Der VIII. Parteitag der SED und seine Bedeutung

Anfang der 1970er Jahre waren in der DDR dank der revolutionären Schöpferkraft der Arbeiterklasse und aller Werktätigen (Erwerbstätigen) die Bedingungen für eine neue Etappe der Gestaltung der sozialistischen Gesellschaft herangereift. Die weitere Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft stellte höhere Anforderungen an die führende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.

Während des VIII. Parteitages der SED im Juni 1971
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Eine allseitige Begründung der Aufgaben, die bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft gelöst werden müssen, gab der VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, der vom 15. Bis 19. Juni 1971 in Berlin stattfand.

Im Mittelpunkt seiner Beratung standen der von Erich Honecker erstattete Bericht des Zentralkomitees der SED sowie der Entwurf der Direktive zum Fünfjahrplan 1971 bis 1975, über den Willi Stoph referierte.

Blick in das Präsidium des VIII. Parteitages der SED
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Als Gäste nahmen 94 Delegationen befreundeter Parteien aus aller Welt am Parteitag teil. Unter den Gästen befanden sich der Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU, Leonid I. Breschnew, und weitere führende Repräsentanten damaliger sozialistischer Staaten.

Ausgehend von einer gründlichen Analyse des erreichten Entwicklungsstandes verdeutlichte der Parteitag die neuen gesellschaftlichen Anforderungen und gab eine umfassende Begründung des sozialen Wesens des Sozialismus. Im Rechenschaftsbericht des Zentralkomitees der SED an den VIII. Parteitag hieß es dazu: „Wir kennen nur ein Ziel, das die gesamte Politik unserer Partei durchdringt: alles zu tun für das Wohl des Menschen, für das Glück des Volkes, für die Interessen der Arbeiterklasse und aller Werktätigen. Das ist der Sinn des Sozialismus. Dafür arbeiten und kämpfen wir.“ Protokoll der Verhandlungen des VIII. Parteitages der SED. Bd 1, Berlin 1971, S. 34

Aus der Übereinstimmung zwischen den Interessen und Bedürfnissen der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen (Erwerbstätigen) mit dem Sinn des Sozialismus leitete der Parteitag die strategische Hauptaufgabe für die weitere Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ab.  Sie bestand in der „weiteren Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf der Grundlage eines hohen Entwicklungstempos der sozialistischen Produktion, der Erhöhung der Effektivität, des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und des Wachstums der Arbeitsproduktivität“. Protokoll der Verhandlungen des VIII. Parteitages der SED. Bd 1, Berlin 1971, S. 61 f.

Die Partei der Arbeiterklasse ließ sich dabei von der Erkenntnis leiten, dass die Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes immer mehr zu einem Erfordernis der wirtschaftlichen Höherentwicklung wurde. Durch die wirtschaftliche Höherentwicklung wiederum mussten die materiellen und finanziellen Mittel für die proportionale Entwicklung aller Bereiche der sozialistischen Gesellschaft geschaffen werden.

Auf der Grundlage dieser Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Hauptaufgabe stellte der Parteitag weitreichende Aufgaben für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Im Nachhinein wird darüber gestritten, ob das der richtige Weg war.

Ausgehend von der Hauptaufgabe erarbeitete der VIII. Parteitag das bis dahin umfassendste sozialpolitische Programm. Wichtigste Maßnahmen dieses sozialpolitischen Programms waren: Verbesserung der Wohnverhältnisse der Arbeiter und Angestellten, Verbesserung der Renten und der Sozialfürsorge, Erhöhung niedriger Einkommen, Förderung der berufstätigen Mütter, der jungen Ehen und der Geburtenentwicklung. Diese Beschlüsse waren darauf gerichtet, die Bedingungen für die soziale Sicherheit der Werktätigen (Erwerbstätigen) in der DDR weiter zu vervollkommnen.

Das Wohnungsbauprogramm der DDR
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Durchschnittliches monatliches Arbeitseinkommen der vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten in der DDR (In der DDR hatte man nicht gegendert. Natürlich sind die Arbeiterinnen mit gemeint.)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Insbesondere ging es darum, das materielle und kulturelle Lebensniveau der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen (Erwerbstätigen) zu erhöhen und weitere Schritte zu allmählichen Überwindung der wesentlichen Unterschiede zwischen Stadt und Land sowie zwischen geistiger und körperlicher Arbeit einzuleiten.

Als Hauptweg zur Lösung dieser Aufgaben bestimmte der VIII. Parteitag die sozialistische Intensivierung, das heißt vor allem die effektive Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in organischer Verbindung mit den Vorzügen der sozialistischen Gesellschaft. Hört sich hochtrabend an. Na ja, man hat es ja letztendlich nicht gepackt.

Die höhere Stufe der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik schuf günstige Bedingungen für die weitere Entfaltung des sozialistischen Wettbewerbs und die noch breitere Entwicklung der Masseninitiative der arbeitenden Menschen. Für alle wurde noch deutlicher sichtbar, dass hohe Leistungen dazu beitragen, sein eigenes Leben reicher und schöner zu gestalten. Na ja, bald war das für die meisten nicht mehr sichtbar, denn sie waren geblendet vom schönen Schein der westlichen Welt.

 Der sozialistische Grundsatz der Politik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands: „Was der Gesellschaft nutzt, muss auch dem einzelnen nutzen!“ durchzog wie ein roter Faden die Beschlüsse des VIII. Parteitages.

So waren die Beschlüsse des VIII. Parteitages der SED insgesamt darauf gerichtet, die Vorzüge der sozialistischen Gesellschaft noch stärker zur Geltung zu bringen und weitere Voraussetzungen für die allseitige und proportionale Entwicklung aller gesellschaftlichen Bereiche zu schaffen. Das entsprach den Anforderungen der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, wie sie auch von den kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen Bruderländer gestellt wurden. Diese Übereinstimmung widerspiegelte sich in der Wesensgleichheit der formulierten Hauptaufgaben der Parteitage der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, der Bulgarischen Kommunistischen Partei, der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei und der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands sowie der Landeskonferenz der Rumänischen Kommunistischen Partei.


Der VIII. Parteitag wählte Erich Honecker erneut zum Ersten Sekretär des Zentralkomitees der SED. Nachdem Walter Ulbricht offiziell aus Altersgründen, in Wahrheit auf Betreiben der Sowjetunion, um seine Entlassung von dieser Funktion gebeten hatte, war Erich Honecker am 03. Mai 1971 auf der 16. Tagung des Zentralkomitees der SED zu dessen Ersten Sekretär gewählt worden.

Erich Honecker
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

In dem alten Geschichtsbuch folgt nun eine Personenbeschreibung über Erich Honecker nach dem damaligen Stand. Zur besseren Lesbarkeit auch als PDF-Datei vorhanden.

Wie es mit Erich Honecker weiterging, die Zerstörung seines Lebenswerkes und das unwürdige Ende ist in der Personenbeschreibung von DIE TROMMLER enthalten.

Personenbeschreibung über Erich Honecker nach dem damaligen Stand aus dem Geschichtsbuch der DDR
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Personenbeschreibung über Erich Honecker nach dem damaligen Stand aus dem Geschichtsbuch der DDR

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR