Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Befehls Nr. 2 erschien der Aufruf des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutschlands an das deutsche Volk vom 11. Juni 1945. Die deutschen Kommunisten beantworteten darin Fragen, die die Menschen in allen Besatzungszonen bewegten. Die im Aufruf formulierten Aufgaben verleihen ihm den Charakter eines Aktionsprogramms für die Errichtung einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung in ganz Deutschland.
Die Tätigkeit des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ und der antifaschistische Widerstandskampf bestätigten und bereicherten die Vorstellungen der KPD über die Errichtung eines antifaschistisch-demokratischen deutschen Staates. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse widerspiegelten sich in dem „Aktionsprogramm des Blocks der kämpferischen Demokratie“ ,das Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Anton Ackermann im Auftrag des Zentralkomitees der KPD ausgearbeitet hatten und im Oktober 1944 zur Beratung vorlegten. Es wurde in der folgenden Zeit präzisiert und stellte mit seinen Grundsätzen und dem dazugehörigen Sofortprogramm eine direkte Vorstufe des Aufrufs vom 11. Juni 1945 dar. Der Aufruf berücksichtigt sowohl die geschichtlichen Lehren der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung als auch die Erfahrungen, die die Tätigkeit der Aktivisten der ersten Stunde vermittelte. Unter Leitung Wilhelm Piecks ausgearbeitet und mit führenden Funktionären der KPdSU und der kommunistischen Weltbewegung wie zum Beispiel Georgi Dimitroff beraten, beachtete der Aufruf das veränderte internationale Kräfteverhältnis am Ende des II. Weltkrieges und die konkrete Situation in Deutschland.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Es war kein Zufall, dass sich die Kommunistische Partei Deutschlands als erste Partei mit einem Aktionsprogramm an die Öffentlichkeit wandte. Die Generallinie des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale folgend, hatte die KPD mit den Beschlüssen der Brüsseler (1935) und Berner (1939) Parteikonferenz ein wissenschaftliches Programm erarbeitet, das den damaligen Kampfbedingungen entsprach und den Weg zur Überwindung der faschistischen Diktatur wies.
Es war immer das revolutionäre Ziel der KPD gewesen, die Arbeiterklasse und alle Werktätigen zum Sozialismus zu führen.
In der neuen, aber vorübergehenden Epoche der Menschheitsgeschichte, die mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution eingeleitet worden war, konnten die sozialen und nationalen Probleme nur vollständig durch den Aufbau des Sozialismus gelöst werden. Die KPD ging in ihrem Aktionsprogramm jedoch von der Erfahrung der internationalen Arbeiterbewegung aus, dass die Arbeiterklasse auch in hochindustrialisierten Ländern nicht in einem Sprung ihre politische Klassenherrschaft errichten kann. Für die sofortige Errichtung des Sozialismus fehlten in Deutschland nach der Zerschlagung des Faschismus wichtige Voraussetzungen. So musste in erster Linie die Einheit der Arbeiterklasse hergestellt und eine marxistisch-leninistische Partei geschaffen werden, ohne deren Existenz und Führung die Arbeiterklasse die sozialistische Revolution nicht vollziehen kann. Der Weg zum Sozialismus war in der deutschen Arbeiterklasse infolge der jahrzehntelangen Spaltung der Arbeiterbewegung und des Einflusses der bürgerlichen und faschistischen Ideologie noch unklar und umstritten. Notwendig war auch die Herstellung eines festen Bündnisses der einheitlich handelnden Arbeiterklasse mit den werktätigen Bauern, der Intelligenz und andren demokratischen Kräften. Infolge der Spaltung der Arbeiterklasse, des reformistischen Einflusses rechter SPD-Führer und der Wirkung der faschistischen Propaganda war die Mehrheit des deutschen Volkes zunächst nicht für unmittelbar sozialistische, wohl aber für antifaschistisch-demokratische Aufgaben zu gewinnen. Diese Erkenntnis bestimmte den Charakter der im Aufruf formulierten Aufgaben. Zunächst standen die restlose Vernichtung von Militarismus und Faschismus, die Beseitigung der Monopole und des junkerlichen Großgrundbesitzes auf der Tagesordnung. Es galt, die wichtigsten Positionen in Staat und Wirtschaft mit Vertretern des werktätigen Volkes zu besetzen.
Die antifaschistisch-demokratische Ordnung sollte in Gestalt einer parlamentarisch-demokratischen Republik mit allen Rechten und Freiheiten für das Volk errichtet werden. Das bedeutete, dass ein einheitlicher deutscher Staat nur auf antiimperialistisch-demokratischer Grundlage, ohne Monopolkapital und Junkertum entstehen sollte.
Der Aufruf des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni 1945 war das wissenschaftlich begründete Aktionsprogramm der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung. Es wies dem deutschen Volk den Weg zum antifaschistisch-demokratischen Neuaufbau. Der Kampf um die Erfüllung der Aufgabe stellte die erste Etappe eines revolutionären Prozesses dar, in dem wesentliche Voraussetzungen für den Aufbau des Sozialismus entstehen konnten.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet von Petra Reichel
Nach der Brüsseler Parteikonferenz verstärkten die Kommunisten und andere antifaschistische Widerstandskämpfer ihre Anstrengungen im Kampf gegen das Naziregime. Hierbei zeichneten sich in den folgenden Jahren zwei Schwerpunkte ab. Einmal vervielfachte die Führung der KPD ihre Anstrengungen, die Einheitsfront der Arbeiterklasse herzustellen und einheitliche Kampfaktionen gegen den Faschismus zu organisieren. So suchten Walter Ulbricht und Franz Dahlem noch im November 1935 in Prag die sozialdemokratische Führung auf und unterbreiteten dort Vorschläge.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Auch diese Vorschläge wurden wieder von sozialdemokratischen Führern, wie Hans Vogel und Friedrich Stampfer, abgelehnt. Dennoch kam es in der Emigration und in Deutschland zu gemeinsamen Stellungnahmen und Aktionen von Kommunisten und Sozialdemokraten. Anlässlich der Ermordung des Kommunisten Rudolf Claus wegen seiner Tätigkeit in der Roten Hilfe(Eine Schande, was aus der Roten Hilfe heute geworden ist.), wandten sich führende Kommunisten und Sozialdemokraten erstmals in einer gemeinsamen Erklärung gegen das faschistische Mordregime an die deutsche und internationale Öffentlichkeit. Die Kommunistische Partei und die Sozialdemokratische Partei veröffentlichten im Saargebiet zur im März 1936 geplanten Reichstagswahl einen gemeinsamen Aufruf gegen die faschistische Politik des Lohnraubs, des Terrors und der Aggressivität. Gemeinsame Kampfaktionen von Bergarbeitern auf einigen Saar- und Ruhrgruben, die mitunter bis zu kurzen Streiks gingen, so auf vier Zechen in Wanne-Eickel Ende Februar 1936, zeigen die großen Anstrengungen zur Verwirklichung des gemeinsamen Kampfaufrufs.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Zum anderen suchte die KPD im Kampf alle antifaschistischen Kräfte zu einer einheitlichen Volksfront zusammenzuschließen. So kam im November 1935 im Pariser Hotel Lutetia unter dem Vorsitz von Heinrich Mann ein größerer Kreis von Sozialdemokraten, Kommunisten, Katholiken, Funktonären der Sozialistischen Arbeiterpartei(SAP) und einigen Vertretern der bürgerlichen Opposition zusammen, um über gemeinsame Schritte zum Kampf gegen das Naziregime zu beraten. Es bedurfte großer Anstrengungen, um auf einer Konferenz von etwa 100 Vertretern am 02. Februar 1936 eine erste gemeinsame Stellungnahme gegen den Hitlerfaschismus herbeizuführen. Durch die Ausarbeitung von Vorschlägen für ein Programm der deutschen Volksfront durch das Politbüro des Zentralkomitees der KPD im Juni 1936 wurde dieser Prozess der Herausbildung einer deutschen antifaschistischen Volksfront weiter gefördert und die Tätigkeit des in Paris gebildeten Ausschusses für eine deutsche Volksfront unterstützt.
Auf Anregung Wilhelm Piecks veröffentlichte der Volksfrontausschuss anlässlich des vierten Jahrestages der Errichtung der faschistischen Diktatur in Deutschland einen „Aufruf für die deutsche Volksfront, für Frieden, Freiheit und Brot!“ Er war das erste bedeutsame programmatische Dokument das gemeinsam von Kommunisten ( Franz Dahlem,Wilhelm Florin,Wilhelm Koehnen, Wilhelm Pieck,Walter Ulbricht), Sozialdemokraten (Siegfried Aufhäuser, Karl Böchel, Rudolf Breitscheid, Toni Sender) und der Sozialistischen Arbeiterpartei sowie Vertretern der deutschen Intelligenz, wie Johannes R. Becher, Lion Feuchtwanger, Wolfgang Hallgarten, Wieland Herzfelde, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann, Arnold Zweig und anderen unterzeichnet worden war.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Diese Anstrengungen hatten auch Auswirkungen in Deutschland selbst. Ende Dezember 1936 verbreitete eine von Berliner Sozialdemokraten organisierte Volksfrontgruppe ihr politisches Programm als einen Entwurf für eine Volksfrontplattform. Am 1. März 1937 bildete sich ein einheitlicher Arbeitsausschuss für die Vorbereitung einer Volksfront des Saargebietes.
An diesem Kampf für die antifaschistische Einheits- und Volksfront hatten die besten Vertreter deutschen Geisteslebens einen hervorragenden Anteil. Sowohl revolutionäre und bürgerlich-humanistische Schriftsteller, wie Johannes R. Becher, Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Ernst Toller sowie Heinrich Mann und Thomas Mann, als auch Wissenschaftler und Künstler reihten sich in die gemeinsame Front des Kampfes gegen den Faschismus ein. Die Gedichte Johannes R. Bechers zeichneten das Bild des revolutionären, von der Liebe zur Heimat und zum Volk und vom Hass gegen die Feinde des Volkes gleichermaßen durchdrungen Patrioten. (Heute wird der Begriff „Patriot“, bzw. „Patrioten“ von Rechten, bzw. Nazis missbraucht.)
Willi Bredels „Prüfung“, Wolfgang Langhoffs „Moorsoldaten“ und Friedrich Wolfs „Professor Mamlock“ halfen, um nur einige Werke zu nennen, dem faschistischen Regime vor aller Welt die Maske vom Gesicht zu reißen.
Die Werke Brechts wurden in diesen Jahren weltbekannt. Heinrich Mann rang sich zu Positionen eines kämpfenden Humanismus durch. In seinem großen Romanwerk „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ und „Die Vollendung des Königs Henri Quatre“ zeugt der literarische Held von der Unüberwindlichkeit des kämpferischen Humanismus.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Die neuen Aufgaben und Methoden im illegalen Kampf der KPD. Der Reichtagsbrandprozess
Mit der Errichtung der faschistischen Diktatur, die die Vernichtung der organisierten Arbeiterbewegung und die Verfolgung aller friedliebenden und demokratischen Kräfte zu ihrem Programm gemacht hatte, entstand eine neue Lage. Die Aufgabe, diese neue Situation einzuschätzen und die sich daraus ergebenden Aufgaben festzulegen, verwirklichte das Zentralkomitee der KPD am 07. Februar 1933 auf einer Tagung im Sporthaus Ziegenhals in Zeuthen bei Berlin.
Die etwas 40 Teilnehmer der illegalen Beratung wurden unter Beachtung umfangreicher Sicherungsmaßnahmen zum Tagungsort geleitet. Von verschiedenen Treffpunkten in Berlin wurden sie zur Treptower Sternwarte geführt. Von dort aus wurden sie als Angehörige eines Sportvereins zum Tagungsort gefahren. Die Tagung wurde von drei Gruppen zuverlässiger Genossen abgesichert. Boote standen bereit, um bei Gefahr die Tagungsmitglieder über den See in Sicherheit bringen zu können.
Das Referat auf dieser Tagung hielt Ernst Thälmann. Er charakterisierte die Hitlerregierung als die offene faschistische Diktatur, als die Regierung der Monopole und Junker, als Regierung des Terrors und des imperialistischen Krieges.
Gegen diese Regierung musste, wie er sagte, der Massenkampf der Arbeiter organisiert werden. Dazu war die Ausarbeitung konkreter Forderungen, wie die Sicherung des Lohnes, der Arbeitszeit und des Arbeitsplatzes, Verteidigung der demokratischen Rechte im Betrieb, notwendig, um die Arbeiterklasse einheitlich in den Kampf führen zu können.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Diese Tagung des Zentralkomitees der KPD in Ziegenhals war die letzte, auf der Ernst Thälmann vor den Mitgliedern des Zentralkomitees und anderen leitenden Funktionären sprach.
Die so in den Betrieben und Wohngebieten entstehenden KPD-Organisationen suchten alle Mittel auszunutzen, um die Rechte und Interessen der Werktätigen (Erwerbstätigen) zu verteidigen. Erste kurze Streiks flammten auf.
Im Zeiss-Metallwerk in Bad Kreuznach (Leider ist mir nichts darüber bekannt. Nun ist das Haus der Stadtgeschichte fertig, aber wegen der Corona-Krise geschlossen. P.R.) wurde damit die Freilassung eines von den Nazis verhafteten Betriebsrates erzwungen. Im Autoreparaturwerk Pike (Stuttgart), im Betrieb Phönix (Düsseldorf), in der Firma Plumacher (Solingen) und anderen wurde durch Aktionen der Arbeiter ein Lohnabbau verhindert.
In den Wohngebieten entwickelte sich die solidarische Hilfe für die Familien der Opfer der faschistischen Terrorherrschaft.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Zum Reichstagsbrandprozess, siehe Beitrag Das heldenmütige Auftreten Georgi Dimitroffs im Reichstagsbrandprozess
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Mit dem Freispruch Dimitroffs und der mitangeklagten Kommunisten mussten die Faschisten eine empfindliche Niederlage einstecken. Um Dimitroff und seine Genossen vor der Rache der Faschisten zu retten, verlieh ihnen die Sowjetregierung die sowjetische Staatsbürgerschaft und forderte ihre unverzügliche Freilassung. Am Abend des 27. Februar 1934 trafen Dimitroff, Popoff und Taneff in Moskau ein.
Im Kampf um die antifaschistische Einheits- und Volksfront
Im zweiten Halbjahr 1934 und im ersten Halbjahr 1935 konnten die antifaschistischen Kräfte, an deren Spitze die KPD stand, in ihrem Kampf um den Zusammenschluss aller Arbeiter in einer antifaschistischen Einheitsfront und die Gewinnung antifaschistischer Kräfte der verschiedensten Klassen und Schichten, für eine antifaschistische Volksfront erste Erfolge erzielen
Ein Beispiel hierfür waren die Aktionen während der Wahlen zu den Vertrauensräten in den Betrieben am 11./12. April 1935. Entsprechend dem Vorschlag des Zentralkomitees der KPD traten Vertreter der KPD an den Vorstand der Sozialdemokratie in Prag heran und schlugen diesem das gemeinsame Vorgehen von Kommunisten und Sozialdemokraten bei den Wahlen vor. Gemeinsam sollte versucht werden, ehemalige Gewerkschafter, Antifaschisten, in die Vertrauensräte hineinzubringen, um dann diese Positionen im Kampf gegen den Faschismus auszunutzen. Obwohl der sozialdemokratische Parteivorstand diese Vorschläge ablehnte, hatte der Kampf der KPD und anderer Antifaschisten zur Folge, dass über 25 Prozent der Wahlberechtigten sich gegen die Nazikandidaten aussprachen. Im Sommer 1935 kam es in einer ganzen Anzahl von Betrieben, insbesondere im Ruhrgebiet, auf Autobahn- und Rüstungsbaustellen, zu verschiedenartigen Protestaktionen, die mitunter den Charakter von kleinen Streiks annahmen. Derartige Aktionen fanden auf mehreren Zechen des Ruhrgebietes, auf den Werften in Bremen und Hamburg, im Gaswerk Berlin-Köpenick, in der Rüttgerswerke AG in Berlin-Tempelhof und in einigen Werken der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke GmbH und anderen Betrieben statt
Im Verlauf dieser und anderer antifaschistischer Kampfaktionen kam es in verschiedenen Orten und Betreiben, trotz des Widerstandes einiger sozialdemokratischer Führer, zu gemeinsamem Vorgehen von Kommunisten und Sozialdemokraten und zum Abschluss von Einheitsfrontabkommen. So kam es in Dortmund, Mittel- und Oberbaden, im Bezirk Berlin-Brandenburg und in Schlesien zu gemeinsamen Aktionen von kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeitern.
Antifaschisten, die von den Nazis ermordet wurden: Hans Litten, Erich Mühsam, Walter Stoecker, Fiete Schulze
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR, Stand 1982
Ein bedeutsamer Faktor in diesem Kampf war die Herausgabe und Verbreitung antifaschistischer Literatur. So erschien in diesen ersten Jahren des antifaschistischen Kampfes die „Rote Fahne“ dreimal monatlich mit je 60 000 Exemplaren. Diese Zahl steht stellvertretend für das große Heer der Helfer, deren aufopferungsvolle Arbeit, Findigkeit, Mut und revolutionäre Hingabe notwendig waren, um das Erscheinen des Zentralorgans der KPD zu sichern. Unter großen Schwierigkeiten erschienen auch Bezirkszeitungen der KPD, wie das „Ruhr-Echo“, „Thüringer Volksblatt“ sowie das illegale Organ des Kommunistischen Jugendverbandes „Die Junge Garde“. Chefredakteur dieser Zeitung war Paul Verner. Die Zeitung des KJVD widerspiegelte den Anteil der Jugend im antifaschistischen Widerstandskampf. Als Funktionär im Saargebiet, an der Ruhr und in Berlin organisierte Erich Honecker in verschiedenen Gebieten Deutschlands den Kampf der Jugend gegen den Faschismus. Die Faschisten verurteilten ihn dafür 1937 zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe.
Nach dem Sieg der Konterrevolution und der Annexion der DDR durch die BRD, saß Honecker erneut im Gefängnis. Helmut Kohl war immer noch Bundeskanzler. Einstmals war Erich Honecker dessen Staatsgast.
Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1988
In diesem Kampf brachte die KPD die größten Blutopfer. So waren von Januar 1933 bis Mitte 1935 von 422 führenden Funktionären der KPD 219 verhaftet und verurteilt, 24 bereits ermordet worden.
Trotz des Terrors, unter unsäglichen Schwierigkeiten, vermochte es die KPD bis Mitte 1935 ihre Reihen zu festigen und als politisch führende Kraft den Widerstand zu organisieren.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
50 dieser Parteien mussten zur Zeit des Kongresses ihren Kampf illegal führen. Das bewies deutlich die schweren Kampfbedingungen für die internationale Arbeiterbewegung. Auf dem Kongress berieten 371 Delegierte mit beschließender und 139 Delegierte mit beratender Stimme als Vertreter von 65 Parteien mit etwa 4 Millionen Mitgliedern die neuen Aufgaben der internationalen kommunistischen Bewegung im weltumspannenden Kampf um Frieden, Demokratie und Sozialismus, gegen Faschismus und Krieg.
Das neue Kräfteverhältnis im Kampf zwischen Sozialismus und Imperialismus
Bei der Erarbeitung der neuen Aufgaben der kommunistischen Parteien ging der Weltkongress von einer gründlichen Analyse des Kräfteverhältnisses der Klassen aus, das sich bis 1935 herausgebildet hatte.
Die wichtigste Veränderung in der Welt bestand in der Durchsetzung der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der UdSSR. Mit dem Kampf um die Erfüllung des zweiten Fünfjahrplans (1933 bis 1937), dem Abschluss der Kollektivierung der Landwirtschaft und den damit verbundenen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Umgestaltungen entwickelten die sowjetischen Werktätigen(arbeitenden Menschen/Erwerbstätige) stabile Grundlagen ihrer neuen sozialistischen Gesellschaft
Die Sowjetunion verwandelte sich in eine sozialistische Großmacht. Der seinerzeitige Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der UdSSR bedeutete darüber hinaus eine gewaltige Stärkung der internationalen Autorität der UdSSR sowie der Kräfte des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus in der Welt. Mit diesem seinerzeitigen Sieg war in der Praxis die Leninsche Lehre von der Möglichkeit des Sieges des Sozialismus in einem Lande bestätigt worden. Jedes Land, das in der Folgezeit nach der Eroberung der Macht durch dieArbeiterklasse und ihre Verbündeten den Sozialismus errichten wollte, konnte und musste sich auf die historischen Erfahrungen des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion stützen. Heute müssen wir feststellen, dass es ebenso nötig ist aus den Erfahrungen des Zusammenbruchs des Sozialismus in Europa 1989/90 zu lernen.
Eine weitere Veränderung des internationalen Kräfteverhältnisses ergab sich aus dem Aufschwung des antifaschistischen Massenkampfes in einer Reihe kapitalistischer Länder Europas. In Frankreich unternahmen, ermuntert durch den Machtantritt der Faschisten in Deutschland, am 06. Februar 1934 französische Faschisten einen Putsch mit dem Ziel, die faschistische Diktatur im Interesse französischer Industrie- und Bankmonopolisten zu errichten. In gewaltigen Aktionen unter Führung der kommunistischen Partei Frankreichs und des Unabhängigen Allgemeinen Gewerkschaftsbundes wurden die Faschisten zurückgeschlagen.
In Österreich nahm im Februar 1934 ein Teil der Arbeiterklasse den bewaffneten Kampf gegen bewaffnete Banden der sogenannten Heimwehr und Nazipartei auf, um die Demokratie zu verteidigen.
Aber hier, wie auch in Spanien im Oktober 1934, endeten die Kämpfe mit einer Niederlage der Arbeiter. In der Folgezeit wuchs jedoch in Spanien die Einheitsfront und der Einfluss der Arbeiterorganisationen an. So kam es 1936 zur Bildung der Volksfrontregierung.
Schließlich nahm auch der antiimperialistische Befreiungskampf in den unterdrückten Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas einen bedeutenden Aufschwung. Ausdruck dessen war vor allem der machtvolle Volkskampf in China gegen die japanischen Aggressoren, die 1931 das Land überfallen hatten und im Sommer 1934 zu einer neuen Offensive gegen die Nordprovinzen Chinas antraten. Dieser Volkskampf führte zur Bildung bedeutender sogenannter befreiter Territorien, in denen die Macht in die Hände des Volkes übergegangen war.
Diesen Fortschritten der Kräfte der Demokratie und des Sozialismus suchte die internationale imperialistische Reaktion Einhalt zu gebieten. Der Ausbreitung der sozialistischen und antiimperialistischen beziehungsweise antikolonialen Bewegung stellte der Weltimperialismus den Abbau der bürgerlichen Demokratie und den Übergang zur offenen faschistischen Diktatur entgegen. Diese Politik führte in Deutschland zur Hitlerherrschaft. Diese reaktionären Bestrebungen richteten sich in erster Linie gegen die UdSSR. Sie bedrohte aber auch die Arbeiter und die demokratischen Bewegungen aller Länder. Riesengroß wuchs die Gefahr eines Krieges.
Die Beratungsergebnisse des VII. Weltkongresses und ihre Bedeutun
Grundlage der vom VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale erarbeiten neuen Strategie und Taktik war die gründliche Analyse des internationalen Kräfteverhältnisses und dabei insbesondere des Klassencharakters des Faschismus.
Daraus wurde der Schluss abgeleitet, dass der Sieg des Faschismus nicht unvermeidlich ist, sondern verhindert werden kann. Aus dem Nachweis, dass der Faschismus der Hauptfeind war, leitete Georgi Dimitroff in seinem Referat die Aufgabe ab, die Bedingungen für den Zusammenschluss aller antifaschistischen Kräfte, für die Herstellung der Einheitsfront der Arbeiterklasse und der antifaschistischen Volksfront zu schaffen.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Das Referat von Palmiro Togliatti legte Zeugnis davon ab, welche grundlegende Bedeutung die Kommunistische Internationale dem Kampf gegen die wachsende Kriegsgefahr beimaß. Hierin wurde der Kampf für den Frieden und damit zugleich die Verteidigung der UdSSR als der Hauptstütze aller Friedenskräfte zur zentralen Aufgabe der kommunistischen Parteien erklärt.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale wurde durch den Inhalt und die Wirksamkeit seiner Beschlüsse zur bedeutendsten Beratung der kommunistischen Weltorganisation seit dem Tode Lenins.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
1943 wurde die Kommunistische Internationale aufgelöst. Leider hat sich das Geschichtsbuch der DDR nicht damit beschäftigt und es muss auf Wikipediazurückgegriffen werden.
Im Herbst 1941 war die Moskauer Zentrale der Kommunistischen Internationale als Reaktion auf den deutschen Vormarsch in die weiter östlich gelegene StadtUfain Baschkirien evakuiert worden.Am 15. Mai 1943 fasste das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale den Beschluss über die Auflösung der Komintern zum 10. Juni. Nach dem Eingang zustimmender Reaktionen von 31 angeschlossenen KP stellten die Komintern-Organe ihre Tätigkeit ein.
Stalin erklärte in einem Interview mit der Agentur Reuters am 28. Mai 1943, dass mit der Auflösung vor aller Welt zwei Momente unterstrichen werden sollten: dass Moskau sich nicht „in das Leben anderer Staaten“ einmische und dass die kommunistischen Parteien „im Interesse ihres eigenen Volkes“ und nicht „auf Befehl von außen“ handelten.
Allgemein gilt die Auflösung der Komintern als ein Zugeständnis Stalins an die westlichen Alliierten, die USA und Großbritannien.
Der Kampf der KPD gegen Imperialismus und Faschismus in den Jahren 1930 und 1931
Als sich die Gefahr des Faschismus in Deutschland ständig vergrößerte, veröffentlichte die KPD auf Initiative von Ernst Thälmann im August 1930 ihr Programm zu nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes. Seine geschichtliche Aufgabe bestand darin, alle demokratischen Kräfte für die Verteidigung der demokratischen Rechte und Freiheiten zu gewinnen, die faschistische Diktatur zu verhindern und antifaschistisch-demokratische Verhältnisse zu erkämpfen.
Das Programm der KPD rief die Arbeiter, Angestellten, Bauern und alle anderen Werktätigen(arbeitende Menschen)zum unversöhnlichen Kampf gegen die Kriegsgefahr auf. Es entlarvte die Nazipartei als eine volks- und arbeiterfeindliche, antisozialistische Partei, als die „Partei der mörderischen faschistischen Diktatur“, und wies gleichzeitig nach, dass sie die Politik der extremsten, reaktionärsten und aggressivsten Kräfte des Finanzkapitals repräsentierte. Da die faschistische Gefahr eine imperialistische Gefahr war, führte die KPD den Kampf gegen den Faschismus als Klassenkampf gegen die Monopole.
Die KPD protestierte in dem Programm aufs schärfste gegen die Notverordnungspolitik Brünings. Sie forderte die Herabsetzung der Preise für Mieten, Gas, Wasser, Elektrizität und Verkehrsmittel auf ein Mindestmaß. Die Sozialversicherung sollte auf Kosten des Staates sichergestellt und alle Ausgaben für Pensionen an Fürsten, Militaristen und hohe Staatsbeamte eingestellt werden. Eine der dringendsten Forderungen für die Werktätigen(arbeitenden Menschen)war die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Für die Frauen und Jugendlichen forderte das Programm die volle Gleichberechtigung und gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Um die Notlage der Werktätigen Bauern und der Landarbeiter zu überwinden, musste die Herrschaft der Grundbesitzer gebrochen, ihr Grund und Boden enteignet und an die Bauern übergeben werden.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die KPD erklärte den energischen Kampf gegen den Versailler Vertrag und den Youngplan und gleichzeitig die Herstellung einer festen Freundschaft zur Sowjetunion als wichtigste nationale Aufgabe.In dem Youngplan aus dem Jahre 1929 wurde erstmalig die endgültige Höhe der Reparationssumme genannt. Die Lasten wurden dem deutschen Steuerzahler aufgebürdet. Die sozialen Ausgaben des Staates gingen radikal zurück.
Im Programm entwickelte die KPD eine richtige Taktik zur Zusammenfassung aller antifaschistischen Kräfte. Die Partei rief „alle Arbeiter, alle Bauern, alle Angestellten, als werktätigen Mittelständler, Männer wie Frauen, Jugendliche wie Erwachsene, alle unter der Krise, Arbeitslosigkeit, Not und Ausbeutung Leidenden“ auf, sich um die KPD zusammenzuschließen, um den Faschismus und seine Hintermänner, die deutschen Monopolkapitalisten, zu schlagen.
Das Programm zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes zeigte dem deutschen Volk den Weg des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus. Mit seinen Forderungen für die Lebensinteressen aller Werktätigen(arbeitenden Menschen)leitete es eine neue Etappe im Klassenkampf und in der Bündnispolitik ein. Zu seiner Verwirklichung erarbeite die KPD im Frühjahr 1931 den Arbeitsbeschaffungsplan und das im Mai 1931 veröffentlichte Bauernhilfsprogramm, um alle werktätigen Schichten(arbeitende Menschen)in die gemeinsame antifaschistische Kampffront einzureihen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die KPD führte ihre Politik mit dem Ziel, die Volksmassen im Kampf um die elementarsten Lebensinteressen zusammenzuschließen und für große politische Kämpfe vorzubereiten. Es war ihr Hauptziel, die Aktionseinheit der Arbeiterklasse, das gemeinsame Zusammenwirken aller Arbeiter und Arbeiterorganisationen und aller Werktätigen(arbeitenden Menschen, unabhängig von den unterschiedlichen politischen und weltanschaulichen Auffassungen, im Kampf gegen Imperialismus und Faschismus herzustellen. Die Aktionen gegen Hunger, Lohnraub und Zwangsversteigerungen verband die KPD mit den politischen Aktionen gegen die Aufrüstung, die drohende Kriegsgefahr, die Antisowjethetze und die faschistischen Diktaturbestrebungen. In den Streikkämpfen 1930 und 1931 gelang es der KPD, in vielen Fällen das gemeinsame Handeln kommunistischer, sozialdemokratischer und parteiloser Arbeiter zu verwirklichen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Der beharrliche Kampf der KPD um die Lebensinteressen der Werktätigen(arbeitenden Menschen)und um die Aktionseinheit vergrößerte ihren Einfluss auf die Volksmassen und die Anzahl ihrer Mitglieder. Sie wurde eine revolutionäre Massenpartei. Das wachsende Vertrauen der Massen zu dieser Partei zeigte sich bei den Reichstagswahlen 1930 und 1932.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Der Kampf der KPD um die Antifaschistische Aktion 1932
Die Notwendigkeit für die Verteidigung der demokratischen Rechte und Freiheiten alle Kräfte in einer antifaschistischen Einheitsfront zusammenzuschließen, wurde im Frühjahr immer 1932 immer dringlicher. Führende Monopolherren und Reichswehrgeneral von Schleicher verhandelten persönlich mit Hitler, Göring und Röhm über die Heranziehung der Nazipartei zur Regierung. Bei den Reichspräsidentenwahlen im April 1932 wurde mit Unterstützung der rechten sozialdemokratischen Führer der reaktionäre Feldmarschall Hindenburg wiederum in das höchste Staatsamt gewählt. Er wurde, gleich Brüning und Papen, von der rechten sozialdemokratischen Führung als das „kleinere Übel“ gegenüber Hitler hingestellt. Das Argument von Sozialdemokraten „ das kleinere Übel“kennen wir aus der alten BRD und nun im heutigen Deutschland(Groß-BRD)zur Genüge.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die rechten sozialdemokratischen und Gewerkschaftsführer setzten ihre Politik des Paktierens mit Teilen der Bourgeoisie fort und erleichterten damit den reaktionären Kräften, ihre Politik durchzusetzen.
Auch nachdem Papen durch einen Staatsstreich im Juli 1932 die sozialdemokratisch geführte Regierung in Preußen aus dem Amt gejagt hatte, verhinderten sie gemeinsame Aktionen der kampfbereiten Massen und lehnten alle Angebote der KPD zum gemeinsamen Handeln ab.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Unter den proletarischen Mitgliedermassen der SPD breitete sich die Enttäuschung über das Verhalten ihrer Führer weiter aus. Gegen den Willen der rechten Führung der Sozialdemokratie kam es in vielen Orten zu einheitlichen Aktionen von Kommunisten und Sozialdemokraten.
Im Frühjahr 1932 verschärfte sich der faschistische Terror. Im Mai gingen die Naziabgeordneten im Preußischen Landtag mit Schlagringen und Messern gegen Wilhelm Pieck und andere kommunistische Abgeordnete vor. Am 17. Juli wurden beim „Altonaer Blutsonntag“ 18 Arbeiter ermordet.
Angesichts der immer offener zutage tretenden Diktaturpolitik der deutschen Imperialisten und Militaristen sowie des faschistischen Terrors einerseits und des wachsenden Einheitswillens der Arbeiterklasse andererseits, proklamierte die KPD im Mai 1932 die Antifaschistische Aktion.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Im Zeichen der Antifaschistischen Aktion fanden in den folgenden Monaten große Massenaktionen gegen die faschistische Gefahr statt. Die Streikkämpfe gegen die Notverordnungen der Papenregierung m Herbst 1932 stärkten die Antifaschistische Aktion in den Betrieben. Der Höhepunkt der Streikwelle war der von der KPD-Organisation in Berlin unter Leitung von Walter Ulbricht geführte Streik der 22 000 Berliner Verkehrsarbeiter. Diese kämpften geschlossen gegen den Lohnabbau und wurden von anderen Betriebsbelegschaften, Erwerbslosen, Angestellten und Kleingewerbetreibenden solidarisch unterstützt.
Der BVG-Streik und die großen Massendemonstrationen im Januar 1933 zeigten die Kampfbereitschaft der Massen und den schnell wachsenden Einfluss der KPD.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Die Bildung des marxistisch-leninistischen Zentralkomitees der KPD im Oktober 1925
Nach der Niederschlagung der Arbeiterklasse im Herbst 1923 terrorisierte die Reichswehr gemeinsam mit militaristischen Verbänden sowohl die klassenbewussten Arbeiter als auch parteilose Gewerkschafter und bürgerliche Demokraten. Den Hauptstoß richtete der imperialistische Staatsapparat gegen die Kommunisten. Ihre Partei wurde verboten und gegen fast alle führenden Funktionäre der KPD Haftbefehl erlassen.
Etwa 7000 klassenbewusste Proletarier saßen 1924 in den Gefängnissen der Weimarer Republik; gegen 18 000 wurde von den Justizbehörden Anklage erhoben. Eine Serie von Gesetzen und Verordnungen bürdete den Werktätigen(arbeitende Menschen)neue Steuerlasten auf, kürzte die kargen Unterstützungssätze für Erwerbslose, raubte den Arbeitern und Angestellten den Achtstundentag und schränkte ihr Streikrecht erheblich ein.
Das kommt uns bekannt vor. In der heutigen Zeit gibt es in Österreich gravierende Verschlechterungen für die arbeitenden Menschen, aber auch Erwerbslose. In Deutschland ist Hartz IV und die Einführung von Leiharbeit und anderen prekären Arbeitsverhältnissen mit Einkommenskürzungen für viele Menschen verbunden. Für diejenigen, die Arbeit haben und Steuern zahlen, wird diesen ebenso diese Last mehr und mehr aufgebürdet.
Doch der Vortrupp der Arbeiterklasse, der heutzutage nicht mehr vorhanden ist, kapitulierte nicht vor diesem Angriff. Trotz der schwierigen Kampfbedingungen und ungeachtet ihrer außerordentlich schlechten materiellen Lage organisierten die Kommunisten den Widerstand der Werktätigen(arbeitende Menschen)gegen die Offensive der Monopolkapitalisten. Arbeiter griffen in vielen Industriezweigen und Orten zur Waffe des Streiks. Wirksame proletarische Abwehrbewegungen wurden ausgelöst. Aber ihr Verlauf bestätigte letztlich, dass sich das Kräfteverhältnis der Klassen nach dem Oktober 1923 grundlegend zugunsten der Monopolbourgeoisie verändert hatte. Denn die Streikenden erreichten zwar insgesamt gesehen gewisse Lohnerhöhungen, vermochten jedoch nicht, die beseitigten sozialen Errungenschaften, wie z.B. den Achtstundentag, zurückzuerobern.
Die revolutionären Mitglieder der KPD bemühten sich, die Veränderungen im Kräfteverhältnis der Klassen rasch zu erfassen und eine der neuen Situation entsprechende Taktik auszuarbeiten. Doch das war außerordentlich schwierig; denn die relative Stabilisierung des Kapitalismus in Deutschland setzte sich nicht schlagartig durch, sondern vollzog sich in einem längeren, widerspruchsvollen Prozess. Die Breite und Schärfe der proletarischen Abwehrbewegungen begünstigten Fehleinschätzungen der Klassenkampfsituation. So meinte eine Reihe von Mitgliedern und Funktionären der KPD, in Deutschland könnten rasch neue, entscheidende Klassenkämpfe heranreifen und in naher Zukunft erneut den gesamtnationalen bewaffneten Aufstand gegen die Macht des Monopolkapitals auf die Tagesordnung stellen. Dem gegenüber beurteilte der revolutionäre Kern der KPD die Massenaktionen ihrem Charakter nach richtig als Abwehrkämpfe. Er rang in der Partei für die Durchsetzung dieser Politik, die die Verteidigung der elementaren materiellen und demokratischen Interessen in den Vordergrund rückte. Nur mit einer solchen Politik war es der KPD nach dem Oktober 1923 möglich, sich im Kampf um Teilforderungen eng mit den Arbeitermassen, mit den werktätigen Bauern und großen Kreisen der Städtischen Mittelschichten zu verbinden und so das Volk an neue große Klassenschlachten gegen den deutschen Imperialismus heranzuführen. Die KPD verfügte bereits über den dafür erforderlichen Stamm kampferfahrener und marxistisch-leninistisch gebildeter Revolutionäre. Einer ihrer hervorragendsten war Ernst Thälmann.
Schon im Alter von 17 Jahren wurde Ernst Thälmann Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und der Freien Gewerkschaften. Bereits 1912 wählten die Hamburger Gewerkschafter den Transportarbeiter Thälmann als Delegierten zum Verbandstag. Am Vorabend des ersten Weltkrieges trat er für den entschiedenen Kampf gegen den Militarismus ein und beteiligte sich später an der Front an Aktionen gegen den imperialistischen Krieg. 1919 wurde er erster Vorsitzender der Hamburger Organisation der USPD. Als bewährter Arbeiterführer wurde er 1923 Mitglied der Zentrale der KPD und war seitdem Mitglied des höchsten Führungsgremiums der KPD.
Ernst Thälmann appellierte auf dem 9. Parteitag der KPD im April 1924 an alle Kommunisten, sich an die Spitze der Massenkämpfe gegen die Festigung der Macht der Monopole, gegen die Vorstöße der Militaristen und gegen den Raub der Arbeiterrechte zu stellen. Und um die Partei fest in den Betrieben zu verwurzeln, forderten die revolutionären Kräfte den organisatorischen Aufbau der KPD auf der Basis von Betriebszellen, das heißt von Grundeinheiten in den Betrieben.
Da aber in der Führung der KPD nach 1923 zeitweilig eine kleinbürgerliche Gruppe um Ruth Fischer und Arkadi Maslow Oberhand gewonnen hatte, vermochte die Partei weder die eben genannte Organisationsfrage rasch und konsequent zu lösen noch die sozialen, demokratischen und nationalen Forderungen in den Vordergrund der Politik der KPD zu rücken. Die Gruppe Fischer-Maslow unterschätzte nicht nur die Bedeutung dieser Forderungen, sondern verband sie obendrein direkt mit solchen Zielen, wie Bewaffnung der Arbeiterklasse und Errichtung der Diktatur des Proletariats, die in der grundlegend veränderten Klassenkampfsituation nicht mehr unmittelbar auf der Tagesordnung standen. Unterstützt von der Kommunistischen Internationale, gelang es Ernst Thälmann,Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Fritz Heckert,Walter Stoecker, Wilhelm Florin, Ernst Schneller, Clara Zetkin und anderen, die Mehrheit der Parteimitgliedschaft von der Unrichtigkeit und Schädlichkeit der Generallinie der Fischer-Maslow-Gruppe zu überzeugen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die 1. Parteikonferenz der KPD entwickelte gleichzeitig die Grundzüge einen antiimperialistisch-demokratischen Aktionsprogramms. Erweiterung der Rechte der Betriebsräte, Auflösung der militaristischen und monarchistischen Organisationen, Beschlagnahme der Fürstenvermögen und Säuberung des Staatsapparates von militaristischen und extrem reaktionären Elementen wurden in den Mittelpunkt der Politik der KPD gerückt.
Überblick über die wichtigsten von der KPD beeinflussten Organisationen
In dem 1924 gegründeten Roten Frontkämpferbund(RFB)sammelten sich vor allem ehemalige proletarische Frontkämpfer zur Abwehr des Militarismus.
Mit Demonstrationen und anderen Aktionen stellte er sich den Kräften der Kriegstreiber entgegen. Er schützte Versammlungen der Arbeiter vor Anschlägen der Feinde des Proletariats. Gleichzeitig widmete sich der RFB der politischen Aufklärung sowie der Erziehung seiner Mitglieder zur proletarischen Wehrhaftigkeit und setzte sich für die Verteidigung der Sowjetunion ein.
Die seit 1921 bestehende Internationale Arbeiterhilfe(IAH)sammelte für streikende Arbeiter Geld, verteilte Lebensmittel und kümmerte sich um notleidende Kinder. Anfang 1924 gab die IAH in Deutschland in etwa 400 Speisestellen täglich 30 000 warme Mittagessen an Erwerbslose , Streikende und andere notleidende Werktätige aus. Von April 1927 bis zum März 1929 stellte sie deutschen Arbeitern 192 000 Mark für Kinderbeihilfe und 580 000 Mark für Streikunterstützung zu Verfügung. In dieser Hilfsorganisation wirkten Kommunisten nicht nur gemeinsam mit sozialdemokratischen und parteilosen Arbeitern, sondern auch mit fortschrittlichen Wissenschaftlern, Künstlern, Schriftstellern und Politikern, unter anderem mit Otto Dix und Oskar Maria Graf.
Die im Sommer 1921 entstandenen Komitees der Roten Hilfe(RHD), zentral geleitet von Wilhelm Pieck und Clara Zetkin bemühten sich, den von der reaktionären Justiz verfolgten Revolutionären beizustehen und deren Angehörigen materielle und moralische Hilfe zu erweisen. So wurden unter anderem im Oktober 1924 bis September 1925 385 Kinder von verhafteten und ermordeten Arbeitern in Kinderheimen der RHD untergebracht. Die Komitees der Roten Hilfe kämpften für die Amnestie der proletarischen politischen Gefangenen. Neben kommunistischen, sozialdemokratischen und parteilosen Arbeitern halfen fortschrittliche Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller wie Albert Einstein, Käthe Kollwitz, Heinrich Mann, Kurt Tuchosky und Arnold Zweig, besonders dem Kinderhilfswerk der Roten Hilfe vor dem Eingreifen der reaktionären Behörden zu schützen.
Die damalige Rote Hilfe hat mit der heutigen Roten Hilfe nicht das geringste zu tun. Heute ist es undenkbar in Selbsthilfe Kinderheime zu unterhalten.
Die Kommunistische Jugend Deutschlands(KJD),die sich 1925 in Kommunistischer Jugendverband Deutschlands(KJVD)umbenannte, kämpfte für die Einheitsfront der Arbeiterjugend gegen imperialistische Kriegsgefahr, gegen Ausbeutung und politische und kulturelle Unterdrückung der Jungarbeiter. Der JVD erzog seine Mitglieder im Geiste des Marxismus-Leninismus, leistete in den Betrieben, Gewerkschaften und Sportorganisationen antimilitaristische Arbeit unter der Jugend und trat für die Verteidigung der Sowjetunion ein.
Der 1924 gegründete Jung-Spartakus-Bund(JSB)kämpfte gegen die militaristische Erziehung, gegen nationalistische und antisowjetische Verhetzung und gegen die Prügelstrafe in den Schulen. Er forderte von seinen Mitgliedern nicht nur gesellschaftliche Aktivität, sondern auch das Bemühen um gute Lernergebnisse. Gleichzeitig beteiligten sich die Mitglieder des JSB in verschiedenen geeigneten Formen an Kämpfen und Aktionen der Arbeiterklasse. Schulzellen demonstrierten für die Freilassung der proletarischen politischen Gefangenen, veranstalteten Kundgebungen gegen die Verherrlichung des Erzmilitaristen Hindenburg, agitierten in Häusern und auf Höfen, um Kinder für die Unterstützung der Arbeiterklasse zu gewinnen, Und nicht zuletzt wirkte der JSB für die Stärkung der Verbindung seiner Mitglieder zu den Kindern anderer Länder, besonders zu den Pionieren der UdSSR.
Die Kämpfe der Arbeiterklasse unter Führung der KPD gegen Imperialismus und Militarismus
Die KPD kämpfte gegen die Locarnoverträge, weil sie auf einen neuen imperialistischen Krieg hinsteuerten. Zerrissen wurde der Schleier der Friedensphrasen, in den die Imperialisten dieses Vertragswerk hüllten. Die Kommunisten wiesen auf die Stärkung hin, die dem deutschen Imperialismus aus diesem Vertrag erwuchs.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Mit dem Ringen um Verwirklichung der antiimperialistisch-demokratischen Forderungen, die die KPD mehr und mehr in den Vordergrund ihrer Politik rückte, gewann sie bald großen Einfluss unter den Werktätigen(arbeitende Menschen). Das zeigte sich, als es darum ging, die Auslieferung von Milliardenwerten an die im November 1918 gestürzten Fürsten zu verhindern. Damals hatte die Regierung Ebert-Haase alle Versuche der Volksmassen vereitelt, die entthronten Fürsten entschädigungslos zu enteignen. Ihre Güter, Schlösser und anderen Sachwerte waren lediglich von staatlichen Behörden beschlagnahmt, aber nicht enteignet worden. Die Landesregierungen hatten nach 1918 mit Zustimmung sozialdemokratischer Minister den ehemaligen Königen, Großherzögen und Herzögen große Geldzuwendungen in Form von Renten und Abfindungen gewährt. Im Jahre 1925, nach dem Wahlerfolg Hindenburgs, hielten die ehemaligen Fürsten die Zeit für gekommen, ihr gesamtes, in Jahrhunderten zusammengeraubtes Vermögen zurückzufordern oder dafür eine Entschädigung zu verlangen. Die bürgerlichen Parteien und selbst rechte Führer der Sozialdemokratie fanden sich bereit, diesem Verlangen ganz oder teilweise entgegenzukommen. Doch sie stießen auf den Widerstand von Millionen Werktätigen(arbeitende Menschen), die sich unter der Losung der KPD„Keinen Pfennig den Fürsten!“vereinten. Dieser Bewegung konnte sich auch die Führung der SPD nicht widersetzen, wollte sie sich nicht von ihren eigenen Mitgliedern und Wählern isolieren. Das Angebot des Zentralkomitees der KPD, Maßnahmen zum gemeinsamen Kampf für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten zu beraten, fand deshalb die Zustimmung der SPD- und Gewerkschaftsführung. Im Januar 1926 einigten sich die Arbeiterorganisationen darüber, einen Volksentscheid über die Fürstenabfindung zu erzwingen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Wenn nämlich-so bestimmte es die Weimarer Verfassung-zehn Prozent aller Wähler in einem Volksbegehren(einer öffentlichen Einzeichnung in Listen)die Entscheidung einer wichtigen Frage durch die Wähler selbst forderten, dann musste die Regierung eine geheime Abstimmung darüber ansetzen.
Kaum war bekannt geworden, dass sich die Arbeiterorganisationen darüber verständigt hatten, der Fürstenabfindung entgegenzutreten, da vereinigte sich die Reaktion unter der Losung: Verteidigung des Privateigentums. Alle Mittel der Massenbeeinflussung wurden eingesetzt, um kleinbürgerliche Schichten mit der Lüge zu schrecken, dass die Kommunisten und Sozialisten erst die Fürsten und dann alle Besitzenden zu enteignen beabsichtigten.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Doch das einheitliche Handeln der Arbeiterklasse übte eine große anziehende Kraft aus. 12,5 Millionen Wähler(31 Prozent aller wahlberechtigten Deutschen)forderten mit ihrer Unterschrift den Volksentscheid. Nach diesem ersten Erfolg schlossen sich die Arbeiter noch enger zusammen und bildeten in Städten und Gemeinden Ausschüsse, in denen kommunistische, sozialdemokratische und parteilose Arbeiter gemeinsam den Volksentscheid vorbereiteten. Das geschah gegen den Willen der reformistischen Führer, die aus Furcht vor der Revolutionierung der Massen versuchten, die mächtige Bewegung abzubremsen.
Am 20. Juni 1926, dem Tag der Abstimmung, entschieden sich 14,5 Millionen Wähler für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten. Niemals vorher war es in der Weimarer Republik den Arbeiterparteien gelungen, eine so große Anzahl von Stimmen auf sich zu vereinen. Dennoch reichte dieser Erfolg nicht aus, denn zu Sieg des Volksentscheids waren rund 20 Millionen Stimmen notwendig.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Den Fürsten wurde von den deutschen Regierungen nun ein Vermögen von 2,5 Milliarden Mark zugeschoben. Der Kampf gegen die Fürstenabfindung vermochte zwar sein unmittelbares Ziel nicht zu erreichen, doch war durch die Vorbereitung und Durchführung des Volksentscheids die Autorität der Arbeiterparteien, insbesondere der KPD, gewachsen. Er bewies, dass die Volksmassen sich zu einer mächtigen antiimperialistischen Front zusammenschließen können, wenn ihnen eine einheitlich handelnde Arbeiterklasse im Kampfe gegen Militarismus und für Demokratie als führende Kraft vorangeht.
Als 1928 die Mehrheit des Reichstages den Militaristen den Bau des Panzerkreuzers A(siehe militärische Rüstungsmaßnahmen)bewilligte, mobilisierten die Kommunisten Millionen Menschen zu Widerstand gegen diesen Schritt zur Aufrüstung. KPD und RFB reichten beim Reichsinnenminister den Antrag auf Volksbegehren für ein Gesetz ein, das den Bau von Panzerkreuzern und Kriegsschiffen aller Art verbietet. Mit Plakataufschriften wie „Für Panzerkreuzer 80 Millionen Mark bewilligt, für Kinderspeisung fünf Millionen abgelehnt“brandmarkte die KPD das volksfeindliche Verhalten der bürgerlichen Reichstagsmehrheit.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Bürgerliche Friedensorganisationen, wie die Deutsche Friedensgesellschaft, forderten ihre Mitglieder zur Teilnahme am Volksbegehren auf. Ihre Führer, wie Hellmuth von Gerlach und Ludwig Quidde, traten für die Unterstützung des Volksbegehrens ein. Demgegenüber verbot der Parteiausschuss der SPD den Sozialdemokraten die Teilnahme. Zugleich organisierten die rechten Führer der Sozialdemokratie ebenso wie die Politiker der Großbourgeoisie in Presse und Rundfunk eine Verschwörung des Schweigens gegen das Volksbegehren.
Fast auf sich allein gestellt, reichte die Kraft der KPD nicht aus, um das Volksbegehren gegen alle Behinderungen zu einem vollen Erfolg zu führen. Die für die Durchführung eines Volksentscheids notwendige Stimmenzahl konnte nicht erreicht werden. Dennoch war Bedeutendes erreicht worden. Denn das Volksbegehren verstärkte die antimilitaristischen Stimmungen im Volke und führte ihm einmal mehr vor Augen, dass in Deutschland nur eine einzige Partei, die KPD, konsequent gegen Militarismus und Aufrüstung kämpfte.
Ende 1928 untersagte der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin, Zörgiebel, alle politischen Veranstaltungen unter freiem Himmel und hielt dieses Verbot trotz der Proteste der revolutionären Berliner Arbeiter auch für den 1. Mai 1929 aufrecht. Die KPD unterstützte die Arbeiter, die sich das demokratische Recht nicht nehmen lassen wollten, auf den Straßen und Plätzen für ihre sozialen Forderungen und gegen die Kriegsvorbereitungen zu demonstrieren. Die revolutionäre Arbeiterpartei reif für den 1. Mai 1929 zu friedlichen Demonstrationen auf. Etwa 200 000 Berliner folgten diesem Ruf. Aber jeden Zug, der sich formierte, griff die Polizei an. Irregeführt durch die offizielle antikommunistische hetze und aufgehetzt von reaktionären Polizeioffizieren, schossen die Polizisten auf die unbewaffneten Demonstranten. Vor diesen blindwütig schlagenden und schießenden Polizeibütteln suchten sich die Demonstranten durch Straßensperren zu schützen, die sich aus Brettern, umgestürzten Fahrzeugen, Kanalisationsrohren und anderen Gegenständen errichteten. Daraus entstanden am Abend des 1. Mai in Neukölln und am Wedding Barrikaden. Hier begannen sich auch Arbeiter spontan, mit einigen wenigen selbst beschafften Waffen zu verteidigen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die Polizei umstellte Stadtbezirke, verhängte den Belagerungszustand und brach dann schießend in einzelne Wohnviertel ein. 10 981 Schüsse feuerten sie laut eigener Abrechnung in den ersten Maitagen aus ihren Pistolen und Karabinern ab. 31 Tote und Hunderte Verletzte waren die fürchterliche Folge. Aber die KPD ließ sich nicht zu einem unvorbereiteten bewaffneten Kampf herausfordern. Wo einzelne Arbeiter spontan zum Gewehr gegriffen hatten, rief sie sie auf, den bewaffneten Kampf abzubrechen. Und die kämpfenden Arbeiter folgten diesem Appell. „Sie unterwarfen sich“, wie Thälmann rühmend hervorhob, „der revolutionären Disziplin, die das Grundgesetz der revolutionären Bewegung ist.“Die Polizei verhaftete mehr als 1200 Arbeiter. Es folgten Verbote von Zeitungen, Versammlungen und Demonstrationen. Jedoch die revolutionären Arbeiter nahmen diesen Unterdrückungsfeldzug nicht widerstandslos hin. In vielen Städten solidarisierte sich die Arbeiterschaft mit den Kämpfern und Opfern. Etwa 75 000 Arbeiter traten in Berlin, Chemnitz, Hamburg, Halle und Merseburg in den politischen Streik. Heutzutage ist ein politischer Streik von vornherein verboten. Ein neuer Aufschwung des Klassenkampfes reifte heran.
Die verstärke Auseinandersetzung der proletarischen und bürgerlich-humanistischen Schriftsteller und Künstler mit der imperialistischen Politik und Ideologie
Als aktive Teilnehmer am Kampf der revolutionären Arbeiterbewegungen gegen den Imperialismus griffen proletarische Schriftsteller wie Willi Bredel, Karl Grünberg, Hans Marchwitzka,Adam Scharrer, Ludwig Turek und andere Themen auf, die in der deutschen Literatur bisher unbekannt waren, Literarisch gestalteten sie beispielsweise die Entwicklung des revolutionären Arbeiters zum Kommunisten, den Aufbau in der Sowjetunion und den revolutionären Befreiungskampf der Arbeiter in der ganzen Welt. Johannes R. Becher, der bedeutendste Lyriker der deutschen proletarischen Literatur, bekämpfte den Imperialismus besonders konsequent von den Positionen des Humanismus und der Arbeiterklasse mit vielfältigen Mitteln. Seine Werke halfen vielen Werktätigen(arbeitenden Menschen), den richtigen Weg zu finden.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Neben Johannes R. Becher, dem Mitschöpfer und Organisator der proletarisch-revolutionären Literatur, wirkte Erich Weinert vor allem mit dem Mittel des politisch-agitatorischen Gedichtes. Mit ihm begeisterte er Hunderttausende Arbeiter, regte er sie zu Taten gegen den Imperialismus und Militarismus an. John Heartfield förderte diesen Prozess mit der von ihm entwickelten Fotomontage. Otto Nagel malte nicht nur die Not und die Unterdrückung des Proletariats ergreifend, sondern brachte dem Betrachter auch die Kraft des Arbeiters nahe.
Aus Empörung gegen die Barbarei des Imperialismus schlossen sich mehrere hervorragende bürgerliche Schriftsteller wie Bertolt Brecht, Egon Erwin Kisch, Ludwig Renn und Anna Seghers der revolutionären Arbeiterbewegung an. Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich Bertolt Brecht bereits zum größten Dramatiker seiner Zeit. Mit dem Stück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ bemühte er sich, den Marxismus in der Praxis des Theaters anzuwenden. Er versuchte, komplizierte ökonomische Vorgänge des Monopolkapitalismus auf der Bühne deutlich zu machen, demonstrierte den erbarmungslosen Kampf der Imperialisten an der Börse und zeigte den Mechanismus der kapitalistischen Meinungsbeeinflussung. Brecht wies auf die Notwendigkeit des revolutionären Sturzes der Herrschaft der Finanzkapitalisten hin und rief dazu auf. Er tat es in Form des Theaterspiels, die bei den werktätigen Zuschauern Lust am Erkennen erregen und Initiative zur Beseitigung der menschenfeindlichen kapitalistischen Gesellschaftsordnung wecken sollte.
Auf dem Gebiet der Musik wurde Hanns Eisler Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zum bedeutendsten Komponisten der deutschen Arbeiterklasse. Er komponierte Lieder, wie „Roter Wedding“ und „Solidarität“, die aktuelle Probleme des Kampfes der Arbeiterklasse künstlerisch gestalteten.
Als erbitterte Gegner des Krieges und des Militarismus stemmten sich in zunehmenden Maße auch einzelne fortschrittliche bürgerliche Schriftsteller gegen die militaristische Flut. Sie schufen vor allem im Kampf gegen die Verherrlichung des imperialistischen Krieges einige bedeutende Romane, wie „Im Westen nichts Neues“ (Erich Maria Remarque) und „Der Streit um den Serganten Grischa“ (Arnold Zweig). Gelang es ihnen auch nicht, Wesen und Ursachen des imperialistischen Krieges zu klären, so brandmarkten sie doch das Unmenschliche dieser gesetzmäßigen Erscheinung des Imperialismus.
Andere fortschrittliche bürgerliche Schriftsteller wie Alfred Döblin,Leonard Frank und Oskar Maria Graf rückten die Leiden, die Tapferkeit und die moralische Überlegenheit des einfachen Werktätigen(arbeitenden Menschen)in den Mittelpunkt ihrer Romane. Mit politischer und gesellschaftskritischer Lyrik kämpfte vor allem Kurt Tucholsky gegen Militarismus, Nationalismus und Faschismus an.
Auch einige bürgerliche Künstler stellten ihr Schaffen in den Dienst des Kampfes gegen den Hauptfeind des deutschen Volkes. Zu ihnen gehörte vor allem der Maler Otto Dix. Er konfrontierte die verlogene Verherrlichung des Krieges mit dem wirklichen Grauen des Völkermordens und bemühte sich, mit seinen sozialkritischen Gemälden im Volke Kräfte der Abwehr zu wecken.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Alle diese literarischen und künstlichen Werke mobilisierten viele Werktätige(arbeitende Menschen)zum Kampf gegen den Imperialismus und Militarismus.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Die Abwälzung der Kosten und Folgen des Krieges auf die Volksmassen
Nach dem Scheitern des Versuchs der Kapp-Putschisten, eine offene Militärdiktatur der aggressivsten Kreis des Imperialismus zu errichten, konzentrierten sich alle führenden Gruppen der Monopolbourgeoisie ganz auf den schrittweisen Abbau der sozialen und demokratischen Rechte der Werkstätigen.(arbeitenden Menschen)
Vor allem wälzten die Monopolherren mit Hilfe einer beschleunigten Geldentwertung die Folgen des imperialistischen Krieges rücksichtslos auf die Werktätigen ab. Die Reichsbank ließ unaufhörlich zusätzliches Papiergeld drucken und in Umlauf bringen. Diese ständige Vermehrung des Papiergeldes bei gleichzeitig verringertem Warenangebot bewirkte eine unerhörte Entwertung der Mark, das heißt, eine rasch fortschreitende Inflation.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Den Konzernherren brachte die Inflation überdurchschnittliche Profite, weil die Löhne der Arbeiter bei der raschen Geldentwertung immer weit hinter den emporschnellenden Preisen zurückblieben. Setzten die Werktätigen Lohnerhöhungen durch, waren diese innerhalb weniger Tage durch die unaufhörlich steigenden Preise entwertet. Eben ausgezahlte Löhne schrumpften im Sommer 1923 im Verlauf von einigen Tagen und im Herbst 1923 in wenigen Stunden auf einen Bruchteil der ursprünglichen Kaufkraft zusammen. Die Inflation drückte den Reallohn der deutschen Arbeiter in der zweiten Hälfte des Jahres 1923 auf ein Drittel unter den Vorkriegsstand. Gleichzeitig gewährte die Reichsbank den einflussreichen Konzernherren Kredite, Sie kauften damit sofort Devisen, Betriebe oder Sachwerte und zahlten den Kredit nach einiger Zeit mit inzwischen weitgehend entwertetem Papiergeld zurück. Die Macht der Monopolkapitalisten wuchs. Allein der „König der Inflation“, Hugo Stinnes, raffte 1923 nicht weniger als 1664 Unternehmungen mit 2890 Betrieben zusammen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Für die Volksmassen aber beschwor die Geldentwertung Elend und Not herauf. Für Millionen Werktätige begannen furchtbare Hungerjahre.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Heutzutage ist es verboten im Müll von Supermärkten u.ä. nach Essbarem zu suchen und zu entnehmen. Das gilt als Diebstahl.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Schwer litten auch die Mittelschichten.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Ihre Sparguthaben, die sie in Jahrzehnten mühsam zusammengetragen hatten, verwandelten sich im Zuge der Inflation in fast wertloses Papiergeld.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Auch die Wertpapiere, die Werktätige nach 1914 als Kriegsanleihen erworben hatten, verwandelten sich in wertlose Papierstücke. Denn die Regierung zahlte nur in entwertetem Papiergeld zurück. So machte sich der imperialistische Staat weitgehend auf Kosten des städtischen und ländlichen Kleinbürgertums schuldenfrei.
So stießen die monopolkapitalistischen Förderer und Nutznießer der Inflation breite Schichten des deutschen Volkes in ein Elend, wie es mancher Werktätige selbst in schlimmsten Zeiten des Krieges nicht gekannt hatte.
Die wichtigsten Klassenkämpfe 1921 bis 1923 im Überblick
Nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches führte die zunehmende Verschärfung der Klassengegensätze und die Politik der KPD zu einem Ruck nach links in der Arbeiterklasse und zu einem neuen Aufschwung der Klassenkämpfe in Deutschland. Erbittert über das Paktieren der rechten SPD-Führer mit den Imperialisten und Militaristen, wandten sich im März 1920 viele Anhänger der Sozialdemokratie der USPD zu. Innerhalb dieser Partei entstand wiederum ein starker linker Flügel, der von Ernst Thälmann(Hamburg), Wilhelm Florin und Walter Stoecker(Ruhrgebiet), Wilhelm Koenen(Mitteldeutschland) und anderen geführt wurde. Viele Mitglieder der USPD hatten im März 1920 die Erfahrung gemacht, dass nur die KPD konsequent die Lebensinteressen der Werktätigen vertrat. Deshalb setzte sich der linke Flügel der USPD für den Anschluss an die Kommunistische Internationale und für die Vereinigung mit der Kommunistischen Partei Deutschlands ein.
Im Oktober 1920 tagte in Halle ein außerordentlicher Parteitag der USPD. Er beschloss mit 237 gegen 156 Stimmen den Anschluss an die Kommunistische Internationale. Die rechte Minderheit spaltete daraufhin die Partei. Die linke Mehrheit bildete gemeinsam mit der KPD eine provisorische Zentrale zur Vorbereitung des Zusammenschlusses. Anfang Dezember 1920 fand in Berlin der Parteitag statt, auf dem die Vereinigung des revolutionären Flügels der USPD mit der KPD vollzogen wurde. Somit schlossen sich in Deutschland die revolutionären proletarischen Kräfte zu einer einheitlichen Partei zusammen. Die KPD war zur revolutionären Massenpartei der deutschen Arbeiterklasse geworden. Den wachsenden Einfluss der KPD auf die Werktätigen versuchte die Monopolbourgeoisie durch Provokation aufzuhalten. In Mitteldeutschland, wo die KPD besonders stark war, wurde auf Befehl des sozialdemokratischen Oberpräsidenten der Provinz Sachsen „eine Polizeiaktion zur Herstellung der Staatsautorität“ im mitteldeutschen Industrierevier eingeleitet. Am 19. März 1921 besetzten schwerbewaffnete Verbände der Schutzpolizei Ammendorf, Eisleben, Hettstedt, Merseburg und andere Orte. Dadurch sollte das mitteldeutsche Industrieproletariat niedergeschlagen und kampfunfähig gemacht werden, um dann einen allgemeinen Angriff einleiten zu können. Die Arbeiter des Mansfelder Gebietes und des Leunawerkes antworteten mit Generalstreik und bewaffneten Abwehraktionen. Jedoch das heroisch kämpfende Proletariat erlitt eine Niederlage, weil die Voraussetzungen für einen bewaffneten Kampf der Arbeiterklasse in Deutschland fehlten.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Im Sommer 1922 löste ein politischer Mord der Militaristen einen gewaltigen Proteststurm der Werktätigen in ganz Deutschland aus. Am 24. Juni hatten Angehörige einer militaristischen Geheimorganisation den deutschen Außenminister und Unterzeichner des Rapallovertrages,Rathenau, auf offener Straße niedergeschossen. Daraufhin forderten Arbeiter und Angestellte, Angehörige der Intelligenz und des demokratisch gesinnten Bürgertums energische Maßnahmen gegen die von Konzernherren mitfinanzierten militaristischen Mordorganisationen. Die Mehrheit des werktätigen Volkes war bereit, den Kampf gegen die konterrevolutionären Kräfte aufzunehmen. Auf Drängen der Kommunisten kam es am 27. Juli 1922 zum Abschluss eines Abkommens der drei Arbeiterparteien und der Gewerkschaften zur Verteidigung der Grundrechte der Arbeiter. Jedoch die reformistischen Arbeiterführer sprengten schon Anfang Juli die einheitliche Kampffront, als in ganz Deutschland erneut riesige Demonstrationen und Warnstreiks aufflammten. Wieder wurden Mitglieder und Anhänger der Sozialdemokratie mit Versprechungen von verschiedenen Aktionen abgehalten. Die KPD allein war nicht in der Lage, diese Kämpfe zum Erfolg zu führen.
1923 kam es zu einem neuen großen Aufschwung des Klassenkampfes in Deutschland, als das ringen deutscher und französischer Imperialisten um die ökonomische Vorherrschaft in Europa den Ruhrkonflikt auslöste. Die französischen Schwerindustriellen forderten die Bildung eines lothringisch-rheinisch-westfälischen Berg- und Hüttenwerkstrusts, in dem die französischen Konzernherren über 60 Prozent, die deutschen lediglich über 40 Prozent des Aktienkapitals verfügen sollten. Für den Fall der Ablehnung dieser Forderung wurde den Ruhrindustriellen die Anwendung militärischer Gewalt angedroht. Die deutschen Schwerindustriellen verlangten aber mindestens eine Beteiligung von 50 Prozent. Der Kampf um den Macht- und Profitanteil an dem geplanten Riesentrust wurde zum Kernpunkt des Ruhrkonflikts im Jahre 1923. Die deutschen Monopolherren fühlten sich bereits wieder stark genug, den Kampf mit dem französischen Imperialismus aufzunehmen. Die rechneten damit, die Macht der französischen Rivalen durch eine Unterbrechung der Kohlenlieferungen und durch Ausnutzung der Widersprüche zwischen den Siegermächten zurückzudrängen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die deutsche Regierung, mit dem Monopolkapitalisten Cuno als Reichskanzler, verzögerte die Lieferung fälliger Reparationsleistungen und gab damit den französischen Imperialisten einen willkommenen Vorwand zum Einmarsch in das Ruhrrevier. Mitte Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen zwei Drittel des rheinisch-westfälischen Industriereviers. Das steigerte die Zerrüttung der Wirtschaft Deutschlands außerordentlich. Denn auf das besetzte Gebiet entfielen 72 Prozent der deutschen Steinkohlenförderung, 54 Prozent der Roheisen- und 53 Prozent der Stahlgewinnung. Die Regierung Cuno verpflichtete alle Deutschen, den Anordnungen der Besatzungsbehörden keine Folge zu leisten. Gleichzeitig förderte sie insgeheim Terror- und Sabotageakte gegen die Besatzer. Diese Politik zielte darauf, den Ruhrkonflikt schnell zuzuspitzen, um England und die USA – die beide nicht am französischen Vormachtstreben interessiert waren – zu raschem Eingreifen zugunsten Deutschlands zu veranlassen.
Die Auswirkungen dieser abenteuerlichen Außenpolitik und der Inflation riefen in breiten Schichten des werktätigen Volkes tiefen Hass gegen das menschenfeindliche System des Kapitalismus hervor. Es entwickelte sich eine starke Massenbewegung. Organisiert und zusammengefasst von der KPD richtete sich diese Bewegung der Volksmassen im Sommer 1923 immer stärker gegen die imperialistische Cuno-Regierung.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Am 11. August 1923 beschlossen Berliner Betriebsräte auf einer Massenversammlung den politischen Generalstreik gegen die Cuno-Regierung. Die KPD rief zur Ausdehnung dieses Generalstreiks auf ganz Deutschland auf. Die einheitlich handelnde Arbeiterklasse stürzte durch diesen Streik im August 1923 die Cuno-Regierung. In dieser Situation, in der die deutschen Imperialisten um den Bestand ihrer Herrschaft bangten, sprangen ihnen wiederum die rechten Führer der SPD als Nothelfer zur Seite. Stresemann – ein politischer Vertreter des Monopolkapitals – bildete mit ihnen eine Regierung der Großen Koalition. Die beschwichtigte zeitweilig große Teile der Arbeiterklasse.
Doch die Krise des imperialistischen Herrschaftssystems wuchs, als sich im Oktober 1923 in Sachsen und Thüringen rechtmäßig sozialdemokratisch-kommunistische Koalitionsregierungen bildeten, die Arbeiterregierungen genannt wurden. Die Reichsregierung setzte daraufhin widerrechtlich Reichswehr in Marsch, um die Arbeiterregierungen zu beseitigen. Die Zentrale der KPD beschloss am 20. Oktober, diesem Akt reaktionärer Gewalt mit Generalstreik und bewaffnetem Aufstand u begegnen. Aber auf der darauffolgenden Konferenz der sächsischen Arbeiterregierung mit Vertretern der Betriebsräte und Gewerkschaften in Chemnitz(zur DDR-Zeit Karl-Marx-Stadt), wo nach dem Plan der Zentrale der KPD der Generalstreik ausgerufen werden sollte, wurde unter dem Einfluss zaudernder linker sozialdemokratischer Führer diese Entscheidung hinausgeschoben. Deshalb war die Zentrale der KPD gezwungen ihren Beschluss vom 20. Oktober über den Generalstreik und bewaffneten Aufstand kurzfristig aufzuheben.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
In Unkenntnis dieser Sachlage löste die Hamburger Parteiorganisation am 23. Oktober 1923 gemäß den zuvor gefassten Parteibeschlüssen in Hamburg den bewaffneten Aufstand aus, um Teile der Reichswehr vom Einmarsch in Sachsen und Thüringen abzulenken und um die deutsche Arbeiterklasse mit bespielgebender Tat zu einer allgemeinen Erhebung anzuspornen. Eine hervorragende Rolle spielte hier Ernst Thälmann. Als sich herausstellte, dass der Aufstand von den Arbeitern anderer Teile Deutschlands nicht unterstützt wurde, traten die Hamburger Oktoberkämpfer den geordneten Rückzug an.
Am 29. Oktober 1923 besetzte die Reichswehr die Ministerien in Dresden. Reichspräsident Ebert setzte die sächsische sozialdemokratisch-kommunistische Koalitionsregierung ab. Die Arbeiterregierung in Thüringen wurde gleichfalls zerschlagen. Der Chef der Reichswehr verbot die KPD. Es herrschten Ausnahmezustand und Terror.
Die Klassenkämpfe der Periode der revolutionären Nachkriegskrise endeten mit einer Niederlage der deutschen Arbeiterklasse. Sie vermochte ihr Ziel, die Einschränkung und Brechung der Macht der Monopole und den Ausbau der sozialen und politischen Errungenschaften der Werktätigen, trotz heldenhafter Anstrengungen nicht zu verwirklichen. Der deutschen Monopolbourgeoisie gelang es, sich mit Hilfe der rechten Sozialdemokratie einen Ausweg aus der tiefen Krise der imperialistischen Staatsmacht zu bahnen. Dennoch waren die großen Klassenkämpfe des Proletariats nicht vergeblich gewesen. Sie hatten es den aggressivsten Kräften des deutschen Imperialismus unmöglich gemacht, die von Cuno, Stinnes und anderen angestrebte offene Diktatur des Monopolkapitals zu errichten.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Der Charakter der Weimarer Verfassung und der Weimarer Republik
Nach der Niederlage im ersten Weltkrieg und nach der Novemberrevolution hatte sich das internationale Kräfteverhältnis wesentlich zu Ungunsten des deutschen Imperialismus verändert. Die Ententeimperialisten hatten dem deutschen Rivalen mit dem Friedensdiktat von Versailles beträchtliche Hilfs- und Rohstoffquellen genommen. Auf dem Weltmarkt war der deutsche Imperialismus zurückgedrängt worden.
Innenpolitisch hatten die deutschen Monopolherren zwar mit Hilfe der rechten sozialdemokratischen Führer und der Siegermächte die ökonomische und politische Macht gerettet, aber die Macht des Finanzkapitals war in der nach den Wahlen zur Nationalversammlung beginnenden Weimarer Republik zunächst noch ungefestigt und schwankend. Unter dem Einfluss des Beispiels der Sowjetmacht in Russland und infolge der verheerenden Auswirkungen der Folgen des Weltkrieges auf die Lage der Werktätigen(arbeitende Menschen)entwickelte sich in Deutschland erneut ein stürmischer Aufschwung der revolutionären Bewegung. Der deutsche Imperialismus geriet in die revolutionäre Nachkriegskrise, die bis 1923 andauerte.
Im Frühjahr 1919 flammten in ganz Deutschland Massenkämpfe für die Verteidigung und Erweiterung der sozialen und demokratischen Errungenschaften der Novemberrevolution auf. Hunderttausende Arbeiter im Ruhrgebiet, im mitteldeutschen Industriegebiet, in Thüringen, in Berlin und in württembergischen Städten griffen zur Waffe des Generalstreiks, um die Verbesserung der Lebenslage, Erweiterung der demokratischen Rechte der Arbeiter in den Betrieben sowie Entwaffnung und Auflösung der konterrevolutionären Truppenverbände durchzusetzen. In Bremen und München entstanden im Verlaufe des Kampfes revolutionärer Volksmassen zeitweilig Räterepubliken.
Die Reichsregierung Scheidemann ging gegen die kämpfenden Arbeiter mit bewaffneter Gewalt vor. Auf Befehl des sozialdemokratischen Ministers Noske zerschlugen in vielen Städten konterrevolutionäre Truppen die Massenbewegungen. Die Arbeiterklasse erlitt Niederlagen, aber ihre Kampfkraft blieb ungebrochen.
Auf diese Situation reagierte die Monopolbourgeoisie mit scheindemokratischen Manövern und Teilzugeständnissen. In der am 31. Juli 1919 von der Nationalversammlung angenommenen Weimarer Verfassung wurde dem Volk ein für bürgerliche Verhältnisse fortschrittliches Wahlrecht zugesichert. In den Artikeln 73, 75, 76 erhielten die Werktätigen(arbeitenden Menschen)auch das Recht, ihren Willen in Volksentscheiden kundzutun. Artikel 165 gestattete den Arbeitern und Angestellten die Schaffung von Betriebsarbeiterräten. Darauf fußen die heutigen Betriebsräte, bzw. die Betriebsräte in der alten BRD. Dies ist eine fortschrittliche Einrichtung, die aber im heutigen Deutschland immer mehr ausgehöhlt wird. Artikel 114, 115, 117, 118, 123 und 124 der Weimarer Verfassung verkündeten die Freiheit der Person, Unverletzlichkeit der Wohnung, Postgeheimnis, Freiheit der Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit sowie das Recht der Bürger, sich zur Wahrung und Förderung ihrer Interessen zu Parteien und Vereinigungen zusammenzuschließen.
Jedoch andere Artikel, wie vor allem der Artikel 48, waren politisch und juristisch derart dehnbar formuliert, dass der Monopolbourgeoisie von vornherein die Möglichkeit eingeräumt wurde, die bürgerlich-parlamentarische Demokratie auszuhöhlen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Hauptaufgabe der Weimarer Verfassung war, die politische Macht der Monopolbourgeoisie und das kapitalistische Privateigentum an den Produktionsmitteln zu sichern. Die Weimarer Republik war ihrem Charakter nach ein bürgerlich-parlamentarischer Staat. In ihm behaupteten die Finanzkapitalisten ihre Macht; denn die Großbetriebe in Industrie, Bankwesen und Handel, die großen Zeitungs- und Buchverlage sowie die Staatsmacht waren in den Händen der Monopolbourgeoisie geblieben.
Die neuen Kampfbedingungen und die nächsten Aufgaben für die deutsche Arbeiterklasse
Die in der Weimarer Verfassung deklarierten Grundrechte boten der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Partei viele Ansatzpunkte, die Volksmassen zum Kampf gegen antidemokratische und revanchistische Politik des deutschen Imperialismus zu mobilisieren. In gemeinsamen antiimperialistischen Aktionen mit sozialdemokratischen, christlichen, parteilosen Arbeitern, werktätigen Bauern und anderen Teilen der Mittelschichten trat die revolutionäre Arbeiterpartei für die Verwirklichung der einzelnen verfassungsgemäßen bürgerlichen demokratischen Rechte und Freiheiten ein. Marxistische Zeitungen und Zeitschriften konnten, wenn auch behindert, die Ideen von Marx, Engels und Lenin in die Arbeiterklasse hineintragen, für die Erhaltung des Friedens, für Völkerverständigung und Freundschaft zur Sowjetunion und gegen die friedensgefährdenden Umtriebe der deutschen Imperialisten und Militaristen wirken. Auch die Parlamente der Gemeinden und Länder sowie der Reichstag ließen sich als Tribünen für die Propagierung einer echten demokratischen und fortschrittlichen Politik nutzen.
Damit war ein günstiger Kampfboden für die deutsche Arbeiterklasse entstanden, aber die Bedingungen, unter denen die Arbeiterklasse kämpfen musste, blieben insgesamt außerordentlich schwierig. Die Arbeiterklasse war gespalten. Es bestanden drei verschiedene Arbeiterparteien, die KPD, die USPD und die SPD. Die KPD war oft verboten, Nach wie vor stand die Mehrheit der Arbeiter unter dem opportunistischen Einfluss der rechten Führer der Sozialdemokratie. Die Opportunisten verfälschten die Wahrheit über den Charakter der Weimarer Republik. Sie nannten diese neue Republik einen Volksstaat, in dem die Arbeiterklasse an der Machtausübung teilnähme und in dem eine friedliche Entwicklung zum Sozialismus führe. Ähnliches behaupten die SPD und DIE LINKE auch heutzutage.
Viele Arbeiter waren durch die Niederlagen in den vorangegangen Kämpfen entmutigt. Die große Niederlage im Jahre 1989 hat nun dazu geführt, dass die Arbeiterklasse politisch keine Rolle mehr spielt. Zumindest in das in Deutschland und in den USA so.
Das deutsche Proletariat wurde und wird von einer außerordentlich erfahrenen Monopolbourgeoisie bekämpft, die sich durch eine elastische Politik mit Hilfe der sozialdemokratischen Führung beträchtlichen Einfluss auf große Teile der Arbeiterklasse sicherte, bzw. sichert. Heutzutage hat es die Monopolbourgeoisie geschafft, die Arbeiterklasse handlungsunfähig zu machen. Auch hierbei wird die Sozialdemokratie und nun auch große Teile der LINKEN zur Hilfe genommen, um die letzten Reste bewusster Arbeiter zu beeinflussen.
Unter diesen Umständen war es für die revolutionäre Arbeiterbewegung und für die KPD sehr schwer, die Mehrheit der Arbeiterklasse und der übrigen Volksmassen zu gewinnen und an den entscheidenden Massenkampf für den Sturz des deutschen Imperialismus und Militarismus heranzuführen. Doch damals war das noch eher möglich als heute, weil es die Massenmedien nicht gab, welche die Bevölkerung beeinflussen und zum Großteil verdummen.
Damals war die Hauptaufgabe, die die Arbeiterklasse und ihre revolutionäre Partei in den folgenden Jahren zu lösen hatte, die Volksmassen hinter sich zu bringen. Um in dieser Richtung voranzukommen, musste sich die KPD zu einer revolutionären Massenpartei entwickeln. Heutzutage ist schon der Gedanke daran illusorisch.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel
Vor 100 Jahren, am 10. März 1919, wurde mit Leo Jogiches, nur wenige Wochen nach der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, der dritte führende Kader der noch jungen, am Jahreswechsel 1918/19 gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), von der Reaktion ermordet.
Leo Jogiches auf einer Porträtkarte, die von der KPD nach seiner Ermordung verbreitet wurde
Leo Jogiches wurde am 17. Juli 1867, in Wilna (Vilnius) geboren. Wilna war zu jener Zeit eine jüdisch-polnisch geprägte Stadt im Westen des Zarenreichs, in der insbesondere eine auf die jiddische Sprache gestützte Hochkultur eines ihrer spezifischen Zentren gefunden hatte. Jogiches’ Familie galt als wohlhabend, zu Hause wurde russisch gesprochen, weniger gut beherrschte der junge Jogiches das Jiddische und Polnische.
Frühzeitig kam er mit der revolutionären Bewegung in Berührung. Anfangs war er fasziniert von der Attentats-Ideologie der Narodnaja Wolja, wonach der getötete Zar auf direktem Weg das Fanal für den baldigen Untergang der Zarenherrschaft abgeben sollte. Doch die spätere Öffnung zur modernen Arbeiterbewegung machte ihn für immer immun gegen das verlockende Gift naiver Revolutionsromantik. Dem aus gesellschaftlichen Widersprüchen geschöpften Sprengstoff maß er ein ganz anderes Gewicht bei als der unmittelbar ausgeübten Gewalt.
Auf der Flucht vor politischer Verfolgung und bevorstehender Einberufung gelangte Jogiches nach Zürich, wo er Ende 1890 die polnische Studentin Rosalia Luksemburg traf. Sie verliebten sich und wurden Kampfgefährten. Von seinem Großvater hatte Jogiches 15000 Rubel geerbt. Von diesem Geld unterstützte er ihr Studium und lebte mit ihr gemeinsam das Leben von Berufsrevolutionären. Während der russischen Revolution 1905 brachten beide in Warschau die Zeitung „Czerwony Sztandar“ (Rotes Banner) heraus. Die Niederlage der Revolution trieb beide nach Deutschland, wo die Sozialdemokratie großen Einfluss hatte.
Mit dem Verrat der Sozialdemokratie an der Arbeiterklasse und ihrem Übergang ins Lager des deutschen Imperialismus zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914, wurde Leo Jogiches, neben Karl Liebknecht, der als einziger SPD-Abgeordneter im Reichstag gegen die Bewilligung der Kriegskredite stimmte, zu einem der führenden Köpfe des Widerstandes gegen den Krieg. Die Texte für seine Flugblätter und für die illegalen Schriften schrieb Rosa Luxemburg (wie sie jetzt offiziell hieß) im Gefängnis, in dem sie in „Schutzhaft“ genommen war.
Aus dem Gefängnis heraus bestimmte Rosa Leo Jogiches zum Leiter der SPARTAKUS-Gruppe. Selber im Untergrund lebend, schuf der jetzt ein über ganz Kriegsdeutschland verzweigtes Netz von Widerstandsgruppen, die mit SPARTAKUS eng verknüpft waren. Er war der Bestandsbewahrer der linken, revolutionären Sozialisten in Deutschland.
Zu Ostern 1918 wurde auch Leo Jogiches, der bereits über große Erfahrung in konspirativer Arbeit verfügte, in Gefangenschaft genommen. Erst die Revolution im November brachte ihm wieder die Freiheit. Als Rosa nach der Novemberrevolution 1918 aus der Breslauer Haft nach Berlin zurückkehrte, traf sie Leo bereits in der Redaktion der „Rote(n) Fahne“ an. Mit Karl Liebknecht und anderen Genossen Spartakisten formierten beide im Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands. Während des Aufstandes von 1918/19 versuchte Jogiches vor allem, Rosa Luxemburg den Rücken freizuhalten. Jeden Tag analysierten sie gemeinsam die Lage. Doch aller Vorsicht und Planung zum Trotz wurde auch Rosa Luxemburg, zusammen mit Karl Liebknecht, vierzehn Tage nach der Parteigründung, aufgespürt, verhaftet und ermordet.
Nach der Ermordung von Karl und Rosa, übernahm Jogiches den Vorsitz der KPD und geriet damit noch stärker ins Visier der Reaktion, die jetzt dazu übergegangen war, die revolutionären Garden der Arbeiter brutal niederzumetzeln und ihre Führer durch faschistische Freikorps und Todesschwadrone systematisch und gezielt aufzuspüren und zu ermorden. Die politische Verantwortung dafür trugen namentlich sozialdemokratische Führer wie Ebert und Noske, deren Ziel es war, die Revolution in Deutschland mit allen Mitteln niederzuschlagen. Eines dieser Todesschwadrone, die später in der SA und anderen faschistischen Verbänden aufgingen, war die „Brigade Reinhard“.
Am Morgen des 10. März 1919, zwischen vier und fünf Uhr, schlug in der Schwarzastraße 9 die „3. Streifkompanie“ der Brigade Reinhard zu. Den Stamm dieser speziell auf die KPD angesetzten Sonderabteilung des Reinhardschen Freikorps stellten ein paar dutzend ehemalige Beamte der Politischen Polizei, die von Emil Eichhorn in seiner kurzen Amtszeit als Polizeipräsident von Berlin aufgelöst worden war.
Nach den Januarkämpfen in Berlin galt diese Truppe inoffiziell wieder als „Hilfspolizei des Berliner Polizeipräsidenten“. Am 19. Februar hatte ein Spitzel, dessen Name später aus der Akte herausgeschnitten wurde, den Aufenthaltsort von Jogiches verraten. Der Stab der Brigade Reinhard, „Abteilung Exekutive“, ordnete die Festnahme des in der Öffentlichkeit bis dahin wenig bekannten Mannes am 8. März an. Die Vollzugsmeldung nennt als Grund der Festnahme mit entwaffnender Offenheit: „Führer der KPD“.
Nachdem einige Tage zuvor der Belagerungszustand über Berlin verhängt worden war, hielt man es demnach nicht mehr für nötig, den politischen Zweck der Aktion durch die Anführung formaler Rechtsgründe zumindest zu verschleiern. In einer Denkschrift des preußischen Landtagsuntersuchungsausschusses zur Nachprüfung von Strafverfolgungen rümpfte man darüber 1924 allerdings die Nase: „Ein rechtlicher Grund der Verhaftung ist aus den Akten nicht ersichtlich.“
Den gab es auch gar nicht. Dafür aber etwas anderes: Den kaltblütigen Entschluss, die Kader der radikalen Linken physisch zu vernichten, und die Überlegung, dafür die mörderische, von der bürgerlichen und rechtssozialdemokratischen Presse gerade in diesen Tagen angefeuerte Pogromstimmung gegen die „Spartakisten“ auszunutzen. Jogiches hatte das geahnt: Er soll nach der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht gesagt haben, dass „die Sozialdemokraten Kurs auf unsere Vernichtung genommen“ haben.
Die Verhaftung ohne »rechtlichen Grund« wurde von Kriminalwachtmeister Werner Grahn, »der von einem Militäraufgebot unter Führung des Leutnants Kohts unterstützt wurde«, vorgenommen. Von der »Exekutivabteilung« wurde Jogiches an Grahn und einen Angehörigen der »Streifkompanie«, den ehemaligen Kriminalwachtmeister Ernst Tamschick (der an der Verhaftung nicht beteiligt gewesen war), übergeben – angeblich zur »Überführung« in das Untersuchungsgefängnis des Kriminalgerichts Moabit. Grahn und Tamschick behaupteten in ihrer Vernehmung, den Befehl dazu von einem Leutnant Lenz erhalten zu haben. Der allerdings bestritt später »entschieden, etwas mit der Sache zu tun zu haben, die ihn dienstlich auch gar nichts anging«.
In einem Vernehmungszimmer des Kriminalgerichts wurde Jogiches offenbar ein oder zwei Stunden lang misshandelt. Dann nahmen Grahn und Tamschick eine »Verlegung« vor. Auf einer abwärts führenden Treppe gaben die beiden mehrere Schüsse auf Jogiches ab. Ein Schuss von Tamschick traf Jogiches in den Hinterkopf, die Kugel trat über dem linken Auge wieder aus.
Beide behaupteten anschließend, Jogiches habe einen Fluchtversuch unternommen. Die erwähnte Denkschrift von 1924 bemerkt zu den »Ermittlungen« des »militärischen Gerichtsherrn«, eines Majors von Kühlewein: »Die Vernehmung geschah in der Art, dass dem Tamschick die Aussage des erstvernommenen Grahn verlesen wurde, worauf er sie bestätigte.« Das Ergebnis »auf der Flucht erschossen« sei festgestellt worden, »ohne dass [eine] Obduktion der Leiche oder [eine] Lokalbesichtigung des Tatorts durch Gerichtspersonen stattgefunden haben«.
Eine auf Antrag der Hinterbliebenen durchgeführte Nachuntersuchung wurde von dem zuständigen Staatsanwalt mit diesem Aktenvermerk beendet: »Hier ist nichts weiter zu veranlassen. Der Kriminalbeamte Tamschick hat korrekt gehandelt.« Tamschick wurde, nachdem er im Mai 1919 auch noch Heinrich Dorrenbach, einen der Anführer der ehemaligen Volksmarinedivision, nach exakt dem gleichen Muster – »auf der Flucht« im Treppenhaus des Kriminalgerichts Moabit – ums Leben gebracht hatte, auf Veranlassung des preußischen Innenministers Wolfgang Heine (SPD) in die Sicherheitspolizei aufgenommen und zum Leutnant befördert, allerdings vorsichtshalber nach Ostpreußen abgeschoben. Dort kam er, wie 1922 eine Anfrage der KPD-Fraktion im preußischen Landtag herausbrachte, unter dem Innenminister Carl Severing (SPD) bzw. dem Polizeipräsidenten Josef Lübbring (ebenfalls SPD) als Oberleutnant in der Schutzpolizei von Königsberg unter. Er trat später der NSDAP bei. Mehr weiß man, da seine Personalakte unauffindbar ist, nicht über diesen kaltblütigen Mörder – aber das reicht ja schon.
In der „Rote(n) Fahne“ vom 12. März 1919 erschien ein letzter Artikel von Leo Jogiches, in dem er die Schuldigen am Tod von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht benannte. Das war der letzte Dienst, den er seinen Kampfgefährten erweisen konnte. Der Artikel erschien postum, denn am 10. März war er jetzt selber zum Opfer der kaltblütigen Mörder geworden, die auf den Leichen und dem Blut der Revolutionäre ihre „Weimarer Republik“ errichteten, die mit dem 30. Januar 1933 ihr unrühmliches Ende fand.
KÄTHE KOLLWITZ notierte unter dem 16. 3. 1919: „Mal wieder im Leichenschauhaus gewesen, einen Erschossenen gezeichnet… Sie nannten ihn LEO.“
Ihm und seinen Mitkämpfern widme ich die letzte Strophe des Gedichtes DIE IDEE von Pierre-Jean de BÉRANGER:
Da plötzlich: Blitz und Donnerkrachen
Und Blut und Tod! Hinsinken stumm
Heroen vor dem Feuerrachen
Blindwütiger Disziplin ringsum
Doch trotzig aus dem Pulverqualme
Hebt die Idee sich kampfgestählt
Reicht den Gefallenen die Palme
Trägt fort die Fahne um die Welt.
Der Rest ist Allgemeinwissen und Geschichte der Novemberrevolution. Mir geht es um die Geschichte der KPD, Novemberrevolution und die Kontinuität des reaktionären deutschen Bürgertums, von 1848 über 1971, 1914-1918, 1933-45 und dann wieder ab 1990. Ab 1914 stets mit der Sozialdemokratie als treuer Steigbügelhalter der Reaktion und Konterrevolution. Den ganzen trotzkistischen und „antistalinistischen“ Rotz, der z.B. in der jW u.a. vorkommt, habe ich großzügig entfernt, weil er mich nicht interessiert.
Die Spartakusanhänger leisteten eine unermüdlich Arbeit, um die Massen für die Rätemacht zu gewinnen. Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Wilhelm Pieck und andere sprachen fas täglich in mehreren Versammlungen und auf Kundgebungen in Betrieben und Kasernen. In dieser Zeit wurden sie bereits wieder von der Reaktion verleumdet, gehetzt und verfolgt.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Trotz großem Heroismus seiner Mitglieder gelang es jedoch nicht, das Programm des Spartakusbundes zu verwirklichen. Die Monopolbourgeoisie rang im November/Dezember 1918 mit neuen raffinierten Formen und Methoden um die Aufrechterhaltung ihrer macht. Sie stützte sich auf die für sie unentbehrlich gewordenen rechten Führer der Sozialdemokratie, welche die imperialistische Klassenherrschaft gegen das revolutionäre Proletariat verteidigten.
Die Erfahrungen der Novemberrevolution sowie die Lehren der Oktoberrevolution und das Beispiel der Bolschewiki zeigten, dass die Arbeiterklasse nicht siegen kann, ohne eine ideologisch und organisatorisch einheitliche marxistisch-leninistische Partei. Heute muss man dazu ergänzen, dass sie ohne eine funktionierende marxistisch-leninistische Partei den Sieg nicht behaupten kann und wieder verliert.
Der Spartakusbund zog die entscheidende Lehre, dass eine festgefügte revolutionäre Partei, die den Bruch mit dem Opportunismus vollzieht und sich von den Lehren Marx’. Engels’ und Lenins leiten lässt, die Grundbedingungen für die Verwirklichung der historischen Mission der Arbeiterklasse ist.
Der erbitterte Kampf zwischen Revolution und Konterrevolution 1918 machte die objektive Notwendigkeit einer solchen Partei immer sichtbarer.
Die Entwicklung bis zum Reichsrätekongress zeigte, dass die rechten Führer der USPD zwischen den Klassenfronten schwankten, gegenüber der Konterrevolution nachgaben und somit zur Niederlage der Arbeiterklasse beitrugen. Die rechten Führer der USPD gaben den Rat der Volksbeauftragten als „sozialistische“ Regierung aus, deckten das Bündnis Ebert-Groener, nahmen die Entmachtung der Räte und den Beschluss über die Wahlen zur Nationalversammlung tatenlos hin und desorientierten damit breite Massen im Klassenkampf.
Deshalb war es für den Spartakusbund notwendig, völlig mit der USPD zu brechen und sich als selbstständige Partei zu organisieren.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Der Gründungsparteitag der KPD
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Am 29. Dezember 1918 trat in Berlin im Preußischen Abgeordnetenhaus eine Reichskonferenz des Spartakusbundeszusammen. Sie beriet in nichtöffentlicher Sitzung über die Gründung einer eigenen Partei, die nach kurzer Debatte gegen drei Stimmen geschlossen wurde. Am 30. Dezember 1918 trat der Gründungsparteitag zusammen, der bis zum 1. Januar 1919 tagte. An ihm nahmen insgesamt 127 Delegierte aus 56 Orten teil. Nach dem mit stürmischem Beifall aufgenommenen Referat Karl Liebknechts über die Krise der USPD konstituierte sich durch einstimmigen Beschluss der Delegierten die neue Partei unter dem Namen: Kommunistische Partei Deutschlands(Spartakusbund).
Heimatorte der Delegierten:
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Einen weiteren Höhepunkt des Parteitages bildeten die Beratung und der Beschluss über das Programm der KPD, das Rosa Luxemburg begründete. Unter der begeisterten Zustimmung der Delegierten erklärte Rosa Luxemburg: „Nun, Parteigenossen, heute erleben wir den Moment, wo wir sagen können: Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner.“
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Das Programm stellte der antikommunistischen Theorie eines „demokratischen Sozialismus“(Diese antikommunistische Theorie kennen wir ja auch in der heutigen Zeit zur Genüge. So z.B. von der SPD und der LINKEN)die marxistische Auffassung vom Sozialismus entgegen und orientierte auf den revolutionären Sturz des Imperialismus und die Errichtung der Diktatur des Proletariats. Es wurde von den Delegierten einstimmig angenommen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die Gründung der KPD war ein Wendepunkt in der Geschichte Deutschlands und der deutschen Arbeiterbewegung. Die deutsche Arbeiterbewegung besaß wieder eine organisierte revolutionäre Vorhut mit einem klaren marxistischen Programm, das der neuen Epoche der Weltgeschichte entsprach und in Grundfragen des Staates und der Revolution mit der Partei Lenis übereinstimmte. Seit der Gründung der KPD wurde in der deutschen Arbeiterbewegung der völlige Bruch mit dem Opportunismus vollzogen und die Voraussetzung für die Überwindung ihrer Spaltung und die Einigung der Arbeiterklasse auf revolutionärer Grundlage geschaffen.
In harten, opferreichen Klassenkämpfen begann vom ersten Tage an der Weg der Entwicklung der jungen KPD zu einer revolutionären Massenpartei nach dem Vorbild der Partei Lenins. Von Anfang an stand die KPD unbeirrbar auf dem Boden des proletarischen Internationalismus und war fest mir dem ersten sozialistischen Staat der Welt verbunden.
Die Entstehung der KPD war ein Beitrag für die Gründung der neuen Kommunistischen Internationale.
Einige Gründer der KPD
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982