Die Gründung der Kommunistischen Internationale

Nach dem Sieg der Großen sozialistischen Oktoberrevolution und dem machtvollen revolutionären Aufschwung stand die Arbeiterklasse in einer Reihe kapitalistischer Länder unmittelbar vor der Aufgabe, sich auf die Übernahme der politischen Macht vorzubereiten. Doch die Erfahrungen der revolutionären Kämpfe in allen Ländern bestätigten bald die wichtigste Lehre der Oktoberrevolution, dass die Arbeiterklasse nur siegen und die Staatsmacht erobern und behaupten kann, wenn an ihrer Spitze eine marxistisch-leninistische Partei steht

Noch im Jahre 1918 entwickelten sich in einer Reihe von Ländern aus linken Gruppen kommunistische Parteien, die sich zur proletarischen Revolution, zur Diktatur des Proletariats und zum proletarischen Internationalismus bekannten.

Die Entstehung Kommunistischer Parteien

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Der revolutionäre Kampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat im internationalen Maßstab machte es dringend erforderlich, ein politisches und organisatorisches Zentrum der internationalen revolutionären Bewegung zu schaffen. Bereits Marx und Engels verkündeten im Kommunistischen Manifest: „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“. Sie begründeten, dass das Proletariat seine historische Mission im Kampf gegen die internationale Macht des Kapitalismus nur verwirklichen kann, wenn es sich ebenfalls international zusammenschließt. Mit der I. Internationale schufen sie das Beispiel dafür

Als die vom Opportunismus zersetzte II. Internationale 1914 politisch zerbrach, begann Lenin noch während des ersten Weltkrieges die linken Kräfte zu sammeln und die Gründung einer neuen, revolutionären Internationale vorzubereiten. (siehe Geschichtsbuch 8. Klasse) Mit dem Sieg der Oktoberrevolution und der Festigung der Sowjetmacht, mit der Entfaltung der weltweiten revolutionären Bewegung und der Entstehung kommunistischer Parteien war es nun möglich und notwendig geworden, die neue Internationale zu schaffen

Im Januar 1919 fand auf Initiative der Kommunistischen Partei Russlands(Bolschewiki)( Auf dem VIII. Parteitag der bolschewistischen Partei im Frühjahr 1918 war die SDAPR(B) in Kommunistische Partei Russlands(Bolschewiki) umbenannt worden.) eine internationale Beratung unter Leitung Lenin statt, die alle kommunistischen Parteien und revolutionären proletarischen Gruppen und Organisationen zur Bildung einer III. Internationale aufrief. Der Gründungskongress der Kommunistischen Internationale fand vom 02. Bis 06. März 1919 in Moskau statt.  Es versammelten sich 51 Delegierte aus 30 Ländern, unter ihnen, als Vertreter der KPD, Hugo Eberlein. Zahlreiche Delegierte konnten infolge der Blockade Sowjetrusslands durch die imperialistischen Mächte nicht nach Moskau gelangen

Bei der Eröffnung des Kongresses ehrten die Vertreter der revolutionären internationalen Arbeiterbewegung das Andenken der beiden großen deutschen Arbeiterführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die von der deutschen Konterrevolution ermordet worden waren.

Im Mittelpunkt der Beratungen der Konferenz standen die Thesen und das Referat Lenins zur Frage bürgerlicher Demokratie und Diktatur des Proletariats, die damals die Auseinandersetzungen in der Arbeiterbewegung aller Länder beherrschte. Die Stellung zur Diktatur des Proletariats war und ist die Scheidelinie zwischen dem Marxismus-Leninismus und dem Opportunismus. Die Opportunisten aller Schattierungen lehnten teils offen, teils versteckt die Notwendigkeit der Errichtung einer proletarischen Diktatur ab und verleumdeten die Sowjetmacht. Lenin enthüllte den Klasseninhalt der bürgerlichen Demokratie, die zwar einen Fortschritt gegenüber der feudalen Ordnung darstellt, aber schließlich durch die wirkliche Demokratie für die Mehrheit des Volkes, die Diktatur des Proletariats, abgelöst werden muss. Er wies nach, dass die Sowjetmacht in Russland die Verwirklichung der Herrschaft der Arbeiterklasse war, die ihre eigene, die sozialistische Demokratie entwickelt. Das Referat und die Thesen Lenin zu dieser Frage wurden von den Delegierten einstimmig gebilligt.

Präsidiumsmitglieder Gründungskongress Kommunistische Internationale

Präsidiumsmitglieder des Gründungskongresses der Kommunistischen Internationale

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Der Kongress beschloss die „Richtlinien der Kommunistischen Internationale“ und ein „Manifest an die Proletarier aller Länder“, in denen die Grundaufgaben des internationalen Proletariats im Kampf um die Macht niedergelegt wurden. Die Arbeiter aller Länder wurden zum Kampf für die proletarische Diktatur und für den Sieg der Räte in der gesamten Welt aufgefordert.

Die Gründung der III: Internationale war der erste, entscheidende Schritt zur Herausbildung eines internationalen Führungsorgans der sich entwickelnden kommunistischen Weltbewegung. Sie beschleunigte die Herausbildung kommunistischer Parteien in weiteren Ländern.

Die Entstehung Kommunistischer Parteien 2

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Die Kommunistische Internationale spielte eine hervorragende Rolle in der Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung. Sie setzte unter den neuen historischen Bedingungen das Werk der I. Internationale fort und knüpfte an die positiven Leistungen und Errungenschaften der II. Internationale an. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, dem Weltimperialismus in der neuen Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus(damalige optimistische Sicht) die einheitliche Front der internationalen Arbeiterbewegung unter dem Banner des Marxismus-Leninismus entgegenzustellen. Dabei war sie bestrebt, den nationalen Befreiungskampf der unterdrückten Völker mit dem revolutionären Kampf des Proletariats in den entwickelten kapitalistischen Ländern zu einem einheitlichen Strom zu vereinen. Die Kommunistische Internationale belebte und erneuerte die Ideen des proletarischen Internationalismus, dessen wichtigste Aufgabe nach der Oktoberrevolution darin bestand, die höchste Errungenschaft der internationalen Arbeiterklasse, den ersten sozialistischen Staat der Welt, zu schützen und zu verteidigen

Es ist das historische Verdienst der Kommunistischen Internationale, den jungen kommunistischen Parteien geholfen zu haben, sich zu wahrhaft marxistisch-leninistischen Massenparteien zu entwickeln. Sie erzog eine ganze Generation hervorragender Führer der internationalen Arbeiterbewegung. Die III. Internationale befähigte die kommunistischen Parteien, ausgehend von der durch die Oktoberrevolution bestätigten Leninschen Lehre der sozialistischen Revolution, einen den konkreten Bedingungen ihrer Länder entsprechenden Weg zur Eroberung der Macht der Arbeiterklasse auszuarbeiten und den Kampf ihrer Völker gegen Imperialismus,Faschismus und Krieg, für Frieden und nationale Unabhängigkeit, für Demokratie und Sozialismus zunächst erfolgreich zu führen.

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Gründung der Kommunistischen Internationale

Leo Jogiches

Gastbeitrag von Wolfgang Müller

 

Vor 100 Jahren, am 10. März 1919, wurde mit Leo Jogiches, nur wenige Wochen nach der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, der dritte führende Kader der noch jungen, am Jahreswechsel 1918/19 gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), von der Reaktion ermordet. 

 

Leo Jogiches

Leo Jogiches auf einer Porträtkarte, die von der KPD nach seiner Ermordung verbreitet wurde

Bildquelle: „Junge Welt“

 

 

 

 

Wer war Leo Jogiches?

Leo Jogiches wurde am 17. Juli 1867, in Wilna (Vilnius) geboren. Wilna war zu jener Zeit eine jüdisch-polnisch geprägte Stadt im Westen des Zarenreichs, in der insbesondere eine auf die jiddische Sprache gestützte Hochkultur eines ihrer spezifischen Zentren gefunden hatte. Jogiches’ Familie galt als wohlhabend, zu Hause wurde russisch gesprochen, weniger gut beherrschte der junge Jogiches das Jiddische und Polnische. 

Frühzeitig kam er mit der revolutionären Bewegung in Berührung. Anfangs war er fasziniert von der Attentats-Ideologie der Narodnaja Wolja, wonach der getötete Zar auf direktem Weg das Fanal für den baldigen Untergang der Zarenherrschaft abgeben sollte. Doch die spätere Öffnung zur modernen Arbeiterbewegung machte ihn für immer immun gegen das verlockende Gift naiver Revolutionsromantik. Dem aus gesellschaftlichen Widersprüchen geschöpften Sprengstoff maß er ein ganz anderes Gewicht bei als der unmittelbar ausgeübten Gewalt.

Auf der Flucht vor politischer Verfolgung und bevorstehender Einberufung gelangte Jogiches nach Zürich, wo er Ende 1890 die polnische Studentin Rosalia Luksemburg traf. Sie verliebten sich und wurden Kampfgefährten. Von sei­nem Großvater hatte Jogiches 15000 Rubel geerbt. Von diesem Geld unter­stützte er ihr Studium und lebte mit ihr gemeinsam das Leben von Berufs­revolutionä­ren. Während der russischen Revolution 1905 brachten beide in Warschau die Zei­tung „Czerwony Sztandar“ (Rotes Banner) heraus. Die Niederlage der Revolution trieb beide nach Deutschland, wo die Sozialdemokratie großen Einfluss hatte.

Mit dem Verrat der Sozialdemokratie an der Arbeiterklasse und ihrem Übergang ins Lager des deutschen Imperialismus zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914, wurde Leo Jogiches, neben Karl Liebknecht, der als einziger SPD-Abgeordneter im Reichstag gegen die Bewilligung der Kriegskredite stimmte, zu einem der führenden Köpfe des Widerstandes gegen den Krieg. Die Texte für seine Flugblätter und für die illegalen Schriften schrieb Rosa Luxemburg (wie sie jetzt offiziell hieß) im Gefängnis, in dem sie in „Schutzhaft“ genommen war. 

Aus dem Gefängnis heraus bestimmte Rosa Leo Jogiches zum Leiter der SPARTAKUS-Gruppe. Selber im Unter­grund lebend, schuf der jetzt ein über ganz Kriegs­deutschland verzweigtes Netz von Widerstandsgruppen, die mit SPARTAKUS eng verknüpft waren. Er war der Bestands­bewah­rer der linken, revolutionären Sozialisten in Deutschland.

Zu Ostern 1918 wurde auch Leo Jogiches, der bereits über große Erfahrung in konspirativer Arbeit verfügte, in Gefangenschaft genommen. Erst die Revolution im November brachte ihm wieder die Freiheit. Als Rosa nach der Novemberrevolution 1918 aus der Breslauer Haft nach Berlin zurückkehrte, traf sie Leo bereits in der Redaktion der „Rote(n) Fahne“ an. Mit Karl Liebknecht und anderen Ge­nossen Spartakisten formierten beide im Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands. Während des Aufstandes von 1918/19 versuchte Jogiches vor allem, Rosa Luxemburg den Rücken freizuhalten. Jeden Tag analysierten sie gemeinsam die Lage. Doch aller Vorsicht und Planung zum Trotz wurde auch Rosa Luxemburg, zusammen mit Karl Liebknecht, vierzehn Tage nach der Parteigründung, aufgespürt, verhaftet und ermordet.

Zur Geburtsstunde der ersten deutschen bürgerlichen Repu­blik („Weimarer Republik“) gehört der gezielte politische Mord an Revolutionären und Kommunisten.

Nach der Ermordung von Karl und Rosa, übernahm Jogiches den Vorsitz der KPD und geriet damit noch stärker ins Visier der Reaktion, die jetzt dazu übergegangen war, die revolutionären Garden der Arbeiter brutal niederzumetzeln und ihre Führer durch faschistische Freikorps und Todesschwadrone systematisch und gezielt aufzuspüren und zu ermorden. Die politische Verantwortung dafür trugen namentlich sozialdemokratische Führer wie Ebert und Noske, deren Ziel es war, die Revolution in Deutschland mit allen Mitteln niederzuschlagen. Eines dieser Todesschwadrone, die später in der SA und anderen faschistischen Verbänden aufgingen, war die „Brigade Reinhard“.

Am Morgen des 10. März 1919, zwischen vier und fünf Uhr, schlug in der Schwarzastraße 9 die „3. Streifkompanie“ der Brigade Reinhard zu. Den Stamm dieser speziell auf die KPD angesetzten Sonderabteilung des Reinhardschen Freikorps stellten ein paar dutzend ehemalige Beamte der Politischen Polizei, die von Emil Eichhorn in seiner kurzen Amtszeit als Polizeipräsident von Berlin aufgelöst worden war. 

Nach den Januarkämpfen in Berlin galt diese Truppe inoffiziell wieder als „Hilfspolizei des Berliner Polizeipräsidenten“. Am 19. Februar hatte ein Spitzel, dessen Name später aus der Akte herausgeschnitten wurde, den Aufenthaltsort von Jogiches verraten. Der Stab der Brigade Reinhard, „Abteilung Exekutive“, ordnete die Festnahme des in der Öffentlichkeit bis dahin wenig bekannten Mannes am 8. März an. Die Vollzugsmeldung nennt als Grund der Festnahme mit entwaffnender Offenheit: „Führer der KPD“. 

Nachdem einige Tage zuvor der Belagerungszustand über Berlin verhängt worden war, hielt man es demnach nicht mehr für nötig, den politischen Zweck der Aktion durch die Anführung formaler Rechtsgründe zumindest zu verschleiern. In einer Denkschrift des preußischen Landtagsuntersuchungsausschusses zur Nachprüfung von Strafverfolgungen rümpfte man darüber 1924 allerdings die Nase: „Ein rechtlicher Grund der Verhaftung ist aus den Akten nicht ersichtlich.“ 

Den gab es auch gar nicht. Dafür aber etwas anderes: Den kaltblütigen Entschluss, die Kader der radikalen Linken physisch zu vernichten, und die Überlegung, dafür die mörderische, von der bürgerlichen und rechtssozialdemokratischen Presse gerade in diesen Tagen angefeuerte Pogromstimmung gegen die „Spartakisten“ auszunutzen. Jogiches hatte das geahnt: Er soll nach der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht gesagt haben, dass „die Sozialdemokraten Kurs auf unsere Vernichtung genommen“ haben.

Die Verhaftung ohne »rechtlichen Grund« wurde von Kriminalwachtmeister Werner Grahn, »der von einem Militäraufgebot unter Führung des Leutnants Kohts unterstützt wurde«, vorgenommen. Von der »Exekutivabteilung« wurde Jogiches an Grahn und einen Angehörigen der »Streifkompanie«, den ehemaligen Kriminalwachtmeister Ernst Tamschick (der an der Verhaftung nicht beteiligt gewesen war), übergeben – angeblich zur »Überführung« in das Untersuchungsgefängnis des Kriminalgerichts Moabit. Grahn und Tamschick behaupteten in ihrer Vernehmung, den Befehl dazu von einem Leutnant Lenz erhalten zu haben. Der allerdings bestritt später »entschieden, etwas mit der Sache zu tun zu haben, die ihn dienstlich auch gar nichts anging«.

In einem Vernehmungszimmer des Kriminalgerichts wurde Jogiches offenbar ein oder zwei Stunden lang misshandelt. Dann nahmen Grahn und Tamschick eine »Verlegung« vor. Auf einer abwärts führenden Treppe gaben die beiden mehrere Schüsse auf Jogiches ab. Ein Schuss von Tamschick traf Jogiches in den Hinterkopf, die Kugel trat über dem linken Auge wieder aus.

Beide behaupteten anschließend, Jogiches habe einen Fluchtversuch unternommen. Die erwähnte Denkschrift von 1924 bemerkt zu den »Ermittlungen« des »militärischen Gerichtsherrn«, eines Majors von Kühlewein: »Die Vernehmung geschah in der Art, dass dem Tamschick die Aussage des erstvernommenen Grahn verlesen wurde, worauf er sie bestätigte.« Das Ergebnis »auf der Flucht erschossen« sei festgestellt worden, »ohne dass [eine] Obduktion der Leiche oder [eine] Lokalbesichtigung des Tatorts durch Gerichtspersonen stattgefunden haben«.

Eine auf Antrag der Hinterbliebenen durchgeführte Nachuntersuchung wurde von dem zuständigen Staatsanwalt mit diesem Aktenvermerk beendet: »Hier ist nichts weiter zu veranlassen. Der Kriminalbeamte Tamschick hat korrekt gehandelt.« Tamschick wurde, nachdem er im Mai 1919 auch noch Heinrich Dorrenbach, einen der Anführer der ehemaligen Volksmarinedivision, nach exakt dem gleichen Muster – »auf der Flucht« im Treppenhaus des Kriminalgerichts Moabit – ums Leben gebracht hatte, auf Veranlassung des preußischen Innenministers Wolfgang Heine (SPD) in die Sicherheitspolizei aufgenommen und zum Leutnant befördert, allerdings vorsichtshalber nach Ostpreußen abgeschoben. Dort kam er, wie 1922 eine Anfrage der KPD-Fraktion im preußischen Landtag herausbrachte, unter dem Innenminister Carl Severing (SPD) bzw. dem Polizeipräsidenten Josef Lübbring (ebenfalls SPD) als Oberleutnant in der Schutzpolizei von Königsberg unter. Er trat später der NSDAP bei. Mehr weiß man, da seine Personalakte unauffindbar ist, nicht über diesen kaltblütigen Mörder – aber das reicht ja schon.

In der „Ro­te(n) Fahne“ vom 12. März 1919 erschien ein letzter Artikel von Leo Jogiches, in dem er die Schuldigen am Tod von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht benannte. Das war der letzte Dienst, den er seinen Kampf­­gefährten erweisen konnte. Der Artikel erschien postum, denn am 10. März war er jetzt selber zum Opfer der kaltblütigen Mörder geworden, die auf den Leichen und dem Blut der Revolutionäre ihre „Weimarer Republik“ errichteten, die mit dem 30. Januar 1933 ihr unrühmliches Ende fand.

KÄTHE KOLLWITZ notierte unter dem 16. 3. 1919: „Mal wieder im Leichenschauhaus gewesen, einen Erschossenen gezeichnet… Sie nannten ihn LEO.“

Ihm und seinen Mitkämpfern widme ich die letzte Strophe des Gedichtes DIE IDEE von Pierre-Jean de BÉRANGER:

Da plötzlich: Blitz und Donnerkrachen
Und Blut und Tod! Hinsinken stumm
Heroen vor dem Feuerrachen
Blindwütiger Disziplin ringsum
Doch trotzig aus dem Pulverqualme
Hebt die Idee sich kampfgestählt
Reicht den Gefallenen die Palme
Trägt fort die Fahne um die Welt.


 

Quellenangaben:

„Junge Welt“ – „Der Kurs bleibt der Alte – trotz alledem“

Erich Köhlers Beiträge in „Das kleine Blatt“ „Widmung für Leo Jogiches“

„Linksnet“ „Leo Jogiches“

Der Rest ist Allgemeinwissen und Geschichte der Novemberrevolution. Mir geht es um die Geschichte der KPD, Novemberrevolution und die Kontinuität des reaktionären deutschen Bürgertums, von 1848 über 1971, 1914-1918, 1933-45 und dann wieder ab 1990. Ab 1914 stets mit der Sozialdemokratie als treuer Steigbügelhalter der Reaktion und Konterrevolution. Den ganzen trotzkistischen und „antistalinistischen“ Rotz, der z.B. in der jW u.a. vorkommt, habe ich großzügig entfernt, weil er mich nicht interessiert.

Wolfgang Müller

 

 

Friedrich Ebert

Friedrich Ebert wurde am 04. Februar 1871 in Heidelberg geboren und ist am 28. Februar 1925 in Berlin gestorben. Er ist als sozialdemokratischer Politiker und Reichspräsident der Weimarer Republik bekannt.

Friedrich Ebert

Reichspräsident Friedrich Ebert(1923)

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 102-00015 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5478595

Zwischen 1885 und 1888 lernte er das Handwerk des Sattlers. In der Gewerbeschule hat Ebert so großen Eindruck auf einen der Lehrer gemacht, dass dieser gar zu einem Studium riet. Jedoch legte er nie die Gesellenprüfung ab. Anschließend begab sich Ebert zwischen 1888 und 1891 auf Wanderschaft. Er bereiste dabei vor allem das südliche und westliche Deutschland. Stationen waren unter anderem Karlsruhe, München, Mannheim, Kassel, Hannover, Braunschweig, Elberfeld (gehört heute zu Wuppertal), Remscheid, Quakenbrück und Bremen.

Friedrich Ebert als Lehrling

Friedrich Ebert (Kreuz) als Sattler-Lehrling, 1885

Von Bundesarchiv, Bild 102-00605A / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5478996

Nach seinem Eintritt in Partei und Gewerkschaft war er als Agitator(Öffentlichkeitsarbeit) und Organisator tätig. So wurde er 1889 Schriftführer des Sattlerverbandes in Hannover. In Städten, in denen er im Verlauf seiner Wanderschaft keine Zweigstellen vorfand, hat Ebert diese gegründet. In Kassel organisierte er einen erfolgreichen Arbeitskampf. Er wurde nicht nur vom Staat im Rahmen des Sozialistengesetzes, bis zu dessen Aufhebung 1890, beobachtet, sondern wurde von den Arbeitgebern als unliebsamer Agitator auf „Schwarze Listen“ gesetzt.

Im März 1893 erhielt Ebert eine Festanstellung als Redakteur bei der „Bremer Bürger-Zeitung“, der Zeitung der Bremer SPD. Im folgenden Jahr schied er wieder aus der Redaktion aus und übernahm in der Brautstraße im Stadtteil Neustadt die Gastwirtschaft „Zur guten Hilfe“ als Pächter. Geschätzt hat er diese Tätigkeit nicht und hat sie später in offiziellen Lebensläufen nicht angegeben. Seine politischen Gegner versuchten daraus Kapital zu schlagen.

Politisch war die Wirtschaft ein Treffpunkt für Gewerkschafter und Sozialdemokraten. Materiell erlaubte der Betrieb Ebert im Mai 1894 die Heirat mit Louise Rump (1873–1955) und die Gründung einer Familie. Die Eheleute hatten vier Söhne und die Tochter Amalie (1900–1931). Die Söhne Georg (1896–1917) und Heinrich (1897–1917) fielen im Ersten Weltkrieg. Der älteste Sohn Friedrich (1894–1979) war ebenfalls politisch aktiv (zunächst für die SPD, später als SED-Politiker) und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Oberbürgermeister in Berlin/DDR. Karl (1899–1975) war von 1946 bis 1964 Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg für die SPD.[5] Heinrich Jaenecke (1928–2014), Sohn seiner Tochter Amalie, war als Journalist, Publizist und Historiker tätig.

Wegen seiner zahlreichen Reden für Partei und Gewerkschaften schätzte ihn die Polizeibehörde bereits 1891 als eifrigsten Agitator in Bremen ein. Seine Reden basierten dabei auf gründlichen Recherchen, zeichneten sich aber auch durch Scharfzüngigkeit und Ironie aus. Allerdings kam es auch vor, dass er in Diskussionen die Beherrschung verlor, und Kritiker warfen ihm ein arrogantes Auftreten vor.

Im Jahr 1892 legte Ebert eine Untersuchung über die „Lage der Arbeiter im Bremer Bäckergewerbe“ vor. Ein Jahr später wurde er Mitglied der Pressekommission der Partei für die Bremer Bürgerzeitung. Im März 1894 wurde er Parteivorsitzender in Bremen und behielt diese Position bis 1895. In den Wahlkämpfen zur Bremischen Bürgerschaft war Ebert seit 1896 für die SPD führend beteiligt. Im selben Jahr war er erstmals Delegierter auf einem Reichsparteitag der SPD. Im Jahr 1897 wurde Ebert verantwortlich für die Agitation im ländlichen Umland Bremens. In dieser Position kandidierte er 1898 in dem sicheren Zentrumswahlkreis Vechta erstmals für den Reichstag, blieb aber ohne Erfolg. Seit 1902 wurde Ebert erneut Mitglied im Parteivorstand von Bremen.

Im Laufe der Zeit wurde die Sozialpolitik zumeigentlichen Schwerpunkt von Eberts politischer Tätigkeit. Sein Gasthaus wurde eine Anlaufstelle für Ratsuchende. Dadurch wurde er mit den Nöten der Arbeiterbevölkerung vertraut, die ihn intensiv beschäftigten. Um die konkreten Probleme zu lösen, hielt Ebert staatliche Hilfen für unerlässlich. Hieraus ergab sich seine politische Zuordnung: Wichtiger als die Hoffnung auf den Zusammenbruch des Kapitalismus oder als Theoriedebatten über Wirtschaft und Gesellschaft wurde für ihn die Bekämpfung aktueller sozialer Missstände. Der Gewinn von Wahlen war für Ebert das zentrale Mittel, um die herrschenden Schichten zu Veränderungen zu bewegen. Die Mitarbeit in den Parlamenten mit dem Ziel, für die arbeitende Bevölkerung Verbesserungen zu erzielen, machte die Suche nach Kompromissen mit anderen politischen Parteien nötig, bedeutete aber auch eine gewisse Anerkennung des bestehenden Systems. Diese Reformpolitik ist uns auch heutzutage wohlbekannt.

Bei Ebert dominierte nicht die politische, sondern die gewerkschaftliche Arbeit. Er blieb Vorsitzender des Sattlerverbandes in Bremen und war führend im örtlichen Gewerkschaftskartell tätig. Die von Ebert in seiner Gastwirtschaft geleistete ehrenamtliche soziale und rechtliche Beratertätigkeit wurde sehr umfangreich, und in den Bremer Gewerkschaften entstand die Idee, diese Tätigkeit durch die Anstellung eines Arbeitersekretärs zu professionalisieren. Beschlüsse dazu gab es bereits seit 1897, sie scheiterten aber zunächst am Widerstand der Einzelgewerkschaften, einen großen Teil ihrer Mitgliedsbeiträge für diesen Zweck abzuführen. Erst im Jahr 1900 wurde Ebert als Arbeitersekretär eingestellt. Dies ermöglichte ihm, die wenig geliebte Gastwirtschaft aufzugeben. In einer längeren Studienreise, die ihn unter anderem nach Nürnberg und Frankfurt am Main führte, machte sich Ebert mit seiner neuen Aufgabe vertraut. Er selbst verfasste danach nach dem Nürnberger Vorbild ein für das Bremer Sekretariat geltendes Regulativ, das unter anderem vorsah, nicht nur Gewerkschaftsmitglieder, sondern alle Ratsuchenden zu beraten.

Als sich herausstellte, dass Ebert die Aufgaben nicht allein bewältigen konnte, wurde im Jahre 1900 Hermann Müller als weiterer Sekretär eingestellt. Neben der Beratungstätigkeit nahmen die Sekretäre auch statistische Untersuchungen zur sozialen Lage in Bremen vor. Damit füllten Müller und Ebert eine Lücke, weil das statistische Büro der Stadt Bremen damals keine vergleichbaren Daten veröffentlichte. Erwähnenswert ist dabei die Arbeit „Ergebnis einer statistischen Erhebung über die Lebensverhältnisse der bremischen Arbeiter“ von 1902 mit Daten zu den Arbeits-, Lohn- und Wohnverhältnissen in der Hansestadt. In der Folge begannen auch die städtischen Behörden entsprechende Statistiken zu veröffentlichen.

Trotz des für die Sozialdemokraten sehr hinderlichen Achtklassenwahlrechts gelang es Ebert, mit großer Mehrheit in einer Nachwahl im Dezember 1899 in die Bremische Bürgerschaft gewählt zu werden, der er bis 1905 angehörte. Obwohl er neu im Stadtparlament war, wurde er von der erstmals gebildeten Fraktion seiner Partei zum Vorsitzenden gewählt. Er konzentrierte sich im Parlament auf die Sozial- und Wirtschaftspolitik, kümmerte sich aber auch um verfassungsrechtliche Probleme. Er gehörte mehreren Kommissionen und Deputationen an. Auf Grund der besonderen Struktur der bremischen Verfassung konnte die Fraktion nur wenige Anträge durchbringen. Dies war ein Grund, die liberale Vorherrschaft als „Klassenherrschaft“ scharf anzugreifen. Der Kurs der Fraktion unter Eberts Leitung war gekennzeichnet einerseits von konstruktiver Mitarbeit, andererseits aber von grundlegender Kritik und der Forderung nach Verfassungsreformen.

Zunächst vertrat Ebert marxistische Positionen, rückte aber später davon ab.  Näheres siehe Wikipedia.

Allmählich wurde Ebert innerhalb der SPD überregional bekannt. Er betätigte sich als Parteiorganisator und war Verbindungsmann der SPD zur Generalkommission der Gewerkschaften. Die Verwobenheit der Gewerkschaften mit der SPD ist uns ja auch heutzutage bekannt. Ebert knüpfte auch Kontakte ins Ausland, aber internationale Beziehungen und außenpolitische Fragen blieben für Ebert Randthemen.

Nach dem Tod Paul Singers 1911 wählte der SPD-Parteitag in Jena im September 1911 Hugo Haase in einer Kampfabstimmung gegen Ebert zum Mitvorsitzenden der SPD, neben dem langjährigen Vorsitzenden August Bebel. Nach anderen Angaben zog Ebert seine Kandidatur kurz vor dem Wahlgang zurück und empfahl selbst die Wahl Haases, bekam aber dennoch bei der Wahl 102 Stimmen.

Im Jahr 1912 kandidierte Ebert im Reichstagswahlkreis Elberfeld-Barmen. Bemerkenswert daran ist, dass die dortige Partei eher links eingestellt war. Dies deutet darauf hin, dass Ebert nicht als Reformist oder Revisionist, sondern als Mann des Ausgleichs und Wahrer der Parteieinheit angesehen wurde. Ebert trat dabei nicht in einem für die Partei sicheren Wahlkreis an. Trotz erheblicher Anstrengungen gelang es ihm nicht, das Mandat im ersten Wahlgang zu erringen, sondern erst per Stichwahl. In den folgenden Jahren hielt er engen Kontakt mit seinem Wahlkreis und setzte sich für ihn im Reichstag ein.

Die SPD-Fraktion war 1912 mit 110 Abgeordneten die stärkste politische Kraft im Reichstag geworden. Obwohl Ebert neu war, wurde er in den siebenköpfigen Fraktionsvorstand gewählt. Im Plenum konzentrierte sich Ebert auf die Sozialpolitik und die Besoldungsfrage. Insgesamt sprach er nur selten im Parlament und nie zu öffentlichkeitswirksamen Streitfragen.

Nach dem Tod von August Bebel 1913 war Ebert wegen seiner Arbeit in Partei und Fraktion, seinen engen Beziehungen zu den Gewerkschaften und den Gliederungen der Partei Favorit für dessen Nachfolge. Mit 433 von 473 Stimmen wurde er am 20. September 1913 auf dem SPD-Parteitag in Jena neben Haase zum Vorsitzenden gewählt. Seine Hauptaufgabe sah er darin, die auseinanderstrebenden Flügel zusammenzuhalten. Auch weiterhin waren ihm die konkreten kleinen Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen wichtiger, als die ideologischen Auseinandersetzungen. Alles auch heutzutage wohlbekannt.

1914 erfolgte mit dem Attentat von  Sarajevo der Anlass für den I. Weltkrieg. Ebert reiste  zusammen mit Otto Braun nach Zürich, um im Fall eines SPD-Verbots eine Auslandsleitung aufzubauen und die Parteikasse in Sicherheit zu bringen. Ebert blieb nicht in der Schweiz und war am 4. August wieder in Berlin. Damit hatte er den am Vortag gefassten Beschluss in der Reichstagsfraktion zur Bewilligung von Kriegskrediten verpasst.

In Deutschland, wie fast überall in Europa ist die Ablehnung des Krieges in begeisterte Zustimmung umgeschlagen. Die Propaganda hat ganze Arbeit geleistet. Auch fast alle Arbeiterparteien in Europa glaubten der Propaganda und ordneten ihre eignen Grundsätze der „nationalen Einheit“ unter. Charakteristisch dafür war der Satz, mit dem die SPD-Fraktion im Reichstag am 4. August 1914 ihre Zustimmung begründete: „Wir lassen das Vaterland in der Stunde der Gefahr nicht im Stich.“

Trotz seiner Haltung zu den Kriegskrediten versuchte Ebert in der Folgezeit zunächst, die bedrohte Parteieinheit aufrechtzuerhalten und machte dabei auch Zugeständnisse an die Kritiker des Kriegskurses. Als im Dezember 1914, nach der Marneschlacht und dem Scheitern der deutschen Kriegsplanung gegen Frankreich, eine weitere Bewilligung von Kriegskrediten anstand, gelang es Ebert noch einmal, die Fraktionsmitglieder auf seine Linie einzuschwören. Lediglich Karl Liebknecht verweigerte seine Zustimmung.

Auf der parlamentarischen Ebene kam es seit September 1918 zu neuen Bemühungen um eine Parlamentarisierung des Reiches und ein rasches Kriegsende. Am 12. September machte Ebert deutlich, dass die SPD die Regierung Hertling wegen ihrer Unterordnung unter die OHL nicht unterstützen würde. Grundsätzlich zeigte sich die SPD bereit, nunmehr in die Regierung einzutreten. Dabei machte sie unter anderem zur Bedingung, dass keine Allparteienkoalition gebildet werde, sondern strebte eine Regierung aus den im interfraktionellen Ausschuss vertretenen Parteien an. Diese Regierung sollte sich dabei auf einen raschen Friedensschluss und innenpolitische Reformen festlegen. Damit verband Ebert die Hoffnung, auf diese Weise eine drohende Revolution noch abwenden zu können.

Letztlich setzten sich Ebert und Scheidemann mit diesem Kurs durch. Diese neue Regierung wurde unter Prinz Max von Baden gebildet. Gelingen konnte dies nicht zuletzt, weil die OHL selbst auf eine Parlamentarisierung drängte. Grund dafür war, dass die Niederlage der deutschen Streitkräfte.

Im Reich kam es formell am 28. Oktober 1918 mit der Änderung der Verfassung zu einer Parlamentarisierung. Bereits vorher waren Philipp Scheidemann und Gustav Bauer in die neue Regierung eingetreten. In Preußen kamen die Wahlrechtsreformen aber nicht voran und auch Verhandlungen über einen Waffenstillstand verzögerten sich. Ebert hatte sich während des Krieges vom Republikaner zu einem Vernunftmonarchisten gewandelt, weil er meinte, dass ein abruptes Ende der Monarchie von einem Großteil der Bürger nicht mitgetragen werden könnte. Grundsätzlich wollte Ebert auch nach Umwandlung der Staatsform in ein parlamentarisches System den Monarchen behalten und strebte eine parlamentarische Monarchie an. Noch am 6. November drängte er vor dem Hintergrund der beginnenden Revolution auf einen Thronverzicht Kaiser Wilhelms II. und des Kronprinzen zu Gunsten eines anderen Mitglieds der Hohenzollernfamilie.

Als die OHL unter Wilhelm Groener die Beteiligung an einem solchen Plan verweigerte, stellte die SPD ihre Forderungen am 7. November ultimativ. Auf diese Weise versuchte sich die Partei an die Spitze der Volksbewegung zu stellen, die die Abdankung von Kaiser und Kronprinz forderte. Ebert machte in Gesprächen unter anderem mit Max von Baden deutlich, dass die SPD den politischen Führungsanspruch gerade deshalb erhebe, um eine revolutionäre Umsturzbewegung zu verhindern. In diesem Zusammenhang sagte Ebert Max von Baden zufolge: „Wenn der Kaiser nicht abdankt, dann ist die soziale Revolution unvermeidlich. Ich will sie aber nicht, ja ich hasse sie wie die Pest.“

Nach dem Kieler Matrosenaufstand kam es zu Entwaffnungen, Rathausbesetzungen, Massendemonstrationen und Verbrüderungen von Arbeitern und desertierten Soldaten im ganzen Reich. Die Novemberrevolution griff in wenigen Tagen auf alle deutschen Städte über. In Eberts Auftrag reiste Gustav Noske nach Kiel, um dort die Revolution einzudämmen.

Am 9. November 1918 begann in Berlin ein politischer Generalstreik, zu dem die SPD mit aufgerufen hatte. Daraufhin übertrug Prinz Max von Baden eigenmächtig das Amt des Reichskanzlers auf Ebert, der in den Kriegsjahren zu einem Politiker von nationaler Bedeutung aufgestiegen war. Zugleich verkündete der Prinz die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. ohne dessen Zustimmung und ohne Rückhalt in der Verfassung. Scheidemann rief von einem Fenster des Reichstages aus öffentlich die Republik aus und verkündete, Ebert sei ihr Reichskanzler. Dies geschah gegen Eberts Willen, der die Kontinuität zum Kaiserreich wahren wollte, bis eine verfassungsgebende Versammlung zwischen Monarchie oder Republik entscheiden würde. Der Kaiser floh in die Niederlande.

Ebert stellte sich an die Spitze der Revolution, um sie in parlamentarische Bahnen zu lenken und eine Entwicklung analog zur russischen Oktoberrevolution zu verhindern. Er berief weitere Sozialdemokraten ins Kabinett und bemühte sich zugleich, die USPD mit in die Regierung einzubinden, um ihre Legitimationsbasis gegenüber den sich überall bildenden Arbeiter- und Soldatenräten zu vergrößern. Da die Räte in Kiel, Berlin und anderswo auf eine Einigung der beiden sozialdemokratischen Parteien drängten, sah sich die USPD-Führung um Haase nach kontroverser Debatte gezwungen, Eberts Verlangen zu entsprechen. SPD und USPD einigten sich am 10. November auf die Bildung eines paritätisch besetzten Rates der Volksbeauftragten.

Ebert begriff die von ihm geleitete Regierung als Provisorium, das als Konkursverwalter des Alten galt und als Übergang bis eine neue Regierung aufgrund bürgerlich-demokratischer Wahlen gebildet wurde. Ebert lehnte eine sozialistische Revolution, wie in Russland ab. Um einer derartigen Entwicklung in Deutschland entgegenzuwirken, wollte Ebert die Revolution beenden und schnellstmöglichst Wahlen zu einer Nationalversammlung einleiten.

Ebert gab am 08. Januar 1919 dem Militär den Befehl den Spartakusaufstand niederzuschlagen.

