Der IX. Parteitag der SED und die weitere Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft der DDR

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

In der ersten Hälfte der 1970er Jahre hatten die Arbeiterklasse und alle Werktätigen (Erwerbstätigen) unter Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands die Beschlüsse des VIII. Parteitages erfolgreich verwirklicht. Die vom VIII. Parteitag beschlossene Hauptaufgabe und die auf ihrer Grundlage realisierte Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik erwiesen sich bis dahin als stabile Orientierung für eine kontinuierliche und dynamische Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft. Da dem nicht so war, wird im Nachhinein der Weg „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ von manchen nicht als der richtige gesehen.

Im Ringen um die Umsetzung der Hauptaufgabe hatte sich das materielle und kulturelle Lebensniveau des Volkes weiter erhöht, waren die Bedingungen für eine neue Etappe der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft geschaffen worden. Ausgehend von dieser erfolgreichen Bilanz der Entwicklung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der DDR und auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Analyse des seinerzeitigen revolutionären Weltprozesses bestimmte die Partei der Arbeiterklasse die strategische Aufgabenstellung für die nächste Etappe der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Auf dem IX. Parteitag der SED, der vom 18. Bis 22. Mai 1976 im neuerbauten (nun abgerissenen) Palast der Republik in Berlin tagte, erklärte dazu Erich Honecker: „Gestützt auf das Erreichte, wenden wir uns auf unserem IX. Parteitag neuen, höheren Aufgaben zu. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands stellt sich das Ziel, in der Deutschen Demokratischen Republik weiterhin die entwickelte sozialistische Gesellschaft zu gestalten und so grundlegende Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus zu schaffen. Damit nehmen wir auf einem fortgeschrittenen Niveau unserer Entwicklung die Aufgaben der Gegenwart in Angriff und tun es mit dem Blick auf die Zukunft, auf unser großes Ziel, die kommunistische Gesellschaft.“ Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den IX. Parteitag der SED. Berlin 1976, S. 6

 

Mit dieser strategischen Orientierung wurde betont:

 

  1. In der DDR werden jetzt und auch künftig die Kräfte für den Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft konzentriert.
  2. Im Prozess der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft wird die Verbindung zwischen aktuellen Aufgaben des sozialistischen Aufbaus mit der kommunistischen Zukunft immer enger. (Man bewegte sich auf ein Wolkenkuckucksheim zu, verlor den Bezug zur Basis und zur Realität. So machte dich die Partei unglaubwürdig. Der Weg führte ins Aus.)
  3. In den nächsten Fünfjahrplanperioden geht es um die Schaffung grundlegender Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus. (Oh arme DDR, wie konnte sich Erich Honecker so irren? Warum bewegte sich die Strategie der DDR weg von der Realität?)
  4. Die grundlegenden Voraussetzungen für den allmählichen Übergang zum Kommunismus werden nicht neben oder zeitlich nach der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, sondern durch ihren erfolgreichen Aufbau geschaffen. (O je, warum hat man sich nicht um eine feste Basis gekümmert? Arme DDR.)
Blick in den großen Saal des Palastes der Republik während der Beratungen des IX. Parteitages der SED
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Die Generallinie des IX. Parteitages ging davon aus, dass die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ein historischer Prozess tiefgreifender politischer, ökonomischer, sozialer und geistig-kultureller Wandlungen ist. Die Erkenntnis liegt dem vom IX. Parteitag beschlossenen neuen Parteiprogramm, dem neuen Statut der SED und der Direktive für den Fünfjahrplan von 1976 bis 1980 zugrunde. (Na ja, eine gute Erkenntnis. Allerdings geht das nicht so schnell, wie damals gedacht wurde.)

Annahme des Parteiprogramms der SED durch die Delegierten des IX. Parteitages
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Der IX. Parteitag unterstrich nachdrücklich, dass die weitere Umsetzung der Hauptaufgabe auch künftig im Zentrum der Politik der SED stehen werde. Um den darin ausgedrückten Sinn des Sozialismus, alles zu tun für das Wohl des Volkes, auf ständig höherer Stufe zu verwirklichen, wurde beschlossen, die materiell-technische Basis der Volkswirtschaft der DDR weiter zu vervollkommnen.  (Dann folgen noch einige Details zur damaligen Wirtschaft, die aus heutiger Sicht uninteressant sind. Wer Interesse hat, kann die Details im Original-Text nachlesen, der als Download zur Verfügung steht.)

Als entscheidende politische Grundlage für die Umsetzung der großen ökonomischen, sozialpolitischen und ideologischen Ziele kennzeichnete der Parteitag die weitere Erhöhung der Rolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei als führende Kraft der sozialistischen Gesellschaft. Dabei kam es zugleich darauf an, ihr Bündnis mit der Klasse der Genossenschaftsbauern, mit der Intelligenz und allen andern Werktätigen (Erwerbstätigen) zu festigen. Die Partei der Arbeiterklasse setzte sich dafür ein, den sozialistischen Staat umfassend zu stärken. Sie kennzeichnete die immer breitere Entfaltung der sozialistischen Demokratie als Hauptrichtung in der sich die sozialistische Staatsmacht entwickeln musste.

Die in vielfältigen Formen erfolgende Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger in der Leitung des Staates und der Wirtschaft wurde immer mehr zum bestimmenden Merkmal des Lebens im Sozialismus. Die Rolle der gesellschaftlichen Organisationen der Werktätigen (Erwerbstätigen) bei der Umsetzung der sozialistischen Demokratie wurde weiter erhöht. Sie sollten einen spezifischen Beitrag zur Entwicklung der Bewusstheit der Werktätigen (Erwerbstätigen) leisten und helfen, ihre marxistisch-leninistische Weltanschauung und kommunistische Moral aktiv herauszubilden und alle Erscheinungen der bürgerlichen Ideologie konsequent zu überwinden. Zugleich orientierte der Parteitag darauf, für die entwickelte sozialistischer Gesellschaft charakteristische Art und Weise des gesellschaftlichen Lebens und individuellen Verhaltens in allen Lebensbereichen immer mehr auszuprägen. (Wie wir heute wissen, haperte es damit. Die Menschen wurden immer interesseloser und unzufriedener. Auch die Schülerinnen und Schüler, an die sich dieses und andere Geschichtsbücher richtete, träumten mehrheitlich von westlicher Musik und Mode, anstatt dem Unterricht zu folgen, das Gelernte zu verinnerlichen und sich damit auseinandersetzen.)

Nach der Wahl Erich Honeckers zum Generalsekretär des Zentralkomitees der SED
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Auf dem Gebiet der Außenpolitik stellte der Parteitag die vorrangige Aufgabe, gemeinsam mit der Sowjetunion und anderen sozialistischen Staaten die günstigsten internationalen Bedingungen für den sozialistischen und (man war ja hochtrabend) kommunistischen Aufbau zu sichern. Das bedeutete, den Bruderbund mit der Sowjetunion und den anderen Ländern der sozialistischen Gemeinschaft ständig zu vertiefen und insbesondere die sozialistische ökonomische Integration im Rahmen des RGW aktiv mitzugestalten, den Frieden und die sozialistischen Errungenschaften jederzeit zuverlässig zu schützen und die Politik der friedlichen Koexistenz in den Beziehungen zu den kapitalistischen Ländern beharrlich durchzusetzen.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Kampf für die Umsetzung der Beschlüsse des VIII. Parteitages der SED

Auf der Grundlage der Beschlüsse des VIII. Parteitages des SED vollbrachten die Arbeiterklasse und anderen Werktätigen (Erwerbstätigen) in der ersten Hälfte der 1970er Jahre gewaltige Leistungen. Unter Führung der SED gestalteten sie diesen Zeitraum zur bis dahin erfolgreichste Periode in der Geschichte der DDR. (In den 1980er Jahren ging es bekanntlich abwärts.)

Die führende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei wurde weiter erhöht, das Bündnis der Arbeiterklasse mit der Klasse der Genossenschaftsbauern, mit der Intelligenz und anderen arbeitenden Schichten gestaltete sich immer enger, die sozialistische Staatsmacht und die gesamte politische Organisation der sozialistischen Gesellschaft wurde vervollkommnet und die sozialistische Demokratie noch breiter entfaltet. Mehr als bisher gelang es, alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens planmäßig und proportional zu entwickeln. Das änderte sich in den 1980er Jahren zum Negativen hin.

Auf dem Gebiet der Volkswirtschaft kam es zunächst darauf an, die Energieerzeugung durch den Bau neuer Kraftwerke (Thierbach, Boxberg, Kernkraftwerk Nord) besser mit dem Energiebedarf in Übereinstimmung zu bringen. In der BRD war und ist die Atomenergie sehr umstritten und es gab und gibt stets Proteste im Zusammenhang mit der Atomenergie. Außerdem ist die Atomenergie sehr gefährlich. Jeder menschliche Fehler und jede Naturkatastrophe lösen ein ungeheures Ausmaß an Schäden aus, wie die Erfahrungen aus Tschernobyl und Fukushima zeigen.

Blick in die Turbinenhalle des mit Hilfe der UdSSR errichteten Kernkraftwerks „Bruno Leuschner“ bei Greifswald
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Durch effektive Nutzung vorhandener Produktionsanlagen, zielgerichtete Rationalisierung und vielfältige Initiativen, wie beispielsweise die Aktion „Zulieferindustrie“, wurde erreicht, dass die Finalproduzenten stabiler und bedarfsgerechter versorgt werden konnten. Ein harter Kampf wurde darum geführt, Disproportionen (Missverhältnisse) in den Warenfonds für den Bedarf der Bevölkerung zu überwinden und eine kontinuierliche Versorgung zu sichern. Doch letztendlich haperte es doch damit und war nie in den Griff zu kriegen.

Produziertes Nationaleinkommen
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Dank der erhöhten Leistungen der Werktätigen (Erwerbstätigen) in Industrie und Landwirtschaft war es 1972 möglich geworden, eine Reihe sozialpolitischer Maßnahmen durchzuführen. So konnten die Renten und Leistungen der Sozialfürsorge für 3,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger erhöht werden. Berufstätige Mütter und junge Ehen erhielten weitere Vergünstigungen. Die Wohnverhältnisse wurden im laufenden Fünfjahrplan für 1,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger verbessert. Über 1,7 Millionen Werktätige (Erwerbstätige) erhielten höhere Mindestlöhne. Die Jahresendprämie erreichte 1974 in den Industriebetrieben einen Durchschnitt von 870 Mark (der DDR). Das übertraf den durchschnittlichen monatlichen Bruttolohn der Werktätigen in diesem Bereich. Für etwa 200 000 berufstätige Mütter wurde die wöchentliche Arbeitszeit auf 40 Stunden verkürzt. 400 000 werktätige Mütter mit zwei und mehr Kindern erhielten einen um 3 bis 9 Tage verlängerten Jahresurlaub. Jungen Eheleuten gewährte der sozialistische Staat einen zinslosen Kredit bis zu 5 000 Mark (der DDR) mit einer Laufzeit von 8 Jahren.

Was passierte mit den Ehekrediten nach der Konterrevolution?

„Mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion wurden die Ehekredite wie alle Kredite zum 1. Juli 1990 halbiert. Durch das Zinsanpassungsgesetz wurden sie auf marktübliche Zinssätze umgestellt. Um Härten zu vermeiden, wurden diese Zinsen bis zum 31. Dezember 1992 auf Antrag vom Bund übernommen.“ Entnommen Wikipedia

Die Geburtenhilfen wurden beträchtlich erhöht. So trat das humanistische Wesen des Sozialismus immer deutlicher hervor. Allerdings wurden diese Sozialleistungen für selbstverständlich genommen.

Die umfassende Erfüllung der vom VIII. Parteitag der SED beschlossenen Hauptaufgabe war jedoch nur möglich, wenn die sozialistischen Produktionsverhältnisse weiter vervollkommnet, die gesellschaftliche Produktion intensiviert und die führende Rolle der Arbeiterklasse und der SED weiter erhöht wurden. Deshalb verbanden Partei und Regierung die Durchsetzung der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik konsequent mit der Lösung dieser gesellschaftlichen Entwicklungsprobleme. Heute wird darüber gestritten, ob das die richtige Lösung war.  Um die sozialistischen Produktionsverhältnisse weiter zu entwickeln, hielt man es damals auch für notwendig, die damals noch existierenden 5 500 Privatbetriebe und die etwa 6 000 Betriebe mit staatlicher Beteiligung, in denen eine halbe Million Werktätige beschäftigt waren, in Volkseigentum zu überführen. Im Nachhinein wird darüber gestritten, ob diese Maßnahme richtig oder falsch war. In Übereinstimmung mit den Forderungen der Werktätigen, der befreundeten Parteien sowie vieler Inhaber und Besitzer privater Betriebe orientierte das Zentralkomitee der SED darauf, die privaten Anteile bzw. Betriebe durch den Staat aufzukaufen. Im Februar 1972 fasste der Ministerrat der DDR einen entsprechenden Beschluss. Außer der Überführung der Betriebe mit staatlicher Beteiligung und privater Betriebe sah der Beschluss vor, die PGH für Reparaturen und Dienstleistungen weiter zu fördern und privaten Handwerkern den Eintritt in diese PGH zu ermöglichen. Genossenschaften, die durch die Entwicklung zu Industriebetrieben den Charakter einer PGH verloren hatten, sollten in Volkseigentum umgewandelt werden, indem man den Mitgliedern ihre Anteile durch den Staat auszahlt.

Im Zuge der 1972 erfolgten Umgestaltungen entstanden 11 300 neue volkseigene Betriebe mit etwa 585 000 Werktätigen. In den neuen VEB übernahmen etwa 85 Prozent der ehemaligen Komplementäre und Inhaber leitende Funktionen. Insgesamt stieg durch diese Maßnahmen der Anteil der sozialistischen Betriebe an der industriellen Bruttoproduktion von 88,8 Prozent im Jahre 1971 und 99.9 Prozent im Jahre 1972.

Industrieproduktion nach Eigentumsformen der Betreibe (Prozent)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Auch in der sozialistischen Landwirtschaft wurden die Produktionsverhältnisse weiterentwickelt. Es vollzog sich ein Prozess der Spezialisierung und Konzentration der landwirtschaftlichen Produktion. Bis 1975 schloss sich die Mehrzahl der auf Pflanzenproduktion spezialisierten LPGs zu rund 1 200 Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion (KAP) zusammen, die über 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der DDR bearbeiteten. Sie wirkten eng mit den Agrochemischen Zentren (ACZ) und den Kreisbetrieben für Landtechnik (KfL) zusammen.

Auf dem Gebiet der Tierproduktion wurde ein höherer Grad der Spezialisierung erreicht. Während die LPGs und VEGs in herkömmlicher Weisen produzierten, spezialisierten sich immer mehr Betriebe auf einzelne Zweige der Tierproduktion. Zugleich bildeten sich zwischenbetriebliche Einrichtungen der Tierproduktion heraus.

Diese gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen Pflanzen- und Tierproduktion ermöglichte eine noch bessere Nutzung der Wissenschaft und Technik für die weitere Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion. Sie bedeutete einen wesentlichen Fortschritt auf dem Wege zur weiteren Überwindung der Unterschiede zwischen Stadt und Land.

Ein Beschäftigter in der Landwirtschaft erzeugt Nahrungsmittel….
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Auf der Grundlage der Beschlüsse des VIII. Parteitages richteten die Arbeiterklasse und die anderen Werktätigen (Erwerbstätigen) der DDR ihre Anstrengungen im sozialistischen Wettbewerb insbesondere darauf, durch weitere Intensivierung der sozialistischen Produktion die notwendigen Voraussetzungen für die Lösung der Hauptaufgabe zu schaffen. Sie übernahmen zusätzliche Verpflichtungen zum Staatsplan in Form von Gegenplänen, erarbeiteten persönlich-schöpferische Pläne zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und schenkten der politisch-weltanschaulichen und fachlichen Qualifizierung sowie der Entwicklung des geistig-kulturellen Lebens der Brigademitglieder verstärke Aufmerksamkeit. Von hervorragender Bedeutung war in diesen Jahren der Aufschwung der Neuerer- und Rationalisatorenbewegung sowie der Bewegung „Sozialistisch arbeiten, lernen und leben“. Auch in kapitalistischen Betrieben werden Verbesserungsvorschläge angeregt und gefördert. Allerdings haben diese dort einen anderen Charakter, als im Sozialismus.

Im Mittelpunkt des sozialistischen Wettbewerbs stand der Kampf um eine höhere Arbeitsproduktivität. Das bedeutet vor allem:

-die bessere Nutzung und Modernisierung der vorhandenen Produktionsanlagen,

-der sparsame Umgang mit Energie, Material, Roh- und Brennstoffen,

-die Verbesserung der Materialökonomie,

-die Wissenschaftliche Arbeitsorganisation,

-die volle Ausnutzung der Arbeitszeit,

-die mehrschichtige Auslastung der Maschinen und Anlagen,

-die Nutzung neuer Erkenntnisse der Wissenschaft und Technik,

-die Senkung der Selbstkosten.

Produktion in einer Minute Arbeitszeit
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Diese gesellschaftliche Entwicklung verlangte zugleich eine weitere Vervollkommnung der sozialistischen Staatsmacht. Insbesondere ging es darum, die Masseninitiative der Werktätigen noch enger mit der zentralen staatlichen Leitung und Planung zu verbinden. Höhere Ansprüche an die staatliche Tätigkeit erwuchsen auch aus den Aufgaben der sozialistischen ökonomischen Integration und aus der internationalen Anerkennung der DDR.

Nicht zuletzt verlangten der sichere Schutz der DDR und die aktive Friedenspolitik eine weitere Stärkung des sozialistischen Staates. Im Zentrum stand dabei die breite Entfaltung der sozialistischen Demokratie als Hauptrichtung der Entwicklung der sozialistischen Staatsmacht. Diesem gesellschaftlichen Erfordernis dienten mehrere Gesetze, die in der ersten Hälfte der 1970er Jahre von der Volkskammer der DDR verabschiedet wurden.

Im Oktober 1972 beschloss die Volkskammer das Gesetz über den Ministerrat der DDR. Es bestimmte die Rechte und die Verantwortung des Ministerrates und der Ministerien für die Leitung und Planung aller Bereiche entsprechend den gesellschaftlichen Erfordernissen. Ihm wurde die Aufgabe übertragen, die Grundsätze der staatlichen Innen- und Außenpolitik auszuarbeiten und die einheitliche Durchführung der gesamten Staatspolitik der DDR zu sichern.

Im Juli 1973 verabschiedete die Volkskammer das Gesetz über die örtlichen Volksvertretungen und ihre Organe. Das Gesetz trug dazu bei, die grundlegenden Staatsinteressen noch besser mit den Interessen der Bürgerinnen und Bürger zu verbinden. Es regelte die Rechte und Pflichten der Abgeordneten und erhöhte die Verantwortung der örtlichen Volksvertretungen für die gesellschaftliche Entwicklung in den Territorien.

Im September 1974 nahm die Volkskammer das Gesetz zur Ergänzung und Änderung der Verfassung der DDR an. Damit wurde die Verfassung voll mit dem erreichten gesellschaftlichen Entwicklungsstand in Übereinstimmung gebracht. Die Verfassung brachte seitdem die höhere Stufe des Bündnisses und der Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Bruderländern besser zum Ausdruck. Noch konsequenter als bisher wurde die Herausbildung der sozialistischen Nation in der DDR durch die Verfassung unterstrichen. Die Änderung und Ergänzung des grundlegenden Gesetzes des nun untergegangen Staates entsprach auch den Erfordernissen der weiteren Entwicklung der sozialistischen Demokratie und Rechtsordnung der DDR. Die Befugnisse der Volkskammer, ihres Präsidiums, des Staatsrates und des Ministerrates wurden exakter festgelegt und aufeinander abgestimmt. Die Wahlperiode der Volkskammer wurde dem Fünfjahrzyklus angepasst. Das passive Wahlrecht der Bürgerinnen und Bürger wurde auf das 18. Lebensjahr herabgesetzt.

Am 1. August 1973 starb der Vorsitzende des Staatsrates der DDR, Walter Ulbricht. Am 03. Oktober 1973 wählte die Volkskammer den bisherigen Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Willi Stoph, zum Vorsitzenden des Staatsrates der DDR.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der VIII. Parteitag der SED und seine Bedeutung

Anfang der 1970er Jahre waren in der DDR dank der revolutionären Schöpferkraft der Arbeiterklasse und aller Werktätigen (Erwerbstätigen) die Bedingungen für eine neue Etappe der Gestaltung der sozialistischen Gesellschaft herangereift. Die weitere Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft stellte höhere Anforderungen an die führende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.

Während des VIII. Parteitages der SED im Juni 1971
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Eine allseitige Begründung der Aufgaben, die bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft gelöst werden müssen, gab der VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, der vom 15. Bis 19. Juni 1971 in Berlin stattfand.

Im Mittelpunkt seiner Beratung standen der von Erich Honecker erstattete Bericht des Zentralkomitees der SED sowie der Entwurf der Direktive zum Fünfjahrplan 1971 bis 1975, über den Willi Stoph referierte.

Blick in das Präsidium des VIII. Parteitages der SED
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Als Gäste nahmen 94 Delegationen befreundeter Parteien aus aller Welt am Parteitag teil. Unter den Gästen befanden sich der Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU, Leonid I. Breschnew, und weitere führende Repräsentanten damaliger sozialistischer Staaten.

Ausgehend von einer gründlichen Analyse des erreichten Entwicklungsstandes verdeutlichte der Parteitag die neuen gesellschaftlichen Anforderungen und gab eine umfassende Begründung des sozialen Wesens des Sozialismus. Im Rechenschaftsbericht des Zentralkomitees der SED an den VIII. Parteitag hieß es dazu: „Wir kennen nur ein Ziel, das die gesamte Politik unserer Partei durchdringt: alles zu tun für das Wohl des Menschen, für das Glück des Volkes, für die Interessen der Arbeiterklasse und aller Werktätigen. Das ist der Sinn des Sozialismus. Dafür arbeiten und kämpfen wir.“ Protokoll der Verhandlungen des VIII. Parteitages der SED. Bd 1, Berlin 1971, S. 34

Aus der Übereinstimmung zwischen den Interessen und Bedürfnissen der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen (Erwerbstätigen) mit dem Sinn des Sozialismus leitete der Parteitag die strategische Hauptaufgabe für die weitere Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ab.  Sie bestand in der „weiteren Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf der Grundlage eines hohen Entwicklungstempos der sozialistischen Produktion, der Erhöhung der Effektivität, des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und des Wachstums der Arbeitsproduktivität“. Protokoll der Verhandlungen des VIII. Parteitages der SED. Bd 1, Berlin 1971, S. 61 f.

Die Partei der Arbeiterklasse ließ sich dabei von der Erkenntnis leiten, dass die Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes immer mehr zu einem Erfordernis der wirtschaftlichen Höherentwicklung wurde. Durch die wirtschaftliche Höherentwicklung wiederum mussten die materiellen und finanziellen Mittel für die proportionale Entwicklung aller Bereiche der sozialistischen Gesellschaft geschaffen werden.

Auf der Grundlage dieser Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Hauptaufgabe stellte der Parteitag weitreichende Aufgaben für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Im Nachhinein wird darüber gestritten, ob das der richtige Weg war.

Ausgehend von der Hauptaufgabe erarbeitete der VIII. Parteitag das bis dahin umfassendste sozialpolitische Programm. Wichtigste Maßnahmen dieses sozialpolitischen Programms waren: Verbesserung der Wohnverhältnisse der Arbeiter und Angestellten, Verbesserung der Renten und der Sozialfürsorge, Erhöhung niedriger Einkommen, Förderung der berufstätigen Mütter, der jungen Ehen und der Geburtenentwicklung. Diese Beschlüsse waren darauf gerichtet, die Bedingungen für die soziale Sicherheit der Werktätigen (Erwerbstätigen) in der DDR weiter zu vervollkommnen.

Das Wohnungsbauprogramm der DDR
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Durchschnittliches monatliches Arbeitseinkommen der vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten in der DDR (In der DDR hatte man nicht gegendert. Natürlich sind die Arbeiterinnen mit gemeint.)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Insbesondere ging es darum, das materielle und kulturelle Lebensniveau der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen (Erwerbstätigen) zu erhöhen und weitere Schritte zu allmählichen Überwindung der wesentlichen Unterschiede zwischen Stadt und Land sowie zwischen geistiger und körperlicher Arbeit einzuleiten.

Als Hauptweg zur Lösung dieser Aufgaben bestimmte der VIII. Parteitag die sozialistische Intensivierung, das heißt vor allem die effektive Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in organischer Verbindung mit den Vorzügen der sozialistischen Gesellschaft. Hört sich hochtrabend an. Na ja, man hat es ja letztendlich nicht gepackt.

Die höhere Stufe der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik schuf günstige Bedingungen für die weitere Entfaltung des sozialistischen Wettbewerbs und die noch breitere Entwicklung der Masseninitiative der arbeitenden Menschen. Für alle wurde noch deutlicher sichtbar, dass hohe Leistungen dazu beitragen, sein eigenes Leben reicher und schöner zu gestalten. Na ja, bald war das für die meisten nicht mehr sichtbar, denn sie waren geblendet vom schönen Schein der westlichen Welt.

 Der sozialistische Grundsatz der Politik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands: „Was der Gesellschaft nutzt, muss auch dem einzelnen nutzen!“ durchzog wie ein roter Faden die Beschlüsse des VIII. Parteitages.

So waren die Beschlüsse des VIII. Parteitages der SED insgesamt darauf gerichtet, die Vorzüge der sozialistischen Gesellschaft noch stärker zur Geltung zu bringen und weitere Voraussetzungen für die allseitige und proportionale Entwicklung aller gesellschaftlichen Bereiche zu schaffen. Das entsprach den Anforderungen der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, wie sie auch von den kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen Bruderländer gestellt wurden. Diese Übereinstimmung widerspiegelte sich in der Wesensgleichheit der formulierten Hauptaufgaben der Parteitage der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, der Bulgarischen Kommunistischen Partei, der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands sowie der Landeskonferenz der Rumänischen Kommunistischen Partei.


Der VIII. Parteitag wählte Erich Honecker erneut zum Ersten Sekretär des Zentralkomitees der SED. Nachdem Walter Ulbricht offiziell aus Altersgründen, in Wahrheit auf Betreiben der Sowjetunion, um seine Entlassung von dieser Funktion gebeten hatte, war Erich Honecker am 03. Mai 1971 auf der 16. Tagung des Zentralkomitees der SED zu dessen Ersten Sekretär gewählt worden.

Erich Honecker
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

In dem alten Geschichtsbuch folgt nun eine Personenbeschreibung über Erich Honecker nach dem damaligen Stand. Zur besseren Lesbarkeit auch als PDF-Datei vorhanden.

Wie es mit Erich Honecker weiterging, die Zerstörung seines Lebenswerkes und das unwürdige Ende ist in der Personenbeschreibung von DIE TROMMLER enthalten.

Personenbeschreibung über Erich Honecker nach dem damaligen Stand aus dem Geschichtsbuch der DDR
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Personenbeschreibung über Erich Honecker nach dem damaligen Stand aus dem Geschichtsbuch der DDR

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die Festigung der sozialistischen Staatsmacht der DDR

In der DDR hatte sich die politische Macht der Arbeiterklasse, die Diktatur des Proletariats (dieser Begriff ist missverständlich), im Verlaufe des einheitlichen revolutionären Prozesses in Form der Arbeiter-und Bauern-Macht herausgebildet.

Das Hauptinstrument, mit dem die Arbeiterklasse und die mit ihr verbündeten Klassen und Schichten die politische Macht ausüben, ist der sozialistische Staat. Dieses Hauptinstrument galt es, im revolutionären Umwälzungsprozess ständig zu stärken, weil die Aufgaben der Staatsmacht beim Aufbau des Sozialismus und im Sozialismus selbst gesetzmäßig anwachsen.

Anfang der 1950er Jahre standen folgende Aufgaben für die sozialistische Staatsmacht:

  1. Die gesellschaftliche Entwicklung noch bewusster und planmäßiger zu leiten;
  1. Dauerhafte freundschaftliche Beziehungen zur Sowjetunion und den anderen sozialistischen Staaten zu sichern;
  1. Die Arbeiter-und -Bauern-Macht gegen äußere und innere Feinde sicher zu schützen;
  1. Normale völkerrechtliche Beziehungen mit allen Ländern zu unterhalten, die die Souveränität und Unabhängigkeit der DDR achten.

Die entscheidende Voraussetzung für die Lösung dieser neuen Aufgaben beim Aufbau des Sozialismus war, dass die Arbeiterklasse und die anderen Werktätigen noch mehr an der Leitung und Verwaltung des Staates teilnahmen.

 

Die alte Gliederung der Verwaltung nach Länderregierungen und Landratsämtern genügte diesen Anforderungen nicht mehr. Sie war zu groß und berücksichtigte nicht die neuen Bedingungen der sozialistischen Entwicklung. Eine neue administrative und territoriale Gliederung der Staatsorgane (Verwaltung, Institutionen) wurde notwendig. Deshalb beschloss die Volkskammer der DDR auf Vorschlag der SED am 23. Juli 1952, eine Verwaltungsreform durchzuführen. Also weg vom Föderalismus, hin zum Zentralismus.

Als sich der Sieg der Konterrevolution abzeichnete und die Annexion der DDR durch die BRD kurz bevorstand, ging es in der letzten Zeit der DDR nur noch um Angleichung. So ging man wieder zurück zum Föderalismus und bildete erneut Bundesländer. Die heutigen neuen Bundesländer. Die Kreise wurden wieder vergrößert. Die neuen Bundesländer traten am 03.10.1090 der BRD bei und ab da ist die DDR tot. 

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

An Stelle der bisher bestehenden fünf Landtage und Länderregierungen wurden 15 Bezirkstage (einschließlich Berlin) und Räte der Bezirke geschaffen. Die Anzahl der Kreise wurde von 132 auf 217 erhöht. Dabei wurde darauf geachtet, die die Bezirke und Kreise soweit als möglich einheitliche Wirtschaftsgebiete darstellten. Das half gleichzeitig, zahlreiche Hemmnisse zu beseitigen, die sich aus der alten territorialen Struktur für die Wirtschaft ergeben hatten.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Die Bildung der Bezirke und die Verkleinerung der Kreise gestatteten es, die staatlichen Leitungen eng mit der Bevölkerung und den Schwerpunkten des sozialistischen Aufbaus zu verbinden. Heute setzt man auf große Kreise, um Verwaltungskosten einzusparen. Ob das bürgerfreundlich ist interessiert dabei nicht.

Der Einfluss der Arbeiterklasse in den staatlichen Organen (Behörden, Institutionen) wurde wesentlich erhöht. Bereits kurze Zeit nach der Durchführung dieser Maßnahmen leisteten etwas 300 000 Werktätige (Erwerbstätige) auch ehrenamtlich gesellschaftliche Arbeit. Ihre Anzahl erhöhte sich bis Anfang 1957 auf etwa eine Million. 

Durch diese Verwaltungsreform wurden die Errungenschaften des sozialistischen Aufbaus fest verankert. (In den 1980er Jahren kann von dieser Festigkeit keine Rede mehr sein, was 1989/90 in die Konterrevolution mündete.) Dem diente neben anderen Gesetzen vor allem das ebenfalls 1952 von der Volkskammer beschlossene „Gesetz zum Schutze des Volkseigentums“. Mit diesem Gesetz wurde das sozialistische Eigentum als ökonomische Grundlage der Arbeiter-und Bauern-Macht vor jedweden Angriffen staatlich geschützt. Das verwässerte sich allerdings in den 1980er Jahren. So wurde der Diebstahl von Kleinigkeiten nicht mehr ernst genommen. Doch viele Kleinigkeiten ergeben am Ende was Großes.

In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre trat der Kampf um den Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse in seine entscheidende Etappe. Die zunehmende Masseninitiative erhöhte insbesondere die Rolle der örtlichen Volksvertretungen und ihrer Räte. Daher beschloss die Volkskammer im Januar 1957 zwei von der SED-Fraktion vorgeschlagene Gesetze über die Rechte und Pflichten der Volkskammer und über die örtlichen Organe (Behörden/Verwaltung) der Staatsmacht in der DDR.

Diese Gesetze waren vor ihrer Verabschiedung durch die Volkskammer von über 4,5 Millionen Bürgerinnen und Bürgern in Versammlungen der Nationalen Front diskutiert worden. Mehr als 10 000 Vorschläge zur Verbesserung der Arbeit der staatlichen Organe (Behörden/Institutionen) waren dabei eingereicht worden. Die örtlichen Volksvertretungen erhielten nun die volle Verantwortung für den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aufbau in ihrem Territorium auf der Grundlage der Gesetze der Republik. Ausdrücklich wurden die Räte verpflichtet, eng mit der Bevölkerung zusammenzuarbeiten und deren Erfahrungen, Anregungen und Kritiken für die Verbesserung ihrer Arbeit auszuwerten.

Entsprechend der wachsenden Rolle der örtlichen Volksvertretungen wurden in den folgenden Jahren immer breitere Kreise der Bevölkerung zur Leitung staatlicher Angelegenheiten befähigt. So wurden bei den Kommunalwahlen 1957 insgesamt etwa 200 000 Abgeordnete der Kreistage, Stadtverordnetenversammlungen und Gemeindevertretungen gewählt. Das waren 65 000 mehr, als bisher. Darüber hinaus wurden erstmalig Nachfolgekandidaten gewählt. Abgeordnete, die das Vertrauen ihrer Wähler nicht rechtfertigten und ihre Aufgaben vernachlässigten, konnten abberufen und durch Nachfolgekandidaten ersetzt werden.

Die letzten Kommunalwahlen in der DDR fanden 1989 statt. Die Konterrevolution marschierte. So steht der Vorwurf im Raum, dass bei diesen Kommunalwahlen Wahlfälschung betrieben worden wäre.

Durch Einbeziehung weiterer Hunderttausender Werktätiger (Erwerbstätiger) in die Lösung staatlicher Aufgaben wurde zu Beginn der 1960er Jahre eine höhere Stufe der sozialistischen Demokratie erreicht. Unter der Losung „Plane mit, arbeite mit, regiere mit!“ wurde die Lösung der zentralen staatlichen Aufgaben immer enger mit der Masseninitiative der Werktätigen (Erwerbstätigen) verbunden. Später löste sich das nach und nach auf und die arbeitenden Menschen verloren das Interesse.

Am 07. September 1960 war der Präsident der Deutschen Demokratischen Republik, Wilhelm Pieck, gestorben. Das Amt des Präsidenten wurde abgeschafft und durch den Staatsrat ersetzt. Mit Beschluss der Volkskammer zur Bildung des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik fand die Weiterentwicklung der Arbeiter-und-Bauernmacht ihren Ausdruck.

Am 07. September 1960 stirbt der Präsident der DDR, Wilhelm Pieck. Die engsten Kampfgefährten geben ihm das Ehrengeleit
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Zum Vorsitzenden des Staatsrates wählte die Volkskammer am 12. September 1960 den Ersten Sekretär des Zentralkomitees der SED, Walter Ulbricht. Die Bildung des Staatsrates war darauf gerichtet, die Kollektivität der staatlichen Leitung weiterzuentwickeln und ihre Einheit zu festigen.

In den 1950er Jahren wurde auch damit begonnen die sozialistische Revolution auf dem Gebiet der Ideologie und Kultur zu vollziehen. Es kam darauf an, dass die Arbeiterklasse auch bei der Entwicklung der sozialistischen Nationalkultur ihre führende Rolle verwirklichte und die Weltanschauung und Moral der Arbeiterklasse in allen Bereichen durchgesetzt wurde.

Im März 1955 finden die ersten Jugendweihen großen Ausmaßes in der DDR statt. Damit wird eine Tradition der Arbeiterbewegung mit Leben erfüllt
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Deshalb orientierte die Partei der Arbeiterklasse auf die sozialistische Umgestaltung des Bildungswesens. In der allgemeinbildenden Schule ging es darum, Bildung und Erziehung mit der sozialistischen Produktion zu verbinden und alle Schülerinnen und Schüler mit einer gründlichen polytechnischen Bildung auszurüsten. Entsprechend den gesellschaftlichen Anforderungen wurde im Dezember 1959 damit begonnen, die achtklassigen Grundschulen allmählich in zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschulen umzuwandeln. Dazu wurden neue Lehrpläne erarbeitet und eingeführt. Sie sahen unter anderem vor, den Anteil des mathematisch-naturwissenschaftlichen Lehrstoffes am Gesamtlehrstoff von etwa 30 auf 50 Prozent zu erhöhen.

Dieser Entwicklung entsprechend gab es auch bedeutsame Veränderungen an den Hochschulen und Universitäten, die die den Erfordernissen der sich herausbildenden sozialistischen Gesellschaft Rechnung getragen wurde. Als neue Hauptrichtung erwies sich dabei die Verbindung von Lehre und Forschung an den Hochschulen und Universitäten mit der sozialistischen Praxis in den Betrieben, Genossenschaften, Einrichtungen und Schulen.

Schriftsteller und Künstler wandten sich in diesen Jahren mehr dem neuen Leben und den Problemen des sozialistischen Aufbaus zu. Es entstand eine breite Massenbewegung des künstlerischen Laienschaffens. Zirkel schreibender Arbeiter und Bauern wurden geründet. 1959 fanden im Bezirk Halle die ersten Arbeiterfestspiele der DDR statt. An ihnen beteiligten sich 11 000 Laien- und 5 000 Berufskünstler. Ende der 1950er Jahre erschienen bedeutende literarische Werke, die bei den werktätigen (erwerbstätigen) Menschen große Zustimmung fanden. So unter anderem „Nackt unter Wölfen“ von Bruno Apitz (1958), „Die Entscheidung“ von Anna Seghers (1959) und „Die Bauern von Karvenbruch“ von Benno Voelkner (1959). Eine neu Schriftstellergeneration stellte ihre ersten bedeutenden Werke vor, so zum Beispiel Dieter Noll seinen Roman „Die Abenteuer des Werner Holt“ (1960).

Auf Grundlage des sozialistischen Eigentums an Produktionsmitteln und der Arbeiter-und-Bauern-Macht begann sich eine sozialistische Kunst herauszubilden.

Vieles davon ist auch im Westen bekannt geworden. So war und ist es auch für Stadtbüchereien in Städten der BRD selbstverständlich Werke von Schriftstellern der DDR im Bestand zu haben und Lesungen zu veranstalten. So war Hermann Kant während der Zeit des Bestehens der DDR zu einer Lesung nach Bad Kreuznach gekommen. Auch heute noch kann man Bücher von DDR-Schriftstellern finden.

Doch was die bildende Kunst betrifft, ist vieles in den Depots verschwunden, falls es nicht ganz zerstört worden ist oder sich in der Privatgemächern von reichen Sammlern befindet.

Die Form der Schulbildung ist sofort nach der Konterrevolution „geschliffen“ worden. Wie in der alten BRD, sind nun auch in den Neu-Bundesländern die jeweiligen Bundesländer für Bildung und Kultur zuständig. Das ist rückschrittlich. Man ist zu rückschrittlichen Schulformen zurückgekehrt. Dass Finnland als kapitalistisches Land das Schulsystem der DDR übernommen hat, interessiert dabei nicht.

Auch ansonsten ist viel Kultur der DDR auf dem Müllhaufen, sei es wortwörtlich oder auf dem Müllhaufen der Geschichte, gelandet.

Der Palast der Republik ist nicht wegen Asbest abgerissen worden. Er durfte als Bauwerk nicht erhalten bleiben, um positive Erinnerungen an die DDR zu tilgen.

Die offizielle Geschichtsschreibung duldet möglichst keine Bewahrung der Kultur aus der DDR-Zeit und auch keine positive Darstellung der vergangenen DDR. So sind auch DDR-Museen ausgerichtet. Es gibt ein paar lobenswerte Leute, die in Eigeninitiative alternative DDR-Museen betreiben, bzw. sich jenseits der offiziellen Geschichtsschreibung mit der Geschichte der DDR befassen und nach ihren Möglichkeiten verbreiten. Doch haben sie nicht die finanziellen und logistischen Mittel, wie staatlich geförderte Museen und die offizielle Geschichtsschreibung.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die ersten Maßnahmen der Arbeiter- und Bauernmacht

Mit der Gründung der DDR besaßen die von der SED geführte Arbeiterklasse und ihre Verbündeten die notwendige staatliche Basis, um die Errungenschaften der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung zu sichern, ihre Macht weiter auszubauen und die Grundlagen des Sozialismus zur errichten. Politisch erfahrende und im Klassenkampf bewährte Funktionäre der SED übernahmen die entscheidenden Positionen in der Regierung, in den anderen staatlichen Organen (Institutionen) und in der Wirtschaft.

Angehörigen der Blockparteien wurden wichtige Funktionen übertragen. Von den 18 Ministern der ersten, von Otto Grotewohl gebildeten Regierung gehörten acht der SED, vier der CDU, drei der LDPD, je einer der NDPD und der DBD an. Ein Minister war parteilos.

Die von der Volkskammer angenommene Verfassung verankerte die revolutionären Errungenschaften der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung. Sie erhob die Ausübung der Staatsgewalt durch die Arbeiterklasse im Bündnis mit den werktätigen Bauern und anderen Werktätigen (Erwerbstätigen), die Vernichtung der Monopole und des Großgrundbesitzes und die Schaffung einer volkseigenen Wirtschaft zu Verfassungsgrundsätzen. Sie erklärte alle Bodenschätze und Naturreichtümer zu Volkseigentum. Der antiimperialistische Charakter der Verfassung sicherte, dass die revolutionäre Umwälzung weitergeführt und dem Aufbau des Sozialismus der Weg gebahnt wurde.

In völliger Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Verfassung hob Otto Grotewohl in seiner Regierungserklärung vom 12. Oktober 1949 hervor, dass die Staatsmacht der Arbeiter und Bauern dazu dienen sollte, die revolutionären Umgestaltungen in der DDR fortzusetzen und dem Kampf um den Frieden, gegen die imperialistische Kriegs- und Spaltungspolitik eine feste Basis zu geben. Als wichtigste außenpolitische Aufgabe bezeichnete Otto Grotewohl in seiner Regierungserklärung die weitere Vertiefung der Freundschaft zur Sowjetunion. Sie müsse ihre Ergänzung finden im freundschaftlichen Verhältnis zu den Volksdemokratien (osteuropäische Länder), besonders zur polnischen Volksrepublik und der tschechoslowakischen Republik. Der Ministerpräsident erkannte im Namen aller Fraktionen der Volkskammer die Oder-Neiße-Grenze als rechtsgültig und endgültig an und wandte sich entschieden gegen jede Völkerverhetzung.

Am 15. Oktober 1949 nahmen die DDR und die UdSSR diplomatische Beziehungen auf. Sie und die darauffolgende Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der DDR und den volksdemokratischen Staaten (osteuropäische Staaten) waren Ausdruck des Vertrauens der Völker in die demokratischen Kräfte des deutschen Volkes. Die diplomatischen Anerkennungen trugen dazu bei, das Ansehen des deutschen Volkes Schritt für Schritt zurückzugewinnen.

Am 6. Juli 1950 unterzeichneten die Ministerpräsidenten Cyrankiewitz und Grotewohl im Namen ihrer Regierung das „Abkommen über die Markierung der Oder-Neiße-Grenze“ als einer Grenze des Friedens und der Freundschaft
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Im Juli 1950 weilte eine Regierungsdelegation der DDR zu Verhandlungen in Warschau, Prag und Budapest. Das Ergebnis der Beratungen bestand in der Deklaration über die beiderseitige Markierung der Oder-Neiße-Grenze als einer Grenze des Friedens und der Freundschaft zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk. Am 6. Juli 1950 unterzeichneten die Ministerpräsidenten beider Staaten ein entsprechendes Abkommen in der polnischen Grenzstadt Zgorzelec. Es leitete eine grundlegende Wende in der Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen ein. Mit diesem ersten völkerrechtlichen Vertrag der DDR wurden die Voraussetzungen für friedliche und gutnachbarliche Beziehungen zwischen der DDR und Volkspolen geschaffen.

Boleslav Bierut: „In der Tat, die Geschichte hat uns..dazu berufen, ein für allemal die Kluft, die im Laufe der Eroberung und des Imperialismus, begleitet von Brand und Vernichtung, zwischen unseren Völkern aufgerissen hat, verschwinden zu lassen…“
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Er errichtete eine Barriere gegen die revanchistischen Kreise in der BRD, die die Ergebnisse des II. Weltkrieges nicht anerkennen wollten. Das Abkommen verdeutlichte, dass die DDR radikal mit der aggressiven Außenpolitik der deutschen Großbourgeoisie gebrochen hatte und willens war, als deutscher Friedensstaat in Europa zu wirken.

Auf Initiative der SED verabschiedete die Volkskammer der DDR ein umfassendes Gesetzeswerk zur Festigung und Weiterentwicklung der Staatsmacht.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Das „Gesetz zum Schutze der Arbeitskraft der in der Landwirtschaft Beschäftigten“ vom Dezember 1949 schränkte die kapitalistische Ausbeutung auf dem Land ein und sicherte den Landarbeitern soziale und politische Rechte, z.B. den 8-Stundentag und den bezahlten Jahresurlaub.

Das „Gesetz über die Teilnahme der Jugend am Aufbau der DDR und über die Förderung der Jugend in Schule und Beruf, bei Sport und Erholung“ vom Februar 1950 sah umfassende Maßnahmen zur Förderung der Jugend vor. Ihr sollten verantwortliche Aufgaben zur Leitung von Staat und Wirtschaft übertragen werden. Die Arbeitszeit für Jugendliche bis 16 Jahre wurde auf 42 Stunden, für Jugendliche bis 18 Jahre auf 45 Stunden wöchentlich festgelegt. Die FDJ wurde als Interessenvertretung der Jugend gesetzlich anerkannt. Mit einem Gesetz vom Mai 1950 setzte die Volkskammer das Volljährigkeitsalter von 21 auf 18 Jahre herab.

Die Volkskammer der DDR nimmt in Anwesenheit von Jugenddelegationen am 8. Februar 1950 das Gesetz zur Förderung der Jugend an
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Das „Gesetz über den Mutter- und Kinderschutz und die Rechte der Frau“ vom September 1950 legte die Grundsätze für die Gleichstellung der Frau in Ehe und Familie fest. Es schuf weitgehende Voraussetzungen, damit die verfassungsmäßig festgelegte Gleichberechtigung der Frauen in der DDR verwirklicht werden konnte. Zur Förderung der Frauen, zum Schutze von Mutter und Kind und zur Erleichterung des Lebens von Frauen stellte der Staat umfangreiche Mittel zur Verfügung.

Unter den von der Volkskammer beschlossenen Gesetzen nahm das Gesetz zum Schutze des Friedens einen hervorragenden Platz ein. Es erklärte die Kriegspropaganda und die Rassen- und Völkerhetze zu einem der schwersten Verbrechen gegen die Menschheit und wurde zu einer Waffe im Kampf gegen reaktionäre und konterrevolutionäre Kräfte.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Zum Schutz der revolutionären Errungenschaften der DDR schuf die Volkskammer auf Initiative der SED im Februar 1950 das Ministerium für Staatssicherheit. Gemeinsam mit dem Ministerium des Innern, dem Obersten Gericht und der Obersten Staatsanwaltschaft entwickelte es sich zu einem wirksamen Instrument der Arbeiter- und Bauernmacht, mit dem alle imperialistischen Anschläge gegen die beginnende Entwicklung in der DDR zerschlagen werden konnten. 1989 vermochte das Ministerium für Staatsicherheit nicht die DDR zu schützen. Bis heute ist das Ministerium für Staatssicherheit der DDR verhasst. Nach dem Sieg der Konterrevolution 1989/90 und der Annexion der DDR im Jahre 1990 ist eine staatliche Behörde (BStU) geschaffen worden, die angeblich die Akten verwalten soll. Darüber hinaus verbreitet sie antikommunistischen Hass und fälscht sogar Akten.

Eine hervorragende Rolle bei der Sicherung der DDR spielt die Deutsche Volkspolizei. Sie war unmittelbar nach der Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus von bewährten Antifaschisten aufgebaut worden. Als zentralgeleitetes bewaffnetes Organ (Behörde) wurde sie Bestandteil der neuen Staatsmacht der DDR. Der Volkspolizei wurden größere Aufgaben bei der Sicherung des Staates übertragen. Die Bereitschaften der Deutschen Volkspolizei wurden ausgebaut; aus ihnen ging Ende 1952 die Kasernierte Volkspolizei (KVP) hervor. Ehemalige Widerstandskämpfer und Antifaschisten, Kämpfer der Internationalen Brigaden in Spanien, Funktionäre und Mitglieder der KPD und SED stellten sich dem Aufbau der Volkspolizei, bzw. der KVP zur Verfügung, wie zum Beispiel Armeegeneral Heinz Hoffmann, Generaloberst Heinz Keßler und Admiral Waldemar Verner. Tausende Funktionäre und Mitglieder der FDJ erklärten sich zum freiwilligen Dienst in der KVP bereit.

Der junge Staat hat verlässliche Beschützer: Am 1. Mai 1953 paradiert Kasernierte Volkspolizei vor der Ehrentribüne in Berlin
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Die Schutz- und Sicherheitsorgane (-behörden) bewährten sich bei der Zerschlagung imperialistischer Agentengruppen und bei der Aufdeckung schwerer Wirtschaftsverbrechen. Sie trugen dazu bei, die demokratische Gesetzlichkeit zur allgemein anerkannten Norm des Zusammenlebens zu erheben. Sie halfen mit, die Werktätigen (Erwerbstätigen) zu neuen Verhaltensweisen gegenüber dem gesellschaftlichen Eigentum und zur Wachsamkeit gegenüber den Feinden der DDR zu erziehen. In den 1980er Jahren gelang dies immer weniger und sie konnten das Ende der DDR nicht verhindern.

Die Besetzung der wichtigsten staatlichen Funktionen mit Vertretern der revolutionären Arbeiterbewegung, die verfassungsmäßige Verankerung grundlegender Ziele der Arbeiterklasse und die ersten Gesetze der Arbeiter- und Bauernmacht in der DDR unterstrichen den neuen Charakter der Staatsmacht. Sie begann die Funktionen der Diktatur des Proletariats (dieser Begriff ist heute missverständlich) auszuüben: die wirtschaftlich-organisatorische, die kulturell-erzieherische und die Schutzfunktion. Dies bröckelte in den 1980er-Jahren, bis sie dies 1989/90 nicht mehr vermochte und die Konterrevolution gesiegt hat.

Die Errichtung der politischen Macht der Arbeiterklasse in der DDR war die unerlässliche Voraussetzung dafür, dass nunmehr die Grundlagen des Sozialismus erreichtet werden konnten.

Aus der Resolution der Berner Parteikonferenz der KPD (1939): „Die neue demokratische Republik wird die Schwächen der Weimarer Republik gegenüber der Reaktion nicht wiederholen…“  In der DDR wurde diese geschichtliche Lehre zunächst beherzigt, doch es wurden neue Fehler gemacht. Die Konterrevolution hat gesiegt.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die ersten Maßnahmen der Arbeiter-und Bauernmacht

Soziale und kulturelle Errungenschaften in der DDR (Übersicht)

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Wie der Sozialismus den Interessen der Werktätigen(arbeitenden Menschen) entspricht, wird daran deutlich, dass gerade er auch die schwierigen Probleme der Werktätigen löst. Das ist der Vorzug des Sozialismus.

Solche Vorzüge, die sich die Werktätigen mit dem Sozialismus erkämpft und erarbeitet haben, nennen wir Errungenschaften.

Mit einigen Errungenschaften der DDR, die ja bekanntlich 1989/90 verlorengegangen sind, wollen wir uns beschäftigen. Dabei werden wir uns klarmachen müssen, inwiefern es sich um Errungenschaften handelt.

Mit diesem Themenfeld befasst sich folgender Beitrag, der in mehrere Seiten(Unterbeiträge) aufgeteilt worden ist:

Soziale und kulturelle Errungenschaften in der DDR

Seite 2: Gute medizinische Betreuung für alle

Seite 3: (u.a. Ferienlager für Kinder, Urlaub)

Seite 4: Das Wohnungsbauprogramm als Kernstück

Seite 5: Soziale Errungenschaften und Klassenkampf

Seite 6: Zusammenfassung

 

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1986, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

 

Staatsbürgerkunde DDR 7 Stand 1986

 

 

 

 

 

 

 

 

Siehe auch Beitrag im befreundeten Blog „Sascha´s Welt“

Logo Sascha´s Welt Kopie 2

Soziale und kulturelle Errungenschaften in der DDR, Seite 6: Zusammenfassung

Zusammenfassung

Durch die fleißige Arbeit der Werktätigen(arbeitenden Menschen)unter der zunächst weitsichtigen Führung der SED, wurden in der DDR gegen den erbitterten Widerstand der Imperialisten eine leistungsfähige sozialistische Industrie und eine moderne sozialistische Landwirtschaft aufgebaut.

fleißige Arbeiter

Bildquelle: Schorn
http://www.schorngmbh.com/produkt/poly-m-fleissige-arbeiter

 

Im Zuge der sozialdemokratischen „Entspannungspolitik“ und nach der Ablösung von Walter Ulbricht durch Erich Honecker, bröckelte die Weitsicht der SED immer mehr und man machte den Imperialisten immer mehr Zugeständnisse.  Die Bürgerinnen und Bürger der DDR hatten immer mehr Grund zur Unzufriedenheit. Durch den Einfluss der Westmedien und des Versagens der eigenen Medien, wurde die Unzufriedenheit der Menschen in die falsche Richtung gelenkt.

Die damalige Zeit stellte neue, hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft, um die sozialistischen Errungenschaften zu sichern und schrittweise weiter auszubauen, den Frieden zu sichern und die Angriffe der Imperialisten abzuwehren. Diesen war man 1989 nicht mehr gewachsen.

Scheitern_Experiment

 

Bildquelle: Geld verdienen mit Nischenblogs
http://www.geld-verdienen-mit-nischenblog.de/2011/07/07/scheitern-eines-experimentes-exklusive-facebookinhalte/

 

Eine solide fachliche und politische Bildung aller Werktätigen(arbeitende Menschen), besonders der Jugend und ihre volle Leistungsbereitschaft wären grundlegende Voraussetzungen gewesen, um die damals zu lösenden Aufgaben, welche die Geschichte den Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern der DDR stellte, bewältigen zu können.

Herausforderungen bewältigen

Bildquelle: Ass Compact
http://www.asscompact.de/nachrichten/herausforderungen-der-idd-besser-bewältigen

 

Die Bildung in Geschichte und Politik in der DDR war sehr gut. Doch was nützte das, wenn das Gelernte nicht angenommen und beherzigt wurde?  Für diesen Beitrag war das Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1986, Vorlage.   Die Eltern der damaligen Schülerinnen und Schüler mögen Zuhause was anderes erzählt und das Gelernte zunichte gemacht haben. Die Eltern hätten lieber mitlernen sollen. Stattdessen glaubte man, dass im Westen insbesondere der BRD, alles Glück der Erde läge.

Heute kann niemand sagen, nicht gewarnt worden zu sein. Es wurde gelehrt was Kapitalismus bedeutet und dass die sozialen Errungenschaften im Sozialismus nicht selbstverständlich waren. Was zu tun war um diese Errungenschaften zu erhalten und in der Geschichte zu bestehen, wurde gelehrt. Doch die Warnungen und das Erlernte wurden in den Wind geschlagen.

Warnung in den Wind schlagen bei Windstille

Bildquelle: Gute Zitate
https://gutezitate.com/zitat/122729

Nun hat der Kapitalismus gesiegt und von einzelnen Ausnahmen abgesehen die Welt wieder erobert.


 

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1986, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Staatsbürgerkunde DDR 7 Stand 1986

Soziale und kulturelle Errungenschaften in der DDR, Seite 5: Soziale Errungenschaften und Klassenkampf

Soziale Errungenschaften und Klassenkampf

Auch auf den anderen Gebieten der sozialen und kulturellen Entwicklung – im Bildungswesen, auf dem Gebiet der Kultur, Im Gesundheits- und Sozialwesen und bei der Sozialversicherung und den Renten – wurde zielstrebig daran gearbeitet, die erreichten Errungenschaften zu sichern und Schritt für Schritt auszubauen. Das kam auch in den ständig steigenden Ausgaben des Staates für diese Bereiche zum Ausdruck.

Staatsausgaben DDR Soziales und Kultur

Staatsausgaben der DDR für Soziales und Kultur

Bild entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

 

Weil diese sozialen Errungenschaften die Vorzüge des Sozialismus deutlich machten, haben sich die Feinde des Sozialismus darum bemüht, die Verwirklichung des sozialpolitischen Programms zu verhindern oder wenigstens zu behindern. Sie haben dabei viele Methoden angewendet. Eine Methode waren sozialpolitische Zugeständnisse in ihren Ländern, die nach  dem Sieg des Kapitalismus und Beseitigung der DDR wieder zurückgefahren worden sind und aktuell weiter Sozialabbau betrieben wird.

Eine der gefährlichsten Methoden war  die beispiellose Hochrüstung.Diese sollte die sozialistischen Länder zu so hohen Ausgaben für die Landesverteidigung zwingen, so dass für das Sozialprogramm nicht genügend Mittel zur Verfügung stehen sollten. Die Gefährlichkeit dieser Methode bestand darin, dass die Gefahr eines III: Weltkrieges, auch unter Anwendung von Atomwaffen, erhöht  wurde. Letztendlich ist es gelungen die sozialistischen Länder totzurüsten. In der DDR ging die Friedensbewegung in die falsche Richtung. Anstatt gegen die Hochrüstung des Westens unter Führung der USA, richtete sie sich gegen die Verteidigung des eigenen Landes und seiner Verbündeten.

Es wurden gegen die sozialistischen Länder Maßnahmen ergriffen, damit sie bestimmte Waren(Maschinen, Rohstoffe, Technologien) nicht erhalten konnten. Man nennt das Embargopolitik. Das ist ja heute noch bei den verbliebenen sozialistischen Ländern Kuba und Nordkorea aktuell. Wir erinnern uns an die Verschärfung des Ölembargos gegen Nordkorea um Weihnachten 2017 herum.

Selbst abgeschlossene Verträge über Exporte sozialistischer Länder wurden gekündigt, damit diese Länder nicht genügend Geld einnehmen, um die von ihnen bestellten Waren bezahlen zu können. Sie sollten gezwungen werden, sich Geld zu leihen, Kredite aufzunehmen, für die hohe Zinsen gezahlt werden mussten. (Hochzinspolitik) So ist es erklärlich, dass sich die DDR auf den Deal mit dem Erzfeind Franz-Josef Strauß einließ, der der DDR einen Milliardenkredit vermittelte.

So fand ein Handelskrieg gegen die sozialistischen Länder statt: Die Imperialisten wollten den Sozialismus in die Knie zwingen. Damit haben sie 1989 letztendlich Erfolg gehabt. Das Sozialprogramm war ihnen als Errungenschaften der Werktätigen(arbeitenden Menschen) im Sozialismus ein Dorn im Auge. Nun haben sie es geschafft dieses zu beseitigen.

 

Worauf es ankam

In den letzten Jahren der DDR wurde es immer schwieriger die erreichten sozialen und kulturellen Errungenschaften zu sichern und schrittweise weiterzuführen.

Wollte man deshalb aufgeben?

Alle wussten, dass man nur das verbrauchen konnte, was vorher produziert worden ist. Man musste produzieren, was wirklich gebraucht wurde und was man mit Gewinn verkaufen konnte, sei es im Inland oder Export. Im Zuge der sozialdemokratischen „Entspannungspolitik“ ging vieles in den Export, was im Inland fehlte. Mit der sozialdemokratischen „Entspannungspolitik“ wurden falsche Hoffnungen gemacht, doch es war die „Konterrevolution auf Filzlatschen“, wie schon frühzeitig Otto Winzer (1965 bis 1975 Außenminister der DDR)erkannte. Die Bevölkerung der DDR wurde so immer unzufriedener, was sie dann mehrheitlich 1989 auf die Straße trieb.

Ein hoher Stellenwert für die Lösung der wirtschaftlichen  und sozialen Aufgaben wäre das Bewusstsein der Werktätigen(arbeitenden Menschen) gewesen. Der feste Wille, die Aufgaben zu meistern, die Bereitschaft, neue Leistungen zu vollbringen, Anstrengungen auf sich zu nehmen und nachzudenken, wie man neue Wege findet, wäre notwendig gewesen. Dazu hätte fleißig und diszipliniert gearbeitet werden müssen. Außerdem hätte man lernen müssen neue Maschinen, Technologien und Werkstoffe zu beherrschen. Gute Fachleute waren gefragt. Konnte man aber nicht erst ein guter Fachmann, eine gute Fachfrau sein, wenn man wusste, wofür die eigenen Anstrengungen notwendig waren, was auf dem Spiel stand, wie die Zusammenhänge in der Gesellschaft zwischen Arbeit und Lebensniveau waren, also wenn man einen klaren Standpunkt zu vielen Fragen der Zeit hatte?

Kopf zerbrechen

Bildquelle: K&K Management Lorenz
https://kukmanagementlorenz.de.tl/Krisenmanagement.htm

 

Gute fachliche und politische Kenntnisse, Leistungsbereitschaft und Disziplin sowie die Bereitschaft, anderen zu helfen, das waren die Eigenschaften, die jede Staatsbürgerin, jeder Staatsbürger der DDR brauchte, damit die Aufgaben gemeinsam gelöst werden konnten.

Im Staatsbürgerkundebuch der DDR werden einige Stimmen wiedergegeben, die diese Gedanken zum Ausdruck bringen. Doch in der Praxis war das eine Minderheit. Genauso wie in den Medien der DDR stets über die Arbeit geredet wurde. Das war der Bevölkerung nach Feierabend einfach zuviel und interessierte nicht. So mag es die damaligen Schülerinnen und Schüler auch nicht interessiert haben.

Es werden noch damals neue Techniken aufgeführt und vermerkt, dass es wichtig war, diese zu beherrschen ohne „Bruch“ zu machen. Außerdem wurde appelliert mit Material, Energie und allen Ergebnissen der Arbeit sparsam umzugehen und sie vor mutwilliger Zerstörung zu schützen.

Im Staatsbürgerkundebuch wurde zum Nachdenken darüber angeregt, wie man das Lebensniveau hätte sichern können. Man kam immer wieder auf die Erkenntnis zurück, das viel vom Wissen, von der Haltung, vom Charakter und vom Willen der Werktätigen(arbeitenden Menschen)abhing.

Die heutige Erkenntnis ist bitter, wenn man feststellt, dass es damit haperte und die Werktätigen(arbeitenden Menschen) einen großen Anteil am Gelingen der Konterrevolution hatten. Die Westmedien hatten mit der Beeinflussung  Erfolg. Selbst Besuch aus dem Westen, wie z.B. der BRD, wurde nicht geglaubt, wenn dieser die  wahren Verhältnisse dort beschrieb.

Montagsdemo 1989 Kopie 2

Montagsdemo 1989

Bildquelle: Lemo https://www.hdg.de/lemo/kapitel/deutsche-einheit/friedliche-revolution/montagsdemonstrationen.html

 

 

Fortsetzung Seite 6(Zusammenfassung)

 

 

 

 

 

 

 

Soziale und kulturelle Errungenschaften in der DDR, Seite 4, Wohnungsbauprogramm als Kernstück

Das Wohnungsbauprogramm als Kernstück

Von besonderer Bedeutung war das Wohnungsbauprogramm.  Man sagt deshalb auch, dass es Kernstück der sozialpolitischen Programms der DDR war.

Bauarbeiter Kopie

Bildquelle: Fotos der BAK-macher
http://www.bakbuch.de/Fotos_BAK-Kollegen.htm

 

Warum war das so?

Einmal war es so, weil eine gute Wohnung für das Wohlergehen jeder Familie Voraussetzung ist. In der DDR musste man lange auf eine Wohnung warten. Jungverheiratete Paare mussten, oft schon mit dem ersten Kind, bei den Eltern, bzw. Schwiegereltern leben. Junge Singles oder vorübergehende Partnerschaften hatten  keine Chance. Denn alle Wohnungen waren Sozialwohnungen und wurden als Sozialgut nach Bedürftigkeit verteilt. So hatten Familien den Vorrang. Hatte man aber erst eine Wohnung, so war diese unkündbar und spottbillig. Man musste sich dann niemals mehr Sorgen machen. Viele Menschen wohnten noch unter schwierigen Bedingungen in Altbauwohnungen. Auch sie warteten lange auf eine Neubauwohnung.  Die Freude war um so größer, wenn endlich eine Neubauwohnung zugewiesen wurde.

Es wurde viel gebaut. Neue Stadtviertel, Wohngebiete und Häuser wurden gebaut und veränderten das Bild der Städte.

Das Wohnungsbauprogramm war so bedeutungsvoll, weil es mit großen Kosten verbunden war. Es erforderte viel Material und Arbeitskräfte. Die Bauweise war rationell, heute sind diese Häuser als Plattenbauten verpönt und sind schlechtgeredet und geschrieben worden. Andererseits wird moderne Bauweise nach ähnlichem Konzept, heute Modulbauweise u.ä. genannt, als Neuheit angepriesen. Nun ja, „das Rad wird neu erfunden“, denn man darf ja nicht sagen oder schreiben, dass ähnliches bereits in der DDR dagewesen ist oder man gar Dinge aus der DDR als Vorbild nimmt.

Bauarbeiter DDR Kopie

Bildquelle: Fotos der BAK-Macher
http://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/priorities/20170616TST77649

 

Neben dem Baumaterial wurde auch Material für die Einrichtung gebraucht, was ja in der DDR auch alles hergestellt und zum Verkauf bereitgestellt werden musste. Das war nicht immer einfach.

Es ging nicht nur um schöne Wohnungen. Auch die Infrastruktur musste stimmen. Man hatte daran gedacht auch viele Einrichtungen zu bauen, damit diese für die Bewohner der Neubaugebiete fußläufig erreichbar waren. Z.B. Kinderkrippen und-gärten, Schulen, Kulturhäuser, Turnhallen, Geschäfte Bibliotheken, Gaststätten, Jugendklubs und andere Dienstleistungseinrichtungen.

Folie13 Kopie

Besser lesbar als PDF-Datei:

Ausschnitt aus Erich Mielke Wahlkundgebung 1976jpg

 

Aus „Erich Mielke – Rede auf Wahlkundgebung im VEB Hydrierwerk Zeitz(1976)“ Zum Power Point-Vortrag umgestaltet von Petra Reichel

Ein Beitrag aus der Website „Erich Mielke – Power Point-Vorträge“

 

Das ist nach der Annexion der DDR „den Bach runtergegangen“. Die Neubauviertel sind heruntergekommen und oft soziale Brennpunkte geworden.  Die Infrastruktur ist beseitigt worden. Lange Wege sind zum Kindergarten, zur Schule und zum einkaufen zurückzulegen. Jugendklubs u.ä. gibt es oft nicht mehr. So ist die „Platte“ wiederrum in Verruf gekommen. In der DDR wusste niemand, was ein sozialer Brennpunkt ist.

zerstörte DDR-Wohnungen Kopie

zerstörte DDR-Wohnungen

Bildquelle: Berliner Zeitung
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/ddr-plattenbauten-wenn-die-platte-verschwindet-326598

Viele in der DDR neu errichtete Wohnungen sind nach der Annexion der DDR abgerissen worden. Sie passen nicht auf den kapitalistischen Immobilienmarkt. Andererseits sind bezahlbare Wohnungen Mangelware geworden.

Soweit es nicht zu kostspielig war, wurde in der DDR auch der Rekonstruktion(Modernisierung) alter Häuser und Wohnungen Aufmerksamkeit geschenkt. Das war aber teurer und  aufwändiger, als Neubau. Anders, als bei heutigen Luxusmodernisierungen, bezahlte man in der DDR auch hierfür einen niedrigen, ja man kann sagen, sogar einen symbolischen Mietpreis. Bei den heutigen Luxusmodernisierungen werden die Mieter aus ihren Wohnungen und ihrem Viertel vertrieben, da sie die dann höheren Mietpreise nicht mehr bezahlen können. Es werden Szeneviertel daraus, wo es sich „Otto Normalo“ und „Lieschen Müller“ sich nicht leisten können dort zu wohnen.

Modernisierung Wohnungen DDR

Bild entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

 

Nicht nur der Neubau und die Modernisierung alter Häuser, sondern auch die Unterhaltung, wie notwendige Reparaturen musste Aufmerksamkeit geschenkt werden. Vor allem musste das auch finanziert werden. Bei den symbolischen Mietpreisen war das ein Zuschussgeschäft.  Dies wurde vom Staat finanziert. Das machte mehr Sinn, als heutige Wohngeldzahlungen und Zahlungen über Hartz IV und Grundsicherung. Insbesondere, da bei  der heutigen Finanzierung der Wohnkosten aus den Sozialkassen sehr niedrige Sätze vorgegeben werden, die kaum der Realität entsprechen. So ist es soweit gekommen, dass das Sozialamt per Zeitung die Vermieter aufruft bezahlbare Wohnungen bereitzustellen. Das kommt einer Bettelei gleich. Ob das was nützt ist die Frage.

Öffentlicher 16.08.2018 Bettelartikel vom Sozialamt Wohnungen

„Öffentlicher Anzeiger“ 16.08.2018

 

1990 sollte in der DDR das Wohnungsproblem als soziales Problem gelöst sein. Der Wohnungsbau sollte fortgesetzt werden und die Erhöhung der Wohnkultur noch stärker in den Vordergrund treten. Doch dazu ist es bekanntlich nicht mehr gekommen.

 

Fortsetzung Seite 5

 

 

Soziale und kulturelle Errungenschaften in der DDR, Seite 3

In den letzten Jahren der DDR wurde der Grundurlaub der Werktätigen(arbeitende Menschen) schrittweise verlängert und die Anzahl der FDGB-Ferienplätze erhöht.

Dadurch vergrößerten sich die Möglichkeiten für die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger, sich zu erholen und ihren wachsenden geistig-kulturellen Interessen nachzugehen.

Auch die Anzahl der Ferienplätze für Kinder wurde erhöht. So zum Beispiel in den Kinderferienlagern der Betriebe.

Ferienlager

Bildquelle: „Westfälische Nachrichten“ 
http://www.wn.de/Fotos/Lokales/Kreis-Coesfeld/Havixbeck/1.-KJG-Ferienlager-in-Emsbueren

 

All das waren Errungenschaften. Das Lehrbuch für Staatsbürgerkunde der DDR stellte die Frage: „Aber sind sie, wenn man die einmal errungen hat, für immer gegeben?“  Heute muss man die Frage mit NEIN beantworten.

Auch ob diese Errungenschaften selbstverständlich waren, wurde gefragt. Aus heutiger Sicht muss man sagen, dass die Bürgerinnen und Bürger der DDR diese Errungenschaften als selbstverständlich ansahen. Sie glaubten nicht, diese einmal zu verlieren.

Dann tauchte noch die Frage auf, ob man sich „auf den Lorbeeren ausruhen“ konnte. Dass es nicht so ging, erklärte das Lehrbuch. Doch in der Praxis sah es anders aus.

Lorbeeren ausruhen gefährlich

Bildquelle: Gute Zitate https://gutezitate.com/zitat/124727

 

In der Industrie und in der Landwirtschaft, in allen Bereichen der Volkswirtschaft musste fleißig, ideenreich und schöpferisch gearbeitet werden. Das heißt, es musste mitgedacht werden. Damit haperte es oft. Sei es, dass Vorgesetzte das Mitdenken nicht wünschen, weil sie geschönte Arbeitsergebnisse noch „oben“ melden wollten, sei es aus Desinteresse der arbeitenden Menschen selbst, die ja ihren Arbeitsplatz sicher hatten. Oft aber auch aus Frust über Schildbürgerstreiche.

So musste z.B. Benzin eingespart werden. Um den Betriebsablauf weiterhin gewährleisten zu können, wurden die Firmenfahrzeuge mit Waschbenzin betankt.

Waschbenzin

Bildquelle: Bindulin-Shop.de
https://www.bindulin-shop.de/de/produkt/reinigungsmittel/erdoeldestillate/bindulin_waschbenzin_2,5l_kanne__WB25.html

 

Hört sich aus heutiger Sicht lustig an, aber es war bitterer Ernst. So nahmen die Menschen den Frust mit nach Hause. In den einheimischen Medien wurde stets über irgendwelche Arbeitsergebnisse gesprochen. Die Leute wollten sich nach Feierabend erholen und sich nicht damit beschäftigen. Die Westmedien hingegen hatten ein attraktives Angebot. Die Mehrheit merkte nicht, dass das, was dort erzählt wurde mehrheitlich Propaganda war. So glaubten sie, dass es in der BRD, Westeuropa und den USA bessere Lösungen für alle Lebenslagen gäbe. Hinzu kam die Präsentation eines überquellenden Warenangebots, auch mittels Werbung. Zuhause hatte man täglich mit der Mangelwirtschaft zu kämpfen, auch wenn man keine nackte Not litt, so war es doch frustrierend. So wurden die Leute immer unzufriedener und desinteressierter. Bis es dann 1989 explodierte. Glauben wir mal, dass die Mehrheit eine bessere DDR wollte und nicht den Anschluss an die BRD, so war es doch so, dass die Menschen den falschen Führern nachliefen und  unverbindliche Parolen für „bare Münze“ hielten. So konnte die Konterrevolution marschieren und es ist zum Verlust der Errungenschaften gekommen.

Verlust

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Die Errungenschaften zeigten das Wesen des Sozialismus. Ihre ständige Sicherung und Erweiterung waren das Ziel der Arbeit der Werktätigen(arbeitenden Menschen). Wie die erarbeiteten Mittel für den weiteren Ausbau der Errungenschaften eingesetzt werden sollten, war also eine wichtige Frage. In den ersten schweren Jahren des sozialistischen Aufbaus wurde die Lebenslage der Werktätigen(arbeitenden Menschen) schrittweise und stetig verbessert. Wiederholt wurden Löhne, Gehälter und Renten erhöht und Preise gesenkt. Preise für wichtige Lebensmittel und Industriewaren sowie Wohnungsmieten waren stabil und niedrig geblieben. Niemand musste sich Sorgen um die nackte Existenz machen. So waren nun mal andere Dinge, z.B. technische Geräte, sehr teuer, die im Westen billig waren und sind, aber nicht lebensnotwendig sind. Doch es war möglich etwas zu sparen, um sich auch diese Dinge leisten zu können.

Schon in Anfang der 1950er Jahre wurden moderne Wohnungen für die Werktätigen(arbeitende Menschen), ganze Neubauviertel und neue Städte wie Eisenhüttenstadt und Hoyerswerda gebaut. Für neue Schulen und Unterrichtsmittel, Turnhallen und Sportplätze hatte die DDR einen großen Etat, woraus immer größere Mittel bereitgestellt wurden. Viele Pionierlager und Pionierhäuser wurden errichtet.

 

Das damalige sozialpolitische Programm

Der VIII. Parteitag der SED(1971) konnte die weitere Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus zur Hauptaufgabe erklären. Er beschloss ein umfangreiches sozialpolitisches Programm, dass mit großem Erfolg verwirklicht  und ständig weiterentwickelt wurde.

Dresden Straße der Befreiung

Bild entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

 

Im damaligen sozialpolitischen Programm hatten die Aufgaben Vorrang, die für die Menschen am wichtigsten waren. Auch wenn die Wirtschaft von Jahr zu Jahr immer umfangreichere Mittel erarbeitete, so waren diese nicht unbegrenzt. Es musste stets gewissenhaft überlegt werden, wo und wie diese Mittel am wirkungsvollsten einzusetzen waren, um das Lebensniveau zu erhöhen.

Sozialpolitik DDR

Bild entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

 

Brautpaar DDR

Bild entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1987

 

Fortsetzung auf Seite 4 (Wohnungsbauprogramm als Kernstück)