Luthers unheiliger Geist

Hier ein Beitrag von „Sascha“ zu Martin Luther

Sascha's Welt

LutherEin Säulenheiliger der protestantischen Kirche, er war alles andere als ein Vorbild. Martin Luther (1483-1546) gilt als Begründer der deutschen Reformation. Mit seinen 95 Thesen, die dieser 1517 angeblich an die Stadtkirche zu Wittenberg genagelt haben soll, protestierte er gegen den kirchlichen Ablaßhandel und löste damit eine breite Volksbewegung aus, welche die frühbürgerliche Revolution einleitete. Luthers Thesen wurden bald überall in Deutschland bekannt. Später jedoch, im Bauernkrieg, verurteilte er das revolutionäre Vorgehen der Aufständischen aufs Schärfste. Seine 1522 erschienene „Treue Vermahnung zu allen Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung“ hat ihre demagogische Wirkung sogar bis heute nicht verfehlt. 

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Die Bedeutung der frühbürgerlichen Revolution zur DDR-Zeit und heute

Nach der frühbürgerlichen Revolution versuchten Fürsten und andere Volksfeinde, die revolutionären Kräfte und vor allem Thomas Müntzer zu verleumden. Herrschende Kreise in imperialistischen Ländern trachten heute noch danach. Das ist gerade heute, nach der Niederlage des Sozialismus in Europa und der Annexion der DDR durch die BRD aktuell. Der Geburtsort Stolberg sowie der Sterbeort Mühlhausen erhielten in der DDR den offiziellen Namenszusatz „Thomas-Müntzer-Stadt“. (Mühlhausen 1975 anlässlich des 450. Todestages) Nach der Annexion der DDR wurden die Beinamen aberkannt und getilgt. Im Gegensatz dazu sind die Beinamen der „Lutherstädte“ Eisleben und Wittenberg bestehen geblieben. Dieses Geschichtsverständnis der vergrößerten heutigen BRD sagt doch einiges aus.

Thomas Müntzer

Thomas Müntzer. Stich von Christian Sichem, 1608

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Welches Geschichtsverständnis Italien und Österreich in Bezug auf die Bauernkriege in Tirol hat, weis DIE TROMMLER (Petra Reichel) nicht. Italiener und Österreicher, die das wissen, können sich gerne melden.

 

Bauern bei der Fronarbeit, Briefmarke DDR 1975

Bauern bei der Fronarbeit, Briefmarke der DDR(1975)

entnommen Wikipedia

Für uns steht fest: Im deutschen Bauernkrieg sammelte unser Volk Erfahrungen im Kampf um seine Befreiung. Für die Massen der Aufständischen war es ein gewaltiges Ereignis in ihrem schweren Leben, die Burgen und Klöster, die Bastionen ihrer Unterdrücker, zerstört gesehen zu haben. Tausende erlebten zwischen 1524 und 1526, was es heißt, frei zu werden und Herr im eigenen Lande zu sein. Die Aufständischen hatten das Recht auf ihrer Seite. Sie kämpften für die Zukunft.

Der Bauernkrieg war ein großartiger Versuch der Volksmassen, eine neue, gerechtere Ordnung zu schaffen. Es wurde seitdem nie mehr vergessen, dass die Aufständischen trotz ungünstiger Bedingungen den Kampf gegen ihre Ausbeuter aufnahmen und ihr Leben für eine bessre Gesellschaftsordnung einsetzten.

Buchtitel Geschichte DDR 6. Klasse

 

Das Geschichtsbuch der DDR sagt an dieser Stelle: „Wir Bürger der DDR sind stolz auf diese Epoche unserer Geschichte!“ Nun ja, das wurde Schulkindern beigebracht. Ob sich dies für ihr weiteres Leben eingeprägt hat oder in Vergessenheit geraten ist, sei mal dahingestellt. Vielleicht haben die damaligen Schulkinder Zuhause was Anderes gehört. Wir wissen es nicht. Ich denke im Taumel der Konterrevolution 1989/90 ist dieses Stück Schulwissen aus der DDR verloren gegangen. Als gegen Ende der DDR das Panoramamuseum mit dem großen Kunstwerk von Werner Tübke, zu Ehren von Thomas Müntzer, fertiggestellt wurde, kam dies bei der Bevölkerung nicht an. (siehe Beitrag „Bauernkriegspanorama“)

Das Geschichtsbuch der DDR erklärt noch folgendes, das auf die Bauernkriege bezogen ist, aber nach dem Scheitern des Sozialismus in Europa und der Annexion der DDR durch die BRD wieder oft zitiert wird:

In einem (später entstandenen) Lied heißt es: „Geschlagen ziehen wir nach Haus. Unsre Enkel fechten´s besser aus!“ Ein schwacher Trostspruch.

Kurt Bartel, ein Dichter aus der DDR, schrieb 1948: Schwer ist es, aufzustehen, schwerer, zu siegen.“

Und nun ist der Kampf um eine gerechte Gesellschaftsordnung, ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, wieder verloren worden.

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel    

Zur entsprechenden Passage aus dem Geschichtsbuch:

Bitte auf den Link klicken.

Frühbürgerliche Revolution, DDR-Zeit und heutige Zeit

Buchtitel Geschichte DDR 6. Klasse

Die Bauernkriege(Übersicht)

Rücktitelbild Geschichtsbuch DDR, 6 Klasse

Rücktitelbild des Geschichtsbuches der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Erklärung zu Rücktitelbild

Erklärung zum Rücktitelbild


 

Zu den Ausführungen der genannten Unterthemen:

Bitte auf das jeweiligen Unterthema klicken

 

Der Beginn des Bauernkrieges

 

Der Bauernkrieg in Süddeutschland

 

Der Bauernkrieg in Thüringen mit Thomas Müntzer

 

Der Bauernkrieg in den Alpenländern mit Michael Gaismair

 

Rücktitel Geschichtsbuch 6.Klasse DDR page 3

Rücktitel Geschichtsbuch DDR 6. Klasse

 

Zur Passage aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982:

Bitte auf das Wort „Bauernkriege“ klicken

 

Bauernkriege

 

 

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982 und

Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Ergebnisse und Auswirkungen der frühbürgerlichen Revolution

Rücktitelbild Geschichtsbuch DDR, 6 Klasse

Rücktitel Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Trotz der Niederlage der deutschen Bauern ging in manchen Orten die revolutionäre Volksbewegung bis zu Jahre 1535 weiter. Die Reformation wurde zur Fürstenreformation. Die Macht der Fürsten festigte sich.

 

Die Niederlage des Bauernkrieges und die weitere Volksbewegung

Bauern beim Steuereinnehmer, 1539

Bauern beim Steuereinnehmer

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

 

Die Ursachen der Niederlage

 

Friedrich Engels:

Friedrich Engels zu Niederlage Bauernkriege

entnommen aus dem Geschichtsbuch er DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Die revolutionären Bauern und Plebejer erlitten im Bauernkrieg eine Niederlage. Dafür gab es mehrere Gründe:

 

  • Die Aufständischen kämpften uneinheitlich, weil die Haufen unterschiedliche Interessen hatten. Die einen wollten weiterkämpfen, den anderen genügte der Sturm auf die Burg ihres Fronherren.

 

  • Die Aufständischen hatten keine einheitliche militärische Führung. Die Bauernhaufen kämpften isoliert in den verschiedenen Gegenden Deutschlands. Die Fürsten vereinigten ihre Streitmacht. Sie bekamen von den Fuggern Geld zur Anwerbung von Söldnern.

 

  • Die Aufständischen waren zu gutgläubig und vertrauensselig. Die Bauern verhandelten, anstatt sich ihr Recht zu erkämpfen. Die Fürsten gewannen dadurch Zeit.

 

  • Die Aufständischen wurden vor allem deshalb geschlagen, weil sie zu wenig Unterstützung von den Städten erhielten. Die Bürger waren für Luthers Reformation, aber die Müntzersche Volksreformation fürchteten sie. Sie bangten um ihren Besitz.

 

  • Schließlich musste die deutsche frühbürgerliche Revolution scheitern, weil das Bürgertum als Klasse in Deutschland damals noch zu schwach war, die Macht zu übernehmen. Der Kapitalismus war noch zu wenig entwickelt.

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Buchtitel Geschichte DDR 6. Klasse

Der Bauernkrieg in den Alpenländern und Michael Gaismair

Im Alpengebiet, in Tirol, wurde der Kampf noch ein ganzes Jahr lang bis 1526 mit großer Erbitterung geführt. Hier hatte der Aufstand erst im Mai 1525 begonnen. Die Aufständischen wählten Michael Gaismair zu ihrem Führer.

Waffen der Bauern in Bauernkriegen 2

Waffen der Bauern

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Einen großen Erfolg errangen die Aufständischen im Salzburgischen. Sie eroberten am 03. Juli 1525 die Stadt Schlading und vernichteten ein Adelsheer. Es war der größte Sieg der Bauern während des gesamten Bauernkrieges. Aber die Bauern nutzten den Sieg nicht aus. Anstatt den geschlagenen Gegner zu verfolgen und ihn endgültig zu vernichten, zogen sie sich zurück. Die Tiroler Aufständischen belagerten Ende August 1525 die Stadt Trient, konnten sie nicht einnehmen und erlitten eine Niederlage.

Michael Gaismair war den Feudalherren schon vorher in die Falle gegangen. Sie hatten ihm vorgeschlagen, er möge nach Innsbruck kommen, um mit ihnen über die Erfüllung der Forderungen der Aufständischen zu beraten. Als er dann tatsächlich nach Innsbruck kam, ließ man ihn verhaften. Doch Anfang Oktober 1525 floh Gaismair aus dem Gefängnis. Er nahm sofort den Kampf wieder auf und begann, Truppen von Bewaffneten um sich zu sammeln. Im Winter hielt er sich in Graubünden verborgen. Dort arbeitete er seine „Tiroler Landesordnung“ aus. Er wollte die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigen. Es sollte keine Standesunterschiede mehr geben. Alle Menschen sollten gleich sein. Das Privateigentum an Produktionsmitteln sollte beseitigt werden. Gaismair wollte den Städten in Tirol ihre Vorrechte nehmen. Trient sollte ein Handelszentrum werden. Aber es gelang Gaismair nicht mehr, das Volk zum großen Aufstande zu bewegen. Im Juni 1526 siegte er über zwei Fähnlein des Schwäbischen Bundes. Mit 2000 Mann zog er durch Tirol. Er konnte einige Städte einnehmen, aber die Bevölkerung schloss sich ihm nicht an. Sie war durch die Nachrichten von der Niederlage der Bauern in Schwaben, Thüringen und im Elsaß eingeschüchtert. Gaismair musste schließlich mit seinen Truppen Tirol verlassen. Von Venedig aus versuchte er erfolglos, den Kampf fortzusetzen. Damit war der Bauernkrieg in Tirol beendet.

Welches Geschichtsverständnis Italien und Österreich in Bezug auf die Bauernkriege in Tirol hat, weis DIE TROMMLER (Petra Reichel) nicht. Italiener und Österreicher, die das wissen, können sich gerne melden.

 

Der Bauernkrieg in Thüringen und Thomas Müntzer

Bauern verteidigen ihre Wagenburg

Bauern bei Verteidigung der Wagenburg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Der Höhepunkt des Bauernkrieges in Thüringen

Thomas Müntzer kehrte im Februar 1525 aus Süddeutschland nach Thüringen zurück. Wichtige Aufstandszentren waren Mühlhausen und Frankenhausen. In Mühlhausen vereinigten sich Teile des Bürgertums mit der Stadtarmut und den Bauern zu gemeinsamen Kampf. Am 16. Und 17. März 1525 stürzten die Aufständischen in Mühlhausen den Rat der Stadt. Sie setzten einen „Ewigen Rat“ ein, wie Thomas Müntzer es empfohlen hatte. Thomas Müntzer warb neue Kampfgefährten für seinen „Ewigen Bund Gottes“. Er ließ eine Fahne anfertigen, die als Zeichen die Regenbogenfarben trug. Er sandte seine getreuen Boten nach Hessen, Würzburg und Leipzig. Die Führer des Bergknappenaufstandes in Joachimstal in Böhmen orientierten ihr Programm an dem Müntzers. Überall versuchten die Anhänger Thomas Müntzers, den gemeinsamen Kampf zu organisieren und das Volk zu den Waffen zu rufen.

Waffen der Bauern in Bauernkriegen

Waffen der Bauern

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Müntzers Kampfgefährten machten sich mit ihm gemeinsam Gedanken darüber, wie es nach dem Sieg der Volksreformation und des Bauernkrieges in Deutschland weitergehen sollte. Wer sollte denn die politische Macht übernehmen, wenn die weltlichen und geistlichen Feudalherren vertrieben sein würden, wie Thomas Müntzer und seine Anhänger es erstrebten? Thomas Müntzer antwortete darauf: „Die Macht soll gegeben werden dem gemeinen Manne.“ Er meinte damit das Bürgertum, die Stadtarmut und die Bauern. So träumten die revolutionären Müntzer-Anhänger von einem Land ohne Ausbeutung, ohne die Missstände in der Kirche, ohne den Feudalismus, von einem „Reich Gottes auf Erden“, wie sie es nannten.

Siegel von Thomas Müntzer

Siegel von Thomas Müntzer

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Im April 1525 erhoben sich die Bauern in Thüringen. Es begann der Kampf auf Leben und Tod. Der Aufstand verbreitete sich in wenigen Tagen über das ganze Land. Bis Anfang Mai errangen die Aufständischen den vollen Sieg über die weltlichen und geistlichen Herren. Die meisten Schlösser, Adelssitze und Klöster wurden eingenommen. Das war zugleich das Signal für die Kämpfe in den meisten thüringischen Städten. Sogar Adlige schlossen sich der Übermacht des Volkes an. Und das geschah ohne Blutvergießen. Bald zeigte sich aber, dass viele Aufständische, besonders in den Städten, nicht mit den Bauernhaufen weiterziehen wollten. Auch die Fürsten waren nicht untätig geblieben. Sie rüsteten überall zur Vernichtung der Bauern. Die Fugger(eine der ersten Kapitalisten) gaben das Geld!

 

Die Schlacht bei Frankenhausen

Thomas Müntzer wollte die Burg Heldrungen stürmen. Dort hatten sich die Truppen des Adels verschanzt. Müntzer beabsichtigte, sich mit den Mansfelder Bergleuten zu vereinen. Doch ein einflussreicher Führer der Aufständischen von Mühlhausen hörte nicht auf ihn. Statt dessen zogen die Mühlhäuser ins Eichsfeld und zerstörten Klöster. Bei Frankenhausen hatten sich mehrere tausend Bauern in einem Lager zusammengefunden. Müntzer zog mit 300 Bewaffneten dorthin, um den Bauern Mut zu machen. Einige begannen zu verzagen, als die Fürsten mit ihren Heeren heranrückten. Am 14. Mai 1525 traf Phillip von Hessen mit Truppen ein und griff die Bauern zunächst ergebnislos an. Er verlangte die Auslieferung Müntzers. Die Bauern lehnten ab. Sie hatten auf dem Schlachtberg bei Frankenhausen hinter einer Wagenburg Stellung bezogen. Am 15. Mai 1525 traf auch Herzog Georg von Sachsen mit Truppen ein. Erst jetzt fühlten sich die Fürsten stark genug zum Angriff. Noch während der Verhandlungen über die Auslieferung Müntzers hatten sie die Bauern heimlich umzingelt. Müntzer hielt den Bauern eine Rede. Da griffen die Fürsten das Lager der Bauern an. Darauf waren die Bauern noch nicht vorbereitet. Ehe sie die Gegenwehr organisieren konnten, durchbrachen die Truppen den Fürsten die Wagenburg. Es begann ein fürchterliches Gemetzel. Die Bauern flohen in die Stadt. Etwa 6000 Aufständische wurden getötet, nur wenige entkamen.

Bauern verteidigen ihre Wagenburg

Bauern bei Verteidigung der Wagenburg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Müntzer geriet mit zahlreichen Aufständischen in Gefangenschaft. Die Sieger brachten ihn nach Heldrungen. Dort ließen sie ihn foltern. Am 27. Mai 1525 wurde Thomas Müntzer in der Nähe von Mühlhausen enthauptet. (siehe Beitrag zu Thomas Müntzer)

Die Fürsten nahmen grausame Rache an den Bauern. Ganze Dörfer wurden geplündert, niedergebrannt und die Einwohner gemartert. Wer sich führend am Aufstand beteiligt hatte, den ließen die Fürsten hinrichten.

In den Monaten Mai und Juni 1525 fiel die Entscheidung im Bauernkrieg. In den wichtigsten Zentren des Aufstandsgebietes waren die Bauern geschlagen.

Thomas Müntzer und seinen Anhängern gelang es durch unermüdliche Arbeit, in vielen Gegenden und Städten den Kampf vorzubereiten. Thüringen konnte kurze Zeit frei werden. Unterschiedliche Interessen der Aufständischen und die militärische Stärke, Kampferfahrung und List der Feudalherren führten zur Niederlage der Bauern bei Frankenhausen.

Schlachtberg vor Panoramamuseum

Der Schlachtberg vor Panoramamuseum

Bildquelle: Von H.Stolze – H.Stolze, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Der deutsche Bauernkrieg war der Höhepunkt des Klassenkampfes der Bauern und Plebejer gegen den Feudaladel in Deutschland. Er richtete sich gegen feudale Ausbeutung und Unterdrückung.

Friedrich Engels über die Ursachen des Scheiterns von Thomas Müntzer:

„Es ist das Schlimmste, was dem Führer einer extremen Partei widerfahren kann, wenn er gezwungen wird, in einer Epoche die Regierung zu übernehmen, wo die Bewegung noch nicht reif ist für die Herrschaft der Klasse, die er vertritt, und für die Durchführung der Maßregeln, die die Herrschaft dieser Klasse erfordert…..Er ist…gezwungen, nicht seine Partei, seine Klasse, sondern die Klasse zu vertreten, für deren Herrschaft die Bewegung gerade reif ist…“

 

 

 

Thomas Müntzer

Älteste, allerdings nachträgliche und nicht verbürgte Darstellung Thomas Müntzers aus dem Jahr 1608;[1] Kupferstich von Christoph van Sichem

Thomas Müntzer

Älteste, allerdings nachträgliche und nicht verbürgte Darstellung Thomas Müntzers aus dem Jahr 1608, Kupferstich von Christoph van Sichem

Bildquelle: Von Christoph van Sichem – Das Wissen des 20. Jahrhunderts, Verlag für Wissenschaft und Bildung, 1961, Rheda, Bd.1 S.395, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Trotz des Verhaltens von Martin Luther gegen die „Bilderstürmer“ entwickelte sich die Reformation zur Volksformation weiter. Wer zeigte den Bauern, den Gesellen, Tagelöhnern und Bergleuten, wie sie weiterkämpfen sollten?

Diese geschichtliche Tat kommt den revolutionären Prediger Thomas Müntzer zu. Er lehrte, dass das Volk selbst sein Leben im Kampf umgestalten muss.

Thomas Müntzer wurde zwischen 1485 und 1490 in Stollberg(Harz) geboren. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Am 27. Mai 1525 ist er bei Mühlhausen gestorben.

Der Vater von Thomas Müntzer war ein armer Handwerker. Über seine Kindheit ist nichts bekannt.

1506 studierte er an der Leipziger Universität und 1512 in Frankfurt/Oder. 1513 war er Lehrer in Halle/Saale und wirkte an verschiedenen Orten als Prediger. Er lernte ständig und las viele Bücher, auch die Bibel. Außerdem befasste er sich mit den humanistischen Schriften und der neuen Kunst und gehörte zu den gelehrten Männern seiner Zeit.

Begeistert schloss sich Thomas Müntzer auch Martin Luther an und lernte ihn selbst kennen. 1520 kam er durch Luthers Fürsprache nach Zwickau. Er predigte in der Marienkirche vor Wollwebern und Bergknappen für den Kampf um ein besseres Leben. Aus Furcht vor Unruhen entließ ihn der Zwickauer Stadtrat.

Thomas Müntzer ging nach Böhmen, in das Land von Jan Hus. Nach längerer Wanderschaft, arm und immer wieder vertrieben, erhielt er schließlich 1523 in Allstedt, unweit des Mansfelder Bergbaugebietes, eine Anstellung als Prediger. Er kannte das Leben und die Not des Volkes gut. Sein Nachdenken über Missstände führte dazu, dass er sich von Luthers Lehren abwandte. Müntzer arbeitete für die Ziele des Kampfes gegen die Papstkirche und den Feudalismus aus und predigte darüber. So ging er über das Denken Martin Luthers weit hinaus.

Gedenktafel am Haus Schloßstraße 26, in der Lutherstadt Wittenberg

Gedenktafel am Haus Schloßstraße 26, in der Lutherstadt Wittenberg

Bildquelle: Von OTFW, Berlin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

DDR-Medaille Thomas Müntzer 1989, kurz vor Ende der DDR

DDR-Medaillie 1989 Thomas Müntzer, kurz vor Ende der DDR

Bildquelle: Von Berlin-George – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

Die Zeit sei gekommen, so sagte Thomas Müntzer, wo die Bösen untergehen und die Christen siegen werden. Die Christen brauchten sich nicht zu fürchten, denn Gott wird ihnen siegen helfen. Als Christen betrachtete er die Stadtarmut, die Bergleute, Gesellen, Tagelöhner und Bauern, als das Böse die gottlosen Fürsten und adeligen Herren, die ihre Pflichten vernachlässigten. Müntzer gründete den „Ewigen Bund Gottes“, eine Organisation, um seine Anhänger zusammenzufassen. Er bewies, dass die Volksmassen das Recht zum Kampf gegen die gottlosen Herren hatten.

Wichtige Wirkungsstätten Thomas Müntzers; Briefmarkenblock der DDR zum 500. Geburtstag (1989)

Wichtige Wirkungsstätten Thomas Müntzers, Briefmarkenblock der DDR zum 500. Geburtstag(1989)

Bildquelle: Von Hochgeladen von –Nightflyer (talk) 21:33, 9 April 2009 (UTC) – Eigener Scan und Bearbeitung, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Martin Luther trat gegen Müntzer auf und warnte in einer Flugschrift die Fürsten vor dem „aufrührerischen Geist zu Allstedt“: Müntzer sei ein „Satan“, den man mit Gewalt vernichten müsse.

Die Fürsten verboten Münters Predigten zu besuchen, und ließen ihn verhören. Heimlich verließ Müntzer 1524 Allstedt. In Nürnberg veröffentlichte er seine beiden Hauptschriften. Die gegen Luther gerichtete nannte er „Hochverursachte Schutzrede“.

Thomas-Müntzer-Denkmal in Stolberg (Harz)

Thomas-Müntzer-Denkmal in Stolberg(Harz)

Bildquelle: Von Ralf Lotys (Sicherlich) – Eigenes Werk, CC BY 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Ende 1524, Anfang 1525 predigte Thomas Müntzer in mehreren Orten Süddeutschlands für Gerechtigkeit in Stadt und Land. Er erlebte dort den Ausbruch des deutschen Bauernkrieges, der von 1524 bis 1526 dauerte.

Am 15. Mai 1525 wurde er nach der Schlacht bei Frankenhausen, die in einer völligen Niederlage der von Müntzer zusammengerufenen Bauernhaufen endete, gefangen genommen und in der Festung Heldrungen auf Befehl Graf Ernsts II. von Mansfeld im Beisein des Herzogs Georg des Bärtigen gefoltert. Im Turm von Heldrungen eingekerkert, schrieb er seinen Abschiedsbrief an die Aufständischen, die er dabei zur Einstellung des weiteren Blutvergießens aufrief.

Thomas-Müntzer-Denkmal in Zwickau vor der Katharinenkirche.

Thomas-Müntzer-Denkmal in Zwickaus vor der Katharinenkirche

Bildquelle: Von Tilo Hauke – Selbst fotografiert, CC BY-SA 2.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Thomas-Müntzer-Denkmal vor dem Frauentor in Mühlhausen:Thüringen

Thomas-Müntzer-Denkmal vor dem Frauentor in Mühlhausen/Thüringen

Bildquelle: Von Michael Sander – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Am 27. Mai wurde Thomas Müntzer vor den Toren der Stadt Mühlhausen enthauptet, sein Leib aufgespießt und sein Kopf auf einen Pfahl gesteckt.

Schlachtberg vor Panoramamuseum

Schlachtberg vor dem Panoramamuseum

Bildquelle: Von H.Stolze – H.Stolze, CC BY-SA 3.0,  Bild ist entsprechend verlinkt

 

Der bestialische Umgang mit der Leiche Thomas Müntzers, nach dem er bestialisch getötet wurde, steht nicht im Geschichtsbuch der DDR. Denn für Schulkinder ist das nicht zumutbar. Das steht auf Wikipedia. Ich habe es aber hier hereingenommen, weil ich zeigen will, dass die Herrscher stets mit Führern von Aufständischen, die für gesellschaftlichen Fortschritt kämpfen, Rache nimmt. Wir erinnern an Ernst Thälmann, der von den Nazis ermordet wurde. Jetzt nach der Niederlage des Sozialismus in Europa haben sie es nicht mehr gewagt. Dafür wird die Konterrevolution als „friedliche Revolution“ verkauft. Eine Ausnahme bildet Rumänien, wo das Ehepaar Ceaușescu ermordet wurde. Wenn der Pfarrer Uwe Holmer nicht so mutig gewesen wäre, um dem Ehepaar Honecker Schutz und Obdach zu gewähren, wissen wir auch nicht, ob das Ehepaar Honecker die Konterrevolution überlebt hätte. Lynchjustiz durch den hasserfüllten Mob wäre durchaus möglich gewesen. Die nun vergrößerte BRD hat sich doch an Erich Honecker und anderen hohen Politikern der DDR gerächt. Insbesondere an denen, die ihrer Sache treu geblieben sind und nicht zu „Wendehälsen“ geworden sind. Derselbe Kohl, der Erich Honecker einstmals als Staatsgast empfangen hatte, war immer noch Bundeskanzler, als Erich Honecker aus Rache in den Knast gesteckt wurde. Was die „Entspannungspolitik“ seitens der BRD und anderer westlicher Länder angeht, kann man durchaus mit den historischen Ereignissen der Bauernkriege vergleichen, als die Fürsten die Bauern einlullten und Verhandlungen führten und andererseits gegen die Bauern agierten und nach dem verlorenen Krieg dann Rache nahmen.

 

In der DDR wurde Thomas Müntzer geehrt.

DDR-Banknote 5 Mark mit Müntzer in der Ausgabe von 1975 bis 1990

DDR-Banknote mit Müntzer in der Ausgabe von 1975 bis 1990

Bildquelle: Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Der Geburtsort Stolberg sowie der Sterbeort Mühlhausen erhielten in der DDR den offiziellen Namenszusatz „Thomas-Müntzer-Stadt“. (Mühlhausen 1975 anlässlich des 450. Todestages) Nach der Annexion der DDR wurden die Beinamen aberkannt und getilgt. Im Gegensatz dazu sind die Beinamen der „Lutherstädte“ Eisleben und Wittenberg bestehen geblieben. Dieses Geschichtsverständnis der vergrößerten heutigen BRD sagt doch einiges aus.

Die erneuerte Thomas-Müntzer-Plastik in Kapellendorf

Die erneuerte Thomas-Müntzer-Plastik in Kapellendorf

Bildquelle: Von BrThomas – Eigenes Werk, CC0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Buchtitel Geschichte DDR 6. Klasse

 

siehe Bauernkriege

 

und Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Martin Luther

Martin Luther (Lucas Cranach der Ältere, 1529)

Martin Luther, Lucas Cranach der Älter, 1529)

Bildquelle: Von Atelier / Werkstatt von Lucas Cranach der Ältere – Selbst fotografiert, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren und ist am 18. Februar 1546 auch dort gestorben. Sein Vater besaß einige kleine Kupferschächte und Hütten. Die Familie lebte sparsam. Luther wurde streng erzogen.

Luthers Eltern Hans und Margarethe Luther (Lucas Cranach der Ältere)

Luthers Eltern Hans und Margarete Luther(Lucas Cranach der Ältere)

Bildquelle: Von Lucas Cranach der Ältere – 1. Unbekannt2. Web Gallery of Art:   Image  Info about artwork, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt
Luthers Elternhaus in Mansfeld

Luthers Elternhaus in Mansfeld

Bildquelle: Von Tim1900 – Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Martin Luther studierte in Erfurt, wurde aber nicht Jurist, wie sein Vater es wollte, sondern ging ins Kloster. Schließlich wurde er Professor für Theologie in Wittenberg. Hier verstand er es immer besser, dass er gegen die Missstände in der Kirche auftreten muss, besonders gegen den Ablasshandel.

Luther als Augustinermönch (Lucas Cranach der Ältere, 1520)

Martin Luther als Augustinermönch(Lucas Cranach der Ältere, 1520)

Bildquelle: Von Lucas Cranach der Ältere – Marie-Lan Nguyen (2012), Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Ablasshandel

Ablasshandel

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Um 1500 entstand in Deutschland eine revolutionäre Bewegung, die sich gegen den Feudalismus richtete.

Gleichzeitig wurden die Missstände in der katholischen Kirche unerträglich.

Der Kampf des deutschen Volkes gegen die Papstkirche trat nach 1515 in die entscheidende Phase. Alle Klassen und Schichten waren mit den Missständen unzufrieden und forderten Reformen(Erneuerungen, damals bedeutete der Begriff „Reform“ noch „Erneuerung“, erst später bedeutet der Begriff „Reform“ gesellschaftlicher und sozialer Rückschritt).

Im Volk wuchs der Hass gegen die Kirche und die Kirchenfürsten. Die Bauern auf dem Lande und die Stadtarmut kämpften gegen die katholische Kirche als Feudalmacht und wollten zugleich alle Feudallasten beseitigen.

Die reichen Städtebürger und Bergwerksbesitzer empörten sich darüber, dass, dass die Kirche für Gottesdienste und kirchliche Feiertage, unermesslich viel Geld verschwendete. Ein Ärgernis war für sie außerdem, dass die Geistlichkeit keine Steuern zu zahlen brauchte. Die reichen Städtebürger wollten das Geld lieber für Handel und Gewerbe verwenden.

Auch viele weltliche Feudalherren waren unzufrieden und verlangen Reformen der Kirche. Ihnen missfiel besonders, dass der Papst jährlich viel Geld aus Deutschland holte. Sie wollten den Grundbesitz der Kirche(etwa ein Drittel gehörte ihr in Deutschland)unter sich aufteilen.

Die Kirche als größter Feudalherr beutete die Bauern rücksichtslos aus. Das wollte aber der Adel lieber selbst tun.

Um von den Gläubigen für die Errichtung der Peterskirche in Rom noch mehr Geld zu bekommen, hatte der Papst den Ablasshandel erlaubt. Mönche zogen als Ablasshändler mit einem Kasten umher, in den man Geld werfen musste. Dafür erhielt man einen einfachen Zettel, auf dem stand, dass dem Käufer Strafen für Sünden erlassen(abzulassen) seien.

Ablasshandel

Ablasshandel

Ablassbriefe sollten den Gläubigen einen entsprechenden Erlass zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer für sie und bereits verstorbene Angehörige bescheinigen. Ein überlieferter Werbespruch von Johann Tetzel lautete: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.“ Johann Tetzel war ein bekannter Ablasshändler.

Martin Luther predigte gegen den Ablasshandel. Im Sommer 1517 las er die vom Mainzer Erzbischof Albrecht verfasste Instructio Summarium, eine Anweisung für die im Land umherreisenden Ablassprediger. Mit einem Teil dieser Einnahmen wollte der Erzbischof seine Schulden bei den Fuggern(Die Fugger gehörten zu den ersten Kapitalisten und waren für die Stadt Augsburg bedeutsam) bezahlen. Diese hatten ihm sein Kurfürstenamt finanziert. Dazu sandte er den Ablassprediger Johann Tetzel nach Sachsen.

Von großer Bedeutung ist der Anschlag der 95 Thesen von Martin Luther am Tor der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517. Am 04. September 1517 stellte Luther zunächst seine 97 Thesen vor, um einen Disput mit unter seinen Mitdozenten anzuregen. Im Oktober verfasste er weitere 95 Thesen, die direkt auf den Ablass Bezug nahmen. Diese schickte er in einem Brief an den Mainzer Erzbischof Albrecht und verbreitete sie unter seinen Anhängern. Obwohl der Thesenaschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg sehr bedeutsam ist, wurde dieses Ereignis ohne historisches Fundament betrachtet und als Legende gesehen.Dieses Ereignis fand laut Phillip Melanchthon, ebenfalls ein Reformator, statt.

Nach der Entdeckung einer handschriftlichen Notiz von Georg Rörer, Luthers langjährigem Sekretär, im Jahre 2006 ist man der Betrachtung den Thesenanschlag Martin Luthers näher gekommen.

Tor Schlosskirche Zu Wittenberg

Tor der Schlosskirche zu Wittenberg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Martin Luther in Thesen

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Mit dem Thesenanschlag Martin Luthers im Jahre 1517 begann die Reformation in Deutschland. In Windeseile verbreiteten sich Luthers Gedanken in Deutschland, nachdem sei vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt und gedruckt worden waren. Luther hatte mit seinen 95 Thesen allen Unzufriedenen in Deutschland aus dem Herzen gesprochen. Die Fürsten und der Adel, die reichen Städtebürger, die Bauern und die Stadtarmut – alle glaubten und hofften, dass ihre Forderungen jetzt erfüllt würden. Martin Luther selbst erschrak vor dem gewaltigen Echo, das er hervorgerufen hatte. Eine Revolution wollte er niemals, sondern nur Reformen. Aber Martin Luther sah auch, dass der Thesenanschlag alleine noch keine Erneuerung brachte. Verständlich waren die Ablassthesen nur dem gelehrten Fachpublikum, das die Feinheiten der theologischen Debatten um die Wirkweise des Ablasses kannte. Für die breitere Bevölkerung verfasste Luther deshalb 1518 den in einfacher und verständlicher Weise abgefassten „Sermon von dem Ablass und Gnade“. Luther bediente sich hierin erstmals der Volkssprache und verließ damit die akademische Welt. Die göttliche Genugtuung wird, plakativ gesagt, auf gute Werke statt auf käuflichen Ablass zurückgeführt.

Martin Luthers Verhalten wurde dem Papst hinterbracht. Die Kirche hätte es gern gesehen, wenn er mundtot gemacht worden wäre. Der Papst sandte Beauftragte, um ihn zum Widerruf seiner Thesen zu veranlassen. Aber Martin Luther blieb standhaft. Er schrieb eine Reihe von Büchern und erklärte seine Ansichten. Er rief die Herrschenden(nicht das Volk!)auf, die Missstände der Kirche zu beseitigen und keine Gelder mehr an Rom zu zahlen. Zahlreiche Flugschriften forderten dazu auf, Luther zu verteidigen und gegen den Papst zu kämpfen.

Der Papst drohte mit dem Bann, jedoch verbrannte Luther die Bannandrohungsbulle in Wittenberg unter dem Jubel der Studenten. Daraufhin sprach der Papst den Bann gegen Martin Luther aus. Der Kaiser sollte außerdem die Reichsacht über ihn verhängen.

1521 erschien der neugewählte Kaiser Karl V. auf dem Reichstag in Worms. Man verlangte von ihm Martin Luther vorladen zu lassen. Der Kaiser stellte für Luther einen Brief für freies Geleit aus. Martin Luther Freunde rieten ihm ab nach Worms zu fahren. Doch Luther ließ sich nicht von der Reise abbringen. Am 17. April 1521 erschien Martin Luther auf dem Reichstag in Worms. Man fragte ihn, ob er der Verfasser der vorgelegten Schriften sei und ob er etwas widerrufen wollte. Luther erbat sich Bedenkzeit. Dann sagte er, dass er an seinen Worten festhalte. Luther wurde hinausgeschickt. Karl V. erklärte, Luther habe sich gegen das Christentum erhoben. Er wolle ihn nicht mehr hören und gegen ihn wie gegen einen Feind vorgehen. Der Kaiser ließ ein Edikt(Beschluss) gegen Luther ausarbeiten. Da jedoch viele Mitglieder des Reichstages auf der Seite Luthers standen, wartete der Kaiser, bis die meisten den Reichstag verlassen hatten, und veröffentlichte erst dann das „Wormser Edikt“. Über Martin Luther und seine Anhänger wurde die Reichsacht verhängt. Damit waren sie „vogelfrei“. Jeder konnte sie gefangen nehmen und töten.

Luther auf dem Reichstag zu Worms. Kolorierter Holzschnitt von 1557

Luther auf dem Reichstag zu Worms. Kolorierter Holzschnitt von 1557

Bildquelle: Von Unbekannt – Unbekannt, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Vorerst bangte das Volk um Martin Luther. Sein Leben war durch das Edikt bedroht. Am 26. April 1521 hatte er Worms verlassen. Seitdem war er verschwunden. Viele glaubten schon, dass Luther tot ist, aber er befand sich in Sicherheit. Auf dem Rückweg von Worms hatte ihn der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen zum Schein überfallen und ihn heimlich auf die Wartburg entführen lassen. Dort lebte Martin Luther 300 Tage unter dem Namen Junker Jörg. Hier das ist die Version dieses Ereignisses laut Geschichtsbuch der DDR. Auf Wikipedia stellt sich das anders dar.

Martin Luther als „Junker Jörg“. Lucas Cranach der Ältere, 1522

Martin Luther als „Junker Jörg“. Lucas Cranach der Ältere, 1522

Bildquelle: Von Lucas Cranach der Ältere – 1. Unbekannt2. nevsepic.com.ua, Gemeinfrei

 

Die Wartburg

Die Wartburg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Auf der Wartburg übersetzte Martin Luther das „Neue Testament“, einen Teil der Bibel vom Lateinischen ins Deutsche. Dies hatte große Bedeutung für die Durchsetzung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache. Das kam vor allem den Interessen des Bürgertums entgegen. Eine bessere Verständigung diente der Entwicklung der Wirtschaft und des Handels. Damit machte Luther biblische Inhalte dem einfachen Volk zugänglich. Zwar gab es vorher schon 14 hochdeutsche und vier niederdeutsche gedruckte Bibelausgaben, jedoch waren diese Übersetzungen durch ihre oft am lateinischen Urtext orientierte Wort-für-Wort-Übersetzung und die meist oberdeutsche Sprachfärbung schwer verständlich. Viele deutsche Symbolausdrücke und Sprichwörter gehen auf die Übersetzungsarbeit von Martin Luther zurück. Die Lutherbibel wurde das meistgelesene Buch in Deutschland. Sie war in einer Sprache geschrieben, die alle verstanden, auch wenn sie verschiedene Mundarten sprachen. Von nun an bemühte sich jeder, im Deutsch der Lutherbibel zu schreiben. Protestanten verwenden die Lutherbibel in ihren revidierten Neuauflagen bis heute. Sie ist eine wichtige Basis der Kirchenmusik: viele Kompositionen verwenden Luthers Textfassung für Choräle, Kantaten, Motetten und andere musikalische Formen.

Lutherstube auf der Wartburg

Lutherstube auf der Wartburg

 

Bildquelle: Von Unbekannt – Original image: Photochrom print (color photo lithograph)Reproduction number: LC-DIG-ppmsca-01151 from Library of Congress, Prints and Photographs Division, Photochrom Prints CollectionDieses Bild ist unter der digitalen ID ppmsca.01151 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress abrufbar.Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechtsstatus des zugehörigen Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenzvorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen.العربية | čeština | Deutsch | English | español | فارسی | suomi | français | magyar | italiano | македонски | മലയാളം | Nederlands | polski | português | русский | slovenčina | slovenščina | Türkçe | українська | 中文 | 中文(简体)‎ | 中文(繁體)‎ | +/−Reproduction by Photoglob AG, Zürich, Switzerland or Detroit Publishing Company, Detroit, Michigan, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt
Luther-Zimmer auf der Wartburg

Lutherzimmer auf der Wartburg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Titelblatt der 1.Lutherbibel

Titelblatt der ersten Lutherbibel

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Während Martin Luther auf der Wartburg weilte, schritt die Reformation voran, von Österreich und der Schweiz bis an die Küsten der Nord- und Ostsee. Sie wurde immer mehr zu einer Volksbewegung. Die städtischen Oberschichten waren im Allgemeinen mit kirchlichen Veränderungen zufrieden. Doch die Mittel- und Unterschichten des Städtebürgertums stellten weitergehende Forderungen zur Stärkung ihrer Städte. Sie versuchten den Kampf gegen die kirchlichen Missstände und gegen die Feudalherren miteinander zu verbinden.

Mönche und Nonnen entliefen den Klöstern, Priester heirateten, Adlige und Städte eigneten sich Kirchenland an. 1521 stürmten die Wittenberger Bürger die Kirchen und zerschlugen Heiligenbilder(„Bildersturm“). Das Geld der Kirche wurde an Arme verteilt. Predigten fanden in deutscher Sprache statt.

Als Martin Luther das erfuhr, erschrak er: Das hatte er nicht gewollt. Er eilte nach Wittenberg und predigte tagelang gegen die „Bilderstürmer“: Ein wahrer Christ solle keinen Aufruhr anstiften, erklärte er. So begann Martin Luther sich allmählich gegen den Kampf der Volksmassen zu wenden. Er glaubte an das Recht der Fürsten und daran, dass die Obrigkeit von Gott sei.

Mit Luthers Abgrenzung von den „Schwärmern“ fiel eine Vorentscheidung für den Verlauf der Reformation: Der radikale Bruch mit katholischen Gottesdienstformen blieb ebenso aus wie gleichzeitige tiefgreifende Sozialreformen.

Nach dem Massaker an etwa 5000 aufständischen Bauern bei Frankenhausen (1525) verlor die Reformation ihren Charakter als Volksbewegung und wurde zur Angelegenheit der Landesfürsten, die aus der Niederlage der Bauern gestärkt hervorgingen.

Konsequenz der Zwei-Reiche-Lehre wäre ein völliger Neuaufbau der Kirche auf alleiniger Basis der reformatorischen Theologie gewesen. Luther hielt jedoch wie die meisten Zeitgenossen eine konfessionelle Vielfalt innerhalb eines Territoriums für undurchführbar und empfahl Andersgläubigen auszuwandern. Da sich in deutschsprachigen Gebieten zunächst kein katholischer Bischof der Reformation anschloss und eine willkürliche Ausgrenzung Andersgläubiger für Luther von Gott verbotene Amtsanmaßung war, bat er 1525 den sächsischen Kurfürsten darum, als herausragendes Mitglied der Kirche deren Visitation, also die Überprüfung des Klerus auf Glaubenstreue und Amtsführung im Sinne des Evangeliums, anzuordnen. Dieses pragmatische und situationsbedingte Notkonzept wurde in evangelischen Gebieten bald zur Regel und begünstigte dort die Entwicklung zu konfessionellen Landeskirchen, die von den Landesfürsten geschützt, aber auch gelenkt und abhängig waren.

Als die katholischen Reichsstände 1529 auf dem zweiten Reichstag zu Speyer die Aufhebung der bisherigen partiellen Duldung der Evangelischen durchsetzten, legten die evangelischen Stände (fünf Fürstentümer und 14 Städte aus Oberdeutschland) die Protestation zu Speyer ein. Seitdem nennt man die evangelischen Christen auch Protestanten. Beim folgenden Reichstag zu Augsburg 1530 wollten Luthers Anhänger den protestantischen Glauben reichsrechtlich anerkennen lassen. Dazu verfasste Melanchthon das protestantische Glaubensbekenntnis, die „Confessio Augustana“, die Kaiser Karl auf dem Augsburger Reichstag überreicht und schließlich von ihm geduldet wurde. Luther konnte als Geächteter nicht daran teilnehmen und unterstützte seine Anhänger von der Veste Coburg aus, kritisierte aber auch einige der Kompromissformeln Melanchthons als zu entgegenkommend.

Nach dem Augsburger Reichstag trat Luther nur noch als Seelsorger und Publizist hervor. Er hielt bis 1545 Vorlesungen in Wittenberg, ab 1535 fast ausschließlich über die Schöpfungsgeschichte. Mit verschiedenen Stellungnahmen zu theologischen und politischen Einzelfragen versuchte er zudem weiterhin, den Fortgang der Reformation zu beeinflussen, jedoch mit weit weniger direkter Wirkung.

Lutherzimmer in der Veste Coburg

Lutherzimmer in der Veste Coburg

Bildquelle: Von © Vincent Eisfeld / vincent-eisfeld.de, CC-BY-SA 4.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Persönliches:

Die spätere Frau Martin Luthers, Katharina von Bora war gemeinsam mit weiteren acht Nonnen zu Ostern im April 1523 aus dem Kloster Nimbschen (Zisterzienserinnen) geflohen und lebte seitdem in Wittenberg.

Katharina von Bora. Lucas Cranach der Ältere, um 1526

Katharina von Bora. Lucas Cranach der Ältere, um 1526

Bildquelle: Von Lucas Cranach der Ältere – Unbekannt, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Martin Luther verlobte sich mit ihr am 13. Juni 1523 und heiratete sie am 27. Juni 1525. Die Heirat entsprach seiner Lehre, dass die Ehe kein Sakrament sei. Zudem hatte er den Zölibat abgelehnt und die Auflösung der Klöster verlangt.

Katharina unterstützte ihn privat und sorgte durch Unterbringen von Studenten, die zahlreiche Aussprüche Luthers aufschrieben, für Einkommen. Luther hatte mit ihr drei Töchter und drei Söhne, die alle in Wittenberg geboren wurden.

Martin Luther litt fast sein Leben lang an zahlreichen Krankheiten. Seine Leiden gelten großenteils als Folge seiner enormen physischen und psychischen Belastungen und seines Lebenswandels.

Trotz eines schon länger währenden Herzleidens reiste Luther im Januar 1546 über Halle nach Eisleben, um einen Streit der Grafen von Mansfeld zu schlichten. Er starb am Zielort am 18. Februar 1546. Das heutige Haus Andreaskirchplatz 7 wird als sein Sterbehaus bezeichnet, gilt aber nach letzten Forschungen nicht mehr als der historische Ort, an dem Luther verstarb – das wirkliche Sterbehaus war vermutlich das Stadtschloss (Markt 56), in dem sich heute das Hotel „Graf von Mansfeld“ befindet. Sein Leichnam wurde nach Wittenberg überführt und am 22. Februar in der Schlosskirche beigesetzt. Vormund seiner Kinder wurde sein treuer Anhänger und Freund, der Arzt Matthäus Ratzenberger.

 

Luthers Sterbehaus in Eisleben

Luthers Sterbehaus in Eisleben

Bildquelle: Von Andreas Thum – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

entnommen aus Wikipedia und dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Buchtitel Geschichte DDR 6. Klasse

 

 

Geschichtsbuch der DDR zu Martin Luther