Über die Juristin Dr. Hilde Benjamin

Hier ein Beitrag aus „Sascha´s Welt“ zu Hilde Benjamin.

Sascha's Welt

Hilde BenjaminDr.jur Hilde Benjamin (1902-1989)

In der DDR war die Gleichberechtigung der Frauen nicht nur eine leere Phrase, sie war Realität in allen Bereichen der Gesellschaft. Und so war es eine Selbstverständlichkeit, daß auch Frauen als Staatsanwältin, Richterin oder Schöffin tätig wurden. Und dazu bedurfte es nicht erst einer Quotenregelung. In den Jahren 1953-1967 bekleidete Hilde Benjamin das höchste Amt als erster weiblicher Justizminister.

Daß Frauen in solche hohen Positionen kamen, war in der DDR durchaus keine Seltenheit. Auch die Präsidentin der Notenbank war eine Frau: Greta Kuckoff. Und das in einer Zeit, als die Adenauer-Regierung und deren Geheimdienstchef, der frühere Nazi-General Gehlen, nichts unversucht ließen, um unserer Republik massiven Schaden zuzufügen. Ganz im Leninschen Sinne waren gerade diese ersten Schritte von großer Bedeutung für die Herausbildung der Normen für eine künftige sozialistische Gesellschaft. Seine berühmte Prognose über die weitere Entwicklung der Gesellschaft leitete Karl Marx mit den Worten ein: „Das…

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Hilde Benjamin- Kommunistin und Volksrichterin der DDR.

Hilde Benjamin, geb. Lange wurde am 05. Februar in Bernburg geboren und ist am 18. April 1989 in Berlin/DDR gestorben.

Sie ist zwar umstritten wegen ihrer harten Urteile in ihrer Zeit als Richterin in der frühen DDR, hat aber Recht und Gesetz der DDR konsequent angewandt um als Richterin denselben vor Staatsfeinden zu schützen!

Hilde Benjamin ca. 1947

Hilde Benjamin, ca. 1947

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Von Deutsche Fotothek, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

Hilde Benjamin wuchs als Tochter des Ingenieurs Heinz Lange und seiner Frau Adele in Berlin auf. Hilde Benjamin war Schülerin der Sachsenwald- und Fichtenbergschule in Berlin-Steglitz und bestand 1921 das Abitur. Ihr in einem evangelischen, kulturell interessierten Elternhaus schon früh gewecktes Interesse für klassische Musik und Literatur pflegte sie während ihres gesamten Lebens. Sie war Mitglied der Wandervogel-Bewegung, die 1896 in Steglitz gegründet worden war.
Sie studierte nach dem Abitur als eine der ersten Frauen von 1921 bis 1924 Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie in Heidelberg.

Ihr Vater arbeitete als kaufmännischer Angestellter für die Solvay-Werke in Bernburg, bevor er mit seiner Familie nach Berlin wechselte, wo er Leiter einer Tochterfirma wurde.Hildes Schwester, Ruth Lange, warf mehrfach Weltrekord im Kugelstoßen und wurde 1927 Deutsche Meisterin.

Nach Referendars- und Assessorexamen ließ sie sich 1928 als Rechtsanwältin im Berliner Arbeiterbezirk Wedding nieder, wo ihr sieben Jahre älterer Mann Georg, den sie 1926 geheiratet hatte, bereits als Arzt und Kommunist wirkte. Sie trat aus der SPD aus und folgte ihrem Mann Georg Benjamin in die KPD. Benjamin unterrichtete neben ihrer Arbeit in der Marxistischen Arbeiterschule, und engagierte sich in der Straßenzelle, eine der Grundorganisationen der KPD. 1929 war sie nebenberuflich im Zentralvorstand der Roten Hilfe Deutschland tätig. Als Rechtsanwältin in einer Laufpraxis vertrat sie Streitfälle, meist Scheidungssachen, Mietstreitigkeiten und Beleidigungsklagen, aber auch Kündigungsschutzklagen vor den Arbeitsgerichten und Strafsachen von Arbeitern wegen Streikbeteiligung. Größere Aufmerksamkeit erregte ihre Verteidigung der angeklagten Vermieterin im Streit mit der Freundin und Prostituierten im Mordfall des Faschisten Horst Wessel.
1926 heiratete sie den Arzt Georg Benjamin, den Bruder des Schriftstellers und Philosophen Walter Benjamin und Bruder ihrer Freundin Dora Benjamin. 1932 wurde ihr Sohn Michael geboren.

Nach Berufsverbot 1933 und Verschleppung ihres Mannes in das Konzentrationslager Sonnenburg direkt nach dem Reichstagsbrand, zog Hilde Benjamin mit ihrem Sohn arbeitslos zu ihren Eltern in die Dünther Straße in Berlin-Steglitz. Jede anwaltliche Tätigkeit wurde ihr in einem so genannten Vertretungsverbot untersagt, welches von dem späteren Präsidenten des Volksgerichtshofs und seinerzeitigem Staatssekretär des preußischen Justizministeriums Roland Freisler unterschrieben war. Kurz vor Weihnachten 1933 wurde ihr Mann Georg freigelassen. Es gelang ihr, als juristische Beraterin der sowjetischen Handelsgesellschaft in Berlin Arbeit zu finden.

Von 1939 bis 1945 war sie in der Konfektionsindustrie dienstverpflichtet. Da ihr Sohn nach den Nürnberger Rassegesetzen als Jüdischer Mischling galt, durfte er keine höhere Schule besuchen und wurde von seiner Mutter unterrichtet. Ihr Mann wurde am 14. Mai 1936 erneut verhaftet und wegen Übersetzung ausländischer Pressetexte vom Berliner Kammergericht wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu sechs Jahren Zuchthaus in Brandenburg verurteilt. Ihr Schwager Walter Benjamin ging 1940 auf der Flucht vor der Gestapo an der französisch-spanischen Grenze in den Freitod. Ihr Mann starb 1942 im KZ Mauthausen. Ihre Schwägerin und Jugendfreundin, die promovierte Volkswirtschaftlerin Dora Benjamin verstarb nach aufzehrender, mittelloser und dramatischer Flucht 1946 in der Schweiz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) in der Zentralverwaltung für Justiz tätig. Im Jahr 1946 wurde sie Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Von 1949 bis 1953 war sie Vizepräsidentin des Obersten Gerichts der DDR, von 1949 bis 1967 Abgeordnete der Volkskammer und von 1954 bis 1989 Mitglied des Zentralkomitees der SED. Ab 1953 war sie Justizministerin der DDR.
Hilde Benjamins Mutter Adele Lange, zu der sie zeitlebens ein gutes Verhältnis unterhielt, lebte bis zu ihrem Lebensende 1952 in Westberlin. Ihr Bruder Heinz wurde Ingenieur in der DDR.

Hilde Benjamin sorgte mit ihrem Konzept der Volksrichter
in der frühen DDR dafür, dass Rechtsprechung, weiter möglich war. Volksrichter und -staatsanwälte wurden in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ) und in der DDR jene Juristen bezeichnet, deren fachliche Ausbildung nicht an den Universitäten, sondern an der ab 1946 errichteten Volksrichterschule bzw. Zentralen Richterschule der ostdeutschen Justizverwaltungen auf Landesebene anfänglich in mehrmonatigen, später verlängerten Lehrgängen erfolgte. Über 80 Prozent der deutschen Richter und Staatsanwälte hatten der NSDAP oder einer ihrer Unterorganisationen angehört. Die Volksrichterausbildung stellte ein Instrument dar, um der 1945 durch die Entnazifizierungsmaßnahmen der SBZ hervorgerufenen Personalnot im staatlichen Verwaltungsapparat begegnen zu können. In der SBZ wurden auf Befehl der SMAD im September 1945 im Gegensatz zu den anderen Zonen, sämtliche NSDAP-nahen Justizbediensteten entlassen. Zum Thema Volksrichter siehe auch Wikipedia.

Anders als die BRD, hatte die DDR die Todesstrafe bis dahin nicht abgeschafft, und Benjamin fällte von 1949 bis 1953, neben Zuchthausstrafen von insgesamt 550 Jahren und 15-mal lebenslänglich, zwei Todesurteile (gegen Johann Burianek und Wolfgang Kaiser).Deshalb wurde sie in westlichen Zeitschriften auch die „Rote Guillotine“, „Rote Hilde“ oder „Blutige Hilde“ genannt. In der DDR hatte sie den Spitznamen „Russin“, wegen ihrer für russische Frauen typischen hochgesteckten Zopffrisur.- Diese Reaktion seitens der von ehemaligen Nazirichtern durchsetzten Bundesrepublik war abzusehen, aber Hilde Benjamin ließ sich dadurch nicht beirren und blieb unbeeindruckt gegen über feindseligen Angriffen in Bezug auf ihre Person.

Berlin, Prozeß gegen "Hildebrandt - Gruppe"

Zentralbild/ Quaschinsky 23.5.52 Prozeß gegen Agentengruppe Vor dem Obersten Gericht der DDR begann am 23.5.52 ein Prozeß gegen eine Bande von Agenten und Saboteuren, die sämtlich der westberliner Hildebrandt-Gruppe gegen die Menschlichkeit angehören. Unter anderem planten die Angeklagten, die Eisenbahnbrücke in Berlin-Erkner mit dem darüber fahrenden „Blauen Express“ zu sprengen. UBz: Der Bandenführer Burianeck während der Beweisaufnahme

 

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Von Bundesarchiv, Bild 183-14812-007 / Quaschinsky, Hans-Günter / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt.

 

Hilde Benjamin schrieb als Leiterin der Gesetzgebungskommission beim Staatsrat der DDR mit dem Gerichtsverfassungsgesetz, dem Jugendgerichtsgesetz und der Strafprozessordnung von 1952 Rechtsgeschichte in der DDR. Sie war 1963 Vorsitzende der Kommission zur Ausarbeitung des neuen Strafgesetzbuches. Bereits seit dem Beginn ihrer Karriere setzte sie sich für die Gleichberechtigung der Frauen ein, etwa als Mitbegründerin des Demokratischen Frauenbundes der DDR. Der erste Entwurf eines Familiengesetzes 1965 ging auf sie zurück, worin die Gleichstellung nichtehelicher Kinder hergestellt, das Scheidungs- und Namensrecht reformiert und die Berufstätigkeit der Frauen gefördert werden sollte.

Während der Ereignisse am 17.Juni 1953 forderten Konterrevolutionäre in Sprechchören die Absetzung Hilde Benjamins.
Damals ist die Konterrevolution nicht gelungen. Ab dem 20. Juni 1953 leitete Hilde Benjamin einen Operativstab, dem in Abstimmung mit dem Politbüro der SED die Überwachung sämtlicher Strafverfahren im Zusammenhang mit den Ereignissen des 17. Juni 1953 oblag.

Nach den konterrevolutionären Ereignissen am 17. Juni 1953 kam es zu „Säuberungen“ in der SED. Sozialdemokratisch gesinnte Mitglieder wurden aus der SED entfernt. Viele von ihnen waren als frühere SPD-Mitglieder nach der Vereinigung von KPD und SPD noch Mitglied in der SED.
Der damalige Justizminister der DDR, Max Fechner, der mäßigend auf die Justiz einwirken wollte, d.h. er wollte eine milde Justiz, wurde am 14. Juli 1953 seiner Funktion enthoben, wegen partei- und staatsfeindlichen Verhaltens aus der SED ausgeschlossen und nach zwei Jahren Untersuchungshaft 1955 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Hilde Benjamin wurde am 15. Juli 1953 Nachfolgerin von Fechner.

Im Jahr 1967 übernahm sie als Professorin den Lehrstuhl „Geschichte der Rechtspflege“ an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft „Walter Ulbricht“ in Potsdam-Babelsberg, den sie bis zu ihrem Tod innehatte.

Infolge einer zweiten, von Chruschtschow im Oktober 1961 angestoßenen „Entstalinisierungswelle“ wurde Hilde Benjamin von Walter Ulbricht „fortschrittsfeindlicher Umtriebe“ bezichtigt.Trotz „prinzipieller Korrekturen“ gebe es in der DDR-Justiz „noch immer Erscheinungen des Dogmatismus“.
Hilde Benjamin wehrte sich gegen die geforderten Veränderungen, weil sie dem Klassenfeind Tür und Tor öffnen würden. Heute sehen wir, dass sie recht hatte. Denn mit dem revisionistischen Kurs Chruschtschows begann langsam, aber sicher der Niedergang des Sozialismus in Europa.
1962/63 kam es zu einigen Lockerungen und Reformen in der DDR-Justiz. Wir wissen heute, dass das Wort „Reform“ nichts Gutes bedeutet.

Steinpleis, Jugendweihe, Hilde Benjamin

Zentralbild Schlegel 9.2.1958 Minister Dr. Hilde Benjamin sprach in Steinpleis Am 7.2.1958 sprach der Minister für Justiz Dr. Hilde Benjamin in Steinpleis, Kreis Werdau, vor rund 200 Teilnehmern an der Jugendweihe und beantwortete viele Fragen der Jugendlichen. UBz: Minister Dr. Hilde Benjamin im Gespräch mit Teilnehmern der Jugendweihe.

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Von Bundesarchiv, Bild 183-50156-0006 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Benjamin blieb bis kurz nach der Volkskammerwahl am 2. Juli 1967 Justizministerin; dann schickte Ulbricht sie im Alter von 65 in den Ruhestand, offiziell aus „gesundheitlichen Gründen“ und zur Verjüngung des Ministerrats. Justizminister wurde danach Kurt Wünsche.
Benjamin wurde in der DDR vielfach ausgezeichnet: 1955 und 1962 mit dem Vaterländischen Verdienstorden, 1967 mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Bernburg,1972 mit der Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden, 1977 und 1987 mit dem Karl-Marx-Orden, 1979 als Verdiente Juristin der DDR und 1982 mit dem Stern der Völkerfreundschaft. 1952 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Humboldt Universität.

Hilde Benjamin (rechts) im Gespräch mit Friedel Malter, Vorsitzende des Komitees zum Schutze der Menschenrechte vor Beginn des zweiten Prozesstages im Prozess gegen Hans Globke, Berlin 1963

Hilde Benjamin (rechts) im Gespräch mit Friedel Malter, Vorsitzende des Komitees zum Schutze der Menschenrechte vor Beginn des zweiten Prozesstages im Prozess gegen Hans Globke, Berlin 1963

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Von Bundesarchiv, Bild 183-B0709-0004-008 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Ihre Urne wurde nach einem Staatsakt, an dem unter anderem die Mitglieder des Politbüros Egon Krenz, Erich Mielke und Alfred Neumann teilnahmen, mit militärischen Ehren in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.

Grab von Hilde und Georg Benjamin auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin mit Sohn Michael

Grab von Hilde und Georg Benjamin mit Sohn Michael auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin

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entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel und Jochen Lücke

 


Volksrichter – Wikipedia
Als Volksrichter und -staatsanwälte wurden in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ) und in der DDR jene Juristen bezeichnet, deren fachliche Ausbildung nicht an den Universitäten, sondern an der ab 1946 errichteten Volksrichterschule bzw. Zentralen Richterschule der ostdeutschen Justizode….wikipedia.org