Um ein Berg- oder Hüttenwerk mit Hunderten von Bergleuten und mit technischen Anlagen oder eine große Buchdruckerei zu betreiben, brauchten die Besitzer sehr viel Geld.
Das Wesen des Verlags
In Augsburg lebte die Familie Fugger. Früher waren sie nur Weber. Nun wurden sie zugleich Kaufleute: Sie kauften Wolle und Flachs, ließen sie von Webern verarbeiten und verkauften die hergestellten Tuche. Das nannte man „verlegen“. Die Fugger wurden Verleger. Diese Form der Produktion hieß Verlag. Die neue Produktionsform brachte den Fuggern großen Gewinn, die sie bezahlten den Webern nur das Notwendigste. Die Weber verloren ihre Unabhängigkeit.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Solche Verleger gab es zum Beispiel auch in Görlitz und in Zwickau. Die reiche Verlegerfamilie in Zwickau hieß Römer; sie waren die „Fugger in Sachsen“(Römerhaus in Zwickau). Überall in Europa zeigte sich eine ähnliche Entwicklung.

Schaubild: Abhängigkeit vom Verlag
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Die Fugger sowie andere Verleger wollten aber noch mehr. Sie organisierten die Produktion der Weber neu: Nicht mehr einzelne Weber wurden von ihnen verlegt, sondern Großwerkstätten(Meistereien) eingerichtet, in denen die Weber zusammenarbeiteten. Das hatte einen großen Vorteil: die Weber spezialisierten sich. Jeder führte einzelne Handgriffe aus: Die einen webten nur bestimmte Tucharten, die anderen sortierten oder reinigten die Rohstoffe oder machten die Ware versandfertig. Das Ergebnis: Die Fugger wurden noch reicher, die Weber waren aber Lohnarbeiter geworden und besaßen keine eigene Werkstatt mehr.
Diese mit dem Verlag verbundene Produktionsform waren die Anfänge der Manufaktur. Eine ähnliche Entwicklung gab es auch im Metallgewerbe und im Buchdruck.
Handels- und Wucherkapital
Geld wird zu Kapital, so sagte Karl Marx, wenn aus ihm immer mehr Geld wird: durch Ausbeutung von Menschen.
Bei den Fuggern und anderen Besitzern von großen Verlagen und Manufakturen bildeten sich große Kapitalien heraus. Dieses Geld, das sie durch Handel und Gewerbe zusammenrafften, aus ihren Handwerkern und Lohnarbeitern und beim Kauf und Verkauf herausholten, heißt Handels- und Wucherkapital. Rücksichtslos ließen sie andere Menschen für sich arbeiten. So begannen sich allmählich erste Anzeichen der neuen Klasse der Kapitalisten herauszubilden.
Die Fugger legten ihr Geld in Silber-, Kupfer- und Bleibergwerken in Tirol und Kärnten, in der Slowakei und in Spanien an. Ihre Handelsverbindungen gingen in nahezu alle europäischen Länder. Aus dem Fernhandel zogen sie besonders hohen Gewinn. Auf jeder Messe waren sie vertreten. Dies brachte ihnen wiederrum viel Geld. Überall – sogar an den Höfen der Fürsten und Kaiser- hatten sie ihre Vertrauten. Sie waren die reichsten Leute, die es damals gab und besaßen auch Schlösser und Dörfer. Seit 1496 borgte sich Kaiser Maximilian I. mehrfach bei den Fuggern Geld. Dafür erhielten die Fugger das Recht, Bergwerke zu nutzen. 1519 finanzierten die Fugger mit Millionensummen die Wahl Karls V. zum Kaiser. Sie waren „Herrscher ohne Krone“.
Die Fugger bezahlten einige Jahre später die Söldnerheere der Fürsten zur Vernichtung der Bauern. (siehe Bauernkriege)
Über Jahrhunderte bereicherten sie sich weiter, finanzierten Kriege und halfen stets den volksfeindlichen Herrschern. Sie wurden selbst Grafen und Fürsten.
Heute ist es immer noch so, dass die Kapitalisten Einfluss auf die Politik nehmen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, bearbeitet von Petra Reichel
Neue Formen Handel und Gewerbe
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