Der Kampf der Werktätigen (Erwerbstätigen) um die Umsetzung der Beschlüsse des IX. Parteitages

Die begeisternde Atmosphäre des Parteitages, dessen Beratung von fester Zukunftsgewissheit, schöpferischem Herangehen an die Lösung gesellschaftlicher Aufgaben und berechtigtem Stolz auf das in mehr als 30 Jahren angestrengter Arbeit Erreichte durchdrungen war, wurde von den Delegierten in alle Grundorganisationen und Arbeitskollektive getragen. Sie konnten darüber berichten, welche hohe Anerkennung und Wertschätzung der SED von den mehr als 100 Vertretern kommunistischer und Arbeiterparteien entgegengebracht wurden.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der 10. Klasse, Stand 1981

Dies spornte die Arbeiterklasse und alle anderen Erwerbstätigen zu neuen Initiativen im sozialistischen Wettbewerb an. Auf ihrem X. Parlament bekannte sich die FDJ aus tiefer Überzeugung zu der von der Partei der Arbeiterklasse gewiesenen damals noch klaren Perspektive des 1989/90 untergegangenen sozialistischen Vaterlandes und rief alle Mitglieder des sozialistischen Jugendverbandes auf, aktiv an der Massenbewegung „FDJ-Auftrag IX. Parteitag“ teilzunehmen. (Leider reichte dieses Engagement nicht aus. Es waren zu wenige Jugendliche mit dem Herzen dabei. Die Mehrheit war desinteressiert und nur formal Mitglied der FDJ.)

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der 10. Klasse, Stand 1981

Trotz extremer Hitze und Dürre des Sommers 1976 (Heute sind extreme Hitze und Dürre im Sommer normal. Damals war es außergewöhnlich.) erfüllten die Werktätigen (Erwerbstätigen) in Industrie und Landwirtschaft die staatlichen Pläne und schufen so gute Voraussetzungen für die Realisierung des neuen Fünfjahrplans. Durch ihre Leistungen in der Produktion erteilten sie zugleich dem verschärften ideologischen Krieg des imperialistischen Klassengegners, den dieser nach dem IX. Parteitag gegen die DDR entfachte, die gebührende Antwort. (Da sich aber nach und nach Desinteresse breit machte, hatte der Klassengegner im ideologischen Krieg gesiegt.)

Treffen zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker auf der Krim im Sommer 1976
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der 10. Klasse, Stand 1981
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der 10. Klasse, Stand 1981

Mit der Vorbereitung und Durchführung der Volkswahlen im Oktober 1976 bekannte sich das Volk der DDR einmütig zur Politik der SED, wie sie in den Beschlüssen des IX. Parteitages vorgezeichnet worden war. (Heute werden Wahlen in der DDR in Zweifel gezogen. Siehe auch Beitrag zum Thema Wahlen in der DDR.)

Als Ausdruck der damals wachsenden Führungsrolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei berief die damals neugewählte Volkskammer der DDR den Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker, zum Vorsitzenden des Staatsrates, betraute Willi Stoph mit der Funktion des Vorsitzenden des Ministerrates und übertrug Horst Sindermann das Amt des Präsidenten der Volkskammer der DDR. Horst Sindermann beendete seine Karriere enttäuschend. Siehe DER SPIEGEL 19/1990

 

 

Hier enden die Geschichtsbücher der DDR. Bekanntlich wurde die Arbeiterklasse ihrer Führungsrolle immer weniger gerecht. Ihre Partei, bzw. deren Vertreter versagten kläglich in der Krise. Die Konterrevolution marschierte im Jahre 1989 nahezu ungehindert.

Für die Nachwelt sind die Geschichtsbücher der DDR eine wertvolle Quelle geworden. Die offizielle Geschichtsschreibung erfolgt im Sinne der Sieger der Geschichte. DIE TROMMLER nutzt die Geschichtsbücher der DDR, um die Geschichte im Sinne der Verlierer der Geschichte darzulegen.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Kampf für die Umsetzung der Beschlüsse des VIII. Parteitages der SED

Auf der Grundlage der Beschlüsse des VIII. Parteitages des SED vollbrachten die Arbeiterklasse und anderen Werktätigen (Erwerbstätigen) in der ersten Hälfte der 1970er Jahre gewaltige Leistungen. Unter Führung der SED gestalteten sie diesen Zeitraum zur bis dahin erfolgreichste Periode in der Geschichte der DDR. (In den 1980er Jahren ging es bekanntlich abwärts.)

Die führende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei wurde weiter erhöht, das Bündnis der Arbeiterklasse mit der Klasse der Genossenschaftsbauern, mit der Intelligenz und anderen arbeitenden Schichten gestaltete sich immer enger, die sozialistische Staatsmacht und die gesamte politische Organisation der sozialistischen Gesellschaft wurde vervollkommnet und die sozialistische Demokratie noch breiter entfaltet. Mehr als bisher gelang es, alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens planmäßig und proportional zu entwickeln. Das änderte sich in den 1980er Jahren zum Negativen hin.

Auf dem Gebiet der Volkswirtschaft kam es zunächst darauf an, die Energieerzeugung durch den Bau neuer Kraftwerke (Thierbach, Boxberg, Kernkraftwerk Nord) besser mit dem Energiebedarf in Übereinstimmung zu bringen. In der BRD war und ist die Atomenergie sehr umstritten und es gab und gibt stets Proteste im Zusammenhang mit der Atomenergie. Außerdem ist die Atomenergie sehr gefährlich. Jeder menschliche Fehler und jede Naturkatastrophe lösen ein ungeheures Ausmaß an Schäden aus, wie die Erfahrungen aus Tschernobyl und Fukushima zeigen.

Blick in die Turbinenhalle des mit Hilfe der UdSSR errichteten Kernkraftwerks „Bruno Leuschner“ bei Greifswald
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Durch effektive Nutzung vorhandener Produktionsanlagen, zielgerichtete Rationalisierung und vielfältige Initiativen, wie beispielsweise die Aktion „Zulieferindustrie“, wurde erreicht, dass die Finalproduzenten stabiler und bedarfsgerechter versorgt werden konnten. Ein harter Kampf wurde darum geführt, Disproportionen (Missverhältnisse) in den Warenfonds für den Bedarf der Bevölkerung zu überwinden und eine kontinuierliche Versorgung zu sichern. Doch letztendlich haperte es doch damit und war nie in den Griff zu kriegen.

Produziertes Nationaleinkommen
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Dank der erhöhten Leistungen der Werktätigen (Erwerbstätigen) in Industrie und Landwirtschaft war es 1972 möglich geworden, eine Reihe sozialpolitischer Maßnahmen durchzuführen. So konnten die Renten und Leistungen der Sozialfürsorge für 3,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger erhöht werden. Berufstätige Mütter und junge Ehen erhielten weitere Vergünstigungen. Die Wohnverhältnisse wurden im laufenden Fünfjahrplan für 1,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger verbessert. Über 1,7 Millionen Werktätige (Erwerbstätige) erhielten höhere Mindestlöhne. Die Jahresendprämie erreichte 1974 in den Industriebetrieben einen Durchschnitt von 870 Mark (der DDR). Das übertraf den durchschnittlichen monatlichen Bruttolohn der Werktätigen in diesem Bereich. Für etwa 200 000 berufstätige Mütter wurde die wöchentliche Arbeitszeit auf 40 Stunden verkürzt. 400 000 werktätige Mütter mit zwei und mehr Kindern erhielten einen um 3 bis 9 Tage verlängerten Jahresurlaub. Jungen Eheleuten gewährte der sozialistische Staat einen zinslosen Kredit bis zu 5 000 Mark (der DDR) mit einer Laufzeit von 8 Jahren.

Was passierte mit den Ehekrediten nach der Konterrevolution?

„Mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion wurden die Ehekredite wie alle Kredite zum 1. Juli 1990 halbiert. Durch das Zinsanpassungsgesetz wurden sie auf marktübliche Zinssätze umgestellt. Um Härten zu vermeiden, wurden diese Zinsen bis zum 31. Dezember 1992 auf Antrag vom Bund übernommen.“ Entnommen Wikipedia

Die Geburtenhilfen wurden beträchtlich erhöht. So trat das humanistische Wesen des Sozialismus immer deutlicher hervor. Allerdings wurden diese Sozialleistungen für selbstverständlich genommen.

Die umfassende Erfüllung der vom VIII. Parteitag der SED beschlossenen Hauptaufgabe war jedoch nur möglich, wenn die sozialistischen Produktionsverhältnisse weiter vervollkommnet, die gesellschaftliche Produktion intensiviert und die führende Rolle der Arbeiterklasse und der SED weiter erhöht wurden. Deshalb verbanden Partei und Regierung die Durchsetzung der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik konsequent mit der Lösung dieser gesellschaftlichen Entwicklungsprobleme. Heute wird darüber gestritten, ob das die richtige Lösung war.  Um die sozialistischen Produktionsverhältnisse weiter zu entwickeln, hielt man es damals auch für notwendig, die damals noch existierenden 5 500 Privatbetriebe und die etwa 6 000 Betriebe mit staatlicher Beteiligung, in denen eine halbe Million Werktätige beschäftigt waren, in Volkseigentum zu überführen. Im Nachhinein wird darüber gestritten, ob diese Maßnahme richtig oder falsch war. In Übereinstimmung mit den Forderungen der Werktätigen, der befreundeten Parteien sowie vieler Inhaber und Besitzer privater Betriebe orientierte das Zentralkomitee der SED darauf, die privaten Anteile bzw. Betriebe durch den Staat aufzukaufen. Im Februar 1972 fasste der Ministerrat der DDR einen entsprechenden Beschluss. Außer der Überführung der Betriebe mit staatlicher Beteiligung und privater Betriebe sah der Beschluss vor, die PGH für Reparaturen und Dienstleistungen weiter zu fördern und privaten Handwerkern den Eintritt in diese PGH zu ermöglichen. Genossenschaften, die durch die Entwicklung zu Industriebetrieben den Charakter einer PGH verloren hatten, sollten in Volkseigentum umgewandelt werden, indem man den Mitgliedern ihre Anteile durch den Staat auszahlt.

Im Zuge der 1972 erfolgten Umgestaltungen entstanden 11 300 neue volkseigene Betriebe mit etwa 585 000 Werktätigen. In den neuen VEB übernahmen etwa 85 Prozent der ehemaligen Komplementäre und Inhaber leitende Funktionen. Insgesamt stieg durch diese Maßnahmen der Anteil der sozialistischen Betriebe an der industriellen Bruttoproduktion von 88,8 Prozent im Jahre 1971 und 99.9 Prozent im Jahre 1972.

Industrieproduktion nach Eigentumsformen der Betreibe (Prozent)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Auch in der sozialistischen Landwirtschaft wurden die Produktionsverhältnisse weiterentwickelt. Es vollzog sich ein Prozess der Spezialisierung und Konzentration der landwirtschaftlichen Produktion. Bis 1975 schloss sich die Mehrzahl der auf Pflanzenproduktion spezialisierten LPGs zu rund 1 200 Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion (KAP) zusammen, die über 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der DDR bearbeiteten. Sie wirkten eng mit den Agrochemischen Zentren (ACZ) und den Kreisbetrieben für Landtechnik (KfL) zusammen.

Auf dem Gebiet der Tierproduktion wurde ein höherer Grad der Spezialisierung erreicht. Während die LPGs und VEGs in herkömmlicher Weisen produzierten, spezialisierten sich immer mehr Betriebe auf einzelne Zweige der Tierproduktion. Zugleich bildeten sich zwischenbetriebliche Einrichtungen der Tierproduktion heraus.

Diese gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen Pflanzen- und Tierproduktion ermöglichte eine noch bessere Nutzung der Wissenschaft und Technik für die weitere Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion. Sie bedeutete einen wesentlichen Fortschritt auf dem Wege zur weiteren Überwindung der Unterschiede zwischen Stadt und Land.

Ein Beschäftigter in der Landwirtschaft erzeugt Nahrungsmittel….
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Auf der Grundlage der Beschlüsse des VIII. Parteitages richteten die Arbeiterklasse und die anderen Werktätigen (Erwerbstätigen) der DDR ihre Anstrengungen im sozialistischen Wettbewerb insbesondere darauf, durch weitere Intensivierung der sozialistischen Produktion die notwendigen Voraussetzungen für die Lösung der Hauptaufgabe zu schaffen. Sie übernahmen zusätzliche Verpflichtungen zum Staatsplan in Form von Gegenplänen, erarbeiteten persönlich-schöpferische Pläne zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und schenkten der politisch-weltanschaulichen und fachlichen Qualifizierung sowie der Entwicklung des geistig-kulturellen Lebens der Brigademitglieder verstärke Aufmerksamkeit. Von hervorragender Bedeutung war in diesen Jahren der Aufschwung der Neuerer- und Rationalisatorenbewegung sowie der Bewegung „Sozialistisch arbeiten, lernen und leben“. Auch in kapitalistischen Betrieben werden Verbesserungsvorschläge angeregt und gefördert. Allerdings haben diese dort einen anderen Charakter, als im Sozialismus.

Im Mittelpunkt des sozialistischen Wettbewerbs stand der Kampf um eine höhere Arbeitsproduktivität. Das bedeutet vor allem:

-die bessere Nutzung und Modernisierung der vorhandenen Produktionsanlagen,

-der sparsame Umgang mit Energie, Material, Roh- und Brennstoffen,

-die Verbesserung der Materialökonomie,

-die Wissenschaftliche Arbeitsorganisation,

-die volle Ausnutzung der Arbeitszeit,

-die mehrschichtige Auslastung der Maschinen und Anlagen,

-die Nutzung neuer Erkenntnisse der Wissenschaft und Technik,

-die Senkung der Selbstkosten.

Produktion in einer Minute Arbeitszeit
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Diese gesellschaftliche Entwicklung verlangte zugleich eine weitere Vervollkommnung der sozialistischen Staatsmacht. Insbesondere ging es darum, die Masseninitiative der Werktätigen noch enger mit der zentralen staatlichen Leitung und Planung zu verbinden. Höhere Ansprüche an die staatliche Tätigkeit erwuchsen auch aus den Aufgaben der sozialistischen ökonomischen Integration und aus der internationalen Anerkennung der DDR.

Nicht zuletzt verlangten der sichere Schutz der DDR und die aktive Friedenspolitik eine weitere Stärkung des sozialistischen Staates. Im Zentrum stand dabei die breite Entfaltung der sozialistischen Demokratie als Hauptrichtung der Entwicklung der sozialistischen Staatsmacht. Diesem gesellschaftlichen Erfordernis dienten mehrere Gesetze, die in der ersten Hälfte der 1970er Jahre von der Volkskammer der DDR verabschiedet wurden.

Im Oktober 1972 beschloss die Volkskammer das Gesetz über den Ministerrat der DDR. Es bestimmte die Rechte und die Verantwortung des Ministerrates und der Ministerien für die Leitung und Planung aller Bereiche entsprechend den gesellschaftlichen Erfordernissen. Ihm wurde die Aufgabe übertragen, die Grundsätze der staatlichen Innen- und Außenpolitik auszuarbeiten und die einheitliche Durchführung der gesamten Staatspolitik der DDR zu sichern.

Im Juli 1973 verabschiedete die Volkskammer das Gesetz über die örtlichen Volksvertretungen und ihre Organe. Das Gesetz trug dazu bei, die grundlegenden Staatsinteressen noch besser mit den Interessen der Bürgerinnen und Bürger zu verbinden. Es regelte die Rechte und Pflichten der Abgeordneten und erhöhte die Verantwortung der örtlichen Volksvertretungen für die gesellschaftliche Entwicklung in den Territorien.

Im September 1974 nahm die Volkskammer das Gesetz zur Ergänzung und Änderung der Verfassung der DDR an. Damit wurde die Verfassung voll mit dem erreichten gesellschaftlichen Entwicklungsstand in Übereinstimmung gebracht. Die Verfassung brachte seitdem die höhere Stufe des Bündnisses und der Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Bruderländern besser zum Ausdruck. Noch konsequenter als bisher wurde die Herausbildung der sozialistischen Nation in der DDR durch die Verfassung unterstrichen. Die Änderung und Ergänzung des grundlegenden Gesetzes des nun untergegangen Staates entsprach auch den Erfordernissen der weiteren Entwicklung der sozialistischen Demokratie und Rechtsordnung der DDR. Die Befugnisse der Volkskammer, ihres Präsidiums, des Staatsrates und des Ministerrates wurden exakter festgelegt und aufeinander abgestimmt. Die Wahlperiode der Volkskammer wurde dem Fünfjahrzyklus angepasst. Das passive Wahlrecht der Bürgerinnen und Bürger wurde auf das 18. Lebensjahr herabgesetzt.

Am 1. August 1973 starb der Vorsitzende des Staatsrates der DDR, Walter Ulbricht. Am 03. Oktober 1973 wählte die Volkskammer den bisherigen Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Willi Stoph, zum Vorsitzenden des Staatsrates der DDR.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Arbeit und Beruf in der DDR zu Beginn der 1960er Jahre

Anfang der 1960er Jahre waren auch in der DDR die Grundlagen des Sozialismus errichtet worden. Auf diesem festen gesellschaftlichen Fundament führten die Arbeiterklasse und alle Werktätigen (Erwerbstätigen) nach der Sicherung der Staatsgrenze 1961 den Kampf für die weitere ökonomische und politische Entwicklung der DDR. Im Vordergrund stand dabei die Aufgabe, die Folgen der imperialistischen Störtätigkeit und des „kalten Krieges“ einzuschränken und die DDR allseitig zu stärken.

Das erkannten damals viele der fortgeschrittenen Werktätigen (Erwerbstätigen). Die Arbeiter aus dem VEB Elektrokohle Berlin riefen die anderen Werktätigen (Erwerbstätigen) zu einem Produktionsaufgebot unter der Losung: „In der gleichen Zeit für das gleiche Geld mehr produzieren!“auf. Sie verpflichteten sich, die Arbeitszeit voll zu nutzen, die Arbeitsdisziplin zu erhöhen, die Qualität ihrer Erzeugnisse zu verbessern und weitre Reserven zu erschließen. Sie hatten erkannt, dass die in der Zeit der offenen Grenze entstandenen ökonomischen Schäden nur überwunden werden konnten, wenn es gelang, eine wesentliche Steigerung der Arbeitsproduktivität und der Produktion bei zeitweilig gleichbleibenden Löhnen zu erreichen. Ihnen war aber auch bewusst, dass sie mit ihrem Aufruf ein überzeugendes Bekenntnis zur sozialistischen Zukunft der DDR, die nur bis 1989 dauerte, ablegten und dazu beitrugen, die Pläne des Imperialismus zur Annexion der DDR bis zum Jahre 1990 aufzuschieben. Deshalb verbanden sie den Kampf um höhere Leistungen in der Produktion mit dem Ringen um Klarheit über die politische Bedeutung des sozialistischen Wettbewerbs.

Da der Aufruf zum Produktionsaufgebot den Interessen der Arbeiterklasse und aller Werktätigen (Erwerbstätigen) entsprach, wurde er von zahlreichen Betrieben unterstützt. Im Herbst 1961 und im Verlaufe des Jahres 1962 entwickelte sich das Produktionsaufgebot zu einer Massenbewegung. In zunehmenden Maße waren die Wettbewerbsverpflichtungen darauf gerichtet, durch Ausnutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts die Arbeitsproduktivität zu steigern.

So forderte zum Bespiel die Brigade Porstmann aus dem VEB Installation Karl-Marx-Stadt in einem Brief an ihre Kollegen vom VEB Wohnungsbau Rostock die Durchsetzung einheitlicher Normen (Akkorde), die auf den besten Werten beruhen. Der von ihnen vertretene Grundsatz „Neue Technik – neue Normen“ richtete sich gegen Erscheinungen an Arbeitsnormen festzuhalten, die auf der Grundlage einer überholten Technologie und Arbeitsorganisation festgelegt worden waren und eine ungerechtfertigte Erhöhung der Löhne bewirkten.

Die Brigade Porstmann blieb kein Einzelbeispiel. Immer mehr Arbeiter und Brigaden betrachteten es als eine Sache der Arbeiterehre, die Normen (Akkorde) auf der Grundlage der fortgeschrittenen Technologie einheitlich zu gestalten.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Brigadeberatung im VEB Großmaschinenbau „8. Mai“, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Der Aufruf der Werkzeugmaschinenbauer des VEB „8.Mai“ an alle Betriebe der DDR, ebenso wie sie nach einem abgestimmten Plan für alle Brigaden und Abteilungen arbeiten, löste in vielen Betrieben ähnliche Initiativen aus. In Hunderten Betrieben waren die Werktätigen (Erwerbstätigen) bestrebt, ebenso wie im VEB „8.Mai“ exakte Programme zur Steigerung der Arbeitsproduktivität zu erarbeiten und diese in Verbindung mit dem Plan Neue Technik zu verwirklichen. Durch diese Entwicklung der Initiative und Schöpferkraft der Arbeiterklasse und aller Werktätigen (Erwerbstätigen) gelang es, das geplante Verhältnis in der Entwicklung der Arbeitsproduktivität und des Durchschnittslohnes einzuhalten, die Industrieproduktion zu erhöhen und so den Sozialismus ökonomisch weiter zu stärken.

Dem sozialistischen Wettbewerb in der Industrie schlossen sich auch viele LPGs an. Das war Ausdruck des festen Bündnisses zwischen Arbeiterklasse und Genossenschaftsbauern. Im Vordergrund des sozialistischen Wettbewerbs in der Landwirtschaft standen die weitere Erhöhung der Hektarerträge und der tierischen Produktion auf der Grundlage einer immer besseren Organisation der genossenschaftlichen Arbeit.

Das Ringen um die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion war aber auch verbunden mit der Überwindung überkommener Gewohnheiten einzelbäuerlichen Wirtschaftens und noch vorhandener Zweifel über die sichere Perspektive der sozialistischen Landwirtschaft, die durch feindliche Propaganda genährt wurden. Dabei leisteten die SED, die Arbeiterklasse und die sozialistische Staatsmacht den Genossenschaftsbauern umfassende Hilfe. Erfahrene Arbeiter, Genossenschaftsbauern aus vorbildlichen LPGs, Mitarbeiter des Staatsapparates und Absolventen landwirtschaftlicher Hoch- und Fachschulen nahmen in Genossenschaften mit noch niedrigem Produktionsniveau ihre Tätigkeit auf. Der sozialistische Staat unterstützte die Genossenschaften durch Kredite für den Bau neuer Ställe, für den Kauf von Saatgut und Zuchtvieh sowie die Mechanisierung der Produktion. Die Arbeiterklasse stellte den Genossenschaftsbauern in den Jahren von 1960 bis 1963   50 000 Traktoren und 4 600 Mähdrescher zur Verfügung. Den LPGs wurde die Technik der MTS kostenlos übergeben. Insgesamt erhielten die LPGs und MTS in diesen Jahren Maschinen und Traktoren im Werte von 1,8 Milliarden Mark. Im Zusammenhang mit der Übergabe der Technik der MTS an die LPGs traten 51 000 Traktoristen und Spezialisten in die LPGs ein und stärkten so das Bündnis der Arbeiterklasse mit den Genossenschaftsbauern. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Produktionsmittel, der Boden und die Technik, waren damit genossenschaftliches Eigentum geworden.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

In den späteren Jahren der DDR erlahmte das Engagement, was Arbeit und Beruf angeht. Arbeit und Beruf waren eine normale Pflichterfüllung, wie überall auf der Welt. Oft waren Diebstähle von Kleinigkeiten an der Tagesordnung. Auch Dinge, die es in den Geschäften nicht zu kaufen gab, wurden oft gestohlen. Diebstahl am Arbeitsplatz hatte in der DDR nicht die Konsequenz, wie in kapitalistischen Ländern. Mit der Zeit läpperte sich das zusammen und es kam doch zu einem gewissen Maß an Schaden.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die Bedeutung des zeitweiligen Sieges der sozialistischen Produktionsverhältnisse

Durch den zeitweiligen Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse wurde in der DDR die Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus im Wesentlichen abgeschlossen. 1989/90 ging der Weg rasant zurück zum Kapitalismus.

Die SED und die Regierung der DDR hatten in diesem Prozess den Leninschen Plan des Aufbaus des Sozialismus und die Erfahrungen der KPdSU schöpferisch auf die Bedingungen der revolutionären Umgestaltung der DDR angewandt. Unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei wurde in diesen Jahren die Diktatur des Proletariats in Form der Arbeiter-und Bauern-Macht zielstrebig entwickelt und gefestigt. Nun ja, eben nicht fest genug. Der Begriff „Diktatur des Proletariats“ ist sehr missverständlich, denn es wurde in der alten BRD und es wird im heutigen Deutschland von der DDR als totalitärer Staat gesprochen. Das ist Propaganda, weil im Sozialismus die demokratischen Regeln andersartig sind, als in der bürgerlichen Demokratie.

Der Dresdner Zwinger, im II. Weltkrieg sinnlos zerstört, wird in den 1950er Jahren in mühsamer Arbeit wiedererrichtet
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Die politische Herrschaft der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten bewährte sich als entscheidende Voraussetzung und Bedingung der zeitweilig siegreichen Durchführung der sozialistischen Umwälzung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Mit ihrer Hilfe wurden die sozialistischen Produktionsverhältnisse in Industrie und Landwirtschaft zeitweilig zum Sieg geführt.

Die Klassenstruktur der Gesellschaft hatte sich zeitweilig grundlegend gewandelt: Die Kapitalisten existierten zeitweilig nicht mehr als Klasse. Zur Hauptkraft hatte sich die Arbeiterklasse entwickelt.  Mit dem Sieg der Konterrevolution 1989/90 kamen die Kapitalisten wieder zurück. Die Arbeiterklasse hat seither politisch keine Bedeutung mehr.

Durch die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft war das Bündnis zwischen Arbeiterklasse und werktätigen Bauern auf eine höhere Stufe gehoben worden. Die Klasse der Genossenschaftsbauern formierte sich. In der Landwirtschaft sind zum Großteil genossenschaftliche Strukturen nach der heutigen Rechtsform erhalten geblieben.

Die Intelligenz hatte sich in ihrer gesellschaftlichen Stellung wesentlich verändert. Sie war in zunehmenden Maße aus der Arbeiterklasse und der werktätigen Bauernschaft hervorgegangen. Die in der Vergangenheit von den Ausbeuterklassen geschaffene Kluft zwischen Arbeiterklasse und Intelligenz war beseitigt worden. Sie entwickelte sich zu einer eng mit der Arbeiterklasse und der Klasse der Genossenschaftsbauern verbundenen sozialen Schicht. Trotzdem gingen viele Angehörige der Intelligenz diesen Weg nicht mit. Sie opponierten gegen die DDR, beziehungsweise sie verließen die DDR. Außerdem lauerten überall Headhunter aus dem Westen, die Angehörige der Intelligenz abwarben.

Die Umwandlung der privaten Unternehmen und der Betriebe mit staatlicher Beteiligung in sozialistisches Eigentum war noch nicht abgeschlossen. Aber die sozialistischen Produktionsverhältnisse waren in allen Bereichen der Wirtschaft bestimmend. Damit war die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen im Wesentlichen beseitigt worden. Auf dieser Grundlage wurden die Gegensätze zwischen Stadt und Land und zwischen geistiger und körperlicher Arbeit überwunden, und es konnte damit begonnen werden, die wesentlichen Unterschiede zwischen ihnen schrittweise zu vermindern.

Die veränderte Klassenstruktur bildete die Grundlage für die weitere Herausbildung der politischen Organisation der sozialistischen Gesellschaft. Das zeigte sich darin, dass die führende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei von den anderen Klassen und Schichten anerkannt und in den Beziehungen zwischen den Parteien und Massenorganisationen im Prozess der Ausübung der Macht praktisch realisiert wurde.

Entsprechend den von Lenin aufgedeckten allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten der sozialistischen Revolution und des sozialistischen Aufbaus waren wesentliche Fortschritte bei der Durchführung der sozialistischen Kulturrevolution erreicht worden. So waren die Theorie und Weltanschauung der Arbeiterklasse, der Marxismus-Leninismus, zur herrschenden Ideologie geworden. Die sozialistische Nationalkultur begann sich in der DDR herauszubilden. Durch die sozialistische Umgestaltung der Produktionsverhältnisse in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens waren wesentliche Grundlagen der sozialistischen Nation geschaffen worden.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die Errichtung der materiell-technischen Grundlagen des Sozialismus und der Kampf um den Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse

Auf der Grundlage der Beschlüsse des III. Parteitages der SED wurde in der ersten Hälfte der 19fünfziger Jahre Zielstrebig daran gearbeitet, in der DDR sozialistische Produktionsverhältnisse zu schaffen und die materiell-technischen Grundlagen der sozialistischen Volkswirtschaft schrittweise aufzubauen.

Im Sommer 1952 geht in der LPG „Solidarität“ in Dommersleben, Kreis Wanzleben, zum ersten Mal der Pflug über jahrhundertealte Feldgrenzen hinweg
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Am 01. Januar 1951, dem ersten Tag des Fünfjahrplanes, wurde bei Fürstenberg (Oder), inmitten von Kiefernwäldern, der Grundstein zum Hochofen 1 des Eisenhüttenkombinates Ost gelegt. Dieses Werk war das größte und wichtigste Objekt des ersten Fünfjahrplanes. Bereits nach einer Bauzeit von neun Monaten konnte der erste Hochofen in Betrieb genommen werden. Bis Ende 1952 wurden vier Hochöfen errichtet. Das war eine großartige Leistung, die von der Arbeiterklasse unter der Führung der SED vollbracht wurde. In einem rückständigen Landstrich an der Oder entstand ein starkes Bollwerk der Arbeiterklasse, das zum Zentrum der sozialistischen Umgestaltung in diesem Gebiet wurde. Die Sowjetunion lieferte das Erz und die Volksrepublik Polen den Koks für das neue Hüttenwerk. Die Sowjetunion stellte außerdem wichtige Dokumentationen und Projektierungsunterlagen zur Verfügung und entsandte erfahrene Spezialisten. Bis Anfang der 1980er Jahre sprach man in Eisenhüttenstadt mit Hochachtung von dem Metallurgen Michailow und dem Mechaniker Shulgin aus Magnitogorsk, die sich um den Aufbau des Kombinats große Verdienste erwarben. So waren die Errichtung und Entwicklung dieses Werkes Ausdruck des proletarischen Internationalismus und der Entwicklung neuer Beziehungen zwischen den sozialistischen Staaten.

Bereits knapp vier Monate nach Baubeginn sind im EKO die Anlagen des Hochofens I deutlich sichtbar
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Darüber hinaus wurde damit begonnen, 24 Betriebe des Schwermaschinenbaus wiederherzustellen, auszubauen oder neu zu errichten. Darunter waren solche bedeutsamen Betriebe, wie der VEB Bergmann-Borsig, Berlin-Wilhelmsruh, der VEB Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“, Wildau, der VEB Lokomotivenbau Elektrotechnische Werke (LEW) „Hans Baimler“, Henningsdorf, der VEB „7. Oktober“, Berlin-Weißensee, der VEB „8. Mai“, Karl-Marx-Stadt, und der VEB Förderanlagenbau Lauchhammer.

Bei der Lösung dieser schwierigen Aufgabe wurden die Werktätigen (Erwerbstätigen) der DDR tatkräftig von der Sowjetunion unterstützt. So übergab die Regierung der UdSSR in den Jahren von 1950 bis 1953 insgesamt mehr als 120 SAG-Betriebe an die Regierung der DDR. Es handelte sich dabei um Großbetriebe, die unter sowjetischer Leitung zu modernen Produktionsstätten entwickelt worden waren.

Am 31. Dezember 1953 fand die Übergabe der restlichen 33 SAG-Betriebe in die Hände des deutschen Volkes statt. Unser Foto zeigt die Übergabe von Siemans-Plania, zur DDR-Zeit EAW Berlin-Treptow
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Darüber hinaus setzte die Regierung der UdSSR die noch zu zahlenden Reparationen 1950 um 50 Prozent herab und verzichtete 1953 völlig auf ihre Weiterzahlung. So wurden der DDR insgesamt 5,7 Milliarden Dollar Reparationen erlassen. Diese solidarische Hilfe erfolgte, obwohl die Sowjetunion selbst die Kriegsschäden noch nicht überwunden hatte. Unvergessen bleibt auch die umfangreiche Kredithilfe, welche die Sowjetunion in den Jahren des sozialistischen Aufbaus der DDR mehrfach gewährte.

Beim Aufbau der Karl-Marx-Allee in Berlin im Jahre 1952
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Ursprünglich hieß die Straße Stalinallee. Da auch in der DDR Stalin verdammt wurde, erfolgte die Umbenennung in Karl-Marx-Allee.

In den 1950er Jahren konnte auch die Energiewirtschaft bedeutend erweitert werden. Durch den Bau beziehungsweise Ausbau der Großkraftwerke Trattendorf, Vockerode, Erzdorf und Lübbenau wurden die Kraftwerkskapazitäten bis 1959 auf 150 Prozent gegenüber 1950 gesteigert.

Das erste Atomkraftwerk der DDR, das mit sowjetischer Unterstützung ab 1957 bei Rheinsberg errichtet wurde, vermittelte wichtige Erfahrungen bei der friedlichen Nutzung der Atomenergie (Inbetriebnahme 1966).  In der BRD war und ist die Atomenergie sehr umstritten und es gab und gibt stets Proteste im Zusammenhang mit der Atomenergie. Außerdem ist die Atomenergie sehr gefährlich. Jeder menschliche Fehler und jede Naturkatastrophe lösen ein ungeheures Ausmaß an Schäden aus, wie die Erfahrungen aus Tschernobyl und Fukushima zeigen.

Eine wesentliche Rolle beim Aufbau der materiell-technischen Grundlagen des Sozialismus kam der Entwicklung der Chemieindustrie zu. Die chemische Industrie ist neben der energetischen Basis von hervorragender Bedeutung für die Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Unter der Losung Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit“ fand im November 1958 in den Leunawerken eine Chemiekonferenz statt. Sie beschloss ein umfangreiches Programm für die Entwicklung der chemischen Industrie in der DDR. Damit erfolgte die grundlegende Orientierung auf die Petrolchemie und Produktion von Plasten (in der DDR sagte man Plaste anstatt Plastik) und synthetischen Fasern. Das Chemieprogramm der DDR war Bestandteil der Beschlüsse des RGW über die Entwicklung der chemischen Industrie in den Bruderländern.

Allerdings achtete man nicht auf die Umwelt. Außerdem spielten die Finanzen (fehlende Devisen) eine Rolle und die Werke wurden auch später nicht umweltgerecht ausgerüstet, bzw. umgebaut. Diese Schwäche nutzten die Konterrevolutionäre gnadenlos aus. Es entstand die Umweltbibliothek, die Grüne Partei der DDR u.ä.. DIE GRÜNEN der BRD mischten bei den Konterrevolutionären Aktivitäten kräftig mit.  So ernst war es ihnen mit der Umwelt anscheinend nicht, obwohl sie sich als Umweltpartei darstellen. Denn sie gaben natürlich keine Finanzen, um die Chemiewerke umweltgerecht auszurüsten. Stattdessen gaben sie den Konterrevolutionären finanzielle und logistische Hilfe.

Entscheidende Voraussetzungen für die Entwicklung der Petrolchemie schuf der Bau der Erdölleitung „Freundschaft“ von der Sowjetunion über die Volksrepublik Polen in die DDR.  

In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre erhöhte die Sowjetunion infolge der Ölkrise den Ölpreis für ihre osteuropäischen Abnehmer und Anfang der achtziger Jahre senkte sie sogar die Rohölmenge von 19 auf 17 Millionen Tonnen. (siehe Wikipedia).

Das Kombinat „Otto Grotewohl“ in Böhlen nahm 1967 die Erdölverarbeitung auf
Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-F1228-0014-001 / Koch, Heinz / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5433458

Wie die Erfahrungen aus der Sowjetunion lehrten, kam es darauf an, die Schaffung sozialistischer Produktionsverhältnisse in Industrie und Landwirtschaft eng mit der Errichtung der materiell-technischen Basis des Sozialismus zu verbinden. Diese Aufgabe stellte die DDR vor besondere Probleme: Hier fehlte zum Beispiel fast völlig eine Hüttenindustrie. Imperialistische Kräfte der BRD versuchten unter anderem durch das Sperren bereits vereinbarter Stahllieferungen, die DDR ökonomisch zu erpressen. Unter diesen Umständen war der Aufbau einer eigenen Hüttenindustrie und die Entwicklung des Schwermaschinenbaus für die DDR eine Lebensfrage. Dieser Situation trug der erste Fünfjahrplan Rechnung.

Auf der Grundlage des Chemieprogramms wurde Ende der 1950er Jahre mit dem Bau des Chemiefaserwerkes Guben begonnen. Es begann der Bau des Petrolchemischen Kombinats Schwedt und der Aufbau von Leuna II. In den Buna-Werken wurde eine neue Karbidfabrik errichtet. Im Kunstfaserwerk in Schwarza entstand eine neue Dederonseidenanlage (etwas Ähnliches wie Nylon). Mit dem Bau eines Schwefelsäurewerkes wurde in Coswig begonnen.

Seit 1957 wurde am Rostocker Überseehafen gebaut. Es entstand die Volkswerft Stralsund.

64 000 Tonnen Steine sind für den Molenbau des Rostocker Hafens verarbeitet worden. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1958
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Das Zementwerk Karlsdorf II begann 1959 mit der Produktion. Am Rande von Frankfurt (Oder) wurde das Halbleiterwerk errichtet, dem für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt und die Entwicklung der Elektronik in der DDR eine wesentliche Bedeutung zukam. In Schwedt wurde neben dem Petrolchemischen Kombinat eine Papierfabrik gebaut. Im Kreis Spremberg begann der Bau des ersten Fernsehkolbenwerkes der DDR. Bei Lauchhammer entstanden die Großkokerei und die Stadt Hoyerswerda.

Durch den Aufbau neuer volkseigener Betriebe wurde das Gesicht ganzer Bezirke, wie Rostock, Neubrandenburg, Frankfurt (Oder) und Cottbus, in denen früher fast ausschließlich Agrarproduktion betrieben wurde, verändert. Nach dem Sieg der Konterrevolution und folglich des Kapitalismus, ist von dem damals mühsam Aufgebauten nichts mehr übrig. Nun ist dort Ödland. Die Einwohner dort sind entweder weggezogen, alte Leute oder perspektivlose Sozialfälle.

Die Arbeiterklasse erwies sich damals unter Führung ihrer marxistisch-leninistischen Partei als entscheidende Kraft und Schöpfer der materiell-technischen Grundlagen des Sozialismus. Sie nahm die meisten Entbehrungen und Opfer auf sich, um trotz Schwierigkeiten die Grundlagen des Sozialismus zu errichten. Sie brachte die Neuerer- und Rationalisierungsbewegung hervor, die 1952 vom VEB Transformatoren- und Röntgenwerk Dresden ausging. Die von der Zittauer Weberin Frida Hockauf geprägten Worte „So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben“ wurden zur populärsten Losung in der Zeit des ersten Fünfjahrplanes.

Unter Führung der Arbeiterklasse und der SED entwickelte sich in den 1950er Jahren eine breite Aktivisten- und Wettbewerbsbewegung. Der sozialistische Wettbewerb wurde immer mehr zur Hauptform des Kampfes der Werktätigen für die Lösung der ökonomischen Aufgaben und die weitere Entwicklung des sozialistischen Bewusstseins. Das fand seinen Ausdruck in dem Kampf um den Ehrentitel „Brigade der sozialistischen Arbeit“, zu dem Anfang 1959 die Jugendbrigade „Nikolei Mamani“ aus dem Elektrotechnischen Kombinat Bitterfeld aufrief.

Dies alles stärkte die führende Rolle der Arbeiterklasse. Sie umfasste am Ende der Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus etwa drei Viertel der Bevölkerung der DDR. Ab den 1980er Jahren wendete sich das Blatt. Die Bevölkerung der DDR wurde immer unzufriedener und interesseloser. So begann der Übergang zurück zum Kapitalismus.

Über die Hälfte der Arbeiterklasse war in sozialistischen Großbetreiben beschäftigt. Aufgrund ihrer Stellung im Produktionsprozess, ihrer Erfahrungen im Klassenkampf und beim Aufbau des Sozialismus verfügte die Arbeiterklasse über eine hohe Organisiertheit und Disziplin. Die Arbeiterklasse erwirtschaftete den größten Teil des Nationaleinkommens und schuf damit die materiellen und finanziellen Mittel für die Entwicklung aller Bereiche der Gesellschaft und für eine ständige Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen des ganzen Volkes. Das geriet später in Vergessenheit.

Neben der Errichtung der Grundlagen des Sozialismus in der Industrie war die Schaffung sozialistischer Produktionsverhältnisse in der Landwirtschaft die wichtigste Aufgabe der 1950er Jahre.  Bereits zu Beginn des ersten Fünfjahrplanes zeigte sich, dass die einzelbäuerlichen Wirtschaften einer weiteren Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion Grenzen setzten. Die großen Maschinen der Maschinenausleihstationen konnten auf den kleinen Feldern nur ungenügend eingesetzt werden. Eine umfassende Anwendung der modernen Erkenntnisse der Agrarwissenschaften war ebenfalls möglich.

Entsprechend dem Leninistischen Genossenschaftsplan und den Erfahrungen der Sowjetunion und der anderen sozialistischen Staaten orientierte die Partei der Arbeiterklasse deshalb auf den Zusammenschluss der Bauern in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG).  Dies war der einzig mögliche Weg, um die Vorzüge der landwirtschaftlichen Großproduktion auszunutzen, die Arbeit der werktätigen Bauern zu erleichtern und das Bündnis mit der Arbeiterklasse und den werktätigen Bauern zu festigen.

Das war jedoch eine komplizierte Aufgabe, weil die Bauern mit althergebrachten Arbeitsmethoden und Lebensgewohnheiten brechen mussten. Zudem verstärkten die kapitalistischen Kräfte im Bunde mit imperialistischen Kreisen der BRD ihre antikommunistische Hetze und veranlassten viele Bauern zur Republikflucht. Aufgrund der schöpferischen und konsequenten Anwendung des Leninschen Genossenschaftsplanes durch die SED gelang es dem Gegner jedoch nicht, das Bündnis zwischen Arbeiterklasse und werktätigen Bauern zu untergraben.

Nachdem die ersten Bauern in den Gemeinden Worin, Merxleben und Schafstedt sich zu LPGs zusammengeschlossen hatten, wurden bis Ende des Jahres 1952 über 1 900 LPGs gegründet. Zur Unterstützung der jungen LPGs beschloss die Regierung der DDR zahlreiche Maßnahmen, darunter Steuer- und Ablieferungsvergünstigungen sowie die Herabsetzung der Kosten für Leistungen der Maschinen-Traktoren-Stationen (MTS).

Tausende Arbeiter folgten einem Aufruf des Zentralkomitees der SED und halfen den Genossenschaftsbauern bei der Organisierung der sozialistischen Großraumwirtschaft. Zahlreiche VEBs und Institutionen schlossen Patenschaftsverträge mit den Genossenschaften ab. Auch Studierende und Schülerinnen und Schüler unterstützten durch Ernteeinsätze die Entwicklung der Genossenschaften. Von Jahr zu Jahr stellte der sozialistische Staat der Landwirtschaft mehr moderne Maschinen zur Verfügung.

Die relativ schnelle Festigung der LPGs ermöglichte es bereits im Dezember 1954, auch Großbauern als Mitglieder aufzunehmen. Etwa 2 000 Großbauern machten schon bis 1955 von dieser Möglichkeit Gebrauch. Auf diese Weise wurde es möglich, die Reste der Ausbeuterklassen auf dem Lande ohne Enteignung in den Aufbau des Sozialismus einzubeziehen. Die gut wirtschaftenden LPGs bewiesen gegen Ende der 1950er Jahre immer überzeugender die Vorzüge der mechanisierten genossenschaftlichen Produktion. Unter diesem Eindruck dieser Tatsachen und aufgrund beharrlicher Überzeugungsarbeit der SED, der befreundeten Parteien und der örtlichen Volksvertretungen überwand schließlich die Mehrheit der Einzelbauern ihre Vorurteile. Im Dezember 1959 konnte der Kreis Eilenburg im Bezirk Leipzig als erster Kreis der DDR berichten, dass sich alle Bauern in LPGs vereinigt hatten. Diesem Beispiel folgten in den ersten Monaten des Jahres 1960 auch die Bauern in den übrigen Kreisen und Bezirken der DDR. Im „sozialistischen Frühling“ des Jahres 1960 fand die knechtende Unterordnung der Bauern unter die Bedingungen der einzelbäuerischen Wirtschaft in der DDR für immer ihr Ende. Die Klasse der Genossenschaftsbauern bewirtschaftete fast 85 Prozent und die Volkseigenen Güter 8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der DDR.

So sah es auf dem Wirtschaftshof der LPG Trinwillershagen 1956 aus
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Die nachfolgenden Statistiken stellen den damaligen Stand dar. 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Auch den Mittelschichten und noch vorhandenen kapitalistischen Unternehmern wurde in den 1950er Jahren eine neue Perspektive eröffnet. Auf ihrer 3. Parteikonferenz im März 1956 beschloss die SED den Handwerkern, Einzelhändlern und Unternehmern den Übergang zu sozialistischen Produktionsverhältnissen zu ermöglichen.

Die SED berücksichtigte dabei Vorschläge von Angehörigen dieser Schichten und der befreundeten Parteien. So entstanden die ersten Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH). Im Februar 1956 hatten sich die Parteivorstände der CDU und der LDPD mit privatkapitalistischen Unternehmern beraten und dabei erklärt, dass es notwendig und wünschenswert sei, auf dem Wege staatlicher Beteiligung allmählich zu sozialistischen Produktionsformen überzugehen. Den privaten Einzelhändlern und Gewerbetreibenden wurde der Abschluss von Kommissionsverträgen mit HO und Konsum vorgeschlagen (Handelsketten in der DDR). Im Kapitalismus findet man ähnliches, wo sich selbstständige Händler großen Handelsketten anschließen.

Den kapitalistischen Unternehmern in der Industrie und im Bauwesen wurde die Aufnahme einer finanziellen staatlichen Beteiligung an ihrem Betrieb ermöglicht. Für die sozialistische Volkswirtschaft ergab sich damit die Möglichkeit einer engeren Einbeziehung dieser Bereiche in die staatlichen Pläne.

Diese Leistungen, die unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei vollbracht wurden, bildeten die Grundlage für den vorläufigen Sieg des Sozialismus der bis 1989/90 bestehenden DDR.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die ersten Maßnahmen der Arbeiter- und Bauernmacht

Mit der Gründung der DDR besaßen die von der SED geführte Arbeiterklasse und ihre Verbündeten die notwendige staatliche Basis, um die Errungenschaften der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung zu sichern, ihre Macht weiter auszubauen und die Grundlagen des Sozialismus zur errichten. Politisch erfahrende und im Klassenkampf bewährte Funktionäre der SED übernahmen die entscheidenden Positionen in der Regierung, in den anderen staatlichen Organen (Institutionen) und in der Wirtschaft.

Angehörigen der Blockparteien wurden wichtige Funktionen übertragen. Von den 18 Ministern der ersten, von Otto Grotewohl gebildeten Regierung gehörten acht der SED, vier der CDU, drei der LDPD, je einer der NDPD und der DBD an. Ein Minister war parteilos.

Die von der Volkskammer angenommene Verfassung verankerte die revolutionären Errungenschaften der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung. Sie erhob die Ausübung der Staatsgewalt durch die Arbeiterklasse im Bündnis mit den werktätigen Bauern und anderen Werktätigen (Erwerbstätigen), die Vernichtung der Monopole und des Großgrundbesitzes und die Schaffung einer volkseigenen Wirtschaft zu Verfassungsgrundsätzen. Sie erklärte alle Bodenschätze und Naturreichtümer zu Volkseigentum. Der antiimperialistische Charakter der Verfassung sicherte, dass die revolutionäre Umwälzung weitergeführt und dem Aufbau des Sozialismus der Weg gebahnt wurde.

In völliger Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Verfassung hob Otto Grotewohl in seiner Regierungserklärung vom 12. Oktober 1949 hervor, dass die Staatsmacht der Arbeiter und Bauern dazu dienen sollte, die revolutionären Umgestaltungen in der DDR fortzusetzen und dem Kampf um den Frieden, gegen die imperialistische Kriegs- und Spaltungspolitik eine feste Basis zu geben. Als wichtigste außenpolitische Aufgabe bezeichnete Otto Grotewohl in seiner Regierungserklärung die weitere Vertiefung der Freundschaft zur Sowjetunion. Sie müsse ihre Ergänzung finden im freundschaftlichen Verhältnis zu den Volksdemokratien (osteuropäische Länder), besonders zur polnischen Volksrepublik und der tschechoslowakischen Republik. Der Ministerpräsident erkannte im Namen aller Fraktionen der Volkskammer die Oder-Neiße-Grenze als rechtsgültig und endgültig an und wandte sich entschieden gegen jede Völkerverhetzung.

Am 15. Oktober 1949 nahmen die DDR und die UdSSR diplomatische Beziehungen auf. Sie und die darauffolgende Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der DDR und den volksdemokratischen Staaten (osteuropäische Staaten) waren Ausdruck des Vertrauens der Völker in die demokratischen Kräfte des deutschen Volkes. Die diplomatischen Anerkennungen trugen dazu bei, das Ansehen des deutschen Volkes Schritt für Schritt zurückzugewinnen.

Am 6. Juli 1950 unterzeichneten die Ministerpräsidenten Cyrankiewitz und Grotewohl im Namen ihrer Regierung das „Abkommen über die Markierung der Oder-Neiße-Grenze“ als einer Grenze des Friedens und der Freundschaft
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Im Juli 1950 weilte eine Regierungsdelegation der DDR zu Verhandlungen in Warschau, Prag und Budapest. Das Ergebnis der Beratungen bestand in der Deklaration über die beiderseitige Markierung der Oder-Neiße-Grenze als einer Grenze des Friedens und der Freundschaft zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk. Am 6. Juli 1950 unterzeichneten die Ministerpräsidenten beider Staaten ein entsprechendes Abkommen in der polnischen Grenzstadt Zgorzelec. Es leitete eine grundlegende Wende in der Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen ein. Mit diesem ersten völkerrechtlichen Vertrag der DDR wurden die Voraussetzungen für friedliche und gutnachbarliche Beziehungen zwischen der DDR und Volkspolen geschaffen.

Boleslav Bierut: „In der Tat, die Geschichte hat uns..dazu berufen, ein für allemal die Kluft, die im Laufe der Eroberung und des Imperialismus, begleitet von Brand und Vernichtung, zwischen unseren Völkern aufgerissen hat, verschwinden zu lassen…“
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Er errichtete eine Barriere gegen die revanchistischen Kreise in der BRD, die die Ergebnisse des II. Weltkrieges nicht anerkennen wollten. Das Abkommen verdeutlichte, dass die DDR radikal mit der aggressiven Außenpolitik der deutschen Großbourgeoisie gebrochen hatte und willens war, als deutscher Friedensstaat in Europa zu wirken.

Auf Initiative der SED verabschiedete die Volkskammer der DDR ein umfassendes Gesetzeswerk zur Festigung und Weiterentwicklung der Staatsmacht.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Das „Gesetz zum Schutze der Arbeitskraft der in der Landwirtschaft Beschäftigten“ vom Dezember 1949 schränkte die kapitalistische Ausbeutung auf dem Land ein und sicherte den Landarbeitern soziale und politische Rechte, z.B. den 8-Stundentag und den bezahlten Jahresurlaub.

Das „Gesetz über die Teilnahme der Jugend am Aufbau der DDR und über die Förderung der Jugend in Schule und Beruf, bei Sport und Erholung“ vom Februar 1950 sah umfassende Maßnahmen zur Förderung der Jugend vor. Ihr sollten verantwortliche Aufgaben zur Leitung von Staat und Wirtschaft übertragen werden. Die Arbeitszeit für Jugendliche bis 16 Jahre wurde auf 42 Stunden, für Jugendliche bis 18 Jahre auf 45 Stunden wöchentlich festgelegt. Die FDJ wurde als Interessenvertretung der Jugend gesetzlich anerkannt. Mit einem Gesetz vom Mai 1950 setzte die Volkskammer das Volljährigkeitsalter von 21 auf 18 Jahre herab.

Die Volkskammer der DDR nimmt in Anwesenheit von Jugenddelegationen am 8. Februar 1950 das Gesetz zur Förderung der Jugend an
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Das „Gesetz über den Mutter- und Kinderschutz und die Rechte der Frau“ vom September 1950 legte die Grundsätze für die Gleichstellung der Frau in Ehe und Familie fest. Es schuf weitgehende Voraussetzungen, damit die verfassungsmäßig festgelegte Gleichberechtigung der Frauen in der DDR verwirklicht werden konnte. Zur Förderung der Frauen, zum Schutze von Mutter und Kind und zur Erleichterung des Lebens von Frauen stellte der Staat umfangreiche Mittel zur Verfügung.

Unter den von der Volkskammer beschlossenen Gesetzen nahm das Gesetz zum Schutze des Friedens einen hervorragenden Platz ein. Es erklärte die Kriegspropaganda und die Rassen- und Völkerhetze zu einem der schwersten Verbrechen gegen die Menschheit und wurde zu einer Waffe im Kampf gegen reaktionäre und konterrevolutionäre Kräfte.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Zum Schutz der revolutionären Errungenschaften der DDR schuf die Volkskammer auf Initiative der SED im Februar 1950 das Ministerium für Staatssicherheit. Gemeinsam mit dem Ministerium des Innern, dem Obersten Gericht und der Obersten Staatsanwaltschaft entwickelte es sich zu einem wirksamen Instrument der Arbeiter- und Bauernmacht, mit dem alle imperialistischen Anschläge gegen die beginnende Entwicklung in der DDR zerschlagen werden konnten. 1989 vermochte das Ministerium für Staatsicherheit nicht die DDR zu schützen. Bis heute ist das Ministerium für Staatssicherheit der DDR verhasst. Nach dem Sieg der Konterrevolution 1989/90 und der Annexion der DDR im Jahre 1990 ist eine staatliche Behörde (BStU) geschaffen worden, die angeblich die Akten verwalten soll. Darüber hinaus verbreitet sie antikommunistischen Hass und fälscht sogar Akten.

Eine hervorragende Rolle bei der Sicherung der DDR spielt die Deutsche Volkspolizei. Sie war unmittelbar nach der Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus von bewährten Antifaschisten aufgebaut worden. Als zentralgeleitetes bewaffnetes Organ (Behörde) wurde sie Bestandteil der neuen Staatsmacht der DDR. Der Volkspolizei wurden größere Aufgaben bei der Sicherung des Staates übertragen. Die Bereitschaften der Deutschen Volkspolizei wurden ausgebaut; aus ihnen ging Ende 1952 die Kasernierte Volkspolizei (KVP) hervor. Ehemalige Widerstandskämpfer und Antifaschisten, Kämpfer der Internationalen Brigaden in Spanien, Funktionäre und Mitglieder der KPD und SED stellten sich dem Aufbau der Volkspolizei, bzw. der KVP zur Verfügung, wie zum Beispiel Armeegeneral Heinz Hoffmann, Generaloberst Heinz Keßler und Admiral Waldemar Verner. Tausende Funktionäre und Mitglieder der FDJ erklärten sich zum freiwilligen Dienst in der KVP bereit.

Der junge Staat hat verlässliche Beschützer: Am 1. Mai 1953 paradiert Kasernierte Volkspolizei vor der Ehrentribüne in Berlin
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Die Schutz- und Sicherheitsorgane (-behörden) bewährten sich bei der Zerschlagung imperialistischer Agentengruppen und bei der Aufdeckung schwerer Wirtschaftsverbrechen. Sie trugen dazu bei, die demokratische Gesetzlichkeit zur allgemein anerkannten Norm des Zusammenlebens zu erheben. Sie halfen mit, die Werktätigen (Erwerbstätigen) zu neuen Verhaltensweisen gegenüber dem gesellschaftlichen Eigentum und zur Wachsamkeit gegenüber den Feinden der DDR zu erziehen. In den 1980er Jahren gelang dies immer weniger und sie konnten das Ende der DDR nicht verhindern.

Die Besetzung der wichtigsten staatlichen Funktionen mit Vertretern der revolutionären Arbeiterbewegung, die verfassungsmäßige Verankerung grundlegender Ziele der Arbeiterklasse und die ersten Gesetze der Arbeiter- und Bauernmacht in der DDR unterstrichen den neuen Charakter der Staatsmacht. Sie begann die Funktionen der Diktatur des Proletariats (dieser Begriff ist heute missverständlich) auszuüben: die wirtschaftlich-organisatorische, die kulturell-erzieherische und die Schutzfunktion. Dies bröckelte in den 1980er-Jahren, bis sie dies 1989/90 nicht mehr vermochte und die Konterrevolution gesiegt hat.

Die Errichtung der politischen Macht der Arbeiterklasse in der DDR war die unerlässliche Voraussetzung dafür, dass nunmehr die Grundlagen des Sozialismus erreichtet werden konnten.

Aus der Resolution der Berner Parteikonferenz der KPD (1939): „Die neue demokratische Republik wird die Schwächen der Weimarer Republik gegenüber der Reaktion nicht wiederholen…“  In der DDR wurde diese geschichtliche Lehre zunächst beherzigt, doch es wurden neue Fehler gemacht. Die Konterrevolution hat gesiegt.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die ersten Maßnahmen der Arbeiter-und Bauernmacht

Die demokratische Bodenreform

Die faschistische Landwirtschaftspolitik und der II. Weltkrieg hatten zur Vernachlässigung der Felder, zur Verminderung der Hektarerträge und der tierischen Leistungen geführt. So waren gegenüber dem Vorkriegsstand die landwirtschaftliche Nutzfläche um 19 Prozent und die Hektarerträge um mehr als ein Viertel gesunken. Besonders stark hatte die sowjetische Besatzungszone unter den Kriegsfolgen zu leiden. In ihrem landwirtschaftlich wichtigsten Gebiet, in Mecklenburg-Vorpommern, betrug zum Beispiel der Rindviehbestand im Herbst 1945 nur 30 Prozent der Vorkriegszeit. Verschärft wurde das Ernährungsproblem durch Millionen Umsiedler aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße-Grenze, aus der Tschechoslowakei und aus Südosteuropa. Hinzu kam, dass zahlreiche Großgrundbesitzer bei ihrer Flucht vor der Sowjetarmee wertvolle Maschinen, Zug- und Nutzvieh sowie Vorräte in die westlichen Besatzungszonen verschleppt hatten.

Oftmals hatte sich auf dem Lande, stärker als in den Städten und Industriegebieten, die faschistische Ideologie ausbreiten können. Besonders in den landwirtschaftlichen Gebieten östlich der Elbe hatte der preußische Adel jede demokratische Bewegung unterdrückt und war zu einer Stütze des Militarismus und Faschismus geworden.

Die Einsicht und Bereitschaft, durch eine demokratische Bodenreform die Machtverhältnisse auf dem Lande gründlich zu verändern, entwickelten sich bis Ende August 1945 in der sowjetischen Besatzungszone zu einer Massenbewegung.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

Die entschädigungslose Enteignung der Junker und Großgrundbesitzer sowie die Aufteilung ihres Bodens unter die landarmen Bauern und die Landarbeiter konnten beginnen. Am 2. September 1945 legte der Vorsitzende der KPD, Wilhelm Pieck, auf einer Kreisbauernversammlung in Kyritz (Mark Brandenburg) das Programm zur Durchführung der Bodenreform dar.

Die Teilnehmer forderten in einer Entschließung „..die Aufteilung des Bodens der Kriegsverbrecher und Kriegsschuldigen und des gesamten Großgrundbesitzes über 100 Hektar an die kleinen Bauern, Landarbeiter und Kriegsvertriebenen.“ 30 Bauernkonferenzen in der Provinz Sachsen und eine Landesbauernkonferenz in Thüringen, die zur gleichen Zeit tagten, unterstützten diese Forderung nach Durchführung einer Bodenreform.

Die von Wilhelm Pieck verkündete Losung „Junkerland in Bauernhand“ wurde von Landarbeitern, Kleinbauern und Umsiedlern freudig aufgegriffen. Verhandlungen im Block der antifaschistisch-demokratischen Parteien hatten zu dem Ergebnis geführt, dass von allen Parteien die Notwendigkeit einer demokratischen Bodenreform anerkannt wurde.

Das entscheidende Instrument zur Durchführung der Bodenreform waren die neuen Machtorgane(neue Behörden und Institutionen), die sich das Volk geschaffen hatte. Im September 1945 erließen die Landes- und Provinzialverwaltungen auf der Grundlage der Vorschläge der KPD inhaltlich gleichlautende Verordnungen über die demokratische Bodenreform. Ihre Durchführung selbst lag in den Händen des werktätigen Volkes.

In allen Gemeinden wurden Bodenreformkommissionen gewählt. Sie beschlagnahmten den Großgrundbesitz über 100 Hektar, der entschädigungslos enteignet wurde. Kriegsschuldige, Kriegsverbrecher und Naziaktivisten wurden unabhängig von der Größe ihres Besitzes enteignet.

Von der Enteignung ausgenommen war der Boden landwirtschaftlicher und wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen, der zur Versorgung der Bevölkerung dienende, den Stadtverwaltungen gehörende Boden, das Gemeindeland, der Grundbesitz landwirtschaftlicher Genossenschaften und Schulen sowie der Grundbesitz der Klöster, Bistümer und Kirchen.

Der den Bewerbern zugeteilte Boden durfte fünf Hektar, bei schlechter Bodenqualität zehn Hektar nicht überschreiten.

 

 

Aufteilung des Großgrundbesitzes im Herbst 1945
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Die durch die Bodenreform entstandenen Wirtschaften durften weder ganz noch teilweise verkauft, verpachtet, geteilt oder verpfändet werden. Die Bewerber erhielten den Boden schuldenfrei. Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen wurden den Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe, einfaches Arbeitsgerät und Arbeitsvieh den bedürftigen Bauernwirtschaften zur individuellen Nutzung zur Verfügung gestellt. Ein Drittel des Bodenfonds verblieb in den Händen staatlicher und kommunaler Einrichtungen. Auf etwa drei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche entstanden in der Folgezeit Volkseigene Güter (VEG).

Die demokratische Bodenreform war die seit dem Deutschen Bauernkrieg im 16. Jahrhundert größte revolutionäre Massenaktion auf dem Lande. Die gewählten Bodenreformkommissionen als revolutionär-demokratische Organe der Arbeiter und Bauern beschlossen die Aufteilung des Großgrundbesitzes und setzten ihre Beschlüsse selbst um. Das wichtigste Ergebnis der Bodenreform, die ich unter der Führung der Arbeiterklasse vollzog, bestand darin, dass die ökonomische Macht der Großgrundbesitzer gebrochen und das Junkertum als Klasse beseitigt wurden.

Durch die demokratische Bodenreform erhielt das Bündnis zwischen Arbeiterklasse und werktätigen Bauern eine stabile politische und ökonomische Grundlage. Die Arbeiterklasse half den Bauern, den erbitterten Widerstand der Junker, Großgrundbesitzer und aktiven Nazis zu überwinden, die diese der Bodenreform entgegensetzten. Sie versuchten, der Enteignung durch die Aufteilung der Güter unter ihre Verwandten zu entgehen. Sie verschoben Vieh und Maschinen. Von den Junkern und ihren Inspektoren eingeschüchtert, wagte mancher Bauer und Landarbeiter nicht, sich um Boden zu bewerben. Faschistische Banden überfielen Arbeiterfunktionäre. Dieser Widerstand konnte erst durch die Ausweisung der enteigneten Junker und Großgrundbesitzer gebrochen werden.

Auch nach dem Abschluss der Bodenreform galt die Aufmerksamkeit der demokratischen Machtorgane der Festigung des Bündnisses und der Entwicklung der Neubauernwirtschaften. Aus den Ausschüssen der gegenseitigen Bauernhilfe entstand eine demokratische Massenorganisation, die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB). 1949 wurden die Maschinenausleihstationen (MAS) gegründet. Sie betrieben den Park für Maschinen und Traktoren und stellten diese den Klein- und Mittelbauern zu günstigen Tarifen zur Verfügung. Diese Bauern bleiben infolge der Hilfe durch die MAD wirtschaftlich und politisch von den ökonomisch stärkeren Großbauernbetrieben unabhängig. Die MAS verbanden die Produktionshilfe mit einer umfangreichen politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Unterstützung der Bauern. Als Zentren der Arbeiterklasse auf dem Lande trugen sie – gemeinsam mit den VEG – wesentlich dazu bei, den Boden für die sozialistische Umgestaltung des Dorfes vorzubereiten.

Die Sowjetunion unterstützte aktiv die antiimperialistisch-demokratische Umwälzung auf dem Lande. Die sowjetischen Besatzungsbehörden halfen mit Pferden, Saatgetreide und Saatkartoffeln. Im September 1947 ordnete die SMAD an, in der sowjetischen Besatzungszone in kurzer Zeit mindestens 37 000 Wohn- und Wirtschaftsgebäude auf dem Lande zu errichten. Diese und andere Maßnahmen der SMAD erleichterten und beschleunigten die Durchführung der demokratischen Bodenreform und sicherten ihre Ergebnisse.

Auch in den westlichen Besatzungszonen forderten demokratische Kräfte die Aufteilung der Güter über 100 Hektar Nutzfläche und eine Neuaufteilung des Bodens. In Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein wurden entsprechende Gesetze angenommen. Imperialistische Kreise und rechtssozialdemokratische Führer verhinderten aber, dass diese Gesetze umgesetzt werden konnten. Sie befürchteten nicht zu Unrecht, dass durch eine Bodenreform der Imperialismus auch in den Westzonen an Einfluss verlieren würde. So blieb- mit Unterstützung der westlichen Besatzungsmächte- der Großgrundbesitz in den westlichen Besatzungszonen unangetastet.

Am 11. Januar 1947 verzichtete die Regierung der Sowjetunion auf die Demontage von etwa 200 Großbetrieben, die in Übereinstimmung mit den Vier-Mächte-Vereinbarungen über die Wiedergutmachung eines Teiles der vom Hitlerfaschismus verursachten Schäden vorgesehen war. Die Regierung der UdSSR übernahm diese Betriebe in sowjetisches Eigentum und verwandelte sie in Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG). Ihr Wert wurde als Reparationsleistung anerkannt. Diese Entscheidung der UdSSR sicherte Tausenden Arbeitern und Angestellten ihre Arbeitsplätze und ermöglichte es, diese Betriebe für den demokratischen Neuaufbau zu erhalten.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR