Englische Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert

Handel, Gewerbe, Kolonialpolitik und die Ausbeutung von Bauern und Arbeitern machten England zu einem der wohlhabendsten und mächtigsten Staaten Europas. Die wirtschaftliche und politische Stärke des englischen Bürgertums rief auch große Leistungen in Kunst und Wissenschaft hervor.

 

Die „Utopia“ des Thomas Morus

Thomas Morus

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Thomas Morus, der im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts wirkte, war der berühmteste englische Humanist. Er ist besonders durch sein Werk „Utopia“bekannt geworden. Ausgehend von einer scharfen Kritik der Zustände im England seiner Zeit entwarf er in diesem Buche das großartige Bild eines Staates, wie er nach seinen Vorstellungen sein sollte. In diesem Staate bestand Gemeineigentum am Boden. Morus verlegte ihn nach einer Insel „Utopia“(Land Nirgendwo), die dem Werk den Namen gegeben hat. Danach nannte man später alle Leute, die sich mit der Verbesserung der menschlichen Gesellschaft beschäftigten, ohne von den wirklichen Gegebenheiten auszugehen, Utopisten.

 

William Shakespeare

William Shakespeare

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Großen Ruhm erlangte England auch durch sein Theater. Als dessen bedeutendster Dichter gilt William Shakespeare, der rund ein halbes Jahrhundert nach Morus lebte. Shakespeare war ein Anhänger der Tudors, die eine dem Bürgertum genehme Politik betrieben. In seinen Bühnenstücken behandelte er vor allem die jüngste englische Geschichte, in der sich ein starkes Königtum durchsetzte. Daneben schrieb er aber auch weltbekannte Lustspiele, beispielsweise „Wie es euch gefällt“, und Trauerspiele wie „Hamlet“. Künstler aus ganz Europa nahmen sich das lebensbejahende Schaffen Shakespeares und die wirklichkeitsgetreue Gestaltung seiner Werke zum Vorbild.

 

Robinsons und Gullivers Väter

Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts entstanden in England die Bücher „Robinson Crusoes Abenteuer“ und „Gullivers Reisen“.

Aus Gullivers Reisen

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Eigentlich waren das keine Bücher für Kinder, sondern für Erwachsene – die Hauptwerke der berühmten Schriftsteller Daniel Defoe und Jonathan Swift. Defoe gedachte mit der Lebensbeschreibung Robinsons, der mit allen vom englischen Bürgertum beanspruchten guten Eigenschaften ausgestattet war, die Entwicklungsgeschichte des Menschen überhaupt wiederzugeben. Swift, der aus Irland stammte, wollte mit bitteren Worten die Verhältnisse auf den britischen Inseln verspotten, Verhältnisse, die er seinen Helden Gulliver im Lande der Liliputaner und der Riesen verkleinert oder vergrößert wiederfinden ließ. Swift prangerte auch die europäische Kolonialpolitik an.

 

Hervorragende bürgerliche Denker

Im Zeitalter der bürgerlichen Revolution gab es verschiedene Engländer, die über die Natur und die menschliche Gesellschaft nachdachten. Das waren Francis Bacon, John Locke und Thomas Hobbes. Besonders Bacon wurde von Karl Marx und Friedrich Engels hochgeschätzt. Er stellte die wissenschaftliche, durch Erfahrung und Experiment gewonnene Erkenntnis dem religiösen Glauben gegenüber. Der Wissenschaft komme ein entscheidender Platz in der Gesellschaft zu; ihr „wahres und rechtmäßiges“ Ziel solle es sein, „das menschliche Leben mit neuen Erfindungen und Mitteln zu bereichern“.

Einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler überhaupt war Isaac Newton, ein Professor an der englischen Universität Cambridge. Dieser beschäftigte sich vornehmlich mit Physik und Mathematik. Newton ist der Begründer der klassischen Mechanik. In seinem 1686 veröffentlichten Hauptwerk „Die mathematischen Grundlagen der Naturwissenschaft“ behandelte er die Begriffe „Masse“, „Kraft“ und „Gewicht“.

Seine wichtigste Entdeckung aber war die des Gravitationsgesetzes. Dadurch gelang es ihm, die Ursachen für die  Planetenbewegung, die vor ihm der deutsche Astronom Johannes Kepler nur beschreiben konnte, auch zu erklären.

Damit wurde erneut die Lehre des Polen Copernicus über die Bewegungen der Himmelskörper bestätigt.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Englische Kultur vom 16. bis 18. Jahrhundert

 

 

 

 

Der Sieg der kapitalistischen Gesellschaftsordnung in England

Unser Gang durch die englische Geschichte begann im 16. Jahrhundert. Er endete an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert. Damit haben wir über dreihundert Jahre durchschritten. Das schein nicht viel zu sein, gemessen an den Tausenden und Zehntausenden von Jahren, die es bei Betrachtung der Urgesellschaft und der ersten Klassengesellschaft zu überblicken galt. Und doch entwickelte sich in diesen dreihundert Jahren die Menschliche Gesellschaft schneller als je zuvor! Welche Ursachen gab es für die rasche Entwicklung und die gewaltigen Veränderungen, die in England zwischen dem 16. Und dem beginnenden 19. Jahrhundert eintraten?

Wenn man die Entwicklung der Produktivkräfte von der ersten Klassengesellschaft bis zur Herausbildung des Kapitalismus im Ganzen ansieht, wird man feststellen, dass der Kapitalismus zur Zeit seiner Entstehung in England die Produktivkräfte auf eine in der Geschichte bis dahin nicht gekannte Höhe der Entwicklung gehoben hatte. Das ist der Hauptgrund für die Feststellung: Der Kapitalismus war ein geschichtlicher Fortschritt.

Wir dürfen aber nicht nur die gewaltige Ausdehnung der Produktion und die großartige Steigerung in der Erzeugung aller Waren sehen, die der Kapitalismus brauchte. Das war die eine Seite und die wichtigste des einsetzenden großen Fortschritts. Die vom Kapitalismus hervorgerufene fortschrittliche Entwicklung zeigte sich aber auch noch auf einem anderen Gebiet, das mit den gewaltigen Veränderungen in der Produktion sehr eng zusammenhing. Kurz ausgedrückt, kann  man sagen: Mit der Entstehung und dem Sieg der neuen kapitalistischen Produktionsverhältnisse in England hatten sich auch die politischen Herrschaftsverhältnisse verändert.

In England herrschte seit der bürgerlichen Revolution das reiche Bürgertum. Damit hatte die damals fortschrittlichste Klasse die politische Herrschaft erobert. Das Bürgertum gebrauchte diese Macht zur Stärkung seiner wirtschaftlichen Stellung. Es bestand also ein Zusammenhang zwischen den Veränderungen, die seit dem 16. Jahrhundert bei den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen vor sich gegangen waren, und der Errichtung der politischen Macht und der weiteren wirtschaftlichen Stärkung des Bürgertums.

Siehe nachfolgendes Schema:

Der Sieg der kapitalistischen Gesellschaftsordnung in England

Der Sieg der kapitalistischen Gesellschaftsordnung in England

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Das Schema zeigt die Beziehungen, die zwischen den wichtigsten Tatsachen der Entwicklung in England in dem Zeitraum vom 16. Jahrhundert bis zum ausgehenden 18. Und beginnenden 19. Jahrhundert bestanden.

Zusammenfassend können wir feststellen: Die neuen kapitalistischen Produktionsverhältnisse in England beruhten auf der Ausbeutung der Lohnarbeiter(Proletariat) durch die Kapitalisten(Bourgeoisie). Dennoch waren diese Verhältnisse ein geschichtlicher Fortschritt.                                                                                 Diese Feststellung erscheint widersprüchlich. Kann etwas fortschrittlich sein, was der Mehrheit aller Menschen Leid, Not und unsägliche Qual bereitet?

Für die Entwicklung der Menschheit war die fortschrittliche Seite der kapitalistischen Produktionsverhältnisse das Wichtigste! Wir verstehen diese Seite aber nur richtig, wenn wir zugleich auch die für die arbeitenden Menschen bittere und harte Seite dieser Verhältnisse gebührend betrachten. Folgendes Schema zeigt deshalb, wie die beiden Grundklassen innerhalb der neuen kapitalistischen Produktionsverhältnisse zueinander standen.

Die neuen Verhältnisse stellten eine ganz neue Gesellschaftsordnung dar, die ihren Namen nach den Mächtigen und Reichen dieser Ordnung, nach den Kapitalisten, erhielt. Der Kapitalismuswar zwar ein Fortschritt in der Geschichte der Menschheit, doch gleichzeitig war mit ihm eine neue Ausbeuterordnung entstanden. Die kapitalistische Gesellschaftsordnung  ist die letzte in der Reihe der Gesellschaftsordnungen, die auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruhen. Allerdings ist diese Gesellschaftsordnung sehr stark und hat 1989/90 weltweit gesiegt. Eine fortschrittliche Gesellschaftsordnung, der Sozialismus, ist bis auf einzelne Ausnahmen, weltweit hinweggefegt worden.

Die wichtigsten Produktivkräfte in der Klassengesellschaft

Die wichtigsten Produktivkräfte in der Klassengesellschaft

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Sieg der kapitalistischen Gesellschaftsordnung in England

Das Fabriksystem

Von der Manufaktur zur Fabrik

In der Manufaktur wurden alle Erzeugnisse mit Hilfe von Handarbeit hergestellt. Jetzt aber arbeitete man bereits mit Maschinen.  Die Maschine in der Fabrik trat an die Stelle des handwerklichen Werkzeuges in der Manufaktur. Zum Beispiel löste die Spinnmaschine das handbetriebene Spinnrad ab. Da nach und nach immer bessere und speziellere Maschinen erfunden wurden, stellte man viele Arbeitsverrichtungen von Hand auf Maschinenarbeit um. Die Maschinen mussten von den Arbeitern bedient werden.

Fabrikhalle Beginn 19. Jahrhundert

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Um jedoch ein Produkt zu erzeugen, mussten viele Arbeiter und Maschinen sinnvoll zusammenwirken. Das Zusammenwirken der Maschinen untereinander und mit den Arbeitern erforderte eine einheitliche Leitung der Fabrik. Diese Leitung lag in den Händen es kapitalistischen Unternehmers, dem die Maschinen und die Fabrik gehörten. Die Fabrik war also Produktionsstätte, in der mit Maschinen gearbeitet wurde und die unter Leitung eines Kapitalisten stand.

Die maschinelle Produktion, zum Beispiel des Woll- und Baumwollgarnes sowie anderer Produkte, bewirkte, dass ein Arbeiter an einer Maschine in der gleichen Zeit soviel herstellen konnte, wie vorher 10 oder 20 Arbeiter in der Manufaktur. Somit brachten die maschinellen Produkte den Fabrikbesitzern einen zusätzlichen Gewinn. Deshalb wollten alle Manufakturbesitzer Maschinen haben. Auf diese Weise wurden die Manufakturen schließlich durch die Fabriken verdrängt.

 

Die Produktion von Maschinen

Die ersten Arbeitsmaschinen wurden zum größten Teil von Handwerkern aus Holz gebaut, so  zum Beispiel die „spinning-Jenny“. Das Holz jedoch hielt die starke Beanspruchung nicht  aus, es brach oder nutzte sich schnell ab. So ging man dazu über, Maschinen aus Eisen und Stahl zu fertigen. Beide Metalle zeigten sich viel dauerhafter, ließen sich aber schwerer bearbeiten. In dem Maße, wie immer mehr Maschinen aus Eisen und Stahl hergestellt wurden, mussten sich auch neue Herstellungs- und Bearbeitungsmethoden des Eisens entwickeln.

Hand in Hand mit dem Übergang von hölzernen zu eisernen Maschinen ging die Umstellung von der handwerklichen zu maschinellen Fertigung der Maschinen. Dazu mussten entsprechende Maschinen zur Eisenbearbeitung entwickelt werden, zum Beispiel Dampfhammer, Drehbank, Fräsbank, Bohrmaschine. Diese waren fast ausnahmslos englische Erfindungen. Ihre massenhafte Anwendung fiel teilweise erst in die Zeit nach 1840.

 

Eisen, Stahl und Kohle als wichtigste Rohstoffe

Die massenhafte Anwendung eiserner Maschinen vermehrte den Bedarf an Eisen und Stahl gewaltig. In gleicher Richtung wirkten auch der Bau von Eisenbahnen, Schiffen, Brücken und Hochöfen; 1779 wurde die erste Brücke aus Eisen, 1790 das erste eiserne Schiff erbaut. Von 1740 bis 1830 stieg die englische Roheisenproduktion von rund 20 000 Tonnen auf rund 680 000 Tonnen! Der vermehre Eisenbedarf steigerte auch die englische Kohleproduktion. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts konnten jedoch die reichen englischen Steinkohlevorkommen nicht zum Schmelzen des Eisens verwendet werden. Man benutzte Holzkohle, da Steinkohle Stoffe enthält, die minderwertiges Eisen ergeben. DA das Holz allmählich knapp wurde, musste man einen anderen Weg suchen. Die englischen Eisenschmelzer fanden, dass sich Steinkohle, zu Koks geschwelt, noch viel besser als Holzkohle eignete, um Roheisen herzustellen. Seitdem verzeichnete auch die englische Steinkohleförderung ein starkes Wachstum. Der Steinkohlenverbrauch nahm gleichfalls durch den sich schnell vergrößernden Bedarf der Eisenbahn zu.

Man darf jedoch nicht nur den schnellen und gewaltigen Zuwachs der Produktion sehen. Von noch größerer Bedeutung war, dass sich auch bei der Herstellung und Verarbeitung des Eisens neue Methoden durchsetzten. Die Gewinnung von Roheisen mit Hilfe des Steinkohlenkokses statt der Holzkohle ist eine solche neue Methode, die die Qualität des Eisens außerdem stark verbesserte. Auch im Bergbau wurde, angeregt durch den steigenden Bedarf an Eisenerzen und Steinkohle, nach neuen Methoden gearbeitet. So entstanden nicht nur neue Produktionsmittel, sondern es wuchsen auch die Anforderungen an die Kenntnisse der Menschen im Umgang mit den neuen Produktionsmitteln. Beide bewirkte eine beschleunigte Entwicklung der Naturwissenschaften.

England Zeit der industriellen Umgestaltung

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

England, die „Werkstatt der Welt“

Die industrielle Umwälzung ging in allen kapitalistischen Ländern vor sich. In England vollzog sie sich jedoch zuerst. Sie begann etwa 1780, und um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren alle hauptsächlichsten Zweige der englischen Industrie mechanisiert, das heißt, die produzierten mit Hilfe von Maschinen. Daraus ergab sich die führende Stellung, die die  englische Industrie seit den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gegenüber den anderen Ländern innehatte. Diese führende Stellung erstreckte sich auf die Konstruktion und Anwendung von Maschinen und auf die Menge der hergestellten Produkte. Englische Produkte wurden in alle Teile der Welt exportiert. Man begehrte sie, weil sie billiger und besser waten als die Produkte der anderen Länder. Um 1850 produzierte England über vier Zehntel aller in der Welt erzeugten Industriewaren. Die Produktionsmenge der englischen Industrie und ihre führende Stellung wurden bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts von keinem anderen Land der Welt übertroffen. Deshalb bezeichnete man England in dieser Zeit als „Werkstatt der Welt“.

 

 

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Das Fabriksystem

Bedeutende Veränderungen in der Produktion

Die steigende Nachfrage nach gewerblichen Produkten

Die kolonialen Eroberungen im 17. Und 18. Jahrhundert, an denen englische Kolonisten führend beteiligt waren, erweiterten die Möglichkeiten des Handels mit englischen Produkten. Überall, wo sich englische Kaufleute und Kolonisten niederließen, begannen sie, die Bevölkerung mit Erzeugnissen der englischen Manufakturen zu beliefern. Diese waren meistens besser und billiger als die einheimischen Produkte. Zum Teil aber weckten die bisher unbekannten Erzeugnisse der englischen Manufakturen ganz neue Bedürfnisse bei der Bevölkerung. Dadurch stieg die Nachfrage nach englischen Waren in Europa und Übersee gewaltig an.

Auch innerhalb Englands erhöhte sich die Nachfrage sowohl nach landwirtschaftlichen wie nach gewerblichen Produkten. Weil die Manufakturen eine größere Menge an Stoffen, Kleidung, Hausrat und anderen zum Leben notwendigen Dingen herstellen mussten, benötigten sie ihrerseits mehr Eisen, Kohle, Wolle und andere Rohstoffe. Infolgedessen verdoppelte sich die englische Industrieproduktion von 1650 bis 1750. Am meisten vermehrte sich die Produktion von Garn und Tuchen aus Wolle und auch aus Leinen. Trotzdem vermochten die Manufakturen nicht mehr die steigende Nachfrage zu befriedigen.

England vor der industriellen Umgestaltung

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Die Entwicklung der Baumwollspinnerei

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war in England die Textilproduktion und innerhalb dieser die Wollwarenherstellung der vorherrschende Produktionszweig. Die emporschnellende Nachfrage nach gewerblichen Produkten, vor allem nach Bekleidungsgegenständen, richtete sich daher in erster Linie auf die Wollwarenerzeugung.

Neben diesem Produktionszweig, der Schafwolle verarbeitete, war in England ein anderer Zweig, die Baumwollverarbeitung, entstanden. Sie bezog ihren Rohstoff, die Baumwolle, aus den Kolonien. Die Baumwollverarbeitung war noch jung, und die Besitzer von Baumwollmanufakturen waren allen Neuerungen zugänglich, weil sie sich sonst gegenüber den anderen Produktionszweigen nicht behaupten konnten. Ein zweiter Grund für technische Neuerungen lag in der ungleichmäßigen Entwicklung der englischen Baumwollspinnerei. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war die tägliche Garnproduktion von etwa 10 Spinnern erforderlich, um einen Weber einen Tag zu beschäftigen. Dieses Missverhältnis gab den Anstoß zur Erfindung von Maschinen, die in der Baumwollverarbeitung angewendet werden konnten.

 

Hargreaves, Watt und Cartwright, die Erfinder neuer Maschinen

Seit dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts gab es Versuche, Baumwollgarn maschinell herzustellen. Im Jahre 1764 erfand der Weber James Hargreaves seine Spinnvorrichtung, die er nach seiner Tochter Jenny die „spinning-Jenny“, die spinnende Jenny nannte. Diese „spinning-Jenny“ war eine Arbeitsmaschine, die die Herstellung des Baumwollgarns von Grund auf veränderte. Mit dieser Spinnmaschine konnte an einem Tag wesentlich mehr Baumwollgarn hergestellt werden als mit Hilfe des Spinnrades. Eine Arbeitsmaschine arbeitete gleichzeitig mit vielen Werkzeugen, z.B. Baumwollspindeln, während ein Mensch zur gleichen Zeit immer nur ein Werkzeug, z.B. das Spinnrad, benutzen konnte. Der Mensch bediente und kontrollierte die Maschine.

Durch den Einsatz der Spinnmaschine wurde das Gleichgewicht zwischen Baumwollspinnerei und –weberei abermals gestört, dieses Mal jedoch zugunsten der Baumwollspinnerei.

Erste Spinnmaschine

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Die Weber hatten jetzt Mühe, das von den Spinnern maschinell hergestellte Garn zu verarbeiten. Es wurde daher notwendig, die Weberei zu verbessern. In den Jahren 1785 bis 1786 konstruierte der Engländer Cartwright Webmaschinen(Maschinenwebstühle oder mechanische Webstühle), die mittels Wasserkraft angetrieben wurden. Durch die Benutzung dieser Webmaschinen konnte die Herstellung von Baumwollgeweben erheblich erhöht werden. Einige Jahrzehnte später wendete man Spinn- und Webmaschinen auch in der englischen Woll-, Leinen- und Seidenindustrie an, wodurch deren Produktion anstieg.

Um die neuen Arbeitsmaschinen anzutreiben, benutzte man zunächst die Kraft des Wassers. In manchen Fällen, vor allem bei den allerersten Arbeitsmaschinen, besorgten dies auch di Arbeiter. Als immer mehr Spinn- und Webmaschinen angewendet wurden, genügte das nicht mehr. Man musste sich nach einer anderen Antriebskraft umsehen und fand sie in der Dampfmaschine James Watts. Zwar benutzte man bereits seit etwa 1740 Dampfmaschinen, um das Wasser aus den englischen Steinkohleschächten zu pumpen, aber erst James Watt gelang es, die Dampfmaschine 1784 soweit zu verbessern, dass sie zum Antrieb der Arbeitsmaschinen verwendet werden konnte. Die Dampfmaschinen war eine Antriebsmaschine, weil sie mit Hilfe des Dampfes und auf mechanischem Wege Kraft zum Antrieb der Arbeitsmaschinen erzeugte.

James Watt

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Alle Antriebsmaschinen einer Fabrik wurden über eine Transmissionseinrichtung und Treibriemen von einer Dampfmaschine angetrieben. Diese drei verschiedenen Maschinenarten bildeten das Maschinensystem. Man spricht von einem System deswegen, weil nur durch das Zusammenwirken aller drei Maschinenarten das fertige Produkt hergestellt werden konnte. Die Anwendung der Maschinen steigerte die englische Industrieproduktion gewaltig. Zwischen 1780 und 1840 verdoppelte sie sich.

Dampfmaschine und erste Lok

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Die ersten Eisenbahnen

Infolge des Maschinenbetriebes und der schnell wachsenden Industrieproduktion konnten viel mehr Rohstoffe als vorher verarbeitet werden. Die Rohstoffe mussten zu den Industriezentren transportiert werden, ebenso die fertigen Produkte an die Orte, wo sie gebracht wurden. Vor allem stieg der Transport zwischen den englischen Industriezentren und den Ausfuhrhäfen stark an. Das konnte nicht mehr nur durch Pferde und Wagen bewältigt werden. Eine solche neue Transporteinrichtung war die Eisenbahn.

Auch hier bewährte sich die von Watt verbesserte Dampfmaschine. Auf Räder gestellt, gab sie das Vorbild für die Lokomotive ab. Die erste leistungsfähige Lokomotive wurde von George Stephenson erbaut.

Stephenson erhielt 1825 den Auftrag, eine Eisenbahnlinie zwischen Stockton und Darlington in Nordengland zu bauen. Er konstruierte eine Lokomotive, die 34 Wagen ziehen konnte und für die 15 Kilometer lange Strecke 65 Minuten benötigte. Das war für die damalige Zeit eine große Leistung. Eine seiner Lokomotiven siegte beim Lokomotivrennen, das 1829 von einer englischen Eisenbahngesellschaft veranstaltet wurde. 1830 verfügte England bereits über 108 Kilometer Eisenbahnlinie, im Jahre 1850 schon über 10 000 Kilometer. Die Vorteile der Eisenbahn bestanden darin, dass mehr und größere Lasten schneller und billiger transportiert werden konnten.

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Bedeutende Veränderungen in der Produktion

 

 

 

 

 

Die Vereinigten Staaten von Amerika(USA)

Die Unabhängigkeitserklärung der Kolonisten

Der Kongress der nordamerikanischen Kolonien hatte in Philadelphia bereits am 4. Juli 1776 eine Unabhängigkeitserklärung angenommen.

Auszug aus amerikanischer Unabhängigkeitserklärung

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Mit der Annahme der Unabhängigkeitserklärung waren die Vereinigten Staaten von Amerika(USA) geschaffen worden. Sie waren ein bürgerliche Republik. In ihr herrschten das Großbürgertum des Nordens und die reichen Pflanzer des Südens. Diese Republik war frei von englischer Bevormundung. Erscheinungen des Feudalismus wurden beseitigt, welche die weitere kapitalistische Entwicklung, besonders in der Landwirtschaft, hemmten. Man beschlagnahmte die Ländereien, die bis dahin der englischen Krone und englandfreundlichen Großgrundbesitzern gehört hatten, und vergab sie teilweise an Soldaten und kleine Farmer. In den Westgebieten wurde das Land zum Staatseigentum erklärt. Die Regierung verkaufte es allmählich Privatpersonen. Die Volksmassen, deren Kampf den Sieg herbeigeführt hatte, blieben jedoch von der Staatsmacht ausgeschlossen. Auch die Sklaverei wurde beibehalten. Damals gab es in den USA etwa 700 000 Sklaven, die keinerlei Rechte besaßen.

Zu den 13 Mitgliedstaaten traten später weitere im Westen des Landes hinzu.

Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Die Verfassung des neuen Staates

Nach seiner militärischen Niederlage musste England die Unabhängigkeit der USA anerkennen. Da der lockere Zusammenschluss der 13 Staaten von 1776 der herrschenden Klasse auf die Dauer nicht genügte, beschloss man, eine stärkere Zentralgewalt zu schaffen. Zu diesem Zweck gaben sich die USA im Jahre 1787 eine Verfassung, eine der ältesten überhaupt, die die Welt kennt. Sie gilt, ergänzt, noch heute.

Staatsoberhaupt und Leiter der Regierung wurde ein Präsident, den man für vier Jahre wählte. Al erster trat Washington an die Spitze der jungen Republik. Die gesetzgebende Gewalt lag beim Kongress. Dieser sollte aus zwei Häusern, dem Senat und dem Repräsentantenhaus, bestehen. Im Senat saßen die Vertreter der Bundesstaaten, im Repräsentantenhaus die im ganzen Land gewählten Abgeordneten. Der Kongress fasste Beschlüsse über Krieg und Frieden, Militärfragen, Zölle und Steuern. Die Regierung des Präsidenten hatte diese Beschlüsse auszuführen. Neben Regierung und Kongress gab es ein Oberstes Bundesgericht, das für wichtige Rechtsfragen zuständig sein sollte.

So bestand nach der Verfassung von1787 die Staatsmacht der USA aus drei Teilen, die voneinander unabhängig waren.

Die Verfassung erklärte die USA zu einem Bundesstaat. Den einzelnen Mitgliedstaaten verblieben große Rechte. Sie konnten ihre inneren Verhältnisse selbst regeln. Das Wahlrecht war an einen bestimmten Besitz gebunden; von 3 Millionen Bürgern durften nur 120 000 wählen.

Die politischen Einrichtungen der USA waren im Verhältnis zu den Zuständen, die in den übrigen Ländern herrschten, ein großer Fortschritt. Sie wurden daher Vorbild des Bürgertums vieler Staaten, vor allem Frankreichs.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die USA

 

Der Unabhängigkeitskampf der nordamerikanischen Kolonien

Unzufriedenheit der Kolonisten mit England

England hatte seinen nordamerikanischen Kolonien zwar eine erhebliche politische Selbstständigkeit gelassen, aber immer versucht, deren Wirtschaft seinen eigen Bedürfnissen anzupassen. Es verfolgte die gleiche Wirtschaftspolitik wie die übrigen Kolonialmächte. Die Pflanzer aus den Südstaaten waren bei englischen Kaufleuten hoch verschuldet. Sie mussten ihre Erzeugnisse billig verkaufen und für die Fertigwaren des Mutterlandes hohe Preise zahlen. Das „Eisengesetz“ des Jahres 1750 bestimmte, dass keine weiteren Eisenhütten und Eisenverarbeitungswerke in den nordamerikanischen Kolonien gebaut werden durften. Dagegen wurde der Schiffsbau gefördert, weil die englischen Werften nicht so viele Schiffe herstellen konnten, wie die Flotte benötigte.

Anfang der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann England, die 13 Kolonien politisch und wirtschaftlich stärker zu kontrollieren. Nunmehr wurden dort ständig Truppen unterhalten, Steuern und Zölle erhöht. Unter dieser Politik litten alle Schichten der Kolonisten. Die kleinen Farmer wurden aber noch zusätzlich getroffen, als eine königliche Proklamation die weitere Siedlungstätigkeit westlich des Appalachen-Gebirges verbot. So wuchs die Unzufriedenheit. Viele Amerikaner kamen zu der Meinung, dass man sich von England trennen und zu einem unabhängigen Staat zusammenschließen müsse, Das erforderte auch die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

Dorf amerikanischer Ureinwohner

Dorf amerikanischer Ureinwohner

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Nordamerikanische Kolonien bis 1783

Die 13 nordamerikanischen Kolonien und die Entwicklung der USA bis 1793

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

 

Der Beginn des Krieges

Dem bewaffneten Kampf unmittelbar voraus ging die Einführung neuer Zölle durch den englischen Staat. Als Antwort darauf weigerten sich die Kolonisten, die mit dem Einfuhrzoll belegten Waren abzunehmen.

Als im Dezember 1773 im Haufen von Boston, einer Stadt die zum Staate Massachusetts gehörte, trotzdem englischer Tee gebracht werden sollte, stürmten als amerikanische Ureinwohner verkleidete Bürger die Schiffe und schütteten die Ladung ins Meer.

Da schloss die englische Regierung den Hafen für jeden Handelsverkehr, hab die Selbstverwaltung des Staates Massachusetts auf und setzte einen General als Gouverneur ein. Die anderen Kolonien erklärten, dass die Massachusetts unterstützen würden. Ihre Vertreter versammelten sich 1774 in Philadelphia zu einem Kongress. Die Amerikaner versuchten zwar nochmals, mit England zu verhandeln, aber die Engländer zogen es vor, den Konflikt mit Waffengewalt zu lösen. So begann der Kampf.

 

Der Sieg der Aufständischen

Das Kräfteverhältnis zwischen den kämpfenden Parteien war zunächst ungleich. Die Farmer, Handwerker und Arbeiter, die ihr Leben für die Unabhängigkeit einsetzten, waren zwar sehr tapfer, militärisch aber wenig erfahren. Demgegenüber verfügte der König über eine wohlausgerüstete und disziplinierte Armee. Diese verstärkte er noch durch deutsche Soldaten, die von ihren „Landesvätern“ verkauft wurden. Erst allmählich gelang es den Kolonisten, schlagfähige Truppen zu schaffen. Ihr Organisator war George Washington, ein Pflanzer aus dem Süden.

George Washington

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Die erste Schlacht ging für die Aufständischen verloren, doch mussten die Engländer ihren Sieg mit hohen Verlusten bezahlen. Das zeigte aller Welt, was Menschen, die für Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen, gegenüber einem Söldnerheer zu leisten vermochten.

Aus Europa kamen nicht nur englische Söldner und verkaufte deutsche Soldaten, sondern auch Freiwillige, die den Unabhängigkeitskampf unterstützen wollten. Dazu gehörten der Franzose Lafayette, der Pole Kosciusko und der Deutsche Steuben.

Nach wechselvollen Kämpfen wurden die königlichen Heere besiegt. Die Entscheidung fiel, als auch Frankreich, Spanien und Holland England den Krieg erklärten. Der englische König konnte nun nicht mehr seine gesamte Macht gegen die Kolonisten einsetzen.

Schlacht nordamerikanischer Unabhängigkeitskrieg

Schlacht während des nordamerikanischen Unabhängigkeitskampfes

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Benjamin FranklinBildunterschrift Benjamin Franklin

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

New York 1625 und in den 1980er Jahren

New York(gegründet als Neu-Amsterdam) im Jahre 1625 und Anfang der 1980er Jahre

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Unabhängigkeitskampf der nordamerikanischen Kolonien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Englands Weg zur führenden Kolonialmacht

Das englische Kolonialreich im 18. Jahrhundert

England begann erst am Anfang des 17. Jahrhunderts, ein eigenes Kolonialreich aufzubauen. Der Schwerpunkt dieses Reiches lag bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts in Amerika. Die für das englische Bürgertum wertvollsten Teile waren die Westindischen Inseln und die südlichen Kolonien in Nordamerika. Ihre Plantagen lieferten die in Europa begehrten Kolonialwaren.

Englischer Festung in Bombay

Englische Festung in Bombay (Indien) 1688

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts rückte Indien für England in den Vordergrund. Die Ostindische Kompanie gewann mit Bengalen den Ausgangspunkt für die vollständige Unterwerfung Indiens, die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zügig voranschritt.

Rast eines indischen Kaisers während der Jagd

Rast eines indischen Kaisers während der Jagd. 17. Jahrhundert (Berlin, Islamisches Museum)

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

England führte gegen seine europäischen Rivalen zahlreiche Handels- und Kolonialkriege. Es verdrängte die Franzosen aus Amerika und Indien. Portugal und Holland wurden von ihm abhängig. Auch auf das spanische Kolonialreich gewann es beträchtlichen Einfluss. England entwickelte sich also seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur ersten Kolonialmacht der Welt.

Kolonien und Stützpunkte Englands

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Die Kolonien Englands in Nordamerika um 1750

Um 1750 gab es an der nordamerikanischen Ostküste 13 englische Kolonien, die seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden waren. Einwanderer aus Europa, Engländer. Aber auch Franzosen, Niederländer und Deutsche, vorwiegend Handwerker und Bauern, siedelten sich hier an. Sie verließen ihre Heimat, um in der Neuen Welt ein besseres Leben zu finden. Viele waren in England wegen ihrer religiösen Auffassungen verfolgt worden.

Die englischen Kolonisten übertrugen die Lebensgewohnheiten sowie politischen Einrichtungen und Vorstellungen auf Amerika. Die von ihnen gegründeten Kolonien besaßen große politische Selbstständigkeit.

Zwischen den Kolonien bestanden allerdings erhebliche Unterschiede, auch in der Wirtschaft. In den Südstaaten herrschte der Großgrundbesitz vor. Auf den Plantagen der Pflanzer mussten Scharen afrikanischer Sklaven arbeiten. Im Norden gab es Mittel- und Großbauern und Farmer, die  Lohnarbeiter beschäftigten. Sie erzeugten vornehmlich Getreide. Daneben entwickelte sich auch das Gewerbe lebhaft, so der Schiffsbau, die Holzindustrie, die Eisenerzeugung und –verarbeitung und der Fischfang. Es entstanden Manufakturen.

Die Kolonisten gründeten auch Städte wie Boston, Philadelphia, New York, Baltimore und Charleston. Deren Bürger begannen einen eigenen, allerdings vorläufig beschränkten Handel aufzubauen. Sie unterhielten sogar eigene Handelsschiffe.

So machte die kapitalistische Entwicklung besonders in den Nordstaaten erhebliche Fortschritte. Auf die Ureinwohner nahmen die Kolonisten keine Rücksicht. In blutigen Kämpfen wurden sei immer weiter zurückgedrängt und die Kolonien allmählich nach Westen erweitert.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Englands Weg zur Kolonialmacht

 

 

Das deutsche Bürgertum im 18. Jahrhundert

Fortschritte in der kapitalistischen Produktion

Der absolutistische Staat hatte zunächst die kapitalistischen Unternehmungen mannigfaltig unterstützt. Privilegien hoben für die Manufakturen den Zunftzwang auf. Die Staatskasse lieh den Unternehmen fehlende Geldmittel. Arbeitskräfte, an denen es anfangs mangelte, wurden den Werkstätten aus Zucht-, Arbeits-, Armen- oder Waisenhäusern zwangsweise zugeführt.

Der Missbrauch von in Heimen untergebrachten Kinder und Jugendlichen als billige Arbeitskräfte war in kapitalistischen Ländern noch bis in die 1970er Jahre Usus.. Erst jetzt geht man daran dies aufzuarbeiten. Dabei relativiert man wieder und schwingt die antikommunistische Keule, indem man behauptet, dass es in der DDR auch so gewesen sei.

Deshalb entwickelten sich die fürstlichen Städte, voran die Residenzstädte, in schnellerem Tempo als di auf sich gestellten Reichsstädte. Doch blieb die Förderung der Wirtschaft bescheiden, weil Deutschland durch die Landesfürstentümer wirtschaftlich und politisch zersplittert war. Die einzelnen Territorien regelten die wirtschaftlichen Fragen nur für sich allein. Immer neue Zollschranken entstanden. So arbeiteten viele der mit künstlichen Mitteln geschaffenen Manufakturen zu teuer, bedurften ständig neuer Zuschüsse und erlagen schließlich der übermächtigen ausländischen Konkurrenz.

Erst nach 1750 wandelte sich das Bild merklich. Nunmehr gab es schon viele Manufakturen, die privaten bürgerlichen Unternehmern gehörten. Vor allem im Rheinland und in Sachsen blühten die Metallverarbeitung und die Textilproduktion auf. Neue Werkzeuge steigerten die Arbeitsproduktivität. Der Zeugdruck ermöglichte die billige Herstellung bunt gemusterter Baumwoll- und leichter Wollstoffe. Mit der Strickmaschine konnten statt bisher 100 Maschen je Minute 1000 bis 1500 hergestellt werden.

Obwohl in den Städten die Elemente der Bourgeoisie(Verleger, Manufakturbesitzer, Großkaufleute)heranwuchsen, Blieben die Bürger insgesamt auf vielfache Weise von den absolutistischen Herrschern abhängig: Sie profitierten von deren Maßnahme und verdienten an der Versorgung der Fürstenhöfe und der Heere. Durch die wirtschaftliche Abhängigkeit bedingt, unter der strengen Aufsicht des feudalabsolutistischen Staatsapparates, wagte es das deutsche Bürgertum kaum, offen gegen die historisch überlebten Feudalverhältnisse zu kämpfen. Die meisten Vertreter des deutschen Bürgertums schreckten vor dem direkten Klassenkampf mit Adel und Fürsten zurück, weil sie seit langem zu kriecherischer Unterwürfigkeit und bedingungslosem Gehorsam erzogen worden waren.

 

Deutsche Wissenschaftler als Träger fortschrittlicher Gedanken

Der Humanismus bereitete die frühbürgerliche Revolution auf geistigem Gebiet vor.

Das deutsche Bürgertum beschränkte sich zunächst darauf, im Bereich der Wissenschaft und Kultur den Kampf gegen die feudalen Fesseln zu führen. In seinem Verlauf bildeten sich die Grundzüge der neuen, bürgerlichen Weltanschauung  weiter aus. Im 17. Und 18. Jahrhundert brachte Deutschland einige hervorragende Gelehrte hervor, die das Werk der Humanisten fortsetzten.

Gottfried Wilhelm Leibnitz war allseitig gebildet und gleichermaßen als Philosoph, Mathematiker, Naturwissenschaftler, Historiker und Staatsrechtler tätig.

Gottfried Wilhelm von Leibnitz

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Er schuf die Grundlagen der modernen höheren Mathematik und erfand zum Beispiel auch die erste Rechenmaschine. Die Gründung der Berliner Akademie der Wissenschaften(während der DDR-Zeit Akademie der Wissenschaften der DDR, nach der DDR-Zeit wurde die Akademie aufgelöst und in kleinere Institutionen, bzw. Akademien zersplittert.)im Jahre 1700 ist sein Verdienst.

Leibnitz zur Anwendung des Wissens

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Christian Thomasius(1655-1728) wandte sich scharf gegen die grausamen Hexenverfolgungen und bekämpfte die unmenschliche Folter als Mittel, Geständnisse von einem Angeklagten zu erpressen. Er hielt seine Vorlesungen in deutscher Sprache und nicht, wie bisher üblich in Latein.

Diese und andere kluge und mutige Männer(Frauen gab es damals nicht in diesen Positionen)hatten aber zumeist besoldete Stellungen inne und waren somit vom Fürstenstaat abhängig. Vertraten sie Meinungen, die den Fürsten gefährlich erschienen, wurden sie rücksichtslos verfolgt. Berüchtigt ist die Behandlung des hallischen Professors Christian Wolff, dessen Lehren der preußische König als Rechtfertigung der Deserteure und damit als Angriff auf die Grundlagen des preußischen Militärstaates auffasste.

Befehl Friedrich Wilhelms von Preußen an Christian Wolff(1723)

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Die meisten Gelehrten beschränkten sich daher auf umfangreiche wissenschaftliche Darlegungen, in denen sie ihre Zuversicht in den unaufhaltsamen Fortschritt der Menschheit zum Ausdruck brachten.

 

Immanuel Kant(1724-1804)war einer der bedeutendsten Gelehrten der Weltgeschichte, der in seinen Arbeiten viele Wissensgebiete behandelte. Er stellte zum Beispiel die erste Bahnbrechende Lehre über die Entstehung des Sonnensystems auf. Kant verwarf die Leibeigenschaft als „widermenschlich“. In der Schrift „Über den ewigen Frieden“ trat er für die Schaffung eines Völkerbundes ein, der einen dauerhaften Friedenszustand herbeiführen sollte.  In einer Welt, die vollständig von der Ausbeutergesellschaft beherrscht war, konnte dieses hohe Ziel freilich nicht erreicht werden.

 

Dichter und Musiker als Gegner der feudal-absolutistischen Verhältnisse

Deutlicher noch als die Wissenschaftler nahmen hervorragende Dichter und Musiker zu den gesellschaftlichen Fragen ihrer Zeit Stellung.

Die Dichter wandten sich gegen den an den Fürstenhöfen überwiegend französischen Einfluss. Friedrich II. von Preußen beispielsweise schrieb fast nur französisch und ernannte einen Franzosen zum Präsidenten der Akademie. Verächtlich sah er auf die deutsche Dichterkunst seiner Zeit herab. Unter diesen Umständen war allein schon die Pflege der deutschen Sprache von großer Bedeutung für die Ausbildung eines Gefühls nationaler Zusammengehörigkeit über die Grenzen der deutschen Kleinstaaten hinweg.

Die Gedichte Klopstocks zeigten bereits, dass die deutsche Sprache gar nicht so steif und unbeweglich sei, wie viele bisher im Vergleich zum Französischen gemeint hatten.

Gotthold Ephraim Lessing schrieb in seinen gedankenreichen Fabeln sein meisterhaftes Deutsch.

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Er forderte die Schaffung eines Nationaltheaters und trug so maßgeblich zur Entstehung deutscher Theater in Mannheim und Hamburg bei.  Vornehmlich Theaterstücke erreichten eine große Massenwirksamkeit und rüttelten zur Parteinahme auf, weil sie die brennenden Probleme der Zeit behandelten. Der erste große deutsche Theaterschriftsteller war Lessing. In seinem Trauerspiel „Emilia Galotti“ prangerte er das verwerfliche Treiben der Fürsten an, die glaubten, ihre Untertanen als Spielzeug ihrer Launen behandeln zu dürfen. Im Schauspiel „Nathan der Weise“ erklärte er, dass alle Religionen gleichwertig sind, und trat für Glaubensfreiheit und Menschlichkeit ein.

Um 1770 entstand eine Strömung in der Dichtkunst, die kühner als je zuvor die feudalen Zustände angriff. Dieser „Sturm und Drang“bestimmte auch die frühen, mit revolutionärem Geist erfüllten Werke Goethes(1749-1832)und Schillers(1759-1805). Sie gestalteten in ihnen zumeist Ereignisse aus der Geschichte ihrer Zeit und der jüngeren Vergangenheit, um die Willkür der Fürsten bloßzustellen und für die Befreiung des Bürgertums zu kämpfen. In Goethes „Götz von Berlichingen“ wird der Titelheld, ein Reichsritter, als freiheitsliebender Anführer der Bauern im Bauernkrieg geschildert. Das Trauerspiel „Egmont“ war dem gerechten revolutionären Aufstand der Niederlande gegen die spanische Fremdherrschaft gewidmet. Friedrich Schiller litt besonders unter der fürstlichen Herrschaft. Schon mit 13 Jahren musste er die Fürstenschule in Württemberg besuchen, in der ärgster Zwang herrschte. Sein erstes Schauspiel „Die Räuber“ schilderte den Anführer einer Räuberschar, wie sie im 18. Jahrhundert weit verbreitet war und auf ihre Art den antifeudalen Klassenkampf führte. Schiller stellte sein heimlich verfasstes Werk unter den Leitspruch „Gegen die Tyrannen“ und ließ es ohne herzogliche Genehmigung außerhalb Württembergs aufführen. Auch in den folgenden Werken blieb er dem kämpferischen Geist der „Räuber“ treu. „Kabale und Liebe“ brandmarkte den Soldatenverkauf als Menschenhandel und deckte das Intrigenspiel der Fürstenhöfe auf. Es gehörte viel Mut dazu, solche mitreißenden, politisch klar Partei ergreifenden Werke zu schreiben.

Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Viele der Gebildeten Deutschlands glaubten dennoch daran, dass ein aufgeklärter, einsichtsvoller Fürst die gesellschaftlichen Zustände bessern könnte. So folgte Goethe einem Rufe des Herzogs Karl August nach Weimar, in die Hauptstadt eines thüringischen Zwergstaates. Weimar wurde für die nächsten Jahrzehnte das Zentrum des deutschen Geisteslebens. Hier wirkte zum Beispiel auch Herder, die die Liebe zum Volkslied und zum Volksmärchen wieder weckte. Schiller, als Geschichtsprofessor an die Universität in Jena berufen, schuf eine ganze Reihe von Dramen, die am Weimarer Theater aufgeführt wurden, das jahrelang unter Goethes persönlicher Leitung stand. Mit Goethes zweiteiligem Hauptwerk „Faust“ erreichte die klassische Periode der deutschen bürgerlichen Literatur ihren Höhepunkt. An das Wirken Goethes und Schillers erinnern zahlreiche Gedenkstätten in Weimar und in ganz Thüringen. Sie wurden zur DDR-Zeit von Hundertausenden Menschen aus der DDR und von Besuchern aus aller Welt besichtigt. Natürlich sind die Orte, die an das Wirken von Goethe und Schiller erinnern nach wie vor ein Toruristenmagnet.

Wie die Werke der Dichter, so werden auch die der bedeutendsten Komponisten jener Zeit noch heute überall aufgeführt. Johann Sebastian Bach, der zuletzt als Organist an der Leipziger Thomaskirche tätig war, sprengte die starren Formen, wie sie bisher in der Barockmusik üblich waren, und drückte in seinen Kompositionen menschliches Erleben und Empfinden aus.

Georg Friedrich Händel(1685-1759), in Halle(Saale) geboren, konnte in der geistigen Enge der deutschen Kleinstaaterei seine schöpferischen Fähigkeiten nicht entfalten und ging daher in das bürgerliche England. Im Inhalt seiner Werke spiegeln sich Zustände und Ereignisse seiner Wahlheimat wieder. Anstelle von Opern, die nur einem kleinen Kreis zugänglich waren, komponierte Händel später nur noch Oratorien. (Das Wort Oratorium entstammt dem Lateinischen. Heute versteht man darunter ein großes Musikwerk für Chor, Solisten und Orchester, das konzertartig, ohne Bühnenbild und Kostüme, aufgeführt wird.)  Deren Handlung wurde vom Chor vorgetragen. In ihm wollte Händel die Volksmassen dargestellt wissen, an die er sich jetzt unmittelbar wandte.

Georg Friedrich Händel (1685-1759)

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Wolfgang Amadeus Mozart(1756-1791)war bereits als Knabe ein bewunderter Musiker. Später entwich er dem heimatlichen Salzburg, wo ihn der Landesherr ständig bevormundete. In Wien lebte er lange Zeit bis zu seinem frühen Tode. In seinen Opern „Figaros Hochzeit“ und „Don Giovanni“ stellte er kraftvolle Menschen aus dem Volke auf die Bühne, die letztlich über die Vertreter des Adels triumphierten. Mit seinem letzten großen Werk, der Oper „Die Zauberflöte“, bekannte sich Mozart eindeutig zu den Gedanken der Menschlichkeit, die damals vom Bürgertum der Missachtung des Menschen durch die Feudalgewalten entgegengesetzt wurden.

Wolfgang Amadeus Mozart(1756-1791)

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Dieses fortschrittliche Musikschaffen führte Ludwig van Beethoven weiter.  Neben seiner Oper „Fidelio“ schuf er vor allem neun Sinfonien. In diesen großartigen Orchesterwerken gelangte der Freiheitswille der aufsteigenden bürgerlichen Gesellschaft zu einem überzeugenden künstlerischen Ausdruck. Die letzten Werke entstanden, obwohl Beethoven bereits völlig taub war.

In der zweiten Hälfe des 18. Jahrhunderts entstanden endgültig die Grundlagen der deutschen Nationalkultur, die vom Bürgertum getragen wurde. Ihre Werke, die zu den größten Leistungen der Menschheit zählen, dienten in hervorragender Weise dem gesellschaftlichen Fortschritt. Sie halfen mit, in Deutschland den Boden zu bereiten für den längst notwendigen Sturz der Feudalordnung und die Schaffung eines einheitlichen Nationalstaates. Sie zeigen, wie sich das Klassenbewusstsein der werdenden Bourgeoisie bildete.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

 

Das deutsche Bürgertum im 18. Jahrhundert

 

Die Eroberungskriege Friedrichs II.

Die Herrschaft der Habsburger war gefährdet, als 1740 Kaiser Karl VI. söhnelos starb. Schon lange zuvor hatte er sich bemüht, dass die europäischen Mächte die Erbfolge seiner einzigen Tochter Maria Theresia anerkannten. Doch nach seinem Tode kehrte sich niemand um diese Verträge.

Der neue preußische König Friedrich II.(1740-1786)war fest entschlossen, die schwierige Lage Österreichs auszunutzen. Er ließ sein Heer überraschend in das nur schwach besetzte Schlesien einfallen, das damals zu Österreich gehörte. Dann erst bot er Maria Theresia an, er wolle sie mit allen Kräften gegen ihre Feinde unterstützen; allerdings müsse sie ihm als Preis dafür Schlesien abtreten. Das war glatte Erpressung. Der hinterhältige Überfall auf Schlesien enthüllte das räuberische Wesen des preußisch-junkerlichen Militarismus.

Friedrich II.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Friedrich II. zu Eroberungen

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Entwicklung Brandenburg-Preußens im 17. und 18. Jahrhundert

Die Entwicklung Brandenburg-Preußens im 17. und 18. Jahrhundert

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Von anderen Mächten ebenfalls angegriffen, musste Österreich das in zwei Kriegen schwere militärische Niederlagen erlitten hatte, Schlesien abtreten. Damit erhielt Preußen eine reiche Provinz, in der vor allem die Leinwandproduktion blühte. Aber schon bald erwog Friedrich II. die Eroberung weiterer Gebiete.

Eroberungspläne FriedrichsII. 1752

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

1756 ergab sich die Gelegenheit für den preußischen König, diesen Plan zu verwirklichen. Als neue Kämpfe zwischen England und Frankreich um ihre nordamerikanischen und indischen Kolonialbesitzungen ausbrachen, ließ sich Preußen durch Subsidienzahlungen bewegen, auf die englische Seite zu treten. Frankreich stellte daraufhin seine jahrhundertealten Gegensätze zu Habsburg zurück und verbündete sich mit Österreich, dass seinerseits Preußen die schlesische Beute wieder entreißen wollte. Diesem Bunde schlossen sich Russland und auch Sachsen an. Der Konflikt von weltweitem Ausmaß wurde zum großen Teil wieder auf dem Boden Deutschlands und Böhmens ausgetragen. Er dauerte sieben Jahre, von 1756 bis 1763, so dass dieser dritte Schlesische Krieg als Siebenjähriger Kriegbezeichnet wird.

Die preußische Armee eröffnete die Kampfhandlungen wieder ohne Kriegserklärung und überfiel zunächst Sachsen. Dessen Heer wurde nach der Kapitulation geschlossen in preußische Dienste gepresst. Das Land blieb jahrelang besetzt und musste insgesamt 50 Millionen Taler aufbringen. Spöttisch bemerkte Friedrich: „Sachsen ist wie ein Mehlsack. Man mag darauf schlagen, so oft man will, es kommt immer etwas heraus.“

Nach dem Überfall auf Sachsen stießen die Preußen nach Böhmen vor. Vergeblich belagerten sie Prag. Vom österreichischen Heer geschlagen, mussten sie nach Sachsen zurückweichen. Seither wechselten Erfolge und Niederlagen beider kriegführenden Parteien rasch. Weite Teile des mittleren und nördlichen Deutschland wurden verwüstet.

Preußen war schließlich, von allen Seiten bedrängt und durch die in Amerika siegreichen Engländer im Stich gelassen, wirtschaftlich und militärisch erschöpft. Nur das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg bewahrte Preußen vor der drohenden Katastrophe. So konnte es am Ende des siebenjährigen Krieges Schlesien behaupten, musste aber Sachsen räumen.

Auf dem Boden des Reiches bestanden in Gestalt Österreichs und Preußens nunmehr zwei Großmächte. Ihr Gegensatz sollte ein Jahrhundert lang die Politik in Deutschland beherrschen.

Der preußische Militärstaat hatte sich als gefährlicher, hinterlistiger Angreifer erwiesen, der den Frieden in Europa immer wieder bedrohte. Seine Politik richtete sich gegen die Interessen der Völker.

 

 

Die Teilungen Polens

Schon kurze Zeit nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges bereitete Preußen einen Raubkrieg gegen Polen vor. Hier gab es kein starkes Königtum Unablässig befehdeten sich die Adligen des Landes untereinander. Die Nachbarn erblickten darum in Polen eine leichte Beute. Sie konnten außerdem immer der Unterstützung einer mächtigen Adelspartei gewiss sein. 1772 beschlossen Preußen, Österreich und Russland die erste Teilung Polens, durch die Polen ein Drittel seines Territoriums verlor. Preußen verfügte jetzt über eine Landverbindung zu seiner Provinz Ostpreußen und beherrschte den Unterlauf der Wisla. Es konnte also die Getreideausfuhr Polens kontrollieren. In den neu erworbenen Gebieten wurde die polnische Bevölkerung der Ausplünderung durch den preußischen Staatsapparat unterworfen. Preußische Junker eigneten sich die Güter flüchtiger polnischer Adliger an.

1793 und 1795 fanden weitere Teilungen Polens zwischen den Großmächten statt.

Die drei Teilungen Polens

Die drei Teilungen Polens

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Durch die Aneignung der polnischen Gebiete in den Jahren 1772-1795 wurde der polnische Staat völlig beseitigt. Nun begann für das polnische Volk ein über hundert Jahre währender Kampf. Die Knechtung Polens, an der der preußisch-junkerliche Militarismus führend beteiligt war, hemmte nicht nur die nationale Entwicklung unseres östlichen Nachbarvolkes, sondern wirkte sich auch negativ auf die weitere Geschichte unseres eigenen Volkes aus. Daher traten die fortschrittlichen Deutschen, wenn sie gegen den preußischen Militarismus kämpften, immer auch für die Wiederherstellung der nationalen Unabhängigkeit Polens ein. Hier lag auch während der DDR-Zeit eine der Wurzeln der festen Freundschaft, die die Deutsche Demokratische Republik während ihres Bestehens mit der damaligen Volksrepublik Polen verband.

 

Die Rolle des preußischen Militarismus in der Geschichte

In drei Beiträgen wurden die verschiedenen Seiten des preußischen Militärstaates  behandelt: sein Heer und seine Verwaltung, seine Schul-, Wirtschafts- und Außenpolitik. Immer wieder musste dabei festgestellt werden, dass er alle Maßnahmen auf die Schaffung eines starken Heeres ausrichtete. Ein solches System, in dem das Militär der Hauptzweck des Staates ist und das gesamte gesellschaftliche Leben bestimmt, nennen wir Militarismus.

Im preußischen Staates 18. Jahrhunderts dienste dieses militaristische System den Interessen der herrschenden Junkerklasse, deren oberster Vertreter der König war. Mit seiner Hilfe sicherte diese reaktionäre Klasse die Ausbeutung und Unterdrückung der Werktätigen(arbeitenden Menschen)im eigenen Lande und besaß zugleich ein Mittel, um fremde Gebiete zu erobern und auszuplündern.

Von reaktionären Geschichtsschreibern, im Geschichtsbuch der DDR in Vergangenheitsform, heute Gegenwartsform(heutige offizielle Geschichtsschreibung), wurde und wird die Rolle Preußens in der deutschen Geschichte jedoch ganz anders dargestellt. Die Geschichtsschreiber verfälschen absichtlich die Wahrheit. Sie wollen damit den einfachen Menschen vorspiegeln, der preußische Staat habe nur das Wohl seiner Untertanen im Auge gehabt und sei allein dazu berufen gewesen, die politische Zersplitterung Deutschlands zu überwinden. Dabei stützen sich einige Historiker auf einige Äußerungen Friedrichs II., die scheinbar zeigen, wie gut es der König mit seinem Volk gemeint hatte. Es ist allerdings nicht ehrlich, wenn dies Geschichtsschreiber absichtlich übersehen, dass die preußischen Gesetze eigentlich einen ganz anderen Inhalt hatten. Erst wenn man auch diese Gesetze liest, versteht man, dass den unten abgedruckten Worten Friedrichs II. über die Rechtsprechung nicht ohne weiteres Glauben geschenkt werden kann.

Friedrich II. zu Rechtssprechung in Preußen

 entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Punkte aus preußischen Landrecht von 1794

 entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Allein schon die Tatsachen aus der Geschichte des 18. Jahrhunderts lehren, dass der preußische Staat mit dem Schweiße und dem Blute seiner Untertanen zusammengefügt und auf Kosten des deutschen Volkes und seiner Nachbarvölker vergrößert wurde.

Der preußische Militarismus spielte, bzw. spielt in der deutschen Geschichte stets eine verhängnisvolle Rolle. Vor allem solche Merkmale wie der Kadavergehorsam in der Armee und der Untertanengeist im gesamtgesellschaftlichen Leben wurden von den herrschenden Klassen in ihrem Interesse nachdrücklich betont. Es bleibt zu hoffen, dass noch viele Geschichtsbücher der DDR erhalten geblieben sind und in den Antiquariaten angeboten werden. Denn nur so kann die Nachwelt sich von den reaktionären Geschichtsschreibern unabhängig machen. DIE TROMMLER leistet in mit seinen bescheidenen Möglichkeiten einen kleinen Beitrag dazu.

Der Militarismus half, die Junkerherrschaft auch über das Ende der Feudalzeit hinaus zu erhalten. Ständig drohte die Gefahr, dass die preußisch-deutschen Militaristen mit Hilfe ihrer schlagkräftigen Armee ihre Eroberungspläne durch neue Angriffskriege in die Tat umsetzten. Im Inneren Deutschlands behinderten sie jede fortschrittliche Entwicklung für lange Zeit.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die Eroberungskriege Friedrichs II.

 

 

 

 

Die preußische Innenpolitik im Zeichen des Militarismus

Der Ausbau des preußischen Absolutismus

Das Land konnte die ungeheure Last eines so außerordentlich großen Heeres kaum tragen. Nur eine straff geleitete, lückenlos durchorganisierte Verwaltung war in der Lage, die beträchtlichen Mittel zum Unterhalt des Heeres aus der Bevölkerung herauszupressen. Deshalb baute Friedrich Wilhelm I. nicht nur das preußische Heer, sondern auch den Staatsapparat aus.

Die einflussreichsten Verwaltungsstellen waren auch hier mit Adligen besetzt. Doch berief der König selbst Bürger in führende Positionen. Sie waren abhängiger und leichter zu beaufsichtigen als die Junker. Alle Beamten aber verpflichtete der König zu unbedingtem Gehorsam. Schon bei geringfügigen Nachlässigkeiten drohte er ihnen Absetzung oder Festungshaft an. Sie hatten die Politik des preußischen Staates gegenüber den Untertanen rücksichtslos durchzusetzen. Die Staatseinkünfte beruhten fast zur Hälfte auf der feudalen Ausbeutung der Bauern auf den königlichen Gütern, den Domänen, die ein Drittel des landwirtschaftlich genutzten Bodens Preußens umfassten. Die andere Hälfte entstammte Steuern. Sie wurden den einzelnen Klassen in unterschiedlicher Weise auferlegt.

Die Kontribution war eine Steuer, die auf den Bauernhöfen lastete. Durchschnittlich verschlang sie ein Drittel aller bäuerlichen Einnahmen.

Die Akzise war eine indirekte Steuer und zugleich Zoll.  Sie wurde dem Preis der Handelsgüter aufgeschlagen. An den Stadttoren erhob man sie von den meisten Waren, die in die Städte hineinkamen und dort auf dem Markt verkauft werden sollten. Bei ausländischen Gütern betrug der Akzisesatz bis zu Hälfte. Die Akziseeinkünfte konnte man leicht erhöhen. Sie stiegen mit wachsendem Verbrauch, auch der Steuersatz war jederzeit zu vermehren.

Der Adel war von Kontribution und Akzise befreit. Ihn vermochte der König nur mit militärischer Gewalt zu zwingen, eine wenige Taler betragende Geldsumme zu zahlen.

Die Steuern in Preußen

Die Steuern in Preußen

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In hohem Maße wurden in Preußen die Schulen dazu verwendet, im Sinne des Absolutismus gehorsame Untertanen zu erziehen. Wie in den meisten anderen deutschen Fürstentümern verordnete der preußische König, dass jedes Kind einige Jahre lang eine Schule besuchen müsse. Doch galt die allgemeine Pflicht nur dort, „wo Schulen sind“. Viele Dörfer mussten noch lange auf einen Schulbau warten. Im Übrigen lernten die Kinder wenig genug. „Ein bisschen Lesen und Schreiben“, dazu die Grundzüge der christlichen Lehre – das war für die Bauern als der Mehrheit der Bevölkerung gerade das Rechte. Sie sollten nicht mehr Bildung erwerben, als unbedingt nötig war. Während der wärmeren Jahreszeit mussten die Kinder immer wieder auf den Feldern arbeiten.

Die Lehrer befanden sich völlig in der Hand der Gutsherren. Sie hatten keine Spezialausbildung. Sehr oft handelte es sich um alte oder sonst militäruntauglich gewordene Soldaten und Unteroffiziere. In ihrer neuen Tätigkeit wandten sie die gleichen Erziehungsmethoden an wie auf dem Exerzierplatz. Mit Prügel sollten die Kinder in Unterwürfigkeit und ständiger Furcht erzogen werden. Die preußischen Untertanen durften nicht selbstständig denken, sondern mussten von Kind auf lernen, bedingungslos den Befehlen der Gutsherren, Beamten und Offiziere zu gehorchen. Das militaristische System mit seinem menschenunwürdigen Untertanengeist bemächtigte sich auch der Schule.

 

Die Wirtschaft im Dienste des Heeres

In Preußen herrschte die Landwirtschaft vor. Nur sehr wenige Städte besaßen ein entwickeltes Gewerbe, das vorwiegend in Zünften organisiert war. In der Zeit des Absolutismus wurden aber die Armeen erstmalig einheitlich bewaffnet und gekleidet. Der preußische Staat musste daher für die Einrichtung von Manufakturen sorgen, die er selbst verwaltete, oder durch bürgerliche Unternehmer betreiben ließ. In erster Linie ging es also um die Erhöhung der Staatseinkünfte, das heißt der Mittel für das Heer, wen die Manufakturen gefördert wurden. In zweiter Linie war das Heer unmittelbar mit allem Notwendigen auszurüsten. Diese Aufgabe war besonders schwierig, weil Preußen anfangs kaum über Hammerwerke, Gießereien und Pulvermühlen verfügte. Auch später musste es einen Teil der benötigen Waffen und Munition für teures Geld einführen. Leichte war die Sicherung des Uniformbedarfs, da die Wolltuchfabrikation zeitweise einen beachtlichen Aufschwung nahm. Über den Tuchbedarf des Heeres hinaus wurde sogar ein Export möglich.

Gründe des preußischen Königs für Ermunterung der Manufakturen

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Schließlich gab es Gewerbe, die den Luxusbedürfnissen der Reichen dienten(Seiden-, Porzellan-, Spiegelherstellung). Für sie fehlten aber weitgehend ausgebildete Arbeitskräfte. Immerhin stieg die Zahl der Manufakturen insgesamt merklich an. Besonders Berlin, Residenz und größte Garnisonstadt, wurde zugleich ein Zentrum gewerblicher Produktion. Menschen, die religiöser Gründe wegen aus Frankreich und der Pfalz vertrieben und in Preußen aufgenommen wurden, brachten die Kenntnis neuer Produktionsverfahren mit.

Die meisten Unternehmungen dieser Zeit besaßen nur wenige Dutzende Arbeitskräfte. Eine Ausnahme war das Berliner Lagerhaus, das im Jahr 1738 4730 Arbeiter beschäftigte. Hier wurden Wolltuche hergestellt, teils in Heimarbeit, teils in der zentralen Werkstatt. Der Rohstoff kam aus dem eigenen Lande, da Schafwolle „bei Strafe des Galgens“ nicht exportiert werden durfte. Immer mehr Untertanen wurden gezwungen, Wolle zu verspinnen – selbst die beurlaubten Soldaten und besonders Insassen von Arbeits-, Armen- und Zuchthäusern sowie Waisenhäusern. Dem preußischen Staat kam es darauf an, dass derartige Einrichtungen möglichst keine Ausgaben verursachten.

Die im Potsdamer Militärwaisenhaus untergebrachten Kinder wurden in verschiedenen Manufakturen eingesetzt, auch zum Wickeln und Spulen von Seide, zum Spitzenklöppeln oder Ziehen von Gold- und Silberdraht. Selbst das Mädchenwaisenhaus verwandelte sich in ein Manufakturgebäude, in dessen acht Sälen im Jahr 1763 352 Mädchen beschäftigt waren. Bei einem Tuchunternehmer begann die Arbeitszeit für die Knaben im Sommer um 5 Uhr und dauerte mit einer Stunde Mittag bis 16 Uhr. Billigere Arbeitskräfte konnten die Kapitalisten nicht bekommen, zumal sie strenger Aufsicht unterlagen. Aus einem anderen Arbeitshaus wird berichtet, dass sich hier „kleine Kinder befinden, welche außer den täglichen 6 Schulstunden wöchentlich bis 6 Stücke wollen Garn spinnen und dadurch ihre Kost ziemlich verdienen“.

Der Missbrauch von in Heimen untergebrachten Kinder und Jugendlichen als billige Arbeitskräfte war in kapitalistischen Ländern noch bis in die 1970er Jahre Usus.. Erst jetzt geht man daran dies aufzuarbeiten. Dabei relativiert man wieder und schwingt die antikommunistische Keule, indem man behauptet, dass es in der DDR auch so gewesen sei.

So sehr der preußische Absolutismus die Ziele des Adels vertrat, in einem Punkte stießen schließlich enge Junker- und weitere Staatsinteressen aufeinander. Durch das Bauernlegen verringerte sich sie Zahl der Höfe, die zur Kontribution verpflichtet waren. König Friedrich II. verbot nachdrücklich, weiterhin Bauernstellen zu beseitigen. Das Verbot erstreckte sich nicht auf den einzelnen Bauern, der nach wie vor von seinem Junker vertrieben werden konnte, wenn nur ein Ersatzmann seine Stelle einnahm. Außerdem verpachtete der König einen Teil der Domänen an Bauernfamilien, hob die Leibeigenschaft auf dem Domänenland auf und begrenzte hier die Zahl der Frontage von sechs auf drei Werktage. Davon versprach er sich zu Recht eine Steigerung der Produktion und damit ein Anwachsen der staatlichen Einkünfte. Auf Grund dieser Maßnahmen wurde seit eh und je behauptet, die Hohenzollern hätten sozial gedacht, das heißt, sie hätten es darauf abgesehen, Not und Elend der Bauernmassen zu lindern.

Die Staatseinnahmen Preußens, dessen Bevölkerung zwischen 1740 und 1789 von 2,5 auf 5,4 Millionen Menschen wuchs, stiegen von 7 auf 25 Millionen Taler; aber auch das Heer wurde in der gleichen Zeit um das Dreifache, auf über 200 000 Mann vermehrt. Die preußische Wirtschaftspolitik änderte nichts am Charakter des Staates. Preußen blieb ein absolutistisches und militaristisches Land. Auf den junkerlichen Gütern bestand die Leibeigenschaft weiter. Sie war neben dem Mangel an Kapital das entscheidende Hindernis für eine schnellere Entfaltung des Kapitalismus, der allerdings durch die wirtschaftlichen Maßnahmen einige Anstöße empfing.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die preußische Innenpolitik im Zeichen des Militarismus