden seine antisemitischen Äußerungen genannt. An der Abstimmung vom 11. bis 15. Januar 2010 nahmen rund 23 Prozent der 12.300 Studierenden teil. Mit 56 Prozent der Abstimmenden sprach sich die Mehrheit gegen die angestrebte Umbenennung aus. Vorerst beendete der Senat den Streit am 17. März 2010, als 22 von 36 Senatoren für die Beibehaltung des Namens stimmten. Am 18. Januar 2017 kam es zu einer erneuten Abstimmung des Senats der Universität Greifswald über den Namenspatron. Dabei sprachen sich diesmal 24 von 36 Senatoren für ein Ablegen des Namens „Ernst Moritz Arndt“ aus. Auf Grund von Rechtsmängeln im Verfahren verweigerte das Bildungsministerium der Senatsentscheidung die Zustimmung. Am 17. Januar 2018 beschloss der Akademische Senat der Greifswalder Universität erneut, den Namen Ernst Moritz Arndt abzulegen, wobei nach einer Kompromissformel Arndts Name zu bestimmten Anlässen der offiziellen Bezeichnung Universität Greifswald vorangestellt werden kann. Die Änderung bedarf der Zustimmung des Bildungsministeriums.

 

Briefmarke 1969

Briefmarke BRD 1969

Zur Bildquelle bitte aufs Bild klicken.

 

Entnommen aus Wikipedia, Bearbeitet von Petra Reichel