Die neue internationale Lage unmittelbar am Ende des II. Weltkrieges

Der II. Weltkrieg von 1939 bis 1945 war sowohl hinsichtlich seiner ungeheuren Ausmaße als auch vor allem seiner Folgen für die Geschichte der Menschheit ein einschneidendes weltgeschichtliches Ereignis. Noch vielen Menschheitsgenerationen werden die angerichteten Zerstörungen, die sinnlosen Vernichtungen, der in barbarischer Weise betriebene Völkermord, die Not und das Leid der betroffenen Menschen in trauriger Erinnerung bleiben.

In den vom deutschen Imperialismus entfesselten Krieg wurden 8o Prozent der damaligen Erdbevölkerung in 61 Ländern Europas, Asiens, Afrikas und des pazifischen Raumes hineingezogen. 50 Millionen Tote und über 35 Millionen Verletzte waren am Ende zu beklagen. Die allein in Europa verursachten Zerstörungen betrugen einen Wert von 260 Milliarden Dollar. Hiervon entfielen auf die Sowjetunion 128 Milliarden, auf Deutschland 48 Milliarden, auf Frankreich 21 Milliarden, auf Polen 20 Milliarden und auf Großbritannien 6,8 Milliarden Dollar. Die unmittelbaren militärischen Ausgaben können auf 1 1117 Milliarden Dollar geschätzt werden. Das entspricht etwa 60 bis 70 Prozent des Nationaleinkommens aller kriegführenden Länder.

Der II. Weltkrieg trug einen ausgeprägten Klassencharakter. Er wurde von Seiten der aggressiven imperialistischen Mächte in erster Linie als Krieg gegen die sozialistische Gesellschaftsordnung in der Sowjetunion geführt. Es zeigte sich aber auch, dass die faschistischen Staaten Deutschland, Japan, Italien und ihre Verbündeten das Ziel verfolgten, andere Länder zu unterjochen, ganze Völker zu vernichten und den weiteren Fortschritt der Menschheit unmöglich zu machen. Vom Ausgang des Krieges hing der Sozialismus in der Welt, hingen die Geschicke vieler Völker ab. Mit ihm wurde entschieden, ob große Teile der Menschheit für lange Zeit versklavt, in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung um viele Jahre zurückgeworfen würden oder ob es den um ihre Zukunft kämpfenden Völkern gelingen würde, den Weg des sozialen Fortschritts, zu Demokratie und Sozialismus zu beschreiten. Der Klassencharakter des II. Weltkrieges bedingte seine beispiellose Heftigkeit und Kompromisslosigkeit.

Die Mehrzahl der imperialistischen Staaten, besonders die Großmächte, ging aus dem Krieg geschwächt hervor:

Das faschistische Deutsche Reich, das als Speerspitze des Weltimperialismus den Versuch unternommen hatte, die Herrschaft der deutschen Monopole zunächst auf Europa und später in der ganzen Welt zu errichten, war vollkommen zusammengebrochen. Es hörte faktisch auf zu existieren.

Die an ökonomischem Einfluss und militärischem Potential mächtigsten Verbündeten des deutschen Faschismus, das faschistische Italien und das militaristische Japan wurden als maßgebliche Faktoren der internationalen Politik und des Weltmarktes zunächst ausgeschaltet.

Siegesparade am 24. Juni 1945 Auf dem Roten Platz in Moskau. Ein Teilnehmer berichtet: “ Am Lenin-Mausoleum marschierten im Paradeschritt Einheiten der Feldarmee vorbei, die in diesem Krieg besonders großen Ruhm erlangt hatten; sie waren von den eben verstummten Fronten des Großen Vaterländischen Krieges auf den Roten Platz gekommen. Die Geschütze mit den Sternen an ihren Rohren schienen noch nach Pulver zu riechen. Über das Kopfsteinpflaster des Roten Platzes rollten ‚Katjuschas‘, die noch vor kurzem den Gegner mit ihrem Feuer vernichteten. Panzer und Geländewagen, die einen weiten Weg über den Boden des besiegten faschistischen Reichs zurückgelegt hatten. Den stärksten Eindruck von der Siegesparade aber hinterließ jener Augenblick, als die erbeuteten gegnerischen Fahnen öffentlich der Schande preisgegeben wurden: Unvermittelt verstummte das riesige Orchester. Der Rote Platz versank in Schweigen. Unruhegeladener Wirbel Hunderter Trommeln ertönte. 200 sowjetische Soldaten trugen 200 feindliche Fahnen und Standarten. Sobald sie das Mausoleum erreicht hatten, machten sie eine scharfe Wendung und schleuderten die erbeuteten Trophäen mit Wucht auf den Sockel des Mausoleums. Es regnete in Strömen. Die 200 Fahnen und Standarten lagen auf dem nassen Granit. Der Feind war besiegt. All das unvorstellbar Schwere, das unser Land in den Jahren des Krieges ausstehen musste, gingen wieder und wieder durch den Sinn.“
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

 

Frankreich war infolge seiner militärischen Niederlage im Jahre 1940 und des Rückganges seines Einflusses stark geschwächt. Es hatte seine einstige Bedeutung als Großmacht weitgehend eingebüßt. Großbritannien war an die USA und seine Kolonien verschuldet. Durch den Krieg war die Schuldensumme auf 21,5 Milliarden Pfund angewachsen, woraus sich eine direkte Abhängigkeit von den USA ergab. Großbritanniens Imperium begann zu zerfallen, sein Einfluss auf die Weltpolitik war wesentlich zurückgegangen.

Unter den imperialistischen Staaten konnten lediglich die USA ihre Positionen in der Weltpolitik verstärken. Das Territorium der USA war von den verheerenden Auswirkungen des Krieges verschont geblieben. Für die USA-Monopole war die rasch anwachsende Rüstungsproduktion ein großes Geschäft, das sie ausnutzten, um ihre wirtschaftlichen Machtpositionen auf dem Weltmarkt auszubauen. Die Reingewinne der USA-Monopole betrugen in den Jahren 1941 bis 1945 rund 60 Milliarden Dollar gegenüber 9,5 Milliarden Dollar von 1931 bis 1938. Am Ende des II. Weltkrieges entfiel auf die USA mehr als die Hälfte der Industrieproduktion aller kapitalistischen Länder. Der US-Dollar wurde zur Leitwährung auf dem kapitalistischen Weltmarkt. Es war dem USA-Imperialismus gelungen, in der kapitalistischen Welt eindeutig die die Vorherrschaft zu erringen.

An der Niederlage des Faschismus hatte die Sowjetunion den Hauptanteil. In der Existenz der ersten sozialistischen Staates der Welt und seiner damaligen gesellschaftlichen Überlegenheit gegenüber dem Imperialismus lag die letztliche Ursache für die gesetzmäßige Niederlage des faschistischen Deutschen Reiches und seiner Verbündeten im II. Weltkrieg. Bis zum Kriegsende bleib die deutsch-sowjetische Front die Hauptfront des II. Weltkrieges. Die Sowjetunion trug die Hauptlast im Krieg gegen das faschistische Deutschland. Die von der Sowjetarmee erkämpften Entscheidungen bestimmten den Ausgang des Krieges.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Obwohl die Sowjetunion die Hauptlast bei der Zerschlagung der faschistischen Aggressoren und der Befreiung der Völker zu tragen hatte, obwohl die Opfer, die sie bringen, und die Schäden, die sie hinnehmen musste, die größten waren, ging sie politisch und militärisch gestärkt aus dem Krieg hervor. Die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung war noch fester geworden. Das freundschaftliche Verhältnis der Klassen und Nationen war weiter gereift- Das internationale Ansehen und der Einfluss der Sowjetunion wuchsen beindruckend schnell an. Im Jahre 1941 hatten nur 26 Staaten diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion, am Ende des Krieges waren es bereits 52. Ohne die Sowjetunion konnte nunmehr keine einzige wichtige Frage der Weltpolitik entscheiden werden. Die UdSSR wurde zum Zentrum für den Zusammenschluss aller Menschen in der Welt, die für die Erhaltung des Friedens, für Demokratie und Sozialismus kämpften. Diese Bilanz bezieht sich auf die Zeit als Stalin noch lebte. In der DDR ist nach seinem Tode Stalin auch verdammt worden. Darum wird er im Geschichtsbuch nicht genannt, obwohl es seine Verdienste waren.

Vor allem dem gewachsenen Einfluss der Sowjetunion war es zu verdanken, dass die von ihr verkündeten Kriegsziele zur Grundlage aller wesentlichen Bestrebungen der Antihitlerkoalition sowie für eine Reihe von Nachkriegsabkommen gemacht wurden. So entsprachen die Wiederherstellung der staatlichen Souveränität Polens, der Tschechoslowakei und Österreichs und deren internationale Anerkennung den Interessen und Forderungen aller friedliebenden Völker der Welt.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

An der Gründung der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) durch 51 Staaten der Antihitlerkoalition im Juni 1945 in San Francisco, vor allem der der Annahme ihrer Charta, ihres Grundsatzprogramms, hatte die Sowjetunion entscheidenden Anteil.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Die UNO-Charta widerspiegelte die im Ergebnis des II. Weltkrieges eingetretenen Veränderungen im internationalen Kräfteverhältnis zugunsten der Kräfte des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus. Erstmals gelang es der Sowjetunion, den Prinzipien der friedlichen Koexistenz von Staaten mit unterschiedlicher Gesellschaftsordnung, die sie sie seit ihrer Entstehung konsequent eingetreten war, auf so breiter internationaler Basis weiter zum Durchbruch zu verhelfen. Bekanntlich wendete sich das Blatt später.

Das UNO-Hauptquartier in New York. Im Vordergrund die Bibliothek, rechts das 39stöckigee Sekretariatsgebäude, dahinter das Gebäude der Vollversammlung. Die Hochhäuser im Hintergrund beherbergen UNO-Spezialorganisationen.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Die von der Sowjetunion entscheidend mitbestimmten Ziele der Antihitlerkoalition und Prinzipien der UNO-Charta fanden ihren völkerrechtlichen Niederschlag im Potsdamer Abkommen vom August 1945, insbesondere in seinen grundsätzlichen Bestimmungen über die deutsche Nachkriegsentwicklung.

Die ökonomische und politische Schwächung der meisten imperialistischen Staaten und das schnelle Anwachsen des internationalen Einflusses der UdSSR gehörten zwar zu den wichtigsten unmittelbaren Ergebnissen des II. Weltkrieges, waren aber nicht die einzigen. In einer Reihe von Ländern Mittel- und Südosteuropas sowie Asiens führten einschneidende revolutionäre Entwicklungen zur Zurückdrängung des imperialistischen Einflussbereiches. In vielen anderen kapitalistischen Länder, wie besonders in Frankreich, Italien, Griechenland, Finnland und Belgien, wo der antifaschistische nationale Befreiungskampf breite Formen angenommen hatte, entstanden nach dem Krieg demokratische Massenbewegungen. Der Einfluss der Kommunisten nahm stark zu. Die Volksmassen traten mit antiimperialistischen Forderungen auf, wie Bestrafung und Enteignung der Kriegsschuldigen und Kriegsverbrecher, Einschränkung der ökonomischen Macht der Monopole und Erweiterung der demokratischen Rechte der Werktätigen.

Auch für die kolonial unterdrückten und ausgebeuteten Völker Asiens und Afrikas wurde der Sieg über die deutschen, japanischen und italienischen Aggressoren zum Ausgangspunkt für neue Kämpfe gegen die Kolonialherren. Die nationale Befreiungsbewegung nahm einen neuen Aufschwung. In Indien, Indonesien, Indochina und weiteren Teilen Asiens wurde der Kampf um Unabhängigkeit mehr oder weniger zur unmittelbaren Tagesaufgabe. In einigen Gebieten Afrikas entwickelte sich die nationale Befreiungsbewegung schnell.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet von Petra Reichel

Ergebnisse des II. Weltkrieges

Der II. Weltkrieg war der verheerendste Krieg der Menschheitsgeschichte. Noch nie hatten so viele Staaten an einem Kampf teilgenommen, waren so große Opfer an Menschenleben und Werten gebracht worden.

Der II. Weltkrieg übertraf in allen Beziehungen das Ausmaß des I. Weltkrieges um ein Vielfaches.

Vergleich 1. und 2. Weltkrieg

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Menschenverluste 2. Weltkrieg

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Das deutsche Volk musste nach den Völkern der Sowjetunion und Polens die größten Opfer bringen. Unter den über 6 Millionen deutschen Toten befanden sich etwa 410 000 Luftkriegsopfer. 7,5 Millionen wurden obdachlos. Rund 270 000 Menschen jüdischer Abstammung waren bis 1941 gezwungen aus Hitlerdeutschland auszuwandern. Von den verbliebenen rund 240 000 Juden ermordeten die Faschisten über 80 Prozent. 200 000 Deutsche kamen in faschistischen Zuchthäusern und Konzentrationslagern um.

Die deutschen Imperialisten trugen nicht nur die Schuld für die Ergebnisse des Krieges. Sie verspielten auch durch ihre fortgesetzte Aggressionspolitik fas ein Fünftel des deutschen Gebietes von 1937. Das Land östlich der Oder und Neiße wurde von den Mächten der Anti-Hitler-Koalition Polen zugesprochen, das jahrhundertelang ein Opfer der Aggressivität des deutschen Adels, der Militaristen und Großkapitalisten war. In Anbetracht der Rolle, die Teile der deutschen Minderheiten in den verschiedenen Ländern bei der Entfesselung des II. Weltkrieges gespielt hatten, beschlossen die USA, Großbritannien und die UdSSR, die außerhalb der vier Besatzungszonen lebenden Deutschen umzusiedeln.

Der II. Weltkrieg brachte im internationalen Kräfteverhältnis bedeutende Veränderungen. Die Macht und das Ansehen der Sowjetunion hatten gewaltig zugenommen. Die Völker Ost- und Südeuropas begrüßten die Truppen der UdSSR als Befreier vom faschistischen Joch. Die Erfahrungen der Vergangenheit veranlassten die progressiven Kräfte in Albanien, Bulgarien, Jugoslawien, Polen, Rumänien und der Tschechoslowakei gegen Versuche, die kapitalistische Vorkriegsordnung wiederherzustellen, entschieden aufzutreten. Überall entstanden nationale Fronten, in denen die Kommunisten und Sozialdemokraten, die sich auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus vereinigten, die Führung im Kampf um eine volksdemokratische Entwicklung hatten und die feste Freundschaft mit der UdSSR stärkten.

Während die Sowjetunion gestärkt aus dem Krieg hervorging, wurde das imperialistische System durch den Krieg geschwächt. Die allgemeine Krise des Kapitalismus verschärfte sich weiter. 1989/90 hat sich das Kräfteverhältnis wieder zugunsten des Imperialismus verändert. Wie Phönix aus der Asche ist der Kapitalismus gestärkt und siegreich hervorgegangen.

Nach dem II. Weltkrieg waren Hitlerdeutschland, Italien und Japan als imperialistische Großmächte ausgeschieden. Großbritannien hatte gewaltige Schäden erlitten und war in eine große politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA geraten. Der Kampf der nationalen Befreiungsbewegung in Afrika und Asien machte den beginnenden Zusammenbruch des britischen und französischen Kolonialsystems sichtbar. Frankreich war als imperialistische Macht sehr geschwächt.

Von den imperialistischen Großmächten bleiben lediglich die USA von den verheerenden Kriegsfolgen verschont. Das Land war keinerlei Kampfhandlungen ausgesetzt und die Verluste relativ gering. Die großen Monopole hatten gewaltige Rüstungsprofite eingesteckt, die Produktion erweitert und konnten nun an die durch den Krieg zerstörten Länder liefern. Alle anderen kapitalistischen Länder waren Schuldner der USA geworden. Diese Tatsachen und der Besitz der Atombombe machten die USA im Ergebnis des II. Weltkrieges zur beherrschenden Macht unter den kapitalistischen Ländern.

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse. bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Geschichte DDR 9. Klasse

 

Ergebnisse des zweiten Weltkrieges

 

 

 

 

 

 

 

 

Internationale Lage unmittelbar nach dem II. Weltkrieg

Statistik Einsatz deutscher Landstreitkräfte II. Weltkrieg

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

Kriegsziele der Sowjetunion

Kriegsziele SU Anfang 1943

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

 

Siegesparade Moskau Juni 1945

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 


 

Der II. Weltkrieg von 1939 bis 1945 war sowohl hinsichtlich seiner ungeheuren Ausmaße als auch vor allem seiner Folgen für die Geschichte der Menschheit ein einschneidendes weltgeschichtliches Ereignis.

In dem vom deutschen Imperialismus entfesselten Krieg wurden 80 Prozent der damaligen Erdbevölkerung in 61 Ländern Europas, Asiens, Afrikas und des pazifischen Raumes hineingezogen. 50 Millionen Tote und über 35 Millionen Verletzte waren am Ende zu beklagen. Die allein in Europa verursachten Zerstörungen betrugen einen Wert von260 Milliarden Dollar. Hiervon entfielen auf die Sowjetunion 128 Milliarden, auf Deutschland 48 Milliarden und auf Großbritannien 6,8 Milliarden Dollar. Die unmittelbaren militärischen Ausgaben können auf 1 117 Milliarden Dollar geschätzt werden. Das entspricht etwa 60 bis 70 Prozent des Nationaleinkommens aller kriegführenden Länder.

Der II. Weltkrieg wurde von Seiten der aggressiven imperialistischen Mächte in erster Linie als Krieg gegen die Sowjetunion geführt. Es zeigte sich aber auch, dass die faschistischen Staaten Deutschland, Japan, Italien und ihre Verbündeten das Ziel verfolgten, andere Länder zu unterjochen, ganze Völker zu vernichten und den weiteren Fortschritt der Menschheit unmöglich zu machen. Vom Ausgang des Krieges hing das Schicksal des Sozialismus in der Welt und die Geschicke vieler Völker ab. Mit ihm wurde entschieden, ob große Teile der Menschheit für lange Zeit versklavt, in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung um viele Jahre zurückgeworfen würden oder ob es den um ihre Zukunft kämpfenden Völkern gelingen würde, den Weg des sozialen Fortschritts, zu Demokratie und Sozialismus zu beschreiten. Die Mehrzahl der imperialistischen Staaten, besonders die Großmächte, ging aus dem Krieg geschwächt hervor.

1989/90 hat sich das geändert. Die imperialistischen Länder haben den Kalten Krieg gewonnen, der Kapitalismus als Gesellschaftssystem hat gesiegt. Das bedeutet gesellschaftlichen Rückschritt auf der Welt.

Das faschistische deutsche Reich, das als Speerspitze des Weltimperialismus den Versuch unternommen hatte, die Herrschaft der deutschen Monopole zunächst in Europa und später auf der ganzen Welt zu errichten, war vollkommen zusammengebrochen. Es hörte faktisch auf zu existieren.

Die an ökonomischen Einfluss und militärischem Potential mächtigstem Verbündeten des deutschen Faschismus, das faschistische Italien und das militaristische Japan wurden als maßgebliche Faktoren der internationalen Politik und des Weltmarktes zunächst ausgeschaltet.

Frankreich war infolge seiner militärischen Niederlage im Jahre 1940 und des Rückgangs seines Einflusses stark geschwächt. Es hatte seine einstige Bedeutung als Großmacht eingebüßt. Großbritannien war an die USA und seine Kolonien verschuldet. Durch den Krieg war die Schuldensumme auf 21, 5 Milliarden Pfund angewachsen, woraus sich eine direkte Abhängigkeit von den USA ergab. Großbritanniens Imperium begann zu zerfallen, sein Einfluss auf die Weltpolitik war wesentlich zurückgegangen. Unter den imperialistischen Staaten konnten lediglich die USA ihre Positionen in der Weltwirtschaft und ihren Einfluss auf die Weltpolitik verstärken. Das Territorium der USA war von den verheerenden Auswirkungen des Krieges verschont geblieben. Für die USA-Monopole war die rasch anwachsende Rüstungsproduktion ein großes Geschäft, das sie ausnutzten, um ihre wirtschaftlichen Machtpositionen auf dem Weltmarkt auszubauen. Die Reingewinne der USA-Monopole betrugen in den Jahren 1941 bis 1945 rund 60 Milliarden Dollar gegenüber 9,5 Milliarden Dollar von 1931 bis 1938. Am Ende des II. Weltkrieges entfiel auf die USA mehr als die Hälfte der Industrieproduktion aller kapitalistischen Länder. Der US-Dollar wurde zur Leitwährung auf dem kapitalistischen Weltmarkt. Es war dem USA-Imperialismus gelungen, in der kapitalistischen Welt eindeutig die Vorherrschaft zu erringen. Nach dem Sieg des Kapitalismus in der Welt, hat die USA nun weltweit die Vorherrschaft.

An der Niederlage des Faschismus hatte die Sowjetunion den Hauptanteil. In der Existenz des ersten sozialistischen Staates der Welt und seiner damaligen gesellschaftlichen Überlegenheit gegenüber dem Imperialismus lag die letztliche Ursache für die Niederlage des faschistischen Deutschen Reiches und seiner Verbündeten im II. Weltkrieg. Die Sowjetunion trug die Hauptlast im Krieg gegen das faschistische Deutschland. Die von der Sowjetarmee erkämpften Entscheidungen bestimmten den Ausgang des Krieges.

Obwohl die Sowjetunion die Hauptlast bei der Zerschlagung der faschistischen Aggressoren und der Befreiung der Völker zu tragen hatte, obwohl die Opfer, die sie hinnehmen musste, die größten waren, ging sie politisch und militärisch gestärkt aus dem Krieg hervor. Die sowjetische Staats- und Gesellschaftsordnung war damals noch fester geworden.

Das internationale Ansehen und der Einfluss der Sowjetunion wuchsen beeindruckend schnell heran. Im Jahre 1941 hatten nur 26 Staaten diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion. Am Ende des Krieges waren es bereits 52. Ohne die Sowjetunion konnte nunmehr keine einzige wichtige Frage der Weltpolitik entschieden werden. Die UdSSR wurde zum Zentrum für den Zusammenschluss aller Menschen in der Welt, die für die Erhaltung des Friedens, für Demokratie und Sozialismus kämpften.

Dem gewachsenen Einfluss der Sowjetunion war es zu verdanken, das die von ihr verkündeten Kriegsziele zur Grundlage aller wesentlichen Bestrebungen der Anti-Hitler-Koalition sowie für eine Reihe von Nachkriegsabkommen gemacht wurden. So entsprachen die Wiederherstellung der staatlichen Souveränität Polens, der Tschechoslowakei und Österreichs und deren internationale Anerkennung den Interessen und Forderungen aller friedliebenden Völker in der Welt.

An der Gründung der Organisation der Vereinten Nationen(UNO) durch 51 Staaten der Anti-Hitler-Koalition im Juni 1945 in San Fransico, vor allem aber der Annahme ihrer Charta, ihres Grundsatzprogramms, hatte die Sowjetunion entscheidenden Anteil.

 

UNO-Charta

UN-Charta Juni 1945

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

UNO-Hauptquartier New York

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

 

Der ursprünglichen Gründungsmotive wird die UNO heute nicht mehr gerecht. Die aktuell negative Entscheidung des UN-Sicherheitsrates gegen Nordkorea(Ölembargo) dient nicht dem Frieden. Die Bevölkerung hat als erstes zu leiden und bringt das Land in eine Notlage.

Die UNO-Charta widerspiegelte die im Ergebnis des II. Weltkrieges eingetretenen Veränderungen des internationalen Kräfteverhältnisses. Erstmals gelang es der Sowjetunion, den Prinzipien der friedlichen Koexistenz von Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung, für sie seit ihrer Entstehung konsequent eingetreten war, auf breiter internationaler Basis weiter zum Durchbruch zu verhelfen.

Die von der Sowjetunion entscheidend mitbestimmten Ziele der Anti-Hitler-Koalition und Prinzipien der UNO-Charta fanden ihren völkerrechtlichen Niederschlag im Potsdamer Abkommen vom August 1945.

Die ökonomische und politische Schwächung der meisten imperialistischen Staaten und das schnelle Anwachsen des internationalen Einflusses der UdSSR gehörten zwar zu den wichtigsten unmittelbaren Ergebnissen des II. Weltkrieges, waren aber nicht die einzigen. In einer Reihe von Ländern Mittel- und Südosteuropas sowie Asiens führten einschneidende revolutionäre Veränderungen zur Zurückdrängung des imperialistischen Einflussbereiches. In vielen kapitalistischen Ländern, wie besonders in Frankreich, Italien, Griechenland, Finnland und Belgien, wo der antifaschistische, nationale Befreiungskampf breite Formen angenommen hatte, entstanden nach dem Krieg demokratische Massenbewegungen. Der Einfluss der Kommunisten nahm stark zu. Die Volksmassen traten mit antiimperialistischen Forderungen auf, die Bestrafung und Enteignung der Kriegsschuldigen und Kriegsverbrecher, Einschränkung der ökonomischen Macht der Monopole und Erweiterung der demokratischen Rechte der Werktätigen.

Zusammenfassung 1Zusammenfassung 2

Auch für die kolonial unterdrückten und ausgebeuteten Völker Asiens und Afrikas wurde der Sieg über die deutschen, japanischen und italienischen Aggressoren zum Ausgangspunkt für neue Kämpfe gegen die Kolonialherren. Die nationale Befreiungsbewegung nahm einen neuen Aufschwung. Nun hat auch in diesen Ländern ein politischer Umschwung stattgefunden. Sie befinden sich erneut in Abhängigkeit und werden von Schulden erdrückt. Man spricht auch vom Neo-Kolonialismus, obwohl diese Länder formal unabhängig sind.

In der Zeit nach dem II. Weltkrieg veränderte sich das internationale Kräfteverhältnis zugunsten der Kräfte des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus, der sozialistischen Revolutionen und antiimperialistischen, nationalen Befreiungsrevolutionen, die gleichzeitig eine Epoche des Niedergangs des Imperialismus und seines Kolonialsystems waren. In Zeit des Bestehens der sozialistischen Länder in Europa glaubte man, dass sich der Kapitalismus in der allgemeinen Krise befinden würde. Doch das änderte sich. Der Kapitalismus ist wie Phönix aus der Asche gestärkt emporgestiegen und nach seinem Sieg 1989/90 ist die gesellschaftliche Entwicklung, von Ausnahmen abgesehen, weltweit rückschrittlich.

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Geschichtsbuch DDR 10

 

Internationale Lage nach 2. Weltkrieg