Der Kampf der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung gegen Imperialismus und Kriegsgefahr von 1908 bis 1914

Der Kampf der deutschen Arbeiterbewegung gegen Militarismus und Reaktion

Die besondere Aggressivität des deutschen Imperialismus und die Verantwortung der deutschen Arbeiterklasse

Der deutsche Imperialismus hatte eine führende Stellung unter den europäischen Industriestaaten erlangt. Bei der Verteilung der Welt war er jedoch zu spät gekommen. Der im Vergleich zu anderen imperialistischen Ländern unbedeutende Kolonialbesitz, den Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts erobert hatte, und seine beschränkten Einflussgebiete standen im Widerspruch zu seinen wirtschaftlichen Ansprüchen und Möglichkeiten. (Siehe: „Der Beginn des Imperialismus“)

Dieser Widerspruch war die Ursache für die besondere Aggressivität, mit der der deutsche Imperialismus die Neuaufteilung der Welt zu seinen Gunsten anstrebte.

In seinen Aggressionsbestrebungen konnte der deutsche Imperialismus sich auf die preußisch- militaristischen Traditionen, die durch die Klasse der Junker verkörpert wurden, stützen.

Daraus ergab sich der besonders reaktionäre Charakter des deutschen Imperialismus.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Herrschaft des Imperialismus brachte dem deutschen Volk verstärkte Ausbeutung und politische Entrechtung. Der von den herrschenden Klassen gesteuerte Kriegskurs bedrohte die Existenz des deutschen Volkes. Die Beseitigung der unheilvollen Herrschaft des Imperialismus und Militarismus wurde zur vordringlichen Aufgabe. Von ihrer Lösung hing die weitere Entwicklung in Deutschland ab. Nur die sozialistische Revolution konnte letztlich diese Aufgabe lösen.

Die Hauptlast dieses Kampfes und zugleich eine hohe Verantwortung fiel der deutschen Arbeiterklasse, geführt von ihrer Partei, zu. In den harten Klassenauseinandersetzungen mit einem hochorganisierten, über starke Machtmittel verfügenden Bourgeoisie kämpfte sie um unmittelbare Verbesserungen der der Lebenslage der Werktätigen und gegen die volksfeindlichen imperialistischen Kriegspläne.

Als stärkste einflussreiche Partei in der II. Internationale trug die deutsche Sozialdemokratie darüber hinaus eine große Verantwortung vor der internationalen Arbeiterbewegung. Das galt besonders für den weltweiten Kampf gegen Imperialismus, Militarismus und Kriegsvorbereitung. Auf sie wurde geschaut, ihre Maßnahmen und ihre Taktik im Klassenkampf galten als Vorbild für andere Arbeiterparteien.

Streikbewegung in Deutschland von 1900 bis 1913
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Formierung der Antikriegsbewegung

Die wachsende Gefahr eines Weltkrieges äußerte sich in internationalen Spannungen und Konflikten.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

1911 kam es erneut wegen Marokko zu einem ernsten Konflikt, zur zweiten Marokkokrise.

Imperialistische Kriege und Aggressionen bis 1914
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die übrigen imperialistischen Staaten Europas, besonders England, zwangen jedoch die deutsche Regierung, ihren erneuten Vorstoß nach Nordafrika rückgängig zu machen.

Ein Jahr später, im Herbst 1912, beschworen militärische Konflikte zwischen den Balkanstaaten unmittelbar die Gefahr eines Weltkrieges herauf. Auf dem Balkan trafen die Interessen fast aller europäischen imperialistischen Staaten aufeinander. Jede Einmischung in die Balkankriege musste den Weltkrieg zur Folge haben. 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Häufung der Konflikte ließ erkennen, dass die Vorbereitung des Krieges um die Neuaufteilung der Welt immer gefährlichere Ausmaße annahm.

Die bürgerlichen Parteien unterstützten fast ohne Ausnahme die Kriegsvorbereitungen ihrer Regierungen. Die bürgerlichen Friedensanhänger besaßen nicht die Kraft zu entscheidenden Aktionen. Nur die Arbeiterklasse unter Führung ihrer sozialistischen Parteien verfügte über die notwendige Organisation und politische Autorität, alle Friedensanhänger zu sammeln und der imperialistischen Kriegspolitik entgegenzutreten.

Die bedrohliche internationale Entwicklung veranlasste die II. Internationale, auf dem Internationalen Sozialistenkongress 1907 in Stuttgart eingehend zu Krieg und Militarismus Stellung zu nehmen.  Etwa 900 Delegierte aus 25 Ländern beteiligten sich an diesem Kongress, davon allein 289 aus Deutschland.

August Bebel eröffnet den Kongress in Stuttgart 1907. (Fotografie)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

In allen Fragen prallten die Auffassungen der Marxisten und die der Opportunisten aufeinander. Die Opportunisten lehnten den Kampf gegen die Kriegsgefahr mit revolutionären Mitteln ab. Sie stellten sich auf den nationalistischen Standpunkt ihrer Regierungen. Verpflichtungen zu gemeinsamen internationalen Aktionen erkannten sie nicht an.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die revolutionären Vertreter setzten nach heftigen Auseinandersetzungen ihre Auffassungen auf dem Kongress durch. Zum ersten Mal trat auf diesem Kongress eine Gruppe konsequenter Marxisten gemeinsam auf. Ihre hervorragendsten Vertreterinnen und Vertreter waren vor allem W.I. Lenin, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und Julian Marchlewski. Auf Antrag Lenins und Rosa Luxemburgs wurde die von August Bebel vorgeschlagene Resolution gegen Militarismus und Kriegspolitik so ergänzt, dass sie eindeutige Forderungen für den revolutionären Antikriegskampf enthielt.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Der folgende Kongress der II. Internationale 1910 in Kopenhagen bekräftigte diese Verpflichtung.

Unmittelbar vor dieser Tagung fand die II. Internationale Sozialistische Frauenkonferenz in Kopenhagen statt. (Die Internationale Sozialistische Frauenbewegung war auf Initiative der deutschen Linken während des Stuttgarter Kongresses 1907 entstanden.) Bedeutendes Ergebnis dieser Beratung war der Beschluss, jedes Jahr einen internationalen Frauentag zu veranstalten. Als Sekretärin der Internationalen Sozialistischen Frauenbewegung wurde Clara Zetkin wiedergewählt.

Der antimilitaristische Kampf der deutschen Linken. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg

Der antimilitaristische Kampf gehörte von jeher zu den besten Traditionen der deutschen Arbeiterbewegung. Unter der berühmt gewordenen Losung

„Diesem System keinen Mann und keinen Groschen!“

lehnte die Sozialdemokratie jede Militär-, Marine- und Kolonialforderung ab. Außerdem wurde der Militarismus mit seinem entwürdigenden Drill und Soldatenmisshandlungen immer wieder angeprangert. In Wort und Tat nahm die Sozialdemokratie gegen die Aggressionen und Kriegsvorbereitungen der deutschen Imperialisten Stellung.

Die deutschen Linken gingen im antimilitaristischen Kampf noch einen Schritt weiter. Sie stellten der Partei die Aufgabe, eine verstärkte Aufklärung gegen den Militarismus durchzuführen und gegebenenfalls auch außerparlamentarische Kampfmittel gegen ihn einzusetzen.  Karl Liebknecht bemühte sich besonders um eine antimilitaristische Jugenderziehung. Bei den jungen Arbeitern sollte, bevor sie zum Militärdienst einberufen wurden, ein proletarisches Klassenbewusstsein geweckt und entwickelt werden, dass keine Kaserne und kein Drill mehr zu verschütten mochten.

Karl Liebknecht (Fotografie)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Titelseite der Schreift von Karl Liebknecht
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

1907 erschien die bedeutende Schrift „Militarismus und Antimilitarismus“ von Karl Liebknecht. In ihr hat er das weit verzweigt System des Militarismus aufgedeckt und dessen gefährlichen und volksfeindlichen Charakter nachgewiesen.

Damit gab er der revolutionären Arbeiterbewegung ein Mittel in die Hand, den Kampf gegen Militarismus und Kriegsvorbereitung konsequent zu führen. Wie sehr di herrschenden Klassen diesen antimilitaristischen Kampf fürchteten, beweist die Anklage gegen Karl Liebknecht wegen Hochverrats vor dem Leipziger Reichsgericht.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Karl Liebknecht wurde als Sohn des bedeutenden deutschen Arbeiterführers Wilhelm Liebknecht am 13. August 1871 in Leipzig geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er in Leipzig und Berlin Rechtswissenschaft und Nationalökonomie. 1897 promovierte er an der Universität Würzburg. Am 1899 unterhielt er mit seinem älteren Bruder Theodor eine gemeinsame Anwaltspraxis in Berlin. Als Rechtsanwalt verteidigte er vornehmlich angeklagte Sozialisten in politischen Prozessen; beim werktätigen Volk galt er als „Anwalt der Armen und Unterdrückten“. Seit der Jahrhundertwende stand Karl Liebknecht in vorderster Front des politischen Kampfes gegen Imperialismus, Militarismus und Reaktion. 1901 wurde er Stadtverordneter in Berlin, 1908 Abgeordneter des Preußischen Abgeordnetenhauses und 1912 Mitglied des Reichstages. Karl Liebknecht entwickelte sich zu einem hervorragenden revolutionären Führer der deutschen Arbeiterklasse und stand an der Spitze der deutschen Linken.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Rosa Luxemburg wurde am 05. März 1871 in Zamocz (Polen) als Tochter eines Kaufmanns geboren. Als eine der besten Schülerinnen des Gymnasiums in Warschau wurde ihr wegen „ihrer oppositionellen Haltung gegenüber der Autorität“ eine verdiente Auszeichnung nicht gegeben.

Rosa Luxemburg (Fotografie)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Schon in ihrer Schulzeit hatte sie sich der illegalen Bewegung in Polen angeschlossen. Mit 18 Jahren musste sie ihre Heimat verlassen. Sie studierte in Zürich. Nach ihrer Promotion siedelte sie 1898 nach Deutschland über, das ihre zweite Heimat wurde. In Deutschland war sie als Redakteurin sozialdemokratischer Zeitungen, als Lehrerin an der zentralen Parteischule, als Schriftstellerin und Propagandistin tätig. Wie Karl Liebknecht gehörte sie zu den führenden Kräften der deutschen Linken.

Franz Mehring (1846 bis 1919); bedeutender Marxistischer Historiker und Publizist; Redakteur der „Leipziger Volkszeitung“ und führend bei den deutschen Linken. (Fotografie)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Wahlrechtskämpfe

Preußen als das mächtigste Land im Deutschen Reich übte einen entscheidenden Einfluss auf die reaktionäre Politik in Deutschland aus. Dabei konnte sich die preußische Regierung auf ein Parlament stützen, das auf besonders undemokratische Weise zustande kam. Das preußische Abgeordnetenhaus wurde nach dem öffentlichen, indirekten Dreiklassen-Wahlrecht gewählt.

Nach ihrem Vermögen, beziehungsweise der Höhe der direkten Steuern, wurden die wahlberechtigten Männer (die Frauen besaßen bis 1918 in Deutschland kein Wahlrecht) in den Wahlbezirken in drei Wahlklassen eingeteilt. Unabhängig von der Zahl der Wähler hatte jede Klasse die gleiche Anzahl von Wahlmännern, die dann erst in einem zweiten Wahlgang die Abgeordneten wählten. Die Wahlen fanden an Arbeitstagen statt, so dass viele Werktätige an der Ausübung ihres Wahlrechts gehindert waren. Die öffentliche Stimmabgabe hatte außerdem für Wähler der Sozialdemokratie noch häufig Nachteile.

Ähnliche reaktionäre Wahlrechtsbestimmungen gab es auch in Sachsen, Mecklenburg und den meisten deutschen Ländern.

Der Kampf um die Beseitigung dieser Wahlsysteme als Teil des Kampfes um die Herstellung wirklich demokratischer Verhältnisse in Deutschland erreichte 1910 seinen Höhepunkt. Mit Versammlungen, Kundgebungen und Demonstrationen protestierten die Arbeiter, unterstützt durch fortschrittliche bürgerliche Kräfte, gegen das Dreiklassenwahlrecht in verschiedenen deutschen Staaten, besonders in Preußen.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Plakat des Berliner Polizeipräsidenten gegen die Wahlrechtsdemonstration im Februar 1910
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

An der Spitze der immer machtvolleren Wahlrechtsbewegung standen die deutschen Linken. So hat Rosa Luxemburg dieser Bewegung im Frühjahr 1910 folgende weitergehende Kampfziele gegeben:

Errichtung einer demokratischen Republik und Einführung des Frauenwahlrechtes. Die Erreichung dieser Ziele hätte die Macht der Junker und Monopolisten wesentlich eingeschränkt und günstige Bedingungen für den weiteren Kampf um Demokratie und Sozialismus geschaffen. Doch der Vorstand der Sozialdemokratie, der schwere Zusammenstöße mit dem Staatsapparat befürchtete, machte sich zentristische Auffassungen zu eigen und bremste die Wahlrechtsbewegung ab. Die kampfgewillten Massen wurden von der sozialdemokratischen Führung zur Abrechnung mit dem Klassengegner auf die nächste Reichstagswahl vertröstet.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Arbeiterbewegung am Vorabend des I. Weltkrieges

Die weiteren Kämpfe der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung gegen die imperialistische Kriegspolitik

Die zweite Marokkokrise, die erneut die Weltkriegsgefahr verstärkte, löste in Deutschland und anderen Ländern machtvolle Kundgebungen und Demonstrationen gegen die Aggressions- und Kriegspolitik der imperialistischen Staaten aus.

In Berlin beteiligten sich am 03. September 1911 über 200 000 Werktätige an einer Protestkundgebung gegen die aggressive marokko-Politik der deutschen Imperialisten. Von zehn Tribünen im Treptower Park sprachen sozialdemokratische Führer, darunter Karl Liebknecht, zu den Kundgebungsteilnehmern.

Nachdem Karl Liebknecht im Treptower Park in Berlin gesprochen hat, stimmen die Teilnehmer einer Protestresolution gegen die imperialistische deutsche Marokko-Politik zu. (Fotografie)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

1912 entstand mit den Balkankriegen eine gefährliche Lage für den Weltfrieden. Die sozialistischen Parteien organisierten in allen europäischen Hauptstädten Kundgebungen für den Frieden, an denen Hundertausende teilnahmen. Bereits im Oktober 1912 fand in Berlin eine Kundgebung mit 250 000 Teilnehmern statt.

Im November waren es 150 000 Menschen. In Berlin sprachen O’Grady (England), Jean Jaurès(Frankreich) und Karl Renner (Österreich). Karl Liebknecht trat in Budapest auf, andere deutsche Vertreter in Amsterdam und Paris.

Zu einem Höhepunkt der Antikriegsbewegung gestaltete sich der Außerordentliche Sozialistenkongress der II. Internationale 1912 in Basel. Nach einer eindrucksvollen Demonstration durch Basel sprachen einige der bekanntesten Führer er internationalen Arbeiterbewegung im und vor dem Baseler Münster. Diese Kundgebung brachte sie feste Entschlossenheit der Sozialisten zum Ausdruck, alles zu tun, um den imperialistischen krieg zu verhindern. Der proletarische Internationalismus beherrschte das Antikkriegstreffen der II. Internationale in Basel. In einem umfangreichen Manifest wurden für die einzelnen Parteien der II. Internationale unterschiedliche Aufgaben festgelegt. Die Delegierten gelobten, in ihren Ländern entsprechend den Beschlüssen des Stuttgarter Sozialistenkongresses gegen den drohenden Krieg zu kämpfen.

Massendemonstration während des internationalen Sozialistenkongresses in Basel 1912. (Fotografie)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Der Baseler Kongress der II. Internationale demonstrierte die Macht der sozialistischen Bewegung. Die herrschenden Klassen mussten nicht zuletzt unter der Wirkung dieser mächtigen Aktionen in allen europäischen Ländern auf die Entfesselung des Weltkrieges vorerst noch verzichten.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Kraft der internationalen Arbeiterbewegung wurde jedoch zunehmend durch die innere Spaltung geschwächt.

In den meisten Parteien und Gewerkschaften hatten die Opportunisten wichtige Funktionen erobert. Sie lehnten nach wie vor revolutionäre Massenaktionen gegen den Krieg ab. Das jeweilige imperialistische Land betrachteten sie uneingeschränkt als ihr Vaterland und die Teilnahme der Arbeiterklasse an einem imperialistischen Krieg als Selbstverständlichkeit.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Der Widerspruch zwischen den revolutionären Beschlüssen der II. Internationale sowie der Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse und der opportunistischen Zersetzung der politischen und gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiter in den einzelnen Ländern wuchs.

August Bebel – ein entschiedener Kämpfer gegen Imperialismus, Militarismus und Kriegsvorbereitung

Am 13. August 1913 starb August Bebel. Lenin würdigte Bebel als „Vorbild eines Arbeiterführers, der in seiner Entwicklung und seiner politischen Tätigkeit eine ganze historische Periode aus dem Leben nicht nur der deutschen, sondern auch der internationalen Sozialdemokratie“ verkörperte. (W.I. Lenin: Werke. Bd. 19, Berlin 1962, S. 291 und S. 285.)

August Bebel. (Fotografie aus seinen letzten Lebensjahren)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Es war in erster Linie das Verdienst August Bebels gewesen, dass es 1869 zur Gründung der ersten marxistischen Massenpartei in Deutschland gekommen war. Unter seiner Führung erlangte die deutsche Sozialdemokratie internationales Ansehen und Gewicht.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Bis zu seinem Tode blieb August Bebel der marxistischen Weltanschauung und dem Kampf für die sozialistische Gesellschaftsordnung treu. Bei der Feier seines 70. Geburtstages 1910 rief er den Genossen zu: „Den Tag möchte ich noch erleben, wo ich euch das rote Banner zum Sturm vorantragen kann.“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Bebels Auffassungen vom politischen Kampf und von den Aufgaben der Partei waren durch die Verhältnisse des 19. Jahrhunderts geprägt worden. Er konnte sie veränderten Bedingungen und Erfordernisse des Klassenkampfes im imperialistischen Zeitalter nicht immer richtig erkennen. Daraus ergaben sich bei ihm Fehler und Irrtümer in Theorie und Praxis. Doch niemals hat er die revolutionäre Klassenkampfposition verlassen, und er blieb der entschiedene Gegner des Militarismus und Imperialismus.

Obwohl Bebel zu den Auffassungen der Linken nicht mehr vordringen konnte, stand er mit ihnen auf der gleichen revolutionären Klassenposition.

Die Haltung der sozialdemokratischen Führer und Reichstagsabgeordneten zur großen Wehrvorlage von 1913

Im ersten Halbjahr 1913 kam die bisher größte Wehrvorlage im Reichstag zur Verhandlung und Annahme. Die Kostendeckung dieser ungeheureren Militärverstärkung bereitete erhebliche Schwierigkeiten. Es gab darüber erregte Auseinandersetzungen selbst innerhalb der herrschenden Klassen. Bei der Beratung der Wehrvorlage im Reichstag enthüllte Karl Liebknecht die Machenschaften der deutschen und internationalen Rüstungsmonopole, die Spannungen zwischen den Staaten zu verschärfen und die Rüstungen im Interesse des Profits ins Maßlose zu steigern. Unter anderem wies er nach, dass die Firma Krupp in Berlin ein Spionagebüro unterhielt, das vertrauliche Nachrichten über Rüstungsangelegenheiten einzuholen hatte, um auf die Rüstungspolitik Einfluss zu nehmen. Staatsbeamte und Militärs wurden mit hohen Summen bestochen. Dabei wurde eine enge Verbindung der Monopolisten mit der Regierung deutlich.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Folgerichtig lehnten die sozialdemokratischen Abgeordneten die Wehrvorlage ab. Doch bei der Gesetzesvorlage, die zur Finanzierung dieses Wehrgesetzes eingebracht wurde, konnten die opportunistischen Kräfte einen Sieg davontragen, indem sie die Zustimmung zu Teilen des Gesetzes (Wehrbeitrag, Vermögenssteuergesetz) durchsetzen. Mit der Zustimmung zu Teilen der Deckungsvorlage durchbrachen die Opportunisten zum ersten Mal das Prinzip der Sozialdemokratie: „Diesem System keinen Mann und keinen Groschen! Das war das deutliche Zeichen dafür, dass die opportunistischen Kräfte die Sozialdemokratie in eine reformistische Arbeiterpartei umgewandelt hatten.

Kaiser Wilhelm II. und Krupp im Jahre 1912. (Fotografie)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Marx und Engels und die Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert

Marx und Engels und die Positionen der Arbeiterbewegung am Ende des 19. Jahrhunderts

Am 14. März 1883 starb Karl Marx. Sein ganzes Leben hatte er dem Kampf der Arbeiterklasse gewidmet.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Nach dem Tode von Karl Marx setzte Friedrich Engels das Werk fort. Er vollendet wichtige Arbeiten von Marx und schrieb noch bedeutende Werke. Sein Haus wurde zum Zentrum der internationalen Arbeiterbewegung. Als Engels am 05. August 1895 starb, wurde er wie Karl Marx von den Arbeitern der ganzen Welt betrauert.

Marx und Engels in den 1880er Jahren. (Gemälde von Hans Mocznay, 1953)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Leben und Werk von Karl Marx und Friedrich Engels bestimmten grundlegend die Entwicklung der proletarischen Bewegung im 19. Jahrhundert und damit auch die Zukunft der gesamten gesellschaftlichen Entwicklung.

Karl Marx und Friedrich Engels haben die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung erforscht. Aus der Untersuchung des Systems des Kapitalismus entwickelten sie die Lehre von der historischen Mission der Arbeiterklasse: Die Arbeiterklasse hat die Aufgabe und die Kraft, sich selbst und die anderen Werktätigen von der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien. Sie kämpft um die Errichtung der kommunistischen Gesellschaft. Weg und Ziel des Kampfes zeigt ihnen die von Marx und Engels ausgearbeitete wissenschaftliche Theorie des Kommunismus. Zu ihrer Verwirklichung braucht die Arbeiterklasse eine revolutionäre Partei. Sie ist der Vortrupp der Klasse, der den Weg und die Mittel im Kampf um die politische Macht weist und unter dessen Leitung der proletarische Staat errichtet wird. Mit dem Bund der Kommunisten hatten Marx und Engels die erste proletarische Organisation geschaffen, die den wissenschaftlichen Kommunismus zur Grundlage der Politik machte und ihn mit der Arbeiterbewegung verband. Eine neue Stufe erreichte die Ausbreitung der Erkenntnis von der Rolle des Proletariats im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung, für die Befreiung der Menschheit, für den Kommunismus mit der Gründung und Entwicklung der I. Internationale (1864 bis 1876). Diese von Marx und Engels gegründete und geleitete Organisation schuf die Voraussetzungen dafür, dass in den verschiedenen Ländern revolutionäre Massenparteien gegründet werden konnten. Auf der Basis der schnellen Entwicklung des Proletariats konnten die von Marx und Engels mit hohem theoretischem Wissen ausgerüsteten Arbeiterführer immer mehr Arbeiter für den Befreiungskampf gewinnen. Im täglichen Klassenkampf erfuhren die Arbeiter, dass die Lehre von Marx und Engels, dargelegt in solchen bedeutenden Werken wie dem „Manifest der Kommunistischen Partei“, dem „Kapital“, den „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei“ und anderen, ihren Interessen entsprach.

Zudem hatten Marx und Engels persönlich und brieflich Verbindung mit allen bedeutenden Arbeiterführern der verschiedenen Länder.

 

Zur Entwicklung der internationalen Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Sie gaben ihnen Hilfe in theoretischen Fragen und vermittelten ihnen ihre umfangreichen Erfahrungen aus revolutionären Kämpfen. So gab es am Ende des 19. Jahrhunderts in vielen Ländern proletarische Massenparteien. Sie vereinigten etwa 300 000 Mitglieder in ihren Reihen. In zehn Ländern gab es über 200 sozialistische Abgeordnete. In den verschiedenen Gewerkschaften Europas und der USA waren rund 4 Millionen Werktätige organisiert.

Die Gründung der II. Internationale

Marx und Engels hatten in ihren Werken und in der praktischen Politik immer betont, dass eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Kampf der Arbeiter jedes einzelnen Landes die internationale Solidarität ist. Nach ihrer Losung aus dem Kommunistischen Manifest „Proletarier aller Länder vereinigt euch!“ handelten immer mehr Arbeiter in den einzelnen Parteien. Daher entstand in den 1880er Jahren das Bedürfnis, die Arbeiterparteien politisch und organisatorisch zusammenzuführen.

Am 14. Juli 1889, dem 100. Jahrestag des Sturmes auf die Bastille, versammelten sich rund 370 Delegierte aus 20 Ländern in Paris zu einem Kongress. Dieser Arbeiterkongress wurde zur Gründungsversammlung der II. Internationale.

Bedeutenden Anteil an der Gründung der II. Internationale hatte Friedrich Engels. Die deutsche Arbeiterpartei genoss großes Ansehen in der internationalen Arbeiterbewegung. Ihr Kampf gegen das Sozialistengesetz, gegen den Militarismus und gegen die Ausbeutung machte sie zur führenden Partei der II. Internationale.

Zu Beginn des Kongresses gedachten die Teilnehmer der Helden aus dem Revolutionsjahr 1848 und der Kämpfer der Pariser Kommune. Der Kongress fasste bedeutende Beschlüsse. Alljährlich am 1. Mai sollte das internationale Proletariat für seine Interessen demonstrieren.

Der 1. Mai war im Gedenken an US-amerikanische Arbeiter gewählt worden, die Anfang Mai 1886 in Chicago einer hinterhältigen Polizeiaktion zum Opfer gefallen waren.  Unmittelbares Ziel der Maidemonstration wurde zunächst der Kampf um den Achtstundentag. Im Jahre 1890 wurde der 1. Mai erstmalig als Kampf- und Feiertag der internationalen Arbeiterklasse begangen.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR