Die familien- und bevölkerungspolitischen Maßnahmen in der DDR hatten, verbunden mit der insgesamt größeren Normierung der privaten Lebensführung und dem hohen Grad der Absicherung gegen Lebensrisiken, zu einer deutlich höheren Geburtenrate bei niedrigem Erstgeburtsalter geführt. Nicht Wahlfreiheit zwischen Erziehungs- und Erwerbsarbeit für Frauen, sondern die passgerechte Abstimmung von Vollerwerbstätigkeit und Familie ermöglichten dies. Die Wiedervereinigung erschien daher vielen ostdeutschen Frauen und Familien als familienpolitischer Rückschritt und führte zu einem plötzlichen und starken Absinken der Geburtenzahlen (Siehe hierzu auch Bevölkerungsentwicklung in Ostdeutschland).
Dagegen konnte die bundesdeutsche Familienpolitik bislang noch nicht ihr Ziel realisieren, dass alle Bürger ihre Kinderwünsche auch realisieren können. Mittlerweile wächst in Deutschland eine Generation von jungen Frauen heran, von denen jede Dritte voraussichtlich ihr Leben lang kinderlos bleiben wird. Dieser Befund kann als Versagen der Familienpolitik in bevölkerungspolitischer Hinsicht gedeutet werden.
Trotzdem unterwirft sich Familienpolitik in der Bundesrepublik bisher bewusst dem Postulat der demografischen Neutralität. Zu stark wirken die historischen Schreckbilder: einerseits die nationalsozialistische, rassistische Bevölkerungspolitik, andererseits die DDR-Familienpolitik, die das Privatleben ihrer Bürger entsprechend den Staatszielen zu lenken versuchte.
Allerdings deutet sich in Deutschland in den letzten Jahren eine Verallgemeinerung des Eintretens für Familienbelange in allen politischen Lagern an. Familienpolitik ist nicht länger ein konservatives Thema, sondern wird von allen Parteien, einschließlich der Grünen, neu thematisiert. Bewegung findet dabei auch im konservativen Lager statt. Dort nähert man sich in der Frage des Ausbaus der Kinderbetreuung zu einem flächendeckenden Ganztagesangebot den Positionen der anderen Parteien an. Familienpolitik scheint in Deutschland immer mehr in den Status einer „conditio sine qua non“ der Sozialpolitik zu gelangen und ist für Regierungen aller Couleur unausweichliches Pflichtprogramm, nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung.
Text: Berlin-Institut
Autorin: Staatssekretärin Christiane Dienel
Ministerium für Gesundheit und Soziales Sachsen-Anhalt
Ergänzung der Redaktion:
Was in der DDR alt war ist nun neu. Was in der DDR gut war und seit langem gab darf nicht zugegeben werden. Deshalb wird da etwas Verschrobenes geschrieben, was aber keinen Sinn macht.
Es wird auch der Versuch gemacht die DDR mit dem III. Reich zu vergleichen. Das wird oft getan, um die DDR schlecht zu machen.
Fazit: Als Neu- und Fernziel wird das thematisiert, was in der DDR lange selbstverständlich war.
„Alter Wein in neuen Schläuchen“ ist das passende Sprichwort zum Artikel des Berlin-Institutes.