Das Münchner Abkommen und die Annexion der Tschechoslowakischen Republik

Nach der Einverleibung Österreichs bestand das nächste Ziel des Hitlerregimes in der Annexion der Tschechoslowakei. Auch hier ging es den deutschen Faschisten um die hochentwickelte Industrie, um landwirtschaftliche Rohstoffe und Nahrungsmittel sowie um günstige militär-strategische Positionen für einen Krieg gegen Polen und zur Beherrschung des Balkans

Die Tschechoslowakei war ein Nationalitätenstaat, in dem auch rund drei Millionen Deutsche lebten, hauptsächlich im Sudetengebiet. Unter ihnen hatte die faschistische Sudetendeutsche Partei, geführt von Konrad Henlein, den größten Einfluss gewonnen. Die Henleinfaschisten wurden von Deutschland finanziert und gelenkt. Sie sollten, unter Berufung auf das „Selbstbestimmungsrecht“, für die deutsche Bevölkerung der Grenzgebiete Autonomie fordern. Dadurch sollten sie die Situation in der Tschechoslowakei bis zum Bürgerkrieg zuspitzen. Die Hitlerregierung erwartete davon einen Vorwand, um ihre Truppen zum „Schutz der Deutschen“ einmarschieren zu lassen.

Im Mai 1938 inszenierten die Henleinfaschisten in den Grenzgebieten anlässlich der Gemeindewahlen zahlreiche Zusammenstöße. Die Regierung in Berlin befahl den Aufmarsch deutscher Truppen an der Grenze, um die Prager Regierung zum Nachgeben zu zwingen. Unter Führung der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei entwickelte sich jedoch eine so starke patriotische Bewegung, dass die tschechoslowakische Regierung eine Teilmobilmachung beschließen musste.

Demo in Prag gegen Einmarsch in CSR Kopie

Massendemonstration in Prag unter Führung der Kommunistischen Partei der CSR gegen die drohende faschistische Aggression

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Obwohl die Westmächte sich gegen dies Verteidigungsmaßnahmen des Volkes der CSR wandten, mussten sie unter dem Druck der Volksmassen zugleich dem Hitlerregime Zurückhaltung in seinen aggressiven Bestrebungen gegen die CSR empfehlen. Doch die Hitlerfaschisten verfolgten ihre Pläne weiter und bereiteten sich ohne Unterbrechung auf den militärischen Überfall vor. Damit entstand die Gefahr eines Krieges in Europa.

 

Überfall auf CSR geheime Weisung Hitlers Kopie

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Am 15. September 1938 traf sich Hitler mit dem britischen Premierminister Neville Chamberlain, der sich bereit erklärte, die faschistischen Forderungen nach Abtretung der sudetendeutschen Gebiete in London, Paris und Prag durchzusetzen

Allein die Sowjetunion blieb ihren Bündnisverpflichtungen treu und stand fest an der Seite des tschechoslowakischen Volkes.

 

-Die Rote Fahne- Frühjahr 1938 Kopie

„Die Rote Fahne“ vom Frühjahr 1938

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Auf Anfrage des Präsidenten der CSR, Benesch, erklärte die UdSSR ihre Bereitschaft, sofort militärische Hilfe zu leisten, wenn auch Frankreich seinen Verpflichtungen aus dem Beistandspakt nachkäme. Nachdem Frankreich dazu nicht bereit war, brachte die Sowjetregierung am 20. September 1938 zum Ausdruck, dass sie trotzdem Hilfe erweisen würde, wenn die Regierung der CSR die Sowjetunion offiziell darum ersuchen würde.

 

Aus Bericht des sowjetischen Gesandten CSRAus Bericht des sowjetischen Gesandten CSR 2Quellenangabe aus Bericht des sowjetischen Gesandten CSR

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Aber die bürgerliche Regierung der CSR bat die Sowjetunion nicht um Hilfe, sie kapitulierte lieber.

So trafen sich Neville Chamberlain, Edouard Daladier, Adolf Hitler und Benito Mussolini in München zu Beratungen, deren Ergebnis am 29. September 1938 der Abschluss des sogenannten Münchner Abkommens war. Hierin wurde die Regierung der CSR gezwungen, die Sudetengebiete an Deutschland abzutreten und alle militärischen Anlagen in diesem Gebiet unbeschädigt zu übergeben.

Unterzeichnung des Münchener Abkommens Kopie

Bei der Unterzeichnung des Münchner Abkommens, 29. September 1938(von Links nach rechts: Camberlain, Premierminister Großbritanniens; Mussolini, Italien; Hitler, Deutschland; Daladier, Ministerpräsident Frankreichs)

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Am 1. Oktober 1938 marschierte die faschistische Wehrmacht in dieses Gebiet ein.

 

Einmarsch deutscher Truppen in Prag 1939 Kopie

Einmarsch der faschistischen deutschen Armee in Prag am 15. März 1939

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Am 15. März 1939 unterjochte Hitlerdeutschland die restlichen tschechoslowakischen Gebiete. Auf dem Territorium der tschechoslowakischen Republik wurde das sogenannte Protektorat Böhmen und Mähren und ein slowakischer Marionettenstaat geschaffen. Heute ist die Slowakei wieder ein eigenständiger Staat.

Siehe ZEIT-Artikel vom 06. Januar 2018.

 

Glückwunschtelegramm der IG Farben 1938Quellenangabe Glückwunschtelegramm IG Farben 1938

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Das demagogische Gerede von der „Befriedung Europas“, durch das die Regierungen der Westmächte ihre Zustimmung zum Münchner Abkommen vor den Volksmassen rechtfertigen wollten, wurde im gemeinsamen Aufruf der kommunistischen Parteien Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und der Tschechoslowakei widerlegt. Der Aufruf hob hervor, dass der Frieden nur von den Arbeitern und Bauern im Bündnis mit den demokratischen Kräften aller Völker gerettet werden kann.

 

Demo in London gegen Münchner Abkommen 1938 Kopie

Protestkundgebung in London gegen das Münchner Abkommen 1938

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Das Münchner Abkommen dagegen, so wurde festgestellt, ist die Fortsetzung der gleichen Kapitulationspolitik gegenüber Hitler, die die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens bereits mit ihrer Politik der „Nichteinmischung“ gegenüber der spanischen Republik angewandt hatten und die letztlich den faschistischen Interventen diente.

 

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Münchener Abkommen und Annexion der Tschechoslowakischen Republik

 

 

 

 

 

 

Die Annexion Österreichs, März 1938

Das von Hitler so unverhüllt umrissene Ziel, Österreich dem faschistischen Deutschland einzuverleiben, verfolgten die Faschisten seit ihrem Machtantritt. Jahrelang wurden die faschistischen Kolonnen in Österreich aufgebaut. Unter der Losung „Heim ins Reich“ betrieben sie ihre Wühltätigkeit und bereiteten so der Aggressionspolitik Hitlers den Weg.

Einmarsch nach Österreich 1938 Kopie

Truppen der Hitlerwehrmacht marschieren am 12. März 1938 in Österreich ein

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Am 12. Februar 1938 stellte Hitler an den österreichischen Kanzler Schuschigg ultimative Forderungen nach voller Amnestie und freier Betätigung für alle österreichischen Nazis und nach Ernennung des faschistischen Führers Seiß-Inquart zum Innen- und Sicherheitsminister

Da sich England, Frankreich und Italien gegenüber diesen Drohungen in Schweigen hüllten, gab Schuschigg den Forderungen Hitlers nach.

Schuschniggs letzter Rettungsversuch war eine für den 13. März 1938 festgesetzte Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs. Den Drohungen Hitlers nachgebend, hob er die Volksabstimmung auf und trat am 11. März als Bundeskanzler zurück

Sein Nachfolger wurde Seiß-Inquart. Dennoch begannen am Abend des gleichen Tages die faschistischen deutschen Truppen in Österreich einzurücken. Am 13.März 1938 erklärte die Regierung Seiß-Inquart den Anschluss an das „Großdeutsche Reich“, wie die Faschisten Deutschland von nun an nannten. Damit war die Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland vollzogen.

Den Truppen der Hitlerwehrmacht folgten die Beauftragten der Monopole auf dem Fuß. Die Deutsche Bank, die IG Farbenindustrie, die Elektrokonzerne AEG und Siemens drangen tief in das Wirtschaftsleben ein. Die faschistische Rüstungswirtschaft erhielt durch den Raub der Bodenschätze wie Eisenerz, Blei, Zink, Kupfer, Nickel, Chrom, Kohle usw. dringend benötigte Rohstoffe.

Die imperialistischen Westmächte reagierten auf diese Annexion eines souveränen Staates mitten im Frieden lediglich durch einige papierne Proteste. Aber bereits am 2. April 1938 erkannte die englische Regierung die Annexion Österreichs an. Die Vorschläge der Sowjetregierung, die sich als einziger Staat im Völkerbund gegen diesen Aggressionsakt gewandt hatte, fanden in London, Paris und Washington kein Gehör. Den Westmächten ging es darum, über alle imperialistischen Widersprüche hinweg eine einheitliche Front gegen die Sowjetunion zu schaffen.

Innerhalb kurzer Zeit nahm das Zentralkomitee der KPD gegen diesen ersten offenen Aggressionsakt Stellung. Es trat für die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht der österreichischen Nation ein und brachte die wahren Interessen des deutschen Volkes zum Ausdruck.

Demo gegen Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland Kopie

Demonstration der Wiener Bevölkerung gegen den geplanten gewaltsamen Anschluss Österreichs an das faschistische Deutschland

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die Annexion Österreichs 1938