Die Abwälzung der Kosten und Folgen des Krieges auf die Volksmassen
Nach dem Scheitern des Versuchs der Kapp-Putschisten, eine offene Militärdiktatur der aggressivsten Kreis des Imperialismus zu errichten, konzentrierten sich alle führenden Gruppen der Monopolbourgeoisie ganz auf den schrittweisen Abbau der sozialen und demokratischen Rechte der Werkstätigen.(arbeitenden Menschen)
Vor allem wälzten die Monopolherren mit Hilfe einer beschleunigten Geldentwertung die Folgen des imperialistischen Krieges rücksichtslos auf die Werktätigen ab. Die Reichsbank ließ unaufhörlich zusätzliches Papiergeld drucken und in Umlauf bringen. Diese ständige Vermehrung des Papiergeldes bei gleichzeitig verringertem Warenangebot bewirkte eine unerhörte Entwertung der Mark, das heißt, eine rasch fortschreitende Inflation.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Den Konzernherren brachte die Inflation überdurchschnittliche Profite, weil die Löhne der Arbeiter bei der raschen Geldentwertung immer weit hinter den emporschnellenden Preisen zurückblieben. Setzten die Werktätigen Lohnerhöhungen durch, waren diese innerhalb weniger Tage durch die unaufhörlich steigenden Preise entwertet. Eben ausgezahlte Löhne schrumpften im Sommer 1923 im Verlauf von einigen Tagen und im Herbst 1923 in wenigen Stunden auf einen Bruchteil der ursprünglichen Kaufkraft zusammen. Die Inflation drückte den Reallohn der deutschen Arbeiter in der zweiten Hälfte des Jahres 1923 auf ein Drittel unter den Vorkriegsstand. Gleichzeitig gewährte die Reichsbank den einflussreichen Konzernherren Kredite, Sie kauften damit sofort Devisen, Betriebe oder Sachwerte und zahlten den Kredit nach einiger Zeit mit inzwischen weitgehend entwertetem Papiergeld zurück. Die Macht der Monopolkapitalisten wuchs. Allein der „König der Inflation“, Hugo Stinnes, raffte 1923 nicht weniger als 1664 Unternehmungen mit 2890 Betrieben zusammen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Für die Volksmassen aber beschwor die Geldentwertung Elend und Not herauf. Für Millionen Werktätige begannen furchtbare Hungerjahre.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Heutzutage ist es verboten im Müll von Supermärkten u.ä. nach Essbarem zu suchen und zu entnehmen. Das gilt als Diebstahl.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Schwer litten auch die Mittelschichten.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Ihre Sparguthaben, die sie in Jahrzehnten mühsam zusammengetragen hatten, verwandelten sich im Zuge der Inflation in fast wertloses Papiergeld.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Auch die Wertpapiere, die Werktätige nach 1914 als Kriegsanleihen erworben hatten, verwandelten sich in wertlose Papierstücke. Denn die Regierung zahlte nur in entwertetem Papiergeld zurück. So machte sich der imperialistische Staat weitgehend auf Kosten des städtischen und ländlichen Kleinbürgertums schuldenfrei.
So stießen die monopolkapitalistischen Förderer und Nutznießer der Inflation breite Schichten des deutschen Volkes in ein Elend, wie es mancher Werktätige selbst in schlimmsten Zeiten des Krieges nicht gekannt hatte.
Die wichtigsten Klassenkämpfe 1921 bis 1923 im Überblick
Nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches führte die zunehmende Verschärfung der Klassengegensätze und die Politik der KPD zu einem Ruck nach links in der Arbeiterklasse und zu einem neuen Aufschwung der Klassenkämpfe in Deutschland. Erbittert über das Paktieren der rechten SPD-Führer mit den Imperialisten und Militaristen, wandten sich im März 1920 viele Anhänger der Sozialdemokratie der USPD zu. Innerhalb dieser Partei entstand wiederum ein starker linker Flügel, der von Ernst Thälmann(Hamburg), Wilhelm Florin und Walter Stoecker(Ruhrgebiet), Wilhelm Koenen(Mitteldeutschland) und anderen geführt wurde. Viele Mitglieder der USPD hatten im März 1920 die Erfahrung gemacht, dass nur die KPD konsequent die Lebensinteressen der Werktätigen vertrat. Deshalb setzte sich der linke Flügel der USPD für den Anschluss an die Kommunistische Internationale und für die Vereinigung mit der Kommunistischen Partei Deutschlands ein.
Im Oktober 1920 tagte in Halle ein außerordentlicher Parteitag der USPD. Er beschloss mit 237 gegen 156 Stimmen den Anschluss an die Kommunistische Internationale. Die rechte Minderheit spaltete daraufhin die Partei. Die linke Mehrheit bildete gemeinsam mit der KPD eine provisorische Zentrale zur Vorbereitung des Zusammenschlusses. Anfang Dezember 1920 fand in Berlin der Parteitag statt, auf dem die Vereinigung des revolutionären Flügels der USPD mit der KPD vollzogen wurde. Somit schlossen sich in Deutschland die revolutionären proletarischen Kräfte zu einer einheitlichen Partei zusammen. Die KPD war zur revolutionären Massenpartei der deutschen Arbeiterklasse geworden. Den wachsenden Einfluss der KPD auf die Werktätigen versuchte die Monopolbourgeoisie durch Provokation aufzuhalten. In Mitteldeutschland, wo die KPD besonders stark war, wurde auf Befehl des sozialdemokratischen Oberpräsidenten der Provinz Sachsen „eine Polizeiaktion zur Herstellung der Staatsautorität“ im mitteldeutschen Industrierevier eingeleitet. Am 19. März 1921 besetzten schwerbewaffnete Verbände der Schutzpolizei Ammendorf, Eisleben, Hettstedt, Merseburg und andere Orte. Dadurch sollte das mitteldeutsche Industrieproletariat niedergeschlagen und kampfunfähig gemacht werden, um dann einen allgemeinen Angriff einleiten zu können. Die Arbeiter des Mansfelder Gebietes und des Leunawerkes antworteten mit Generalstreik und bewaffneten Abwehraktionen. Jedoch das heroisch kämpfende Proletariat erlitt eine Niederlage, weil die Voraussetzungen für einen bewaffneten Kampf der Arbeiterklasse in Deutschland fehlten.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Im Sommer 1922 löste ein politischer Mord der Militaristen einen gewaltigen Proteststurm der Werktätigen in ganz Deutschland aus. Am 24. Juni hatten Angehörige einer militaristischen Geheimorganisation den deutschen Außenminister und Unterzeichner des Rapallovertrages, Rathenau, auf offener Straße niedergeschossen. Daraufhin forderten Arbeiter und Angestellte, Angehörige der Intelligenz und des demokratisch gesinnten Bürgertums energische Maßnahmen gegen die von Konzernherren mitfinanzierten militaristischen Mordorganisationen. Die Mehrheit des werktätigen Volkes war bereit, den Kampf gegen die konterrevolutionären Kräfte aufzunehmen. Auf Drängen der Kommunisten kam es am 27. Juli 1922 zum Abschluss eines Abkommens der drei Arbeiterparteien und der Gewerkschaften zur Verteidigung der Grundrechte der Arbeiter. Jedoch die reformistischen Arbeiterführer sprengten schon Anfang Juli die einheitliche Kampffront, als in ganz Deutschland erneut riesige Demonstrationen und Warnstreiks aufflammten. Wieder wurden Mitglieder und Anhänger der Sozialdemokratie mit Versprechungen von verschiedenen Aktionen abgehalten. Die KPD allein war nicht in der Lage, diese Kämpfe zum Erfolg zu führen.
1923 kam es zu einem neuen großen Aufschwung des Klassenkampfes in Deutschland, als das ringen deutscher und französischer Imperialisten um die ökonomische Vorherrschaft in Europa den Ruhrkonflikt auslöste. Die französischen Schwerindustriellen forderten die Bildung eines lothringisch-rheinisch-westfälischen Berg- und Hüttenwerkstrusts, in dem die französischen Konzernherren über 60 Prozent, die deutschen lediglich über 40 Prozent des Aktienkapitals verfügen sollten. Für den Fall der Ablehnung dieser Forderung wurde den Ruhrindustriellen die Anwendung militärischer Gewalt angedroht. Die deutschen Schwerindustriellen verlangten aber mindestens eine Beteiligung von 50 Prozent. Der Kampf um den Macht- und Profitanteil an dem geplanten Riesentrust wurde zum Kernpunkt des Ruhrkonflikts im Jahre 1923. Die deutschen Monopolherren fühlten sich bereits wieder stark genug, den Kampf mit dem französischen Imperialismus aufzunehmen. Die rechneten damit, die Macht der französischen Rivalen durch eine Unterbrechung der Kohlenlieferungen und durch Ausnutzung der Widersprüche zwischen den Siegermächten zurückzudrängen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die deutsche Regierung, mit dem Monopolkapitalisten Cuno als Reichskanzler, verzögerte die Lieferung fälliger Reparationsleistungen und gab damit den französischen Imperialisten einen willkommenen Vorwand zum Einmarsch in das Ruhrrevier. Mitte Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen zwei Drittel des rheinisch-westfälischen Industriereviers. Das steigerte die Zerrüttung der Wirtschaft Deutschlands außerordentlich. Denn auf das besetzte Gebiet entfielen 72 Prozent der deutschen Steinkohlenförderung, 54 Prozent der Roheisen- und 53 Prozent der Stahlgewinnung. Die Regierung Cuno verpflichtete alle Deutschen, den Anordnungen der Besatzungsbehörden keine Folge zu leisten. Gleichzeitig förderte sie insgeheim Terror- und Sabotageakte gegen die Besatzer. Diese Politik zielte darauf, den Ruhrkonflikt schnell zuzuspitzen, um England und die USA – die beide nicht am französischen Vormachtstreben interessiert waren – zu raschem Eingreifen zugunsten Deutschlands zu veranlassen.
Die Auswirkungen dieser abenteuerlichen Außenpolitik und der Inflation riefen in breiten Schichten des werktätigen Volkes tiefen Hass gegen das menschenfeindliche System des Kapitalismus hervor. Es entwickelte sich eine starke Massenbewegung. Organisiert und zusammengefasst von der KPD richtete sich diese Bewegung der Volksmassen im Sommer 1923 immer stärker gegen die imperialistische Cuno-Regierung.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Am 11. August 1923 beschlossen Berliner Betriebsräte auf einer Massenversammlung den politischen Generalstreik gegen die Cuno-Regierung. Die KPD rief zur Ausdehnung dieses Generalstreiks auf ganz Deutschland auf. Die einheitlich handelnde Arbeiterklasse stürzte durch diesen Streik im August 1923 die Cuno-Regierung. In dieser Situation, in der die deutschen Imperialisten um den Bestand ihrer Herrschaft bangten, sprangen ihnen wiederum die rechten Führer der SPD als Nothelfer zur Seite. Stresemann – ein politischer Vertreter des Monopolkapitals – bildete mit ihnen eine Regierung der Großen Koalition. Die beschwichtigte zeitweilig große Teile der Arbeiterklasse.
Doch die Krise des imperialistischen Herrschaftssystems wuchs, als sich im Oktober 1923 in Sachsen und Thüringen rechtmäßig sozialdemokratisch-kommunistische Koalitionsregierungen bildeten, die Arbeiterregierungen genannt wurden. Die Reichsregierung setzte daraufhin widerrechtlich Reichswehr in Marsch, um die Arbeiterregierungen zu beseitigen. Die Zentrale der KPD beschloss am 20. Oktober, diesem Akt reaktionärer Gewalt mit Generalstreik und bewaffnetem Aufstand u begegnen. Aber auf der darauffolgenden Konferenz der sächsischen Arbeiterregierung mit Vertretern der Betriebsräte und Gewerkschaften in Chemnitz(zur DDR-Zeit Karl-Marx-Stadt), wo nach dem Plan der Zentrale der KPD der Generalstreik ausgerufen werden sollte, wurde unter dem Einfluss zaudernder linker sozialdemokratischer Führer diese Entscheidung hinausgeschoben. Deshalb war die Zentrale der KPD gezwungen ihren Beschluss vom 20. Oktober über den Generalstreik und bewaffneten Aufstand kurzfristig aufzuheben.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
In Unkenntnis dieser Sachlage löste die Hamburger Parteiorganisation am 23. Oktober 1923 gemäß den zuvor gefassten Parteibeschlüssen in Hamburg den bewaffneten Aufstand aus, um Teile der Reichswehr vom Einmarsch in Sachsen und Thüringen abzulenken und um die deutsche Arbeiterklasse mit bespielgebender Tat zu einer allgemeinen Erhebung anzuspornen. Eine hervorragende Rolle spielte hier Ernst Thälmann. Als sich herausstellte, dass der Aufstand von den Arbeitern anderer Teile Deutschlands nicht unterstützt wurde, traten die Hamburger Oktoberkämpfer den geordneten Rückzug an.
Am 29. Oktober 1923 besetzte die Reichswehr die Ministerien in Dresden. Reichspräsident Ebert setzte die sächsische sozialdemokratisch-kommunistische Koalitionsregierung ab. Die Arbeiterregierung in Thüringen wurde gleichfalls zerschlagen. Der Chef der Reichswehr verbot die KPD. Es herrschten Ausnahmezustand und Terror.
Die Klassenkämpfe der Periode der revolutionären Nachkriegskrise endeten mit einer Niederlage der deutschen Arbeiterklasse. Sie vermochte ihr Ziel, die Einschränkung und Brechung der Macht der Monopole und den Ausbau der sozialen und politischen Errungenschaften der Werktätigen, trotz heldenhafter Anstrengungen nicht zu verwirklichen. Der deutschen Monopolbourgeoisie gelang es, sich mit Hilfe der rechten Sozialdemokratie einen Ausweg aus der tiefen Krise der imperialistischen Staatsmacht zu bahnen. Dennoch waren die großen Klassenkämpfe des Proletariats nicht vergeblich gewesen. Sie hatten es den aggressivsten Kräften des deutschen Imperialismus unmöglich gemacht, die von Cuno, Stinnes und anderen angestrebte offene Diktatur des Monopolkapitals zu errichten.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Original-Text
Weitere Klassenschlachten bis 1923