Der Kampf des Spartakusbundes um die Rätemacht

Am 09. November 1918 bestand die große Chance, in Deutschland eine Veränderung zu einer friedlichen, demokratischen und schließlich sozialistischen Entwicklung zu vollziehen. Dazu war es notwendig, den alten Staatsapparat zu zerschlagen, die Rätemacht zu errichten und die ökonomischen Grundlagen der imperialistischen Macht, Großbetriebe, Banken und Großgrundbesitz, zu vergesellschaften.

Die Mehrheit der Arbeiterklasse und der Räte, die ein sozialistisches Deutschland wollte, hatte jedoch infolge des langjährigen opportunistischen Einflusses nur unklare Vorstellungen vom Sozialismus. Sie glaubte, desorientier durch die antibolschewistische Hetze der rechten sozialdemokratischen Führer, mit dem Sturz der Monarchie, der Errichtung der Republik und des allgemeinen Wahlrechts bereits politische Macht erobert und die Voraussetzungen für den Sozialismus geschaffen zu haben.

Die einzige Kraft, die den Weg zum Sieg der Revolution wies, waren Spartakus und die anderen Linken. Sie wandten sich entschieden gegen die von den rechten Führern verbreiteten Illusionen und versuchten, vor allem Klarheit in der Grundfrage der Revolution, der Frage der Macht, zu schaffen.

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Um ihre revolutionären Auffassungen besser in die Massentragen zu können, schuf die Spartakusgruppe am 09. November eine eigene Zeitung, „Die Rote Fahne“.

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Lenin und die Bolschewiki sahen in der Novemberrevolution das wichtigste Kettenglied der internationalen revolutionären Bewegung. Sie rieten den deutschen Arbeitern und Soldaten, die Waffen nicht aus der Hand zu geben und eine Arbeiter-, Soldaten- und Matrosenregierung mit Liebknecht an der Spitze zu bilden. Trotz der schweren Lage Sowjetrusslands waren sie zu jeder Unterstützung bereit und boten als erste Hilfe 50 Waggons Getreide an.

Die Erfahrungen der ersten Tage der Revolution zeigten, dass ein wirksamer revolutionärer Kampf auch bestimmte organisatorische Voraussetzungen erforderte. Deshalb gründeten führende Spartakusvertreter am 11. November 1918 den Spartakusbund.

Es wurde eine Zentrale geschaffen, an deren Spitze Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Leo Jogiches und Wilhelm Pieck standen.

Der Spartakusbund blieb zwar noch in der USPD, doch er begann mit der organisatorischen Zusammenfassung der Spartakusanhänger im ganzen Land. Das waren erste Schritte zur Bildung einer revolutionären marxistischen Partei. Der Spartakusbund war bestrebt, das Klassenbewusstsein der Massen zu heben und sie unter der Losung „Alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten“ für die Weiterführung der Revolution zu gewinnen.

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

In zahlreichen Städten und Orten folgten die Räte der revolutionären Linie des Spartakusbundes. Die Polizei Bremens wurde von reaktionären Elementen gesäubert und es entstand eine proletarische „Rote Garde“. Alle militärisch gesinnten Lehrer wurden aus dem Schuldienst entlassen.  In Braunschweig entfernten die Räte die reaktionären Beamten aus den Gerichten. Die herzöglichen Güter wurden zum Eigentum des Volkes erklärt. Die Leitungen(Management)der Leunawerke und Spandauer Staatswerkstätten wurden völlig von den Arbeiterräten übernommen. In Perleberg beschlagnahmte der Arbeiter- und Soldatenrat die Priegnitzer Eisenbahngesellschaft und setzte den Direktor, sowie andere leitende Angestellte ab. Der Landarbeiterrat von Trebbin rief die Gutsbesitzer der Umgebung zu sich und teilte ihnen mit, dass ihre Güter ab sofort enteignet seien.

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR der 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR:

der kampf des spartakusbundes um die rätemacht

Franz Mehring

Franz Erdmann Mehring, geboren am 27. Februar 1846 in Schlawe in Pommern, gestorben am 28. Januar 1919 in Berlin, war ein deutscher Publizist und Politiker.

Bildquelle: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2118431

Politisch war er zunächst ein bürgerlicher Demokrat. Seit 1870 arbeitete er für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen. 1868 wechselte er zum weiteren Studium nach Berlin  und arbeitete zunächst in der Redaktion der demokratischen Tageszeitung „Die Zukunft“(Herausgeber Johann Jacoby und Guido Weiß).

Bereits 1867 traf Franz Mehring in Berlin auf August Bebel und Wilhelm Liebknecht, ohne dass dies zunächst Folgen für seinen politischen Standpunkt  gehabt hätte.  Vielmehr wandte er sich unter dem Eindruck des Krieges von 1870/71 vorübergehend von den Demokraten ab und dem nationalliberalen Lager zu.

In den folgenden Jahren kehrte er jedoch zu seinen demokratischen Positionen zurück. 1871 bis 1874 berichtete er für das „Oldenberg’sche Korrespondenzbüro“ über Reichstags- und Landtagssitzungen und wurde zu einem bekannten Parlamentsreporter. Danach arbeitete er als politischer Korrespondent für „Die Waage. Wochenblatt für Politik und Literatur“.

Hier veröffentlichte er 1875 eine Artikelserie gegen Heinrich von Treitschke, die kurze Zeit später als Buch unter dem Namen „Herr von Treitschke, der Sozialistentödter und die Endziele des Liberalismus – Eine sozialistische Replik“ erschien. Er arbeitete auch für die dem jüdischstämmigen Verleger Leopold Sonnemann gehörende, demokratisch orientierte, „Frankfurter Zeitung“. Sonnemann stand der Sozialdemokratie nahe und wurde von den Parteiführern geschätzt. Im Mai 1876 wandte sich Mehring in einem Artikel in der „Staatsbürger-Zeitung“ gegen seinen Verleger.  Er warf ihm vor, Bestechungsgelder angenommen und während der Gründerjahre(eine Ära im Kapitalismus) an kriminellen Börsenspekulationen teilgenommen zu haben.  Somit ist Franz Mehring Antisemitismus vorgeworfen worden. Mehrings Beschuldigungen gegen Sonnemann wurden von der Führung der Sozialdemokratie unter August Bebel und Wilhelm Liebknecht öffentlich abgelehnt. Diese Auseinandersetzung führte zu einem 15 Jahre dauernden Riss zwischen Mehring und der Sozialdemokratie.  Die Führung der Sozialdemokratie betrachtete Mehring mit Misstrauen, zumal Mehring danach mehrere antisozialistische Arbeiten verfasste. Vor allem sein Buch „Die Deutsche Socialdemokratie, ihre Geschichte und ihre Lehre“ (1877) wurde von der SPD heftig kritisiert.  Ab 1878 bis 1884 arbeitete Mehring für die Bremer „Weser-Zeitung“, 1883/84 für die „Demokratischen Blätter“.

Allerdings las er um 1880 intensiv die Schriften von Karl Marx, die ihn stark beeinflussten. Die Kritik an den Sozialistengesetzen und die Überzeugung, dass Bismarcks Sozialgesetzgebung keine grundlegende Lösung der Sozialen Frage bringen würde, führten zu einer Wiederannäherung an die Sozialdemokratie.

Im Jahr 1891 trat Franz Mehring der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands(SPD)bei.

Von 1891 bis 1913 schrieb Mehring für die sozialdemokratische „Neue Zeit“, dies markiert seinen Eintritt in die deutsche marxistisch geprägte Arbeiterbewegung.  Von 1902 bis 1907 war Mehring Chefredakteur der sozialdemokratischen „Leipziger Volkszeitung“. Bis 1913 blieb er weiter Mitarbeiter des Blattes. Außerdem publizierte er im „Vorwärts“ und anderen sozialdemokratischen Blättern. In den Jahren 1913/14 war er Mitherausgeber der „Sozialdemokratischen Korrespondenz“. Neben der publizistischen Tätigkeit lehrte Mehring von 1906 bis 1911 an der zentralen Parteischule der SPD. Daneben war er von 1892 bis 1895 Leiter des Vereins der Freien Volksbühne in Berlin. 1917/1918 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. Innerhalb der SPD blieb der bildungsbürgerlich geprägte Mehring ein Außenseiter. Der Parteivorsitzende August Bebel schrieb am 20. März 1892 an Friedrich Engels:

  • „Mehrings Arbeiten sind allerdings ausgezeichnet, aber trotz alledem lässt sich kein intimeres Verhältnis mit ihm herstellen; man befürchtet immer wieder, er bekäme einen Rückfall; und ausserdem muss man sich fürchten, mit ihm sich vertraulicher einzulassen, weil der Verdacht besteht, er notierte alles, was er hört. Das sind fatale Eigenschaften, die seine Person nicht zur Geltung kommen lassen.“[17]

In den innerparteilichen Grundsatzdebatten vor dem Ersten Weltkrieg, bei dem etwa Eduard Bernstein und der neue Parteivorsitzende Friedrich Ebert revisionistische, reformorientierte Positionen vertraten, beharrte Mehring ähnlich wie Karl Liebknecht auf der traditionellen Vorstellung vom Klassenkampf. Während des Ersten Weltkrieges distanzierte er sich aufgrund der Burgfriedenspolitik und der Zustimmung großer Teile der Partei zu den Kriegskrediten weiter von der SPD. Gemeinsam mit Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin sah er darin eine Unterwerfung unter die herrschende Klasse und den Tod der Internationale.  Dieser Streit spaltete die Partei. Mehring war 1915 Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Internationale“ und gründete 1916 mit anderen führenden Linken in der SPD die Spartakusgruppe. 1917 trat er der USPD bei, die für eine sofortige Beendigung des Krieges eintrat. Mehring war Ende 1918 entscheidend an der Vorbereitung des Gründungsparteitages der KPD beteiligt, welche die Arbeit des Spartakusbundes fortführte.

Mehrings Bedeutung liegt weniger in seinem konkreten politischen Handeln, sondern in seinen zahlreichen Schriften, insbesondere zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie. Dazu zählt etwa die zweibändige „Geschichte der deutschen Sozialdemokratie“ (1898). Seine 1910/11 erschienene „Deutsche Geschichte vom Ausgang des Mittelalters“ bediente sich der von Marx und Engels begründeten Methode des historischen Materialismus. Mehring war einer der ersten Historiker, der die marxistische Theorie konsequent auf die Geschichtswissenschaft anwandte, so beschäftigte er sich etwa mit der Geschichte der Reformation(siehe „Die Fürstenreformation“) und versuchte eine „Entzauberung“ der Geschichtsmythen um die herrschende Dynastie der Hohenzollern. Kurz vor seinem Tode veröffentlichte er im Jahr 1918 die erste und bis heute einflussreiche Biographie über Karl Marx.


Bildquelle: Von Z thomas – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52555433

Sein Grab befindet sich auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde in der Gedenkstätte der Sozialisten im Rondell G3.

Briefmarke DDR 1955 – Franz Mehring
Bildquelle: Von scanned by heied – scanned by heied, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9796722

Weitere Ehrungen siehe Wikipedia.

entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel