Behauptungen der BStU zum Fall Erna Dorn

Unter den in der Strafvollzugsanstalt Kleine Steinstraße befreiten Häftlingen befand sich auch eine Frau, die nach eigenen Aussagen den Namen Erna Dorn trug. Sie hielt sich in der Haftanstalt auf, weil sie im Mai 1953 wegen Naziverbrechen zu einer Zuchthausstrafe verurteilt worden war. Das Bezirksgericht hatte Erna Dorn für schuldig befunden, als Beamtin der Gestapo und KZ-Aufseherin Gefangene schwer misshandelt und gar in den Tod getrieben zu haben. Das Merkwürdige an diesem Fall bestand jedoch darin, dass sich Erna Dorn ausschließlich selbst belastet hatte. Von den vier Zeuginnen, die gegen Erna Dorn aussagen sollten, hatten zwei sie weder im KZ noch bei der Gestapo gesehen und die anderen zwei Zeuginnen waren zum Zeitpunkt der Gerichtsverhandlung spurlos verschwunden. In den vorliegenden Dokumenten ist von Zeuginnen keine Rede. Das Todesurteil befindet sich nicht in der MfS-Mediathek. Eigenartig, denn die BStU müsste doch auch im Besitz dieses Dokumentes sein.

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Erna Dorn

Quelle: BStU, MfS, HAIX, ZUV, Nr. 75, Bd. 2, Bl. 143

 

Trotzdem wurde sie verurteilt und am 20. Juni von der SED-Bezirkszeitung „Freiheit“ sogar zur „SS-Kommandeuse“ hochstilisiert. Die SED-Führung benutzte den „Fall Dorn“ als vermeintlichen Beweis für den faschistischen Charakter des Aufstandes am 17. Juni 1953. Erna Dorn selbst wurde bereits fünf Tage nach dem Sturm auf die Untersuchungshaftanstalt vom Bezirksgericht Halle als „Rädelsführerin des faschistischen Putsches“ zum Tode verurteilt und damit zur Legende. Der Mythos von der „SS-Kommandeuse“ in Halle prägte weitreichend die Vorstellung vieler DDR-Bürger von den Ereignissen am 17. Juni 1953. Er ist zum Teil noch heute in Memoiren und Erzählungen von Augenzeugen des Volksaufstandes zu finden. Volksaufstand??

Von den vier Zeuginnen, die gegen Erna Dorn aussagen sollten, hatten zwei sie weder im KZ noch bei der Gestapo gesehen und die anderen zwei Zeuginnen waren zum Zeitpunkt der Gerichtsverhandlung spurlos verschwunden.

 

Die BStU denkt bei dieser Aussage wohl an Mafia-Prozesse, wo die Zeuginnen und Zeugen verschwinden. Wie oben gesagt, sind aus den vorliegenden Dokumenten keine Zeuginnen ersichtlich. Woher weiß die BStU das? Dann ist sie doch im Besitz des Todesurteils bzw. anderer entsprechender Dokumente. Da steht auch gewiss was darüber drin.

Es ist bis heute nicht gelungen, endgültig zu klären, wer diese Frau wirklich gewesen ist und ob Erna Dorn ihr richtiger Name war. Die von 1949 bis 1953 in Halle angelegte Gerichtsakte stellt den einzigen Nachweis für den Lebensweg der Erna Dorn dar. Aus der Zeit vor 1945 konnten bisher nirgendwo Dokumente gefunden werden. Das bedeutet aber, dass alle Tatsachen über sie im Wesentlichen auf ihren eigenen Aussagen bei Vernehmungen beruhen. Dabei ist nicht bekannt, ob sie bei den Vernehmungen, insbesondere nach dem 17. Juni, misshandelt und zu bestimmten Aussagen gezwungen wurde. Der Sachverhalt, dass sich Erna Dorn seit 1951 in immer größerem Maße selbst belastete, lässt diese Vermutung jedoch aufkommen. Darüber hinaus verstrickte Erna Dorn sich während der vielfach geforderten Darstellung ihrer Biografie selbst in einige Widersprüche. Und die vier Zeugenaussagen über ihre Tätigkeit vor 1945 trugen auch nicht zur Aufhellung ihres Lebensweges bei. Für die Handlungen Erna Dorns, die ihr unterstellt wurden, nachdem sie aus dem Gefängnis am 17. Juni 1953 befreit worden war, konnten Polizei und Staatssicherheitsdienst ebenfalls keine Zeugen ermitteln. Da versteigt sich die BStU in abenteuerliche Behauptungen. Nazis haben es wohl verstanden ihre Akten zu vernichten und diese wurden nicht, wie heute die DDR-Akten, gesammelt. Die behaupteten Widersprüche sind als amtliche Fehler zu sehen, wie unterschiedliche Angaben zwischen dem Gerichtsurteil vom 21. Mai 1953und dem Schlussbericht vom 22.06.1953.

 

Aus den vorliegenden Akten ergibt sich ein sehr verworrener Lebenslauf. Erna Dorn, geborene Kaminsky, wurde am 17. Juli 1911 in Tilsit in Ostpreußen als Tochter des kaufmännischen Angestellten Arthur Kaminsky geboren. Nach dem Besuch der Höheren Mädchenschule und einer Lehre bei der Industrie- und Handelskammer in Königsberg bekam sie 1932 eine Anstellung im Polizeipräsidium Königsberg. Bereits an dieser Stelle beginnen die ersten Widersprüche. Denn Erna Dorn behauptete in einer Aussage, nur als Stenotypistin tätig gewesen zu sein, in einer anderen meinte sie aber, als Polizeiassistentin gearbeitet zu haben. „Ende 1934 Anfang 1935 kam ich dann zur Gestapo. Bis 1941 war ich bei der Gestapotätig und kam 1941 zur politischen Abteilung ins Konzentrationslager Ravensbrück.“ Genauso rätselhaft und undurchsichtig waren die Ausführungen Erna Dorns über ihre Tätigkeit als Mitarbeiterin der Politischen Abteilung im Konzentrationslager (KZ) Ravensbrück.

 

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Erna Dorn

Quelle: BStU, MfS, HA IX/11, ZUV, Nr. 75, Bd. 2, Bl. 143 (Ausschnitt)

 

Von Vernehmung zu Vernehmung gab sie einen anderen Dienstrang sowie eine andere Tätigkeit an und ihre Beschreibungen des KZ wiesen gravierende Fehler auf. Auf den Namenslisten der SS-Einheiten des KZ Ravensbrück, die sich heute im Archiv der Gedenkstätte Ravensbrück befinden, ist weder der Name Erna Kaminsky noch der Name Erna Dorn zu finden. Schade, dass meine Bekannte, die in Ravensbrück eingesessen hatte, nicht mehr lebt. Überhaupt sind heute so gut, wie keine Zeitzeugen mehr am Leben. Die Nazis haben wohl entsprechende Akten weitgehend vernichtet, wo die Namen ihres Personals gestanden haben. Das ist die BStU nun „fein raus“.

Ab Mai 1945 lässt sich der Lebensweg Erna Dorns anhand einiger Dokumente nachweisen. Nach diesen Unterlagen vollzog Erna Dorn im Frühjahr 1945 einen Identitätswechsel. Seit dem 12. Mai 1945 verfügte sie über einen Entlassungsschein aus dem KZ Hertine in Tschechien sowie über einen falschen Namen. Sie nannte sich nun Erna Brüser, geborene Scheffler, und lebte die folgenden sechs Jahre in der Rolle eines vermeintlichen KZ-Häftlings

Die Wandlung Erna Dorns von einer mutmaßlichen Täterin zum Opfer der Nazidiktatur schien vollkommen zu sein, als sie noch im Jahr 1945 der KPD (ab 1946 SED) beitrat. In ihrer „Rolle“ als KZ-Häftling muss sie recht überzeugend gewesen sein. Denn es gelang ihr sogar, einen ehemaligen Spanienkämpfer und „Kämpfer gegen den Faschismus“, einen Offizier der Volkspolizei (VP), zu täuschen. Mit ihm ging sie im Dezember 1945 als Erna Brüser die Ehe ein. Das Paar zog bald darauf in eine eigene Zweiraumwohnung. Hier bot der VP-Angehörige seiner Ehefrau die Möglichkeit, ab März 1946 das Leben einer Hausfrau zu führen.
Im Jahr 1948 bekam Erna Dorn aber ein größeres Problem. Im August dieses Jahres fand in Halle der Prozess gegen die KZ-Aufseherin Gertrud Rabestein statt. In diesem Prozess sollte Erna Dorn als Zeugin vernommen werden. Vermutlich befürchtete sie, dass ihre mühsam aufgebaute Identität im Gerichtssaal Schaden nehmen könnte. Deshalb versuchte sie, sich der Aussageaufforderung mit dem Vorwand zu entziehen, sie sei schwanger

„Sie [Dorn] entzog sich dieser Pflicht und spielte, sage und schreibe zwei Jahre lang mit Kissen ausgestopft, die schwangere, nicht vernehmbare Frau.“

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes

 

Die Vortäuschung einer Schwangerschaft half Erna Dorn jedoch nicht nur aus dieser Zwangslage. Sie nutzte diesen Vorwand auch, um in den Genuss der Sonderzuteilung für Schwangere zu kommen. Daraufhin wurde sie im Januar 1950 wegen „Betrug und Wirtschaftsvergehen“ zu elf Monaten Gefängnis verurteilt. Von nun an ging es mit ihr bergab. Der Verurteilung folgte prompt der Ausschluss aus der SED und noch im Dezember 1949 ließ sich ihr Ehemann von ihr scheiden. Er untersagte ihr sogar mit einer notariellen Erklärung, weiterhin den gemeinsamen Familiennamen zu führen. So wie sie mit ihm verfahren ist wundert das Einen nicht. Außerdem war die Ehe nicht rechtmäßig

Vom Zeitpunkt ihrer ersten Verhaftung Ende 1949 bis zur Hinrichtung im Jahr 1953 hielt sich Erna Dorn fast ausschließlich in Strafvollzugsanstalten auf. Nachdem sie die erste Strafe verbüßt hatte, blieb sie nur wenige Wochen auf freiem Fuß. Dann wurde sie im Januar 1951 erneut von der Polizei festgenommen. Die arbeits- und obdachlose Erna Dorn hatte mit Komplizen unter anderem die Koffer von Reisenden im Halleschen Bahnhof gestohlen. Deshalb verurteilte ein Hallesches Gericht Erna Dorn 1951 zu einem Jahr und sechs Monaten Zuchthaus. Im gleichen Jahr begann jene Phase, in der Erna Dorn sich mit zum Teil grotesken Geschichten immer stärker selbst belastete. Ob sie sich dabei nur vor ihren Mitgefangenen hervortun oder aber zugleich an Menschen rächen wollte, von denen sie sich verraten fühlte, muss dahingestellt bleiben. Hier muss die BStU zugegeben, dass Erna Dorn eine Kriminelle war.

Verbrecherbild Erna Dorn

Bildquelle: MfS-Mediathek

 

Zuerst beschäftigte sie die Untersuchungsbehörden mit Legenden von ihrer angeblichen Agenten- und Spionagetätigkeit. Dann behauptete sie, ihr Ex-Ehemann sei in Wirklichkeit der ehemalige KZ-Kommandant von Ravensbrück, was sehr aufwendige und für den Betroffenen unangenehme Untersuchungen nach sich zog. Schließlich verbreitete sie die Geschichte über ihre Arbeit bei der Polizei und der Gestapo. Letzteres hatte zur Folge, dass Erna Dorn, nachdem sie noch einmal zwei Wochen auf freiem Fuß gewesen war, wegen Verdacht auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit wieder verhaftet und schließlich am 21. Mai 1953 vom Bezirksgericht Halle zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Dabei stützte sich das Gericht ausschließlich auf die „Einlassungen der Angeklagten und das bei den Akten vorliegende Beweismaterial, das sich aus Vernehmungsprotokollen zusammensetzt“. Diese sehr dürftige Beweislage führte offensichtlich zu dem für die damaligen Verhältnisse noch relativ niedrigen Strafmaß gegen eine „KZ-Aufseherin“. Als Angeberei und Wichtigtuerei verharmlost die BStU die Verleumdung ihres Ex-Mannes und dass nun herausgekommen ist, wer sie wirklich war

Drei Wochen nach ihrem Prozess befand sich Erna Dorn in der Strafvollzugsanstalt II in der Kleinen Steinstraße. Warum sie sich gerade zu dieser Zeit in der Strafvollzugsanstalt II aufhielt, konnte bisher ebenfalls nicht geklärt werden. Eine der Hypothesen besagt, dass sie dort auf eine Verlegung in ein Zuchthaus wartete. Dadurch erlebte sie am 17. Juni 1953 die Erstürmung des Gefängnisses mit und war unter den 245 befreiten Häftlingen, die gegen 16.00 Uhr die Haftanstalt verließen.

Durch diesen Zufall wurde Erna Dorn unfreiwillig in die Ereignisse am 17. Juni hineingezogen und bald eine der bekanntesten Personen des Volksaufstandes. Dass das kein dämlicher Zufall war, geht aus den Dokumenten hervor. Sie hatte Verbindung zu ihrem Vater, der für die BRD als Agent tätig war. Eigentlich erging es ihr so wie den meisten frei gelassenen Häftlingen, sie blieb nur wenige Stunden auf freiem Fuß. Bereits am Mittag des 18. Juni wurde sie wieder verhaftet und zurück in das Gefängnis gebracht. Doch was Erna Dorn in den dazwischenliegenden Stunden, insbesondere in der Zeit von ihrer Entlassung bis zum Beginn der Ausgangssperre um 21.00 Uhr, getan hatte oder aber getan haben soll, darum ranken sich bis heute Legenden. Es ist doch in den Dokumenten vermerkt, dass sie eine Rede hielt und faschistische Propaganda betrieb sowie zum Sturz der Regierung der DDR aufrief. Denn es gab weder Zeugen noch irgendeine Notiz in den vielen Berichten der Polizei und der SED über das Geschehen am 17. Juni 1953. Alle Berichte über die Handlungen Erna Dorns zwischen 16.00 Uhr und 21.00 Uhr beruhten ausschließlich auf den Aussagen von Erna Dorn selbst

Diese Aussagen hatte sie in einem Verhör am 21. Juni 1953 beim MfS gemacht, dem einzigen Verhör nach ihrer erneuten Verhaftung. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass die Angeklagte bei dieser Vernehmung mit Gewalt zu ihren Geständnissen gezwungen worden ist. Aus dem Verhörprotokoll geht hervor, dass die, nach der Befreiung aus dem Gefängnis obdachlose Erna Dorn von Demonstranten oder Mithäftlingen den Hinweis erhielt, die Evangelische Stadtmission Weidenplan 4 aufzusuchen. Dort nahm man sie auf, gab ihr Zivilkleidung, etwas zu essen und eine Schlafmöglichkeit. Die Aussagen in diesem einen Verhör sowie ein dubioser Brief, den Erna Dorn angeblich am 18. Juni an ihren Vater geschrieben haben soll, waren die einzigen Beweismittel der Bezirksstaatsanwaltschaft Halle gegen Erna Dorn. Der Brief der Erna Dorn an ihren Vater wird von der BStU in Abrede gestellt. Nun behauptet die BStU, dass das MfS Gewaltmethoden angewendete hätte und macht aus der Täterin Dorn nun ein Opfer

Auf der Grundlage dieser „Beweise“ wurde Erna Dorn am 22. Juni 1953 in einer dreieinhalbstündigen Abendsitzung vom Bezirksgericht Halle zum Tode verurteilt. Die Berufung ihres Pflichtverteidigers sowie ein Gnadengesuch an DDR-Präsident Pieck wurden abgelehnt, weil sie angeblich in Halle eine der Haupträdelsführerinnen gewesen sei. Am 28. September 1953 brachte man Erna Dorn in eine Strafvollzugsanstalt nach Dresden, wo sie am 01. Oktober 1953 hingerichtet worden ist. Hierzu fehlen die Dokumente.

Erna Dorn oder wie jene Frau auch immer geheißen hat, hat den Ereignissen am 17. Juni 1953 in Halle nicht ihren Stempel aufdrücken können. Für diese Legende sorgten erst die Artikel in den Tageszeitungen der SED, die diese dubiose Frau und ihren undurchsichtigen Lebenslauf benutzten, um den Volksaufstand als „faschistischen Putschversuch“ zu verunglimpfen. Erna Dorn war eher ein Opfer des 17. Juni, denn die zufällige Befreiung aus der Haft kostete sie letztendlich das Leben. Hier schon wieder die Behauptung vom dämlichen Zufall. Das Todesurteil des Bezirksgerichts Halle vom 22. Juni 1953 war in keiner Weise gerechtfertigt. Deshalb wurde dieses Urteil 41 Jahre später, im Jahr 1994, vom Landgericht Halle „für rechtswidrig erklärt und aufgehoben“. Ach nee, die Taten einer faschistischen Verbrecherin werden verharmlost und die Opfer des Faschismus verhöhnt.

Es konnte nur das Wichtigste aufgedröselt werden. Was die BStU da betreibt ist unerträglich.  Petra Reichel hat versucht das aufzudröseln.

Die Behauptungen der BStU entnommen aus „BStU-Geschichten“.

 

Schlussbericht in der Strafsache Dorn Halle/Saale, den 22.06.1953

Inhaltsangabe und Auswertung von Petra Reichel

Die Behörden der DDR haben schnell gehandelt. Bereits am 22. Juni 1953 ist die Konsequenz aus der Befreiung am 17. Juni 1953 gezogen worden.

In diesem Dokument haben sich damals amtlicherseits Fehler eingeschlichen. Der Hinweis darauf, siehe Kursivschrift und farblich hervorgehoben.

Dorn, Erna, geboren am 17.07. 1911 in Tilsit
Beruf Kaufmännische Angestellte
Zuletzt Haftanstalt, Halle/Saale, Kleine Steinstraße als Vollzugshäftling
Seit dem 20.06.1953 in dieser Sache (Befreiung am 17.06.1953) in U-Haft beim Ministerium für Staatssicherheit

Die Beschuldigte wurde am 17.06.1953 durch terroristische Banden aus ihrer Haft in der Kleinen Steinstraße befreit. Nach ihrer Befreiung stellte sie sich in größere rebellische, aufständische Massen und hielt dort provozierende faschistische Reden und forderte den Sturz der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik

Verbrechen nach Artikel 6 der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik in Verbindung mit Direktive 38 des Alliierten Kontrollrates Abschnitt II Artikel III A III.

 

Zur Person der Beschuldigten

Die Beschuldigte

DORN, Erna

 

stammt aus bürgerlichen Verhältnissen. Ihr Vater war während der faschistischen Gewaltherrschaft Agent der Gestapo. Sie besuchte acht Jahre die Vorstädtische Höhere   Mädchenschule in Tilsit.  Im Gerichtsurteil vom 21. Mai 1953 heißt es, dass Erna Dorn die Höhere Mädchenschule in Königsberg (heute Kaliningrad) besuchte. Nach ihrer Schulentlassung besuchte sie ½ Jahr eine Privatschule (hier ist nicht erwähnt, dass es die Kaufmännische Handelsschule war. Hier ein Zeitrahmen, während es diesen nicht im Gerichtsurteil ist. Nach einem halben Jahr kann sie die Schule nicht abgeschlossen haben.) und erlernte im Anschluss bei der Industrie und Handelskammer in Königsberg (heute Kaliningrad) den Kaufmannsberuf

Im Jahre 1934 fing sie als Polizei-Angehörige in dem Polizeipräsidium in Königsberg an zu arbeiten und kam im Jahre 1934 zur Gestapo. Im Gerichtsurteil vom 21. Mai 1953 steht, dass sie 1936 zur Gestapo kam. Bis 1941 war sie bei der Gestapo im Ermittlungsdienst tätig, und wurde 1941 nach dem KZ Ravensbrück als politische Leiterin versetzt, wo sie bis zum Zusammenbruch 1945 tätig war. Im Ermittlungsdienst war sie bereits bei der Polizei tätig. Die Versetzung ins KZ Lobositz im Jahre 1944 wird nicht erwähnt und es ist vom Dienst im KZ Ravensbrück bis 1945 die Rede

Von 1945 bis 1951 treib sie sich in Halle unter einem falschen Namen umher und lebte von Hehlereien und Schiebereien. Dass sie nach 1949 als Arbeiterin tätig war, wird hier nicht erwähnt. 1951 wurde sie von den Sicherheitsorganen der Deutschen Demokratischen Republik gestellt und wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit mit 15 Jahren Zuchthaus bestraft.                                                                                                  Politisch organisiert war die Beschuldigte 1934 bis 1945 in der NSDAP, nach 1945 bis 1951 KPD/SED und war Mitglied der VVN. (Das genaue Gegenteil. Wie es dazu kam im weiteren Text.)

Wesentliches Ermittlungsergebnis:

Seit der Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus haben sich auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik grundlegende politische und wirtschaftliche Veränderungen vollzogen.                                                                                                                 Die von imperialistischer  Knechtschaft befreite Deutsche Demokratische Republik steht im Lager des Friedens und der Demokratie und bildet die Basis im nationalen Kampf des deutschen Volkes für ein einheitliches, demokratisches, friedliebendes Deutschland

Während es in den Überresten des Hitlerfaschismus, den Großkapitalisten und Junkern durch die westlichen Okkupanten ermöglicht wurde, ihre Macht im Westen unserer Heimat wieder zu errichten, revangelüstern die Remilitarisierung und eine Politik der Vertiefung der Spaltung Deutschlands betreiben, entwickelte sich in der Deutschen Demokratischen Republik die antifaschistische-demokratische Ordnung

Die dabei erzielten Erfolge führten zu einer ständigen Aufwärtsentwicklung und bestätigten die Richtigkeit der Politik der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik. Verzweifelt versuchen daher reaktionäre Elemente und Vaterlandsverräter gegen diese Entwicklung anzukämpfen und die Voraussetzung zur Wiedererlangung ihrer Machtposition zu schaffen.

Zu diesen verbrecherischen Elementen gehört die Beschuldigte DORN.

Schon in ihrer frühen Jugend begann sie ihre verbrecherische Laufbahn bei der Gestapo. Von 1933 bis 1941 verfolgte sie fortschrittliche, friedliebende Menschen im Dienst der Gestapo und lieferte sie der faschistischen Gewaltherrschaft aus, welche in den Konzentrationslagern zugrunde gingen. Hier ist niedergeschrieben, dass sie von1933 an bei der Gestapo war und nicht erst seit 1936. Ihre Arbeit beschränkte sich vorwiegend auf Verfolgung von KPD-Mitgliedern. Auf Grund der guten Arbeit bei der Gestapo wurde sie 1941 in das Konzentrationslager Ravensbrück versetzt. Dort führte sie die Funktion als politische Leiterin aus. Im Konzentrationslager maßregelte und misshandelte sie politische Gefangene

Nach 1945 kam sie aus Westdeutschland in die damalige sowjetische Besatzungszone und tauchte unter falschem Namen in Halle unter. Sie erschlich sich die Mitgliedschaft der KPD undSED, um als getarnte Faschistin ihre verbrecherische Tätigkeit weiterzuführen. Im Jahre 1951 wurde sie auf Grund ihrer kriminellen Umtriebe festgenommen und als Kommandeuse des Konzentrationslagers Ravensbrück erkannt.

Die DORN wurde im März 1953 zu fünfzehn Jahren Zuchthaus wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt, und befand sich zu dieser Zeit in der Untersuchungs-Haftanstalt in Halle/Kleine Steinstraße.

Der von verbrecherischen Elementen und Agenten am 17.06.1953 hervorgebrachte Putsch in Halle ging dazu über, alle verbrecherischen Elemente aus dem Zuchthaus zu befreien. Durch Mord und Terror dieser Provokateure und Agenten wurde die Beschuldigte am 17.06.1953 aus ihrer Haft befreit.

Nach ihrer Befreiung durch verbrecherische Elemente verleumdete und beschimpfte sie die Volkspolizei und ging auf den Hallmarkt in Halle/Saale und sprach dort vor Tausenden aufständischen Rebellen.

In ihrer Ansprache gegrüßte sie eine Revolution (wurde damals amtlich so geschrieben, gemeint ist eine Konterrevolution) zum Sturm der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, um die faschistische Gewaltherrschaft in der Deutschen Demokratischen Republik wiederherzustellen.

Während ihrer Haftzeit stand sie mit ihrem Vater, welcher Agent in Westdeutschland ist, in Verbindung und erhielt durch Mittelmänner Post in die Haftanstalt, worin ihr Vater ihr mitteilte, dass sie bald befreit wird und der Tag „X“ nahe ist. Diese Befreiung sollte von einer westlichen Agentenzentrale in Verbindung mit der„Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit“ durchgeführt werden.

Die Beschuldigte wurde am 18.06.1953 erneut in Haft genommen und ist überführt und geständig, die ihr zur Last gelegten Verbrechen begangen zu haben.

Im Kampf um die Erhaltung des Friedens und die Schaffung eines einheitlichen, friedliebenden Deutschlands hat das Verbrechen der Beschuldigten eine besondere Bedeutung.

Während die werktätige Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik unermüdlich für die Wiedervereinigung Deutschlands kämpft, wurde die Beschuldigte erneut zur Verräterin an den nationalen Interessen unseres Volkes.  Sie leistete den Imperialisten bei ihrer verbrecherischen Kriegspolitik bewusst Vorschub.

Ihr begangenes Verbrechen an den friedliebenden Massen der Deutschen Demokratischen Republik hatte zu dieser Zeit eine besondere Bedeutung, indem sie die Bevölkerung aufforderte, und einen neuen Krieg und Blutvergießen heraufbeschwören wollte.

Die Beschuldigte ist nach den vorstehenden Darlegungen mit den schärfsten Maßnahmen der demokratischen Gesetzlichkeit zur Rechenschaft zu ziehen. Man ist dem Gericht nicht zuvorgekommen und hat sich auf kein Strafmaß festgelegt.

Beweismittel:

  1. Eigene Einlassung der Beschuldigten.
  2. Brief an ihren Vater nach Westdeutschland

 

 

 

Hier das Dokument als PDF-Datei:

Schlussbericht Erna Dorn

 

Dokument entnommen aus der MfS-Mediathek der BStU

 

Gerichtsurteil vom 21. Mai 1953 im Fall Erna Dorn

Zusammenfassung und Auswertung von Petra Reichel

Erna Dorn war die die Tochter eines Kaufmännischen Angestellten und wurde im Jahre 1911 in Tilsit geboren. Vom 6. Lebensjahr bis zum 14. Lebensjahr besuchte sie die höhere Mädchenschule in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad.

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Erna Dorn

Quelle: BStU, MfS, HA IX/11, ZUV, Nr. 75, Bd. 2, Bl. 143 (Ausschnitt)

 

Nach ihrer Schulentlassung besuchte sie eine Zeit lang die kaufmännische Handelsschule und ging das bei der Industrie- und Handelskammer in die Lehre, um den Beruf der kaufmännischen Angestellten zu erlernen.

Im Jahre 1934 fand Erna Dorn eine Anstellung als Stenotypistin im Polizeipräsidium in Königsberg. Nach kurzer Zeit wurde stieg sie zur Assistentin und Sekretärin auf und wurde bei der Kriminalpolizei im Ermittlungsdienst eingesetzt.

Durch die Fürsprache ihres Vaters, der bei der Gestapo tätig war, wurde sie im Jahre 1936 von der dortigen Gestapo übernommen, wo sie an Vernehmungen beteiligt war. U.a. arbeitete sie eng mit dem damaligen Chef zusammen.

Im Jahre 1941 erfolgte auf eigenen Wunsch von Erna Dorn ihre Versetzung zum KZ Ravensbrück. Auf Grund ihrer Einsatzbereitschaft für das faschistische Regime, was sie inzwischen zur Kommissarin befördert worden. Ihr Einsatz in Ravensbrück erfolgte in der politischen Abteilung. Nachdem Erna Dorn 1944 zum KZ Lobositz versetzt wurde, begab sie sich nach 1945 nach Halle, wie sie bis 1949 nicht berufstätig war

Erna Dorn hatte im Jahre 1938 den SS-Unterscharführer Dorn geheiratet. Aus der Ehe sind 2 Kinder hervorgegangen.

Obwohl sie noch verheiratet war, ging sie im Jahre 1945 erneut eine Ehe mit Max Gewald ein.

Nach 1949 war Erna Dorn bis zu ihrer Inhaftierung als Arbeiterin tätig.

Erna Dorn war von 1934 bis 1945 Mitglied der damaligen Nazipartei NSDAP. Von 1946 bis 1949 gehörte sie auf Grund einer Fragebogenfälschung der SED an. 1949 wurde sie aus der SED ausgeschlossen.

Erna Dorn, die von 1936 bis 1941 eine verantwortliche Stellung bei der Gestapo innehatte, war deshalb auch entscheidend bei der Bearbeitung von Vorgängen beteiligt, die sich gegen politische Gegner des faschistischen Systems richteten. Im KZ Ravensbrück in der politischen Abteilung beim Erkennungsdienst beschäftigt, hatte sie auf Grund ihrer Dienststellung als Kommissarin auch die Aufsicht über die politischen Häftlinge zu führen. So überwachte sie teils Arbeitskommandos, teils gab sie auch Arbeitsanweisungen an die Häftlinge. Diese setzten sich aus Angehörigen der verschiedensten Nationen zusammen, gegen die das faschistische Gewaltsystem ihren verbrecherischen Angriffskrieg führte. Vorwiegend waren es Staatsangehörige der Sowjetunion, Polens, Frankreichs und auch Deutschlands. Auch eine große Anzahl jüdische weibliche Häftlinge waren vorhanden. Die Behandlung der Häftlinge war, wie in allen anderen KZs, brutal und grausam. Geringe Vergehen, die sich gegen die Bestimmungen der Lagerordnung richteten, berechtigte das Aufsichtspersonal, die Häftlinge zu schlagen und zu misshandeln. So schilderte Erna Dorn, dass man Häftlinge schlug, wenn sie nicht entsprechend der Vorschrift beim Appell in Reih und Glied standen und nicht die vorschriftsmäßige Haltung gegenüber den Wachleuten annahmen. In solchen Fällen wurden die Häftlinge, ohne Genehmigung der Lagerleitung, brutal misshandelt. Sie hatte also eigenverantwortlich und nicht auf Befehl gehandelt. Zum Schlagen verwendete man einen Gummiknüppel, den jeder SS-Angehörige bei sich trug. Erna Dorn gibt selbst zu, des Öfteren und bei geringsten Anlässen Häftlinge mit einem Gummiknüppel misshandelt zu haben. In anderen Fällen schlug sie die Häftlinge mit der Hand oder trat mit dem Fuß auf sie ein. Diese brutale Methode wendete Erna Dorn während ihrer langjährigen Tätigkeit im KZ Ravensbrück an. Nach ihrer Versetzung in zu KZ Lobositz will sie nach ihren Angaben nur eine Verwaltungstätigkeit ausgeübt haben, so dass sie mit den Häftlingen wenig in Berührung kam.

Kurz vor Kriegsende, als bereits alle Kampfhandlungen in der Nähe des Ortes Lobositz stattfanden, setzte sich die gesamte Lagerleitung und das Aufsichtspersonal unter Mitnahme von falschen Papieren ab, um der strafrechtlichen Verantwortung zu entgehen. Erna Dorn war im Besitz von Papiern, die auf den Namen Erna Büser, die eine der Häftlinge war, lauteten. Mit diesen falschen Papieren suchte sie im November 1945 die Stadt Halle auf.

Zwischendurch hatte sie sich in mehreren Orten der Tschechoslowakei sowie auch in Bad Schandau und Dresden aufgrund ihres falschen Ausweises als politischer Häftling ausgegeben, und dadurch finanzielle Unterstützung erhalten.

Als Erna Dorn, trotz des Bestehens ihrer alten Ehe, den VVN-Angehörigen Max Gewald heiratete, legte sie ihre falschen Ausweispapiere auf den Namen Büser lautend, dem Standesamt vor. Dadurch bewirkte sie, dass falsche Eintragungen in die Personenstands- und Heiratsregistratur erfolgten. Diese Ehe, die nach den gesetzlichen Vorschriften gar nicht bestand, wurde im Jahre 1949 geschieden, da sich Erna Dorn strafbare Handlungen zuschulden kommen ließ. So erfolgte im Jahre 1950 ihre Verurteilung wegen Betrug und Wirtschaftsvergehen zu 11 Monaten Gefängnis und im Jahre 1951 wegen erneuten Betrugs zu 1 ½ Zuchthaus.

Im Jahre 1951 wurde Erna Dorn auf Grund ihrer gegangen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Haft genommen. Während dieser Zeit erstattete sie gegen ihren bereits geschiedenen Mann Max Gewald Anzeige. Sie bezichtigte diesen, dass er mit dem Kommandeur vom KZ Ravensbrück identisch sei. Dieser hätte sich nach 1945 falsche Papiere beschafft und mit ihr die Ehe geschlossen. Dabei habe man sich gegenseitig zu Stillschweigen verpflichtet. Auf Grund dieser falschen Angaben unterzog die Ermittlungsbehörde Max Gewald einer eingehenden Vernehmung. Bei einer Gegenüberstellung mit diesem bezichtigte Erna Dorn auch noch Max Gewald als ehemaligen Lagerkommandanten des KZs Lobositz. Darüber hinaus erklärte Erna Dorn gegenüber der Ermittlungsbehörde, dass der Arzt Dr. (Name geschwärzt) ihr und Max Gewald aufgrund einer Operation die SS-Runden entfernt hatte. Bei einer Gegenüberstellung mit diesem Arzt hielt Erna Dorn ihre falschen Behauptungen aufrecht. Erst nach langen umfangreichen geführten Ermittlungen stellten sich die Angaben der Erna Dorn als unwahr heraus. Eine Nachfrage nach Westdeutschland (BRD) ergab, dass der ehemalige Kommandant des KZs Ravensbrück bereits schon zu einer 15jährigen Zuchthausstrafe verurteilt worden war. Erna Dorn gestand schließlich ein, dass dies Anschuldigungen jeder Grundlage entbehren und falsch gewesen sind. Der arme Mann muss ja die Hölle durchgemacht haben

In der Annahme, dass die Falschanschuldigungen der Erna Dorn weitere Folgen für den Arzt Dr. (Name geschwärzt) haben könnten, setzte sich dieser nach Westdeutschland (BRD) ab.

Erna Dorn wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Die Untersuchungshaft wurde ihr nur teilweise angerechnet, dadurch falsche Angaben bei der Untersuchungsbehörde und hartnäckiges Leugnen die Ermittlungen verzögert wurden und sehr aufwändig waren.

Um das Urteil zu begründen erfolgt nochmal eine Zusammenfassung aus dem Werdegang von Erna Dorn, die entsprechenden Paragraphen werden zugeordnet.

 

 

Hier das Dokument als PDF-Datei:

Erna Dorn Urteil wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit

 

Dokument entnommen aus der MfS-Mediathek der BStU

 

Erna Dorn

DIE TROMMLER befasst sich prinzipiell nicht mit faschistischen Persönlichkeiten. Im Fall Erna Dorn wird eine Ausnahme gemacht. Die BStU meint dieser Faschistin gedenken zu müssen.  Darum hat sich Petra Reichel, die Erstellerin von DIE TROMMLER ihre Gedanken gemacht.

Verbrecherbild Erna Dorn

Bildquelle: MfS-Mediathek 

 

 

Gedanken von Petra Reichel

Erna Dorn war eine KZ-Aufseherin. Nach 1945 ist sie unter falschem Namen in Halle untergetaucht. Sie erschlich sich die Mitgliedschaft in der SED und der VVN, um als getarnte Faschistin ihre verbrecherische Tätigkeit fortzuführen. Wegen ihrer kriminellen Umtriebe wurde sie festgenommen und als KZ-Aufseherin erkannt. Ob wohl sie noch verheiratet war, heiratete sie unter Vorlage ihrer falschen Papiere Max Gewald. Diese Ehe, die nach den gesetzlichen Vorschriften gar nicht bestand, wurde im Jahre 1949 geschieden, da sich Erna Dorn strafbare Handlungen zuschulden kommen ließ. Es erfolgte im Jahre 1950 ihre Verurteilung wegen Betrug und Wirtschaftsvergehen zu 11 Monaten Gefängnis und im Jahre 1951 wegen erneuten Betrugs zu 1 ½ Zuchthaus.

Im Jahre 1951 wurde Erna Dorn auf Grund ihrer begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Haft genommen. Nun verleumdete sie ihren Ex-Mann Max Gewald und bezichtigte ihn, dass er mit dem Kommandeur des KZ Ravensbrück identisch sei und er sich falsche Papiere beschafft hätte. Dies zog lange und aufwändige Ermittlungen nach sich. Für Max Gewald muss das die Hölle gewesen sein. Eine Nachfrage in Westdeutschland (BRD), was gewiss damals nicht einfach war, ergab, dass der ehemalige Kommandeur des KZ Ravensbrück bereits zu einer 15jährigen Zuchthausstrafe verurteilt wurde. Erst dann gestand Erna Dorn schließlich ein, dass die Anschuldigungen jeder Grundlage entbehren und falsch gewesen sind.

Die Untersuchungshaft wurde ihr nur teilweise angerechnet, da sie falsche Angaben bei der Untersuchungsbehörde gemacht hatte und durch hartnäckiges Leugnen die Ermittlungen verzögert wurden und sehr aufwändig waren.

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Erna Dorn

Quelle: BStU, MfS, HA IX/11, ZUV, Nr. 75, Bd. 2, Bl. 143 (Ausschnitt)

 

Den ausführlichen Werdegang kann man dem Gerichtsurteil vom 21. Mai 1953 entnehmen. Im Schlussbericht der Strafsache Dorn ist der Werdegang verkürzt dargestellt. Dabei haben sich amtlicherseits Fehler eingeschlichen. Möglicherweise werden solche Fehler heutzutage als widersprüchliche Aussagen gedeutet und als Grundlage genommen, um Erna Dorn „reinzuwaschen“

Während ihrer Haftzeit stand sie mit ihrem Vater in Kontakt, der Agent in Westdeutschland (BRD)war. Die Post erhielt sie über Mittelmänner, worin ihr Vater ihr mitteilte, dass sie bald befreit wird und der Tag „X“ nahe ist. Diese Befreiung sollte von einer westlichen Agentenzentrale in Verbindung mit der „Kampfgruppe gegen die Unmenschlichkeit“ durchgeführt werden. Das wird von der heutigen Propaganda in Abrede gestellt. Von Erna Dorns Vater ist in der heutigen Geschichtsschreibung auch nicht mehr die Rede. Nun ja, ist ja auch peinlich, dass die BRD-Geheimdienste auf alte Gestapo-Agenten zurückgegriffen haben. Allerdings ist dies doch heutzutage bekannt.

Erna Dorn wurde am 18.06.1953 erneut in Haft genommen und überführt. Sie war   geständig, die ihr zur Last gelegten Verbrechen begangen zu haben.

 


Darstellung der damaligen politischen Situation in den amtlichen Papieren

Die Darstellung der seinerzeitigen politischen Situation in den amtlichen Papieren ist interessant. Man sprach von Westdeutschland und nicht von der BRD. Damals war die Politik der DDR noch auf eine echte Wiedervereinigung auf friedlicher Grundlage das Ziel. Erst unter Honecker hat man darauf bestanden von der BRD zu sprechen und darauf zu bestehen, dass die DDR ein eigenständiger Staat ist. Im Nachhinein betrachtet, muss man sagen, dass dieser politische Kurswechsel schon viel früher hätte stattfinden müssen. Denn in der BRD waren Faschisten wieder in Amt und Würden. Auch der Vater von Erna Dorn, die während der Zeit des Faschismus für die Gestapo arbeitete und später für die BRD als Agent tätig war. Die BRD wurde ins westliche Bündnis militärisch und wirtschaftlich integriert. Da war eine echte Vereinigung der beiden deutschen Staaten bereits unrealistisch.

1990 ist die DDR annektiert worden. Das war keine echte Vereinigung, wie uns immer wieder Glauben gemacht wird.


 

Auf Wikipedia, dem Text der BStU und anderen Publikationen wird Erna Dorn verharmlost dargestellt. Die BStU versteigt sich sogar in Behauptungen, dass sie eigentlich das Opfer sei, indem behauptet wird, dass sie vom MfS misshandelt worden wäre.

Die Gefangenbefreiung am 17.06.1953 wird als dämlicher Zufall dargestellt. Daraus wird der Schluss gezogen, dass das Todesurteil vom 22.06.1953 durch das Bezirksgericht Halle nicht gerechtfertigt gewesen sei.

Im Jahre 1994 ist das Todesurteil vom Landgericht Halle aufgehoben worden.

Leider fehlen Dokumente und zwar das Todesurteil vom 22.06.1953 durch das Bezirksgericht Halle und die Aufhebung des Todesurteils aus dem Jahre 1994 durch das Landgericht Halle. So kann man diese Dokumente nicht auswerten und sich kein Bild darüber machen. Die BStU, Wikipedia und andere Publikationen können alles mögliche behaupten, da es nicht überprüfbar ist

Nun meint die BStU der faschistischen Verbrecherin gedenken zu müssen.


 

Im Namen der Rechtswissenschaft ist dieses Buch herausgekommen. Die Beschreibung auf „Amazon“ spiegelt die heutige Staatspropaganda wider. In guter Tradition der alten BRD und der heutigen Groß-BRD mit Faschistinnen und Faschisten wohlwollend umzugehen.

Juristenbuch zu Erna Dorn

Buchbeschreibung AMAZON:

„Die vorliegende Seminararbeit thematisiert den Fall der Erna Dorn. Erna Dorn war eine in der Deutschen Demokratischen Republik verurteilte Kriegsverbrecherin, die am 22. Juni 1953 vom Bezirksgericht Halle wegen ‚faschistischer Kriegshetze‘ zum Tode verurteilt und am 1. Oktober 1953 in Dresden durch das Fallbeil hingerichtet wurde. Sie soll den Volksaufstand vom 17. Juni 1953, der von der SED offiziell als ein vom Westen organisierter faschistischer Putschversuch deklariert wurde, als Agentin mitgeplant und schließlich als ‚Rädelsführerin‘ in Halle vorangetrieben haben. Zuvor wurde Erna Dorn bereits am 21. Mai 1953 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ebenfalls vom Bezirksgericht Halle, zu einer Haftstrafe von 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, weil sie bei der Gestapo gearbeitet haben und als Aufseherin in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Lobositz tätig gewesen sein soll. Das Besondere am Fall Dorn ist, dass die verschiedenen Vorwürfe gegen sie ausschließlich aus angeblichen Selbstanschuldigungen im Rahmen verschiedener Verhöre hervorgehen, die in den Ermittlungs­akten des Ministeriums für Staatssicherheit und der Polizei dokumentiert sind. Das Interessante daran: Die Aktenlage ist in vielen Punkten widersprüchlich und ungenau. Es besteht sogar die Vermutung, dass die Anschuldigungen gegen Erna Dorn nicht der Wahrheit entsprechen, sondern frei erfunden wurden, um den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 öffentlich als faschistischen Putschversuch darzustellen. Der Fall Dorn ist auch deshalb so beeindruckend, weil er sich vor weniger als 70 Jahren in Halle zugetragen hat. Handelt es sich also um einen Fall politischer Strafjustiz, wie er heute in Deutschland nicht mehr denkbar ist? Oder war Erna Dorn wirklich eine faschistische Kriegsverbrecherin? Das lässt sich heute aufgrund fehlender Beweise wohl nicht mehr zweifelsfrei beantworten. In dieser Arbeit wird der Werdegang der Erna Dorn mit den verschiedenen Vorwürfen gegen sie dargestellt. Dabei werden die Aktenlage der Ermittlungsbehörden und die darin vorkommenden Unstimmigkeiten und Widersprüche aufgezeigt, so dass der Leser zu einem eigenen Urteil gelangen kann.“


 

Da die Gedenkstätte Ravensbrück nicht über Akten verfügt, die beweisen, dass Erna Dorn dort KZ-Angestellte war, ist es der VVN u.a. unmöglich etwas gegen die heutige offizielle Geschichtsdeutung zu unternehmen.


 

Was sagt „Neues Deutschland“ von heute zum Fall Erna Dorn?

Der Artikel aus dem Jahre 2002Artikel aus dem Jahre 2002 ist nicht sehr erhellend. Ein „weder noch“, um es allen recht zu machen. „Neues Deutschland“ als Zeitung der LINKEN ist nun im heutigen Staat und System angekommen.

 

 

 

„Kühler Kopf, Heißes Herz, Saubere Hände“

Film zum 50. Jahrestag der Oktoberrevolution

 

Vorschau Küher Kopf heißes Herz

„Kühler Kopf, Heißes Herz, Saubere Hände“

 

Den Film kann man sich in der Mediathek der „Stasi-Unterlagen“-Behörde ansehen.

 

 

Transkript des Films(von der Mediathek der BStU entnommen)

 

Sprecher:                                                                                                                                           Alarm. Feueralarm im Volkseigenen Reifenwerk Fürstenwalde. Die Sirene brüllt: Helft, rettet die Produktion. Sie ruft die neuen Herren des Betriebes zur Selbsthilfe. Seite an Seite mit ihren sowjetischen Freunden und Ratgebern bewahren sie vor dem Untergang, was sie gemeinsam erschufen. Das Werk kann dem Feuertod entrissen werden, aber die Flammen fressen 15.000 Reifen, ein Millionenschaden entsteht, der Volkswirtschaft durch Brandstifter im Auftrage imperialistischer Geheimdienste zugefügt, acht Jahre nach Kriegsende.                                                                                                                             Berlin Mai 1945. Der Krieg kehrt an seinen Ausgangspunkt zurück, Sowjetsoldaten erzwingen den Frieden. Den Totengräbern entrissen wird was vom guten Deutschland noch übrig blieb. Die Geschichte hat den mutigen Kämpfern gegen die braune Pest Recht gegeben. Des Teufels Generäle kriechen aus ihren Schlupflöchern. Sie sind über sämtliche Schlachtfelder Europas gejagt worden, um nun hier endgültig durch die Sowjetarmee auf- und hinweggescheut zu werden.                                                                   Dies blieb vom deutschen Größenwahn. Das Leben aber ging dennoch weiter und es begann das Lernen. Denn die Sieger waren nicht mit der Losung „Wehe den Besiegten“, sondern als Freunde in der Not und als Geburtshelfer einer neuen Zeit gekommen.            Manch einer freilich musste erst aus Schaden klug werden, um dies und die Grundtorheit des Antikommunismus zu begreifen. Viele aber kamen an der Seite deutscher Kommunisten und Antifaschisten schon anders nach Deutschland zurück, als sie von dort ausgezogen waren, als Kampfgenossen und Weggefährten, das bessere Deutschland im Herzen.                                                                                                                  Die Gruppe Ulbricht, Lehrer der Antifaschisten in der Sowjetunion, Lehrer der Aktivisten der ersten Stunde, sie übernahm auch daheim die Führung. Sie wies uns allen Weg und Ziel, beim Enttrümmern der Straßen und Plätze und beim Entrümpeln der Köpfe. Aus tausend Wunden blutete das Land, aber zaghaft und scheu begann auch das neue Leben zu blühen aus Ruinen. Faschismus und Militarismus sollten mit der Wurzel ausgerottet werden, damit ein friedliebender deutscher Staat gedeihe. Diese sowjetische Auffassung wurde mit der Potsdamer Konferenz geltendes Recht und in Nürnberg hielten die Völker Gericht, im Namen der Menschlichkeit und zur Sicherheit für die noch Ungeborenen. In unserem Teil Deutschlands aber zog die Arbeiterklasse die erste große Lehre aus der unheilvollen Geschichte: „Brüder ins eins nun die Hände“, schworen sich Kommunisten und Sozialdemokraten. So wurde das Fundament für unser neues deutsches Haus gelegt.       Es wurde gelernt und geschafft wie nie zuvor. Der Wissensdurst besiegte den knurrenden Magen. Werke und Bauten, Talsperren wie diese, das Nützliche für die Allgemeinheit, wir schufen es. Vieles davon war notwendig und auch versprochen worden seit Generationen, wir aber erbauten es, weil unter Führung der Partei der Arbeiterklasse zum ersten Mal für die Millionen und nicht für die Millionäre gearbeitet wurde. Die alten Verderber des Volkes waren entmachtet. Ein neuer Frühling der friedlichen Arbeit kam ins Land. Die Wunden vernarbten, die Tränen versiegten, mit der Zuversicht kam die Kraft. Im Osten trat das andere, das gute Deutschland, das es immer gegeben hat, seinen Siegeszug an. Da zitterten die Monopolherren um ihre Macht und sie teilten den Berliner Magistrat, um weiter zu herrschen, wenigstens in einem Teil der Stadt. Die Spalter Berlins verließen das Rote Rathaus, gegen dessen rote Ideen sie mit der Kraft des Geistes nicht hatten ankommen können und sie starteten den Kalten Krieg, made in USA, aus der Entfernung. Zehntausende Berliner demonstrierten in diesen Tages des Jahres 1948, dass die Uhrzeiger der Geschichte gegen ihren erklärten Willen zurückgedreht wurden. Doch ihre Zukunft war von den alten Feinden der Nation schon wieder verkauft worden, für Westmark an die Wallstreet. So entstand der westdeutsche Seperatstaat, Aufmarschbasis des alten Ungeistes, verkleinerte Ausgabe des alten Reiches, gebildet aus Angst vor dem erwachenden Volk, das Frieden und Fortschritt für das ganze Land wollte. Wir aber scharten uns enger um unsere Besten, verdeutlichten uns unsere Mission und schufen den ersten Friedensstaat der Arbeiter und Bauern in der deutschen Geschichte.                                                                                                           Inmitten des Territoriums der DDR liegend, schickte sich Westberlin indessen an eine Rückentwicklung zu forcieren. General Clay, der amerikanische Statthalter in Westberlin, hatte auftragsgemäß das Werk der Spaltung vollendet. Er hatten einen Teil Deutschlands und einen Teil Berlins vorerst der Allgewalt der imperialistischen Monopole erhalten. Bald schon dröhnte hinter den Friedensphrasen der Freiheitsglocke die Revanchistentrommel. Clay ermutigte die untergetauchten Nazi-Größen hervor zu kriechen aus ihren Löchern, erneut hoffähig zu werden, ihr schmutziges Geschäft noch einmal zu versuchen. So wurde diesmal unter amerikanischem Patronat die deutsche Militaristenbestie wieder aufgepäppelt und scharf gemacht. Und sie gedieh gefährlich gut und von vielen kaum bemerkt, hinter dem grellen Feigenblatt der amerikanischen Lebensweise. Die kam in großen Kübeln über den Teich und wurde mit verdächtiger Großzügigkeit ausgegossen.                                                                                                           Aus Westberlin wurde ein Klein-Chicago und das drohte der DDR mit dem großen Knüppel. Doch es blieb nicht bei der Drohung. Westberlin wurde binnen kürzester Zeit zu einem Flugzeugträger ausgebaut von dem über 80 Geheimdienststellen ihre Rohre auf Frieden und Fortschritt richteten. Ton und Takt wurden vom RIAS angegeben, dem Sender des amerikanischen Geheimdienstes.                                                                 Gemeinsam bereiteten sie den Tag X vor, die Liquidation der DDR und ihrer Errungenschaften. Die Sprengung der Saaletalsperre bei Schleitz war dafür vom KgU-Agenten Benkowitz bis ins Detail vorbereitet worden. Nicht allein die Stromversorgung für zehn Landkreise wäre so vernichtet worden, mehr noch, die Flutwelle sollte Städte und Dörfer im Saaletal und alles Leben in ihnen hinweg spülen.                                              29. Februar 1952, Eisenbahnbrücke Berlin Spindlersfeld: Unsere Posten entdecken eine verdächtige Person, die im Schutze der Nacht in das Brückengelände eingedrungen ist.  Soldat:                                                                                                                                                  Halt! Stehen bleiben!                                                                                                                        Sie nehmen die Jagd auf, in letzter Minute können sie einen schon angeschlossenen, 30 Kilogramm schweren Sprengkoffer vom Schienenstrang lösen. Der gefasste und wenig später abgeurteilte Attentäter Johann Burianek, dessen Spuren wir schon lange verfolgten, entpuppt sich wiederum als Agent der KgU. Zwei Attentate auf Personenzüge, bei denen es Schwerverletzte gab, führte Albrecht Gessler, Spreng-und Waffenspezialist der KgU mit Druckminen aus faschistischen Heeresbeständen aus. Allein auf dem Verschiebebahnhof Wustermark vernichtete der Rangierer Heinz Woithe in einem Monat 12 Waggons mit Medikamenten und Schlachtvieh. Seine Methoden: Rangierzusammenstöße und Brandstiftung. Schaden: 240.000 Mark. Auftraggeber: KgU.      Der große KgU-Prozess gegen Benkowitz, Burianek, Gessler und Komplizen beweist der Weltöffentlichkeit, diese aus Faschisten und Kriminellen gebildete Terrorbande, die sich heuchlerisch Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit nennt, soll mit Diversion und Sabotage den bewaffneten Überfall auf die DDR vorbereiten. Dafür ist sie 1949 in Westberlin als politische Organisation anerkannt worden, dafür erhält sie von CIC, MID und aus der Ford-Stiftung monatlich 220.000 West-Mark und 1 Millionen Mark in DDR-Währung. Die erfolgreiche Arbeit unserer Sicherheitsorgane ermöglichte die Enthüllung des KgU-Auftrages und ihrer Praktiken. Sie vereitelte geplante Terroraktionen und brachte Licht in die Untaten der Vergangenheit. Hier in die des Burianek, der Reifen tötete, bevor er es mit Menschenleben versuchte. Als die Jugend der Welt in der DDR-Hauptstadt zu Gast weilte, war es wiederum Burianek, den die Westberliner KgU-Zentrale beauftragte das Fest des Friedens, der Völkerverständigung und des Frohsinns zu stören. Er führte so jene Methode der organisierten Provokationen ein, die seither immer dann strapaziert wird, wenn die Weltöffentlichkeit unserer Republik ihre Referenz und Anerkennung erweist. So fuhr Burianek, der sich tagsüber als biederer Werkfahrer eines Berliner Betriebes tarnte, des Nachts mit Brandsätzen durch die Gastgeberstadt, um Symbole der Weltfestspiele in Flammen aufgehen zu lassen. In dem törichten Traum die Weltjugend würde nun die Festivalfröhlichkeit als Fassade und die Feuerteufeleien für die wahre DDR nehmen. Weitere Attentate jener Zeit galten dem Berliner Großkraftwerk Klingenberg und der 3000 Tonnen Schmiedepresse des Ernst-Thälmann-Werkes in Magdeburg. Beide wurden rechtzeitig vereitelt.                               Dann hatten wir es mit dem Leipziger Tierarzt Walter Schöbe zu tun, der skrupellos die unheilvolle Tradition der IG-Farben-Chemiker und KZ-Ärzte fortsetzte. Im Leipziger Schlachthof sollte das abenteuerlichste Verbrechen der KgU organisiert werden. Die mittelalterlichen Giftmorde der Medicis übertreffend, den amerikanischen Giftkrieg gegen Frauen und Kinder in Korea und Vietnam vorwegnehmend, ließ hier der USA-Geheimdienst Fleischmengen vergiften, die tausende Messestädter töten sollten. Aber der Täter konnte gefasst, der schon vorbereitete Massenmord rechtzeitig verhindert werden.                                                                                                                                                   Die KgU war im offenen Kampf geschlagen. Nun wich sie auf die administrative Diversion aus. So wurden Sabotageaufforderungen verschickt, regierungsamtliche Anweisungen, Bankoperationen und Lebensmittelkarten gefälscht, ohne nennenswerten Erfolg. Denn rund 300 Anschläge, 400 manchmal, dieser Art wurden allmonatlich von uns aufgedeckt. Damit hatten wir die KgU nach zehnjährigem Gefecht an allen Fronten geschlagen. Wer noch nicht in unseren Gefängnissen saß, verschwand im Westberliner Sumpf, woher er gekommen war. Auch sie wird dereinst die Strafe treffen. Indessen gingen die Vorbereitungen der anderen Geheimdienst- und Agentenorganisationen für den E-Fall weiter. Gemeinsam versuchten sie die DDR mit einem Funkmeldenetz zu überziehen, das den eingedrungenen Truppen der Aggressoren Spionageinformationen aller Art zu spielen und somit die Angriffsoperationen erleichtern und lenken sollte. So wurde mit SS-Unterscharrführer Hans-Joachim Koch ein Individuum vom westdeutschen Bundesnachrichtendienst angeworben und in Westberlin als Agentenfunker ausgebildet, das an Kriegsverbrechen in Frankreich, Griechenland und der Sowjetunion beteiligt war. Auch dieser Altfaschist und Spion wurde samt seinen Mittätern von den Genossen des Ministeriums für Staatssicherheit gestellt. Der britische Geheimdienst hatte den NATO-Funkmeldekopf-Nord-Ost für den Ernstfall bilden wollen. Ernst wurde es allerdings nicht für die DDR, aber für Koch und seine Komplizen auf der Anklagebank. Westberlin war in diesen Jahren der offenen Grenze immer wieder Ausgangspunkt der meisten Verbrechen gegen die DDR. Mit der S-Bahn hatte der Agent Kurich sein Sprengstoffpaket transportiert. Aber am Ort der Tat, in seinem Betrieb angelangt, schlug ihm das Gewissen. Das Werk auch seiner Hände in die Luft zu jagen, er brachte es nicht fertig.                                                                                                                    Kurich stellte sich den Sicherheitsorganen, ein Beweis dafür, dass nun auch unsere Aufbauerfolge und unsere Erziehung gegen die Agentenzentralen zu wirken begann. Dieses Beispiel besagt jedoch nicht, dass sich unsere angestrengte Wachsamkeit an der offenen Grenze zu Westberlin etwa schon erübrigt hatte. Diese Grenze ist 42,5 Kilometer lang, 81 Straßenübergänge und 13 bei der U- und S-Bahn wurden zu jeder Stunde auch dazu benutzt der DDR einen Vielfrontenkrieg aufzuzwingen. Durch sie pendelten die Agenten hin und her, sie wurde für den organisierten Menschenhandel missbraucht, über sie wurde die ökonomische Aggression gegen die DDR mit großangelegten Währungs- und Warenspekulationen forciert. Der einseitig und willkürlich von West-Berlin festgesetzte Schwindelkurs schuf den Feinden unserer Republik die Möglichkeit Waren zu einem Viertel ihres Wertes an sich zu bringen, die Ausplünderung der DDR auch noch mit Maximalprofiten zu betreiben. So stahlen uns die politischen Taschendiebe jährlich 3,5 Milliarden Mark Volksvermögen.                                                  Auch die Geschenkpakete, zu deren Versand in die DDR alle Geheimdienste über Zeitungen und Rundfunkstationen ständig aufforderten, wurden ein Mittel zur Ausrüstung von Agenten- und Diversionsgruppen. Tag für Tag förderte unsere Postzollkontrolle typische Liebesgaben der westlichen Welt zu Tage.                                        In den Anfängen des Jahres 1953 wurde auf allen Gebieten die Tendenz spürbar, die Segnungen der westlichen Welt nun in die DDR zu exportieren. Die Bezeichnung Klein-Chicago wäre um diese Zeit für West-Berlin schon untertrieben gewesen. Es gab Schund, Schmutz, Sex, Korruption und Kriminalität wie in Chicago, genug um in nicht enden wollender Güte davon abzugeben. Die Saat der Gewalt nun sollte sie Früchte bringen. Hitler-General Reinhard Gehlen, heute Chef des westdeutschen Bundesnachrichtendienstes, zog die Fäden, von Pullach bei München, seinem Hauptquartier, also weit vom Schuss. Er glaubt in seiner verbarrikadierten Geisterstadt ungestört und unbehelligt zu bleiben. Dennoch schauen, wie dieser Film beweist, wachsame Augen überall auf seine blutigen Finger. Der Bonner Staat, der Zeit seines Bestehens die Ergebnisse des 2. Weltkrieges rückgängig zu machen versucht, hat sich, wie man sieht, den Aufbau seines Geheimdienstes was kosten lassen. 150.000 qm groß ist dieses Gelände.                                                                                                                                      Die Kommandozentrale hinter den verriegelten Türen und verhangenen Fenstern in der narzisstische Gestapo-, Sicherheitsdienst- und Abwehrleute den Ton angeben, dirigiert 17.000 Gehlen-Leute zur Wühlarbeit gegen den Sozialismus. Der Etat: 68 Millionen jährlich. Auf jeden der von Gehlen losgelassenen Hunde kommt also eine Viertelmillionen. Von hier erging auch der „Generelle Auftrag für Alle“, mit dem Gehlen seine Agenten anweist im gegebenen Kriegsfall gegen die DDR in Aktion zu treten, Kriegsschäden zu registrieren und weitere Angriffsziele vorzuschlagen. Der erste Tag X wurde durch die Bonner Ultras und ihre amerikanischen Hintermänner für den 17. Juni 1953 festgelegt und für einen halben Tag gelang es den V-Leute Gehlens auch öffentliche Provokationen zu starten und einige tausend, teils verdutzte, teils sensationsgierige Zuschauer dafür zu finden. Die modernen Bilderstürmer und Brandstifter, zumeist aufgeputschte, bezahlte Jugendliche waren in Scharen von Westberlin in die DDR-Hauptstadt dirigiert worden, um Not und Terror zu inszenieren, um hier unter Anleitung von Gehlens Gewährsleuten kleine Feuer zu legen, die den großen Kriegsbrand von innen entfachen oder zumindest den Vorwand dafür liefern sollten ihn von außen in die DDR zu tragen, die größte Errungenschaft der deutschen Geschichte, unser Arbeiter-und Bauernstaat. Die Tatsache, des auf deutschem Boden erfolgreich wirkenden Sozialismus, sollte aus der Welt geschafft werden. Hier musste vereint und unerbittlich zugeschlagen werden, um das Ungeziefer in seine Löcher zurückzujagen. Wir werden es unseren sowjetischen Klassen- und Waffenbrüdern nicht vergessen, dass sie sich so schnell und entschlossen vor die DDR stellten, um den gelegten Brand noch im Keim zu ersticken. Die geschlagenen Revanchisten vergossen Krokodilstränen darüber, dass ihnen beim neuen Ostlandrittversuch noch nicht einmal das Satteln geglückt war. Wir aber wussten nun, was sie meinten, wenn sie die Wiedervereinigungswalze drehten und zogen die Konsequenzen. Wir schufen die bewaffneten Kampfgruppen der Arbeiterklasse, damit sich die unheilvollen Erfahrungen der Geschichte nicht wiederholten. Wir nahmen die Waffen für unsere Macht, denn ohne Waffen wiesen wir dem Gegner die Macht uns zu Paaren zu treiben. Wir nahmen den missglückten Frontalangriff als eine Lektion. Das waren wir den Kämpfen und den Kämpfern der deutschen Arbeiterklasse und all den erbrachten Opfern schuldig. Wir befestigten unseren Staat, damit alle lernen konnten zeitig klüger zu sein. Das waren wir auch unseren sowjetischen Freuden schuldig und ihrem Blutzoll, den sie für Deutschlands Befreiung vom Faschismus und die Sache des Proletariats gegeben haben.                                                                                                               Die Tschekisten der DDR erinnern sich in Stunden der Bewährung und in solchen des Erfolges immer an die Hilfe ihrer sowjetischen Vorbilder, die sie aus nun fünfzigjähriger Kampferfahrung zu jeder Stunde und in jeder Lage gaben.                                                     Wir erinnern uns euren schweren Anfangs, eurer in ehrenvollen Kämpfen gegen die äußeren und inneren Feinde erwiesenen Sorge, um den Bestand der jungen Sowjetmacht. Wir gedenken eurer Opfer, die auch für den Sieg des Sozialismus in seinem Ursprungsland gebracht wurden.                                                                                                    Wir gedenken Felix Dserschinskis und seiner ersten Getreuen. Sein Wahlspruch „Kühler Kopf, heißes Herz, saubere Hände“ ist Leitmotiv auch unserer Arbeit.                                 Wir achten eure Selbstlosigkeit, die sich schon in den ersten Monaten eures Kampfes bewährte, als ihr selbst hungernd den Hunger bekämpftet. Wir lernten von euch, die Revolution verteidigen und fortführen kann nur wer auf der Seite der Zukunft und der Zukünftigen steht, wer die Macht fest in den Händen hält und sie kompromisslos verteidigt, wer sich die Fähigkeit erwirbt und bewahrt das Heute mit den Augen des Morgen zu sehen, wir ihr es tatet, als ihr noch inneren und äußeren Feinden bedrängt den ersten Jahrestag der Revolution feiertet, des einen Sieges und aller künftigen gewiss.     Der Fall des leitenden Reichsbahnangestellten Bitterlich bewies uns, dass die Feinde der Republik nach ihrer Niederlage von 1953 mit wieder verfeinerten Methoden die alte Fährte aufgenommen hatten. Bitterlichs Auftraggeber interessierte Art und Umfang des Warenaustausches zwischen der DDR, der Volksrepublik Polen und der Sowjetunion. Was davon die Grenzstation im Bezirk Frankfurt/Oder passierte, notierte Bitterlich für den Gegner. Was immer in diesem Reichsbahngrenzbezirk an Aufbauleistungen vollbracht, an Sicherheitsvorkehrungen getroffenen wurde, Bitterlich verriet es für einen Judaslohn. Vor den Schranken des Gerichts musste Bitterlich unter der Last unserer Beweise auch zugeben, welcher Art seine Liebe zum Segelflug war. Als Pilot des 2. Weltkrieges erhielt er die geheimdienstliche Weisung, sich zur Militärspionage in die Reihen unserer Luftstreitkräfte einzuschleichen. Als dies jedoch aufgrund seiner Vergangenheit misslang, versuchte er seinen Auftrag über die Gesellschaft für Sport und Technik auszuführen. Bitterlich wurde Segelfluglehrer. Er missbrauchte seine Position prompt, um die geforderte Militärspionage zu betreiben. Zu den Segelfluglehrerpflichten gehört, dass der erste und letzte Start eines jeden Flugdienstes als Sicherheitsvorkehrung stets von ihm unternommen wird. Seine Rechte erlauben ihm diese Flüge in den Grenzen der allgemeinen Flugsicherheitsbestimmungen ohne Auftrag, also nach Gutdünken in Richtung, Höhe und Dauer ausführen zu können. Wir sehen wie und wofür Bitterlich seine Rechte und Pflichten nutzte.                                                       Verzweifelt arbeiteten die feindlichen Geheimdienste auch daran ihr Funknetz für den berüchtigten E-Fall wieder zu komplettieren und zu modernisieren. Ganze Funkausrüstungen, zumeist amerikanischer Herkunft, oft als harmlose Kofferradios getarnt, sollten wiederum die offene Grenze passieren. Immer wieder gelang es uns aber auch dieses Spinnennetz der Spionageinformationen zu zerreißen. Dass alle westlichen Geheimdienste, wie sehr sie sich sonst auch untereinander bekriegten, gemeinsam einen erneuten Frontalangriff planten, erhellte auch die Praxis sich nicht mehr mit dem Anzapfen gewöhnlicher Telefonleitungen zufrieden zu geben. Wir schrieben inzwischen das Jahr 1956 als wir entdeckten, dass die BASA-Leitung, ein Telefonnetz, das alle Eisenbahnstellen untereinander verbindet, fremde Teilnehmer hatte. Über diese Kommandoleitung werden Schaltungen realisiert, Fahrtrichtungsanzeiger, Weichen und Uhren gestellt, Notrufe gegeben. Alle diese Manipulationen wurden, wie wir durch authentische Fotos belegten, vom Gegner konserviert. Wozu versuchte er sich in die BASA-Leitung einzuschalten? Wiederum um am Tage X Unglücke und Chaos nach Gutdünken organisieren zu können. Ihre vorläufige Krönung erfuhren alle diese ebenso schmutzigen wie menschenfeindlichen Machenschaften am 22. April 1956. An diesem Tage entdeckten unsere sowjetischen Genossen einen 300 Meter langen Spezialtunnel, der direkt von einer amerikanischen Armeefunkstation in Westberlin Rudow unter unserer Grenze hinweg nach Alt-Glienicke führte. An Ort und Stelle konnten die internationalen Pressevertreter des Pudels Kern untersuchen. Dies war keine flüchtig erbaute Agentenschleuse. Der fünf Meter unter der Erde geführte, spezialisolierte und fast 2 Meter dicken Sektionstrennwänden aus Eisenbeton versehene Tunnel war wegen dreier Telefonkabel mit über 160 Leitungspaaren vorgetrieben worden. Sie sollten durch den amerikanischen Geheimdienst überwacht, im Bedarfsfalle gestört oder mit Fehlanweisungen gespeist werden. Es handelte sich um die Sonderleitung der DDR-Regierung und der zeitweilig auf unserem Territorium stationierten sowjetischen Truppen. Wieder waren die dunklen Machenschaften von Dulles und Adenauer, jener Gesinnungsbrüder, die eine erklärte Politik am Rande des Krieges betrieben, vereitelt und an den Pranger der Weltöffentlichkeit gestellt worden. Dass sie sich in Westberlin mit dem heutigen Bonner „Ribbentröpfchen“ trafen, verhieß dennoch nichts Gutes. Radio „Freies Europa“ in München, ein Sender der faschistischen Emigrantenorganisationen in Händen des amerikanischen Geheimdienstes, rief dazu auf Ungarn aus dem Verband der sozialistischen Staaten herauszubrechen. Wir wissen, wie das blutige Abenteuer mit einer weiteren Niederlage für seine Initiatoren endete. Das geheimdienstlich organisierte, finanzierte und in Westdeutschland beherbergte wie ermutigte Emigrantenpack sah seine Stunde kommmen. Es blies in allen Sprachen, aber in einfallslosen anti-kommunistischem Gleichklang zum Sturm auf die sozialistischen Positionen in Europa. Auch durch Moby-Dick, den Ballonsatelliten mit den Spionagekameras, schürte der amerikanische Geheimdienst die Spannungen.

[Musik]

Aber weder die Anweisungen für Analphabeten, noch das eigens zur Auswertung der Spionageballonflüge errichte Kontrollnetz, konnten das zu Gunsten des Sozialismus entwickelteKräfteverhältnis in der Welt ernsthaft anrühren, geschweige es denn verändern. Die Wünsche des Gegners waren maßlos, seine Angriffsversuche abenteuerlich, aber seine Arme blieben zu kurz. Auch wir verkürzten sie in jener spannungsgeladenen Zeit um einiges und erfüllten das Gebot des sozialistischen Internationalismus. So bewahrten wir unsere polnischen Freunde vor einem ungebetenem Gast. Benedikt Schuminski sollte in seiner Heimat, die er 1953 als Krimineller verraten, verlassen und verkaufte hatte, als amerikanischer Spion zurückkehren. Er hatte die Spionageschule der CIA im berüchtigten „Camp King“ bei Oberursel absolviert und war von seinen Ausbildern für den Weg durch die Oder hinreichend ausgerüstet worden. Vor allem aber sind wir stolz darauf, dass wir in jenem Jahr 1956 im Interesse aller Bruderländer die DDR wirksam schützen konnten. Damit trugen wir dazu bei dem imperialistischen Großangriff auf das sozialistische Europa zu stoppen, noch ehe er sich voll entfaltet hatte. Die Organe des Ministeriums für Staatssicherheit gingen verstärkt zur Aufklärung der feindlichen Pläne über, die gegen den Frieden und die europäische Sicherheit gerichtet sind. Stichwort: „For Eyes Only“.

Peggy! Hey, Peggy. Come back here! Don’t be silly.

[Schritte]

Was ist, Mädchen?

Hände hoch, Mister Hansen! Quatsch hier nicht rum! Steck das Eisen weg und pack gefälligst mit an! Hast mal wieder gesoffen, was? Nicht einen Tropfen. Nur Coca. [Schüsse] Ah.

Genosse Oberleutnant Horst Hesse, Sie waren der Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit, der auftragsgemäß in die MID-Zentrale in Würzburg eindrang, ihre Arbeitsmethoden aufklärte und, wie der Film „For Eyes Only“ danach gestaltete, mit einem Panzerschrank voller Geheimmaterialen zurückehrte in die DDR. Ja, wissen Sie, äh, was sehr selten geschieht, aber ja der Film einmal untertrieben, denn es handelte sich nicht um einen Panzerschrank, sondern um zwei Panzerschränke. Uns kam es ja nicht auf die Panzerschränke an, sondern um, äh, den Inhalt. Und wie gesagt, wir hatten nur sehr wenig Zeit zur Verfügung. Die Aktion musste schnell durchgeführt werden, so war es mir auch nicht möglich das Zahlensystem der Panzerschränke zu kontrollieren. Und na musste ich eben in den sauren Apfel beißen und die schweren Dinger mitnehmen, einpacken und mit rüberbringen. Genosse Hesse, welchen Inhalt hatten nun diese beiden Panzerschränke und wozu verhalf dieser Inhalt der DDR? Naja, es handelte sich hauptsächlich um geheime Dokumente des amerikanischen Geheimdienstes. Von ganz besonderem Interesse aber war ein geheimer NATO-Plan, der, woraus hervorging, dass der amerikanische Geheimdienst mit dem westdeutschen Gehlen-Geheimdienst eng zusammenarbeitete und eine Agentengruppe in das Nervensystem unserer Deutschen Demokratischen Republik einsetzen wollte, um, äh, Funktionszentren, politische, ökonomische und auch Nachrichtenzentren unseres Landes zu stören. Auf dem Papier stand wiedermal ein Tag X, ja? So war es, auf dem Papier stand der Tag X der NATO, der, äh, zeigen sollte, dass, äh, die DDR militärisch von der NATO überrannt werden sollte. Äh, Genosse Hesse, nun weiß ich von ihrer Rückkehr, äh, mit den Panzerschränken von der internationalen Pressekonferenz, die damals viel Aufsehen erregte, dass sie ja nicht nur mit den Panzerschränken gekommen sind. Ich glaube eine ganze Kartei von Agenten hatten Sie auch noch mitgebracht. Ach, äh, wissen Sie, äh, das, äh, möchte ich Ihnen sagen, es handelte sich hierbei nicht nur um die Panzerschränke. Ich muss ehrlich sagen, ich habe alles mitgebracht, alle Unterlagen der amerikanischen Dienststelle, die sich dort befanden. Reinen Tisch gemacht? Ich hab‘ reinen Tisch gemacht, ich hab‘ nichts liegen lassen. Wir haben eine saubere Arbeit durchgeführt. Also ganz natürlich, dass da auch eine Agentenkartei dabei war? Selbstverständlich, hier brachte ich die gesamte Agentenkartei der amerikanischen Dienststelle mit, wodurch es unserem Ministerium möglich war 137 Agenten sofort dingfest zu machen und eben nach der Zeit dann noch weitere Agenten, die sich, äh, freiwillig unseren Sicherheitsorganen stellten. Wie viele waren es dann insgesamt? Insgesamt handelte es sich um über 500 Agenten. Genosse Hesse, noch eine Frage zum Schluss, Sie haben als Kundschafter der DDR, äh, ich glaube, man kann so sagen, nun Jahre lang in der Höhle des Löwen gesessen und es gab ganz gewiss nicht wenige schwierige Situation für Sie. Was hat Sie durchhalten lassen, wenn die Lage einmal besonders heikel war und die Gefahr des Hochgehens besonders akut? Nun an erster Stelle war es die Partei, die mir die Gewissheit der Anständigkeit und Notwendigkeit meines Einsatzes gab. Weiterhin meine Genossen des Ministeriums für Staatssicherheit, von denen ich eine sehr gute Anleitung bekam, mich dadurch auch dementsprechend sicher fühlte und vor allen Dingen, äh, nie allein war. Ich hatte immer das Gefühl, dass sich jemand um mich sorgt. Die Kontinuität des sozialistischen Kundschaftervorbildes Richard Sorge wurde gewahrt. Wir halten mit Taten sein Andenken in Ehren.

[Morse-Tonsignale]

Direktor, ist das vielleicht er? Möglich. Ja, Einzelheiten, die wollen Einzelheiten in unserer Situation. Wenn sie uns wenigstens eine Kurierverbindung herstellen könnten. Max Christiansen-Clausen, der Kundschaftergruppe Sorge, der Sie als Funker angehörten, ist eine Meldung an die Sowjetunion zu verdanken, die von wahrhaft kriegsentscheidender Bedeutung war. Als Sie funkten, Japan beabsichtigt nicht die Sowjetunion anzugreifen, bedeutete das, dass frische sibirische Divisionen von der Grenze abgezogen und in den Kampf um Moskau einbezogen werden konnten. Die Entscheidung vor Moskau aber bahnte die große Wende des 2. Weltkrieges an. Sie war der Anfang vom Ende des Hitler-Faschismus. Max Christiansen-Clausen, fühlten oder wussten Sie damals gar, dass die Kundschaftergruppe Sorge mit dieser Meldung eine Schlacht auch für die deutsche Arbeiterklasse gewonnen hatte? Um auf die letzte Frage gleich zu antworten, möchte ich ja sagen. Denn durch den 1. Weltkrieg gestählt zum Kommunisten, haben wir in der Weimarer Republik eine gute Arbeit als Parteiarbeiter geleistet. Das heißt, Kommunisten sind immer Internationalisten. Da ich die Ehre hatte zur Kundschaftertätigkeit in die Sowjetunion zu reisen, so haben wir auch uns die beste Mühe gegeben, um für die Sowjetunion, das heißt also für die Internationale Arbeiterklasse, das Beste getan zu haben. Zu der ersten Frage, ob die Gruppe Sorge die Auswirkung, dass die Japaner nicht auf die Sowjetunion einen Angriff vollziehen werden, kann ich hier nicht ganz beantworten. Wir wussten auf alle Fälle, Dr. Richard Sorge und seine Gruppe, wir wussten, dass diese Meldung „Kein Angriff auf Sibirien“ eine große Wirkung haben würde bei der Entscheidung des 2. Weltkrieges. Nun, die Eskorten, Divisionen abgezogen werden, die auf Wacht standen vor die Japaner an der Sibirisch-Mansurischen Grenze und die konnten dann vor Moskau gegen die Faschisten geworfen werden und das war der Wendepunkt des 2. Weltkrieges. Wir konnten leider nicht mehr feststellen, ob die Meldung Dr. Sorges Wirkung hatte, denn 3 Tage später saßen wir bereits schon hinter Zuchthausmauern.

[Musik]

[Trommelschläge]

Anderthalb Jahrzehnte nach ihrer totalen Niederlage versuchen Hitlers Generäle das Testament ihres Führers zu vollstrecken, den 2. Weltkrieg nachträglich zu gewinnen. Bundeswehrgeneralinspekteur Heusinger unterschreibt DECO II, den Plan der gewaltsamen DDR-Angliederung an den imperialistischen westdeutschen Staat. Am ersten August 1961 wird Alarmbereitschaft für die NATO-Verbände in Europa gegeben. Heusinger meldet dem Pentagon, dass sieben westdeutsche Divisionen bereitstünden unverzüglich jede Mission auszuführen. Strauß putscht: „Der 2. Weltkrieg ist noch nicht zu Ende.“ Und von Hassel proklamiert: „Wir wollen die alten deutschen Herrschaftsgebiete wiederhaben. Das Jahr 2000 darf nicht zum 83. Jahr der Oktoberrevolution werden.“ Die arbeitsscheue CIA-Agentin Gisela Gebhardt aus Berlin erkundet schon Plätze und Felder für Fallschirmspringer und Luftlandetruppen. Sie ist nur eines von zahlreichen konterrevolutionären Elementen, die zur Rechtfertigung des Einmarsches eingeschleust und von uns zwischen Januar und Juli 1961 matt gesetzt wurden. In dem geheimen Plan DECO II hieß es ausdrücklich, die nach Berlin eingeschleusten Verbände in zivil besetzen zum Zeitpunkt E sämtliche sowjetzonalen, staatlichen und militärischen Dienst- und Kommandostellen, Telegrafen- und Fernsprechämter, Reichsbahn- und Stadtbahnhöfe, Rundfunksender, Industrie- und Hafenanlagen, sowie Ausfallstraßen und Grenzkontrollpunkte. Durch Aufklärungserfolge wie die des Kundschafters Horst Hesse in Besitz des DECO II-Planes, konnten wir in Absprache mit der Warschauer Militärkoalition rechtzeitig unsere Grenzen sichern. Der Plan ging nicht auf. Frieden und Sicherheit wurden gewährleistet, in dem wir das Brandenburger Tor für die Totengräber der Nation schlossen, den Erben des Kommunistischen Manifestes aber nach langem historischem Kampf der beiden Deutschlands auf unseren Territorium den endgültigen Sieg sicherten.

[Musik]

So vollzog sich mit der Präzision eines Uhrwerkes, überraschend für die feindlichen Geheimdienste und ihre Befehlsgeber, der 13. August 1961.

[Motorengeräusche]

[Verkehrsgeräusche]

So triumphierten Hammer, Zirkel und Ährenkranz über die gefährliche Abenteuerlust der Reaktion in Deutschland. Sie hatten Krieg geschrien, die Warschauer Militärkoalition gebot Frieden.

[dissonante Musik, Klänge]

Und nun machten die Frontstadtpolitiker dumme Gesichter und es blieb ihnen nichts übrig als ihre offenkundige Niederlage zu besichtigen und ein paar klägliche Rückzugsgefechte ihrer Rowdies gegen das Unabänderliche zu organisieren. Den unverbesserlichen Kriegsabenteurern war die Grenze ihrer Macht gesetzt. So flüchten sie sich in forsche Worte und schrien nach dem großen Bruder. Schließlich wurde Bonns Forderung nach NATO-Gegenmaßnahmen das Ohr geliehen, aber nur eine Hand. Der Wille zum Durchbruch war groß, das Wissen um das Risiko größer. So lernten Amerikaner unsere Grenzen zu achten.

[Motorengeräusche]

Die DDR aber feierte ihren Sieg. Sie feierte Walter Ulbricht. Sie feierte die Reaktionsschnelligkeit, die Konsequenz und Besonnenheit von Partei- und Staatsführung. Sie dankte all ihren Verbündeten, die die Grenzsicherungsmaßnahmen gebilligt und unterstützt hatten und sie jubelte schließlich jenen zu, die sie als erste vollzogen, den bewaffneten Kräften der Arbeiterklasse, die ihre Macht zum Schutze des Lebens gebraucht hatten. Die Bonner Prominenz aber und ihre Geschäftsführer in Westberlin wallfahrteten noch immer mit großem Pressegefolge an die Mauer, die ihrer Aggressionslust gesetzt wurde. Wie sollte auch so schnell in ihren Kopf, dass sie ihr eigenes politisches Grab besuchten.

[Musik]

Die Amerikaner fanden sich schneller mit den Realitäten ab.

[Musik]

Sie begriffen schließlich, dass unsere Grenze nicht mehr, aber auch nicht weniger als jede Staatsgrenze ist. Es passiert, wer sich den Kontrollformalitäten unterwirft.

[Musik]

Diese Einsicht Washingtons in die Realitäten war allerdings begrenzt. Es schickte Scharfmacher Johnson nach Westberlin um die Frontstädter mit nazideutschem Gruß erneut auf ihre Störenfriedrolle zu orientieren. Der wurden sie zunächst als lichtscheue Wühlmäuse gerecht. Sie gruben von einem West-Berliner S-Bahnbogen unter dem Bahnkörper hindurch einen Tunnel zum S-Bahnhof Wollankstraße in unserer Hauptstadt. Mehrere Westberliner Polizeiinspektionen wussten, dass mit diesem Stollen Einsturzgefahr und Zugunglücke provoziert wurden. Durch einen Erdrutsch entdeckten wir auch den Tunnel und konnten das schlimmste verhüten. Unteroffizier Reinhold Huhn wurde am 18. Juni 1962 Opfer eines kaltblütig geplanten Mordes. Der Täter: Rudolf Müller, ein berufsmäßiger Agentenschleuser. Er war durch einen Tunnel vom Westberliner Springerverlagsgebäude in die DDR-Hauptstadt eingedrungen und erschoss hier den Grenzsoldaten. Stunden zuvor waren Presse- und Fernsehvertreter aufgeboten worden, um das Verbrechen in Bildern festzuhalten. a ein unkontrolliertes Passieren der DDR-Staatsgrenze seit dem 13. August 1961 nur noch mit einem gefährlichen Risiko, auf unterirdischen Wegen möglich war, spezialisierten sich die feindlichen Geheimdienste auf Passfälschungen aller Art, um so ihre Agenten ein- und auszuschleusen. Dabei begingen sie allerdings den schlimmsten Fehler, sie unterschätzen uns, ihre Gegner. So personifiziert jeder der hier gezeigten Pässe einen Agenten, der inzwischen da sitzt, wo er keinen Schaden mehr anrichten kann, hinter Schloss und Riegel. Neue Methoden der Agentenschleusung zu finden, bekannte zu verfeinern, das wurde nach den Grenzsicherungsmaßnahmen für alle gegen die DDR arbeitenden Geheimdienste zu einer Frage von Sein oder Nichtsein.

[Motorengeräusche]

Autoverstecke, die eingenommen werden konnten ohne die internationalen Zollplomben zu verletzten, erschienen besonders Erfolg versprechend. Missbraucht aber wurden von den notorischen Gesetzesverletzern auch die Transitwege durch die DDR. Selbst lebensgefährliche Verstecke wurden von den Agentenzentralen in Kauf genommen.

[Trommelschläge]

Wahrhaft lebensgefährliche Verstecke, aber was kümmert politische Berufsverbrecher ein Toter mehr oder weniger. Sie haben ohnehin vielfach ihren eigenen Friedhof. Der Terrorist Herbert Kühn, den die Sicherheitsorgane der DDR Anfang Juli 1963 lebenslang aus dem Verkehr zogen, war so einer vorsätzlicher verantwortungsloser und kaltblütiger Mörder. Als ausgebildeter Gehlen-Diversant und Leiter einer fünfzehnköpfigen Terrorbande wurde er in die DDR-Hauptstadt geschickt, um hier die Praktiken der KgU wieder aufleben zu lassen. Seine Sprengstoffanschläge richteten sich gegen das Rote Rathaus, ein Justizgebäude in der Stadtmitte und das Ministerium für Außenhandel und innerdeutschen Handel.

[Ticken der Bombe, Schritte]

Während die ersten beiden Sprengladungen rechtzeitig entdeckt und entschärft wurden, explodierte der Zeitzünder im Ministerium für Außenhandel und innerdeutschen Handel und richtete beträchtlichen Sachschaden an.

[Ticken der Bombe, Schritte]

Herbert Kühn, ohne Beruf, halbgebildet, damals 22 Jahre alt, von der braunen Deutschen Reichspartei zum Neofaschisten erzogen, kommt als in Italien und bei der OAS vielfach bewehrter Terrorist nach Berlin. Die Tätigkeit in Frankreich bzw. in der Bundesrepublik für die OAS und in Italien als Beitrag zum Befreiungskampf um Südtirol war für mich eine Art Vorstufe der Auseinandersetzung. Was für eine Auseinandersetzung, wovon sprechen Sie? Von Sprengstoffanschlägen gegen die Mauer von Westberliner Seite. Als ich dann im März selbst mich an den Aktionen beteiligt habe, habe ich ein Fluchblatt jenommen und, äh, diensthabende West-Berliner Polizeibeamten dieses Flugblatt gezeigt und diese guten Leute, die Westberliner Polizeianjehörigen, die sachten dann, ja schmeißt ihr die mal ruhig rüber, aber passt auf, da knallt’s manchmal und die wollten deshalb Feuerschutz geben, während wir die Flugblätter über die Mauer werfen. Kühn, der seine Sprengstoffattentate, durch die es Tote und Verletzte gab, bislang in einem Pariser Kino und auf den italienischen Bahnhöfen Trient, Verona und Mailand ausführte, verkündet dem Gericht in zynischer Offenheit dieses Endziel: Die Schaffung eines deutschen Reiches nationalsozialistischer Grundlage und darüber hinaus die Schaffung einer nationalsozialistischen Ordnung in Europa. Ich verstehe unter Europa, um das mal geografisch zu klären, Irland und Island im Westen und Russland mit der Grenze, mit dem Ural, im Osten als geografisches Europa. Es ergeht im Namen des Volkes das Folgende Urteil: Der Angeklagte Herbert Kühn wird wegen staatsgefährdender Gewaltakte, Paragraf 17 StEG, in Tateinheit von Diversion im Schweren Fall, Paragrafen 22, 24 Absatz 1 und Absatz 2, Buchstabe A, B und C StEG und mit staatsgefährdender Hetze im Schwerem Fall, Paragraf 19 Absatz 1, Absatz 2 und Absatz 3 StEG zu lebenslangen Zuchthaus verurteilt. Die durch das Verfahren entstandenen Auslagen werden dem Angeklagten auferlegt. Der schwer angeschlagene Gegner, dessen Aktionsmöglichkeiten eingeengt wurden, fällt auf die alten Methoden der KgU zurück. Ballons mit Hetzflugblättern werden wieder aufgelassen, deren geistiger Inhalt ist zwar nicht das Papier wert, auf das er gedruckt wurde und verfehlt jegliche Wirkung, die Ballons aber gefährden die Flugsicherheit und damit Menschenleben.

[Motorengeräusche]

Aber auch die niedergegangenen Ballons mit ihrer Füllung aus brennbarem Gas können Gefahr für Leben und Eigentum bringen. Oft wird auch der Sprengsatz, der die Flut der Flugblätter auslöst, zum Brandstifter.

[Streicher-Tremolo]

Auch die Wirtschaftsspionage als Grundlage für gezielte Sabotage und Diversionsmaßnahmen wird in jüngster Zeit wieder aktiviert.

Hallo Boss. Hi. So. Hier ist der ganze Kram, Boss. Ein ausgezeichneter Mann dieser Krüger, so ein Dispatcher ist schon was wert.

Mit diesem Material sind wir in der Lage den gesamten VEB Chemotechnik lahmzulegen.

Es enthält sämtliche westdeutsche Lieferfirmen mit besonderen Angaben über die Lieferungen von Düsseldorf und Mannheim.

Das ist eine gute Sache, Rosenberg. Jack, kommen Sie zu mir!

Der Mann ist brauchbar, dieser Krüger, wenn wir mit dem richtig im Geschäft bleiben, kann die Bude tatsächlich bald zu machen.

Hallo, Rosenberg. Hallo. Was gibt’s, Boss?

Dechiffrieren!

Veranlassen Sie, dass die Lieferungen gestoppt werden! Ok, Boss.

Na und was machen die Frauen, ihr Spezialgebiet?

Ich habe wieder einen netten Fisch gefangen, Maria Berger, nennt sich Ria, niedlicher Käfer, ganz unverdächtig.

Habe ihr einen Brief mitgegeben an unseren besten Verbindungsmann, der soll in Zwickau den Dr. Eisenhammer gründlich unter Druck setzen und zur Flucht bewegen.

Wird es auch klappen? Wahrscheinlich ja. Dr. Eisenhammer ist völlig unpolitisch.

Ein paar Anrufe genügen, um ihn weich zu machen. Wenn wir den wegkriegen, dann steht der alte Professor Richter alleine da mit seiner Klinik.

Dann soll er mal zeigen was er kann, der verdiente Arzt des Volkes.

Alles in Ordnung, Boss. Ok.

Miss Harry, ein Diktat.

[Motorengeräusche, quietschende Reifen]

[Schritte]

Guten Tag Erika, freust du dich denn nicht, dass ich da bin?

Sie sind festgenommen!

Halt, stehen bleiben!

[Schüsse]

[Schüsse]

[Pfeifen der Lokomotive]

[Schüsse]

Aufstehen! Hände hoch!

Erst vor wenigen Wochen verhandelte das Oberste Gericht der DDR gegen den CIA-Agenten Hüttenrauch und den mit den Gehlen-Agenten zusammenarbeitenden Firmeninhaber Latinski. Hüttenrauch, der Westberliner Handelsvertreter, lieferte Führungsdokumente der DDR-Industrie und des Außenhandels an die CIA und Latinski, der Hamburger Unternehmer, lieferte der Mineralölindustrie und dem Schiffsbau der DDR falsche Konstruktionen und ungeeignete Teile, verzögerte Verträge und Fertigstellungstermine, störte und schädigte unsere Wirtschaft und unser Ansehen in jeder Weise. Die Hauptverhandlung wird fortgesetzt. Der Erste Strafsenat des Obersten Gerichts der Deutschen Demokratischen Republik verkündet in der Strafsache gegen Hüttenrauch und Latinski folgendens Urteil: Im Namen des Volkes. Es werden verurteilt: 1. Der Angeklagte Hüttenrauch wegen Spionage in schwerem Falle zu 15 Jahren Zuchthaus unter Anrechnung der Untersuchungshaft. 2. Der Angeklagte Latinski wegen Spionage, fortgesetzter Sabotage und Diversion in schwerem Falle sowie wegen fortgesetzter Verleitung zum Verlassen der Deutschen Demokratischen Republik, alles begangen in Tateinheit zu lebenslangem Zuchthaus. Die Auslagen des Verfahrens haben die Angeklagten zu tragen. Gründe: Gegenstand dieses Strafverfahrens sind schwere Verbrechen gegen die volkswirtschaftliche Entwicklung der Deutschen Demokratischen Republik, die vom Angeklagten Hüttenrauch im Auftrage des amerikanischen Geheimdienstes und vom Angeklagten Latinski in Zusammenarbeit mit dem westdeutschen Bundesnachrichtendienst (BND) begangen wurden. Diese Verbrechen, die sich gegen wichtige Zweige der Volkswirtschaft der DDR richteten, sind keine spontanen oder zufälligen Handlungen. Sie sind Bestandteil eines umfassenden Systems feindlicher Tätigkeit gegen den ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden. Sie gliedern sich ein in die offizielle Politik der westdeutschen Bundesrepublik, die in Abstimmung mit der Globalstrategie der USA alle Anstrengungen unternimmt, um die Deutsche Demokratische Republik zu liquidieren und gleichzeitig den Kampf gegen die Gesellschaftsordnung der anderen sozialistischen Länder zu führen.

[Musik]

Die Arbeit der Sicherheitsorgane und die Erfolge bei der Vollendung des Sozialismus in der DDR bedingen und ergänzen sich in Wechselbeziehungen. Je wirksamer wir arbeiten, desto schneller geht es ungestört voran. Je besser es voran geht, desto kürzer wird die Zeit der Aktionsfähigkeit für Agenten.

[Musik]

Wenn man vor Augen hat, was die DDR seit dem 13. August allein beim Aufbau ihrer Hauptstadt vollbrachte, man könnte auch die Erfolge der Sicherheitsorgane daran messen.

[Musik]

Was aber das Schönste ist, auch in Westdeutschland wächst die Zahl unserer direkten Freunde und Bundesgenossen. Was wollen wir uns um Ziffern streiten, aber kein geringerer als der Präsident des Bonner Verfassungsschutzes nannte kürzlich im Fernsehen die Ziffer von 16.000 Patrioten. Ein diffamierte sie natürlich als Ostagenten, die mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR zusammenarbeiten. Und ein Herr Schrübbers muss es ja wissen. Hier ist ein Originalstück des Fernsehfilms. Ein sonntägliches Fußballspiel in der Oberliga Nord: 22.000 Zuschauer, darunter 0,05 Prozent Ostagenten. Das bedeutet, dass laut Statistik unter diesen vielen harmlosen Menschen 11 sind, die Spionage für den Staatssicherheitsdienst der Sowjetzone treiben. Vielleicht dieser Mann oder dieser fröhliche Mädchen oder dieser begeisterte Fußballfan? Ein anderes Beispiel: Ein Hamburger U-Bahnhof am Morgen eines normalen Werktages. Durch diese Sperre gehen stündliche etwa 12.000 Fahrgäste. Mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit sind darunter stündlich 6 Agenten des Staatssicherheitsdienstes, alle 10 Minuten ein Spion Pankows. Oder noch konkreter: Hier an einem Dezembertag 1961 um 17.04 Uhr am Hauptportal einer Werft. Die Angestellten gehen nach Hause, allein, zu zweit oder zu dritt. Einige haben es eilig, andere lassen sich Zeit. Alles in allem sind es 1.993 Menschen, alltägliche harmlose Menschen, bis auf einen, der nach den Gesetzen der Statistik ein Ostspion sein müsste. Vielleicht tröstet es Herrn Schrübbers, dass seine amerikanischen Kollegen in Langley ganz ähnliche Kopfschmerzen haben. Die CIA-Zentrale für 56 Millionen Dollar errichtet, nach dem Pentagon der größte Gebäudekomplex der USA, hat in jüngster Zeit auch mehr Pannen als Erfolge zu verzeichnen. Weder der 3 Milliarden Jahresetat, noch die 35.000 hauptamtlichen Mitarbeiter oder die 150.000 V-Leute in aller Welt vermochten es zu verhindern und zu verheimlichen. Ein paar dieser Pannen haben gewiss auch wir organisiert, denn jede dieser Veröffentlichungen bedeutet eine erkannte und daher vereitelte oder zumindest nicht wiederholbare Aktion. Hinter jeder Schlagzeile steht die selbstverständliche Pflichterfüllung der Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit, zum Schaden der Feinde, zum Wohle des Sozialismus. Diese nüchterne Feststellung gilt auch für die Niederlagen, die wir dem westdeutschen Gehlen-Geheimdienst beibrachten.

[Musik]

Wir haben es mit einem aggressiven, erfahrenen und heimtückischen Gegner zu tun, der vor nichts zurückschreckt. Desto qualifizierter muss unsere Ausbildung, desto überlegener unsere Abwehr, desto fester unsere Zusammenarbeit sein, um ihn weiter vernichtend zu schlagen.

[Musik]

 

Der vorsätzliche Mord an der jungen Italienerin Sonia de Mori durch den CIA-Agenten Hans Joachim Arbeiter in West-Berlin wurde Ende 1967 von uns aufgeklärt. Sonia de Mori musste sterben, weil sie die Praktiken der CIA kannte und sich nicht weiter als Agentin gegen die DDR missbrauchen lassen wollte. Indem wir dem Gegner die Geheimnisse seiner Kriegsvorbereitungen entreißen und sie auch vor der Weltöffentlichkeit publizieren, machen wir Geheimnisse zu Bekanntem und somit zu untauglichen Mitteln. Genosse Rolf Ebeling, wenn man ihr Leben, das sie während der letzten 10 Jahre geführt haben, oberflächlich betrachtet, so gab es darin alles zweimal. Sie waren und sind Ingenieur im Elektromaschinenbau und sie waren Funker. Die CIA glaubte, ihr Agentenfunker. Sie hatten und haben einen Dienstvorgesetzten und Auftraggeber in der Hauptstadt der DDR und einen amerikanischen Agentenchef in Frankfurt am Main, der meinte Ihnen Aufträge gegen zu können und er glaubte, dass Sie sie ausführen. Sie bekamen und bekommen ihr Gehalt als Ingenieur in der DDR und Sie erhielten einen Agentenlohn aus Frankfurt am Main. Sie heißen Rolf Ebeling, für die CIA waren Sie Rink. Ein berühmter, auch in unserer Dokumentation schon zitierter Film hieß „Wer sind Sie, Dr. Sorge?“. Ich möchte auch fragen, wer sind Sie, Rolf Ebeling? Zunächst mal Rolf Ebeling und nicht Rink, Bürger der DDR und nicht Bürger Westdeutschlands der der USA, Gehaltsempfänger in der DDR, Gehaltsempfänger beim CIA, das wir übrigens für gute Zwecke beim Ministerium für Staatssicherheit verwendet haben, und 10 Jahre Mitarbeiter beim Ministerium für Stääts-, Staatssicherheit und nicht Agent beim CIA. Was glaubte die CIA, was Sie in dieser Zeit für sie täten oder anders gefragt, welche Aufträge erhielten Sie? Ich sollte Wirtschafts- und Militärspionage treiben. Und welche Aufträge waren das in jüngster Zeit, also im Jahre 1967? Mit Beginn des Jahres 1967 konnte man sagen, dass eine gewisse Hektik in den Arbeiten der CIA zu verspüren war. Sie steuerten alle auf ein bestimmtes Ziel zu. Sie wollten unter allen Umständen neue Agenten werben, das heißt ihre Bestände auffüllen. Die Lücken, die wir ihnen geschlagen haben, schließen, ja? Ja, das kann man sagen. Konkrete Aufträge für mich waren, in meinem Bekanntenkreis und bei meinen Mitarbeitern Menschen heraus zu suchen, die als Tourist getarnt bzw., äh, auf Dienstreise in das sozialistische Ausland fuhren. Die andere Version war, festzustellen welche unter meinen, äh, Kollegen unter meinem Bekanntenkreis fahren als Reisekader ins kapitalistische Ausland, um sie dort gegebenen Falls abzuwerben bzw. als Agenten gegen uns einzusetzen. Hm, die in das sozialistische Lager fuhren, die sollten gegebenen Falls als sogenannte Touristikagenten eingesetzt werden, ja? Ja. Das Weitere ist mir aus meiner Arbeit beim CIA bekannt, dass diese einen riesigen Apparat in West-Berlin aufgebaut hat, in dem sämtliche West-Berlin wohnenden Ausländer registriert sind, seien es Gastarbeit oder Studenten, ebenfalls zum Zwecke des Einsatzes als Agentengegen die DDR und die sozialistischen Staaten. Wie, Genosse Ebeling, wurden Ihnen die Aufträge der CIA übermittelt und wie meldeten Sie Ihrerseits die Ergebnisse? Die Übermittlung geschah folgendermaßen: Ich hatte, äh, auf dem Ultrakurzwellenbereich eine bestimmte Radiofrequenz, dort erhielt ich mithilfe einer bestimmten Erkennungsmelodie, „An der schönen blauen Donau“, verschlüsselte Fünfergruppen, die ich zu entschlüsseln hatte, aus denen ergaben sich meine konkreten Aufträge. Die Berichterstattung meinerseits erfolgte auch mithilfe eines Kurzwellensenders, den sie hier sehen, und eines kleinen Tonbandgerätes. Die Übermittlung war aber nicht ein gewöhnlicher Funkspruch. Dieser wurde natürlich mithilfe der Codeunterlagen zuerst verschlüsselt, dann mit einer Normalgeschwindigkeit aufgenommen auf dem Tonband und anschließend mit einer rasanten Geschwindigkeit über den Kurzwellensender abgespielt. Es war also nicht so ohne weiteres zu erkennen, dass es sich hierbei um einen Funkspruch handelte. Eigentlich kam ein glatter, gerade Pfeifton heraus, ja? So war es. Genosse Ebeling, mit welchen Dienststellen in West-Berlin und Westdeutschland hatten Sie Kontakt? Meine vorgesetzte Dienststelle befand sich in Frankfurt am Main, der CIA-Agentenzentrale. Die unmittelbar vorgesetzte Dienststelle befand sich aber in West-Berlin Dahlem, Clayallee 146. Rolf Ebeling, Sie gehören nun zu jenen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, die den sehr zu Unrecht gerühmten Lügendetektortest der CIA der Lächerlichkeit preisgaben. Sie saßen viermal mit ruhigem Herzen auf dem berüchtigten Stuhl. War das eigentlich eine harte Probe? Ich möchte sagen, nein. Als Ingenieur, ist mir bekannt, dass man also Lügen nicht registrieren kann. Der Lügendetektor ist ein ganz gewöhnlicher Vier-Farbbandschreiber, der die Herztätigkeit, die Atmungstätigkeit, die Pulsfrequenz und die Fingerfeuchtigkeit registriert und aufzeichnet. Natürlich kann man das auch auswerten. Man kann aber auch, wie sie bewiesen haben, den Lügendetektor besiegen, ja? Das kann man, dazu gehört natürlich in erster Linie ein reines Gewissen und starke Nerven. Und Sie? Und die habe ich 10 Jahre lang gehabt. Haben das gehabt, ja. Die wenigen Wochen nun Genossen Ebeling, wissen ihre Kollegen in Hennigsdorf von ihrer Doppelrolle. Sie wissen was Sie in den letzten 10 Jahren außer ihrer normalen Ingenieurstätigkeit für unseren Staat vollbracht haben. Wie verhalten Sie sich Ihnen gegenüber? Ich möchte sagen, ein kleiner Kreis ist, der verhält sich erfahren, aber charakteristisch ist ein anderes Beispiel, das ich Ihnen hier erzählen möchte. Unmittelbar nach Beendigung der Pressekonferenz befand ich mich in Berlin amAlexanderplatz. Dort traf ich einen ehemaligen Schulkollegen, den ich circa 20 Jahre nicht gesehen hatte. Er fragte nicht, äh, wie geht es dir, wie geht es deiner Familie, was machen deine Kinder und äh, dergleichen Fragen mehr, sondern als erstes umarmte er mich auf offener Straße und sagte: „Junge, das hast du gut gemacht.“ Die Kreisdelegiertenkonferenz unserer Parteiorganisation zum 7. Parteitag versammelte viele so erfahrene und erfolgreiche Genossen wie Horst Hesse. In Anwesenheit des Mitgliedes des Politbüros und Vorsitzenden des Ministerrates Willi Stoph, im Beisein des Mitgliedes des ZK, unseres Ministers Erich Mielke analysierten wir die vergangene Arbeitsperiode und umrissen die zukünftige. Hier der Diskussionsbeitrag eines der jüngsten Parteimitglieder, das in unserem Wachregiment Dienst tut, gesprochen im Sinne und im Auftrage seiner gleichaltrigen Genossen. Die DeutscheDemokratische Republik ist mein Vaterland. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, bin zur Schule gegangen und habe einen Beruf gelernt. Ich hatte eine glückliche und ruhige Kindheit, hatte viele schöne Erlebnisse. Das wurde alles erst möglich nach 1945, durch unsere siegreichen Revolutionen geführt von der Partei der Arbeiterklasse. Unsere Politik ist richtig, das lernte ich in der Schule und erfuhr ich von meinen Eltern zu Hause. Jetzt bin ich bereit im Wachregiment des Ministeriums für Staatssicherheit alles das zu tun, was notwendig ist, um über Waffen in der Hand diesen, unseren Weg erfolgreich fortsetzen zu helfen. Dann ergriff Genosse Stoph das Wort zu seiner Grußansprache: Wir sind fest davon überzeugt, dass die Mitglieder und Kandidaten der Parteiorganisation in allen Diensteinheiten des Ministerium für Staatssicherheit ihre ganze Kraft, ihre politische Klugheit und ihr reiches Wissen und Können einsetzen werden, um die ihnen von Partei und Regierung gestellten Aufgaben in fester Verbundenheit mit den Werktätigen ehrenvoll zu erfüllen. Dafür wünsche ich euch liebe Genossinnen und enossen im Auftrage des Zentralkomitees viel Erfolg in der Arbeit und alles Gute im persönlichen Leben. Beifall für Genossen Stoph, Dank für das Vertrauen, das uns Partei und Regierungaus seinem Munde bezeugten.

[Applaus]

Minister Mielke antwortete in seinem Diskussionsbeitrag in unserer aller Namen. Liebe Genossinnen und Genossen, von der heutigen Delegiertenkonferenz, das wurde schon durch ihrenbisherigen Verlauf bestätigt, werden neue Impulse und Anregungen für die Lösung er zukünftigen Aufgaben ausgehen. Wenn heute unsere Arbeit als erfolgreich eingeschätzt wurde, so istdas in erster Linie Ausdruck dafür, dass wir seit dem 6. Parteitag in der schöpferischen Auswertung und Anwendung der Beschlüsse der, von Partei und Regierung einen bedeutenden Schritt vorangekommen sind. Das ist vor allem einen Ergebnis der großen Hilfe und Unterstützung, die uns durch unsere Partei, ihr Zentralkomitee und seinen Ersten Sekretär unseren hochverehrten Genossen Walter Ulbricht zu Teil wurde. Ihnen gilt unserer herzlicher Dank, den wir zugleich mit der Verpflichtung verbinden, alles in unserem Kräften stehende zu tun, um die Deutsche Demokratische Republik gegen alle Anschläge und Machenschaften unserer Feinde jederzeit zuverlässig zu schützen.

[Applaus]

Die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR konnten in ihrem Abschnitt die Sicherheit gewährleisten, weil sie in den sowjetischen Tschekisten stets kampferfahrene Freunde und Waffenbrüder an ihrer Seite hatten. Wie bewusst sich die deutschen Tschekisten dieser Gemeinsamkeit sind, bewiesen ihre Erfolge im Kampf gegen den gemeinsamen Feind, aber auch ihre zum 50. Jahrestag der großen sozialistischen Oktoberrevolution und zum 50. Jahrestag zur Bildung der Tscheka angefertigten Geschenke für die engsten Weggenossen.

[Die Internationale (Instrumental)]

Wer solche Freunde an seiner Seite weiß, wer mit ihren Bataillonen erfolgreich nach den Sternen greift, der wird auch auf der Erde immer zu den Siegen gehören.

[Musik]

 

Otto Nuschke

Otto Nuschke, am 23. Februar 1883 in Frohburg geboren und am 27. Dezember 1957 in Hennigsdorf verstorben, war ein deutscher Politiker, CDU-Vorsitzender in der Sowjetischen Besatzungszone und stellvertretender Ministerpräsident der DDR.

DDR 1983 Briefmarke 100. Geburtstag Otto Nuschke

Briefmarke zum 100. Geburtstag von Otto Nuschke (DDR 1983)

Bildquelle:
Von Deutsche Post der DDR – inconnue, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

Nuschke trat schon früh der linksliberalen Freisinnigen Vereinigung bei, deren Parteisekretär er 1906 im Regierungsbezirk Kassel wurde. Als sich die Vereinigung 1910 mit anderen linksliberalen Parteien zur Fortschrittlichen Volkspartei zusammenschloss, übernahm er diese Funktion auch in der neuen Partei. Bei der Reichstagswahl 1912 kandidierte er, auf Betreiben des bisherigen Abgeordneten Heinz Potthoff, im Wahlkreis Waldeck-Pyrmont, unterlag jedoch knapp dem antisemitischen Kandidaten Georg Vietmeyer. Nachdem die Wahl für ungültig erklärt wurde, verzichtete er zugunsten Friedrich Naumanns auf eine erneute Kandidatur.
1918 beteiligte er sich an der Gründung der DDP.
Nuschke gehörte 1919 der Weimarer Nationalversammlung an. Im Jahre 1921 wurde er zum Mitglied des Preußischen Landtages, dem er bis 1933 angehörte, gewählt.
In den 1920er Jahren war er zeitweise auch stellvertretender Reichsvorsitzender der Partei. Nuschke gehörte zu den Mitbegründern des republiktreuen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und wurde 1931 zum Generalsekretär der Deutschen Staatspartei, wie die DDP nun hieß, ernannt.

Otto Nuschke engagierte sich im Verband für internationale Verständigung, im Bund Deutscher Bodenreformer und der Deutschen Friedensgesellschaft. Nach der Machtübernahme der Faschisten bewirtschaftete er zunächst einen kleinen Hof in der Nähe von Berlin, den er aber auf politischen Druck hin aufgeben musste. Von den Attentätern des 20. Juli 1944 war er als Leiter des Rundfunks vorgesehen. Nach dem Scheitern des Umsturzversuchs musste er untertauchen und überlebte bis Kriegsende in der Illegalität.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich Otto Nuschke im Gegensatz zum Großteil der früheren DDP-Mitglieder nicht an der Gründung von LDPD bzw. FDP, sondern wurde 1945 Mitbegründer der CDU in der Sowjetischen Besatzungszone. Nach der Entlassung von Jakob Kaiser durch die SMAD wurde Otto Nuschke auf dem III. Parteitag der CDU im September 1948 zum Parteivorsitzenden bestimmt.

Bei den Landtagswahlen in der SBZ 1946 wurde Otto Nuschke Landtagsabgeordneter im Brandenburger Landtag und in Sachsen-Anhalt, was damals möglich war. Außerdem gehörte er dem Kreistag des Osthavellandes an. Im März 1948 wurde er gemeinsam mit Wilhelm Pieck (SED) und Wilhelm Külz (LDPD) Vorsitzender des Deutschen Volksrates, der die Verfassung der DDR ausarbeitete. Im Jahre 1949 wurde er zunächst Mitglied der Provisorischen Volkskammer der DDR und gehörte anschließend bis zu seinem Tode der Volkskammer an.

Im April 1949 war Otto Nuschke Sprecher der deutschen Delegation, die am Gründungskongress der Weltfriedensbewegung in Paris teilnahm.

Otto Nuschke setzte sich in den 1950er Jahren für die Normalisierung der kirchlich-staatlichen Beziehungen in der DDR ein und führte dazu intensive Verhandlungen. Er besuchte auf Einladung des Kirchentagspräsidenten D. Dr. Reinold von Thadden-Trieglaff den gesamtdeutschen Kirchentag in Frankfurt am Main 1956. Aufgrund der veränderten politische Situation gab es nun seitens der DDR-Regierung den Kurswechsel von „Deutsche an einen Tisch“ zur Forderung nach Anerkennung der DDR als souveräner Staat. Dies führte zu Differenzen und zur Polemik , wobei Nuschkes Auftreten in der Arbeitsgruppe 3 von der CDU der DDR als „kämpferisch“ bezeichnet wurde. Bereits 1951 war Otto Nuschke Besucher des Berliner Kirchentages, der unter der Losung stand: „Wir sind doch Brüder“, zusammen mit Wilhelm Pieck und äußerte sich dort zu kirchenpolitischen Fragen. Am 6. August 1956 empfing Otto Nuschke als Parteivorsitzender der CDU der DDR eine Delegation der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Synodale aus den Landeskirchen in der DDR angehörten, und erörterte mit ihr vor allem die „Auswirkungen der allgemeinen Wehrpflicht in der BRD und die Prinzipien der Werbung von Freiwilligen für die NVA.

Frankfurt/Main, Evang. Kirchentag, Otto Nuschke

Otto Nuschke auf dem Evangelischen Kirchentag 1956

Bildquelle: 
Von Bundesarchiv, B 145 Bild-F003810-0001 / Steiner, Egon / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

Am 17 Juni 1953, der damals versuchten Konterrevolution in der DDR, welche die offizielle Geschichtsschreibung als „Volksaufstand“ verkauft, wurde Otto Nuschke von einigen Akteuren erkannt und nach Westberlin gebracht. Dort hatte man ihn der Polizei übergeben. Nach 36 Stunden wurde er freigelassen. In einem Interview mit dem Hetzsender RIAS bekannte Otto Nuschke sich zu seinem Staat DDR.

Historischer Artikel vom historischen Titelblatt der RHEIN-ZEITUNG musste auf Anweisung der RHEIN-ZEITUNG entfernt werden.

Otto Nuschke war von 1949 bis zu seinem Tode stellvertretender Ministerpräsident der DDR.

Grab Otto Nuschke

Grab von Otto Nuschke auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin 

Bildquelle:
CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt
Otto-Nuschke-Denkmal

Otto-Nuschke-Denkmal in dessen Geburtsstadt Frohburg

Bildquelle:Von Leppus – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

Im Jahre 1958 wurde die Jägerstraße in Berlin-Mitte in Otto-Nuschke-Straße umbenannt; deren Rückbenennung erfolgte 1991. Weiterhin waren das dort, an der Ecke Charlottenstraße, befindliche vormalige Haus der CDU-Zentrale der DDR(Otto-Nuschke-Haus) sowie die Zentrale Schulungsstätte der CDU in Burgscheidungen nach Otto Nuschke benannt.
Die CDU der DDR stiftete nach seinem Tod das „Otto-Nuschke-Ehrenzeichen“ in den Rängen Gold, Silber und Bronze, das als höchste Auszeichnung der Partei an verdienstvolle Mitglieder vergeben wurde.

Otto-Nuschke-Ehrenzeichen in Bronze

Otto-Nuschke-Ehrenzeichen in Bronze

Bildquelle:
Von BrThomas in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Die versuchte Konterrevolution am 17. Juni 1953

Ein folgenschweres Ereignis war der Tod Stalins im Jahre 1953. Die reaktionären Feinde der Sowjetunion schöpften neue Hoffnungen.

Der nächste konterrevolutionäre Versuch erfolgte in der DDR am 17. Juni 1953.

Die Erhöhung der Arbeitsnormen um 10 Prozent löste bei einem Großteil der Bevölkerung Unzufriedenheit aus. Dies wurde von inneren und äußeren gegnerischen Kräften ausgenutzt, um in Berlin und anderen größeren Städten, vor allem in Großbetrieben der DDR Streiks und Unruhen auszulösen.

Der Kern der Industrie der DDR in ihren frühen Jahren war die Chemieindustrie. Z.B. die Chemischen Werke in Buna wurden in der Zeit des Faschismus gebaut und gehörten zu den IG Farben. Die Produktion begann 1937. Die Führungskräfte waren Mitglieder der NSDAP und die Belegschaft politisch „handverlesen“. Während des II. Weltkrieges gab es dort 6000 Fremdarbeiter(Die Nazis bezeichneten ausländische Arbeiter als Fremdarbeiter.) 1945 gingen die Werke auf Grundlage der Beschlüsse der Potsdamer Konferenz über die Reparationen in sowjetisches Eigentum über. Die Sowjets waren an einer schnellen Wiederaufnahme der Produktion und drei reibungslosen Funktionieren interessiert. So wurden die alten Führungskräfte im großen Maßstab übernommen. Die ausgefallenen Fremdarbeiter wurden durch Umsiedler aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und einer extrem hohe Anzahl von ehemaligen Nazis, wie Offiziere der Wehmacht, Juristen, ehemaligen Angehörigen der SS, Lehrer usw., die in einem Programm der „gesellschaftlichen Integration“ nun ihren Beruf wechseln mussten und nun als Arbeiter tätig waren, ersetzt. Diese Leute waren also nicht immer Arbeiter und erst recht keine klassenbewussten Arbeiter.

Dieser veränderten sozialpolitischen Struktur wurde nach der Umwälzung 1945 nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt. Dies ist gerade während der Ereignisse des 17. Juni 1953 in den großen Industriezentren spürbar geworden.

Die anfänglich von der SED getroffene Wertung des 17. Juni als eines faschistischen Putschversuchs basierte auf den Erfahrungen des Ablaufs der Ereignisse und der Zusammensetzung der dabei führenden Kräfte. So hatte sich am 17. Juni 1953 in den Buna-Werken Schkopau ein selbsternanntes ‚Streikkomitee‘ an die Spitze gestellt. Seine Zusammensetzung war interessant:

  • Kurt S., tätig als Schlosser, Elektrowerkstatt, 34 Jahre als, früher Offizier der faschistischen Kriegsmarine;
  • Fritz W., tätig als Bote, Güterhalle, 45 Jahre alt, früher Mitglied der NSDAP, bis April 1945 leitender Mitarbeiter beim Buna-Werkschutz;
  • Werner D., tätig als Schlosser, Carbidwerkstatt, 30 Jahre alt, früher Mitglied der NSDAP;
    Rudolf S., tätig als Autoschlosser, 28 Jahre alt, früher Mitglied einer SS-Standarte;
  • Franz S., tätig als Meister, Technikum, 40 Jahre alt, von Mai 1945 bis 1946 (bis zur Vereinigung von KPD und SPD zur SED), Leiter der SPD-Gruppe im Buna-Werk.

Dieses selbsternannte „Streikkomitee“ war nie von der Belegschaft beauftragt und wurde nach wenigen Stunden von einem Offizier und fünf Soldaten der Sowjetarmee verhaftet.

Am 15. Juli 1953 kam es in den Chemischen Werken Buna erneut zu konterrevolutionären Streikaktionen. Durch Stilllegung des Karbidwerkes kam es kurzzeitig zum Erliegen der gesamten Produktion des Werkes. Aber auch hier brachen die Aktionen schnell zusammen.

Die antikommunistisch-imperialistischen Kräfte gaben die Ereignisse des 17. Juni 1953 als „Arbeiteraufstand“ aus und verliehen ihnen den Nimbus eines „nationalen Feiertages“. Aber das war kein „Arbeiteraufstand“. Insgesamt haben sich an den Aktionen nicht mehr als 5% der Werktätigen beteiligt. In zahlreichen Städten und Kreisen wurde normal gearbeitet. Besonders die Arbeiter der Grundstoffindustrie hatten hohes politisches Bewusstsein gezeigt, indem sie die konterrevolutionäre Provokation zurückwiesen.

Die Behauptung heutiger DDR-„Aufarbeiter“, dass die Ereignisse des 17. Juni 1953 die unausweichliche Folge des Beschlusses der II. Parteikonferenz zu Aufbau des Sozialismus gewesen sei, trifft nicht zu. Neben inneren Faktoren, (s.o.), spielten auch äußere Faktoren eine Rolle. Diese lassen sich nicht säuberlich trennen, das sie in ständigem Wirkungszusammenhang standen.

Die Politik der BRD nahm mit der „Wiedergewinnung der Ostzone“, im Bündnis mit den USA und anderen NATO-Mächten, den 1. Platz ein. Die Embargo-Politik und die Hallstein-Doktrin(bis zum Jahre 1973 brach die BRD zu jedem Staat die Beziehungen ab, der die DDR diplomatisch anerkannte) waren darauf gerichtet die DDR politisch und wirtschaftlich zu ruinieren.

Aber so groß die Übermacht ihrer Gegner war und so belastend diese ökonomische Kriegführung für die DDR auch war – das alles konnten den Bestand der DDR solange nicht gefährden, solange dem NATO-Bündnis das Bündnis der Warschauer-Pakt-Staaten mit der Sowjetunion an der Spitze einig und geschlossen zum Schutz der DDR und aller anderen sozialistischen Länder gegenüberstand.

Doch mit dem Kurswechsel im sozialistischen Lager, ausgehend von der Sowjetunion unter Chruschtschow, sah sich die DDR nicht nur feindlichen Angriffen von Westen her, sondern es drohte auch der Verlust ihrer Verbündeten. Wir kennen das aus Gorbatschows Zeiten, doch dass diese Situation auch zum damaligen Zeitpunkt bestand und das Bündnis der sozialistischen Staatengemeinschaft sich nach und nach auflöste, ist den Wenigsten bewusst.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1952 steckte die DDR in ökonomischen Schwierigkeiten. Diese ergaben sich aus der forcierten Aufrüstung der BRD und der bevorstehenden Einbeziehung in die NATO. Die DDR musste ihrerseits, früher als vorgesehen, bewaffnete Verteidigungskräfte aufbauen und ausrüsten.

Für diese zusätzlichen Aufgaben waren weder Material, noch Arbeitskräfte vorhanden. Es mussten bei anderen Wirtschaftsposten beträchtliche Kürzungen vorgenommen werden, was zu empfindlichen Belastungen der Bürgerinnen und Bürger der DDR führte und Unzufriedenheit auslöste.

Im Januar 1953 wandte sich das ZK(Zentralkomitee) der SED mit einem Schreiben an die Regierung der UdSSR, in dem im Einzelnen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten dargelegt wurden und bat zu überprüfen, ob eine Hilfe bei der Lösung der schwierigen Probleme möglich sei.

Sie Sowjetischen Kontrollkommission(SKK) empfahl daraufhin strenge Sparmaßnahmen, auch auf sozialem Gebiet. Z.B. die Streichung von Fahrpreisermäßigungen für Behinderte und der Ausschluss von Selbstständigen aus der Krankenversorgung erfolgten im April 1953.

Eine Maßnahme, die in der Arbeiterschaft auf großes Unverständnis und wachsenden Widerstand stieß, war ein am 13./14. Mai vom Zentralkomitee der SED gefasster und vom Ministerrat am 28. Mai bestätigter Beschluss, die Arbeitsnormen bis zum 30. Juni 1953 um 10 Prozent zu erhöhen. Diesem Beschluss war eine monatelange, im Januar 1953 begonnene intensive Aufklärungskampagne in Presse und Rundfunk, sowie einer Vielzahl von Betriebsversammlungen in der ganzen Republik. Es gab zwar viele Beispiele von freiwilligen Normerhöhungen, doch dieses Mal erreichte die Freiwilligkeit nicht den Umfang, der notwendig gewesen wäre, um die Arbeitsproduktivität im erforderlichen Maße zu erhöhen. Erst nachdem der Appell an die Freiwilligkeit nicht zum gewünschten und ökonomisch notwendigen Ergebnis geführt hatte, griff die Führung zum, auch zu diesem Zeitpunkt, falschen und verhängnisvollen Mittel, diese Maßnahmen von „oben“ , ohne weitere Diskussion und Verhandlungen mit den Gewerkschaften, anzuordnen. Dadurch entstand eine günstige Situation für die gegnerischen Kräfte innerhalb und außerhalb der DDR, welche die Gelegenheit zur Hetz- und Wühltätigkeit wahrnahmen. Sie bekamen auch Hilfe von unerwarteter Seite.

Anfang Juni 1953 wurde die DDR-Führung nach Moskau zitiert und zwar nicht zu einer gemeinsamen Beratung zur Lösung der Probleme, sondern zur Entgegennahme und Durchführung der von der neuen Regierung der UdSSR mit Chruschtschow und Berija an der Spitze. Der DDR-Delegation-Otto Grotewohl, Walter Ulbricht und Fred Oelssner- wurde ein Dokument überreicht, mit dem Titel: „Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der Deutschen Demokratischen Republik“.

In dem sowjetischen Dokument wurde eine völlig entstellte Darstellung der Lage in der DDR wiedergegeben. Es wurde darin behauptet, auf der II. Parteikonferenz sei ein Beschluss „zum beschleunigten Aufbau des Sozialismus“ gefasst worden, und das sei falsch gewesen, weil dafür die innen- und außenpolitischen Voraussetzungen gefehlt hätten. Aber bei der II. Parteikonferenz war beschlossen worden, dass in der DDR „die Grundlagen des Sozialismus“ geschaffen werden; vom „beschleunigtem Aufbau des Sozialismus“ war keine Rede gewesen. Im „Gesundungsbeschluss“ erneuen Regierung der UdSSR wurde auch „die Propaganda über die Notwendigkeit des Übergangs der DDR zum Sozialismus“ für falsch erklärt. Die vorher von der sowjetischen Kontrollkommission mehr geforderten, als empfohlenen Sparmaßnahmen, wurden nun für falsch erklärt und seien nun zurückzunehmen.

Besonders unbegreiflich waren die Forderungen des „Gesundungsbeschlusses“, die auf eine Liquidierung(Auflösung) der Anfänge des sozialistischen Eigentums in der Landwirtschaft hinausliefen. In der DDR könne „unter den heutigen Bedingungen nur eine einfachere Form der Produktionskooperierung der Bauern, wie die Genossenschaften zur gemeinsamen Bearbeitung des Bodens, ohne dass die Produktionsmittel vergesellschaftete werden, mehr oder weniger lebensfähig sein.“ Alle Genossenschaften seien zu überprüfen und gegebenenfalls aufzulösen.

Äußerst merkwürdig war auch, dass in diesem „Gesundungsbeschluss“ mit keinem Wort die Maßnahme erwähnt und ihre Rücknahme gefordert wurde, welche die Beziehungen der Partei und des Staates zur Arbeiterklasse am stärksten belastet hat – der Beschluss von Mitte Mai zur Normerhöhung ab 1. Juni 1953.

Dieses merkwürdige Dokument lässt vermuten, dass es be irgendjemanden in der neuen sowjetischen Regierung ein Interesse gab die SED-Führung und insbesondere Walter Ulbricht zum Sündenbock zu machen und seine Stellung zu erschüttern. Eine solche Vermutung verstärkt sich, wenn man die Fassung des Kommuniqués vom 9. Juni 1953, mit dem ein „Neuer Kurs“ verkündet wurde, betrachtet.

Es kam zu Machtkämpfen innerhalb der SED und man versuchte Ulbricht zu stürzen.

Im Kommuniqué wurden, eingeleitet mit der Erklärung, „seitens der SED und der Regierung der DDR“ seien in der Vergangenheit eine Reihe von Fehlern begangen worden, und ohne jede weitere Begründung wurden alle jene Maßnahmen – bis auf eine – zurückgenommen, die von der Partei und ihren Mitgliedern all die Monate vorher als notwendig und unverzichtbar verteidigt worden waren.

Die einzige Maßnahme, die nicht zurückgenommen, ja nicht einmal erwähnt wurde, war eben jene, die gerade die Arbeiterklasse traf und dort den stärksten Unwillen, aber auch den stärksten Willen zum Widerstand hervorrufen mußte und hervorgerufen hatte – der Beschluss zur zehnprozentigen Normerhöhung!

Das Kommuniqué machte es also den Gegnern leicht, für die von ihnen verbreitete Losung: „Wer solche Fehler zugelassen hat, muß zurücktreten!“ eine günstige Aufnahme zu erreichen. Es wirkte wie der auslösende Funke bei Waldbrandgefahr.

Dem damit tatsächlich ausgelösten Brand wurde am Mittag des 17. Juni durch die Verkündung des „Ausnahmezustandes im sowjetischen Sektor von Berlin“ durch den sowjetischen Militärkommandanten und das Eingreifen der Sowjetarmee ein rasches Ende bereitet.

Der 17. Juni 1953 ist mehr, als ein Ereignis der Geschichte der DDR. Er ist auch ein bedeutender Teil der sozialistischen Staatengemeinschaft. Es war auch der Beginn des fortschreitenden Prozesses der Zersetzung und der späteren Auflösung der einstigen sozialistischen Staatengemeinschaft.

Zahlen, Fakten und einzelne Textpassagen entnommen aus „Unter Feuer Die Konterrevolution in der DDR“ siehe „Offensiv“

Das Buch „Unter Feuer“ kann hier gelesen und heruntergeladen werden. Man kann es auch als „richtiges“ Buch bei  „Offensiv“ bestellen.

Unter-Feuer Kopie

RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor)

Der RIAS war eine Rundfunkanstalt im amerikanischen Sektor von Westberlin. Der Sitz des Senders war im Westberliner Bezirk Schöneberg, Kufstein Straße.

Wer da glaubt, dass der RIAS ein Regionalsender für den amerikanischen Sektor in Westberlin war, irrt. Der RIAS war ein antikommunistischer Propagandasender und in der ganzen DDR zu empfangen.

 

RIAS-Logo

RIAS-Logo

Bildquelle.Von Unbekannt – selbst vektorisiert, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Viele DDR-Bürgerinnen und DDR-Bürger fielen auf die Propaganda dieses Senders herein und ließen sich verwirren. Auch wenn die „Bundeszentrale für Politische Bildung“ das umgedreht darstellt, war es so. Die „Bundeszentrale für politische Bildung“ ist ein Propagandainstrument des Staates in der heutigen Zeit.

Bei den Ereignissen des 17. Juni 1953 spielte der Sender eine große Rolle. Die Akteure, die nichts mit den Arbeitern, die gegen die Normerhöhungen protestierten, zu tun hatten, ließen sich vom RIAS anleiten.

Egon Bahr spielte eine wichtige Rolle beim RIAS im Zusammenhang mit den Ereignissen des 17. Juni 1953. Die Person Egon Bahr hat sich Vielen als die eines Friedensengels und geschickten Verhandlungsführers ins Bewusstsein eingebrannt, aber seine Rolle beim RIAS am 17. Juni 1953 ist Vielen nicht bewusst. Egon Bahr spielte eine entscheidende Rolle als Akteur der sozialdemokratischen „Entspannungspolitik“. Die politisch Verantwortlichen der DDR fielen auf ihn herein und verschwiegen seine Rolle beim RIAS während er Ereignisse des 17. Juni 1953. Egon Bahr ist nicht vom Saulus zum Paulus geworden. Er hat lediglich seine Strategie gewechselt.

Auch westliche Spione, die in der DDR agierten, bekamen vom RIAS ihre Anweisungen.

In der DDR war „RIAS-Ente“(in Anlehnung an Zeitungs-Ente für Falschmeldung) ein gängiger Begriff. Im Februar 1955 startete der spätere Minister für Staatssicherheit Erich Mielke die „Aktion Enten“, „um nicht nur die Agenturen des RIAS zu zerschlagen und sie ihrer gerechten Bestrafung zuzuführen, sondern durch richtige politisch-operative Maßnahmen dem RIAS einen solchen Schlag zuzufügen, der es möglich macht, diesen amerikanischen Sender vor dem gesamten deutschen Volk und der Weltöffentlichkeit als Spionagezentrale des amerikanischen Geheimdienstes zu entlarven.“

49 Personen wurden im Rahmen der Verhaftungsaktion „Enten“ festgenommen, darunter auch der RIAS-Rundfunksprecher Richard Baier, der während der Zeit des Faschismus beim „Großdeutschen Rundfunk“ tätig war und Propaganda der Faschisten verbreitete. In dem Prozess am 24. Juni 1955 spielte es keine Rolle, ob dies nun im RIAS zu wahren oder zu Falschmeldungen, eben „Enten“, geführt hatte. Es ging um den Schaden, welchen diese Leute der DDR zugefügt haben.

Der RIAS entstand unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg im in vier Zonen aufgeteilten, zerstörten Berlin. Die Sowjetische Militäradministration(SMAD) weigerte sich den westlichen Siegermächten Sendezeit im „Berliner Rundfunk“ einzuräumen. Daraufhin trafen die Briten und US-Amerikaner Vorbereitungen um selbstständige Rundfunkstationen in ihren Sektoren einzurichten.

Es fehlte an eigenen terrestrischen Sendeanlagen, weshalb das U.S. Headquarter, Berlin District, zum 17. Dezember 1945 anordnete, die (weitgehend unterirdisch verlegten und intakten) Telefonkabel zur Signalleitung zu verwenden – den sogenannten Drahtfunk. Der Sender unterstand der direkten Aufsicht der Information Services Control Section.

Die ersten Sendungen liefen ab Februar 1946 unter dem Namen Drahtfunk im amerikanischen Sektor (DIAS); das Sendestudio befand sich im Fernmeldeamt Winterfeldtstraße in Schöneberg. Bis 1949 druckten Rundfunkzeitungen im Ostsektor der Stadt noch das Programm des neuen Westsenders ab. Doch ab 1949 erkannte die damals junge DDR, dass der RIAS ein Propagandainstrument des politischen Gegners ist und gab eine entsprechende Erklärung ab.

Januar 1946 Werbeblatt für DIAS

Januar 1946: Werbeblatt für den „DIAS“

 

Bildquelle:
Von Anagoria – Eigenes Werk, CC0, Bild ist entsprechend verlinkt

Am 7. Februar 1946 ging erstmals der „Drahtfunk im amerikanischen Sektor“ (DIAS) über Telefonleitungen im amerikanischen Sektor auf Sendung. Die Sendestelle war in Schöneberg im Fernamt Winterfeldtstraße (das spätere Fernmeldeamt 1 Berlin) untergebracht. Gesendet wurde täglich von 17 bis 24 Uhr im Langwellenbereich auf den Frequenzen 210 und 245 kHz. Ab Juni 1946 wurde der Sendebetrieb auch auf den Britischen Sektor Westberlins ausgeweitet.
Der erste terrestrische Mittelwellensender, ein fahrbares Aggregat der US-Armee, wurde am 5. September 1946 in Betrieb genommen und damit der Übergang vom Drahtfunk zum Rundfunk vollzogen. Der mobile Sender in Berlin-Britz, Standort auch des späteren RIAS-Großsenders, strahlte mit einer relativ geringen Leistung von 800 Watt auf der Frequenz 610 kHz. Er wurde im Juni 1947 durch einen 1935 gebauten 20-kW-Sender der ehemaligen Wehrmacht ersetzt. Am 6. Juli 1948 wurde das neue RIAS-Funkhaus in der Kufsteiner Straße 69 (heute: Hans-Rosenthal-Platz) eingeweiht. Nach Sendebeginn der „Stimme Amerikas“(ebenfalls ein antikommunistischer Propagandasender) auf Kurzwelle am 6. Juli 1948 vom Sender Ismaning bei München aus und der Verbesserung der Antennenanlagen in Britz wurde mit der Inbetriebnahme des 20-kW-Mittelwellensenders Hof am 1. November 1948 im oberfränkischen Hof an der Saale deutlich gemacht, dass das Verbreitungsgebiet des RIAS auch auf das Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone ausgedehnt werden sollte.
Nachdem der Mittelwellensender Berlin-Britz bereits 1949 auf 100 kW verstärkt worden war und von dort ab 7. August 1951 ein zweiter Kurzwellensender aus sendete, ging im März 1952 in Britz der erste durch die Frequenzmodulation relativ störresistente UKW-Sender in Betrieb. Ab dem 15. Januar 1953 wurde von Britz auf der Mittelwelle 989 kHz mit 300 kW gesendet, damals die höchste Sendeleistung in Mitteleuropa. Die DDR hatte begonnen, ihr gesamtes Territorium mit einem Netz von Störsendern zu überziehen. Das wiederum veranlasste den RIAS zu einer immensen technischen Aufrüstung. Mit alternativen Sendezeiten von wechselnden Senderstandorten, um dem Störbetrieb der DDR auszuweichen, wurde am 1. November 1953 das Programm RIAS 2 gestartet. Gleichzeitig wurde eine neue Mittelwellen- und eine neue UKW-Frequenz in Westberlin in Betrieb genommen. Im Laufe des Jahres 1954 kamen zwei weitere Mittelwellenfrequenzen hinzu und in Kooperation mit dem US-Auslandssender „Stimme Amerikas“(ebenfalls ein antikommunistischer Propagandasender) konnte die leistungsstarke Frequenz 173 kHz auf Langwelle genutzt werden. Mitte der 1950er Jahre standen dem RIAS insgesamt vier Mittelwellenfrequenzen zur Verfügung, die abwechselnd im Tag-Nacht-Betrieb von den beiden Sendern in Berlin und Hof genutzt wurden. Hinzu kamen zwei UKW-Frequenzen (Berlin), eine Lang- und eine Kurzwellenfrequenz. Am effektivsten waren die UKW- und Kurzwellenfrequenzen, die kaum zu stören waren. Erst als mit der Einführung des Genfer Wellenplans von 1958 (1978 in Kraft getreten) die DDR-Störsender abgeschaltet wurden, konnte der RIAS zu einem konstanten Sendebetrieb übergehen.

Der RIAS lockte mit einem attraktiven Programm die Menschen in die Falle und überzog die DDR mit amerikanischer Propaganda und leiteten Agenten an(siehe oben).

Das Gebäude des RIAS befand sich in der Kufsteiner Straße 69(siehe oben). Heute beherbergt das Funkhaus das Deutschlandradio mit der Adresse Hans-Rosenthal-Platz.

Funkhaus in Berlin-Schöneberg

Das Funkhaus in Berlin-Schöneberg

 

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Von Avda – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Hans Rosenthal gehörte zu den RIAS-Mitarbeitern der ersten Jahre. Hans Rosental ist vielen Älteren noch bekannt aus der Fernsehshow „Dalli Dalli“. Hans Rosenthal machte auch viele Unterhaltungssendungen im Radio, durch die er bekannt wurde, und schrieb somit auch Radiogeschichte.

Hans Rosenthal

Hans Rosenthal

Bildquelle:
Von Unbekannt – Gert Rosenthal, his son., CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Von Beginn an war die Programmgestaltung Vorbild für die westliche Rundfunkszene. Dies war stets mit antikommunistischer Propaganda verbunden. Die Programme des RIAS standen unter dem Motto „Eine Stimme der freien Welt“. Vom 24. Oktober 1950 an wurde jeden Sonntag
um 12 Uhr das Läuten der Westberliner Freiheitsglocke vom Schöneberger Rathaus übertragen, gefolgt vom Verlesen des „Freiheitsgelöbnisses“.
Während der Anteil der politischen Programme der öffentlich-rechtlichen Sender in den 1950er Jahren lediglich bei 15 Prozent lag, hatte er beim RIAS einen Umfang von etwa 34 Prozent. RIAS hatte als erster aktuelle Zeitfunksendungen im Programm und führte als erste Rundfunkstation auf deutschem Gebiet mehrstündige Zeitfunkmagazine ein. Schwerpunkt der Berichterstattung und Kommentierung war neben Westberlin das Geschehen in der DDR. Die Propaganda gegen die DDR war ja schließlich die Hauptaufgabe des RIAS.

Auf dem Gebiet der Unterhaltung und Kultur war der RIAS sehr attraktiv. Schließlich war das ja der Köder für die Bürgerinnen und Bürger der DDR.

Der bereits in der Anfangszeit gegründete RIAS-Kammerchor und das RIAS-Symphonie-Orchester sorgten für kulturelle Höhepunkte in Westberlin. Brillanter Beobachter und Kritiker der Berliner kulturellen Szene war Friedrich Luft, dessen „Stimme der Kritik“ erstmals am 9. Februar 1946 ausgestrahlt wurde und bis zum Tode Lufts 1990 wöchentlicher Programmpunkt war.

In der Unterhaltungsmusik war das RIAS-Tanzorchester weit über Westberlin hinaus aktiv. Besonders unter seinem Leiter Werner Müller begleitete es zahlreiche öffentliche Veranstaltungen in der BRD, sowie im Fernsehen. Der RIAS ist auch als Erfinder der Hitparade im deutschen Rundfunk anzusehen. Bevor diese 1958 von Radio Luxemburg gestartet wurde, hatte der RIAS schon 1947 die wöchentlichen „Schlager der Woche“ in seinem Programm. Als erster deutscher Sender begann RIAS in den 1970er Jahren mit der Ausstrahlung von Marathon-Popnächten unter dem Titel „Rock over RIAS“. Nach der am 30. September 1985 vollzogenen Umwandlung von RIAS 2 in einen 24-Stunden-Popmusik-Kanal wurde auch dieser Wegbereiter für viele andere Jugendprogramme. Nach der Errichtung des Antifaschistischen Schutzwalls überwand der RIAS die trennende Grenze über den Äther mit seiner sonntäglichen Grußsendung „Musik kennt keine Grenzen“.

Neben dem bereits erwähnten Hans Rosenthal gab es noch Kabaretts, die später einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten.

Das Programm RIAS 1 wurde über Mittelwelle vom Sender Berlin-Britz und vom RIAS-Sender Hof sowie über UKW aus Berlin und Bayern aus der Region um Hof gesendet.

RIAS 2 wurde am 1. November 1953 vom Rundfunk im amerikanischen Sektor neben RIAS 1 als zweites Hörfunkprogramm eingerichtet und sendete auf Mittelwelle und UKW über die Sender Berlin-Britz und in Bayern in der Region Hof über den Sender Großer Waldstein.
Am 30. September 1985 wurde RIAS 2 zu einem 24-Stunden-Jugend-Programm umgestaltet (Jingle: RIAS 2 – Typisch Berlin). Die „Berliner Zeitung“ sprach rückblickend von einem fulminanten Start. „Allein in West-Berlin erreichte man mit RIAS 2 auf Anhieb 300.000 Hörer pro Durchschnittsstunde.“ Auch in der DDR war RIAS 2 sehr populär.

Am 22. August 1988 startete der RIAS mit seinem Fernsehprogramm „RIAS-TV“ in Berlin. Hier führte er als erster das Sendeformat des Frühstücksfernsehens in Deutschland ein, das später auch von anderen Sendern übernommen wurde.

Im Jahr 1990, nach der Annexion der DDR hatten die USA nach einem Bericht der U. S. Advisory Commission on Public Diplomacy 1989/1990 eine weitere Rundfunkpräsenz vom RIAS erwogen. Der RIAS sollte weiterhin ein Propagandasender der USA für Ostdeutschland bleiben.

Am 1. April 1992 wurde RIAS-TV von der Deutschen Welle übernommen, die fortan unter der Bezeichnung DW-TV ein Fernsehprogramm für das Ausland produzierte und ausstrahlte. Am 19. Mai 1992 wurde zwischen den Regierungen der BRD und den USA ein Abkommen über die Gründung der RIAS Berlin Kommission unterzeichnet, das am 26. Oktober 1992 in Kraft trat. Die Kommission hat sich zur Aufgabe gemacht, „die Tradition der deutsch-amerikanischen Kooperation im Rundfunk weiter fortzusetzen und als neue Tradition im transatlantischen Mediendialog Begegnungen und Verbindungen zwischen Rundfunkjournalisten auf beiden Seiten des Ozeans zu ermöglichen“. Das ist verklausuliert ausgedrückt und heißt im Klartext, dass die Propaganda der USA nun neue Wege gefunden hat.

Am 1. Juni 1992 wurde RIAS 2 privatisiert und in rs2 umbenannt. rs2 sendet heute in Berlin auf derselben UKW-Frequenz 94,3 MHz, auf der zuvor RIAS 2 ausgestrahlt wurde, sowie über ein Netz weiterer UKW-Frequenzen in Brandenburg. Die Hofer RIAS-2-Frequenz 91,2 MHz wurde 1992 aufgelassen. Die einstige Berliner Mittelwellenfrequenz 855 kHz von RIAS 2 wurde für DRM-Übertragungen und Sondersendungen des Deutschlandradios genutzt. RIAS 1 (UKW 89,6 MHz) wurde zunächst weitergeführt und ging zum 1. Januar 1994 zusammen mit Deutschlandsender Kultur und dem Deutschlandfunk im Deutschlandradio, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, auf. Anfangs hatte diese Anstalt mit dem DeutschlandRadio Berlin und dem Deutschlandfunk (Köln) zwei Programme, derzeit (Stand: 2013) besteht Deutschlandradio aus den Programmen Deutschlandradio Kultur, Deutschlandfunk und DRadio Wissen.

Die Klangkörper sind heute überwiegend in der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin zusammengefasst.

Das ehemalige Funkhaus des RIAS liegt am nach dem populären Moderator benannten Hans-Rosenthal-Platz direkt an der Bezirksgrenze zwischen Schöneberg und Wilmersdorf am Rudolph-Wilde-Park beziehungsweise am Volkspark Wilmersdorf mit dem sogenannten RIAS-Spielplatz. Von hier wird das Programm Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt.

Der Sendeschluss des RIAS war am 31. Dezember 1993 um 23.55 Uhr. Die letzten Worte sprach der Programmdirektor Siegfried Buschschlüter.
Am 4. September 2013 ging in Berlin-Britz ein bedeutendes Stück deutscher Rundfunkgeschichte und der Geschichte des Kalten Krieges zu Ende: Der Betrieb des rund 65 Jahre zuvor vom RIAS aufgebauten Mittelwellensenderstandortes wurde endgültig eingestellt.

siehe Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Der 17. Juni 1953

Mögen anfangs die Forderungen der Arbeiter berechtigt gewesen sein, so war es ein Signal zur Konterrevolution, die weiter wütete, als die Normerhöhungen zurückgenommen wurden.

Die Konfrontation eskalierte, als sich Provokateure aus Westberlin unter die Demonstranten mischten und die unübersichtliche Lage anheizten.

Der RIAS, ein damaliger antikommunistischer Propagandasender aus Westberlin, spielte eine wichtige Rolle, um „Öl ins Feuer zu gießen“. Für die antikommunistische Propaganda des RIAS war Egon Bahr verantwortlich. Egon Bahr ist eher als geschickter Verhandlungsführer und „Entspannungspolitiker“ bekannt. (zum Thema „Entspannungspolitik“ hinter diesem Link)Auf Egon Bahr wurden viele Hoffnungen zum Erhalt des Friedens gesetzt. So wurde damals auch seitens der DDR die Rolle Egon Bahrs am 17. Juni 1953 nicht thematisiert.

Am 17. Juni 1953 wurde die Konterrevolution niedergeschlagen. Seinerzeit lag es nicht im Interesse der Sowjetunion die DDR preis zu geben. Das war dann 1989/90 unter Gorbatschow so. Ein entscheidender Faktor, dass 1989/90 die Konterrevolution siegte und die DDR annektiert worden ist.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema können (siehe Buchempfehlung) aus dem Buch „Unter Feuer Die Konterrevolution in der DDR“ Herausgeber „offensiv“ entnommen werden.

Buchempfehlung

http://www.offen-siv.net/Bucher/Unter-Feuer.pdf

„Unter Feuer Die Konterrevolution in der DDR“

Herausgeber: „offensiv“

Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek:

Offensiv (Hrsg.): Unter Feuer

Hannover 2009
Herausgegeben vom „Verein zur Förderung demokratischer Publizistik“ e.V. Einzelverlag, Offensiv, Frank Flegel
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Mail: redaktion@offen-siv.com

Copyright: Januar 2009, Frank Flegel, Hannover
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Redaktionelle Betreuung:
Vorstand des „Vereins zur Förderung demokratischer Publizistik“ e.V. Umschlag: Frank Flegel

Druck: Lange und Haak, Orsingen-Neuzingen Printed in Germany

ISBN 978-3-00-026316-3 12,00 €