Der Kampf der Werktätigen (Erwerbstätigen) um die Umsetzung der Beschlüsse des IX. Parteitages

Die begeisternde Atmosphäre des Parteitages, dessen Beratung von fester Zukunftsgewissheit, schöpferischem Herangehen an die Lösung gesellschaftlicher Aufgaben und berechtigtem Stolz auf das in mehr als 30 Jahren angestrengter Arbeit Erreichte durchdrungen war, wurde von den Delegierten in alle Grundorganisationen und Arbeitskollektive getragen. Sie konnten darüber berichten, welche hohe Anerkennung und Wertschätzung der SED von den mehr als 100 Vertretern kommunistischer und Arbeiterparteien entgegengebracht wurden.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der 10. Klasse, Stand 1981

Dies spornte die Arbeiterklasse und alle anderen Erwerbstätigen zu neuen Initiativen im sozialistischen Wettbewerb an. Auf ihrem X. Parlament bekannte sich die FDJ aus tiefer Überzeugung zu der von der Partei der Arbeiterklasse gewiesenen damals noch klaren Perspektive des 1989/90 untergegangenen sozialistischen Vaterlandes und rief alle Mitglieder des sozialistischen Jugendverbandes auf, aktiv an der Massenbewegung „FDJ-Auftrag IX. Parteitag“ teilzunehmen. (Leider reichte dieses Engagement nicht aus. Es waren zu wenige Jugendliche mit dem Herzen dabei. Die Mehrheit war desinteressiert und nur formal Mitglied der FDJ.)

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der 10. Klasse, Stand 1981

Trotz extremer Hitze und Dürre des Sommers 1976 (Heute sind extreme Hitze und Dürre im Sommer normal. Damals war es außergewöhnlich.) erfüllten die Werktätigen (Erwerbstätigen) in Industrie und Landwirtschaft die staatlichen Pläne und schufen so gute Voraussetzungen für die Realisierung des neuen Fünfjahrplans. Durch ihre Leistungen in der Produktion erteilten sie zugleich dem verschärften ideologischen Krieg des imperialistischen Klassengegners, den dieser nach dem IX. Parteitag gegen die DDR entfachte, die gebührende Antwort. (Da sich aber nach und nach Desinteresse breit machte, hatte der Klassengegner im ideologischen Krieg gesiegt.)

Treffen zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker auf der Krim im Sommer 1976
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der 10. Klasse, Stand 1981
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der 10. Klasse, Stand 1981

Mit der Vorbereitung und Durchführung der Volkswahlen im Oktober 1976 bekannte sich das Volk der DDR einmütig zur Politik der SED, wie sie in den Beschlüssen des IX. Parteitages vorgezeichnet worden war. (Heute werden Wahlen in der DDR in Zweifel gezogen. Siehe auch Beitrag zum Thema Wahlen in der DDR.)

Als Ausdruck der damals wachsenden Führungsrolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei berief die damals neugewählte Volkskammer der DDR den Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker, zum Vorsitzenden des Staatsrates, betraute Willi Stoph mit der Funktion des Vorsitzenden des Ministerrates und übertrug Horst Sindermann das Amt des Präsidenten der Volkskammer der DDR. Horst Sindermann beendete seine Karriere enttäuschend. Siehe DER SPIEGEL 19/1990

 

 

Hier enden die Geschichtsbücher der DDR. Bekanntlich wurde die Arbeiterklasse ihrer Führungsrolle immer weniger gerecht. Ihre Partei, bzw. deren Vertreter versagten kläglich in der Krise. Die Konterrevolution marschierte im Jahre 1989 nahezu ungehindert.

Für die Nachwelt sind die Geschichtsbücher der DDR eine wertvolle Quelle geworden. Die offizielle Geschichtsschreibung erfolgt im Sinne der Sieger der Geschichte. DIE TROMMLER nutzt die Geschichtsbücher der DDR, um die Geschichte im Sinne der Verlierer der Geschichte darzulegen.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

„Spiegel“-Interview mit Horst Sindermann

Auswertung einzelner Themen:

Der Spiegel 19:1990

Horst Sindermann ist während, bzw. nach der Konterrevolution eingeknickt.

Die Konterrevolution wird nicht beim Namen genannt, Sympathie mit Konterrevolutionären

Er nennt die Konterrevolution nicht Konterrevolution, sondern „gewaltfreien Aufstand“. Die Konterrevolutionäre nennt er nicht so, sondert er achtet sie.

Kritik an Parteidisziplin

Er kritisiert die Parteidisziplin. Keine Partei kommt ohne Parteidisziplin aus. Auch keine bürgerliche Partei. Die Punkte der berechtigten Kritik an den damaligen Parteistrukturen muss benannt werden.

Kritik an sozialistischer Demokratie: Bürgerliche Demokratie wird als einzige Lösung gesehen

Die sozialistische Demokratie wird kritisiert und die bürgerliche Demokratie für besser gehalten. Die sozialistische Demokratie hätte besser sein müssen. Diese aber durch bürgerliche Demokratie zu ersetzen ist nicht die Lösung.

Sindermann sympathisiert mit Gorbatschow.

Welche demokratischen Traditionen in Deutschland, die nicht von der DDR aufgenommen wurden?

Deutschland war doch meist reaktionär und die demokratischen Entwicklungen hinkten hinterher. Deutschland hat mit der Zeit des Faschismus ein düsteres Kapitel in seiner Geschichte. Demokratische Traditionen hat da eher Frankreich, soweit man an fortschrittliches Bürgertum anknüpfen will.

Welche demokratischen Freiheiten sind in der DDR verhöhnt worden?

Die Freiheit unter der Brücke zu schlafen? Die Freiheit von existenzsichernder Arbeit? Ein Mangel war fehlende Reisefreiheit. Aber Reisen ist doch nicht alles im Leben. Der Alltag muss stimmen.

Sindermann kritisiert , dass die DDR auf die Mikroelektronik gesetzt hatte.

Natürlich konnte sie nicht mit den Großen aus den USA und Japan mithalten. Da die DDR von Embargos betroffen war, wurde doch ein Stück Unabhängigkeit geschaffen. Außerdem waren viele Menschen, die bei „Robotron“ arbeiteten in Lohn und Brot. Heute werden elektronische Geräte in Billiglohnländern produziert.

Dann kritisiert Sindermann die Autoproduktion in der DDR, weil keine Kooperation mit einem westlichen Autokonzern eingegangen wurde. Das machten andere sozialistische Länder damals. Ob das wichtig ist, bleibt dahingestellt.

Schlimm ist die Kritik Horst Sindermanns am Arbeitsgesetzbuch der DDR

..und dass es keine Arbeitslosen gab. Seiner Meinung nach war es nicht richtig faule und unfähige Menschen einen Arbeitsplatz zu geben oder zu lassen. Gerade das Arbeitsgesetzbuch der DDR war eine der wichtigsten Errungenschaften des Sozialismus. Schwache und Problembeladene Menschen darf man nicht mit Faulenzern gleichsetzen. Diese armen Seelen, die in der DDR endlich echte Hilfe und eine Heimstatt hatten, waren nicht verantwortlich für den Untergang der DDR.

Sindermann, der mit 74 Jahren starb, war 60 Jahre lang Kommunist, saß fast zwölf Jahre in NS-Zuchthäusern und -Konzentrationslagern, gehörte 26 Jahre dem Politbüro der SED an. Er war von 1973 bis 1976 als Ministerpräsident die Nummer zwei, danach bis zur Konterrevolution 1989 als Präsident der Volkskammer die Nummer drei der DDR. Und nach diesem Leben glaubte er blindlings an die leeren Sprüche von Gorbatschow, während dagegen Honecker Gorbatschow durchschaute.

 

 

In diesem Rahmen ist es nicht möglich auf die gesamte Themenpalette des „Spiegel“-Interviews einzugehen.

Doch ist es enttäuschend feststellen zu müssen, dass altgediente Kommunisten, die in der DDR hohe Ämter inne hatten, am Ende ihre Ideale, wofür sie ihr Leben lang kämpften, nach der Niederlage einfach verraten haben, anstatt weiterzukämpfen und die nächste Generation zum Kampf aufzurufen.

Hier das „Spiegel“-Interview im Original als PDF-Datei.

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Die Volkskammerpräsidenten/Horst Sindermann

Präsidenten der Volkskammer 2

Tabelle: Wikipedia

Horst Sindermann wurde am 05. September 1915 in Dresden geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des Realgymnasiums wurde Sindermann 1929 Mitglied Des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands( dazu mehr in einer späteren Ausgabe DIE TROMMLER).

ADN-ZB Mittelstädt 1.9.1989 Berlin: 50. Jahrestag Beginn des 2. Weltkrieges  Die außerordentliche Plenartagung  der Volkskammer der DDR aus Anlaß des 50. Jahestages des Beginns des 2. Weltkrieges wurde vom Präsidenten der obersten Volksvertretung, Horst Sindermann eröffnet.

ADN-ZB Mittelstädt 1.9.1989 Berlin: 50. Jahrestag Beginn des 2. Weltkrieges
Die außerordentliche Plenartagung der Volkskammer der DDR aus Anlass des 50. Jahestages des Beginns des 2. Weltkrieges wurde vom Präsidenten der obersten Volksvertretung, Horst Sindermann eröffnet.

Horst Sindermann 1989

Bildquelle:
„Bundesarchiv Bild 183-1989-0901-042, Berlin, außerordentliche Volkskammertagung“ von Bundesarchiv, Bild 183-1989-0901-042 / Mittelstädt, Rainer / CC-BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons –  Bild ist entsprechend verlinkt

1933 wurde Horst Sindermann inhaftiert und zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt, weil der sich dem Widerstand gegen den Faschismus angeschlossen hatte. 1935 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu sechs Jahren Haft im Zuchthaus Waldheim verurteilt. Danach war er in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Mauthausen bis 1945 in Haft.

1945, nach seiner Befreiung aus dem KZ Mauthausen durch die US-Armee, wurde er Mitglied der KPD und 1946, nach der Vereinigung von KPD und SPD(dazu in einer späteren Ausgabe DIE TROMMLER mehr), Mitglied der SED.

Sindermann arbeitete als Chefredakteur der „Sächsischen Volkszeitung“, Dresden und der „Volksstimme“ in Chemnitz. Von 1950 bis 1953 war Sindermann Chefredakteur der Zeitung „Freiheit“ in Halle.

Zwischenzeitlich bekam er Probleme mit Otto Grotewohl, den er wegen seiner Ehe mit einer früheren Nazi-Funktionärin kritisierte.

Zwischen 1954 und 1963 war Sindermann Leiter der Abteilung Agitation( ..ist die Bezeichnung der Kommunisten für Öffentlichkeitsarbeit, diese Bezeichnung wurde auch in der DDR verwendet, im Westen und heute sagt man dazu Public Relations oder kurz PR) beim ZK der SED(Zentralkomitee)

Von 1963 bis 1989 war er Abgeordneter der Volkskammer. Diese wählte Sindermann am 03. Oktober 1973 zum Vorsitzenden des Ministerrates der DDR. Sein Vorgänger, Willi Stoph, wurde zum Vorsitzenden des Staatsrates gewählt. Wegen zu liberaler Wirtschaftspolitik ersetzte Honecker ihn1976 durch Stoph. Dies geschah bei der konstituierenden Sitzung der Volkskammer am 29. Oktober 1976, bei der Honecker selbst zum Staatsratsvorsitzenden, Stoph wieder zum Vorsitzenden des Ministerrates und Sindermann zum Präsidenten der Volkskammer gewählt wurden. Von 1976 bis 1989 war Sindermann als Präsident der Volkskammer zwar protokollarisch der dritte Mann im Staat, ansonsten aber mit wenig einflussreichen Aufgaben betraut. Ämterwechsel ist auch im bürgerlichen Politikbetrieb gang und gäbe. Auch in bürgerlichen Parlamenten haben die Parlamentspräsidenten zwar ein hohes Amt inne, aber ohne Einfluss und Machtbefugnisse. In der BRD z. B. die Bundestagspräsidentin/der Bundestagspräsident

Am 03. Dezember 1989 ist Sindermann aus der SED/PDS ausgeschlossen worden und saß zeitweilig in Untersuchungshaft. Zu einer Anklageerhebung kam es jedoch nicht.

Nach der Lektüre des SPIEGEL-Interviews(DER SPIEGEL 19/1990)

Der Spiegel 19:1990

ist es enttäuschend feststellen zu müssen, wie Horst Sindermann seine Karriere beendet und sein Lebenswerk abgeschlossen hat.

Horst Sindermann ist am 20. April 1990 in Berlin gestorben.

siehe auch Wikipedia