Der Beginn des Frühkapitalismus um 1500 bedeutete eine Weiterentwicklung der Gesellschaft. Aber die Zünfte in den Städten, die feudale Abhängigkeit der Bauern und die Zersplitterung Deutschlands hemmten den Fortschritt.
Die Zünfte der Handwerker
Die Handwerker mussten sich an die Vorschriften der Zunft halten. Solange sie an die Zunftordnung gebunden waren, konnten sie nicht frei wirtschaften. Die Produktion der Waren war begrenzt. Sie konnten nicht Unternehmer werden, aber auch nicht Lohnarbeiter, weil sie in Notfällen von der Zunft unterstützt wurden. Verlag und Manufaktur zeigten den Weg, wie die Produktion gesteigert werden konnte. Die Zünfte mussten überwunden werden. Im 16. Jahrhundert begann dieser Prozess. Viele Zunftmitglieder gerieten in die Abhängigkeit des Handels- und Wucherkapitals.
Die feudale Abhängigkeit der Bauern
Ähnlich, wie die Zünfte in der Stadt, behinderte die feudale Abhängigkeit der Bauern die Entwicklung auf dem Lande. Der Feudalbauer durfte das Land nicht ohne Erlaubnis des Feudalherren verlassen. Er konnte also nicht Bergmann oder Tuchweber werden. Er konnte nicht aus dem Dorf wegziehen, um ein neues Leben zu beginnen. So wurden zum Beispiel in der Mark Brandenburg 1518 die Bauern gesetzlich verpflichtet, einen Ersatzmann zu stellen, wenn sie das Dorf verlassen wollten. Der Adel erhielt das Recht, entlaufene Bauern zurückzufordern. Ähnlich war es in Preußen. Schließlich durften sogar die Söhne oder Töchter der Bauern keine andere Arbeit aufnehmen, wenn es der Feudalherr nicht erlaubte. Die Manufakturen aber benötigten immer mehr Arbeiter. Daher musste die Leibeigenschaft beseitigt werden.

Bauern im Gespräch
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Die feudale Zersplitterung Deutschlands schwächte das Reich immer mehr. Dies behinderte den Handel und die Wirtschaft. Die Fürsten und anderen Feudalherren, weltliche, wie geistliche, waren nach wie vor am Ausbau der Macht in ihren Gebieten interessiert. Dazu benutzten sie ihre Feudalrechte.
Der größte Teil des Grund und Bodens gehörte ihnen. Aus dem Bergbau musste ihnen bis zu 25 Prozent des Gewinns abgegeben werden. Nur die Feudalherren durften Münzen prägen lassen. Die Besitzer der Silbergruben mussten ihnen Silber zum festgelegten Preis verkaufen. Außerdem borgten sich die Feudalherren von den reichen Bürgern Geld und zahlten es nur langsam zurück. Durch ihre Kriege und Prunksucht verschleuderten sie Geld in Massen, das in der Wirtschaft nutzbringender angelegt worden wäre. Das Streben der Feudalherren, ihre Partikulargewalt mit allen Mitteln weiter auszubauen und die staatliche Zersplitterung Deutschlands aufrecht zu erhalten, behinderte die Entwicklung des Kapitalismus.
Die Papstkirche als Hauptfeind
Die stärkste Stütze des Feudalismus und der größte Feudalherr war die römische Papstkirche, die katholische Kirche. Ihre Bischöfe und Äbte beuteten die Bauern stark aus. Besonders drückend war der Kirchenzehnt. Gegen sie traten nahezu alle Klassen und Schichten auf. Die Macht der Kirche, die alle feudalen Einrichtungen zu erhalten suchte, behinderte daher den weiteren Fortschritt besonders.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, bearbeitet von Petra Reichel
Behinderung des Frühkapitalismus

Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …