Nach der Brüsseler Parteikonferenz verstärkten die Kommunisten und andere antifaschistische Widerstandskämpfer ihre Anstrengungen im Kampf gegen das Naziregime. Hierbei zeichneten sich in den folgenden Jahren zwei Schwerpunkte ab. Einmal vervielfachte die Führung der KPD ihre Anstrengungen, die Einheitsfront der Arbeiterklasse herzustellen und einheitliche Kampfaktionen gegen den Faschismus zu organisieren. So suchten Walter Ulbricht und Franz Dahlem noch im November 1935 in Prag die sozialdemokratische Führung auf und unterbreiteten dort Vorschläge.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Auch diese Vorschläge wurden wieder von sozialdemokratischen Führern, wie Hans Vogel und Friedrich Stampfer, abgelehnt. Dennoch kam es in der Emigration und in Deutschland zu gemeinsamen Stellungnahmen und Aktionen von Kommunisten und Sozialdemokraten. Anlässlich der Ermordung des Kommunisten Rudolf Claus wegen seiner Tätigkeit in der Roten Hilfe(Eine Schande, was aus der Roten Hilfe heute geworden ist.), wandten sich führende Kommunisten und Sozialdemokraten erstmals in einer gemeinsamen Erklärung gegen das faschistische Mordregime an die deutsche und internationale Öffentlichkeit. Die Kommunistische Partei und die Sozialdemokratische Partei veröffentlichten im Saargebiet zur im März 1936 geplanten Reichstagswahl einen gemeinsamen Aufruf gegen die faschistische Politik des Lohnraubs, des Terrors und der Aggressivität. Gemeinsame Kampfaktionen von Bergarbeitern auf einigen Saar- und Ruhrgruben, die mitunter bis zu kurzen Streiks gingen, so auf vier Zechen in Wanne-Eickel Ende Februar 1936, zeigen die großen Anstrengungen zur Verwirklichung des gemeinsamen Kampfaufrufs.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Zum anderen suchte die KPD im Kampf alle antifaschistischen Kräfte zu einer einheitlichen Volksfront zusammenzuschließen. So kam im November 1935 im Pariser Hotel Lutetia unter dem Vorsitz von Heinrich Mann ein größerer Kreis von Sozialdemokraten, Kommunisten, Katholiken, Funktonären der Sozialistischen Arbeiterpartei(SAP) und einigen Vertretern der bürgerlichen Opposition zusammen, um über gemeinsame Schritte zum Kampf gegen das Naziregime zu beraten. Es bedurfte großer Anstrengungen, um auf einer Konferenz von etwa 100 Vertretern am 02. Februar 1936 eine erste gemeinsame Stellungnahme gegen den Hitlerfaschismus herbeizuführen. Durch die Ausarbeitung von Vorschlägen für ein Programm der deutschen Volksfront durch das Politbüro des Zentralkomitees der KPD im Juni 1936 wurde dieser Prozess der Herausbildung einer deutschen antifaschistischen Volksfront weiter gefördert und die Tätigkeit des in Paris gebildeten Ausschusses für eine deutsche Volksfront unterstützt.
Auf Anregung Wilhelm Piecks veröffentlichte der Volksfrontausschuss anlässlich des vierten Jahrestages der Errichtung der faschistischen Diktatur in Deutschland einen „Aufruf für die deutsche Volksfront, für Frieden, Freiheit und Brot!“ Er war das erste bedeutsame programmatische Dokument das gemeinsam von Kommunisten ( Franz Dahlem, Wilhelm Florin, Wilhelm Koehnen, Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht), Sozialdemokraten (Siegfried Aufhäuser, Karl Böchel, Rudolf Breitscheid, Toni Sender) und der Sozialistischen Arbeiterpartei sowie Vertretern der deutschen Intelligenz, wie Johannes R. Becher, Lion Feuchtwanger, Wolfgang Hallgarten, Wieland Herzfelde, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann, Arnold Zweig und anderen unterzeichnet worden war.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Diese Anstrengungen hatten auch Auswirkungen in Deutschland selbst. Ende Dezember 1936 verbreitete eine von Berliner Sozialdemokraten organisierte Volksfrontgruppe ihr politisches Programm als einen Entwurf für eine Volksfrontplattform. Am 1. März 1937 bildete sich ein einheitlicher Arbeitsausschuss für die Vorbereitung einer Volksfront des Saargebietes.
An diesem Kampf für die antifaschistische Einheits- und Volksfront hatten die besten Vertreter deutschen Geisteslebens einen hervorragenden Anteil. Sowohl revolutionäre und bürgerlich-humanistische Schriftsteller, wie Johannes R. Becher, Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Ernst Toller sowie Heinrich Mann und Thomas Mann, als auch Wissenschaftler und Künstler reihten sich in die gemeinsame Front des Kampfes gegen den Faschismus ein. Die Gedichte Johannes R. Bechers zeichneten das Bild des revolutionären, von der Liebe zur Heimat und zum Volk und vom Hass gegen die Feinde des Volkes gleichermaßen durchdrungen Patrioten. (Heute wird der Begriff „Patriot“, bzw. „Patrioten“ von Rechten, bzw. Nazis missbraucht.)
Willi Bredels „Prüfung“, Wolfgang Langhoffs „Moorsoldaten“ und Friedrich Wolfs „Professor Mamlock“ halfen, um nur einige Werke zu nennen, dem faschistischen Regime vor aller Welt die Maske vom Gesicht zu reißen.
Die Werke Brechts wurden in diesen Jahren weltbekannt. Heinrich Mann rang sich zu Positionen eines kämpfenden Humanismus durch. In seinem großen Romanwerk „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ und „Die Vollendung des Königs Henri Quatre“ zeugt der literarische Held von der Unüberwindlichkeit des kämpferischen Humanismus.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR
Der Kampf um der antifaschistischen Einheits- und Volksfront