Harro Schulze-Boysen

Harro Schulze-Boysen, voller Name Heinz Harro Max Wilhelm Georg Schulze-Boysen wurde am 02. September 1909 in Kiel geboren und wurde am 22. Dezember 1942 in Berlin Plötzensee hingerichtet. Er war ein führender Widerstandskämpfer gegen den Faschismus.

Harro Schulze-Boysen

Harro Schulze-Boysen(1909 bis 1942)

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse

 

Harro Schulze war der Sohn des Marineoffiziers Erich Edgar Schulze und dessen Frau Marie Luise Boysen. Väterlicherseits war er der Großneffe des Admirals Alfred von Tirpitz und mütterlicherseits des Soziologen Ferdinand Tönnis.

Durch die Versetzung des Vaters siedelte die Familie 1913 nach Berlin um. Harro Schulze war der Älteste und hatte noch zwei Geschwister, Helga, verheiratete Mulachié und Hartmut (1922-2013). Hartmut Schulze-Boysen war Diplomat der BRD.

In Erinnerung an seinen 1942 hingerichteten Bruder, nahm auch er den Doppelnamen Schulze-Boysen an.

Erst am 24. Februar im Jahre 2006 erreichte Hartmut Schulze-Boysen, dass die Staatsanwaltschaft Berlin das Urteil des Kreiskriegsgerichts gegen seinen Bruder Harro -63 Jahre nach dessen Hinrichtung- aufhob.  Vermutlich wäre das Todesurteil gegen Harro Schulze-Boysen niemals aufgehoben worden, wenn der Bruder Hartmut Schulze-Boysen nicht die Position als Diplomat innegehabt hätte.

Typisch BRD ist, dass von 1952 bis 1954 das Bundesamt für Verfassungsschutz Material gegen Hartmut Schulze Boysen sammelte, weil er als Kommunist verdächtigt wurde. Das ist in Zusammenhang mit seinem Bruder Harro zu sehen. So ist die BRD mit den Widerstandskämpfern gegen den Faschismus umgegangen.

20+5 Pfennig-Sondermarke der DDR-Post 1964 mit Harro Schulze-Boysen

Bildquelle: Von Hochgeladen von –Nightflyer (talk) 12:51, 19 July 2009 (UTC) – Eigener Scan, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7337378

 

In Berlin besuchte Harro ab 1913 di Grundschule und später und später das Gymnasium. Ab 1920 verbrachte er regelmäßig die Ferien bei einer befreundeten Familie in Schweden.

1922 wurde der Vater nach Duisburg versetzt und Harro folgte ihm. Er beteiligte sich 1923 am Untergrundkampf gegen die französische Ruhrbesetzung und wurde zeitweise von den Besatzungstruppen inhaftiert.

Um ihn aus der politischen Schusslinie zu holen, organisierten seine Eltern einen längeren Schwedenaufenthalt.

Eine Reise nach England im Jahre 1926 hatte Harro stark zum Vergleichen und Nachdenken angeregt. Dabei hatte er festgestellt, dass das in Deutschland gezeichnete Englandbild sehr wenig mit seinen vor Ort getroffen Feststellungen übereinstimmte

1927 schrieb er seinen ersten größeren Zeitungsbericht über einen Skandal in Duisburg zur Aufstellung der Skulptur „Kniende“ von Wilhelm Lehmbruck. Aus Anlass des 80. Geburtstages des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg hielt er an der Schule eine Gedenkrede. Überhaupt wurde sein politisches Engagement am Gymnasium als ungewöhnlich intensiv empfunden. Das Abitur legte er mit der Gesamtbewertung „gut“ ab. Dabei wurde besonders seine Gewandtheit im schriftlichen und mündlichen Ausdruck hervorgehoben. Von seiner geistigen Haltung her befand er sich zu dieser Zeit in guter Übereinstimmung zu den bürgerlichen Wertvorstellungen und den Traditionen der Familie. In der Öffentlichkeit und in schriftlichen Äußerungen trat er von nun an, den Geburtsnamen der Mutter nutzend, mit dem Doppelnamen Schulze-Boysen auf.

Nach dem Abitur 1928 begann er im April ein rechts- und staatswissenschaftliches Studium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Zur gleichen Zeit wurde er Mitglied des nationalliberalen Jungdeutschen Ordens der ihn in dieser Zeit ideologisch stark prägte. Ziel dieser Vereinigung war es, die „Kameradschaft aus den Schützengräben des Ersten Weltkrieges“ als Vorlage der zu entwickelnden „Volksgemeinschaft“ ethisch wiederaufleben zu lassen. Dabei wurde jede Form der Diktatur, egal ob von rechts oder links kommend, abgelehnt. In dieser Zeit wurde er Mitglied der „Akademischen Verbindung Albingia Freiburg“ im Miltenberger Ring, einer schlagenden Verbindung. Im Sommer 1929 nahm er an einem Lehrgang des Hochsee-Wehrsportvereins „Hansa“ in Neustadt teil und wechselte im November zur Fortsetzung des begonnenen Jurastudiums an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Hier trat er der internationalen Studentenvereinigung bei. Erstmals setzte er sich in dieser Zeit mit der Ideologie des Faschismus intensiv auseinander und suchte nach den Ursachen des plötzlichen Stimmengewinns der NSDAP bei den Reichstagswahlen. Er studierte das Programm der NSDAP und las auch „Mein Kampf“ auf der Suche nach Antworten. Dabei wurde ihm klar, dass ein weiterer Stimmengewinn der NSDAP zu noch deutlicheren Verschärfungen und Polarisierungen in der Gesellschaft führen würde. 1930 unterstützte er die intellektuell-nationale Gruppe Volksnationale Reichsvereinigung, an deren Spitze Artur Mahraun stand.

Im Juli 1931 lernte Harro Schulze-Boysen bei einem Frankreichaufenthalt französische Intellektuelle im Umfeld der Zeitschrift Plans“ kennen, unter deren Einfluss er sich nun politisch links orientierte. Mehr und mehr distanzierte er sich von den Anschauungen des Jungdeutschen Ordens. Und es reift bei ihm die Erkenntnis, dass sich der Tageskampf in Deutschland in erster Linie gegen den aufkommenden Faschismus und alles Reaktionäre richten müsste. 1932/1933 gab er nach dem Vorbild von „Plans“ die 1931 von Franz Jung wiedergegründete linksliberale Zeitschrift „Der Gegner“ heraus.

Das verfolgte Ziel bestand darin, eine einheitliche Front von Jugendlichen gegen den „liberalen, kapitalistischen und nationalistischen Geist“ in Europa aufzubauen. Für die Franzosen war Harro Schulze-Boysen auf diesem Gebiet der Akteur für Deutschland. Er versuchte mit dem „Gegner-Kreis“, zu dem auch Robert Jungk, Erwin Gehrts, Kurt Schumacher und Gisella von Poellnitz gehörten, eine eigenständige deutsche Jugendbewegung zu entwickeln und begann damit, in Berliner Cafés „Gegner-Abende“ zu veranstalten. „Es gab kaum eine oppositionelle Jugendgruppe, mit der er nicht Kontakt hielt.“ Ende des Jahre 1931 ließ er sich vom Studium beurlauben, da er zu der Auffassung gelangt war, dass die hier behandelten Inhalte nichts mit den tagtäglichen politischen Auseinandersetzungen mehr zu tun haben. Für den Februar 1932 organisierte Harro Schulze-Boysen, in Abstimmung mit seinen französischen Partnern von „Plans“ ein Treffen der „Jugend Europas“ in Frankfurt/Main. Insgesamt nahmen etwa 1.000 Jugendliche am Treffen teil und er formulierte für die deutsche Delegation die politischen Ziele. Diese bestanden angesichts der Krise in Deutschland einerseits in der Abschaffung des kapitalistischen Systems und andererseits in der Durchsetzung einer eigenen Rolle Deutschlands ohne ausländisches Diktat und Einmischung. Auf der Suche nach Alternativen zum krisengeschüttelten Westeuropa begann er sich stärker für den Sozialismus nach sowjetischem Vorbild zu interessieren. Diese Wendung war auch beeinflusst durch seine Enttäuschung über die nationalen und konservativen Parteien in Deutschland, die seiner Meinung den aufkommenden Faschismus nicht genug bekämpften.

Als im Mai 1932 gegen Franz Jung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und die Geschäftsräume des „Gegners“ versiegelt wurden, übernahm Harro Schulze-Boysen als neuer Herausgeber und mit einer neuen Firmierung als „gegner“ (nunmehr klein geschrieben) aber mit dem gleichen Netzwerk zu den verschiedensten politischen Lagern die Geschäfte. Im Tiefpunkt der Krise sah er zugleich eine deutliche Chance, einen neuen Politikansatz zu verwirklichen. „Gegner von heute – Kampfgenosse von morgen“ formulierte er diesen in der im Herbst veröffentlichten Streitschrift. Damit war er zum führenden Kopf und zum Mittelpunkt des „Gegner-Kreises“ geworden.

Die Machtergreifung durch Hitler hielt Harro Schulze-Boysen zu diesem Zeitpunkt bereits für wahrscheinlich, glaubte aber an dessen baldigen Sturz durch einen Generalstreik. Nach der Machtergreifung der Faschisten und dem Reichstagsbrand in Berlin verhalf Harro Schulze-Boysen mehreren bedrohten Personen seines Umgangskreises zur Flucht ins Ausland. Um seinen Sohn ebenfalls aus der politischen Frontstellung in Berlin zu bekommen, hatte sein Vater für ihn in Warnemünde einen Ausbildungsplatz als „Seebeobachter“ organisiert. Aber bereits im Februar 1933 war durch die politische Polizei das Handeln der „gegner“-Gruppe in einer amtlichen Mitteilung als „radikal“ bewertet worden. Und im April 1933 hatte eine SS die Redaktionsräume besetzt und die Anwesenden inhaftiert. Die Redaktionsmitglieder wurden in ein Sonderlager der 6. SS-Standarte verschleppt; Schulze-Boysen wurde schwer misshandelt und mehrere Tage lang festgehalten. Die Nazi-Schlägertrupps ermordeten dabei vor seinen Augen seinen jüdischen Freund und Mitstreiter Henry Erlanger. Mit dieser Erfahrung war ihm klar geworden, als bekennender Nazi-Gegner hatte er keine Chance, er musste für sich neue Wege finden, seine Überzeugungen umzusetzen.

Natürlich kam in dieser Situation der vom Vater in Warnemünde reservierte Ausbildungsplatz an der „Deutschen Verkehrsfliegerschule“ wie gerufen. Der Ort war weit weg von Berlin, es war genug Gelegenheit, über das Gewesene nachzudenken und Schritte vorzubereiten, worin in Zukunft sein Engagement bestehen kann. Noch vor seiner Abreise riet er den ihm Nahestehenden, sich in Nazideutschland umzusehen und in die Institutionen des faschistischen Regimes zu gehen.

Im Mai 1933 begann seine Fliegerausbildung in Warnemünde, und Harro Schulze-Boysen bemühte sich, im NS-System zu existieren, ohne seine bisherigen Anschauungen aufzugeben. Er las Bücher, auf die sich die Herrschenden beriefen und versuchte, mit gebotener Vorsicht zu seiner Publikationsarbeit zurückzukehren. Im Frühjahr 1934 ergab sich dafür eine Gelegenheit durch einen Kontakt zu Erich Röth (1895–1971) aus der „Gegner“-Zeit. Er gab die Zeitschrift „Wille zum Reich“ heraus und bearbeitete nach außen kulturpolitischen Themen aber mit dem abgedeckten Ziel, die faschistische Bewegung mit ihren eigenen Themen zu unterlaufen. Und auch hier fanden regelmäßige Diskussionsabende mit den Interessenten statt. Unter einem Pseudonym (vermutlich das Kürzel E.R. – für Erich Röth) schrieb Harro Schulze-Boysen einzelne Leitartikel und Aufsätze. Dabei war für ihn wichtig auszuloten, welche Einflussmöglichkeiten hinsichtlich der neuen Situation bestünden. Zeitgleich erfolgte ab 10. April 1934 seine Anstellung als Hilfsreferendar in der 5. Abteilung „Fremde Luftmächte“ des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) bei Berlin. Als Adjutant des Chefs des Seeflugnachrichtenwesens oblag ihm, die ausländische Presse nach Themen der Luftrüstung auszuwerten.

Um sich vor erneuten Verfolgungen zu schützen, umgab sich Harro Schulze-Boysen mit einem Kreis politisch unverfänglicher Freunde. Hier lernte er auch 1934 die 20-jährige Libertas Haas-Heye, genannt „Libs“, kennen. Mit ihr unternahm er 1935 einen als Privatreise getarnten Besuch zu einer Vortragsreihe über internationale Rechtsfragen in Genf. Als die Hochzeit für 1936 geplant wurde, wurde vorher notwendigerweise auch der Name Schulze-Boysen legalisiert. Am 26. Juli 1936 fand die Hochzeit auf Schloss Liebenberg in Liebenberg, dem Gut ihrer Eltern, statt. Die Hochzeitsreise nach Stockholm hatte er gegenüber seinem Arbeitgeber als Sprachstudienreise ausgegeben und legte nach der Rückkehr einen vertraulichen Bericht an.

Stolpersteine für die Schulze-Boysens im Schlosshof von Schloss Liebenberg

Stolprsteine für die Schulze-Boysens im Schosshof auf Schloss Liebenberg

Bildquelle: Von Jt wob (Diskussion) 16:25, 24. Jun. 2018 (CEST) – Eigenes WerkOriginaltext: Eigenes Werk, Copyrighted free use, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=70524855

 

Um sich in seinem neuen militärischen Aufgabenbereich weiterentwickeln zu können, absolvierte Harro Schulze-Boysen ab Januar 1936 eine militärische Grundausbildung in der 3. Luftnachrichten-Lehrkompanie in Halle. Im Anschluss daran wurde er zum Gefreiten befördert. Seine Vorgesetzten schätzten seine Arbeitsleistungen. Um aber befördert werden zu können, hätte er entweder einen akademischen Abschluss nachweisen oder an einer Reservistenübung teilnehmen müssen. Die Personalabteilung blockierte diese Möglichkeit aber, weil er in den Akten als „politisch nicht zuverlässig“ registriert war. Im September 1936 hatte Hermann Göring beim Chef der Personalabteilung nachfragen lassen, was gegen Schulze-Boysen vorliege. Als er die Antwort erhielt, dass hier politische Aktivitäten aus der Weimarer „System-Zeit“ vermerkt seien, entgegnete dieser, man solle doch „die alten Kamellen lassen“ und ihn auf einen Fliegerlehrgang schicken. Diesen Lehrgang absolvierte er im November in List auf Sylt und wurde anschließend zum Unteroffizier der Reserve befördert. Weitere Lehrgänge im Mai und Juli 1936 folgten. Inzwischen wurde er im Auftrage des Reichsluftfahrtministeriums auch zur publizistischen Mitarbeit am „Handbuch der Wehrwissenschaften“ und der Zeitschrift „Luftwehr“ herangezogen

Noch während der militärischen Grundausbildung in Halle erfuhr er vom Verbot der Zeitschrift „Wille zum Reich“. Das war für Harro Schulze-Boysen ein Anlass, die bestehenden Kontakte nach außen noch deutlicher zu verwässern, daher entwickelte sich die kurz nach der Hochzeit bezogene Wohnung der Familie Schulze-Boysen in Berlin Waitzstraße mehr und mehr zu einem beliebten Treffpunkt für zahlreiche Personen, die den gesellschaftlichen Umgang miteinander suchten und auch pflegen wollten. Ein zweite solche Begegnungsstätte hatte sich in Liebenberg auf dem Gut ihrer Eltern entwickelt. Verständlicherweise befanden sich unter diesen Personen auch viele Ehemalige aus dem „Gegner“-Kontaktumfeld. Im internen Kreis dieser Kontakte und Begegnungen bewegten sich dadurch diejenigen etwas sicherer, die miteinander interne Informationen austauschen, sich eine Meinung über bestimmte Entwicklungen des faschistischen Regimes bilden oder auch Geld sammeln wollten für Familien, deren Angehörige aus politischen Gründen inhaftiert worden waren. Zur Sicherung dieser abgedeckten Aktivitäten wurden einige grundsätzliche konspirative Regeln vereinbart. So hieß Harro Schulze-Boysen in diesem Kreis „Hans“.

Als sich Mitte 1936 Deutschland personell am Kampf gegen die spanische Volksfront beteiligte und hier vor Ort auch neues militärisches Gerät erprobt wurde, sammelte Harro Schulze-Boysen dazu gezielt interne Informationen und gab sie mit dem Ziel über gute Bekannte weiter, dass diese über britische Medien veröffentlicht und dadurch die deutsche Öffentlichkeit von diesen Machenschaften Kenntnis bekommen konnte.

Im Herbst 1937 wurde er zur Gestapo zwecks einer Gegenüberstellung vorgeladen. Ein früherer Freund aus dem „Gegner“-Kreis, Werner Dissel (1912–2003), war wegen antifaschistischer Kontakte inhaftiert worden. In einem unbeobachteten Moment konnte Harro Schulze-Boysen ihm einen Zettel zustecken und signalisieren, dass die Gestapo kein Wissen über den vor der Verhaftung zwischen beiden erfolgten Informationsaustausch über deutsche Panzerregimenter, die nach Spanien verlegt worden waren, hatte. Ende des Jahres gingen einzelne Aktive des internen Kreises um Harro Schulze-Boysen dazu über, zum eigenen Schutz, konspirative Treffen zu vereinbaren. Im Februar 1938 hatte er eine kurze Informationsschrift über ein in Barcelona von der deutschen Abwehr geplantes Sabotageunternehmen (gemeint war eine Aktion des Sonderstabes W. unter Helmut Wilberg) zusammengestellt. Ein Exemplar davon sollte der sowjetischen Botschaft in Paris zugestellt werden. Gisella von Poellnitz, die ebenfalls zum internen Kreis zählte, erklärte sich bereit, ein Paket mit der betreffenden Schrift in den Briefkasten der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin zu werfen. Dabei wurde sie beobachtet und von der Gestapo inhaftiert. Die Folge davon war eine Vernehmung von und Hausdurchsuchung bei Harro Schulze-Boysen. Da keine belastenden Sachverhalte bei ihm festgestellt wurden, begnügte sich die Gestapo mit einem Hinweis an das Reichsluftfahrtministerium, ihn nicht weiter zu beschäftigen. Der Generalstab verbat sich eine solche Einmischung und ließ es bei einer Verwarnung bewenden. Um die Ostertage 1938 kam im Kreis der engsten Freunde der Vorschlag auf, ein Flugblatt zum National-revolutionären Krieg in Spanien herauszubringen. Der Versand erfolgte an ca. 100 Adressen.

In Vorbereitung auf die bevorstehende militärische Besetzung der Tschechoslowakei fand nach den Pfingsttagen 1938 in der Abteilung „Fremde Luftmächte“ ein Planspiel und kurz darauf im August eine Gefechtsübung im Raum Wildpark-Werder bei Potsdam statt. Auch die Gestapo bereitete sich auf den bevorstehenden Kriegsfall vor und aktualisierte nach einer Weisung von Heinrich Himmler ihre Karteien potentieller Staatsfeinde. Harro Schulze-Boysen wurde hier in die Kategorie C als ehemaliger Herausgeber des „Gegner“ eingestuft. Er blieb also im Visier des Sicherheitsdienstes. Am 20. April 1939 wurde er zum Leutnant befördert und zeitnah zu einer Studie über den Luftrüstungsvergleich zwischen Frankreich, England und Deutschland herangezogen. 1940 begann er parallel zu seiner Tätigkeit im RLM ein Studium an der Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Gegen Ende dieses Studiums leitete er ein auslandswissenschaftliches Seminar als Mitarbeiter von Franz Six.

An seinem 30. Geburtstag am 2. September 1939 hatte Harro Schulze-Boysen ein intensives Gespräch mit Hugo Buschmann (1899–1983), mit dem er vereinbart hatte, Literatur über die russische Revolution, Lenin, Stalin und Trotzki zu erhalten. Dabei beschäftigten ihn vor allem Fragen, welche Alternativen es zum kapitalistischen System der westeuropäischen Länder gebe, und er trug sich mit dem Gedanken, in seinem Studium eine Arbeit über die Sowjetunion zu schreiben. Die Bedenken, die Hugo Buschmann hinsichtlich der Literaturübergabe hatte, entkräftete Schulze-Boysen mit der Bemerkung, „ich erhalte regelmäßig die „Prawda“ und „Iswestija“ und muss[sic!] sie lesen“, weil ich Berichterstatter über russische Fragen bin. „Meine Abteilung verlangt ein eingehendes Studium dieser Literatur. Außerdem sind wir doch Verbündete von Sowjetrussland.“

Mit dem Überfall auf Polen der deutschen Wehrmacht am 1. September 1939 gab es für Harro Schulze-Boysen keinen Zweifel, dass dieser Krieg ganz Europa erfassen und gründlich verändern würde. Das bedeutete in seinen Überlegungen zwar eine Katastrophe und Zerstörung, aber zugleich auch eine Chance zur baldigen Überwindung der Nazi-Herrschaft. Auf dieses Ziel hinzuarbeiten war eine greifbare Motivation für ihn. Nach dem gegenseitigen Kennenlernen Ende 1939/Anfang 1940 kam es im Oktober 1940 zu ersten intensiven Gesprächen zwischen Arvid HarnackAdam Kuckhoff und Harro Schulze-Boysen. Er informierte sie über sein Tätigkeitsfeld im Reichsluftfahrtministerium, die Verbindung zu kommunistischen Aktivisten, durchgeführte Flugblattaktionen und die von ihm angefertigten wöchentlichen internen Lageberichte für den engen Kreis der Gesinnungsfreunde. Dabei stellten sie fest, dass alle drei zwar unterschiedlichen Temperamentes, aber ähnlich in ihrer Haltung zum Hitler-Regime waren. Einer festeren Zusammenarbeit stand also nichts im Wege, nur mahnten beide Gesprächspartner Harro zukünftig, mehr Vorsicht walten zu lassen, und drangen darauf, die Kontakte zu Walter Küchenmeister und in die Schweiz (Auslandsleitung der KPD) aus Sicherheitsgründen abzubrechen.

Im Januar 1941 wurde Harro Schulze-Boysen, inzwischen Oberleutnant, in die Attachégruppe der 5. Abteilung des Reichsluftfahrtministeriums kommandiert. Sein neuer Dienstort war der Luftwaffenführungsstab in Potsdam-Wildpark, wo sich auch das Hauptquartier der Luftwaffe befand. Seine Aufgabe war es hier, die einkommenden Berichte der in den einzelnen Botschaften tätigen Luftwaffenattachés zu bearbeiten. Zeitgleich erfuhr Arvid Harnack von ihm, dass nunmehr auch das Reichsluftfahrtministerium in die Vorbereitung des Russlandfeldzuges eingebunden war und Aufklärungsflüge über sowjetischem Territorium begonnen hatten

Am 27. März lernte Harro Schulze-Boysen, in der Wohnung von Arvid Harnack den Angehörigen der sowjetischen Botschaft Alexander Korotkow (1909–1961) kennen. Dabei handelte es sich um einen Mitarbeiter des Auslandsnachrichtendienst des sowjetischen Volkskommissariates für Staatssicherheit (NKGB). Ohne zu diesem Zeitpunkt über die genaue Tätigkeit seines Gegenübers im Bilde zu sein, informierte Harro Schulze-Boysen diesen in dem Gespräch darüber, dass der Angriff auf die Sowjetunion nun endgültig entschieden sei und in kürzester Zeit erfolgen würde.

Ab Mai 1941 gab Schulze-Boysen geheime militärische Informationen an den Auslandsnachrichtendienst des sowjetischen Volkskommissariates für Staatssicherheit (NKGB) weiter. Gleichzeitig baute er mit Arvid Harnack einen Widerstandskreis auf, der nach dem Krieg Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe genannt wurde und zu dem schließlich über hundertfünfzig Hitlergegner gehörten. Sie verteilten Flugblätter, brachten Parolen an Gebäuden an und unterstützten Verfolgte. Ein engerer Kreis sammelte und übermittelte zudem Informationen an den sowjetischen Nachrichtendienst.

Dieses Widerstandsnetz wurde von der Funkabwehr der Wehrmacht mit dem Fahndungs- und Sammelbegriff „Rote Kapelle“ bezeichnet. Über Alexander Korotkow, den Vertreter des NKGB in der sowjetischen Botschaft in Berlin, versuchte Schulze-Boysen, vor dem bevorstehenden deutschen Überfall auf die Sowjetunion zu warnen.

Im Juli 1942 wurde ein verschlüsselter Funkspruch des sowjetischen Militärgeheimdienstes GRU vom 26. August 1941 von Moskau nach Brüssel durch die Gestapo dechiffriert, in dem neben Schulze-Boysens Name auch seine Adresse stand. Dies führte zur Entdeckung und Verhaftung der Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe und zur Hinrichtung zahlreicher ihrer Mitglieder.

Am 31. August wurde Harro Schulze-Boysen in seinem Büro im Reichsluftfahrtministerium verhaftet, seine Frau Libertas einige Tage später, nachdem sie, als er am Abend nicht heimkehrte, in Panik geraten und zu Freunden geflüchtet war. Am 19. Dezember wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ und „Landesverrat“ zum Tode verurteilt und am 22. Dezember 1942 um 19:05 Uhr in Berlin-Plötzensee gehenkt. Die Hinrichtungen weiterer Mitstreiter der „Roten Kapelle“ erfolgten dort im Vierminutentakt. Libertas Schulze-Boysen wurde etwa eine Stunde nach der Ermordung ihres Mannes enthauptet

Bereits am 15. Dezember 1942 wurde auf Weisung Hitlers im Hinrichtungsraum der Haftanstalt Berlin-Plötzensee eine Eisenschiene mit Fleischerhaken angebracht. Bis dahin wurden Todesurteile von Militärgerichten durch Erschießung und die von Zivilgerichten durch Enthauptung mit der Guillotine vollstreckt. Beginnend mit der Hinrichtung der führenden Mitglieder der Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe, wurde das qualvollere und besonders entehrende Hängen eingeführt.

Berliner Gedenktafel für die Schulze-Boysens am Haus Altenburger Allee 19 in Berlin-Westend

Bildquelle: Von Axel Mauruszat – Eigenes Werk, Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3907387

 

Hartmut Schulze-Boysen, der jüngere Bruder von Harro, erreichte, dass die Staatsanwaltschaft Berlin das Urteil des Reichskriegsgerichts gegen Schulze-Boysen am 24. Februar 2006, 63 Jahre nach der Hinrichtung, aufhob. Siehe oben.

 

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Die faschistische Intervention in Spanien

Der Kampf der KPD als fester Bestandteil der internationalen Solidarität mit dem spanischen Volk

Der Wahlerfolg der spanischen Volksfront im Februar 1936 war ein schwerer Schlag gegen die Pläne der spanischen Reaktion, auf legale Weise die Macht erobern zu können. Deshalb wurde ein faschistischer Militärputsch gegen das spanische Volk organisiert. Er begann am 18. Juli 1936 und wurde von Francisco Franco geleitet. Siehe: Der national-revolutionäre Krieg (Bürgerkrieg) in Spanien (1936-1939)

Geführt von der Kommunistischen Partei Spaniens und anderen Parteien der Volksfront, erhoben sich die Volksmassen unter der Losung „No pasaran“ („Sie kommen nicht durch“)zur Verteidigung der Demokratie und schlugen die ersten Angriffe derFaschisten zurück. Durch den Sturm auf Kasernen bewaffneten sich die Arbeiter. Die spanischen Matrosen verhafteten ihre reaktionären Offiziere und sicherten so einen großen Teil der spanischen Kriegsflotte für das republikanische Spanien. Nach kurzer Zeit brachte die Volksfrontregierung die Franco-Putschisten an den Rand der Niederlage. Davor bewahrte sie jedoch die militärische und wirtschaftliche Hilfe des deutschen und italienischen Faschismus. Von 1936 bis 1939 kämpften etwa 50 000 deutsche und 300 000 italienische Soldaten und Offiziere, ausgerüstet mit großen Mengen modernsten Kriegsmaterials, an der Seite der spanischen Faschisten.

Ein faschistisches Spanien sollte Hitler ein zuverlässiger Verbündeter im Rücken Volksfrontfrankreichs sein und ihm günstige Ausgangspositionen schaffen. Zugleich wurden durch diese Intervention die Kapitalanlagen, insbesondere die Rohstoffquellen, der IG Farben, der Elektrokonzerne Siemens und AEG, des Krupp-Konzerns sowie der Deutschen und Dresdner Bank in Spanien gesichert.

Durch diesen Krieg war es den deutschen Militaristen ferner möglich, die neu entwickelten Waffen und Kriegsgeräte zu erproben. Dass dabei Zehntausende unschuldiger Menschen ihr Leben lassen mussten, interessierte sie nur insofern, als daran die Wirksamkeit der neuen Waffen gemessen werden konnte.

Jagdflugzeuge der deutschen Faschisten in Spanien Kopie

Jagdflugzeuge vom Typ Me 109 werden auf einem Feldflugplatz in Spanien von deutschen „Freiwilligen“ der Naziwehrmacht zum Fronteinsatz startklar gemacht.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Jedes dieser Teilziele, das die deutschen Faschisten in Spanien verfolgten, diente so der umfassenden Vorbereitung eines faschistischen Raubkrieges.

Die reaktionärsten imperialistischen Kräfte in Frankreich und Großbritannien verfolgten mit Unbehagen die Erfolge der Volksfront in Spanien. Unter dem Druck ihrer Völker waren sie jedoch nicht in der Lage, die Franco-Putschisten offen zu unterstützen. Sie verfielen deshalb auf das demagogische Manöver einer Politik der Nichteinmischung. Unter dem Vorwand der „Nichteinmischung“ verhinderten Frankreich und England die Lieferungen von Waffen, Lebensmitteln usw. an das republikanische Spanien.

 

Zerstörte spanische Stadt Guernica Kopie

Ruinen der spanischen Stadt Guernica, die von der faschistischen deutschen Luftwaffe vernichtet worden ist

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Nur der erste sozialistische Friedensstaat, die Sowjetunion, vertrat von Beginn an die Interessen des spanischen Volkes. Die UdSSR entlarvte die faschistische Intervention und erklärte am 23. Oktober 1936, dass sie sich nicht mehr an die Vereinbarungen über die Nichteinmischung gebunden fühle, wenn andere Staaten wie Deutschland und Italien ihre Unterstützung der spanischen Faschisten fortsetzten. In kurzer Zeit sammelten die Völker der Sowjetunion 59 Millionen Rubel, zu denen die Regierung noch einen Kredit von 85 Millionen Rubel für die spanische Republik hinzugab.

Überall in der Welt entwickelte sich die solidarische Hilfe für das revolutionäre Spanien. Sie reichte von Beschaffung von Waffen, Nahrungsmitteln und Kleidung bis zur Bildung von Freiwilligeneinheiten. Etwa 30 000 Antifaschisten aller Parteien und Richtungen, ihnen voran die Kommunisten, kamen der spanischen Republik zu Hilfe. Unter ihnen auch Ernest Hemingway. Aus den Reihen dieser Kämpfer formierten sich die Internationalen Brigaden. Die antifaschistischen Freiwilligen gaben ein leuchtendes Beispiel für den proletarischen Internationalismus.

In dieser breiten internationalen Front der Solidarität nahmen deutsche Antifaschisten einen ehrenvollen Platz ein. Mit einem Appell des Zentralkomitees der KPD vom 07. August 1936 an alle militärisch ausgebildeten Antifaschisten schlossen sich in den Bataillonen Etkar André, Hans Beimler, Ernst Thälmann und weiteren Einheiten zusammen.

Karte Spanienkrieg Kopie

Die deutsch-italienische Intervention in Spanien und der Abwehrkampf des spanischen Volkes und der internationalen Brigaden 1936 bis 1939

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Bilder von Spanienkrieg Kopie

Bild oben: Die Bevölkerung Albacetes empfängt Interbrigadisten(1937)                                                    Bild unten: Im November    1936 wehren Soldaten der Volksarmee die Franco-Truppen vor Madrid erfolgreich ab

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Bei der Verteidigung von Madrid und in anderen Schlachten erwarben sich diese Einheiten großen Ruhm. An ihrer Spitze kämpften hervorragende Kommunisten wie Arthur Becker, Hans Beimler, Franz Dahlem, Kurt Hager, Heinz Hoffmann, Erwin Kramer, Heinrich Rau, Albert Schreiner,Richard Staimer, Paul Verner und andere.

Auch zahlreiche Geistesschaffende nahmen an diesen Kämpfen teil, so Willi Bredel, Ernst Busch, Hans Marchwitza, Ludwig Renn, Bodo Uhse und Erich Weinert.

Von 1936 bis 1939 verteidigten etwa 5000 deutsche Antifaschisten an der Seite des spanischen Volkes die Unabhängigkeit Spaniens und zugleich die nationalen Lebensinteressen des deutschen Volkes. 3000 von ihnen gaben für diese hohen Ziele ihr Leben.

Radiointerview mit deutschem InterbrigadistenQuellenangabe Radiointerview

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Der Kampf der Antifaschisten in Spanien, in dem Kommunisten, Sozialdemokraten und andere Antifaschisten zusammengeschmiedet wurden, belebte auch die Anstrengungen im Ringen um die Einheits- und Volksfront in Deutschland.

 

Solidarität deutscher Arbeiter und Seeleuten mit SpanienkämpfernQuellenangabe Solidarität

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

So verbreiteten die Antifaschisten die Wahrheit über die faschistische Intervention in Spanien. In einigen Betrieben wurden unter den Arbeitern Solidaritätsspenden gesammelt. Deutsche Hafenarbeiter und Matrosen spielten bei der Übermittlung des Geldes und von Informationen eine hervorragende Rolle.

Trotz des heldenhaften Kampfes erlag jedoch das republikanische Spanien schließlich der faschistischen Übermacht. Der Abwehrkampf des spanischen Volkes und der Internationalen Brigaden gegen die faschistische Aggression in den Jahren 1936 bis 1939 bleibt dennoch für immer ein Hohelied des antifaschistischen Kampfes und der internationalen proletarischen Solidarität.

 

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die faschistische Intervention in Spanien..

 

Ergänzung von Gerd Pehl zum Beitrag

 „Die faschistische Intervention in Spanien“

 

War das wirklich eine Intervention deutscher Faschisten in Spanien?

Franco brauchte die deutsche Luftwaffe um seinen Sieg gegen die Kommunisten und anders denkende Menschen verwirklichen zu können. Dass er nach dem Sieg dem Hitlerfaschismus nicht beitrat, macht die deutsche faschistische Teilnahme an den Spanienkrieg aber nicht zu einer Intervention. Eine Intervention ist eine Einmischung von Staaten. Das faschistische Deutschland hat sich in Spanien nicht eingemischt, sondern ist dem Faschist Franco auf dessen Bitte hilfreich zur Seite gesprungen. Als Reichsminister der Luftfahrt konnte Hermann Göring seine Luftwaffe schon mal für den kommenden Ernstfall 1939 testen.

 

Palmiro Togliatti

Palmiro Togliatti wurde am 26. März 1893 in Genua geboren und ist am 21. August 1964 in Jalta gestorben. Er war ein italienischer Politiker. Von 1947 bis 1964 war er Generalsekretär der Kommunistischen Partei Italiens (PCI).

Palmiro Togliatti Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Palmiro Togliatti absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaft in Turin. Er begann sein politisches Leben in der sozialistischen Partei Italiens vor dem Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg, an dem er als Offizier teilnahm, wurde er 1920 Parteisekretär in Turin und gehörte der Truppe um L’Ordine Nuovo in Turin an

Er war 1921 ein Gründungsmitglied des PCI. Bereits seit 1922 gehörte Palmiro Togliatti dem Zentralkomitee an, veröffentlichte bis 1926 unter dem Pseudonym Ercole Ercoli antifaschistische Propaganda, geriet 1923 und 1925 in Haft durch das faschistische Regime von Benito Mussolini, emigrierte 1926 nach Deutschland und später in die UdSSR. Dort übernahm er führende Rolle in der Komintern (Kommunistische Internationale), wurde auf dem VII. Kongress 1935 Befürworter der Volksfrontpolitik Stalins und nahm zwischen 1937 und 1939 als Angehöriger des Garibaldi-Bataillons am nationalrevolutionären Krieg in Spanien teil

Nachdem Generalsekretär Gramsci verhaftet worden war, rückte er bis zu seinem Tode in die Führung der PCI auf, deren Generalsekretär er ab 1947 wurde.

Die 1930er Jahre verbrachte er im Exil, aus dem er im März 1944 nach Italien zurückkehrte. Unter seiner Leitung unternahm der von ihm wiedergegründete PCI die Wende von Salerno. Der PCI sollte sich als „Partei neuen Typs“ von der Kader- zur Massenpartei wandeln. Togliatti strebte mit den Sozialisten eine Volksfront an, um auf parlamentarischen Weg Staat und Gesellschaft zu revolutionieren.

Auf dem VII. und letzten Weltkongress der Komintern im August 1935 hatte der italienische Kommunistenführer, der sich den Decknamen „Ercoli“ zugelegt hatte, erklärt:

„Wenn es notwendig ist, um an die Menschen heranzukommen, eine neue Sprache zu reden, frühere Formeln abzuwerten, alte Pläne zu zerstören, die Arbeitsmethoden zu verändern, die Organisations-Formen umzugestalten – nun was, wir werden das ohne das geringste Schwanken tun.“

Dieser Politikwechsel war die Abkehr von der Politik der Diktatur des Proletariats hin zu Reformen. Dies ermöglichte einerseits die Anerkennung der PCI durch die übrigen demokratischen Parteien als Teil des antifaschistischen Spektrums, das über die Beibehaltung der Monarchie oder die Einführung der Republik entschied. Sie ging jedoch einher mit der Entwaffnung der von Kommunisten dominierten Resistenza (bewaffneter antifaschistischer Widerstand in Italien) einher.  Im Ergebnis öffnete sich die Partei weit nach rechts gegenüber den vorher vertretenen Positionen; so verzichtete sie auf größere Verstaatlichungen in der Industrie und erkannte eine starke Rolle der Kirche an

1956 war Togliatti entscheidend an der Entwicklung der Theorie des Polyzentrismus, also der „Einheit in der Vielfalt“ unterschiedlicher politischer Praxis beteiligt.

Berlin, III. SED-Parteitag

Palmiro Togliatti als Gastredner auf dem III. Parteitag der SED, Berlin 1950

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-S99208 / Quaschinsky, Hans-Günter / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5437145

 

Nach der Niederschlagung der versuchten Konterrevolution in Ungarn, proklamierte er einen eigenen „nationalen Weg zum Sozialismus“.

Unter seiner Führung wuchs die Partei. Sie wurde zweitstärkste Partei Italiens und zur größten nicht regierenden kommunistischen Partei in Europa. Obwohl sie nach 1946 permanent von der nationalen Regierung ausgeschlossen blieb, stellte sie in vielen Städten den Bürgermeister und blieb nicht ohne Einfluss.

Sowjetische Briefmarke, 1964

Sowjetische Briefmarke, 1964

Bildquelle: Von Почта СССР – scan du timbre, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3264734

 

 

Die russische Stadt Stawropol an der Wolga, in der die Automobilfabrik „AwtoWAS“ (Lada) in Zusammenarbeit mit „Fiat“ errichtet wurde, bei deren Gründung Togliatti hilfreich gewesen war, wurde nach seinem Tod 1964 ihm zu Ehren in „Toljatti“ (Transkription der kyrillischen Schreibung) umbenannt.

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Die Minister für Staatssicherheit/Erich Mielke

Erich Fritz Emil Mielke, geboren am 28. Dezember 1907 in Berlin, gestorben am 21. Mai 2000 in Berlin, war dem nach dem Rücktritt Ernst Wollwebers ab 1957 Minister für Staatssicherheit der DDR.

Erich Mielke wuchs in Berlin-Wedding als Sohn eines Stellmachers in einem proletarischen Umfeld auf. Die sechsköpfige Familie – Mielke hatte drei Geschwister – bewohnte eine 30-Quadratmeter-Wohnung. Seine Eltern zählten 1918 zu den Gründungsmitgliedern der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) Infolge einer Begabtenauswahl erhielt Mielke 1923 einen Freiplatz am Köllnischen Gymnasium. Er verließ die Schule wegen Schwierigkeiten beim Erlernen der klassischen Sprachen bereits nach einem Jahr und absolvierte anschließend bis 1927 eine Lehre als Speditionskaufmann. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung arbeitete Mielke zuletzt bei einer Firma des Siemens-Konzerns, die ihn im Januar 1931 wegen eines Arbeitskampfs entließ.

Erich Mielke (1976)

Erich Mielke (1976)

Bildquelle:„Bundesarchiv Bild 183-R0522-177, Erich Mielke“ von Bundesarchiv, Bild 183-R0522-177 / CC-BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt

Schon 1921 war Mielke dem KJVD beigetreten. Eigenen Angaben zufolge wurde er 1925 Mitglied der KPD. Auch der Roten Hilfe und dem Roten Frontkämpferbund (RFB) gehörte Mielke an. Im RFB hatte er die Funktion eines „Schriftführers und Kulturobmanns“ inne. Wegen der Teilnahme an einer verbotenen KPD-Demonstration in Leipzig verbüßte Mielke 1930 eine mehrtägige Ordnungsstrafe im Polizeigefängnis am Alexanderplatz. Arbeitslos geworden, beschäftigte ihn 1931 die kommunistische „Rote Fahne“. Ebenfalls gehörte Mielke dem 1931 gegründeten Parteiselbstschutz, einer paramilitärisch organisierten und bewaffneten Gruppe der Partei, an. In dieser Eigenschaft erschossen er und das Selbstschutzmitglied Erich Ziemer am 9. August 1931 auf dem Bülowplatz in Berlin die Polizeioffiziere Paul Anlauf und Franz Lenck auf offener Straße. Die KPD schaffte die beiden daraufhin einige Tage später in die Sowjetunion. Mielke behauptete später, die NS-Justiz hätte ihn 1934 „in Abwesenheit verurteilt zum Tode (Bülowplatz)“. Tatsächlich war das Verfahren gegen ihn durch Beschluss vom 23. April 1934 gemäß § 205 StPO noch vor der Eröffnung des Hauptverfahrens eingestellt worden, da man seiner nicht habhaft werden konnte.

In Moskau erhielt er von 1932 bis 1936 eine politische und militärische Ausbildung an der Lenin-Schule und kämpfte von 1936 bis 1939 unter dem Decknamen „Fritz Leissner“ im Spanischen Bürgerkrieg(national-revolutionärer Krieg) bei den Internationalen Brigaden. Zuletzt im Range eines Hauptmanns, versah Mielke nach eigenen Angaben vor allem Stabsdienst in den Führungen der XI. und XIV. Brigade sowie Aufgaben als „Kaderoffizier“ (Politoffizier) in der 27. Division.

In der Endphase des Spanischen Bürgerkrieges(national-revolutionärer Krieg) begab sich Mielke im Februar 1939 über die Pyrenäen nach Frankreich, wo er zusammen mit anderen Interbrigadisten zunächst interniert wurde, dann aber nach Kontaktaufnahme mit der KPD-Leitung im Mai 1939 auftragsgemäß nach Belgien ging. Entgegen einer später von ihm verbreiteten Legende hielt sich Mielke unter seinem Klarnamen in Belgien auf und wurde nicht aus Deutschland ausgebürgert. Die Staatsanwaltschaft Berlin verzichtete auf ein Auslieferungsersuchen für Mielke. Sie sah die Polizistenmorde als ein „politisches Verbrechen“ an, wofür der Auslieferungsvertrag mit Belgien keine Auslieferung erlaubte.

Unter dem Decknamen „Gaston“ war Mielke bis in die Monate nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Mitherausgeber der für Deutschland bestimmten und bis Februar 1940 illegal von der KPD im Grenzgebiet zu Belgien verbreiteten „Neuen Rheinischen Zeitung“. Die deutsche Invasion veranlasste die Regierung Belgiens im Mai 1940 zum Abtransport aller deutschen Staatsangehörigen in französische Internierungslager.
Mielke kam Ende Mai 1940 in das Lager Cyprien, aus dem er im August 1940 nach Toulouse flüchtete. Vermutlich hatte Mielke im September 1940 Unterschlupf in einem französischen Arbeitskommando für Ausländer gefunden. Im Sommer 1941 nahm Mielke eine weitere Identität als „Richard Hebel“ an und erbat bei dem KPD-Funktionär Willi Kreikemeyer in Marseille Hilfe bei der Ausreise nach Mexiko und materielle Unterstützung, die er erhielt. Nachdem deutsche Truppen infolge der Landung der Amerikaner in Nordafrika im November 1942 Südfrankreich besetzt hatten, löste sich die Marseiller Emigrantenszene auf. Verbürgt sind jedoch spätere Kontakte der KPD-Gruppe in Toulouse, wo Mielke sich Leisner nannte, zur Parteiführung in Moskau. Im März 1943 telegrafierte von dort der KPD-Vorsitzende Wilhelm Pieck, der das Pseudonym entschlüsselt hatte: „Sicherung Leisner wegen Bülowplatzsache“. Im Januar 1944 wurde Mielkes Arbeitskommando, innerhalb dessen eine deutsche kommunistische Zelle existierte, in die deutsche Organisation Todt integriert, in der er bis zum Kriegsende verblieb. Genauere Angaben fehlen. Mielke schlug sich nun individuell in Richtung seiner Heimatstadt Berlin durch, wo er am 14. Juni 1945 erschien und sich bei der KPD meldete.

Karriere in der SBZ und DDR

Mielke wurde sofort Leiter der Polizeiinspektion Berlin-Lichtenberg im sowjetischen Sektor. Außerdem wurde ihm im Zentralkomitee der KPD die Funktion des Abteilungsleiters für Polizei und Justiz übertragen. Vom Juli 1946 an war er Vizepräsident der Deutschen Verwaltung des Innern (DVdI), die mit Gründung der DDR in Ministerium für Inneres umbenannt wurde, und innerhalb derer er ab Mai 1949 die Hauptverwaltung zum Schutze der Volkswirtschaft aufbaute.

Bei der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im Februar 1950 wurde Wilhelm Zaisser als Leiter eingesetzt und Erich Mielke, neben Joseph Gutsche und anderen, einer seiner Stellvertreter im Range eines Staatssekretärs. Im gleichen Jahr wurde er auch Mitglied des Zentralkomitees der SED.

Nach den Ereignissen des 17. Juni 1953 wurde Zaisser abgesetzt, Ernst Wollweber übernahm die Leitung des MfS. 1957 entließ Walter Ulbricht Wollweber auf dessen Wunsch, und Mielke wurde zum Leiter des MfS ernannt. Diese Position bekleidete er bis zum 7. November 1989. Zur Zeit von Mielkes Amtsantritt hatte die Behörde rund 14.000 hauptamtliche Mitarbeiter, 1989 schätzungsweise 91.000. Nach den Ereignissen am 17. Juni 1953 wurde das Ministerium für Staatssicherheit zum Staatssekretariat für Staatssicherheit zurückgestuft. Am 24. November 1954 bekam es seinen Ministeriumsrang zurück und bekam die Hauptverwaltung Aufklärung als Auslandsnachrichtendienst zugeordnet.

Von 1958 bis 1989 war Mielke Abgeordneter der Volkskammer.

Erich Mielke in seinem Wahlkreis 36

ADN-ZB/Lehmann 28.5.81 Bez. Halle: In seinem Wahlkreis 36 führte der Spitzenkandidat der Volkskammer Erich Mielke (2.v.l.), Mitglied des Politbüros des ZK der SED und Minister für Staatssicherheit, einen Gedankenaustausch mit Genossenschaftsbauern der ZGE Milchproduktion Nessa, Kreis Höhenmölsen. Hier im Gespräch mit Mitgliedern der Jugendschicht Melkkarusell.

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„Bundesarchiv Bild 183-Z0528-028, Erich Mielke in seinem Wahlkreis 36“ von Bundesarchiv, Bild 183-Z0528-028 / CC-BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt

 

Ab 1971 wurde Mielke Kandidat und ab 1976 Vollmitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED. Von 1960 bis 1989 war er Mitglied des Nationalen Verteidigungsrates der DDR (NVR), ab 1980 Armeegeneral.

30 Jahre MfS, Erich Honecker, Erich Mielke

Erich Honecker beglückwünscht Erich Mielke zum 30. Jahrestag der Bildung des Ministeriums für Staatssicherheit

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„Bundesarchiv Bild Y 10-0097-91, 30 Jahre MfS, Erich Honecker, Erich Mielke“ von Bundesarchiv, Bild Y 10-0097-91 / CC-BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons – Bild ist entsprechend verlinkt

 

Nach dem Ende der DDR:

Rücktritt, Verurteilung und Tod

Am 7. November 1989 trat Mielke zusammen mit der gesamten Regierung Stoph zurück, am folgenden Tag zusammen mit dem gesamten Politbüro des ZK der SED. Am 17. November wurde sein Abgeordnetenmandat aufgehoben. Am 3. Dezember 1989 wurde Mielke aus der SED ausgeschlossen, am 7. Dezember 1989 kam er unter dem Vorwurf der „Schädigung der Volkswirtschaft“ und des „Hochverrats durch verfassungsfeindliche Aktionen“ in Untersuchungshaft. Er wurde am 2. Februar 1990 ins Haftkrankenhaus der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen verbracht, aus dem er am 8. März 1990 aus gesundheitlichen Gründen entlassen wurde. Im Juli desselben Jahres kam er erneut in Untersuchungshaft, nachdem das Krankenhaus der Volkspolizei die Haftfähigkeit bestätigte, unter anderem wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ und „Rechtsbeugung“. Zunächst kam er in ein Westberliner Krankenhaus, dann in die Haftanstalten Rummelsburg in Berlin/(noch)DDR und anschließend nach Plötzensee. Am 4. Oktober 1990 wurde Mielke auf Antrag seines Anwaltes wegen schlechter Haftbedingungen in die JVA Moabit verlegt, wo er für längere Zeit verblieb. Inzwischen konzentrierten sich die Ermittlungen auf Mielkes Beteiligung an dem Mordanschlag auf dem Bülowplatz im Jahr 1931.

Das 1934 eingeleitete Verfahren gegen Mielke wegen des Doppelmords ist seinerzeit vom Landgericht Berlin eingestellt worden, weil Mielke flüchtig war. In einem groß angelegten Prozess sind nach Wiederaufnahme der Ermittlungen im Juni 1934 unter anderem Max Matern wegen seiner Beteiligung am Doppelmord zum Tode verurteilt und hingerichtet und der ebenfalls angeklagte Mittäter und spätere Generalmajor des MfS Erich Wichert zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt worden.[11] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Staatsanwaltschaft der Viersektorenstadt Berlin erneut Haftbefehl gegen Mielke erlassen, doch beschlagnahmte die sowjetische Besatzungsmacht die Verfahrensakten. Nach der Annexion der DDR eröffnete das Landgericht Berlin im November 1991 das Hauptverfahren gegen Mielke wegen der „Bülowplatzsache“. Mielke wurde des Mordes angeklagt. Die vom Februar 1992 bis zum 26. Oktober 1993 geführte Verhandlung endete mit seiner Verurteilung wegen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren. Ende 1995 wurde Mielke, nachdem er insgesamt mehr als zwei Drittel der sechs Jahre verbüßt hatte, im Alter von 88 Jahren auf Bewährung entlassen.

Mielke starb am 21. Mai 2000 in einem Altenpflegeheim in Berlin-Neu-Hohenschönhausen. Nach seiner Einäscherung im Krematorium Meißen fand er am 6. Juni auf eigenen Wunsch seine letzte Ruhestätte in einem namenlosen Urnengrab auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde.

Privatleben

Mielke heiratete 1948 Gertrud Müller (* 1909), hatte eine Adoptivtochter (* 1946) und einen Sohn (* 1948).
Von 1953 bis 1989 war er erster Vorsitzender der Sportvereinigung Dynamo. Von 1957 bis 1989 war er Mitglied des Vorstandes des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) der DDR und Mitglied des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport der DDR.

 

Zahlen und Fakten Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Die Minister für Staatssicherheit/Ernst Wollweber

Ernst Wollweber wurde am 18. Oktober 1898 in Hannoversch Münden geboren und ist am 03.Mai 1967 in Berlin/DDR gestorben. Von 1953 bis 1957 leitete er das Staatssekretariat, bzw. das Ministerium für Staatssicherheit der DDR(MfS).

Als Sohn eines Tischlers geboren, heuerte Wollweber nach der Volksschule mit 15 Jahren bei Flößern auf der Weser als Schiffsjunge an. Von 1916 bis 1918 diente er in der U-Boot-Abteilung der Kaiserlichen Marine.

Ernst Wollweber, Minister für Verkehr der DDR

Ernst Wollweber (1950)

 

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„Bundesarchiv Bild 183-08658-0006, Ernst Wollweber, Minister für Verkehr der DDR“ von Bundesarchiv, Bild 183-08658-0006 / Rudolph / CC-BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

Während der Novemberrevolution nahm Wollweber am Kieler Matrosenaufstand teil, wurde Vorsitzender des Soldatenrates des U-Boot-Kreuzerverbandes und als solcher Mitglied des Kieler Gesamtsoldatenrates. 1919 trat er in die KPD ein. Gegen die im Waffenstillstandsabkommen vorgesehene Auslieferung der deutschen Hochseeflotte an Großbritannien versuchte Wollweber die handstreichartige Besetzung der wichtigsten Kriegsschiffe und deren Auslieferung an Sowjetrußland zu organisieren, der Plan scheiterte jedoch im Januar 1919.

Wollweber nahm an den Märzkämpfen in Mitteldeutschland 1921 teil, wurde politischer Sekretär des KPD-Bezirks Hessen-Waldeck und Mitglied des Zentralausschusses der KPD. 1922 besuchte er die Reichsparteischule der KPD und leitete ab Juli 1923 die KPD-Militärorganisation von Hessen-Waldeck und Thüringen. Er besuchte die Erste Militärschule in Moskau und wurde Verbindungsmann zur Sabotageabteilung der Roten Armee.

1924 wurde Wollweber wegen seiner Teilnahme an den Märzkämpfen wegen Hochverrats angeklagt und bis 1926 inhaftiert. Von 1928 bis 1932 war er Mitglied des Preußischen Landtages und danach, ab November 1932 bis zur Machtübernahme der Faschisten im März 1933, Mitglied des Reichstages. Seit 1932 war er Reichsleiter des „Einheitsverbands der Seeleute, Hafenarbeiter und Binnenschiffer“ in Hamburg, ebenso seit 1932 Leiter der Org.-Abteilung des Zentralkomitees der KPD und Mitglied des Sekretariats des Exekutivkomitees der International Union of Seamen and Harbour Workers (ISH), ab 1933 Sekretär der ISH in Kopenhagen.

Ab 1936 beteiligte er sich am Aufbau eines Apparates (Wollweber-Organisation) zur weltweiten Sabotage der Marine der faschistischen Staaten. Die Sabotageaktionen fanden vor allem in Skandinavien statt. Im Spanischen Bürgerkrieg(Nationalrevolutionärer Krieg) organisierte Wollweber 1937 Waffenlieferungen für die republikanische Regierung, wurde jedoch im Mai 1940 in Schweden verhaftet. Um seiner Auslieferung an das Deutsche Reich zu entgehen, wurde er zu drei weiteren Jahren Haft verurteilt. Nach Erhalt der sowjetischen Staatsbürgerschaft 1944 beantragte er seine Ausreise. Er hielt sich zur Kur in Kislowodsk und danach in Moskau auf.

 

Karriere in der DDR

Wollweber kehrte im März 1946 nach Deutschland in die Sowjetische Besatzungszone zurück und wurde im Mai desselben Jahres Mitglied der neu gegründeten SED. 1947 stieg Wollweber zum Leiter der Generaldirektion Schifffahrt auf, dessen Stellvertreter er zuvor war. Am 17. November 1950 wurde er von Minister Hans Reingruber als neuernannter Staatssekretär des Ministeriums für Verkehr in sein Amt eingeführt. Gerüchten zufolge soll er zwischen 1950 und 1953 als Staatssekretär im Verkehrsministerium im Auftrag der Sowjetunion die Wollweber-Organisation neu aufgebaut haben.

Im Juli 1953 übernahm Wollweber im Range eines Staatssekretärs die Leitung des MfS und richtete sein Hauptaugenmerk auf westliche Geheimdienste, vor allem die Organisation Gehlen und späterer Bundesnachrichtendienst (BND). Sein Vorgänger, Wilhelm Zaisser musste seinen Hut nehmen, weil er Ulbricht stürzen wollte und er als Chef dafür verantwortlich war, dass das MfS die Ereignisse des 17. Juni 1953 nicht vereitelt, ja nicht mal vorhergesehen hatte. Daraufhin wurde das MfS für zwei Jahre zum Staatssekretariat heruntergestuft.

1954 erhielt Wollweber den im selben Jahr gestifteten Vaterländischen Verdienstorden der DDR. Von 1954 bis 1958 war er außerdem Mitglied der Volkskammer und des Zentralkomitees der SED.

Im Januar 1958 wurde gegen ihn ein Verfahren wegen „Verstößen gegen das Parteistatut“ eingeleitet, weiterhin wurde er zusammen mit Karl Schirdewan wegen Fraktionstätigkeit aus dem ZK der SED ausgeschlossen. Er erhielt eine strenge Parteirüge und musste sein Mandat für die Volkskammer niederlegen. Seitdem lebte er zurückgezogen als Rentner und Memoirenschreiber am Obersee in Alt-Hohenschönhausen/Berlin/DDR.

Wollweber erklärte am 31. Oktober 1957 „krankheitsbedingt auf eigenen Wunsch“ seinen Rücktritt. Nachfolger wurde sein Stellvertreter Erich Mielke.

Sein Tod am 3. Mai 1967 fand in der DDR nur wenig öffentliche Beachtung, doch wurde seine Urne in der Grabanlage „Pergolenweg“ der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt.

 

Zahlen und Fakten Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Die Minister Für Staatssicherheit/Wilhelm Zaisser

Wilhelm Zaisser , geboren am 20. Juni 1893 in Rotthausen bei Gelsenkirchen; gestorben am 3. März 1958 in Berlin, war Funktionär in der KPD und der KPdSU, Mitglied der Internationalen Brigaden und der erste Minister für Staatssicherheit der DDR.

Berlin, 12. Volkskammersitzung, Wilhelm Zaisser

An der 12. Sitzung der Volkskammer nahmen auch Ministerpräsident Grotewohl und der neuernannte Minister für Staatssicherheit Zaisser teil. Unser Bild zeigt: Minister für Staatssicherheit Wilhelm Zaisser, 22.2.50

 

Bildquelle:
„Bundesarchiv Bild 175-04246, Berlin, 12. Volkskammersitzung, Wilhelm Zaisser“ von Bundesarchiv, Bild 175-04246 / CC-BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

 

Wilhelm Zaisser, Sohn eines Gendarmeriewachtmeisters, besuchte von 1899 bis 1913 die Volksschule, eine Präparandenanstalt(Lehrerausbildungsstätte) und danach ein evangelisches Lehrerseminar. In den Jahren 1913/14 leistete er seinen Militärdienst ab und wurde danach Volksschullehrer in Essen. Während des Ersten Weltkriegs diente Zaisser von 1914 bis 1919 in der preußischen Armee, seit dem Jahre 1916 als Leutnant der Reserve. 1918 schloss er sich der USPD an und wurde 1919 Mitglied der neu gegründeten KPD. Während der Abwehr des Kapp-Putsch im Ruhraufstand war Zaisser einer der militärischen Leiter der Roten Ruhrarmee. Er war in der Essener Kampfleitung tätig.1921 wurde er als Mitglied der Oberleitung der illegalen „Kampforganisation“ der KPD verhaftet.Nach vier Monaten Gefängnis wurde er aus dem Schuldienst entlassen. 1921 und 1922 arbeitete er als Zeitungsredakteur. Von 1923 bis 1926 war er Mitglied der KPD-Bezirksleitung Ruhrgebiet und in der Oberbezirksleitung West in der Funktion des KP-Oberleiters des Militärpolitischen Oberbezirks West. Vom März bis Juni 1924 nahm Zaisser an einem Lehrgang an der Militärpolitischen Schule der Komintern (KI) in Moskau teil. Seit 1926 war er als Mitarbeiter des Zentralkomitees der KPD für die militärpolitische Schulung verantwortlich. 1927 wurde er Mitarbeiter der Komintern in Moskau und war von 1927 bis 1930 Militärberater der Kuomintang in der Mandschurei. Anschließend hielt sich Zaisser von 1930 bis 1932 in Prag auf. Seit etwa dieser Zeit hatte Zaisser als Vertrauensperson zu sowjetischen Dienststellen eine eigenständige und für die KPD-Führung nicht durchschaubare Verbindung.

1932 wurde Zaisser Mitglied der KPdSU(B) und leitete bis 1936 die Militärpolitische Schule in Babowka bei Moskau. Von 1936 bis 1938 nahm er am Spanischen Bürgerkrieg(Nationalrevolutionärer Krieg) zunächst als militärpolitischer Berater teil, ab November 1936 als Kommandeur der XIII. Internationalen Brigade. 1937 kommandierte er die Basis der Internationalen Brigaden in Albacete. Sein Deckname war „General Gómez“. 1938 und 1939 war er Mitarbeiter des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI) in Moskau.
Von 1939 bis 1943 arbeitete er als Chefredakteur der deutschen Sektion im Verlag für fremdsprachige Literatur in Moskau. 1943 wurde er Lehrer an Antifa-Schulen bzw. Leiter des deutschen Sektors für antifaschistische Schulung der Kriegsgefangenen und verblieb bis 1946.

Im Februar 1947 kehrte Zaisser mit seiner Ehefrau Elisabeth nach Deutschland zurück und trat in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ein. Er war bis 1948 Polizeipräsident der Landesbehörde der Polizei Sachsen-Anhalt in Halle (Saale). In den Jahren 1948 und 1949 wurde er Innenminister des Landes Sachsen und leitete von 1949 bis 1950 die Verwaltung für Schulung der Deutschen Verwaltung des Innern und die Hauptverwaltung Ausbildung des Ministeriums des Innern. Zaisser war offenbar für eine Karriere in den protomilitärischen Landstreitkräften der SBZ vorgesehen, aus denen die Kasernierte Volkspolizei hervorgehen sollte. An dem im Dezember 1948 durch einen Beschluss des Politbüros der KPdSU ausgelösten geheimen Aufbau des späteren Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) hatte Zaisser keinen Anteil. Anfang Februar 1950 entschieden jedoch die Verantwortlichen der sowjetischen Seite, dass nicht dessen amtierender Gründungschef Erich Mielke, sondern Zaisser Minister für Staatssicherheit wird und Mielke sein Stellvertreter. Daraufhin kooptierte das Politbüro der SED Zaisser am 8. Februar 1950 in den Parteivorstand und schlug dem Vorstand vor, ihn zum Kandidaten des Politbüros zu wählen. Die Ernennung zum Minister erfolgte nach Zaissers eigenen Angaben gegen seinen Willen.

Nach den Ereignissen vom 17. Juni 1953 versuchte Zaisser gemeinsam mit dem Chefredakteur des Neuen Deutschlands, Rudolf Herrnstadt, den ZK-Vorsitzenden Walter Ulbricht zu stürzen. Dabei hatten sie den sowjetischen Geheimdienstchef, Innenminister und Vizepremier Lawrenti Beria auf ihrer Seite, der nach Stalins Tod der kommende starke Mann der UdSSR zu sein schien. In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1953 tagte das Politbüro. Zaisser sprach sich für eine Ablösung Ulbrichts und die Einrichtung einer kollektiven Parteiführungsspitze unter Herrnstadt als „1. Sekretär“ aus. Zaisser stimmten Friedrich Ebert, Heinrich Rau und Elli Schmidt zu, für Ulbricht sprachen nur Matern und Erich Honecker. Ulbricht warf Zaisser und Herrnstadt „Fraktionsbildung“ und Sozialdemokratismus vor. Beria ist zwischenzeitlich gestürzt worden. Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, der Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU, und Ministerpräsident Georgi Malenkow unterstützten Ulbricht.
Mit Malenkows Rückendeckung trat Ulbricht am 24. Juli 1953 vor das ZK-Plenum der SED und trug einen Text vor, der mit dem Politbüro nicht abgesprochen war. Als Ursache des „faschistischen Putsches“ (so die DDR-offizielle Bezeichnung für die Ereignisse des 17. Juni1953) stellte er den liberaleren „Neuen Kurs“ hin, den die SED im Juni 1953 verkündet hatte. Er sah eine direkte Verbindung der „Herrnsadt-Zaisser-Fraktion“ mit Beria, mit Ziel auf die Restaurierung des Kapitalismus. Die übrigen Politbüromitglieder wagten nicht zu widersprechen und glaubten, dass der Text abgesprochen war.
Zaisser selbst hatte sich angreifbar gemacht, da sein Geheimdienst den die Ereignisse des 17. Juni 1953 nicht vorhergesehen hatte.

Im Juli 1953 wurde er aus dem Politbüro und dem Zentralkomitee der SED ausgeschlossen und als Minister für Staatssicherheit abgesetzt. Das Ministerium wurde zu einem Staatssekretariat (SfS) herabgestuft und dem Innenministerium der DDR unterstellt. Staatssekretär wurde Ernst Wollweber, wie zuvor Zaisser eine Vertrauensperson sowjetischer Dienste. Im Januar 1954 wurde Zaisser aus der Partei ausgeschlossen und verlor seinen Sitz in der (Provisorischen) Volkskammer, den er seit 1949 innegehabt hatte. Auch seine Frau büßte ihr seit 1952 bekleidetes Amt als Ministerin für Volksbildung ein. Bis zu seinem Tod war Zaisser als Übersetzer tätig.

Bei seinem Tod am 3. März 1958 erinnerte nur ein ungezeichneter kurzer Artikel im „Neuen Deutschland“ an den „legendären Kommandeur General Gómez“.

Die PDS (genauer: die Bundesschiedskommission der PDS) rehabilitierte Wilhelm Zaisser am 25. April 1993.

 

 

Zahlen und Fakten Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Erich Weinert

Erich Gustav Weinert, geboren am 04. August 1890 in Magdeburg, gestorben am 20. April 1953 in Berlin war ein deutscher Schriftsteller und ab 1943 Präsident des Nationalkomitees Freies Deutschland.

Erich Weinert auf einer DDR-BReifmarke von 1990

Erich Weinert auf DDR-Briefmarke von 1990

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildquelle:„Stamps of Germany (DDR) 1990, MiNr 3301“ von Hochgeladen von –Nightflyer (talk) 19:53, 18 June 2009 (UTC) – Eigener Scan und Bearbeitung. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt

 

Weinert wurde schon früh durch seinen sozialdemokratisch eingestellten Vater politisch geprägt. Nach dem Besuch der Knabenbürgerschule in Magdeburg lernte Weinert Lokomobilbauer in der Buckauer Maschinenfabrik Rudolf Wolf. Das Abitur hatte ihm sein Vater verweigert, weil er Standesdünkel befürchtete. Weinert erhielt 1904 die Jugendweihe. Im Zeitraum von 1908 bis 1910 besuchte er die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. 1912 schloss er sein Studium an der Königlichen Kunstschule Berlin mit einem Staatsexamen als akademischer Zeichenlehrer ab. Weinert wurde, nach einer kurzen freiberuflichen Tätigkeit, zum Militär eingezogen, wo er als Offizier am Ersten Weltkrieg teilnahm.

Mit anderen jungen Künstlern gründete Weinert die Künstlergemeinschaft „Die Kugel“. In den Jahren 1919 und 1920 war er als Lehrer an der von ihm schon als Schüler besuchten Magdeburger Kunstgewerbeschule tätig. Anfang 1920 veröffentlichte er in der Zeitschrift der Gemeinschaft erste Gedichte. In Leipzig wirkte er als Schauspieler und Vortragskünstler. Ab Mai 1921 hatte er im Leipziger Kabarett Retorte mit seinen Kabarett-Texten großen Erfolg. Die Texte wurden unter dem Titel „Der verbogene Zeitspiegel“ und „Der Gottesgnadenhecht und andere Abfälle“ publiziert. Ab 1923 trat Weinert in Berlin im Künstlercafé „Küka“ auf. Weinert veröffentlichte seine Texte in vielen kommunistischen und linksbürgerlichen Zeitschriften, erhielt jedoch in Preußen Redeverbot.

Weinert gehörte zu den Mitbegründern des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. 1929 trat er der KPD bei. Er war Mitarbeiter der „Roten Fahne“.

1930 begann seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch.(zu diesen Personen in einer späteren Ausgabe DIE TROMMLER mehr)

Von 1933 bis 1935 ging Weinert mit Frau und Tochter mit Umweg über die Schweiz in das Exil in das Saargebiet, wo er 1934 steckbrieflich gesucht wurde. Nach dem Saar-Plebiszit(Volksentscheid/Saarabstimmung) 1935 kehrte er nach Paris zurück, um gleich wieder in die Sowjetunion auszureisen, wo er u. a. für Radio Moskau arbeitete.

Weinert wurde von 1937 bis 1939 Mitglied der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg(national-revolutionärer Krieg), wo er als Frontberichterstatter tätig war. Anschließend war er von Februar bis Herbst 1939 im Lager Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales) interniert, wo er schwer lungenkrank wurde.

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion war Weinert auf sowjetischer Seite als Propagandist tätig. Mit seinen Gedichten bedruckte Flugblätter wurden in hoher Auflage hinter den deutschen Linien abgeworfen. 1943 wurde er zum Präsidenten des Nationalkomitees Freies Deutschland gewählt.

1946 kehrte Weinert nach Deutschland zurück und wurde, bereits schwer erkrankt, als Vizepräsident der Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) tätig. Wie viele Künstler und Wissenschaftler wohnte er in der Straße 201.Er veröffentlichte, kurz vor seinem Tode, noch ein Erinnerungsbuch des mit ihm im sowjetischen Exil befreundeten Malers Heinrich Vogeler.

Erich Weinert-Denkmal in Farnkfurt(Oder)

Erich Weinert-Denkmal in Frankfurt/Oder

Bildquelle:
„2006-03 Frankfurt (Oder) 40“ von Sicherlich. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt.

 

Weinert war ein bedeutender Satiriker und Lyriker während der Weimarer Republik und ein wichtiger Vertreter der proletarisch-revolutionären Literaturbewegung dieser Jahre. Der Text der Hymne der internationalen Brigaden, die im spanischen Bürgerkrieg kämpften, stammt von ihm.

Grabplatte für Erich Weinert

Die Grabplatte für Erich Weinert in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildquelle:
„FFelde34“ von 44Pinguine in der Wikipedia auf Deutsch – Selbst fotografiert. Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 de über Wikimedia Commons – Bild ist entsprechend verlinkt.

 

siehe Wikipedia

 

Gustav Artur Dorf, Kurzform Artur Dorf…

wurde am 17. Juli 1908 in Bremen geboren und ist am 27. Oktober 1972 in Berlin gestorben. Er war deutscher Politiker (KPD/SED) und Spanienkämpfer.

Artur Dorf, Sohn eines Maurers, war als Handlungsgehilfe tätig. 1926 schloss der sich dem KJVD(Kommunistischer Jugendverband Deutschlands) an.

Ab 1929 war er Mitglied der KPD und als Funktionär des KJVD in Wuppertal tätig. 1930 besuchte er die KPD-Reichsparteischule in Fichtenau. Ab 1931 war er Redakteur der „Bergischen Volksstimme“ und Leiter des KPD-Unterbezirks Solingen, ab 1932 von Hagen.

Nach der „Machtergreifung“ der Faschisten war er im kommunistischen Widerstand aktiv. Im August 1933 wurde er verhaftet, er konnte jedoch am 2. September 1933 aus dem Gefängnis Remscheid in die Niederlande fliehen. Später emigrierte er nach Frankreich und nahm 1936 in Spanien auf Seiten der Republik als Interbrigadist am Spanischen Bürgerkrieg(National-revolutionärer Krieg) teil. Dort war er unter anderen von Oktober 1936 bis Januar 1937 Politkommissar des Edgar-André-Bataillons(weitgehend deutsch-österreichisches Battalion) der XI. Internationalen Brigade, von Januar bis April 1937 schließlich Politkommissar der XI. Internationalen Brigade. Später war er Kommissar für das Internationale Sanitätswesen.

Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde Dorf 1939 in den Lagern Gurs und Le Vernet, später von 1941 bis 1943 in Djelfa (Nordafrika) interniert. 1940 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. In Algerien wandte sich der Amerikaner Milton Wolff 1943 an Dorf, um ihn für den Kampf in Italien zu gewinnen. 1943/44 kämpfte Dorf als Soldat auf den Seiten der alliierten Streitkräfte in Italien sowie als Partisan der Resistenza. Er war dort auch für das Office of Strategic Services (OSS)((Das Office of Strategic Services (OSS; deutsch: Amt für strategische Dienste) war ein Nachrichtendienst des Kriegsministeriums der Vereinigten Staaten von 1942 bis 1945.))tätig.

Im Juli 1945 kehrte er nach Deutschland zurück. Bis Juni 1946 leitete er die Abteilung Polizei der Provinzialverwaltung Brandenburg, von 1946 bis 1949 war er Polizeipräsident von Potsdam und gleichzeitig bis 1950 als Dozent und Lehrstuhlleiter an der Parteihochschule „Karl Marx“ tätig. Ab 1950 war er Kulturdirektor der Volkswerft Stralsund. 1951 wurde er bis zur Klärung von Vorwürfen als Kulturdirektor eines Volksgutes eingesetzt. Die durch den ehemaligen Kommunisten André Marty gefälschten Kaderakten der Internationalen Brigaden wurden vor der Zentralen Parteikontrollkommission der SED besprochen. Die Vorwürfe wurden als Fälschungen entlarvt. Es gab keine Bestrafung oder Verurteilung. Nach verschiedenen Funktionen in Partei und Gewerkschaft war er ab 1956 bis 1968 stellvertretender Vorsitzender des Zentralvorstandes der Gesellschaft für Sport und Technik für Agitation und Propaganda und war für die politische Erziehung der Jugend während der vormilitärischen Ausbildung verantwortlich.

Dorf erhielt ein Ehrengrab in der Grabanlage „Pergolenweg“ der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin.

 

entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Richard Staimer

Richard Staimer (* 25. Januar 1907 in München; † 24. Oktober 1982 in Berlin/DDR) war ein deutscher Kommunist, Spanienkämpfer und Generalmajor der NVA. Er war von 1955 bis 1963 Vorsitzender des Zentralvorstandes der Gesellschaft für Sport und Technik (GST).

Nach dem Besuch der Volksschule erlernte der Sohn des ehemaligen Münchner Polizeipräsidenten und Gewerkschaftssekretärs Josef Staimer von 1922 bis 1925 das Handwerk des Fliesenlegers. Diesen Beruf übte er bis 1931 aus, wobei er zwischen 1927 und 1929 auf Wanderschaft war und 1929/1930 in der Schweiz und Österreich arbeitete. Durch die Mitgliedschaft in einer Freien proletarischen Kindergruppe ab 1920 geprägt, trat Staimer mit Lehrbeginn in den KJVD ein. 1923 gehörte er dem M-Apparat sowie der Bezirksleitung Nord-Bayern des KJVD an. 1925 wurde er Mitglied der KPD. Gleichzeitig trat er weiteren kommunistischen Organisationen bei, wie etwa der Roten Hilfe, der RGO und dem RFB. 1930 wurde Staimer wegen politischer Tätigkeit aus Österreich ausgewiesen. Er fand in Nürnberg Arbeit als Bauarbeiter und wurde Leiter der Zersetzungsarbeit in der Polizei und der Reichswehr im M-Apparat für Nürnberg und Vorsitzender des Deutschen Bauarbeiterverbandes. 1931 wurde er als Kursant von der Kommunistischen Internationale an eine militärpolitische Schule nach Moskau delegiert. Von November 1931 bis Oktober 1932 war er Gauleiter des mittlerweile verbotenen RFB Nordbayern, zugleich Referent und Instrukteur der KPD-Bezirksleitung. Danach war er bis Februar 1933 illegal in Berlin tätig. Als Staimer im Juni 1933 eine Anklage wegen Hochverrats drohte, emigrierte er in die Sowjetunion.

Nach Ankunft in Moskau wurde er Schüler der Kommunistischen Universität der nationalen Minderheiten des Westens „Julian Marchlewski“. Nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs(nationalrevolutionärer Krieg in Spanien) und der Aufstellung der Interbrigaden ging Staimer nach Spanien. Er war zeitweise Kommandeur des Thälmann-Bataillons sowie später Kommandeur der XI. Internationalen Brigade unter dem Decknamen „General Hoffmann“. Im Zusammenhang mit Hans Beimlers Tod taucht Staimer immer wieder in der Funktion eines GRU-Agenten als Todesschütze auf. Dies ist die antikommunistische Theorie und Spekulation, die auch von bürgerlichen Historikern nach 1989 widerlegt worden ist(siehe Beitrag über Hans Beimler). Im Range eines Majors kehrte er im Januar 1938 nach Moskau zurück. Ab Februar 1939 wurde Staimer in Westeuropa eingesetzt. Zunächst hielt er sich im März/April 1939 in Paris auf und ging dann für die KPD illegal in die Schweiz. Am 7. Dezember 1939 wurde Staimer verhaftet und saß bis zum 21. Dezember in U-Haft. Gegen eine Kaution wurde er freigelassen. Bis zum Sommer 1941 war sein Aufenthalt von mehreren Verhaftungen und Krankenhausaufenthalten geprägt. Von Februar bis Mai 1941 saß er dabei im Arbeitslager Baumgarten ein. Zudem stand er seit Anfang 1941 auf der Sonderfahndungsliste „UdSSR“ der Gestapo. Staimer gelang es jedoch durch Erlangung der sowjetischen Staatsbürgerschaft nach Italien auszureisen, von wo er am 4. Juli 1941 mit dem Personal der sowjetischen Botschaft in Rom in die Sowjetunion zurückkehrte. Ab August 1941 erhielt Staimer eine militärische Spezialausbildung in der Nähe von Moskau, um danach an die KI-Schule in Kuschnarenkowo gesandt zu werden. Dort wurde er Ende 1941 wegen „Verletzung der konspirativen Regeln und persönlicher Schwächen“ abberufen. Die anschließende Parteiuntersuchung überstand er ohne Maßregelung. Zur Bewährung musste Staimer eine Tätigkeit in einem Baubetrieb in Ufa übernehmen, bis er auf Beschluss der KPD-Führung im Mai 1943 erneut in die Parteiarbeit einbezogen wurde. Kurzzeitig war er daraufhin Instrukteur im Kriegsgefangenenlager für Offiziere Nr. 97 in Jelabuga. Er wurde jedoch noch 1943 durch das NKWD abberufen und nach Ufa rückversetzt. Nach einem vorbereitenden politischen Lehrgang in der Nähe von Moskau kehrte Staimer im Juli 1945 nach Deutschland zurück.

 

Karriere in der DDR

Staimer wurde zunächst Leiter der Polizeiinspektion Berlin-Prenzlauer Berg. Seit 1946 SED-Mitglied, wurde er im April 1946 Chef der Landespolizeibehörde Brandenburg in Potsdam, ab dem 1. November 1950 im Range eines Chefinspekteurs. Am 7. November 1947 heiratete er Eleonore Pieck, die Tochter von Wilhelm Pieck. Vermutlich lernten sich beide bei Aufenthalten in Ufa oder Kuschnarenkowo kennen, die Überschneidung in den Biographien beider lassen diese Vermutung zu. Die Ehe bestand bis 1954. 1950 und 1951 wurde Staimer zu einem militärischen Sonderlehrgang nach Priwolsk (UdSSR) delegiert. Danach war bis 1952 Kommandeur der VP-Bereitschaft Leipzig im Range eines General-Inspekteurs. Staimer nahm vorerst seinen Abschied aus den bewaffneten Organen und bekleidete von 1952 bis 1954 das Amt des stellvertretenden Generaldirektors der Deutschen Reichsbahn, verantwortlich dabei für die Kaderarbeit(heute würde man sagen Personalchef). Zusätzlich wurde er ab Mai 1954 zum stellvertretenden Minister für Verkehrswesen ernannt. Von 1955 bis zum Februar 1963 war Staimer Vorsitzender des Zentralvorstands der GST. Zugleich wurde er 1955 Mitglied des Zentralrats der FDJ und war bis 1965 Mitglied des Nationalrats der Nationalen Front. Am 15. Februar 1960 wurde Staimer zum Generalmajor der Reserve ernannt. Seine Reaktivierung erfolgte am 1. April 1963. Er wurde zum Leiter der Abteilung für militärische Ausbildung beim Staatssekretariat beziehungsweise Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen ernannt. 1967 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden (VVO) in Gold.
Zum 1. Oktober 1969 wurde Staimer in die Reserve versetzt und ging in Rente. 1977 erhielt er den Karl-Marx-Orden und 1982 die Ehrenspange zum VVO in Gold.

Sein Grab findet sich in der Grabanlage „Pergolenweg“ der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde.

 

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

Hans Kahle

Hans Kahle, geboren am 22. April in Charlottenburg, gestorben am 01. September 1947 in Ludwigslust was ein deutscher Antifaschist, Interbrigadist; Journalist und Chef der Volkspolizei in Mecklenburg.

Hans Kahle auf einer Briefmarke der DDR

Hans Kahle auf einer Briefmarke der DDR

Bildquelle:
„Stamps of Germany (DDR) 1966, MiNr 1196“ von Hochgeladen von –Nightflyer (talk) 13:24, 19 July 2009 (UTC) – Eigener Scan und Bearbeitung. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons- Bild ist entsprechend verlinkt.

 

Hans Kahle war der Sohn eines höheren Beamten. Er besuchte das Gymnasium in Charlottenburgund seit 1913 die kaiserliche Hauptkadettenanstalt Lichterfelde. Von 1917 bis 1918 kämpfte er als Fähnrich, später als Leutnant im Ersten Weltkrieg und geriet im Juli 1918 in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Februar 1920 entlassen wurde.

Nach dem Krieg begann er eine kaufmännische Lehre und besuchte die Handelshochschule Berlin. Von 1921 bis 1926 war er kaufmännischer Angestellter in Mexiko, 1927 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde als Journalist tätig.

Seit 1928 war er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Von 1930 bis 1933 arbeitete er als Redakteur, später als Verlagsleiter der Wochenzeitschrift Arbeiter-Sender und als Vorsitzender des Freien Radio-Bundes sowie als Mitarbeiter des Militär-Apparats der KPD. 1933 musste er in die Schweiz emigrieren, später gelangte er nach Frankreich. Dort war er als Journalist tätig, z.B. als Redakteur von »Tribunal« und organisierte für die Internationale Rote Hilfe in Spanien Hilfsaktionen für die Verfolgten des asturischen Bergarbeiteraufstands. 1936 arbeitete er in Paris im Organisationskomitee der Internationalen Brigaden in Spanien, bis er im Oktober selbst nach Spanien fuhr. Dort kämpfte er bis 1938 im (national-revolutionärer Krieg)auf Seiten der Republikaner in den Internationalen Brigaden. Zunächst war er Kommandeur des Edgar-André-Bataillons(weitgehend deutsch-österreichisches Battalion. Es wurde nach Etkar André benannt, einem deutschen Kommunisten, der 1933 nach der Machtergreifung der Faschisten verhaftet und 1936 hingerichtet wurde.), ab November 1936 als Oberstleutnant Kommandeur der XI. Internationalen Brigade („Thälmann“). Ludwig Renn war sein Stabschef und Gustav Artur Dorf sein Kriegskommissar. Als er wegen einer Verletzung im Januar/Februar 1937 ans Bett gefesselt war und seine nach Spanien geeilte Frau Gertrud ihn pflegte, behielt er die Brigadeführung in seinen Händen. Im April 1937 wurde er zum Kommandeur der 17. Division der Volksarmee ernannt. Von Oktober 1937 bis September 1938 kommandierte er die 45. Sturmdivision, zeitweilig wurde ihm das Kommando über die gesamte Ebro-Front übertragen. Im Herbst 1938 verließ er Spanien und begab sich nach Frankreich. Im Januar 1939 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Im selben Monat wurde er in Frankreich interniert. Er kam aber bald wieder frei, erhielt eine Einreiseerlaubnis für England, wo er im Februar 1939 eintraf. Von August 1939 bis 1946 gehörte er der Leitung der Organisation der KPD in Großbritannien an. Im Mai 1940 wurde er in Großbritannien als „feindlicher Ausländer“ interniert und auf die Isle of Man und später nach Kanada transportiert. Anhaltende Proteste bewirkten im November 1941 seine Freilassung, er kehrte nach London zurück und war dann als militärischer Korrespondent verschiedener Zeitungen tätig. Er war 1943 Gründungsmitglied der Bewegung Freies Deutschland in Großbritannien und Mitglied ihres Arbeitsausschusses und ihrer Exekutive.

Im Februar 1946 kehrte er nach Deutschland zurück, meldete sich in Berlin, trotz seines angegriffenen Gesundheitszustandes infolge eines Magenleidens, sofort der KPD zur Verfügung. Er bekam den Auftrag, in der Kaderabteilung(Personalabteilung) der KPD-Landesleitung Mecklenburg-Vorpommern zu arbeiten. Am 17. März 1946 wurde er schließlich zum Chef der neu geschaffenen Volkspolizei im Land Mecklenburg ernannt und im April 1946 Mitglied des Landesvorstandes der SED. Am 22. August 1947 musste er sich einer schweren Magenoperation unterziehen, die er nicht überlebte. Er starb mit 48 Jahren 1947 in Ludwigslust.

Entnommen aus Wikipedia

überarbeitet von Petra Reichel