Marx und Engels und die Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert

Marx und Engels und die Positionen der Arbeiterbewegung am Ende des 19. Jahrhunderts

Am 14. März 1883 starb Karl Marx. Sein ganzes Leben hatte er dem Kampf der Arbeiterklasse gewidmet.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Nach dem Tode von Karl Marx setzte Friedrich Engels das Werk fort. Er vollendet wichtige Arbeiten von Marx und schrieb noch bedeutende Werke. Sein Haus wurde zum Zentrum der internationalen Arbeiterbewegung. Als Engels am 05. August 1895 starb, wurde er wie Karl Marx von den Arbeitern der ganzen Welt betrauert.

Marx und Engels in den 1880er Jahren. (Gemälde von Hans Mocznay, 1953)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Leben und Werk von Karl Marx und Friedrich Engels bestimmten grundlegend die Entwicklung der proletarischen Bewegung im 19. Jahrhundert und damit auch die Zukunft der gesamten gesellschaftlichen Entwicklung.

Karl Marx und Friedrich Engels haben die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung erforscht. Aus der Untersuchung des Systems des Kapitalismus entwickelten sie die Lehre von der historischen Mission der Arbeiterklasse: Die Arbeiterklasse hat die Aufgabe und die Kraft, sich selbst und die anderen Werktätigen von der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien. Sie kämpft um die Errichtung der kommunistischen Gesellschaft. Weg und Ziel des Kampfes zeigt ihnen die von Marx und Engels ausgearbeitete wissenschaftliche Theorie des Kommunismus. Zu ihrer Verwirklichung braucht die Arbeiterklasse eine revolutionäre Partei. Sie ist der Vortrupp der Klasse, der den Weg und die Mittel im Kampf um die politische Macht weist und unter dessen Leitung der proletarische Staat errichtet wird. Mit dem Bund der Kommunisten hatten Marx und Engels die erste proletarische Organisation geschaffen, die den wissenschaftlichen Kommunismus zur Grundlage der Politik machte und ihn mit der Arbeiterbewegung verband. Eine neue Stufe erreichte die Ausbreitung der Erkenntnis von der Rolle des Proletariats im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung, für die Befreiung der Menschheit, für den Kommunismus mit der Gründung und Entwicklung der I. Internationale (1864 bis 1876). Diese von Marx und Engels gegründete und geleitete Organisation schuf die Voraussetzungen dafür, dass in den verschiedenen Ländern revolutionäre Massenparteien gegründet werden konnten. Auf der Basis der schnellen Entwicklung des Proletariats konnten die von Marx und Engels mit hohem theoretischem Wissen ausgerüsteten Arbeiterführer immer mehr Arbeiter für den Befreiungskampf gewinnen. Im täglichen Klassenkampf erfuhren die Arbeiter, dass die Lehre von Marx und Engels, dargelegt in solchen bedeutenden Werken wie dem „Manifest der Kommunistischen Partei“, dem „Kapital“, den „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei“ und anderen, ihren Interessen entsprach.

Zudem hatten Marx und Engels persönlich und brieflich Verbindung mit allen bedeutenden Arbeiterführern der verschiedenen Länder.

 

Zur Entwicklung der internationalen Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Sie gaben ihnen Hilfe in theoretischen Fragen und vermittelten ihnen ihre umfangreichen Erfahrungen aus revolutionären Kämpfen. So gab es am Ende des 19. Jahrhunderts in vielen Ländern proletarische Massenparteien. Sie vereinigten etwa 300 000 Mitglieder in ihren Reihen. In zehn Ländern gab es über 200 sozialistische Abgeordnete. In den verschiedenen Gewerkschaften Europas und der USA waren rund 4 Millionen Werktätige organisiert.

Die Gründung der II. Internationale

Marx und Engels hatten in ihren Werken und in der praktischen Politik immer betont, dass eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Kampf der Arbeiter jedes einzelnen Landes die internationale Solidarität ist. Nach ihrer Losung aus dem Kommunistischen Manifest „Proletarier aller Länder vereinigt euch!“ handelten immer mehr Arbeiter in den einzelnen Parteien. Daher entstand in den 1880er Jahren das Bedürfnis, die Arbeiterparteien politisch und organisatorisch zusammenzuführen.

Am 14. Juli 1889, dem 100. Jahrestag des Sturmes auf die Bastille, versammelten sich rund 370 Delegierte aus 20 Ländern in Paris zu einem Kongress. Dieser Arbeiterkongress wurde zur Gründungsversammlung der II. Internationale.

Bedeutenden Anteil an der Gründung der II. Internationale hatte Friedrich Engels. Die deutsche Arbeiterpartei genoss großes Ansehen in der internationalen Arbeiterbewegung. Ihr Kampf gegen das Sozialistengesetz, gegen den Militarismus und gegen die Ausbeutung machte sie zur führenden Partei der II. Internationale.

Zu Beginn des Kongresses gedachten die Teilnehmer der Helden aus dem Revolutionsjahr 1848 und der Kämpfer der Pariser Kommune. Der Kongress fasste bedeutende Beschlüsse. Alljährlich am 1. Mai sollte das internationale Proletariat für seine Interessen demonstrieren.

Der 1. Mai war im Gedenken an US-amerikanische Arbeiter gewählt worden, die Anfang Mai 1886 in Chicago einer hinterhältigen Polizeiaktion zum Opfer gefallen waren.  Unmittelbares Ziel der Maidemonstration wurde zunächst der Kampf um den Achtstundentag. Im Jahre 1890 wurde der 1. Mai erstmalig als Kampf- und Feiertag der internationalen Arbeiterklasse begangen.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Kampf der deutschen Arbeiterklasse gegen das Sozialistengesetz

Zweck und Inhalt des Sozialistengesetzes

Junker und Großkapitalisten sahen voller Unruhe, wie schnell die sozialistische Arbeiterpartei erstarkte. Die herrschenden Klassen und ihre Regierung sahen in der sozialistischen Bewegung ein entscheidendes Hindernis für die weitere Ausbeutung des Volkes und die Erhöhung der Profite und Staatseinnahmen. So nutzten sie zwei 1878 erfolgte Attentatsversuche auf den Kaiser, mit denen die Sozialdemokratie nichts zu tun hatte, um am 21. Oktober 1878 das sogenannte Sozialistengesetz durchzusetzen, das sich gegen die gesamte Arbeiterklasse richtete.

Das Sozialistengesetz wird durch das Reichsgesetzblatt verkündet
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Die wichtigsten Bestimmungen des Soziallistengesetzes
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Unterdrückung der Arbeiterorganisationen, das Verbot aller Arbeiterzeitungen und der Terror der Polizei und Justiz minderten die Kraft der Arbeiterklasse und des Volkes. Das nutzten die herrschenden Klassen, und sie begannen einen seit langem geplantem Raubzug auf die Taschen des Volkes. Im Juli 1879 wurden die Schutzzollgesetze angenommen. Die Zölle für ausländisches Eisen, Getreide, Vieh, Holz und viele andere Waren trieben natürlich die Preise in Deutschland in die Höhe. Die Regierung erhöhte darüber hinaus die indirekten Steuern für Salz und Zucker. Diese Einnahmen dienten vor allem der weiteren Rüstung.

Die Salzsteuer galt weiterhin bis in die Zeit des heutigen Deutschlands. Sie wurde erst mit Wirkung ab dem 01. Januar 1993 aufgehoben. Näheres siehe Wikipedia.

Die Zuckersteuer galt ebenso bis in die Zeit des heutigen Deutschlands. Sie wurde erst zum 01. Januar 1993 mit Hinblick auf den EU-Binnenmarkt abgeschafft. Krankenkassenfachleute und Nicht-Regierungsorganisationen, wie FOODWATCH werben für die Wiedereinführung der Zuckersteuer in Deutschland und werden dabei von Mitgliedern des Bundestages-Gesundheitsausschusses unterstützt. Zucker gilt als schädlich und ungesund. Näheres siehe Wikipedia.

Zölle und Verbrauchssteuern
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Arbeiterklasse trotzt dem Terror

Das Sozialistengesetz traf die Arbeiterklasse schwer. Von 47 Parteizeitungen wurden 45 sofort verboten. Die mit den Ersparnissen der Arbeiter mühsam aufgebauten Genossenschaftsdruckereien wurden geschlossen. 17 gewerkschaftliche Zentralorganisationen wurden sofort verboten, dazu viele lokale Organisationen und Vereine. Bereits im November 1878 wurden 67 führende Sozialdemokraten aus Berlin ausgewiesen.

Der Kampf der Arbeiter und revolutionären Führer richtete sich auch gegen opportunistische Kräfte in der Partei, die bei der Umstellung der Partei auf die neuen Kampfbedingungen hervortraten und die Existenz der revolutionären Kampfpartei bedrohten. Eine Gruppierung trat gegen den revolutionären Kampf der Arbeiterklasse auf, eine andere propagierte eine putschistische, anarchistisch beeinflusste Taktik. Die revolutionären Führer wiesen mit Unterstützung von Marx und Engels diese Kräfte zurück. Die Arbeiter nahmen unter Führung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht den Kampf gegen das Sozialistengesetz auf. So wurde eine Unterstützungsaktion für Ausgewiesene eingeleitet. Das Unterstützungskomitee leitete August Bebel. Dadurch entstanden auch wieder die ersten Verbindungen unter den Genossen.

Ausweiskarte für einen ausgewiesenen Sozialdemokraten
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
August Bebel über eine illegale Versammlung Dresdner Genossen
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Sozialdemokraten entwickelten neue Methoden des Kampfes. Geheime, illegale Verbindungen wurden ergänzt durch legale Zusammenkünfte in Turn-, Wander- und Gesangsvereinen.

Die Sozialdemokraten nutzten die Reichstagswahlen zur Agitation und wirkten in sogenannten Hilfskassen zur Krankenunterstützung. Die Abgeordneten im Reichstag und in den Landtagen legten die Auffassungen zu wichtigen politischen Ereignissen dar und konnten auf diese Weise auch den Kampf der Arbeiter lenken. Erstmalig entwickelte so eine proletarische Massenpartei eine Kampftaktik unter besonders schweren Kampfbedingungen: die Verbindung der illegalen mit der legalen Arbeit. Dieser Kampf war schwer, denn überall setzte die Polizei ihre Spitzel ein.

Teilnehmer einer illegalen sozialdemokratischen Veranstaltung in der Nähe von Berlin werden von der Polizei abgeführt. (Zeitgenössische Darstellung)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Klugheit und Mut gehörten dazu, die Polizei zu überlisten.

Die „Rote Feldpost“

Um erfolgreich kämpfen zu können, brauchte die Arbeiterklasse eine Zeitung, die unbeeinflusst von der Polizeikontrolle Anleitung gab und die Ziele des Kampfes verbreitete. Mit Hilfe von Karl Marx und Friedrich Engels wurde seit dem 28. September 1879 in Zürich in der Schweiz „Der Sozialdemokrat“ herausgegeben.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Wöchentlich wurde „Der Sozialdemokrat“ illegal nach Deutschland gebracht und verbreitet. Tapfere Sozialisten sorgten für den Vertrieb. Ihre Organisation nannten die Arbeiter die „Rote Feldpost“.

Die Mitarbeiter der „Roten Feldpost“ arbeiteten sehr geschickt und mutig, so dass die Polizei nur selten eine Sendung Zeitungen abfangen konnte. Im Jahre 1886 wurden bereits 10 000 Exemplare der Zeitung „Sozialdemokrat“ in Deutschland verbreitet.

Im „Sozialdemokrat“ erschienen Artikel von Karl Marx und Friedrich Engels, August Bebel und Wilhelm Liebknecht. Aber auch sehr viele Arbeiter berichteten von ihren Erfahrungen.

Julius Motteler, der als Verantwortlicher für den Versand des „Sozialdemokraten“ den Ehrennamen „Der rote Feldpostmeister“ erhielt. (Fotografie)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Der Kampf gegen „Zuckerbrot und Peitsche“

Die Kampfentschlossenheit der Arbeiter, die sich in den Erfolgen der Sozialdemokratie bei Wahlen (wichtigste Ergebnisse..) widerspiegelten, zeigte den herrschenden Klassen, dass mit Unterdrückung und Terror die sozialistische Bewegung nicht zu beseitigen war. Bismarck versuchte daher, soziale Forderungen der Arbeiter aufzugreifen, einige soziale Verbesserungen zu gewähren, um dadurch die Arbeiter vom revolutionären Klassenkampf abzulenken.

Die „Peitsche“ des Terrors wurde durch das „Zuckerbrot“ der Sozialgesetze ergänzt.

Bismarck 1844 über die Sozialgesetze
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Die Sozialgesetze
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Sozialgesetze brachten für einen Teil der Arbeiter gewisse soziale Verbesserungen. Wieder regten sich opportunistische Kräfte in der Partei, die in den Sozialgesetzen die Verwirklichung des Sozialismus sahen. Solchen Auffassungen traten die revolutionären Parteiführer entgegen. Unter der Losung „Das Zuckerbrot verachten wir, die Peitsche zerbrechen wir!“ kämpfte die Partei weiter. Die Organisation wurde fester.

Von den Sozialgesetzen profitieren wir noch heute. Bismarck wird als der große Wohltäter dargestellt, weil er diese eingeführt hatte. In diesem Beitrag sehen wir aber, dass es sich in Wirklichkeit anders verhalten hatte.  Es wird an den Sozialgesetzen Abbau betrieben. Doch ganz abschaffen kann man sie nicht, da sie vom Reaktionär Bismarck geschaffen wurden, um Aufstände oder gar eine Revolution zu verhindern.

1886/87 organisierte die Partei umfangreiche Aktionen gegen Militarismus und Völkerhetze, für proletarischen Internationalismus. Den 10. Jahrestag des Sozialistengesetzes „feierten“ die Sozialdemokraten mit Flugblattaktionen und geheimen Versammlungen. An den Türen und Schornsteinen, ja sogar auf einigen Polizeigebäuden, wehten rote Fahnen. Die Gewerkschaften entstanden neu, und die Streiktätigkeit stieg seit Mitte der 1880er Jahre schnell an. Höhepunkt des Kampfes war der große Bergarbeiterstreik vom 04. Mai bis 06. Juni 1889. 

Militärstreife während des Streiks im rheinisch-westfälischen Industriegebiet 1889. Insgesamt wurden gegen die Streikenden 5 000 Infanteristen und fast 1 000 Kavalleristen eingesetzt. (Zeitgenössische Darstellung)
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Nahezu 150 000 Bergarbeiter aller deutschen Steinkohlereviere streikten für die Achtstundenschicht, für 15 Prozent Lohnerhöhung, Beseitigung der Lohnabzugssysteme (Strafmaßnahmen der Unternehmer) und Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Dieser Streik traf die herrschenden Klassen schwer, denn solche Industriegebiete wie das Ruhrgebiet – hier lag der Schwerpunkt des Streiks – waren lebenswichtige Zentren der Schwer- und Rüstungsindustrie.

Wenn der Streik auch nur Teilerfolge auf sozialem Gebiet für die Arbeiter brachte, so war er doch von großer Bedeutung für die Einbeziehung neuer Schichten der Arbeiterklasse in den revolutionären Kampf. Für viele Bergarbeiter zeigte sich nicht zuletzt während der schweren Streiktage, dass die revolutionäre Sozialdemokratie der beste Sachwalter aller Arbeiter war.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 und die Gründung des Deutschen Reiches

Der deutsch französische Krieg von 1870/71

Von Bismarck bewusst dazu herausgefordert, erklärte der französische Kaiser Napoleon III. am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg. Preußen hatte sich gut auf diesen Krieg vorbereitet. Um ganz Deutschland unter seine Vorherrschaft zu bringen und die süddeutschen Staaten ebenfalls in den deutschen Nationalstaat einzubeziehen, musste der Widerstand Napoleons III. überwunden werden.

Napoleon III. seinerseits wollte die Einigung Deutschlands verhindern, weil die französische Bourgeoisie die Stärkung ihrer deutschen Konkurrenz nicht wünschte. Napoleon III. hoffte, durch einen außenpolitischen Erfolg seine Herrschaft in Frankreich zu festigen, die durch den wachsenden Widerstand des französischen Volkes bedroht wurde.

Nicht nur Preußen und der Norddeutsche Bund, sondern auch die süddeutschen Staaten, die zuvor geheime Militärbündnisse mit Preußen abgeschlossen hatten, traten in den Krieg ein. Die französische Kriegserklärung bewirkte, dass das deutsche Volk unter dem Oberbefehl preußischer Generale in dem Bewusstsein kämpfte, sein Vaterland gegen den Angriff der Napoleonischen Truppen zu verteidigen. Von den herrschenden Klassen wurde der Krieg im Interesse der Reaktion ausgenutzt.

Als am 19. Juli im Reichstag des Norddeutschen Bundes über die Bewilligung des notwendigen Geldes für den Krieg, über die Kriegskredite, abgestimmt wurde, enthielten sich die Abgeordneten der Arbeiterklasse August Bebel und Wilhelm Liebknecht der Stimme.

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Unerwartet schnell drangen die vereinigten Truppen des Norddeutschen Bundes und der süddeutschen Staaten in Frankreich ein. Nach mehreren blutigen Schlachten wurde die französische Hauptarmee in die Festung Sedan zurückgeworfen. Hier wurde sie am 02. September 1870 zur Kapitulation gezwungen. Napoleon III. geriet in deutsche Gefangenschaft. Das französische Volk erzwang am 04. September die Absetzung Napoleons III. und die Ausrufung der Republik.

Bis zur Kapitulation von Sedan war der Krieg von deutscher Seite ein gerechter Krieg um die Herstellung eines einheitlichen Nationalstaates. Aber die herrschenden Klassen Deutschlands setzten den Krieg auch nach dem 02. September fort: Junker und Bourgeoisie wollten Frankreich schwächen, Gebiete erobern und hohe Kriegsentschädigungen vom französischen Volk erpressen. Jetzt zeigte sich, wer an die Spitze der deutschen Nation getreten war. Der Charakter des Krieges wandelte sich: Er wurde in dieser zweiten Etappe zum ungerechten Raub- und Eroberungskrieg gegen das französische Volk.

Schauplatz des deutsch-französischen Krieges 1870/71
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Nach der Schlacht bei Sedan rückten die deutschen Truppen weiter in Frankreich ein. Obwohl sich das französische Volk heldenhaft wehrte, besetzten die deutschen Truppen große Teile des Landes. Paris wurde belagert. Die Werktätigen von Paris bewaffneten sich; sie waren zur entschlossenen Verteidigung der französischen Hauptstadt und ganz Frankreichs bereit. Da jedoch die französische bürgerliche Regierung das bewaffnete Volk mehr fürchtete als den Feind, schloss sie am 28. Januar 1871 mit Bismarck einen Waffenstillstand.

Die Haltung der deutschen Arbeiterklasse zum Krieg gegen Frankreich nach dem Sturz Napoleons III.

Karl Marx wandte sich in einer Adresse des Generalrates der I. Internationale entschieden gegen den Raubkrieg. Er forderte die deutschen Arbeiter auf, für den Abschluss eines gerechten Friedens mit Frankreich zu kämpfen, für einen Frieden ohne Gebietsabtrennungen.

August Bebel und Wilhelm Liebknecht bewährten sich auch in dieser Situation. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei rief zu Massenversammlungen und Demonstrationen gegen die Fortführung des Unterdrückungskrieges gegen das französische Volk auf und verlangte den sofortigen Abschluss eines Friedensvertrages mit Frankreich. Die klassenbewussten Arbeiter folgten dem Aufruf. Protestversammlungen fanden in Augsburg, Bielefeld, Chemnitz und vielen anderen Städten und Gemeinden Deutschlands statt.

Bebel und Liebknecht verlangten am 26. November 1870 im Reichstag des Norddeutschen Bundes, die für die Fortsetzung des Krieges geforderten Gelder abzulehnen. Sie wandten sich scharf gegen den Raub französischer Gebiete und forderten sofortigen Frieden mit Frankreich.

Mit ihrer mutigen, vom proletarischen Internationalismus bestimmten und gegen Junkertum und Bourgeoisie gerichteten Haltung vertraten Bebel, Liebknecht und die klassenbewussten Arbeiter die Ehre und zugleich die Lebensinteressen der deutschen Arbeiterklasse und der deutschen Nation.

Die Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871

Unmittelbar nach der Niederlage Napoleons III. begann Bismarck, mit den Fürsten der süddeutschen Staaten über die Vollendung der Einigung Deutschlands von oben zu verhandeln. Es war nicht einfach, ihr Einverständnis zu erreichen, denn sie fürchteten, ihre bisherige Machtstellung zu verlieren. Erst nach langem Drängen erklärte sich der bayrische König bereit, dem preußischen König Wilhelm I. im Namen der deutschen Fürsten und Freien Reichsstädte die Kaiserkrone anzubieten.

Die Kaiserproklamation Wilhelms I. (Gemälde von Anton von Werner, 1877, Ausschnitt)

Beachte auf dem Gemälde die anwesenden Personen! Was fällt Dir dabei auf?

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Am 18. Januar 1871 wurde der ehemalige „Kartätschenprinz“ von 1849, der die Revolution und damit die demokratische Einigung Deutschlands militärisch niedergeworfen hatte, im Versailler Schloss als Wilhelm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen. Zur gleichen Zeit waren August Bebel und Wilhelm Liebknecht wegen „Vorbereitung des Hochverrats“ im Leipziger Untersuchungsgefängnis eingekerkert, weil sie entschieden für die demokratische Umgestaltung Deutschlands durch eine „Revolution von unten“ und gegen den Annexionskrieg gegen das französische Volk eintraten.

Damit wurde das Ergebnis des deutsch-französischen Krieges im Jahre 1871 die Gründung des Deutschen Reiches unter der Vorherrschaft Preußens vollzogen. Die Gründung des Deutschen Reiches bedeutete insofern einen historischen Fortschritt, da sie aus dem Feudalismus stammende jahrhundertelange territoriale Zersplitterung Deutschlands endlich überwunden wurde

(siehe farbige Karte „Mitteleuropa im Jahre 1871“, s. 80)

Damit wurde die rasche kapitalistische Entwicklung vorangetrieben.

Mitteleuropa im Jahre 1871
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Nunmehr konnte auch die Arbeiterklasse ihre Kräfte besser sammeln und sich im nationalen Rahmen organisieren. Es war jedoch ein Verhängnis für das deutsche Volk, dass die Gründung des Deutschen Reiches auf undemokratischem Wege, mit den Mitteln des preußischen Militärstaates, erfolgte. Die Einigung von oben stärkte die reaktionärsten und aggressivsten Kräfte Deutschlands. Die historische Schuld daran, dass die nationale Einigung von oben erfolgte, trug die deutsche Bourgeoisie. Sie war aus Furcht vor dem Volk ein Bündnis mit dem militaristischen preußischen Junkertum eingegangen.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die I. Internationale

Die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes der Arbeiter aller Länder

Die Entwicklung des Kapitalismus und die Weltwirtschaftskrise von 1857 bis 1859 lösten einen neuen Aufschwung der Arbeiterbewegung aus. In allen kapitalistischen Ländern verschärfte sich der Klassengegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Die fortgeschrittenen Arbeiter suchten nach den richtigen Wegen und Mitteln ihres Kampfes. Die englischen Arbeiter zum Beispiel verfügten über Erfahrungen im ökonomischen Kampf und in der Organisation. Die französischen Arbeiter hatten in den Revolutionen von 1830 und 1848 wichtige politische Erfahrungen gesammelt. Diese verschiedenen Erfahrungen mussten nun für den Kampf aller Arbeiter fruchtbar gemacht werden.

Die Arbeiterklasse aller Länder befand sich in der gleichen Klassenlage: Sie war die sozial ausgebeutete und politisch unterdrückte Klasse. Sie hatte in allen Ländern den gleichen Feind: die Bourgeoisie und die kapitalistische Ausbeuterordnung. Die Arbeiter aller Länder verbanden deshalb die gleichen gemeinsamen Interessen: Der Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung, für die Befreiung der Arbeiterklasse.

Der Kapitalismus hatte sich inzwischen im Weltmaßstab durchgesetzt. Die Arbeiterklasse konnte ihn nur erfolgreich bekämpfen, wenn sich die Arbeiter aller Länder gegen ihn zusammenschlossen. Der Kampf der Arbeiterklasse wurde durch politische Krisen in den wirtschaftlich fortgeschrittensten Ländern verstärkt. So spitzten sich in Deutschland die gesellschaftlichen Widersprüche zu. Die Schaffung eines einheitlichen Nationalstaates wurde unumgänglich. 1863 erhob sich das polnische Volk gegen die zaristische Unterdrückung. Solidarisch unterstützten die Arbeiter vieler Länder den heldenhaften Kampf des polnischen Volkes. Sie verstanden, dass internationale Entscheidungen auf den Kampf der internationalen Arbeiterbewegung zurückwirken mussten.

Das elementare Streben der Arbeiter nach Einheit, internationaler Zusammenarbeit und Solidarität führte zur Gründung der I. Internationale.

Die Gründung der I. Internationale

Am 28. September 1864 versammelten sich in London etwa 2000 Arbeiter aus England, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und anderen Ländern. Einmütig beschlossen sie die Gründung der Internationalen Arbeiterassoziation (I. Internationale). Die Gründungsversammlung wählte ein Komitee, das ein Programm und ein Statut für die neugegründete Organisation ausarbeiten sollte. Dieses Komitee übernahm als Generalrat die Leitung der I. Internationale. Zu seinen Mitgliedern gehörten Karl Marx und später auch Friedrich Engels.

Friedrich Engels‘ Mitgliedskarte der I. Internationale für das Jahr 1865
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Durch seine selbstlose Hingabe für die Sache der Arbeiterklasse, sein riesiges Wissen und seine tiefe Einsicht in die Entwicklungsgesetze der menschlichen Gesellschaft wurde Karl Marx zum Organisator und Führer der I. Internationale.

Gründungsversammlung der I. Internationale in der Londoner St. Martin’s Hall am 28. September 1864. (Kohlezeichnung von Erst Schaumann, 1963)
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Karl Marx arbeitete das Programm und das Statut aus. Dabei berücksichtigte er den unterschiedlichen Entwicklungsstand der Arbeiterbewegung in den einzelnen Ländern und die verschiedenartigen Einflüsse, denen die Arbeiterorganisationen ausgesetzt waren. Karl Marx betrachtete es unter diesen Bedingungen als Aufgabe der I. Internationale, die verschiedenen nationalen Abteilungen der internationalen Arbeiterbewegung fest zusammenzuschließen. Er wies der Arbeiterklasse den Weg zur allseitigen Entfaltung des Klassenkampfes, besonders zum politischen Kampf und zur Schaffung wirklich selbstständiger, das heißt von der Bourgeoisie unabhängiger revolutionärer Klassenorganisationen.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Die I. Internationale
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Die Einheit der internationalen Arbeiterklasse ist die entscheidende Voraussetzung für ihr erfolgreiches Ringen, sie verwirklicht sich im Kampf gegen die kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung.

Diese internationale Solidarität und den gemeinsamen Kampf der Arbeiter aller Länder gegen soziale Ausbeutung und politische Unterdrückung nennen wir proletarischen Internationalismus.

Die I. Internationale trieb die Lösung der Arbeiterbewegung sowohl vom politischen als auch vom ideologischen Einfluss der Bourgeoisie wesentlich voran.

Sie gab die organisatorische, politische und theoretische Grundlage für die Entfaltung der selbständigen Arbeiterbewegung in den kapitalistischen Ländern und förderte damit die Entstehung revolutionärer Arbeiterparteien.

Die Kampferfahrungen der Arbeiter und die Tätigkeit der I. Internationale drängten falsche, antimarxistisch Auffassungen über die Aufgabe, den Weg und das Ziel der Arbeiterbewegung zurück. Die I. Internationale begann, den wissenschaftlichen Sozialismus mit der Massenbewegung der Arbeiterklasse im internationalen Maßstab zu vereinigen.

Das Erscheinen des ersten Bandes des „Kapitals“

Karl Marx und Friedrich Engels lebten seit der Niederlage der Revolution von 1848/49 bis zu ihrem Tode in der Emigration.

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Aus Paris ausgewiesen, war Karl Marx 1849 nach London übergesiedelt. Auch Friedrich Engels war nach England gegangen. Er trat in eine Textilfabrik in Manchester ein, in der sein Vater Teilhaber war. So war er in der Lage, Karl Marx und dessen Familie finanziell zu unterstützen. Dennoch konnte er bittere Not nicht abwenden.

Karl Marx und seine Familie nahmen größte Opfer und Entbehrungen auf sich, um der Sache der Arbeiterklasse zu dienen. Unermüdlich studierte Karl Marx in der Bibliothek des Britischen Museums und dann zu Hause bis in die tiefe Nacht hinein. Über 1 500 Bücher las er in der jeweiligen Originalsprache und verarbeitete sie. So eignete er sich kritisch die Ergebnisse der Wissenschaft, besonders auf den Gebieten der Geschichte, der Wirtschaft, der Natur- und Rechtswissenschaften, an. Aufmerksam analysierte er alle wichtigen politischen Ereignisse in der Welt.

Als Ergebnis der vieljährigen unermüdlichen Arbeit von Karl Marx konnte 1867 der I. Band seines Hauptwerkes „Das Kapital“ erscheinen. Karl Marx arbeitete darin das Wesen und die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus heraus. Er bewies durch umfangreiches Tatsachenmaterial den unvermeidlichen Untergang der kapitalistischen Ausbeuterordnung und die geschichtliche Aufgabe der Arbeiterklasse als Totengräber des Kapitalismus und Schöpfer der kommunistischen Gesellschaft. Nun hat der Kapitalismus, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, weltweit gesiegt. Die Arbeiterbewegung ist weitgehend zerschlagen worden. Klassenbewusstsein innerhalb der heutigen Arbeiterklasse sucht man in der Regel vergeblich.

„Das Kapital“ umfasst drei Bände. Marx konnte die Bände II. und III. allerdings nicht mehr selbst druckfertig machen. Das übernahm Friedrich Engels. Er gab nach dem Tode von Marx 1885 den II. und 1894 den III. Band des „Kapitals“ heraus.


Jenny Marx
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Aus dem Leben von Marx und Engels und ihrem Lebenswerk

Karl Marx wurde am 05.Mai 1818 als Sohn eines fortschrittlichen Rechtsanwalts in Trier geboren. Trier gehörte damals zu Preußen. Marx beuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt und legte mit 17 Jahren das Abitur ab.

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Marx kannte die wichtigsten Werke der Literatur, auch in Originalsprache. Auf Wunsch seines Vaters studierte er in Bonn Rechtswissenschaften und wechselte nach einem Jahr nach Berlin, um an der dortigen Universität seine Studien fortzusetzen. Hier beschäftigte er sich vor allem mit Philosophie und Geschichte. An der Universität Jena erwarb er 1841 den Titel des Doktors der Philosophie.

Marx wollte Hochschullehrer werden. Er musste jedoch diesen Plan, von einer Universität aus sich am Kampf zwischen Fortschritt und Reaktion zu beteiligen bald aufgeben. Wegen seiner fortschrittlichen philosophischen und politischen Ansichten musste er seine Hoffnung begraben an einer deutschen Universität lehren zu können.

Er ging ins Rheinland zurück und schrieb hier vor allem Aufsätze für die damals bedeutendste bürgerlich-demokratische Zeitung Deutschlands, die „Rheinische Zeitung“. In seinen Artikeln griff Marx den Adel und den preußischen Staat an. Er hatte inzwischen erkannt, dass die bestehenden reaktionären Verhältnisse durch politischen Kampf verändert werden mussten. Unablässig und mit großem Nachdruck trat er für die Freiheit der Presse und die Verbesserung der Lage der Armen ein. Seine Aufsätze erwiesen sich als die scharfsinnigsten und besten des Blattes. Wegen seiner meisterhaften Sprache, seiner umfassenden Kenntnisse und seines großen Mutes war er allen anderen Mitarbeitern der Zeitung überlegen. Deshalb ernannten ihn die Herausgeber des Blattes im Oktober 1842 zum Chefredakteur.

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Marx in der Redaktion der „Rheinischen Zeitung“

 

Nachdem Marx die Leitung der „Rheinischen Zeitung“ übernommen hatte, stieg die Zahl ihrer Abonnenten von 885 auf 3400 im Januar 1843. Die Haltung des Blattes wurde immer entschiedener. Sie griff den preußischen Junkerstaat heftig an und forderte energisch eine Verfassung und demokratische Rechte für die Volksmassen. Mehr als einmal überlistete Marx die mit der Überwachung der Zeitung beauftragten Beamten. Schließlich entschloss sich die preußische Regierung, die „Rheinische Zeitung“ zu verbieten. Karl Marx legte schon Tage vor dem Verbot die Chefredaktion nieder, da ihn die eingeschüchterten kapitalistischen Eigentümer der Zeitung politisch ungenügend unterstützt hatten.

Die reaktionären Verhältnisse in Deutschland machten es Karl Marx unmöglich, sich öffentlich politisch zu betätigen. Deshalb siedelte er noch im gleichen Jahre nach Paris über.

Kurz zuvor hatte er seine Jugendfreundin Jenny von Westfalen geheiratet.

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Jenny Marx

 

Die Hochzeit fand in Bad Kreuznach in der Pauluskirche statt. Wo Karl Marx mit seiner Frau in Bad Kreuznach wohnte, war lange Zeit unbekannt. Als es bekannt wurde, war die entsprechende Häuserzeile längst abgerissen.

Der Aufenthalt in Frankreich war für Marx’ politische Entwicklung sehr wichtig. Er studierte hier die Arbeiten der utopischen Sozialisten und die Geschichte der französischen bürgerlichen Revolution. Er lernte die französische Arbeiterbewegung kennen und nahm Verbindung zum Bund der Gerechten auf. Wissenschaftliche Studien und der Kampf der Arbeiter ließen ihn erkennen, dass das Proletariat(Arbeiter) berufen und in der Lage war, die Menschheit für immer von Not und Ausbeutung zu befreien. Deshalb widmete er von da an all seine schöpferische Kraft und sein tiefes Wissen, seine hohe Begabung und unermüdlichen Fleiß dem Kampf um die Befreiung der Arbeiterklasse vom kapitalistischen Joch.

Friedrich Engels wurde als Sohn eines Textilfabrikanten am 28. November 1820 in der preußischen Industriestadt Barmen(heute ein Stadtteil von Wuppertal)im Ruhrgebiet geboren. Sein Elternhaus war wenig religiös.

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Friedrich Engels

 

Am Gymnasium waren seine Lieblingsfächer Geschichte, Literatur, Fremdsprachen und Mathematik. Er hätte gern die Universität besucht. Sein Vater bestand jedoch darauf, dass er Kaufmann wurde. So trat er die Lehre bei einem Großkaufmann in Bremen an.

In seiner Freizeit las er viel. Daneben treib er Sport, wie Schießen, Wandern, Reiten und Fechten.

Friedrich Engels war sehr sprachbegabt. Bereits mit 19 Jahren sprach er Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Holländisch. Er begann auch in Zeitungen und Zeitschriften Artikel über Literatur, über politische Fragen und über das soziale Elend der Fabrikarbeiter seiner Heimat zu veröffentlichen. Als er 1841 seinen Militärdienst in Berlin ableistete, hörte er als Gast Vorlesungen an der Universität.

Engels’ Vater war in der englischen Stadt Manchester Mitinhaber einer Baumwollspinnerei. 1842 reiste der junge Engels dorthin, um seine kaufmännischen Kenntnisse zu vervollständigen. Der mehrjährige Aufenthalt in dem damals entwickelsten kapitalistischen Land der Welt vermittelte ihm wichtige Kenntnisse und Erfahrungen. Noch deutlicher, als in seiner Heimat sah er, welch unermessliches Elend der Kapitalismus für die Arbeiter brachte. So machte er sich mit der Lebenslage der englischen Arbeiter und deren politischen Problemen vertraut. Engels besuchte Arbeiterviertel, durchwanderte Gassen mit ihren baufälligen Häusern und stieg in die kalten und modrigen Kellerlöcher hinunter, in denen die Arbeiter wohnten.

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Friedrich Engels in den Elendsvierteln von Manchester

 

In Manchester besuchte Friedrich Engels auch Versammlungen der Arbeiter. Er nahm Verbindungen zur englischen Arbeiterbewegung auf und schrieb für ihre Zeitungen. 1845 veröffentlichte er sein erstes großes Buch unter dem Titel „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“. Dieses Werk ist eine leidenschaftliche Anklage gegen den Kapitalismus. Im Unterschied zu anderen sozialistischen Schriftstellern sah Engels im ausgebeuteten Proletariat nicht nur eine leidende, sondern auch eine kämpfende Klasse. Er zeigt, dass durch revolutionären Klassenkampf der Arbeiter Ausbeutung und Unterdrückung für immer beseitigt werden können.

Auf der Rückreise von England nach Deutschland besuchte Engels für zehn Tage Marx in Paris. Die beiden Schriftsteller lernten sich näher kennen. Ihre Auffassungen über die Entwicklung der Gesellschaft stimmten überein. Sie stellten sich auf den Standpunkt der Arbeiterklasse. Das bestimmte ihr weiteres Leben. Sie schlossen Freundschaft und arbeiteten von nun an zusammen. Erst der Tod hat die Freundschaftsbande zwischen Marx und Engels lösen können.

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Karl Marx und Friedrich Engels

 

Marx und Engels hatten unabhängig voneinander erkannt, dass das Proletariat erst wirklich menschlich leben kann, wenn der Kapitalismus gestürzt und an seine Stelle der Sozialismus/Kommunismus getreten ist. Diese von Ausbeutung freie Gesellschaftsordnung muss sich die Arbeiterklasse selbst erkämpfen. Dazu benötigt sie nicht nur Mut und Opferbereitschaft, sondern auch eine wissenschaftliche Lehre, die Weg und Ziel festlegt. Diese wissenschaftliche Grundlage für den Klassenkampf des Proletariats(Arbeiter) erarbeiteten Marx und Engels. Mit dem wissenschaftlichen Kommunismus schufen Karl Marx und Friedrich Engels eine auf der Erkenntnis der Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung beruhende wissenschaftliche Lehre vom Befreiungskampf der Arbeiterklasse und von der Errichtung der sozialistischen Gesellschaftsordnung. In gemeinsamer Arbeit verfassten Marx und Engels viele wissenschaftliche Bücher und Aufsätze. Dabei stützten sie sich auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse ihrer Zeit. Die bisherigen Theorien von der Gesellschaft wurden von ihnen untersucht und ausgewertet.

1845 wurde Marx auf Drängen der preußischen Regierung aus Frankreich ausgewiesen. Er ging mit seiner Familie nach Brüssel. Dort geriet er in große finanzielle Not, die er aber mit Hilfe von Friedrich Engels überwinden konnte. So standen sich die Freunde mit Rat und Tat bei.

Marx und Engels begnügten sich nicht damit, die wissenschaftliche Lehre vom Befreiungskampf der Arbeiterklasse auszuarbeiten. Ihre Erkenntnisse verbreiteten sie unter den Arbeitern. So begannen sie den wissenschaftlichen Kommunismus mit der Arbeiterbewegung zu verbinden. Marx und Engels stützten sich auf den Bund der Gerechten und englische Arbeiterorganisationen. Die gründeten 1846 in Brüssel ein Kommunistisches Korrespondenzkomitee. Mit Hilfe des Bundes der Gerechten entstanden auch in anderen Städte Korrespondenzkomitees. Das Brüsseler Korrespondenzkomitee versandte Rundschreiben und Briefe, in denen Marx und Engels den wissenschaftlichen Kommunismus darlegten uns sich mit falschen Auffassungen in der Arbeiterbewegung auseinandersetzten. Ihr Ansehen wuchs. Als die Führer des Bundes der Gerechten ein neues Programm vorbereiteten, war es deshalb selbstverständlich, dass sie diese Aufgabe nur unter Mitwirkung von Marx und Engels lösen konnten. So forderten sie Marx und Engels zunächst auf, Mitglieder des Bundes der Gerechten zu werden. Marx und Engels folgten der Aufforderung mit der Absicht, den Bund der Gerechten zu einer revolutionären Arbeiterpartei mit einem wissenschaftlichen Programm umzuwandeln.

Im Juni 1847 hielt der Bund der Gerechten in London einen geheimen Kongress ab. Bereits bei seiner Vorbereitung hatten Marx und Engels tatkräftig mitgewirkt. Am Kongress konnte nur Engels teilnehmen. Marx fehlte das Reisegeld. Engels gelang es, ihre gemeinsamen Auffassungen auf der Tagung erfolgreich zu vertreten. So wurde der Geheimbund in eine revolutionäre Kampfpartei umgestaltet. Anstelle der bisherigen Losung des Bundes: „Alle Menschen sind Brüder“ trat der Schlachtruf: „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“

Die Teilnehmer des Kongresses stimmten dem Vorschlag von Marx und Engels zu, den Bund umzubenennen. Er hieß von nun an Bund der Kommunisten. Mit der Umwandlung des Bundes der Gerechten in den Bund der Kommunisten im Jahre 1847 begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Arbeiterbewegung. Die Bildung einer revolutionären Kampfpartei wurde auf dem zweiten Kongress des Bundes der Kommunisten Ende 1847 in London vollendet. Deshalb nahm neben Friedrich Engels auch Karl Marx an den Beratungen teil. Im Mittelpunkt des Kongresses standen die Diskussionen um ein wissenschaftliches Programm. Marx und Engels hatten dafür einen Entwurf vorgelegt. Die Konferenz stimmte ihren wissenschaftlichen Grundsätzen zu.

Vom zweiten Kongress des Bundes der Kommunisten in London erhielten Marx und Engels den Auftrag, ein Parteiprogramm auszuarbeiten. Es sollte Auffassungen und Ziele der Kommunisten vor der Öffentlichkeit darlegen. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr aus England gingen die beiden Freunde daran, diese Aufgabe zu erfüllen.

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Manifest der Kommunistischen Partei, Titel der Erstausgabe

 

Bereits Anfang 1848 konnte in einer kleinen Druckerei in London ihre Broschüre gedruckt werden. Sie erschien im Februar 1848 in deutscher Sprache mit dem Titel „Manifest der Kommunistischen Partei“. Die Erstausgabe umfasste 23 Seiten und wurde in wenigen hundert Exemplaren gedruckt. Sie wurden an die Gemeinden des Bundes der Kommunisten verschickt und hier von Hand zu Hand weitergegeben. Das Kommunistische Manifest war die Geburtsurkunde des wissenschaftlichen Kommunismus. Mit dem Kommunistischen Manifest besaß die Arbeiterklasse zu erstenmal ein wissenschaftliches Programm. Seitdem wird der Kampf um den Sozialismus/Kommunismus auf wissenschaftlicher Grundlage geführt.

Marx und Engels fassten im Kommunistischen Manifest alle ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen aus bisherigen Kämpfen des Proletariats(Arbeiter) zusammen. Sie legten in meisterhafter Sprache die Grundlagen ihrer Lehre von der Befreiung der Arbeiterklasse und der ganzen Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung dar. Als die weltgeschichtliche Aufgabe der Arbeiterklasse bezeichneten sie den Sturz des Kapitalismus und die Errichtung des Sozialismus/Kommunismus. Dabei betonnten sie, dass dieses Ziel nur unter der Führung einer revolutionären Kampfpartei zu erreichen ist. Das Kommunistische Manifest war das Werk, in dem zum erstenmal die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft wissenschaftlich erklärt wurde. Marx und Engels bewiesen, dass es der Klassenkampf ist, der die geschichtliche Entwicklung vorwärts treibt. Der Klassenkampf führt mit Notwendigkeit zur Ablösung einer überlebten Gesellschaftsordnung durch eine neue und fortschrittlichere. Wie der Feudalismus durch den Kapitalismus ersetzt wurde, so erklärten sie, wir der Kapitalismus durch den Sozialismus/Kommunismus ersetzt werden.

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Die letzten Sätze des Kommunistischen Manifests

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Lenin über das Kommunistische Manifest

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, bearbeitet von Petra Reichel

Geschichtsbuch DDR 8

siehe PDF-Datei

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