Ebert wollte im Bündnis mit der Obersten Heeresleitung die Revolution eindämmen. Am 10. Januar rückten die von Noske um Berlin zusammengezogenen Freikorps in die Stadt ein. Damit war die Novemberrevolution, die Ebert zur Kanzlerschaft verholfen hatte, praktisch beendet und eine Vorentscheidung über die Art der Weimarer Verfassung gefallen.

Am 15. Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet.  In den folgenden Monaten wurden die übrigen Versuche, in deutschen Großstädten ein Rätesystem zu etablieren, ebenfalls militärisch niedergeschlagen.

Am 19. Januar 1919 fand die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung statt. Die SPD wurde mit 37,90 % zwar stärkste Partei, blieb aber bis zum Ende der Weimarer Republik auf Koalitionen mit der Zentrumspartei und den Liberalen angewiesen. Die ab dem 6. Februar in Weimar tagende Nationalversammlung wählte Ebert am 11. Februar 1919 zum Reichspräsidenten der Weimarer Republik.

Eberts Präsidentschaft war kontinuierlich begleitet von hämischen Polemiken von deutschnationalen oder kommunistischen Publizisten und Politikern.  Ihren Anfang nahm die Kampagne am 16. Juli 1919, als Ebert und Reichswehrminister Noske ein Kindererholungsheim der Hamburger Konsumgenossenschaft Produktion in Haffkrug besuchten und sich beim Baden in der Ostsee fotografieren ließen.  Damals waren auch für Männer Badeanzüge üblich und Badehosen galten als ungehörig. So sorgte dieses Foto für Aufsehen und war oft Anlass für Satire und Vorlage für Karikaturen. Siehe auch den Beitrag über Gustav Noske.


Kapp-Putsch

Nach den Auflösungsanordnungen gegen die mit rechtsradikalen Akteuren durchsetzten Freikorps Marine-Brigade Ehrhardt und Marine-Brigade von Loewenfeld protestierte General Walther von Lüttwitz und versuchte am 10. März 1920, bei Ebert die Rücknahme des Befehls zu erreichen. Ebert lehnte dieses Ansinnen wie auch Lüttwitz’ Forderungen nach Auflösung der Nationalversammlung, Neuwahlen von Reichstag und Reichspräsident ab. Reichswehrminister Noske enthob Lüttwitz seines Amtes. Damit sah sich dieser gezwungen, den bereits gemeinsam mit Wolfgang Kapp geplanten Putsch vorzeitig zu beginnen. Es zeigte sich bald, dass Reichswehrkommandant General Hans von Seeckt und ein Großteil der Truppen die Regierung im Stich ließen und sich für neutral erklärten.

Deshalb erschien in der Nacht vom 12. auf den 13. März 1920 ein an die Arbeiterschaft gerichteter gemeinsamer Aufruf des Reichspräsidenten, der sozialdemokratischen Regierungsmitglieder und des SPD-Vorstands zum Generalstreik gegen die Putschisten Kapp und Lüttwitz. Im Nachhinein gaben die sozialdemokratischen Regierungsmitglieder an, nichts von dem Aufruf gewusst zu haben, und warfen dem Reichspressechef Ulrich Rauscher vor, im Alleingang gehandelt zu haben.

Im Ruhrgebiet kämpfte die Rote Ruhrarmee, die von der USPD unterstützt wurde, für die rasche Sozialisierung der Schwerindustrie.

Mit Eberts Rückendeckung schlugen Reichswehrtruppen und Freikorps den Aufstand der Roten Ruhrarmee blutig nieder. Die Bewegung für eine Sozialisierung der Schwerindustrie erlahmte nach dieser Niederlage. Im ganzen Reich setzte sich, wie die Reichstagswahlen zeigten, ein politischer Rechtsruck durch.

Kapp-Putsch 1Kapp-Putsch 2Kapp-Putsch 3

entnommen aus „Geschichte in Übersichten“, DDR 1982

Es folgten instabile Regierungen. Details können auf Wikipedia nachgelesen werden. Ist für diesen Beitrag erst mal nicht interessant.

Eberts letzte Monate waren von einer politischen Niederlage geprägt. Ein Redakteur der „Mitteldeutschen Presse“ warf ihm vor, die Kriegsniederlage durch sein Verhalten vor und nach Kriegsende mitverschuldet zu haben. Im Verlauf des Beleidigungsprozesses, den Ebert vor dem Amtsgericht Magdeburg daraufhin angestrengt hatte, wurde sein Geheimabkommen mit General Wilhelm Groener publik. Dabei kam auch Eberts Verhalten im Januarstreik 1918 zur Sprache. Ebert betonte, er habe sich nur in die Streikkommission wählen lassen, um den Streik so schnell wie möglich zu beenden. Am 23. Dezember 1924 verurteilte das Gericht zwar den Journalisten wegen der Beleidigung des Staatsoberhauptes, stellte aber in der Urteilsbegründung fest, dass dessen Behauptung, Ebert hätte als Beteiligter am Januarstreik Landesverrat begangen, im strafrechtlichen Sinn zutreffend sei.


Ebert wurde in seiner Heimatstadt auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt. Die „außergewöhnlich großflächig angelegte, eines Staatsmannes würdige“ Grabanlage befindet sich in der Abteilung V neu und umfasst den Bereich 84/84 A, B, C, D, E, F, G und H sowie den Bereich 85/85 A, B, und C.

die grabanlage des reichspräsidenten friedrich ebert auf dem heidelberger bergfriedhof (abt. v neu)

Die Grabanlage des Reichspräsidenten Friedrich Ebert auf dem Heidelberger Bergfriedhof (Abt. V neu)

Bildquelle: Von Ramessos – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5519383

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Gustav Noske

Gustav Noske, geboren am 09. Juli in Brandenburg an der Havel, gestorben am 30. November 1946 in Hannover, war  ein deutscher Politiker der SPD.  Bekannt ist er durch seine unrühmliche Rolle während der Novemberrevolution 1918/19 und den nachfolgenden Klassenkämpfen geworden.

gustav noske als mitglied der weimarer nationalversammlung, 1919

Gustav Noske als Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, 1919

Bildquelle: Von unbekannt – Büro des Reichstags (Hg.): Handbuch der verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung, Weimar 1919, Carl Heymans Verlag, Berlin, PD-§-134, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=5292162

Von 1874 bis 1882 besuchte Gustav Noske die Volks- und Bürgerschule. 1882 begann er eine Lehre zum Korbmacher. Als Geselle hielt er sich anschließend in Halle an der Saale, in Frankfurt am Main, in Amsterdam und Liegnitz auf. Die harten Arbeits- und Lebensbedingungen (11–13-Stunden-Arbeitstag, keine Fürsorgeeinrichtungen, ungerechte Bezahlung), noch verschärft durch die Heraufsetzung der Akkordsätze und das Sozialistengesetz, motivierten Noske, sich journalistisch zu betätigen und als 17-Jähriger an der Gründung eines Korbmachervereins teilzunehmen. Dieser ging später im Holzarbeiterverband auf. 1890 zählte Noske zu einer dreiköpfigen Delegation, die zum 1. Mai vom Unternehmer einen oder einen halben Tag unbezahlte Arbeitsruhe forderte. Allen drei Arbeitern wurde gekündigt. Daraufhin entstand in der Fabrik eine so große Unruhe, dass die Kündigung rückgängig gemacht wurde. Nach einer Kundgebung in Brandenburg unterhielt sich August Bebel ausführlich mit ihm. Noske war stolz, als Bebel in einer Reichstagsrede aus dieser Unterhaltung zitierte.

1891 heiratete er Martha, geborene Thiel. Die beiden hatten drei Kinder.

1893 wurde er Redakteur der „Brandenburger Zeitung“, 1897 wechselte er zur „Königsberger Volkstribüne“.

Als Redakteur der Chemnitzer „Volksstimme erlangte Noske eine große Anhängerschaft; per Nachwahl (gewählt für den ausgeschiedenen Max Schippel) zog er Anfang 1906 (mit 37 Jahren) als Abgeordneter des Wahlkreises Chemnitz in den Deutschen Reichstag ein. Als neu gewählter Abgeordneter war er dort mit einer großen Debatte um die deutschen Kolonien konfrontiert. Die Sozialdemokraten opponierten mit dem Zentrum gegen die Kolonien. Noske stimmte seinen Genossen zu, wenn sie vortrugen, dass Geldausgaben zur Lösung sozialer Probleme in Deutschland Vorrang haben müssten vor Investitionen in den Kolonien. Nicht folgen konnte er ihnen bei ihren Polemiken gegen die deutsche Kolonialpolitik.

Der Durchbruch in die Spitzengruppe der SPD-Fraktion und des ganzen Reichstages gelang Noske im Jahre 1907, als er gegenüber den Vorwürfen des Kriegsministers Karl von Einem, der „die Begründung des Heeresetats mit heftigen Angriffen gegen die SPD gewürzt und den Sozialdemokraten dabei die nationale Gesinnung abgesprochen hatte“, eine sachkundige Rede hielt, die „jeden ideologischen Seitenhieb vermied.“(siehe Schriften)[3]

Damit distanzierte er sich von August Bebel.

Während des Kieler Matrosenaufstandes Anfang November 1918 schickte Reichskanzler Max von Baden Gustav Noske nach Kiel, um die dortige Lage zu beruhigen. Noske ließ sich umgehend zum Vorsitzenden des örtlichen Arbeiter- und Soldatenrates wählen, um die Revolution im Keim zu ersticken. Das gelang ihm aber nicht. Die Revolution ist auf das gesamte Reichsgebiet übergegriffen.

Am 09. November 1918 erfolgte die Ausrufung der Republik, zum einen von Philipp Scheidemann, der in den heutigen 100-Jahr-Feiern als der Ausrufer der Republik erwähnt wird. Zum anderen hat Karl Liebknecht die sozialistische Republik  ausgerufen. Das ist für die heutige Geschichtsschreibung unangenehm und wird darum oft heruntergeredet, bzw. geschrieben, wenn man dieses Ereignis schon nicht verschweigen kann.

Einen Tag später, am 10.11.1918 floh Kaiser Wilhelm in die Niederlande. Das formelle Ende der Monarchie wurde durch die formelle Abdankung des Kaisers am 28. November 1918, seines Thronfolgers am 01. Dezember 1918 und aller anderen Bundesfürsten besiegelt.

Nachdem die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands(USPD) aufgrund des harten militärischen Vorgehens um die Jahreswende 1918/19 aus dem Rat der Volksbeauftragten ausgeschieden war, wurde Noske als Volksbeauftragter für Heer und Marine verantwortlich für die konterrevolutionären Angriffe im Januar 1919, wobei auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet wurden.

Nachdem der Offizier Waldemar Pabst, der die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht veranlasst hatte, im Jahre 1970 gestorben war, wurde in dessen Nachlass ein Brief aus dem Jahr 1969 gefunden:

„Daß ich die Aktion ohne Zustimmung Noskes gar nicht durchführen konnte – mit Ebert im Hintergrund – und auch meine Offiziere schützen musste, ist klar. Aber nur ganz wenige Menschen haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin. Ich habe als Kavalier das Verhalten der damaligen SPD damit quittiert, dass ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere Zusammenarbeit.[4]

Noske gehörte der Weimarer Nationalversammlung seit ihrer Konstituierung am 6. Februar 1919 an. Als Reichswehrminister im ersten Kabinett Scheidemann trug er die Verantwortung für die Niederschlagung der Aufständischen der Berliner Märzkämpfe, bei denen etwa 1200 Menschen getötet wurden. Hier erließ er am 9. März abends die Weisung: „Jede Person, die mit der Waffe in der Hand, gegen Regierungstruppen kämpfend angetroffen wird, ist sofort zu erschießen.“ Er war auch beteiligt an der Niederschlagung von einigen lokalen Aufständen, bei denen Räterepubliken errichtet werden sollten, unter anderem in München und  in Bremen. Er bekam den Beinamen „der Bluthund“ oder „Blutnoske“, was auf seine eigene Darstellung der Entscheidung zur Niederschlagung des Spartakusaufstandes in seinen 1920 erschienenen Memoiren zurückgeht:

Der Kriegsminister, Oberst Reinhardt, formulierte einen Befehl, durch den die Regierung und der Zentralrat den Generalleutnant von Hofmann, der mit einigen Formationen nicht weit von Berlin war, zum Oberbefehlshaber ernannte. Dagegen wurde eingewendet, dass die Arbeiter gegen einen General die größten Bedenken hegen würden. In ziemlicher Aufregung, denn die Zeit drängte, auf der Straße riefen unsere Leute nach Waffen, stand man im Arbeitszimmer Eberts umher. Ich forderte, daß ein Entschluß gefaßt werde. Darauf sagte jemand: ‚Dann mach du doch die Sache!‘ Worauf ich kurz entschlossen erwiderte:‚Meinetwegen! Einer muss den Bluthund machen! Ich scheue die Verantwortung nicht!‘ Reinhardt meinte, auf den Vorschlag habe er eigentlich immer gehofft. Ein Beschluss wurde mündlich so formuliert, daß die Regierung und der Zentralrat mir weitgehendste Vollmachten zum Zweck der Wiederherstellung geordneter Verhältnisse in Berlin übertrugen.[5]

Noske teilte den Antibolschewismus der Militärs und ließ den von der Reichswehr unterstützten Freikorps weitgehend freie Hand bei ihrem harten Vorgehen gegen Streiks und kommunistische Aufstände.

Weimar, Regierung Scheidemann

Erste Kabinettssitzung des Kabinetts Scheidemann am 13. Februar 1919 in Weimar.

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-R08282 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5368187

Im Sommer 1919 wurde ein Foto veröffentlicht, das Noske gemeinsam mit dem künftigen Reichspräsidenten Friedrich Ebert in Badehose zeigte. Skandalös wurde es vor allem deswegen empfunden, weil auch bei Männern noch in der Kaiserzeit ein Ganzkörperbadeanzug üblich war. Dieses Bild benutzten viele Gegner der Republik, um gegen den Reichswehrminister und die neue, bürgerlich-demokratische Regierungsform zu polemisieren.[6]

Friedrich Ebert u.a. beim Baden im See

Das Badehosen-Foto: Friedrich Ebert und Gustav Noske (stehend, zweiter und dritter von rechts) mit Henry Everling und anderen Mitgliedern der Konsumgenossenschaft Produktion, Haffkrug, 16. Juli 1919

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 146-1987-076-13 / Wilhelm Steffen / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5483384

Aber auch Kommunisten nutzten dieses Bild als Vorlage zur Karikatur, um auf die unrühmliche Rolle Noskes als Verantwortlicher für die konterevolutionären Angriffe aufmerksam zu machen. Die kommunistische Zeitschrift „Die Pleite“ veröffentlichte 1923 eine an das Foto angelehnte Karikatur, die Ebert und Noske in Badehosen zeigte, allerdings nicht in der Ostsee, sondern in einem Meer von Blut.[8]

Nachdem er am 29. Februar 1920 in Absprache mit Ebert die reaktionären Freikorps, u. a. die Brigade Ehrhardt, auflöste, kam es zum reaktionären Kapp-Lüttwitz-Putsch vom 13. März 1920. Auch Reichspräsident Ebert konnte Noske nicht mehr halten; wegen „Begünstigung der Konterrevolution“ wurde Noske nach dem Kapp-Putsch zum Rücktritt als Reichswehrminister gezwungen.

Gustav Noske und Walter Lüttwitz

Gustav Noske (rechts) mit Walther von Lüttwitz (1920)

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-1989-0718-501 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5347329

Noske wurde 1920 auf den Posten des Oberpräsidenten der preußischen Provinz Hannover abgeschoben. Seine Versuche, nach 1920 in der SPD wieder Fuß zu fassen, scheiterten. So forderte z. B. der Bezirksvorstand der SPD Pommerns im Januar 1928 mit einem einstimmigen Beschluss den Parteivorstand der SPD auf, eine Kandidatur Noskes für die Reichstagswahl 1928 zu verhindern.

Noske, der nach dem nach dem Preußenschlag nicht, wie so viele andere sozialdemokratische, bzw. republiktreue Spitzenbeamte entlassen wurde, erhielt nach der Machtergreifung der Faschisten umgehend die Aufforderung sich in Berlin einzufinden. Am 06. Februar 1933 besprach Hermann Göring persönlich  mit ihm die Modalitäten seines Ausscheidens aus dem Amt des Oberpräsidenten. Noske wurde zugesichert, der könnte bis zum 01. Oktober 1933, also bis zum Erreichen der Altersgrenze, im Amt verbleiben. Allerdings müsse er bis dahin Urlaub nehmen. Noske willigte ein. Göring hielt seine Zusage in der Folgezeit nicht ein. Anfang Mai 1933 ließ er mitteilen, dass das Amt des Oberpräsidenten für Viktor Lutze freizumachen sei.

Gustav Noske

Gustav Noske(1933)

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 102-14240 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5481316

Mitte Mai 1933 wurde Noske in den einstweiligen Ruhestand versetzt.  Am 26. September 1933 schließlich unter Bezugnahme auf § 4 (mangelnde nationale Zuverlässigkeit)des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums endgültig entlassen. Ebenfalls 1933 verlor er seine Ehrenbürgerschaft der TH Hannover.

Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erinnert an den Radikalenerlass in der BRD in den 1970er und den 1980er Jahren.  Ob dieses Nazi-Gesetz als Vorbild diente oder es sich um einen Zufall handelt ist die Frage.

Noske war in die Pläne der Verschwörer eingeweiht, die für das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 verantwortlich sind. Noske war im Schattenkabinett Beck/Goerdeler für den Fall eines gelungenen Staatsstreiches als Politischer Beauftragter im Wehrkreis IX(Kassel)eingeplant. Dass Goerdeler ein Reaktionär war, ist bekannt. Nun ja, man muss ich nicht darüber wundern.

Nach dem missglückten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Noske verhaftet und zuerst ins Lager Fürstenberg/Havel verbracht, das zum  KZ Ravensbrück gehörte. Er überlebte die insgesamt siebenmonatige Haft in diesem Lager und war dann im Zellengefängnis Lehrter Straße in Berlin-Moabit inhaftiert, aus dem er am 25. April 1945 entlassen wurde.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges war Gustav Noske fast 80 Jahre alt und eine weitere politische Karriere war somit für ihn nicht mehr möglich. Dabei hätte er recht gut in das antikommunistische Klima in den Westzonen und der alten BRD gepasst.  Der bekannte antikommunistische Sozialdemokrat der Nachkriegszeit, Kurt Schuhmacher, stand auf der Seite von Gustav Noske, legte aber auf eine weitere politische Aktivität keinen Wert mehr.

Kurz vor seinem Tod im Jahre 1946 verfasste Noske einen Teil seiner Memoiren. Erschreckend, dass er da Nazi-Jargon verwandte, denn er brandmarkte darin den „ostjüdischen“ Einfluss in der deutschen Arbeiterbewegung. Er schrieb z.B. „daß die ostjüdischen ‚Marxisten‘ eine besondere Veranlagung dafür besaßen, den Sozialismus zu einem Dogma auszubilden […] Sie brüteten eine Geheimwissenschaft aus, die den deutschen Arbeitern stets unverständlich geblieben ist.“[12]

Unter Weglassung des Teils betreffs der Juden, wird der gleiche Inhalt seit jeher für antikommunistische Propaganda genutzt.

grab auf dem stadtfriedhof engesohde

Grab auf dem Stadtfriedhof Engesohde

Bildquelle: Von Benutzer:AxelHH – Foto aufgenommen von Benutzer:AxelHH, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11620826

Noskes Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Die Novemberrevolution in Deutschland

Übersicht

 

karl liebknecht ruft 9.11.1918 sozialistische republik aus

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

 

Ursachen und Aufgaben der Novemberrevolution

 

Das Heranreifen der Revolution in Deutschland Ende 1917/1918

Die historischen Aufgaben der Revolution in Deutschland. Die Reichskonferenz der Spartakusgruppe

Die Haltung der opportunistischen Führung in der Sozialdemokratie im Oktober 1918

Der Höhepunkt der revolutionären Situation

 

Der Sieg über die Monarchie

 

Der Ausbruch der Revolution

Die revolutionären Kämpfe in Berlin

 

Rätemacht oder Nationalversammlung

 

Der Kampf des Spartakusbundes um die Rätemacht

Die Politik des Rates der Volksbeauftragten

Der Reichsrätekongress

 

Die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands

 

Die Ergebnisse der Novemberrevolution

 

Die Angriffe der Konterrevolution im Dezember 1918 und Januar 1919. Die Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs

Die Wahlen zur Nationalversammlung

 

Charakter, Lehren und Bedeutung der Novemberrevolution

 

Die Münchner Räterepublik oder Bayrische Räterepublik

 

Die Kampfziele der Novemberrevolution waren in der DDR Wirklichkeit geworden

 

Zum 100. Jahrestag der Novemberrevolution in Deutschland:

Rede von Frank-Walter Steinmeier

entnommen von Tagesschau.de

 

 

Frank-Walter Steinmeier zum 100. Jahrestag der Novemberrevolution in Deutschland

Das erzählt uns Frank-Walter Steinmeier zur Novemberrevolution in Deutschland vor hundert Jahren.

entnommen von Tagesschau.de

Was die Brutalität der konterrevolutionären Angriffe und die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht angeht, ist Frank-Walter Steinmeier nicht umhingekommen, dies in seiner Rede zu erwähnen, als der Novemberrevolution vor 100 Jahren gedacht worden ist. Freiheitsbestrebungen der früheren Geschichte werden erwähnt. Ansonsten ist alles einseitig von sozialdemokratischer und bürgerlicher Seite betrachtet  und verdreht dargestellt worden.  Ohne das Abwürgen der Revolution durch die verräterische Führung der Sozialdemokratie hätte es keinen Faschismus, keinen II. Weltkrieg und einen anderen Verlauf der Geschichte gegeben. Daran sollten wir denken, wenn wir den Trauerteil der Rede hören, wo es um die tragischen Folgen und die Opfer des Faschismus geht.

Insbesondere die unrühmliche Rolle der SPD ist wichtig und wird natürlich von der heutigen SPD verschwiegen.

Zugute halten wollen wir, dass Frank-Walter Steinmeier es sich als Bundespräsident nicht erlauben kann die Wahrheit zu sagen.


DIE TROMMLER hat das Geschichtsbuch der DDR zu Rate gezogen und schreibt, wie es wirklich war.

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Der Kampf des Spartakusbundes um die Rätemacht

Am 09. November 1918 bestand die große Chance, in Deutschland eine Veränderung zu einer friedlichen, demokratischen und schließlich sozialistischen Entwicklung zu vollziehen. Dazu war es notwendig, den alten Staatsapparat zu zerschlagen, die Rätemacht zu errichten und die ökonomischen Grundlagen der imperialistischen Macht, Großbetriebe, Banken und Großgrundbesitz, zu vergesellschaften.

Die Mehrheit der Arbeiterklasse und der Räte, die ein sozialistisches Deutschland wollte, hatte jedoch infolge des langjährigen opportunistischen Einflusses nur unklare Vorstellungen vom Sozialismus. Sie glaubte, desorientier durch die antibolschewistische Hetze der rechten sozialdemokratischen Führer, mit dem Sturz der Monarchie, der Errichtung der Republik und des allgemeinen Wahlrechts bereits politische Macht erobert und die Voraussetzungen für den Sozialismus geschaffen zu haben.

Die einzige Kraft, die den Weg zum Sieg der Revolution wies, waren Spartakus und die anderen Linken. Sie wandten sich entschieden gegen die von den rechten Führern verbreiteten Illusionen und versuchten, vor allem Klarheit in der Grundfrage der Revolution, der Frage der Macht, zu schaffen.

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Um ihre revolutionären Auffassungen besser in die Massentragen zu können, schuf die Spartakusgruppe am 09. November eine eigene Zeitung, „Die Rote Fahne“.

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Lenin und die Bolschewiki sahen in der Novemberrevolution das wichtigste Kettenglied der internationalen revolutionären Bewegung. Sie rieten den deutschen Arbeitern und Soldaten, die Waffen nicht aus der Hand zu geben und eine Arbeiter-, Soldaten- und Matrosenregierung mit Liebknecht an der Spitze zu bilden. Trotz der schweren Lage Sowjetrusslands waren sie zu jeder Unterstützung bereit und boten als erste Hilfe 50 Waggons Getreide an.

Die Erfahrungen der ersten Tage der Revolution zeigten, dass ein wirksamer revolutionärer Kampf auch bestimmte organisatorische Voraussetzungen erforderte. Deshalb gründeten führende Spartakusvertreter am 11. November 1918 den Spartakusbund.

Es wurde eine Zentrale geschaffen, an deren Spitze Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Leo Jogiches und Wilhelm Pieck standen.

Der Spartakusbund blieb zwar noch in der USPD, doch er begann mit der organisatorischen Zusammenfassung der Spartakusanhänger im ganzen Land. Das waren erste Schritte zur Bildung einer revolutionären marxistischen Partei. Der Spartakusbund war bestrebt, das Klassenbewusstsein der Massen zu heben und sie unter der Losung „Alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten“ für die Weiterführung der Revolution zu gewinnen.

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

In zahlreichen Städten und Orten folgten die Räte der revolutionären Linie des Spartakusbundes. Die Polizei Bremens wurde von reaktionären Elementen gesäubert und es entstand eine proletarische „Rote Garde“. Alle militärisch gesinnten Lehrer wurden aus dem Schuldienst entlassen.  In Braunschweig entfernten die Räte die reaktionären Beamten aus den Gerichten. Die herzöglichen Güter wurden zum Eigentum des Volkes erklärt. Die Leitungen(Management)der Leunawerke und Spandauer Staatswerkstätten wurden völlig von den Arbeiterräten übernommen. In Perleberg beschlagnahmte der Arbeiter- und Soldatenrat die Priegnitzer Eisenbahngesellschaft und setzte den Direktor, sowie andere leitende Angestellte ab. Der Landarbeiterrat von Trebbin rief die Gutsbesitzer der Umgebung zu sich und teilte ihnen mit, dass ihre Güter ab sofort enteignet seien.

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR der 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR:

der kampf des spartakusbundes um die rätemacht

Der Reichsrätekongress

Vom 16. Bis zum 21. Dezember 1918 tagte in Berlin der I. Reichsrätekongress der Arbeiter- und Soldatenräte. Auf diesem Kongress verfügten die rechten Sozialdemokraten über die absolute Mehrheit. Von 489 stimmberechtigten Delegierten waren mehr als die Hälfte, und zwar 289, Vertreter der SPD. Die USPD hatte 90 Delegierte, darunter 10 Spartakusanhänger, deren Bekannteste Fritz Heckert und Eugen Levine waren. Auf dem Rätekongress waren aber auch 1 Rittergutpächter, 13 aktive Offiziere sowie bürgerliche Delegierte anwesend.

Der Reichsrätekongress hatte über die Grundfrage der Revolution und die Frage der Macht zu entscheiden, die in den Forderungen Rätemacht oder Nationalversammlung gipfelte.

Es ging darum, ob die Macht der deutschen Imperialisten beseitigt und die Rätemacht errichtet oder ob auf dem Wege von Wahlen zu einer Nationalversammlung die Macht des Imperialismus in Form des bürgerlich-parlamentarischen Staates aufrechterhalten werden sollte.

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht hatten kein Mandat für den Kongress erhalten. Der Kongress lehnte es auch ab, sie mit beratender Stimme zuzulassen. Am Tage der Eröffnung des Rätekongresses demonstrierten über 250 000 Arbeiter und Soldaten für die Forderungen des Spartakusbundes.

kundgebung 16.12.1918 vor tagungsgebäude des reichsrätekongresses

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Die Zusammensetzung des Reichsrätekongresses zeigte die Schwäche der revolutionären Kräfte. Die deutsche Arbeiterklasse besaß noch keine marxistische Kampfpartei. Die politisch-ideologische und organisatorische kraft sowie die revolutionären Erfahrungen des Spartakusbundes reichten noch nicht aus, um die Mehrheit in den Räten zu gewinnen. Die rechten sozialdemokratischen Führer konnten bei den Wahlen zum Rätekongress den gesamten Partei- und Gewerkschaftsapparat einsetzen. In der Alt-BRD und auch im der heutigen Groß-BRD sind die Gewerkschaften mit der SPD verwoben. Das ist Ursache für die heutige Stärkung des Kapitals und dass die Arbeiterklasse heute politisch keine Rolle mehr spielt. Mit demagogischen Losungen und Hetze gegen den „Bolschewismus“ und den Spartakusbund gewannen sie den bestimmenden Einfluss. Mit den gleichen Methoden arbeitet die SPD heute noch. Hinzugekommen ist nun die Partei DIE LINKE, die ebenso verfährt.

Unter diesen Bedingungen konnten die rechten Führer der SPD ihre konterrevolutionären Pläne durchsetzen. Der Kongress beschloss bis zur Regelung durch die Nationalversammlung dem Rat der Volksbeauftragten die gesamte gesetzliche und vollziehende Gewalt zu übertragen.

Die Wahlen zur Nationalversammlung wurden auf den 19. Januar 1919 festgesetzt. Damit hatte die Mehrheit der Delegierten, die sich infolge ihrer kleinbürgerlichen und reformistischen Illusionen der Tragweite ihrer Entscheidung nicht bewusst war, in der Grundfrage der Revolution, in der Frage der Macht, zugunsten der imperialistischen Bourgeoisie  entschieden.

Die Beschlüsse des Reichsrätekongresses, die das veränderte Kräfteverhältnis zum Ausdruck brachten, leiteten den Niedergang der Rätebewegung ein und kennzeichneten eine Wende in der Revolution.

 

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR.

der reichsrätekongress

 

 

 

Die Angriffe der Konterrevolution im Dezember 1918 und Januar 1919 Die Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs

Nach dem verhängnisvollen Beschluss des Reichsrätekongresses ging die Konterrevolution zum brutalen Angriff auf die Räte über. Ihr erster Schlag richtete sich gegen die Volksmarinedivision, eine Einheit von revolutionären Matrosen, die im Schloss und Marstall von Berlin einquartiert war. Der Rat der Volksbeauftragten hatte konterrevolutionäre Truppen in und um Berlin zusammengezogen. Mit ihnen wollte er die revolutionären Matrosen zur Räumung des Schlosses und zum Abzug aus Berlin zwingen. Am 24. Dezember 1918 ließ Ebert die Truppen mit Maschinengewehren und Artillerie gegen Schloss und Marstall vorgehen.

bericht des matrosen franz baiersdorfquelle bericht franz baiersdorf

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Die Matrosen hatten sich zwar mit Erfolg verteidigt, aber das Zentrum der Konterrevolution blieb weiter erhalten. Die Oberste Heeresleitung und das Monopolkapital drängten nun zur endgültigen Niederwerfung der revolutionären Kräfte. Sie wollten die Vorhut des Berliner Proletariats zu unvorbereiteten Kämpfen provozieren und in ganz Deutschland abrechnen.

Die Konterrevolution konnte sich dabei auf die ausdrückliche Hilfe der ausländischen Imperialisten stützen. So versprachen Beauftragte des amerikanischen Finanzkapitals Anfang Januar 1919 der Ebert-Regierung die Vergabe von Krediten unter der Bedingung, dass die Nationalversammlung gesichert und eine Räteregierung verhindert wird. Das ausländische Monopolkapital wollte unter allen Umständen ein imperialistisches Deutschland erhalten, um es später als Bollwerk und Stoßtrupp gegen die Sowjetunion zu verwenden.

Ende Dezember hatten die Militaristen neuformierte, zuverlässige Freikorps zum entscheidenden Angriff um Berlin konzentriert. Nun drängten sie die Regierung, zur Niederschlagung der revolutionären Kräfte einen „Arbeiterführer“ an ihre Spitze zu stellen.

Am 06. Januar 1919 übernahm Noske(SPD)mit den Worten: „Meinetwegen! Einer muss der Bluthund werden, ich scheue die Verantwortung nicht!“Zitatquelle: G. Noske: Von Kiel bis Kapp. Berlin 1920, S. 68 den Oberbefehl über die konterrevolutionären Truppen.

aufforderung der konterrevolution

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Vorbereitet durch eine Welle der Hetze und Verleumdung gegen den Spartakusbund, begann am 08. Januar 1919 der Angriff der Noske-Truppen auf die Hauptstadt.

chronik ereignisse januar 1919chronik ereignisse januar 1919 2

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR, Stand 1982

 

Berlin wurde völlig von den Noske-Truppen besetzt. Über die Stadt wurde der Belagerungszustand verhängt. Immer neue Truppen zogen mit Artillerie, Panzern und Minenwerfern in die Stadt ein.

konterrevolution in berlin

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR, Stand 1982

 

In den Arbeitervierteln raste der weiße Terror. Kommunisten und ihre Führer wurden gehetzt, Tausende von Arbeitern wurden verhaftet und misshandelt. Personen, bei denen Waffen gefunden wurden oder irgendetwas auf die Zugehörigkeit zur KPD hindeutete, wurden erschossen.

letzte ehre für liebknecht und luxemburg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klassen Stand 1982

 

Am 15. Januar 1919 fielen Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck den Noske-Truppen in die Hände. Man brachte sie zum Eden-Hotel, dem Sitz des Kommandos der Gardekavallerieschützendivision. Nach Misshandlungen brachte die Soldateska Karl Liebknecht in den Tiergarten, wo sie ihn hinterrücks erschoss. Rosa Luxemburg wurde schon im Hotel mit Gewehrkolben niedergeschlagen, auf ein Auto geladen und während der Fahrt durch Schüsse ermordet. Ihre Leiche warfen die Mörder in den Landwehrkanal. Wilhelm Pieck gelang es, die Soldaten durch energisches Auftreten und falsche Angaben über seine Person zu verwirren. Nach seiner Überführung in das Berliner Polizeipräsidium konnte er fliehen.

Die heimtückische Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs, „der unvergesslichen Führer der sozialistischen Weltrevolution“(Lenin), war ein schwerer Verlust für die deutsche und internationale revolutionäre Arbeiterbewegung. Die deutsche Arbeiterklasse und die KPD verloren ihre hervorragendsten und erfahrensten Führer. Aber Leben und Kampf von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg waren nicht vergebens: An ihre Stelle traten Zehntausende von Revolutionären, die in ihrem Geiste den Kampf gegen den Imperialismus und für eine neue, sozialistische Gesellschaftsordnung aufnahmen.

Ihre letzte Ruhestätte fanden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde.

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Was die Brutalität der konterrevolutionären Angriffe und die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht angeht, ist Frank-Walter Steinmeier nicht umhingekommen, dies in seiner Rede zu erwähnen, als der Novemberrevolution vor 100 Jahren gedacht worden ist. Ansonsten ist alles einseitig von sozialdemokratischer und bürgerlicher Seite betrachtet  und verdreht dargestellt worden. Zugute halten wollen wir, dass Frank-Walter Steinmeier es sich als Bundespräsident nicht erlauben kann die Wahrheit zu sagen.

 

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

angriffe der konterrevolution ermordung karl liebknechts und rosa luxemburgs

 

 

 

Charakter, Lehren und Bedeutung der Novemberrevolution

Die Novemberrevolution war die größte revolutionäre Massenbewegung in Deutschland seit dem deutschen Bauernkrieg und die erste Revolution in der Epoche des Imperialismus in einem hochindustrialisierten Land.

Sie war das Ergebnis der Zuspitzung aller Klassenwidersprüche im imperialistischen Deutschland. Unter dem Einfluss der Oktoberrevolution, den Auswirkungen des Krieges und der Niederlage kämpften Millionen Arbeiter und Soldaten, Bauern und andere Werktätige(arbeitende Menschen)gegen den Imperialismus und Militarismus, für ein neues, von Kriegen und Unterdrückung freies Deutschland. 

Trotz ihrer Niederlage hatte die Revolution bedeutende Erfolge errungen. Die Volksmassen hatten die Monarchie hinweggefegt, die Republik und wesentliche bürgerlich-demokratische Rechte erkämpft, die einen besseren Ausgangspunkt für den Kampf um Demokratie und Sozialismus darstellten.

Das Hauptergebnis der Novemberrevolution war die Entstehung der Kommunistischen Partei Deutschlands.

Mit ihrer Gründung wurde die entscheidende Voraussetzung geschaffen für den Kampf gegen Imperialismus und für die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft.

Die Novemberrevolution in Deutschland hatte eine große internationale Bedeutung. Vor allem aber war sie eine wesentliche Hilfe für die Junge Sowjetmacht. Sie verhinderte, dass sich der deutsche Imperialismus zunächst weiter an der Intervention gegen Sowjetrussland beteiligen konnte. Ferner ermöglichte die Novemberrevolution der Sowjetregierung die Annullierung des Raubfriedens von Brest-Litowsk.

Doch die historische Aufgabe der Revolution, der Sturz des Imperialismus und Militarismus und die Errichtung eines friedliebenden, demokratischen und sozialistischen Deutschlands, wurde nicht gelöst. Die Macht des Monopolkapitals blieb erhalten.

Die Hauptverantwortung dafür trugen die rechten Führer der SPD, die sich mit den imperialistischen und militaristischen Todfeinden der Arbeiterklasse und des ganzen deutschen Volkes verbanden, um die Revolution niederzuwerfen.

Die Novemberrevolution war eine breite Volksrevolution. Ihre treibende Kraft, die Arbeiter und Soldaten, führte objektiv einen antiimperialistischen, demokratischen Kampf, um die politische Macht der Monopolbourgeoisie zu brechen. Der bewussteste Teil der Arbeiterklasse kämpfte für die Rätemacht und für den Sieg der sozialistischen Revolution nach dem Beispiel der Oktoberrevolution. Den vereinten Kräften der Konterrevolution gelang es jedoch, die revolutionäre Arbeiterklasse niederzuschlagen. 

Bedingt durch diese Niederlage blieb die Novemberrevolution  1918/19 ihrem Charakter nach eine bürgerlich-demokratische Revolution, die in der politischen Herrschaft des deutschen Imperialismus einen Wechsel von der Monarchie zur bürgerlich-parlamentarischen Staatsmacht erzwang.

Die Novemberrevolution vermittelt sowohl der deutschen als auch der internationalen Arbeiterbewegung wichtige Erfahrungen und Lehren für den weiteren Kampf zum Sturz des Imperialismus und Militarismus.

 
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Nun gibt es keine Sowjetunion mehr und der Sozialismus als Gesellschaftsordnung ist aus Europa verschwunden. Frühere marxistisch-leninistische Parteien haben sich sozialdemokratisiert. Die Arbeiterklasse spielt seit der Niederlage des Sozialismus in Europa keine politische Rolle mehr.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR