Hitlers demagogische Friedensbeteuerungen, so zum Beispiel, dass er nach der Lösung des „sudetendeutschen Problems“ keine territorialen Forderungen an Europa mehr habe, hatten das Ziel, seine wahren Kriegspläne zu verschleiern
Am 22. März 1939, nur wenige Tage nach der Zerschlagung der gesamten CSR, erpresste das Naziregime von der litauischen Regierung die Angliederung des Memelgebietes an Deutschland. Rumänien wurde gezwungen, den deutschen Konzernen die Kontrolle über die kriegswichtige Erdölproduktion zu sichern.
Am 28. April 1939 umriss Hitler in einer Reichstagsrede die nächsten Forderungen und Aggressionsziele des Hitlerregimes: Von Frankreich forderte es Elsass-Lothringen, von Großbritannien die Rückgabe der Kolonien und von Polen Danzig.
Seit Ende März 1939 begann sich der Hitlerfaschismus direkt auf den Krieg gegen Polen vorzubereiten.
Dessen ungeachtet unternahmen die bürgerlichen polnischen Politiker fast nichts, um ihr Land ernsthaft vor der faschistischen Aggression zu bewahren.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Im Sommer 1939 traten diese Kriegsvorbereitungen in ihr entscheidendes Stadium. Am 22. Juni 1939 war vom faschistischen Oberkommando der Zeitplan für den Überfall fertiggestellt worden. Im Juli begann der Aufmarsch der deutschen Truppen an der polnischen Grenze. Damit erhob sich die drohende Gefahr eines Weltkrieges
Die erhöhte Gefahr eines Krieges in Europa bewog die Sowjetregierung, noch entschiedener als bisher für ein System der kollektiven Sicherheit zu kämpfen. Unabhängig von ihrer Gesellschaftsordnung sollten sich hierin alle europäischen Staaten dem Expansionsstreben Hitlerdeutschlands in einer geschlossenen Abwehrfront entgegenstellen. Dieses kollektive Sicherheitssystem entsprach damit der von der Sowjetunion stets verfochtenen Politik der friedlichen Koexistenz zwischen Staaten mit verschiedener Gesellschaftsordnung.
Die Zerschlagung der Tschechoslowakei und der bevorstehende Überfall auf Polen verletzen auch die Interessen der Westmächte, weil sich der deutsche Faschismus damit zu führenden imperialistischen Macht in Europa entwickelte. Aus diesem Grunde und unter dem Druck der demokratischen Öffentlichkeit sahen sich die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs gezwungen, im Frühjahr 1939 Verhandlungen mit der Sowjetunion über eine Zusammenarbeit aufzunehmen. Die Westmächte zogen die Verhandlungen in die Länge und machten unter immer neuen Vorwänden den Abschluss eines Beistandspaktes unmöglich.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Um der Hinhalte-Taktik der britischen und französischen Verhandlungspartner zu begegnen, schlug die Sowjetregierung im August 1939 konkrete militärische Abmachungen vor. Sie war bereit, dem faschistischen Aggressor 136 Divisionen entgegenzustellen, während Großbritannien erklärte, zunächst nur sechs Divisionen auf den europäischen Kontinent schicken zu können. Da die Westmächte an bindenden Abmachungen nach wie vor nicht interessiert waren und einen Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion herbeisehnten, griffen sie zu neuen Ausflüchten. Sie beriefen sich auf die Weigerung der Regierung Polens, im Falle eines faschistischen Überfalls den Truppen der Sowjetunion das Durchmarschrecht durch Polen zu gewähren. In der gleichen Zeit schlug die britische Regierung im Sommer 1939 Hitlerdeutschland in Geheimverhandlungen eine Neuaufteilung der Welt vor. Dabei sollte auch das Gebiet der Sowjetunion zwischen den britischen und deutschen Imperialisten in Einflusssphären aufgeteilt werden.
Die außenpolitische Lage war für die Sowjetunion in dieser Zeit äußerst kompliziert.

Die faschistischen Aggressionen vor dem II. Weltkrieg
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Nicht nur von Europa, auch vom Fernen Osten zog die Gefahr eines Krieges heraus. Seit 1937 führten die japanischen Imperialisten verstärkt den Krieg gegen China.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
1938 führten sie einen Überfall auf sowjetisches Territorium in der Nähe von Wladiwostok durch. Am 11. Mai 1939 drangen japanische Truppen in das Gebiet der Mongolischen Volksrepublik am Chal-chingol-Fluss ein. Verbunden durch einen Vertrag über gegenseitige Hilfe, schlugen die Truppen der UdSSR und der Mongolischen Volksrepublik in umfassenden Operationen vom 20. Bis 31. August 1939 die japanischen Aggressoren zurück.
Unter diesen Bedingungen musste die Regierung der UdSSR unbedingt verhindern, dass der erste sozialistische Staat, auf sich allein gestellt, einem Zweifrontenkrieg ausgesetzt wurde, in dem die faschistischen Aggressoren mit der Unterstützung der anderen imperialistischen Mächte rechnen konnten. Die Lebensinteressen nicht nur des Sowjetvolkes, sondern aller Völker erforderten, die große Gefahr zu bannen. In dieser Lage fasste die Sowjetregierung im August 1939 den Entschluss, das Angebot eines Nichtangriffspaktes, das von Hitlerdeutschland unterbreitet worden war, anzunehmen. Am 23. August 1939 wurde dieser Nichtangriffsvertrag in Moskau unterzeichnet.
Der Abschluss des Vertrages war ein der damaligen Situation entsprechender, kluger und auf weite Sicht berechneter Schritt der Sowjetregierung. Er durchkreuzte die Pläne zur Bildung einer mächtigen antisowjetischen Einheitsfront, sicherte der Sowjetunion für eine bestimmte Zeit den Frieden und schuf Voraussetzungen für den späteren Sieg der UdSSR und der friedliebenden Völker im II.Weltkrieg.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR
Verschärfung der Kriegsgefahr