Johann Gottlieb Fichte

Johann Gottlieb Fichte, geboren am 19. Mai 1762 in Rammenau, Kurfürstentum Sachsen, gestorben am 29. Januar 1814 in Berlin, Königreich Preußen, war ein deutscher Erzieher und Philosoph.

Johann Gottlieb Fichte

Johann Gottlieb Fichte

Bildquelle: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=223061

 

Fichte war das erste von acht Kindern des Bandwebers Christian Fichte (1737–1812) und seiner Frau Maria Dorothea (geb. Schurich, 1739–1813) in Rammenau in der Oberlausitz. Er wuchs ärmlich in einem von Frondiensten geprägten dörflichen Milieu auf.

Fichtes Wohnhaus in Rammenau

Fichtes Wohnhaus in Rammenau, Zeichnung von Kantor Riedel

Bildquelle: Von Verschiedene – Scan des Originals, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18305663

 

Fichte-Denkmal im Schlosspark von Rammenau

Fichte-Denkmal im Schlosspark in Rammenau

Bildquelle: Martin Geisler – Selbst fotografiert

 

Seine Auffassungsgabe und sein gutes Gedächtnis fielen einem Verwandten der örtlichen Gutsherrschaft, dem Gutsherrn Ernst Haubold von Miltitz (1739–1774), bei einem Besuch in Rammenau auf: Er hatte eines Sonntags die kirchliche Predigt verpasst, woraufhin der zehnjährige Fichte gerufen wurde, von dem man versicherte, er könne die Predigt wiederholen. Daraufhin imitierte dieser den Pfarrer so perfekt, dass der Freiherr in seiner Entzückung dem Kind nach einer Vorbereitungszeit im Pfarrhaus zu Niederau den Besuch der Stadtschule in Meißen ermöglichte. Danach finanzierte ihm sein Förderer 1774 eine Ausbildung an der Landesschule Pforta bei Naumburg, verstarb jedoch im selben Jahr.

Fichte Gedenktafel Landesschule Pforta

Fichte-Gedenktafel an der Landesschule Pforta

Bildquelle: Von Keichwa, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27849737

 

Nach seiner Schulzeit zog Fichte 1780 nach Jena, wo er an der Universität ein Theologie-Studium begann, wechselte jedoch bereits ein Jahr später den Studienort nach Leipzig. Die Familie von Miltitz unterstützte ihn nun nicht mehr finanziell, er war gezwungen, sich durch Nachhilfeunterricht und Hauslehrerstellen zu finanzieren und brachte das Studium zu keinem Abschluss.

In dieser aussichtslosen Lage bekam er 1788 in Zürich eine Stelle als Hauslehrer, die er aber nur zwei Jahre innehatte, da er der Auffassung war, dass man, bevor man Kinder erzieht, zuallererst die Eltern erziehen müsse. Dort verlobte er sich mit Johanna Marie Rahn (1755−1819), Tochter des Kaufmanns und Waagmeisters Johann Hartmut Rahn und Nichte des Dichters Klopstock.

Fichtes Wohnhaus 1805 Erlangen

Fichtes Wohnhaus 1805, Erlangen

Bildquelle: Von Keichwa, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27849737

 

Anschließend ging er wieder nach Leipzig. Fichtes Plan, Prinzenlehrer zu werden, scheiterte. Seine zweite Idee, eine „Zeitschrift für weibliche Bildung“, lehnten mehrere Verleger ab. Trauerspiele und Novellen brachten ihm ebenfalls keine finanzielle Sicherheit.

In Leipzig lernte Fichte 1790 die Philosophie Immanuel Kants kennen, die ihn stark beeindruckte.

Nach einem kurzen Intermezzo auf einer Hauslehrerstelle in Warschau nahm Fichte Anfang November 1791 eine auf ein Jahr befristete Anstellung als Hauslehrer des Sohns des Ehepaars Louise von Krockow, geb. von Göppel, die mit Kant persönlich bekannt war, und Heinrich Joachim Reinhold von Krockow (1736–1796), Königl. Preußischer Obrist, im gräflichen Schloss Krockow in der Nähe der pommerellischen Ostseeküste an. Im selben Jahr besuchte er Kant in Königsberg, wo dieser ihm einen Verleger für seine Schrift „Versuch einer Critik aller Offenbarung“(1792) verschaffte, die anonym veröffentlicht wurde. Das Buch galt zunächst als ein lange erwartetes religionsphilosophisches Werk von Kant selbst. Als Kant den Irrtum klarstellte, war Fichte berühmt und erhielt einen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Jena, den er 1794 antrat. Zuvor hatte er nach längerer Überlegung, ob eine Eheschließung ihm nicht die „Flügel abschneide“, 1793 Johanna Rahn geheiratet. Drei Jahre später kam Sohn Immanuel Hermann (1796–1879) zur Welt.

Während seiner Jenaer Professur (1794–1799) wurde er zur Zielscheibe im so genannten „Atheismusstreit“. Ausgelöst wurde dieser Streit 1798 durch zwei Schriften, wobei nur eine („Über den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung“) von Fichte selbst stammt. Beide Schriften waren im „Philosophischen Journal“, dessen Herausgeber Fichte zusammen mit Friedrich Immanuel Niethammer zu dieser Zeit war, erschienen. Fichte wurde wegen Verbreitung atheistischer Ideen und Gottlosigkeit verklagt, erhielt einen Verweis und trat daraufhin zurück, wie er es zuvor angedroht hatte. 1805 bekam er den Lehrstuhl für Philosophie in Erlangen, 1807 war er Zensor der Hartungschen Zeitung in Königsberg, wurde aber auf Befehl des preußischen Generals Ernst von Rüchel entlassen. Wenige Jahre darauf, 1810, bekam er die Position des Dekans der philosophischen Fakultät und für kurze Zeit war er von 1811 bis 1812 Rektor der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität.

1789 wurde Fichte in Zürich in den Freimaurerbund „Modestia cum Libertate“ aufgenommen, in dieselbe Loge, in der auch Johann Wolfgang von Goethe freundschaftlich verkehrte. Später ließ er sich am 6. November 1794 als Mitglied der Freimaurerloge „Günther zum stehenden Löwen“ in Rudolstadt annehmen und war auch nach seinem Umzug nach Berlin mit den dortigen Freimaurerkreisen verbunden. 1799 traf er auf Ignaz Aurelius Feßler und arbeitete nach seiner Annahme am 17. April 1800 mit ihm an der Reform der Großloge „Royal York zur Freundschaft“. Am 14. Oktober 1799 hielt er einen Vortrag über „den wahren und richtigen Zweck der Maurerei“. Am 13. und 27. April 1800 hielt er mehrere Vorlesungen, die später unter dem Titel „Philosophie der Freimaurerei. Briefe an Constant“ erneuert und veröffentlicht wurden. Schon bald kam es zum Streit und Fichte trat am 7. Juli 1800 aus der Freimaurerei aus. Auch bei der Entstehung der „Gesellschaft der freien Männer“ hatte er einen bedeutenden Anteil. In Berlin wurde er Mitglied der „Deutschen Tischgesellschaft“, ab Sommer 1811 deren „Sprecher“ (Vorsitzender).

Hatte sich Fichte zuvor als Anhänger der Französischen Revolution bezeichnet, so profilierte er sich nun insbesondere durch die flammend patriotischen „Reden an die deutsche Nation“(als Text veröffentlicht bis 1808) als Gegner Napoleons.

Johann G. Fichte als Freiwilliger im Kampf gegen Napoleon Zeitgenössische Karikatur

Johann G. Fichte als Freiwilliger im Kampf gegen Napoleon Zeitgenössische Karikatur

Bildquelle: Von C. Zimmermann – Klaus Günzel: Die deutschen Romantiker. Artemis, Zürich 1995, ISBN 3-7608-1119-1, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2151853

 

Aufruf Fichtes Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Ein utopisches Gesellschaftsmodell – eine Art sozialistische Gesellschaft aufnationalstaatlicher Grundlage – findet sich in dem Werk „Der geschlossene Handelsstaat“(1800).

Fichte äußerte sich judenfeindlich. In seiner 1794 erschienen Streitschrift „Eisenmenger der Zweite“polemisierte Saul Ascher gegen die judenfeindlichen Äußerungen Fichtes, dem er den Namen des seinerzeit bekannten Judenfeindes Johann Andreas Eisenmenger, des Autors des Pamphlets „Entdecktes Judentum beilegte. Mit Fichte sei eine neue Dimension des säkularen Judenhasses zu verzeichnen.

In den „Reden an die deutsche Nation“ finden sich mit einer klar konturierten Ausdifferenzierung der Menschheit in nicht gleichwertige Sprach- und Kulturgemeinschaften sowie dem grundsätzlichen Streben nach deren Reinheit Ansätze einer rassistischen Theoriebildung.

Weitere philosophische Themenfelder mit denen sich Fichte beschäftigte, findet man auf Wikipedia.

Fichte in späteren Jahren(Skizze)

Fichte in späteren Jahren(Skizze)

Bildquelle: Der ursprünglich hochladende Benutzer war DarkScipio in der Wikipedia auf Deutsch – Übertragen aus de.wikipedia nach Commons 

Vermutlich Ende 1813 erkrankte seine Frau Johanna am sogenannten Lazarettfieber, welches sie sich bei der Pflege von verwundeten Soldaten zugezogen hatte. Auch Fichte sollte an dieser vom Kot von Kleiderläusen übertragenen Seuche erkranken, die vornehmlich unter der Bezeichnung Fleckfieber berüchtigte Bekanntheit erlangte und insbesondere im Kriegswinter 1813/14 in Mitteleuropa (unter anderem in Berlin, Dresden, Leipzig, Hamburg, Frankfurt am Main, Wiesbaden und Mainz) katastrophale Ausmaße annahm. Im Gegensatz zu seiner Frau konnte er sich von diesem Fieber nicht erholen. Er starb am 29. Januar 1814 in Berlin und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beerdigt. Die Ehrengrabstelle in der Abt. CH, G2 trägt ein Porträtmedaillon (Kopie) von Ludwig Wilhelm Wichmann.

Gräber von Fichte und seiner Frau

Gräber von Fichte und seiner Frau

Bildquelle: Nemo bis https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Nemo_bis

 

 

Deutsche Sondermarke 2002

Deutsche Sondermarke 2002

Bildquelle: Von Friedrich Bury – Deutsche Post AG, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19533418

 

 

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel