Die Revolution in Deutschland erwuchs aus den ökonomischen, sozialen und politischen Widersprüchen des deutschen Imperialismus der Jahrhundertwende vom 19. Ins 20. Jahrhundert. Diese Widersprüche haben sich während des I. Weltkrieges außerordentlich verschärft. Ende 1917 befand sich das imperialistische Deutschland in einer tiefen Krise.
Die militärische Lage Deutschlands und seiner Verbündeten wurde immer aussichtsloser. Die ökonomische und militärische Überlegenheit der Entente trat, vor allem seit dem Kriegseintritt der USA im April 1917, immer deutlicher hervor.
Die deutsche Wirtschaft war zerrüttet. Die Industrieproduktion lag 1918 um 43 Prozent unter der von 1913. Obgleich die Industrie fast nur für die Kriegsführung arbeitete und die besetzten Gebiete rücksichtslos ausgeplündert wurden, konnte nicht so viel hergestellt werden, wie der Krieg verschlang. Die landwirtschaftliche Erzeugung ging um etwa 40 bis 60 Prozent zurück.
Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Bekleidung und Schuhwerk wurde immer katastrophaler. Während sich Monopolherren und Großgrundbesitzer maßlos bereicherten, lebten die Werktätigen(arbeitenden Menschen) in den Städten und Industriegebieten im bittersten Elend.
Der Krieg brachte den werktätigen(arbeitenden)Volksmassen aber nicht nur Hunger und Not. Allein im März bis zum November 1918 waren 1,5 Millionen deutsche Soldaten gefallen oder verwundet worden. Von der Zivilbevölkerung starben in den Kriegsjahren durchschnittlich 21 Prozent mehr Menschen als in den Vorkriegsjahren. Die Sterblichkeit der Frauen nahm sogar um 34 Prozent zu. Im Jahre 1918 starben in der Heimat allein an Grippe, Tuberkulose und Lungenentzündung fast eine halbe Million Menschen; das waren etwa dreimal mehr als 1914.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Deutschland war Ende des Jahres 1917 nach dem zaristischen Russland das Land mit den tiefsten Widersprüchen und Klassengegensätzen. Im Kampf gegen den Krieg und das kaiserliche Regime hatte sich eine revolutionäre Massenbewegung entwickelt, deren entschiedenste Kraft die deutschen Linken waren. Von allen imperialistischen Ländern war Deutschland daher auch der Staat, auf den sich die Oktoberrevolution am stärksten auswirkte.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die Spartakusgruppe erkannte von Anfang an die welthistorische Bedeutung der Großen sozialistischen Oktoberrevolution und begann ihre Lehren auf den Klassenkampf in Deutschland anzuwenden.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die deutschen Imperialisten und Militaristen standen der jungen Sowjetmacht von Anfang an mit Hass und Feindschaft gegenüber. Sie nahmen jedoch das sowjetische Friedensangebot an, in der Hoffnung, durch die Beendigung des Zweifrontenkrieges aus ihrer verzweifelten militärischen Lage herauszukommen. In völliger Verkennung des wirklichen Kräfteverhältnisses glaubten sie, durch das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg sowohl ihre räuberischen Eroberungspläne im Osten verwirklichen als auch im Westen siegen zu können.
Die deutsche Arbeiterklasse beantwortete die aggressive und volksfeindliche Politik der herrschenden Klasse mit dem größten politischen Massenstreik während des Krieges. Dem Aufruf der Spartakusgruppe und der revolutionären Betriebsvertrauensleute folgten mehr als eineinhalb Millionen Arbeiter und Arbeiterinnen der Rüstungsindustrie. Sie kämpften vom 28. Januar bis zum 4. Februar 1918 für die schnelle Herbeiführung des Friedens entsprechend den Vorschlägen Sowjetrusslands und für demokratische Rechte und Freiheiten.
An der Spitze dieses großen Munitionsarbeiterstreiks, der in Berlin zeitweilig bürgerkriegsähnlichen Charakter annahm, standen nach russischem Vorbild gewählte Räte. Nur mit Hilfe rechter sozialdemokratischer Führer konnte die Regierung die Massenbewegung noch einmal niederwerfen, die zeitweilig mit Gewalt und Terror unterdrücken und den verbrecherischen Krieg um weitere neun Monate verlängern.
Nach der Niederschlagung des Januarstreiks eröffneten die deutschen Imperialisten und Militaristen am 18 Februar 1918 erneut den Krieg im Osten und zwangen die Sowjetregierung, das räuberische Friedensdiktat zu unterzeichnen.
Am 21. März 1918 begannen die Armeen der Westfront, die durch etwa 40 Divisionen aus dem Osten verstärkt worden waren, die große Offensive, die den Sieg über die Entente bringen sollte. Doch viele der Soldaten, die von der Ostfront kamen, waren schon von den Ideen der russischen Revolution beeinflusst. Nach einigen Anfangserfolgen kam der deutsche Angriff zu Stehen. Das militärische Kräfteverhältnis hatte sich durch den zunehmenden Einsatz amerikanischer Truppen endgültig zugunsten der Westmächte verändert. Nach weiteren vier mörderischen Schlachten, in denen die deutschen Truppen gewaltige Verluste an Menschen und Material erlitten, musste die Oberste Heeresleitung im Juli 1918 ihre Angriffe einstellen. Die Gegenoffensive der Entente begann am 18. Juli 1918. Am 08. August wurde die deutsche Front von englischen und französischen Truppen mit Unterstützung von 450 Tanks und starken Fliegerkräften durchbrochen. Die deutschen Armeen erlitten eine schwere Niederlage, konnten den weiteren Angriffen kaum noch standhalten und waren unter verlustreichem Kämpfen zu ständigen Rückzügen gezwungen. Das deutsche Heer war erschöpft, kriegsmüde und begann zu zerfallen. Unter den Truppen, vor allem im Osten, kam es zu Befehlsverweigerungen, Meutereien und Aufständen.
Seit dem Sommer 1918 war die revolutionäre Massenbewegung unter den Auswirklungen der militärischen Rückschläge und des Hungers in der Heimat erneut stark angewachsen. Unter dem Einfluss der Spartakusgruppeund der linken Kräfte der USPD begann eine Welle von Massenaktionen, Streiks und Hungerunruhen in den Städten und Industriegebieten. Auch unter den werktätigen(arbeitenden/ Kleinbauern)Bauern und den städtischen Mittelschichten wuchs die Erbitterung gegen den Krieg und die Regierung.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Im September 1918 brachen die Verbündeten Deutschlands, Bulgarien und Österreich-Ungarn, zusammen. Unter diesen Umständen mussten Hindenburg und Ludendorff am 29. September im Großen Hauptquartier erklären, dass der Krieg verloren sei und die verzweifelte Lage des Heeres einen sofortigen Waffenstillstand erfordere.
Damit war nach mehr als vierjährigem blutigen Völkermorden der erste Versuch des deutschen Imperialismus, die Weltherrschaft zu erobern, schmählich gescheitert.
Ende September/Anfang Oktober war in Deutschland eine unmittelbar revolutionäre Situation entstanden. Die deutschen Imperialisten und Militaristen, die das deutsche Volk in eine nationale Katastrophe gestürzt hatten, waren im Herbst 1918 entscheidend geschwächt und weitgehend isoliert. Die Arbeiterklasse und die andere arbeitende Menschen waren nicht mehr bereit, sich mit dem Krieg und dem monarchistisch-imperialistischen Herrschaftssystem abzufinden.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Gesichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR
heranreifen der novemberrevolution in deutschland