Wolfgang Berghofer

Wolfgang Berghofer wurde am25. Februar 1943 in Bautzen geboren. Er ist ein ehemaliger FDJ-Funktionär, SED-Politiker und Oberbürgermeister von Dresden.

Wolfgang Berghofer

Wolfgang Berghofer (1986)

 

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-1986-0116-030 / Häßler, Ulrich / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5423278

 

Als Kriegskind in der Oberlausitz geboren, wuchs Wolfgang Berghofer mit Mutter und Großeltern allein auf. Die Eltern ließen sich nach Kriegsende scheiden, die Mutter lebte dann meist vom Sohn getrennt in Westberlin und blieb nach der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls auch endgültig dort.

Berghofer absolvierte 1959 bis 1962 eine Ausbildung zum Maschinenbauer, arbeitete bis 1964 im Beruf und war bis 1967 Kreissportlehrer in Bautzen und stellvertretender Vorsitzender des DTSB, Kreisverband Bautzen. Er trat 1957 der FDJ und 1964 der SED bei. 1969/70 war er Student an der FDJ-Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ am Bogensee. Ab 1968 war er hauptamtlicher FDJ-Funktionär, seit 1970 beim Zentralrat der FDJ, wo er zunächst für die Westarbeit mitverantwortlich war, später wechselte er in die Organisation von Großveranstaltungen und war im Organisationskomitee X. Weltfestspiele 1973 in Berlin unter der Hauptabteilung Großveranstaltungen Abteilungsleiter „Tribunal“ sowie stellvertretender Leiter des Büros zur Vorbereitung der Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Havanna. 1978 erhielt er den Orden Banner der Arbeit. Von 1971 bis 1981 war Berghofer als inoffizieller Mitarbeiter „Falk“ für das Ministerium für Staatssicherheit tätig. Er war ab 1978 Abteilungsleiter im Zentralrat der FDJ. 1983 bis 1985 absolvierte er ein Fernstudium an der Universität Rostock zum Diplom-Historiker.

Von 1986 bis 1990 war er als Nachfolger von Gerhard Schill Oberbürgermeister von Dresden und Abgeordneter des Bezirkstages. 1987 schloss er mit Klaus von Dohnanyi den Vertrag über die Städtepartnerschaft Hamburg-Dresden und erhielt den Vaterländischen Verdienstorden trotz scharfer Kritik aus dem SED-Politbüro.

Während der Konterrevolution galt Berghofer als „Bergatschow“ als einer derjenigen, die den Weg von Gorbatschow einschlagen wollten. Heute wissen wir, dass das der Weg zur Beseitigung des Sozialismus war.

Im Oktober 1989 war er Mitinitiator des „Dresdner Dialogs“ mit der konterrevolutionären „Gruppe der 20“ und verhinderte maßgeblich die strafrechtliche Verfolgung der Konterrevolutionäre.

Im Dezember 1989 wurde er stellvertretender Vorsitzender der SED/PDS, aus der er im Januar 1990 unter Protest austrat. Er sah in der SED/PDS eine Partei, die nicht die Kraft habe, sich grundsätzlich zu ändern.Als die neue Sozialdemokratische Partei in der DDR ehemaligen SED-Mitgliedern eine Aufnahme versagte, endeten seine politischen Ambitionen abrupt und er wechselte als Manager in die kapitalistische Wirtschaft. 1990/91 war er zunächst Generalbevollmächtigter für die Häussler-Gruppe, Stuttgart, und ist seitdem als selbstständiger Unternehmensberater in Berlin tätig, zurzeit arbeitet er für die Flugzeugzulieferindustrie. Bei der Ansiedelung der Gläsernen Manufaktur von VW in Dresden nutzte er seine persönlichen Kontakte zum VW-Chef Ferdinand Piëch. Somit hat Wolfgang Berghofer den Seitenwechsel vom Politiker eines sozialistischen Landes zum kapitalistischen Manager vollendet.

Wolfgang BErghofer (1990)

Wolfgang Berghofer (1990)

 

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-1990-0322-025 / Hiekel, Matthias / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5425358

 

Dresden, Wahl, Wolfgang BerghoferWolfgang Berghofer geht zur Wahl (1990)

 

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-1990-0506-301 / Hiekel, Matthias / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5425556

 

 

2001 kandidierte er als Parteiloser (12,2 Prozent) für das Amt des Dresdner Oberbürgermeisters und stellte sein Buch „Meine Dresdner Jahre“ vor.

Wolfgang Berghofer beschreibt in seinem Buch „Meine Dresdner Jahre“ das Funktionieren des „Systems DDR/SED“, hat aber soviel Anstand besessen, ehemalige SED-Funktionäre zu schonen. Seiner Meinung nach lasse man allerdings zum Beispiel die Abteilungsleiter des ZK der SED, die eigentlichen und wirklichen DDR-Entscheidungsträger, sich aus ihrer Verantwortung stehlen. Da kann man anfügen, dass Wolfgang Berghofer selbst ein Verräter ist. Schließlich hat er die Seiten gewechselt.

Wolfgang Berghofer ist Vorsitzender des Vorstandes des BVUK, Betriebliche Versorgungswerke für Unternehmen und Kommunen e.V. Er organisiert und veranstaltet Fachvorträge zur betrieblichen Altersversorgung. Berghofer setzte sich für den Aufbau der Dresdner Frauenkirche ein. Er engagiert sich für soziale Projekte. Oh, wie gnädig. Das tut er doch, wie reiche Leute, zur Imagepflege. Er will nicht daran erinnern, dass es in der DDR nicht nötig war, dass sich Privatpersonen für soziale Projekte engagieren. Die Sozialfürsorge des Staates war umfassend und reichte vollkommen aus.


 

Wolfgang Berghofer lebt in Berlin. Er ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.

Wolfgang Berghofer (2015)

Wolfgang Berghofer 2015

Bildquelle: Von Dr. Bernd Gross – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40494081

 

 

Von einem Gerichtsverfahren wurde Wolfgang Berghofer, trotz seines Verrats, nicht verschont. 1990 wurde gegen ihn wegen der Manipulationen bei der DDR-Kommunalwahl am 7. Mai 1989 ermittelt. Das Dresdner Bezirksgericht verurteilte ihn 1992 wegen „Wahlfälschung und Anstiftung zur Wahlfälschung“ zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 36.000 Mark. Nach Berghofers Revisionsantrag bestätigte der Bundesgerichtshof das Urteil. Auch eine Verfassungsbeschwerde brachte für ihn keinen Erfolg.

Dazu muss man sagen, dass diese Wahl während der Krise der DDR stattfand. Sie hätte abgesagt werden müssen. Doch nach außen wollte die DDR nicht zugeben, wie weit die Krise gediehen war. Während eines Krieges finden in keinem Land Wahlen statt. Diese Regelung müsste auch auf Krisen angewandt werden. Unter solchen Umständen ist das Risiko eines fehlerhaften Ablaufs einer Wahl zu groß.

 

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel