Der Beginn des Imperialismus

Die Herrschaft der Monopolverbände

Die rasche Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hatte alle wirtschaftlich fortgeschrittenen Länder erfasst. Neue Industriestaaten rückten in die Reihe der führenden kapitalistischen Länder auf: USA, Deutschland und Japan.

In allen bedeutenden kapitalistischen Staaten hatten um die Jahrhundertwende – wie in Deutschland – die Industrie- und Bankmonopole beherrschenden Einfluss erlangt.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Periode des Kapitalismus der freien Konkurrenz war zu Ende; die neue Stufe der kapitalistischen Entwicklung wird als Monopolkapitalismus oder Imperialismus bezeichnet.

Der Begriff „Imperialismus“ wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Bezeichnung für das Eroberungsstreben Napoleons (imperare, lat. = herrschen) und in dn1870eer Jahren als Schlagwort für die Kolonialpolitik der englischen Regierung verwendet. Mit der Herausbildung des Monopolkapitalismus bekam der Begriff die jetzige Bedeutung.

Die Monopole untereinander führten heftige Kämpfe um die Beherrschung der Märkte und Rohstoffquellen. Dem Konkurrenzkampf und den Wirtschaftskrisen waren nicht alle Monopole in gleicher Weise gewachsen. Die schwächeren Monopole wurden von den stärkeren geschluckt.

Nicht immer konnten die Monopole ihre Konkurrenten vernichten. In solchen Fällen zogen sie es vor, mit konkurrierenden Monopolen Abkommen zu treffen, die allen Beteiligten weiterhin höchste Preise für ihre Waren sicherten. So entstanden mächtige Monopolverbände.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Entwicklung des Finanzkapitals

Die Monopolbildung erstreckte sich auch auf die Banken. Es entwickelten sich Großbanken, die über beträchtliche Teile des Vermögens der Wirtschaft und des Staates verfügten. Kredite gewährten sie vor allem solchen Betrieben, die hohe Profite erzielten. Die Großbanken förderten die Bildung und Festigung der Industriemonopole. Um zu sichern, dass die Kredite möglichst gewinnbringend verwendet wurden, forderten sie die direkte Teilnahme an der Leitung der Monopole. Dazu ernannten sie ständige Vertreter der Banken.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Industriemonopole waren an einer festen Verbindung mit bestimmten Großbanken interessiert, von denen sie ihr Kapital verwalten lassen und jederzeit größere Kredite bekommen konnten. Auch die Industriemonopole sandten ihre Vertreter in die Leitungen der Großbanken. Außerdem kauften die Banken Aktien der Industrieunternehmen und diese wiederum Aktien der Banken auf.

Zeitgenössische Karikatur über die Herrschaft der Monopole in den USA
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Diese personelle und ökonomische Verflechtung gipfelte in der Verschmelzung von Industrie- und Bankkapital zum Finanzkapital. Dadurch gelangte eine nur kleine Schicht von Finanzkapitalisten zu überaus großer ökonomischer Macht. Der amerikanische Finanzkapitalist Morgan war beispielsweise in den Leitungen von 5 Banken, 50 Eisenbahngesellschaften, 3 Schifffahrtsgesellschaften, 8 Versicherungen und 40 Industrieunternehmen vertreten.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Finanzkapitalisten nutzten ihre ökonomische Machtstellung, um politischen Einfluss auf den bürgerlichen Staat und die ganze Gesellschaft zu erlangen. Der bürgerliche Staat wurde mehr und mehr zu einer Interessenvertretung der mächtigsten Monopole. In den USA, in England und Japan übernahmen Vertreter der Monopole Regierungsämter. Der englische Finanzkapitalist Balfour, der an der Spitze bedeutender Eisen- und Stahlwerke stand, leitete von 1902 bis 1905 als Premierminister die Regierungsgeschäfte. Außerdem waren mindestens 11 Mitglieder seiner Regierung Gründer oder Direktoren von 17 Monopolvereinigungen.

Der Kampf um die ökonomische Aufteilung der Welt

Um möglichst hohe Profite zu erzielen, strebten die Monopolverbände ständig nach weiteren Rohstoffquellen und Absatzmärkten. Ökonomisch schwächere Länder, wie die Türkei, China, Persien oder die Balkanstaaten, wurden zum Tummelplatz einander bekämpfender Monopolverbände und imperialistischer Regierungen. Um ungestört die Rohstoffe und Bodenschätze in solchen Ländern nutzen, die billigen Arbeitskräfte ausbeuten und diese Gebiete als Absatzmärkte sichern zu können, wurde ein erbarmungsloser Konkurrenzkampf geführt. Bei der Wahl der Mittel für den Kampf gegen die Konkurrenten gab es für die Leitungen der Monopole keinerlei Hemmungen. Zeitweilige Preisunterbietungen, Dumping genannt, Bestechungen, Drohungen und Gewalttaten gegen Konkurrenzvertreter sollten die Ziele erreichen helfen.

Die imperialistischen Regierungen griffen oftmals in solche Auseinandersetzungen ein und unterstützten die Monopole ihrer Länder mit staatlichen Mitteln: Kredite wurden gewährt oder plötzlich gekündigt, Erpressungen mit diplomatischen Mitteln organisiert, militärische Gewalt angedroht oder eingesetzt, um di betroffenen Länder in ökonomische und politische Abhängigkeit zu bringen.

Konnten die Konkurrenten nicht aus dem Felde geschlagen werden, so kamen oft Vereinbarungen mit ihnen zustande, die die gemeinsame Unterdrückung und Ausbeutung abhängiger Länder regelten. Es entstanden internationale Monopolverbände. Solche Vereinbarungen beendeten jedoch den Konkurrenzkampf nicht. Sobald sich das Kräfteverhältnis zwischen den konkurrierenden Monopolverbänden veränderte, wurden solche Vereinbarungen gebrochen.

Die Aufteilung der Welt unter die Monopolverbände am Beispiel der Elektroindustrie vor dem ersten Weltkrieg
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

So hörte trotz der Vereinbarungen zwischen der AEG und der CEC über die Ausbeutungsgebiete (siehe Karte) der Konkurrenzkampf nicht auf.

Besonders raffiniert ging die AEG zu Werke, um den Herrschaftsbereich dieses Elektromonopols zu vergrößern. In allen von der AEG beherrschten Ländern gründete ihr Präsident Emil Rathenau einheimische Tochtergesellschaften, die leichter zu den betreffenden Ländern vordringen konnten und die Herrschaft der AEG verschleierten.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Der Kampf um die ökonomische Aufteilung der Welt unter die Monopolverbände vertiefte die Widersprüche zwischen den imperialistischen Staaten sowie die Widersprüche zwischen den imperialistischen und abhängigen Staaten.

Die Unterwerfung Afrikas durch England und Frankreich

In den Kolonien, das heißt in den Ländern, die völlig von kapitalistischen Staaten beherrscht wurden, konnten die Monopole ohne ausländische Konkurrenz geschützt durch die Staatsgewalt Rohstoffquellen erschließen, den Absatz der Waren organisieren, Betriebe und Verkehrsanlagen bauen und vorhandene billige Arbeitskräfte mit doppeltem und dreifachem Profit ungehindert ausbeuten. Diese Profitmöglichkeiten lösten im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts eine wilde Jagd nach Kolonien aus, an der sich alle kapitalistischen Industrieländer beteiligten.

Zwei der ältesten kapitalistischen Staaten – England und Frankreich – hatten bereits bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts riesige Kolonialgebiete in Asien, Amerika und Afrika erobert. (siehe Karte „Die Welt im Jahre 1870“)

Die Welt im Jahre 1870
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Ein Ziel zahlreicher Kolonialeroberungen der Kapitalisten und ihrer Regierungen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts war der afrikanische Kontinent.

Nach einem Gefecht französischer Kolonialsoldaten und ihrer Hilfstruppen gegen die Bevölkerung von Dahomey (1891). (Zeitgenössische Darstellung)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die bedeutendsten Kolonialgebiete eroberten Frankreich und England. Zwischen beiden Staaten kam es dabei immer wieder zu Auseinandersetzungen. Ein solcher Konflikt war zum Beispiel die Faschodakrise 1898. Eine englische Militärabteilung, die den Sudan unterwerfen und damit die Herrschaft Englands über Ägypten sichern sollte, traf Mitte September 1897 bei Faschoda auf französische Kolonialsoldaten, die den Ort bereits besetzt hatten. Dieser Wettlauf um die Unterwerfung des Sudan führte 1898 zu ernsten Konflikten zwischen England und Frankreich. 1899 einigten sich die Regierungen über die Abgrenzung der englischen und französischen Kolonialgebiete in Afrika (siehe Karte „Die Welt im Jahre 1914“)

Die Welt im Jahre 1914
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Um die Jahrhundertwende war Afrika unter die imperialistischen Mächte aufgeteilt. Dabei war es für die Völker Afrikas völlig ohne Bedeutung, ob ihre imperialistischen Unterdrücker deutscher, englischer oder französischer Nationalität waren. Imperialistische Kolonialpolitik bedeutete immer: Ausbeutung, Unterdrückung, Hunger und Rechtlosigkeit.

„Die englische Kolonialpresse.“ (Zeitgenössische Karikatur von Th. Th. Heine aus dem „Simplizissimus“
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Der Kolonialkrieg gegen die Herero

Mit besonderer Grausamkeit unterdrückten die deutschen Imperialisten die von ihnen beherrschten Kolonialvölker. Ein charakteristisches Beispiel dafür war der Krieg gegen die Herero von 1904 bis 1907. Die deutschen Kolonialherren verdrängten die Herero, eine große Völkerschaft in Südwestafrika, aus den fruchtbarsten Gebieten in Küstennähe.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die offizielle Entschuldigung der Familie von Trotha erfolgte erst im Jahre 2004.                                     Siehe Wikipedia.

Im Jahre 1904 erhoben sich die verzweifelten Hereros gegen ihre Unterdrücker und die Räuber ihres Besitzes. Die kaiserliche Regierung sandte daraufhin 14 000 Soldaten nach Südwestafrika. Die Herero wehrten sich tapfer, konnten aber gegen die modernen Gewehre und Geschütze der Soldaten wenig ausrichten. Nur 6 000 Hereros besaßen unmoderne Gewehre, die übrigen nur Holzkeulen. Gewaltsam wurden sie von den Wasserstellen abgedrängt. Der Kommandeur der deutschen Kolonialsoldaten verweigerte selbst Frauen, Kindern und Verwundeten das lebensnotwenige Wasser.

Voller Verzweiflung wagten die Herero einen Marsch durch die wasserlose Wüste von Omaheke, um Südafrika zu erreichen. Von 100 000 Herero überlebten nur 20 000 den Kolonialkrieg.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Anmerkung von Petra Reichel: In der alten BRD hat man nichts über den Kolonialkrieg gegen die Herero gelernt. Es wurde sich nur in der DDR damit befasst.

Erst Jahre nach der Annexion der DDR durch die BRD, beschäftigten sich politisch Verantwortliche mit dem brutalen Vorgehen gegen die Herero. 

Näheres dazu: siehe Wikipedia

Deutsche Offiziere Keetmannshoop(heute Namibia) um 1904
 Bild entnommen aus DER SPIEGEL  48a, 2021

Siehe Artikel aus DER SPIEGEL 48a, Dez 2021

Artikel aus DER SPIEGEL 48a, Dez 2021
Völkermorddenkmal in Windhoek (2016)
Bildquelle: Von Pemba.mpimaji – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54308729

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Befreiung der KZs Auschwitz und Dachau

Was war die DDR ?

Zeitzeugen erinnern sich

Entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 5/25.01.2020

Don Greenbaum gehörte zu jenen Soldaten, die das KZ Dachau befreiten. Iwan Stepanowitsch Martynuschkin gehörte damals zu den sowjetischen Soldaten die das KZ Auschwitz befreiten

Die Berichte der Zeitzeugen befinden sich im SPIEGEL-Artikel (DER SPIEGEL Nr. 5/15.01.2020) Siehe angehängte PDF-Datei.

Der Zeitzeuge der der US-Armee:

GI Greenbaum

Bildquelle: Foto Sara Lewokowicz/DER SPIEGEL
Entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 5/25.01.2020

ehemaliger US-Soldat Greenbaum Zeitzeuge Don Greenbaum heute

Bildquelle: Foto Sara Lewokowicz/DER SPIEGE
Entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 5/25.01.2020

Der Zeitzeuge der Sowjetarmee:

Offizier Martynuschkin

Bildquelle: Foto Sara Lewokowicz/DER SPIEGEL
Entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 5/25.01.2020

Ehemaliger Sowjetkämpfer Martynuschkin Zeitzeuge Stepanowitsch Martynuschkin heute

Bildquelle: Foto Sara Lewokowicz/DER SPIEGEL
Entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 5/25.01.2020

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Die Tätigkeit der Spezialkommissionen

In Jahr 1958 wurde auf Befehl des Ministers in der HA IX eine spezielle
 Kommission zur Untersuchung von Brand- und Mordfällen geschaffen: die „Spezialkommission“. 1967 wurden gleichartige Spezialkommissionen in
einigen, später in allen Abteilungen IX(die Abteilungen des MfS waren mit römischen Zahlen gekennzeichnet. Dazu in einem späteren Beitrag mehr.) der Bezirksverwaltungen gebildet.
Sie hatten insbesondere Brände, Havarien, Gewaltakte und Todesfälle zu untersuchen, bei denen es sich um Terror- oder Diversionsakte handeln konnte, die einen möglicherweise staatssicherheitsspezifischen Hintergrund hatten
oder die wegen beträchtlicher Unruhe in der Bevölkerung und anderen Auswirkungen die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich beeinträchtigen
oder berühren konnten. Kritisch anzumerken ist, dass mitunter diese
Spezialkräfte des MfS auch zur Aufklärung und Untersuchung von Vorkommnissen eingesetzt wurden, obwohl dafür andere Staatsorgane zuständig
 und dazu auch in der Lage waren.

Zuständigkeitsstreit

Bildquelle: Pharmazeutische Zeitung online https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=6489

Das Zuständigkeitsgerangele kennen wir aus allen Ländern der Welt und das gab es früher und gibt es auch heute. In US-amerikanischen Krimis wird dieses Thema oft angesprochen. So z.B. das Zuständigkeitsgerangele zwischen FBI und örtlicher Polizei

Die Kommissionen arbeiteten mit den kriminalistischen Mitteln und Methoden,
wie sie auch von den entsprechenden Spezialkommissionen der Deutschen
 Volkspolizei zur Anwendung kamen. Sie konnten sich aber in ihrer
Tätigkeit zugleich auf das gesamte operative Potential(mit geheimdienstlichen Mitteln agieren)des MfS stützen. Mit
den Untersuchungsorganen(Polizei) des Ministeriums des Innern(MdI) wurde dabei eng zusammengearbeitet. Das war in der DDR selbstverständlich und entsprach der Rechtsordnung und auch den Erwartungen der Bevölkerung
zum Schutz vor Straftaten und anderen schwerwiegenden Störungen
 ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Unter aktiver Mitwirkung der Spezialkommissionen erfolgte die Aufklärung
 von Morden und Todesfällen, einer beträchtlichen Anzahl schwerer Anschläge
 gegen Grenzsicherungskräfte und Grenzsicherungsanlagen, die Aufklärung
 von Flugzeugunfällen und anderen Vorkommnissen im Flugbetrieb sowie
 von Großbränden, Havarien(größere Unfälle/Unglücke) und anderen schweren Störungen in der Volkswirtschaft. Beispielsweise wurden in den Jahren 1969 bis 1971 in den Kreisen
Eberswalde und Oranienburg gemeinsam mit Angehörigen der Deutschen
 Volkspolizei Morde an Kindern aufgeklärt, die zu erheblicher Beunruhigung
 unter der Bevölkerung geführt hatten.

Straftaten im Transitverkehr zwischen der BRD und Westberlin aufzuklären
war besonders schwierig, da es kein Rechtshilfeabkommen zwischen
der DDR und der BRD gab. Erinnert sei an den spektakulären Mord
 an der BRD-Bürgerin Maria H. im Herbst 1966 auf einem Parkplatz bei
Eisenberg (Thüringen). Ihre Leiche war bei Leipzig abgelegt worden. Der
 Täter schleuste mit den Papieren der Ermordeten die minderjährige DDR-Bürgerin
 Elke K. aus. Die Übergabe der Beweise führte dazu, dass die Behörden 
der BRD dem Wunsch der Elke K. nach Rückführung in die DDR entsprechen 
mussten.

Wie dieses Vorkommnis, so wurde auch der tragische Todesfall eines Transitreisenden bei der Grenzpassage an der Grenzübergangsstelle Drewitz im 
April 1983 seitens der BRD zu einem Politikum gemacht und führte zu einer erheblichen Verschärfung der Beziehungen zwischen der DDR und der BRD.
 Es konnte gerichtsmedizinisch nachgewiesen werden, dass der Mann nicht misshandelt worden war, sondern an 
Herzversagen starb. Beim Sturz vom Stuhl hatte sich der bereits Tote Verletzungen
 am Kopf zugezogen. Sie waren Folge, nicht Ursache seines Todes.
 Dieser Fall wurde in der Asphaltpresse der BRD hochgekocht und von anderen Westmedien übernommen. Das löste Missstimmung in der Bevölkerung der BRD gegenüber der DDR aus und führte auch in der hohen Politik zu einer Krise. Die DDR musste Geld ausgeben, um den Fall in Hamburg untersuchen zu lassen. Da hat sich bestätigt, dass er Betroffene an  Herzversagen während der Kontrolle am Grenzübergang starb. Die angebliche Misshandlung durch Grenz-“beamte“ hat sich als Märchen (der Asphaltpresse der BRD)entpuppt. Aus der heutigen Sicht müssen auch der DDR gegnerisch eingestellte Medien und Institutionen(es gibt einen Link zur „Bundeszentrale für politische Bildung“)die Wahrheit sagen. Siehe nachfolgende Artikel und Link.

Ausschnitt Toter vom Grenzübergang Drewitz 1983

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60 x Deutschland Artikel Toter Grenzübergang Drewitz 1983Sehr sinnig. Link funktioniert nicht mehr. Die Seite gibt es nicht mehr.


Nach 1989 wurde versucht, im Falle des angeblichen Honecker-Attentates
 bei Wandlitz die Untersuchungsergebnisse der Spezialkommission in Zweifel
 zu ziehen. Die Untersuchungen hatten seinerzeit zweifelsfrei ergeben,
dass es sich bei dem Vorkommnis Sylvester 1982 nicht um einen Anschlag
 gehandelt hatte. Vielmehr hatte ein betrunkener Autofahrer, der durch verkehrswidriges Verhalten aufgefallen und deshalb von Sicherungskräften angehalten
 worden war, mit einer von ihm mitgeführten Pistole geschossen und
 sich dann selbst durch Kopfschuss getötet.
 Dennoch wurde gegen einen Angehörigen der Sicherungskräfte ein Ermittlungsverfahren wegen Mordverdachts eingeleitet. Erst 1995 gestand die
zuständige Staatsanwaltschaft ein, dass es weder einen Attentatsversuch auf
 Erich Honecker gegeben noch der beschuldigte Angehörige der Sicherungskräfte
einen Mord begangen hatte.
 Darüber ist in den West-Medien viel spekuliert worden. Nach 1990 hat man dies wieder herausgeholt. Der „Focus“ berichtet in einem Artikel vom 16.05. 2014 im Nachhinein sachlich über die Erinnerungen von Honeckers Leibwächter Bernd Brückner.

online Focus

Bernd Brückner Leibwächter von Honecker

Bernd Brückner, Leibwächter von Erich Honecker

Bildquelle: Online Focus https://www.focus.de/politik/deutschland/das-honecker-attentat-von-klosterfelde-als-ein-betrunkener-ddr-waffennarr-die-stasi-blossstellte_id_3850919.html

Erich Honeckers 1989er Citroën CX Prestige Rallongée Turbo II

Honeckers Auto

Bildquelle: Online Focus https://www.focus.de/politik/deutschland/das-honecker-attentat-von-klosterfelde-als-ein-betrunkener-ddr-waffennarr-die-stasi-blossstellte_id_3850919.html

Es ist aber schleierhaft, wieso bei dem strengen Waffenrecht der DDR(„Otto Normalbürger“ und „Lieschen Müller“ hatten in der DDR keine Chance Waffen zu besitzen)Paul Eßling ein ganzes Waffenarsenal besitzen konnte? Hatte schon 1982, als der Vorfall geschah, die DDR-Staatsmacht gebröckelt? In diesem Fall ist die reißerische Überschrift des „Focus“ „Als ein betrunkener DDR-Waffennarr die Stasi bloßstellte“ nicht mal verkehrt.

online Focus


Insgesamt haben die Untersuchungsorgane des MfS im Zusammenwirken mit anderen Untersuchungsorganen jährlich mehrere Hundert Havarien, Brände und Störungen in der Volkswirtschaft, Verluste von geheimen Dokumenten, Diebstähle und Verluste von Waffen und Militärtechnik und ähnliche schwerwiegende Vorkommnisse untersucht und aufgeklärt.

Buchtitel Die Sicherheit Kopie 3

Text:

Karli Coburger und Dieter Skiba, bearbeitet von Petra Reichel

Entnommen aus dem Buch „Die Sicherheit“

Website MfS-Insider

Das gesamte Buch oder einzelne Kapitel können von der Website www.mfs-insider.de heruntergeladen werden.

Original-Text

Spezialkommissionen

Abhanden gekommenes Klassenbewusstsein

Rotfuchs

 

In der Ausgabe des „RotFuchs“ von Mai 2017 beschreibt ein Artikel die Vorgänge in einem Betrieb während der Konterrevolution in der DDR. Dazu kann man nur sagen, dass der Arbeiterklasse in der DDR das Klassenbewusstsein abhanden gekommen ist. Wäre dieses noch vorhanden gewesen, wäre der Ablauf der Ereignisse ein Anderer gewesen und die DDR würde vielleicht noch bestehen.

Der Artikel beschreibt auch, dass es bald diesen Betrieb nicht mehr gab. Die damaligen Arbeiterinnen und Arbeiter lernten bald Arbeitslosigkeit, Armut und prekäre Beschäftigung kennen.


 

Was nicht in den Personalakten stand

Autor: Dr. Hans Rost

Wir schrieben das Jahr 1989. In unserem damals volkseigenen Werk waren insgesamt etwa 900 Beschäftigte tätig. Die Unzufriedenheit hatte zugenommen und nun, zum 40. Jahrestag der DDR, ihren Höhepunkt erreicht. Da erschien eines Tages eine Abordnung von Betriebsangehörigen in meinem Büro. Sie verlangten im Namen aller anderen Einsicht in ihre Personalakten und deren Herausgabe. Der Wortführer, ein junger Mann aus dem Bereich der Instandhaltung, erklärte: „Wir wollen alle sehen, was ihr über uns an die Staatssicherheit berichtet habt, und warum wir nicht, so wie wir wollen, in den Westen fahren dürfen, und warum keiner etwas gegen die immer größer werdenden Missstände unternimmt.“

Ich hatte nur wenig Zeit zum Überlegen. Ich entschied aufgrund der aufgeheizten Stimmung, der Forderung nach Akteneinsicht nachzukommen. „Morgen früh ab 7 Uhr können alle in der Personalabteilung Einsicht in ihre Akte nehmen. Jeder kann dann – mit Ausnahme des Arbeitsvertrages – das für ihn Relevante mit nach Hause nehmen“, war meine Antwort. Die Abordnung war damit einverstanden. Dies war eine eigenmächtige Entscheidung, doch ich war der Meinung, dass die Leute ein Recht auf ihre Unterlagen hatten. Wir hatten ja nichts zu verheimlichen. Meine Mitarbeiterinnen wies ich an, einen Raum mit drei Tischen getrennt voneinander einzurichten und jedem, der es wünschte, seine Personalakte zur Einsicht zu geben. Sie sahen mich erstaunt an, fragten aber nicht weiter nach dem Grund. Nachdem alles vorbereitet war, machten wir wie immer 16.30 Uhr Feierabend.

Am nächsten Morgen kam ich etwas zeitiger zur Arbeit. Ich staunte nicht schlecht. Vor dem Eingang zum Büro stand eine lange Schlange wartender Personen. Außer einiger spitzer Bemerkungen und versteckter Beleidigungen verhielten sie sich ruhig und diszipliniert. Meine Mitarbeiterinnen waren inzwischen auch eingetroffen. Obwohl es noch nicht 7 Uhr war, öffnete ich die Tür und ließ die ersten drei Kollegen eintreten.

Meine Stellvertreterin bot ihnen einen Platz an den Tischen an und übergab die jeweilige Personalakte. Jeder las interessiert in seinen Papieren, blätterte von vorn bis zur letzten Seite und wieder zurück, schüttelte mit dem Kopf, las weiter, manche murmelten auch etwas vor sich hin. Nach ca. zehn Minuten stand der erste auf, warf die Akte auf den Tisch und wollte gehen. „Einen Moment“, sagte ich zu ihm, „außer dem Arbeitsvertrag, dem Laufzettel und dem Einstellungsprotokoll können Sie alles mitnehmen, wir benötigen es eigentlich nicht.“ „Was soll ich damit machen?“, fragte er etwas unwirsch. Auch die anderen waren jetzt mit ihrer Durchsicht fertig. Es folgte das gleiche Spiel. „Habt ihr wirklich nicht mehr?“, fragte einer. „Nein, das sind vollständig eure Akten“, war meine Antwort. Wort- und grußlos verließen sie dann den Raum. Die Nächsten kamen. Die Stimmung war angespannt. So ging es nun fast den ganzen Tag. Viele schüttelten nur mit dem Kopf oder lachten, als sie ihre Akte lasen. Eine Kollegin fragte, wieso ihre Kurbestätigung hier drin sei. Einer wollte wissen, wo denn der „Strenge Verweis sei, den er im vergangenen Jahr erhalten habe. „Nach einem Jahr“, antwortete meine Kollegin, „wird er, wenn nichts wieder vorgefallen ist, aus der Akte genommen und vernichtet.“ Einer erkundigte sich, wer die Beurteilung wegen seiner Reise in die BRD geschrieben habe. Er wollte nicht glauben, dass der Direktor für Produktion die Reise befürwortet hatte, die Personalabteilung einver­standen war, sie aber dennoch von anderer Stelle abgelehnt worden war. Wir konnten seine Frage nicht beantworten.

Viele verließen den Raum mit enttäuschtem Gesicht. „So ein Unsinn, was die alles aufgehoben haben“, meinten mehrere von ihnen. Sie hatten offenbar nicht gefunden, was angeblich in der Akte sein sollte und wonach sie hauptsächlich gesucht hatten. Wir hatten uns darauf eingerichtet, an diesem Tag einige Stunden länger zu öffnen, um auch den Schichtarbeitern die Möglichkeit zur Einsichtnahme zu geben.

Offensichtlich hatte es sich bis zum Mittag im Betrieb herumgesprochen, was in den Personalakten enthalten war. Der Andrang am Nachmittag nahm spürbar ab, und am nächsten Morgen kamen nur noch vereinzelte Kolleginnen und Kollegen. Nach unserer Rechnung waren bisher nicht einmal 30 % der Betriebsangehörigen zur Einsichtnahme gekommen. Deshalb übergaben wir am Nachmittag jeder Abteilung ein Schreiben mit dem Angebot, in die Akten einzusehen, da wir diese Aktion abschließen wollten. Es kamen nur noch ganz wenige. Warum also vorher die große Aufregung?

In der Zwischenzeit ordneten meine Kolleginnen die Akten für jeden, der Einsicht genommen hatte, neu. Die Unterlagen, die nicht mitgenommen wurden, warfen sie in einen Papiersack, um ihn am nächsten Tag im Kesselhaus des Betriebes zu verbrennen. Als ich den ersten Sack in das Kesselhaus brachte, kam ein Kollege auf mich zugestürzt und brüllte mich an: „Ihr wollt wohl die Berichte an die Stasi verbrennen“? „Nein“, sagte ich ganz ruhig, „das sind nur die Reste der Akten, welche die Kollegen nicht mitgenommen haben.“ „Das wollen wir sehen“, forderte er barsch. Obwohl das eigentlich nicht rechtens war, weil es ja auch damals noch einen bestimmten Datenschutz gab, nahm ich den Sack, drehte ihn um und schüttete ihm alles vor die Füße. „So“, sagte ich, „sieh nach, was es für Unterlagen sind.“ Eifrig begannen sie – es waren noch zwei Kollegen hinzugekommen – einzelne Schrift­stücke herauszuziehen und zu lesen. Ihre Gesichter wurden immer länger. Ich stand daneben und schaute zu. Etwa nach einer Viertelstunde hörten sie auf. „Los, verbrennt das Zeug“, knurrte der Anführer seine Kollegen an, drehte sich um und verschwand. Die beiden nahmen die Schriftstücke und warfen sie in die Feuerung. Ich blieb dabei, bis alles verbrannt war.

Einige Tage später ging ich durch einzelne Abteilungen des Betriebes. Ein Teil der Kolleginnen und Kollegen sagten: „Ihr habt euch ja große Mühe gegeben, aber was sollen wir mit dem ganzen Zeug machen? Außer der Beurteilung und ein paar anderen Sachen war ja nur viel Papier in der Akte!“ Einzelne machten einen großen Bogen um mich, sie konnten die Enttäuschung wahrscheinlich nicht verwinden, dass sie nicht das gefunden hatten, was ihnen eingeflüstert worden war. Immerhin waren ja innerhalb von zehn Jahren 168 Betriebsangehörige, nicht nur Rentner, in die BRD gereist. Eine einzige Kollegin ist in der BRD geblieben, aus persönlichen Gründen. Alle anderen kehrten wieder an ihren Arbeitsplatz zurück.

Wenige Monate später wurde der Betrieb abgewickelt. Anlagen und Maschinen hat man in der Nacht auf Waggons verladen und in die alten Bundesländer verbracht. Alle Angehörigen des Betriebes wurden arbeitslos. Unser Werk wurde zum zweiten Mal nach 1945, dieses Mal aber für immer, geschlossen.

RotFuchs Mai 2017

Titel RF Mai 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Original-Artikel:

-nicht in Personalakte RF Mai 2017

 

Artikel und Titelblatt der entsprechenden Ausgabe als PDF-Datei:

PDF -nicht in Personalakte

 

 

 

Mit 22 ins Parlament

Titel RF Mai 2017 Kopie

 

 

entnommen aus der „RotFuchs“-Ausgabe Mai 2017

Autor Rainer Fehlberg

Ich hatte mir vorgenommen, Ingrid Wünsche, eine 22jährige Kandidatin für die Volkskammer, die oberste Volksvertretung der DDR, kennenzulernen. Mein erster Annäherungsversuch schlug fehl: „Montag habe ich den zweiten Hochzeitstag und möchte keinen Journalistenbesuch, auch nicht von einem ,Jugend‘-Redakteur.“

Foto Günter Jazbec

Foto: Günter Jazbec

Beim zweiten Anlauf ein paar Tage später hatte ich mehr Glück: Während einer ihrer Wahlkampfveranstaltungen stand die junge Frau Oberschülern Rede und Antwort. Sie hatte Lampenfieber. Man spürte ein wenig Unsicherheit: „Und wenn ich keine Antwort auf eine Frage weiß?“ Einer der Anwesenden, der sie offenbar schon länger kannte, darauf: „Das wäre ja das erste Mal, Ingemaus, daß Du um eine Antwort verlegen wärst!“ Und während die Fragen der 18jährigen Schüler kamen, zögernd anfangs, später immer lebhafter, verriet Ingrid eine – wie ich meine – Abgeordnetentugend: Sie kann zuhören. Ihre großen, klugen Augen lassen den Fragesteller nicht los, sehr gewissenhaft schreibt sie alles mit. Und antwortet klar und präzis. Zum Beispiel auf diese Frage: „Ist es denn vertretbar, daß man schon mit 18 Abgeordnete werden kann?“ Ingrid: „Du meinst: Man kann als 18jähriger nicht alles. Das stimmt. In diesem Alter hat man aber oft schon eine große Verantwortung, muß seinen Mann stehen, auf der Arbeit oder sonst irgendwo. Sollten die jungen Menschen von der Machtausübung ausgeschlossen bleiben? Ich finde, die Jugend muß deshalb auf allen Ebenen in unseren gewählten Organen vertreten sein. Und noch etwas: Wo sollten wir das Regieren lernen, wenn nicht auch in unseren Machtorganen?“ Ingrid befriedigte auch die Neugier ihrer Zuhörer, warum und wie gerade sie als Abgeordnete der FDJ fürs Parlament vorgeschlagen worden sei. Weil ich es noch genauer wissen wollte, überprüfte ich ihre Worte ein paar Tage später in ihrem Betrieb.                                                                                                                                                 „Ich habe mir gedacht, daß mal so was mit der Ingrid kommen muß, aber daß es gleich die Volkskammer wird, natürlich nicht“, meinte Karin, Freundin, Kollegin der Ingrid Wünsche. Und ähnlich dachten und äußerten sich die fünf anderen Mitglieder der Jugendbrigade „Artur Becker“ des Bereichs Farbfilmentwicklung 35 mm im DEFA-Kopierwerk Berlin. So auch, als sie ihre Meinung zum Kandidatenvorschlag der FDJ-Leitung sagen sollten. Sylvia Rieck, die FDJ-Sekretärin im Werk, erläuterte, warum die Wahl auf Ingrid gefallen war: „Wir kamen zu dem Schluß, daß wir einen Arbeiter unseres Betriebes vorschlagen sollten. Der Farbbereich 35 mm – das ist der größte Bereich, überlegten wir weiter. Vorbildlich in der Arbeit, als FDJler, in seinem ganzen Auftreten sollte der Kandidat sein – das war eine weitere Bedingung. Da sind wir auf die Ingrid gekommen – was denkt ihr darüber?“ „Sie hat’s verdient; zu ihr kann man kommen, wenn man was nicht richtig verstanden hat; ein dufter Kumpel, die Ingrid; es gibt keine Bessere!“ meinten sie, und es schwang immer ein bißchen Stolz mit, weil es jemand aus ihrer Truppe war. Sie hielten aber auch nicht mit kritischen Worten hinter dem Berg, fanden, daß Ingrid sich bemühen müßte, bei aller Unduldsamkeit gegen Mängel und Schwächen immer den richtigen Ton zu finden und nicht unsachlich zu reagieren, als Meistervertreterin lernen sollte, nicht alles alleine zu machen, sondern die Kollegen richtig einzusetzen. Als Einrichterin an den Entwicklermaschinen, das bescheinigten ihr alle, leistet sie Ausgezeichnetes, „Wenn es darum ging, sich eine Meinung zur Schichtarbeit, zum volkswirtschaftlich notwendigen 3-Schicht-Rhythmus, zu bilden oder wenn die Kollegen weiter lernen, sich qualifizieren sollten, da war sie nicht nur selbst sofort bereit, sondern suchte das Gespräch mit den anderen, um auch sie mitzuziehen“, erinnert sich Willi Heermann, der Parteisekretär des Betriebes, Ingrids Genosse, bei dem sie sich gerade in nächster Zeit manchmal Rat wird holen können. Das Verhältnis zwischen beiden – so schien es mir jedenfalls – ist ein sehr herzliches, kameradschaftliches, produk­tives, obwohl vom Alter und den Erfahrungen her viele Jahre zwischen ihnen liegen. Oder gerade deshalb?                                                          Vorbild für die anderen zu sein, das war bei Ingrid nicht von Anfang an so. Sie, die bald – wenn alles gutgeht – ihren Meisterbrief in der Tasche haben wird, schloß die Lehre nur mit der Note 3 ab. „Es ging ihr nicht um eine Karriere“, erwähnt der Parteisekretär, „ich habe mit ihr oft gesprochen, ihr zugeredet, gesagt, daß sie mehr könne. Nach ungefähr drei Jahren hat es dann gefunkt.“ Daß der Knoten bei ihr platzte, dafür sieht sie vor allem zwei Gründe: einmal ihre Heirat vor zwei Jahren. Mit allen Fragen, die sie hatte, konnte sie ihm kommen, dem Feldwebel der Grenztruppen der DDR Jürgen Wünsche. „Warum ist es bei uns so und dort im Kapitalismus anders?“ prüfte sie sich selbst, als sie über die Arbeitslosigkeit, den Lehrstellen­mangel, die Preistreiberei nachdachte – und fand nun schon alleine Antworten. Mit solchen und anderen Einsichten wuchs auch eine neue Einstellung zu ihrer eigenen Arbeit. Sie begann zu begreifen, daß es einen engen Zusammenhang gibt zwischen ihrer Arbeit und dem Wohl der ganzen Gesellschaft. Während sie dies alles beschäftigte, wurde ihr von einem Tag auf den anderen die Funktion des Einrichters anvertraut, für einen Kollegen, der zu den Soldaten gegangen war. „Mit der mir übertragenen Verantwortung“, so denkt sie heute darüber, „habe ich mich verändert, gesteigert, bin ich bewußter geworden, gewachsen.“                               Etwas über sich zu erzählen, wie sie sich selber sieht, warum man auf sie gekommen sei, wo es doch im Betrieb noch eine Anzahl von möglichen jungen Volksvertretern gegeben hätte, fällt ihr sichtlich schwer. „Das mache ich nicht gern“, wehrt sie mehrmals ab, als wir uns zum Kaffeeplausch in ihrer Wohnung in einem Berliner Hinterhaus treffen. Komplimente verteilend und Kaffee schlürfend taste ich mich so langsam an den Grund meines Besuches heran: Wie sieht sie sich als Volkskammer­abgeordnete, was hat sie sich vorgenommen? „Am Anfang“, so schätzt sie ein, „wird’s wohl darum gehen, sich an die Tätigkeit im Parlament zu gewöhnen, Augen und Ohren aufzusperren, noch viel, viel zu lernen. Noch bin ich gar nicht richtig über die Frage hinweg, die mir vor allem andere erklärt haben: ,Warum gerade ich?‘ Aber weil ich bei allem nicht allein stehe, eine starke FDJ-Fraktion neben mir weiß, eine Brigade, die schon laut und deutlich gesagt hat, daß sie mir helfen wird, ist mir nicht bange.“ Die Frage, ob sie Angst davor habe, vor der Volkskammer zu sprechen, erübrigt sich angesichts des Berliner Mundwerks und des Temperaments eigentlich und wird auch mit einem eindeutigen „Nö“ beantwortet und mit dem Nachsatz ergänzt: „Ich red’ halt so, wie mir der Schnabel gewachsen ist.“ Ingrid hat sich unter anderem vorgenom­men, sich besonders um die Interessen der Jugend zu kümmern, der im Betrieb und im Wohngebiet, ihre Fragen und Vorschläge will sie unterbreiten, dafür sorgen, daß sich das Freizeitangebot weiter verbessert, weil auch sie gerne einmal tanzen geht. Womit sogar am Beispiel dieses Freizeitvergnügens gezeigt wird, daß die Interessen des Volkes dort am besten vertreten werden, wo Leute aus dem Volke als Volksvertreter ins Parlament einziehen, auch und gerade Arbeiter, 22jährige wie Ingrid Wünsche.

Aus „Jugend“, 1/1977

RF Mai 2017

Mit 22 ins Parlament RF Mai 2017

Originalseite des „RotFuchs“, Mai 2017

 

 

Mit 22 in Parlament  

PDF-Datei des „RotFuchs“-Artikels

 

 

 

„Junge Welt“ zum Tod von Horst Hesse

Logo JUNGE WELT zum Tod Horst Hesse

 

Wie jW erst jetzt bekannt wurde, verstarb am 16. Dezember im Alter von 84 Jahren in Schwedt an der Oder der ehemalige DDR-Kundschafter Horst Hesse. Er landete den vermutlich größten Coup des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), für dessen Abwehr er arbeitete: 1955 gelang es ihm, nach langwierigen Überprüfungen in der Würzburger Zentrale des US-Militärspionagedienstes MID (Military Intelligence Division) Leiter der »Agentenwerbung« zu werden. Pfingsten 1956 stahl er zwei Panzerschränke aus dem Hauptquartier und brachte sie in die DDR inklusive einer kompletten Agentenkartei, einigen tausend Blankoausweisen westdeutscher Institutionen, Angaben über »Schweigefunker«, die im Kriegsfall aktiviert werden sollten, und zahlreiche andere Dokumente. In der Folge flogen 521 vom MID geführte Mitarbeiter auf; Hesse wurde von einem US-Militärgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Seine abenteuerliche Aktion in der Hochzeit des Kalten Krieges lieferte die Vorlage für einen der erfolgreichsten DEFA-Filme. »For eyes only« fand 1963 über zwei Millionen Zuschauer in der DDR und begründete den Ruf des Hauptdarstellers Alfred Müller als »James Bond des Ostens«.

Horst Hesse stammte aus einer Arbeiterfamilie, war gelernter Instrumentenfeinmechaniker und arbeitete in den Magdeburger Kruppwerken. Ende der 40er Jahre ging er zur Volkspolizei. Über seine Motivation sagte er in einem jW-Interview 2002: »Der Hauptgrund waren meine Kriegserlebnisse. Stellen Sie sich vor: Ich war 1942 als knapp 20jähriger in den Krieg gegangen und kam im Oktober 1945 in meine Heimatstadt Magdeburg zurück. Ich hatte eine heile Stadt verlassen und kam in einen Trümmerhaufen zurück. Meine Gesundheit hatte ich eingebüßt, denn ich war zweimal schwer verwundet worden.« In den Nachkriegsjahren habe er erlebt, »wie die einen die Trümmer beiseite schafften und die anderen sich an der Not bereicherten.«

Hesse lebte nach seiner spektakulären Flucht zurückgezogen. Das war nicht nur Sicherheitsgründen geschuldet. Er war ein sehr bescheidener und wenig auffälliger Mann, der allenfalls bei MfS-internen Vorträgen über seinen Einsatz im »Operationsgebiet« berichtete. Nach 1990 wurde gegen ihn ermittelt, doch ohne Konsequenzen.

Im 2006 erschienenen Buch »Der Botschaftsflüchtling und andere Agentengeschichten« (edition ost), der letzten von Markus Wolf betreuten Publikation, wird über diesen Fall und seine Folgen berichtet. Horst Hesse, der in zweiter Ehe verheiratet war, wird am heutigen Freitag beigesetzt.

https://www.mfs-insider.de/Presse/Hesse.htm

 

 

 

Artikel von „Spiegel online“ vom 11.05.2016 zu Horst Hesse

Logo SPIEGEL ONLINE

Spiegel online Artikel zu Horst Hesse

 

Im „Spiegel online“-Artikel vom 11.05.2016 wird einerseits der Unterschied zwischen der wahren Geschichte und der verfilmten Geschichte erklärt, andererseits wird der wahre Fall klein geredet und relativiert.

Laut dem Artikel von „Spiegel online“ hat Hesse selbst sein Lebenswerk relativiert indem er als 80jähriger, als er seine Wirkungsstätte in Würzburg besuchte, gesagt haben soll: „Ich stehe heute da, wie ein Lügner.“

 

DER SPIEGEL 44/1993 zum Tod von Friedrich Dickel

Im Nachruf zum Tod von Friedrich Dickel hatte DER SPIEGEL den Nachruf mit antikommunistischer Propaganda gespickt.

DER SPIEGEL 44:1993 Der Spiegel 44:1993 Tod F. Dickel

DER SPIEGEL 44/1993 zum Tod von Friedrich Dickel

 

Die Original-SPIEGEL-Seite kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.

SPIEGEL_1993_Nachruf Friedrich Dickel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„RotFuchs“-Beitrag zu Friedrich Dickel

Hier der Beitrag im  Rotfuchs von Dieter Winderlich.

 

Frierich Dickel Rotfuchs-ArtikelFriedrich Dickel Rotfuchs-Artikel 2

Hier der Beitrag als PDF-Datei zum Runterladen.

Friedrich Dickel Rotfuchs-Artikel

 

 

Dieter Winderlich

Dieter Winderlich, geboren am 04. Dezember 1938 war von 1987 bis 1990 Stellvertreter des Ministers des Innern (MdI) der DDR und 1990 der letzte Chef der Deutschen Volkspolizei.

Generalmajor a.D. Dieter Winderlich

Generalmajor a.D. Dieter Winderlich

Bildquelle: DDR-Kabinett Bochum,  Bild ist entsprechend verlinkt
siehe auch Interview für die Ausstellung „Grenzfall“ des Wilhelmsgymnasiums Kassel

Der Sohn eines Arbeiters, der 1947 Volkspolizist geworden war, ging in der DDR zur Schule, erlernte den Beruf eines Erziehers und erwarb im Fernstudium den Fachschulabschluss als Unterstufenlehrer. Im Frühjahr 1961 folgte er einem Aufruf der FDJ und wurde wie sein Vater Angehöriger der DVP(Deutsche Volkspolizei). Er schloss sich der SED an und absolvierte ein mehrjähriges Studium an der Hochschule des Ministeriums für Innere Angelegenheiten der UdSSR. Von 1970 bis 1974 fungierte er als Leiter der Jugendstrafanstalt Wriezen im Kreis Bad Freienwalde. Als Oberst der VP war er von 1980 bis 1987 stellvertretender Leiter der Verwaltung Strafvollzug des MdI. Im Februar 1987 folgte er Günter Giel als Stellvertreter des Ministers des Innern (zuständig für das Archivwesen, die Feuerwehr, den Strafvollzug und die Kriminalpolizei). 1988 wurde er von Erich Honecker zum Generalmajor ernannt.

Dieter Winderlich, letzter Chef der Volkspolizei

Dieter Winderlich, letzter Chef der Volkspolizei

Bildquelle: DDR-Kabinett Bochum, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Am 10. Januar 1990 wurde er von Innenminister Lothar Ahrendt als Chef der DVP eingesetzt und war damit zugleich der erste Stellvertreter des Ministers.  Er blieb bis zum Regierungswechsel im April 1990 auf diesem Posten. Am 1. Mai 1990 wurde sein Titel von Generalmajor in Chefinspekteur umgewandelt. Vom letzten Innenminister Peter-Michael Diestel wurde er zum Leiter der Abteilung für die Bund-Länder-Zusammenarbeit im Ministerium für Innere Angelegenheiten berufen.

Dieter Winderlich auf Festveranstaltung DDR-Kabinett Bochum

Dieter Winderlich auf der Festveranstaltung des DDR-Kabinetts Bochum e.V.

Bildquelle: DDR-Kabinett Bochum, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

 

Dieter Winderlich ist heute Mitglied der Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte (ISOR). Außerdem schriebt er Artikel, bzw. hält Vorträge, wie z. B. beim DDR-Kabinett Bochum und im „RotFuchs“.

Rotfuchs

DDR-Kabinett Bochum Kopie

 

 

 

 

 

 

Entnommen aus Wikipedia und DDR-Kabinett Bochum, bearbeitet von Petra Reichel