Die Herrschaft der Habsburger war gefährdet, als 1740 Kaiser Karl VI. söhnelos starb. Schon lange zuvor hatte er sich bemüht, dass die europäischen Mächte die Erbfolge seiner einzigen Tochter Maria Theresia anerkannten. Doch nach seinem Tode kehrte sich niemand um diese Verträge.
Der neue preußische König Friedrich II.(1740-1786)war fest entschlossen, die schwierige Lage Österreichs auszunutzen. Er ließ sein Heer überraschend in das nur schwach besetzte Schlesien einfallen, das damals zu Österreich gehörte. Dann erst bot er Maria Theresia an, er wolle sie mit allen Kräften gegen ihre Feinde unterstützen; allerdings müsse sie ihm als Preis dafür Schlesien abtreten. Das war glatte Erpressung. Der hinterhältige Überfall auf Schlesien enthüllte das räuberische Wesen des preußisch-junkerlichen Militarismus.
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

Die Entwicklung Brandenburg-Preußens im 17. und 18. Jahrhundert
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Von anderen Mächten ebenfalls angegriffen, musste Österreich das in zwei Kriegen schwere militärische Niederlagen erlitten hatte, Schlesien abtreten. Damit erhielt Preußen eine reiche Provinz, in der vor allem die Leinwandproduktion blühte. Aber schon bald erwog Friedrich II. die Eroberung weiterer Gebiete.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
1756 ergab sich die Gelegenheit für den preußischen König, diesen Plan zu verwirklichen. Als neue Kämpfe zwischen England und Frankreich um ihre nordamerikanischen und indischen Kolonialbesitzungen ausbrachen, ließ sich Preußen durch Subsidienzahlungen bewegen, auf die englische Seite zu treten. Frankreich stellte daraufhin seine jahrhundertealten Gegensätze zu Habsburg zurück und verbündete sich mit Österreich, dass seinerseits Preußen die schlesische Beute wieder entreißen wollte. Diesem Bunde schlossen sich Russland und auch Sachsen an. Der Konflikt von weltweitem Ausmaß wurde zum großen Teil wieder auf dem Boden Deutschlands und Böhmens ausgetragen. Er dauerte sieben Jahre, von 1756 bis 1763, so dass dieser dritte Schlesische Krieg als Siebenjähriger Kriegbezeichnet wird.
Die preußische Armee eröffnete die Kampfhandlungen wieder ohne Kriegserklärung und überfiel zunächst Sachsen. Dessen Heer wurde nach der Kapitulation geschlossen in preußische Dienste gepresst. Das Land blieb jahrelang besetzt und musste insgesamt 50 Millionen Taler aufbringen. Spöttisch bemerkte Friedrich: „Sachsen ist wie ein Mehlsack. Man mag darauf schlagen, so oft man will, es kommt immer etwas heraus.“
Nach dem Überfall auf Sachsen stießen die Preußen nach Böhmen vor. Vergeblich belagerten sie Prag. Vom österreichischen Heer geschlagen, mussten sie nach Sachsen zurückweichen. Seither wechselten Erfolge und Niederlagen beider kriegführenden Parteien rasch. Weite Teile des mittleren und nördlichen Deutschland wurden verwüstet.
Preußen war schließlich, von allen Seiten bedrängt und durch die in Amerika siegreichen Engländer im Stich gelassen, wirtschaftlich und militärisch erschöpft. Nur das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg bewahrte Preußen vor der drohenden Katastrophe. So konnte es am Ende des siebenjährigen Krieges Schlesien behaupten, musste aber Sachsen räumen.
Auf dem Boden des Reiches bestanden in Gestalt Österreichs und Preußens nunmehr zwei Großmächte. Ihr Gegensatz sollte ein Jahrhundert lang die Politik in Deutschland beherrschen.
Der preußische Militärstaat hatte sich als gefährlicher, hinterlistiger Angreifer erwiesen, der den Frieden in Europa immer wieder bedrohte. Seine Politik richtete sich gegen die Interessen der Völker.
Die Teilungen Polens
Schon kurze Zeit nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges bereitete Preußen einen Raubkrieg gegen Polen vor. Hier gab es kein starkes Königtum Unablässig befehdeten sich die Adligen des Landes untereinander. Die Nachbarn erblickten darum in Polen eine leichte Beute. Sie konnten außerdem immer der Unterstützung einer mächtigen Adelspartei gewiss sein. 1772 beschlossen Preußen, Österreich und Russland die erste Teilung Polens, durch die Polen ein Drittel seines Territoriums verlor. Preußen verfügte jetzt über eine Landverbindung zu seiner Provinz Ostpreußen und beherrschte den Unterlauf der Wisla. Es konnte also die Getreideausfuhr Polens kontrollieren. In den neu erworbenen Gebieten wurde die polnische Bevölkerung der Ausplünderung durch den preußischen Staatsapparat unterworfen. Preußische Junker eigneten sich die Güter flüchtiger polnischer Adliger an.
1793 und 1795 fanden weitere Teilungen Polens zwischen den Großmächten statt.

Die drei Teilungen Polens
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Durch die Aneignung der polnischen Gebiete in den Jahren 1772-1795 wurde der polnische Staat völlig beseitigt. Nun begann für das polnische Volk ein über hundert Jahre währender Kampf. Die Knechtung Polens, an der der preußisch-junkerliche Militarismus führend beteiligt war, hemmte nicht nur die nationale Entwicklung unseres östlichen Nachbarvolkes, sondern wirkte sich auch negativ auf die weitere Geschichte unseres eigenen Volkes aus. Daher traten die fortschrittlichen Deutschen, wenn sie gegen den preußischen Militarismus kämpften, immer auch für die Wiederherstellung der nationalen Unabhängigkeit Polens ein. Hier lag auch während der DDR-Zeit eine der Wurzeln der festen Freundschaft, die die Deutsche Demokratische Republik während ihres Bestehens mit der damaligen Volksrepublik Polen verband.
Die Rolle des preußischen Militarismus in der Geschichte
In drei Beiträgen wurden die verschiedenen Seiten des preußischen Militärstaates behandelt: sein Heer und seine Verwaltung, seine Schul-, Wirtschafts- und Außenpolitik. Immer wieder musste dabei festgestellt werden, dass er alle Maßnahmen auf die Schaffung eines starken Heeres ausrichtete. Ein solches System, in dem das Militär der Hauptzweck des Staates ist und das gesamte gesellschaftliche Leben bestimmt, nennen wir Militarismus.
Im preußischen Staates 18. Jahrhunderts dienste dieses militaristische System den Interessen der herrschenden Junkerklasse, deren oberster Vertreter der König war. Mit seiner Hilfe sicherte diese reaktionäre Klasse die Ausbeutung und Unterdrückung der Werktätigen(arbeitenden Menschen)im eigenen Lande und besaß zugleich ein Mittel, um fremde Gebiete zu erobern und auszuplündern.
Von reaktionären Geschichtsschreibern, im Geschichtsbuch der DDR in Vergangenheitsform, heute Gegenwartsform(heutige offizielle Geschichtsschreibung), wurde und wird die Rolle Preußens in der deutschen Geschichte jedoch ganz anders dargestellt. Die Geschichtsschreiber verfälschen absichtlich die Wahrheit. Sie wollen damit den einfachen Menschen vorspiegeln, der preußische Staat habe nur das Wohl seiner Untertanen im Auge gehabt und sei allein dazu berufen gewesen, die politische Zersplitterung Deutschlands zu überwinden. Dabei stützen sich einige Historiker auf einige Äußerungen Friedrichs II., die scheinbar zeigen, wie gut es der König mit seinem Volk gemeint hatte. Es ist allerdings nicht ehrlich, wenn dies Geschichtsschreiber absichtlich übersehen, dass die preußischen Gesetze eigentlich einen ganz anderen Inhalt hatten. Erst wenn man auch diese Gesetze liest, versteht man, dass den unten abgedruckten Worten Friedrichs II. über die Rechtsprechung nicht ohne weiteres Glauben geschenkt werden kann.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Allein schon die Tatsachen aus der Geschichte des 18. Jahrhunderts lehren, dass der preußische Staat mit dem Schweiße und dem Blute seiner Untertanen zusammengefügt und auf Kosten des deutschen Volkes und seiner Nachbarvölker vergrößert wurde.
Der preußische Militarismus spielte, bzw. spielt in der deutschen Geschichte stets eine verhängnisvolle Rolle. Vor allem solche Merkmale wie der Kadavergehorsam in der Armee und der Untertanengeist im gesamtgesellschaftlichen Leben wurden von den herrschenden Klassen in ihrem Interesse nachdrücklich betont. Es bleibt zu hoffen, dass noch viele Geschichtsbücher der DDR erhalten geblieben sind und in den Antiquariaten angeboten werden. Denn nur so kann die Nachwelt sich von den reaktionären Geschichtsschreibern unabhängig machen. DIE TROMMLER leistet in mit seinen bescheidenen Möglichkeiten einen kleinen Beitrag dazu.
Der Militarismus half, die Junkerherrschaft auch über das Ende der Feudalzeit hinaus zu erhalten. Ständig drohte die Gefahr, dass die preußisch-deutschen Militaristen mit Hilfe ihrer schlagkräftigen Armee ihre Eroberungspläne durch neue Angriffskriege in die Tat umsetzten. Im Inneren Deutschlands behinderten sie jede fortschrittliche Entwicklung für lange Zeit.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR
Die Eroberungskriege Friedrichs II.