Die wirtschaftlichen Folgen der nationalstaatlichen Einigung
Die nationalstaatliche Einigung 1871 ermöglichte die noch schnellere Entwicklung des Kapitalismus in Deutschland. Die volle Ausbildung eines einheitlichen Marktes förderte die Produktion, den Handel und das Verkehrswesen außerordentlich.
So stieg die Länge der Eisenbahnstrecken von 19 6000 Kilometer im Jahre 1870 auf 51 400 Kilometer im Jahre 1900.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
In den Jahren unmittelbar nach der Reichsgründung entstanden viele neue Unternehmen, und zahlreiche Aktiengesellschaften wurden gegründet. Diese Jahre nannte man daher die Gründerjahre. Zur Finanzierung der Neugründungen und der Großbetriebe entstand eine Anzahl mächtiger Banken, wie die die DEUTSCHE BANK (1872). Eine wesentliche Rolle spielten bei den Gründungen und bei der Erweiterung der Betriebe die vom französischen Volk erpressten fünf Milliarden Goldfranken Kriegsentschädigung. Der Raub von Elsass-Lothringen stärkte auch die industrielle Grundlage (Textilindustrie, Maschinenbau, Eisenerz) des deutschen Reiches.
Die Anwendung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und technische Verfahren
Die rasche Entwicklung des Kapitalismus nach 1871 schuf in Deutschland die Voraussetzungen für den schnellen Einsatz moderner Produktionsverfahren in der Industrie, insbesondere der Schwerindustrie.
Die Nutzung des von Sidney und Thomas entwickelten Thomas-Verfahrens war für die deutschen Kapitalisten besonders wichtig, weil dadurch die von Frankreich geraubten stark phosphorhaltigen Eisenerzlager in Lothringen voll ausgenutzt werden konnten. Auch in anderen Zweigen der Schwerindustrie entwickelten sich die technischen Verfahren. So wurden Formmaschinen und Sandstrahlgebläse in den Gießereien eingesetzt. Der hydraulische Schmiedehammer verdrängte den Dampfhammer. 1886 wurde ein Verfahren zum Walzen nahtloser Rohre entwickelt.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Die Entstehung neuer Industriezweige
Durch die Entwicklung der Industrie und des Verkehrswesens entstanden neue Produktionszweige. Neue Forschungsergebnisse der Wissenschaft wurden schnell zu Grundlage völlig neuer Industrien. Es entstanden chemische Werke und die optische Industrie.
In den chemischen Fabriken wurden künstliche Farben und Arzneimittel aus Steinkohlenteer gewonnen. Auch die Produktion von chemischem Dünger wurde durch die Verarbeitung von Kalisalzen und Thomasschlacke, einem Abfallprodukt des Thomasverfahrens, großtechnisch betrieben.
In der Fertigung optischer Geräte setzte der Forscher Ernst Abbe wissenschaftliche Methoden durch. Die Firma CARL ZEISS in Jena entwickelte sich dadurch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts zum Zentrum der optischen Industrie in Deutschland und in der Welt.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung der kapitalistischen Industrie war die Nutzung der Elektroenergie. 1866 hatte der deutsche Techniker und Unternehmer Werner Siemens das elektrodynamische Prinzip entdeckt und die Dynamomaschine erbaut. Nachdem es gelang, den elektrischen Strom durch Hochspannungsleitungen auf große Entfernungen zu übertragen, konnte auch der Elektromotor eingesetzt werden. Dadurch wurden in den Fabriken die komplizierten Anlagen der Kraftübertragung von der Dampfmaschine zur Arbeitsmaschine überflüssig. Auch zur Beleuchtung wurde die Elektrizität genutzt. 1882 erstrahlte in Berlin die erste Glühlampe.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Auch in das 19. Jahrhundert fällt auch der Anfang der Autoindustrie. 1885 war das erste Automobil aus der Werkstatt von Carl Benz in Mannheim fahrbereit. Sein Motor arbeitete nach dem Prinzip des Gasmotors (Benzin-Luft-Gemisch), den der Ingenieur Nicolaus Otto 1876 konstruiert hatte. Der 1897 von Rudolf Diesel erbaute Dieselmotor, der mit billigem Rohöl angetrieben wurde, kam ebenfalls sehr bald zum Einsatz.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Der Gründerkrach
Der schnelle Produktionsaufschwung nach 1871 konnte nicht über die Widersprüche des Kapitalismus hinwegtäuschen. Durch den Konkurrenzkampf zwischen den Kapitalisten um den höchsten Profit wurden mehr Waren produziert, als abgesetzt werden konnten. In Deutschland kam hinzu, dass durch die günstigen Bedingungen bei der Gründung von Aktiengesellschaften und durch die schnelle Anlage der französischen Kriegskontributionen ein wahres „Gründungsfieber“ entstanden war.
Als 1873 eine Weltwirtschaftskrise ausbrach, wirkte sich auf Deutschland besonders stark aus. Man sprach vom Gründerkrach, weil viele neugeründete Unternehmen zusammenbrachen. Die Produktion ging beträchtlich zurück, besonders in der Eisenindustrie.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Viele kleine und mittlere Kapitalisten überstanden diese Krise nicht. Ihre Betriebe wurden vielfach von den Großbetrieben aufgekauft.
Die herrschenden Klassen versuchten die Lasten der Krise auf die Werktätigen abzuwälzen. Viele Arbeiter wurden von der Entlassung und Arbeitslosigkeit betroffen. Gleichzeitig versuchten die Vertreter der Großbourgeoisie im Reichstag einen Gesetzentwurf gegen die gerade gewährte Koalitionsfreiheit der Arbeiter durchzusetzen.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Die Lage der Werktätigen
Der schnelle Aufschwung der Industrie führte auch zu einem weiteren Wachstum der Arbeiterklasse. Sie wurde zur zahlenmäßig stärksten Klasse in Deutschland.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Die Arbeiter wurden rücksichtslos ausgebeutet. Der Lohn war in der Regel so gering, dass auch die Kinder mitarbeiten mussten. Es kam hinzu, dass in den schnell wachsenden Großstädten und Arbeitervierteln die Wohnungsverhältnisse außerordentlich schlecht waren. (Heute sind wir ja auch nicht mehr weit entfernt davon. Wer kann sich heute in der Großstadt eine Wohnung leisten?)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Noch schwerer war das Los der Landarbeiter, die als Tagelöhner oder Gesindearbeiter für die Großgrundbesitzer arbeiten mussten. Die Auszahlung des Lohns in Naturalien und die Nutzung eines kleinen Ackerstückchens machten die Landarbeiter abhängiger vom Gutsbesitzer, als es die Arbeiter von Industriekapitalisten waren.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel