Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ – der Beginn eines neuen Abschnitts des deutschen antifaschistischen Widerstandskampfe
Die Krise des faschistischen Systems, die Niederlagen der Hitlerwehrmacht an allen Fronten und die wachsende Widerstandsbewegung in den besetzten Gebieten sowie in Deutschland veranlassten die Führung der KPD, sich verstärkt mit dem weiteren Weg des deutschen Volkes nach dem Sturz des Faschismus um dem Ende des Krieges zu beschäftigen. Dabei beachtete die Parteiführung sehr aufmerksam die zunehmende antifaschistische Bewegung unter den deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Führende Funktionäre der KPD, so Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Erich Weinert u.a. diskutierten mit vielen Kriegsgefangenen Soldaten und Offizieren.
Ein großer Erfolg der politischen Arbeit unter den Kriegsgefangenen war die Gründung des Nationalkomitees „Freies Deutschland“(NKFD) am 13./13. Juli 1943 in Krasnogorsk bei Moskau. Vorsitzender des Nationalkomitees wurde der Arbeiterdichter Erich Weinert. Ihm gehörten führende Kommunisten wie Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht an, aber auch kriegsgefangene Offiziere der Wehrmacht wie Karl Hetz, Heinrich Hoffmann und Ernst Hadermann, die mit dem faschistischen Regime gebrochen hatten und dafür kämpften, den Krieg zu beenden und ein antifaschistisches und demokratisches Deutschland zu schaffen.
Gründungstagung der NKFD am 12. Juli 1943 in Krasnogorsk
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Unter den 38 Mitgliedern des Komitees waren 13 Arbeiter, 1 Bauer, 4 Angestellte, 13 Intellektuelle, 1 Geistlicher, 1. Student, 1 Verleger und 4 Berufssoldaten.
Erich Weinert bei der Unterzeichnung des Gründungsmanifests des NKFD
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Mit der Gründung des Nationalkomitees und der Annahme des Manifests wurde die von der KPD auf den Brüsseler und Berner Konferenzen ausgearbeitete antifaschistische Volksfrontpolitik in der neuen Lage 1943 verwirklicht.
Der Bewegung „Freies Deutschland“, die sich bald auch in den Reihen der deutschen politischen Emigranten in England, in Schweden, in der Schweiz, in den USA, in Mexico und in Frankreich entwickelte, gehörten Vertreter der verschiedensten Klassen und Schichten des deutschen Volkes an. Sie schoben alles Trennende ihrer Herkunft, ihres Lebensweges, ihrer religiösen und politischen Anschauung beiseite und fanden sich in der Sorge um die Zukunft des deutschen Volkes zusammen.
Die Bewegung „Freies Deutschland“ war ein Kampfbündnis verschiedener Schichten des Volkes und patriotischer Kräfte der Armee. (Heute haben die Rechten den Begriff „Patriotismus“, „Patriot“ geklaut und umgedeutet.)Die Führung lag bei der Arbeiterklasse und deren Partei, der KPD. Dieses antifaschistische Kampfbündnis war seinem Wesen nach die deutsche Antihitlerkoalition. Es legte einen Grundstein für die Zusammenarbeit der verschiedenen Schichten des deutschen Volkes nach der Befreiung des Hitlerfaschismus.
Der verstärkte Widerstandskampf in Deutschland
Die vom Nationalkomitee „Freies Deutschland“ vertretene Politik wurde auch zur politischen Leitlinie des weiteren Widerstandskampfes in Deutschland. Nach den großen Niederlagen der faschistischen Wehrmacht kam es in Deutschland zur Herausbildung großer illegaler Partei- und Widerstandsorganisationen, zu deren Leitern solche hervorragenden Kommunisten wie Bernhard Bästlein, Otto Engert, Franz Jacob, Kurt Kresse, Theodor Neubauer, Magnus Poser, Anton Saefkow, Martin Schwantes, Georg Schumann und Robert Uhrig gehörten.
Die Widerstandsorganisationen unter der Leitung dieser hervorragenden Antifaschisten handelten in voller Übereinstimmung mit den Beschlüssen des Zentralkomitees der KPD. Sie bemühten sich, die Politik der Partei durchzusetzen, um alle Hitlergegner für die Beendigung des Krieges und die Errichtung eines antifaschistisch-demokratischen Deutschlands zu gewinnen.
Führende Vertreter dieser Widerstandsorganisationen bildeten im November 1943 erneut eine unter Führung des Zentralkomitees der KPD stehende operative Leitung der Partei und des antifaschistischen Kampfes in Deutschland. Diese operative Leitung machte die politische Linie des Nationalkomitees zur Richtschnur ihres Handelns.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die Aktionen der deutschen Widerstandsbewegung erreichten im ersten Halbjahr 1944 ihren Höhepunkt. Das veranlasste die Faschisten, den Terror noch mehr zu verstärken und 300 000 deutsche sowie ausländische Antifaschisten zu verhaften. Am 18. August 1944 ermordeten die Faschisten auch Ernst Thälmann.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Aufgerüttelt durch die Schlacht an der Wolga verstärkten auch antifaschistische deutsche Studenten ihren Kampf. In München und andren Städten verbreitete die studentische Widerstandsorganisation „Weiße Rose“ mehr als 90 000 Flugblätter. Bei einer Flugblattaktion in der Münchner Universität wurden am 18. Februar 1943 die Geschwister Scholl und ihre Mitkämpfer verhaftet. Vier Tage später wurden Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Propst hingerichtet.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Ernst Thälmann, der große deutsche Arbeiterführer, wurde von den Faschisten seit 1933 in Haft gehalten und war während dieser Zeit allen nur denkbaren Folterungen und Qualen ausgesetzt. Ernst Thälmann gab den illegalen Kämpfern und allen Antifaschisten das Beispiel des ungebrochenen Kämpfers gegen die faschistische Gewaltherrschaft. Sein Name war das Symbol des unerschrockenen Kampfes gegen den deutschen Imperialismus und Militarismus, für Frieden, Freiheit und eine bessere Zukunft des deutschen Volkes.
Er wurde aus dem Zuchthaus Bautzen in das KZ Buchenwald überführt und dort am 18. August 1944 auf Befehl der Naziführung von SS-Mördern hinterhältig erschossen.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die Gefahr eines II.Weltkrieges gebot den Antifaschisten, ihre Aktivität trotz aller Schwierigkeiten und Gefahren zu steigern. Mit diesem Ziel fand vom 30. Januar bis 1. Februar 1939 die sogenannte Berner Konferenz der KPD in der Nähe von Paris statt. An ihr nahmen 22 Genossen, unter ihnen Wilhelm Pieck und weitere 11 Mitglieder des Zentralkomitees der KPD teil.
Als wichtigste Aufgabe bezeichnete die Berner Konferenz den Kampf gegen den drohenden Krieg, um das deutsche Volk vor der Katastrophe zu retten. Sollte der Krieg dennoch ausbrechen, müsste er durch den Sturz des Hitlerfaschismus schnellstens beendet werden. Besonders prangerte die KPD die aggressive Haltung der Faschisten zur Sowjetunion an.
Als entscheidende Kraft, den Faschismus zu stürzen, charakterisiert die Berner Konferenz die Herstellung der Einheitsfront und Volksfront.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Um den Zusammenschluss aller Hitlergegner zu erleichtern und ihnen ein klares Ziel zu geben, arbeitete sie ein Programm für die Zeit nach dem Sturz des Faschismus aus, das „Programm der demokratischen Republik“.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Diese Programmforderungen entsprachen sowohl den Interessen der Arbeiterklasse als auch der anderen werktätigen(erwerbstätigen)Klassen und Schichten des Volkes. Sie konnten deshalb die Grundlage für den Zusammenschluss aller antifaschistisch-demokratischen Kräfte zum Sturz des Faschismus, zu Verhütung des Krieges, für ein neues Deutschland sein.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die wiederholten Angebote der KPD zum gemeinsamen Kampf gegen den Krieg lehnte die sozialdemokratische Führung auch jetzt noch immer wieder ab. Heinrich Mann richtete im Frühjahr 1939 einen Aufruf an die Arbeiterklasse, sich zum einheitlichen Kampf zusammenzuschließen. Während die KPD diesen Aufruf begrüßte, reagierte der sozialdemokratische Emigrationsvorstand auf diesen Vorschlag nicht
Im Frühjahr 1939 gelang es der KPD, eine Anzahl von Streik- und Protestaktionen gegen schlechte Arbeitsbedingungen, Arbeitshetze und Verlängerung der Arbeitszeit auszulösen. Im Saargebiet, im Rheinland und in einigen Großstädten kam es zu Protestbewegungen.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Trotz des aufopferungsvollen Kampfes der deutschen Antifaschisten gelang es jedoch nicht, aus eigener Kraft die faschistische Diktatur zu stürzen und die Entfesselung des II. Weltkrieges durch den deutschen Faschismus zu verhindern.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Die IV. Reichsparteikonferenz der KPD tagte vom 13. Bis 15. Oktober 1935 in der Nähe von Moskau. Um die Gestapo irrezuführen und die Rückkehr der Delegierten auf ihre illegalen Kampfposten zu sichern, wurde von der Führung der KPD verbreitet, die Konferenz habe in Brüssel stattgefunden. Sie ist deshalb als Brüsseler Parteikonferenz der KPD in die Geschichte eingegangen
An dieser schwierigen und verantwortlichen Arbeit beteiligten sich trotz der faschistischen Verfolgungen Delegierte aus fast allen Teilen Deutschlands, unter ihnen Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Wilhelm Florin, Fritz Heckert und Franz Dahlem.
Die Hauptreferate der Konferenz hielten Wilhelm Pieck und Wilhelm Florin. Darin analysierten sie gründlich die Lage in Deutschland und in der Welt und entwickelten die neue Strategie und Taktik der KPD. Andere führende Genossen hielten Referate zu wichtigen Problemen der Massenarbeit der KPD. So sprachen Walter Ulbricht über den gewerkschaftlichen Kampf und Anton Ackermann über den antifaschistischen Kampf der werktätigen Jugend. (erwerbstätigen Jugend). Im Mittelpunkt aller Referate und Diskussionsbeiträge stand das Bestreben, eine umfassende Antwort auf die Frage zu geben, auf welchem Wege die deutsche Arbeiterklasse im Bündnis mit anderen Werktätigen(Erwerbstätigen) die Macht des deutschen Imperialismus und Militarismus stürzen und die politische Macht erobern konnte.
Die hierzu notwendige nüchterne und reale Einschätzung des Kräfteverhältnisses der Klassen in Deutschland lenkte auf entscheidende Erkenntnisse. Durch die Errichtung der faschistischen Diktatur hatten sich die Machtpositionen des Monopolkapitals gefestigt. Die Arbeiterklasse blieb demgegenüber weiterhin gespalten. Ihre führende Kraft, die KPD, war darüber hinaus in die tiefste Illegalität gedrängt. So hatte sich das Kräfteverhältnis zuungunsten der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten gestaltet.
Die Einschätzung des Bewusstseinstandes der verschiedenen Klassen und Schichten bestätigte diese Tatsache. Nur eine Minderheit der Arbeiterklasse führte den aktiven Kampf gegen den Faschismus. Die Mehrheit dagegen verhielt sich passiv.
Die Verbündeten derArbeiterklasse, die kleinbürgerlichen Schichten auf dem Lande und in den Städten, waren zum Teil mit den verschiedensten Maßnahmen der Hitlerregierung, der Förderung des Großgrundbesitzes und der Großbauern, der weiteren Existenz der Warenhäuser als drückende Konkurrenz der kleinen Händler usw. unzufrieden, aber zum aktiven Kampf waren sie nicht bereit. Die Warenhäuser waren einst in jüdischer Hand. Die Nazis enteigneten die Juden(„Arisierung“), doch sie führten die Warenhäuser in eigner Regie weiter. Die Hoffnung der Kleinhändler, dass die Warenhäuser abgeschafft würden, erfüllten sich nicht. Nach dem II. Weltkrieg wurden in der BRD daraus große Warenhauskonzerne. Nun haben sie ihrerseits Konkurrenz durch die großen Märkte außerhalb der Innenstädte („grüne Wiese“).
Die Kampfaktionen gegen die Hitlerdiktatur mussten deshalb demokratischen Charakter tragen, mussten eine antifaschistische, antiimperialistische und demokratische Ordnung zum Ziel haben.
Das nächste strategische Ziel war der Sturz des Hitlerregimes, die Erringung demokratischer Rechte und Freiheiten für das Volk und die Erkämpfung eines freien antifaschistischen Staates. Das konnte nur auf der Grundlage eines breiten demokratischen Kampfprogramms erfolgen, das die nächstliegenden, unmittelbaren Forderungen der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten enthielt.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Um diese Aufgaben verwirklichen zu können, erklärte die Brüsseler Parteikonferenz die Herstellung der Aktionseinheit aller Teile der deutschen Arbeiterklasse und die Bildung der antifaschistischen Volksfront zum Kampf gegen Faschismus und Kriegsgefahr zur zentralen Aufgabe der KPD. Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang war die Herstellung der Einheitsfront zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Mit den Beschlüssen der Parteikonferenz besaß die KPD als einzige Partei in Deutschland ein reales politisches Kampfprogramm zur Sammlung aller antifaschistisch-demokratischen Kräfte für den Sturz des Hitlerfaschismus, für die Verhinderung eines Krieges und die Errichtung eines demokratischen friedliebenden Deutschlands
Die Parteikonferenz bekundete die tiefe Verbundenheit mit ihrem eingekerkerten Parteivorsitzenden sowie ihre Bereitschaft, im Kampf um seine Befreiung niemals nachzulassen. Sie berief Ernst Thälmann deshalb erneut zum Führer der KPD. Für die Zeit seiner Kerkerhaft wurde Wilhelm Pieck zum Vorsitzenden der Partei gewählt. An seiner Seite standen in der Parteiführung so bewährte Funktionäre der deutschen Arbeiterbewegung wie Wilhelm Florin, Fritz Heckert, Walter Ulbricht und andere Genossen.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Die Stellung der Arbeiterparteien und der freien Gewerkschaften zum Machtantritt der Faschiste
Mit der Machtübernahme durch die Hitlerregierung am 30. Januar 1933 begann in Deutschland die faschistische Diktatur.
Die Übertragung der Macht an die Faschisten war keine zufällige, persönliche Entscheidung des Reichspräsidenten von Hindenburg. Dieser Schritt erfolgte auf Drängen der reaktionärsten Kräfte des deutschenMonopolkapitals.
Den Monopolvertretern waren die wirklichen Ziele der Nazipartei bekannt. Sie begrüßten und förderten jene Absichten, die die rücksichtslose Unterdrückung der Arbeiterklasse und der anderen demokratischen Kräfte zum Ziele hatten.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Aber auch die Pläne der Faschisten, andere Völker, insbesondere die Sowjetunion, auszurauben und zu versklaven, entsprangen den Interessen und Forderungen des Deutschen Imperialismus und Militarismus.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Den konterrevolutionären Plänen der Nazis sagte die KPD einen kompromisslosen Kampf an. Sie rief noch am 30. Januar 1933 zum Kampf für den Sturz der Hitlerdiktatur auf. Ein entsprechendes Angebot zur Organisierung des gemeinsamen Kampfes aller Arbeiter, mit dem Ziel, die Aktionseinheit der Arbeiterklasse herzustellen, wurde noch am selben Tage dem Parteivorstand der SPD überbracht.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Der sozialdemokratische Parteivorstand und die sozialdemokratischen Führer des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) lehnten das Angebot der KPD ab. Die feste Bindung an den imperialistischen Weimarer Staat und der tief verwurzelte Antikommunismus hinderten sozialdemokratische Führer wie Otto Wels(Vorsitzender der SPD) und Theodor Leipart(Vorsitzender des ADGB), gemeinsam, mit der KPD den antifaschistischen Abwehrkampf aufzunehmen. Diese Führer waren voller Illusionen über den Faschismus und glaubten, dass die SPD und die Gewerkschaften weiter existieren könnten, während der Faschismus bald „abwirtschaften“ würde.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Viele Mitglieder der SPD und der Gewerkschaften sahen jedoch weiter als ihre Führer. Sie erkannten, dass nur der gemeinsame Kampf dem Hitlerfaschismus eine Niederlage bereiten konnte, Sie schlossen sich deshalb in vielen Teilen Deutschlands zum Kampf zusammen
In Berlin-Charlottenburg zum Beispiel kam es zwischen Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftsmitgliedern und unorganisierten Arbeitern einerseits und faschistischen Terrorgruppen andererseits zu Straßenschlachten. Zahlreiche Städte, so Braunschweig, Breslau, Chemnitz, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Halle, Hamburg, Leipzig und andere, erlebten machtvolle Streiks, am 3. Februar in Lübeck, am 6. Februar in Staßfurt und am 24. Februar in Hannover. Diese und andere Aktionen rissen auch in der Folgezeit nicht ab. Sie bewiesen die Bereitschaft bedeutender Teile der Arbeiterklasse zum Kampf gegen die Hitlerdiktatur.
Die Entfesselung des faschistischen Terrors. Die Reichsbrandprovokation. Das Ermächtigungsgesetz
Durch die Verstärkung ihres Terrors suchten die Faschisten die antifaschistischen Kampfaktionen zu unterbinden und ihre Position weiter zu festigen. Ihr wütender Hass richtete sich vor allem gegen die Kommunisten, die die Interessen des arbeitenden Volkes am konsequentesten vertraten. Die KPD stellte deshalb auch das ernsthafteste Hindernis für die Pläne der Hitlerregierung dar, bei den für den 5. März 1933 festgesetzten Neuwahlen die absolute Mehrheit oder sogar eine Zweidrittelmehrheit im Reichstag zu erringen.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Um dieses Ziel zu erreichen, bildeten die Monopole einen Wahlfonds zur Unterstützung der Nazipartei in Höhe von drei Millionen Mark. Gegen die KPD und andere Antifaschisten wurden in Preußen bewaffnete SA- und SS-Formationen als Hilfspolizei aufgeboten. Am 23. Februar 1933 wurde das Karl-Liebknecht-Haus, der Sitz des Zentralkomitees der KPD und der Redaktion der „Roten Fahne“, durch die Polizei besetzt und durchsucht. Diese Kette von Terrormaßnahmen erreichte am Abend des 27. Februar 1933 mit der Reichstagsbrandprovokation einen Höhepunkt.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Gegen 21:00 Uhr stand das Reichstagsgebäude in hellen Flammen. Die unmittelbar danach eintreffenden faschistischen Führer Goebbels, Göring und Hitler behaupteten sofort, der Brand sei von den Kommunisten als Signal für einen kommunistischen Aufstand gelegt worden. Die Brandstifter waren jedoch die Faschisten selbst. Dafür zeugt vor allem, dass diese Provokation nur in ihre Pläne passte und sie sie sofort ausnutzten, um eine Hetze gegen die Kommunisten zu entfachen und andere Antifaschisten einzuschüchtern. Der Terror raste. Allein in Berlin wurden in der gleichen Nacht nach vorbereiteten Listen 1500 Antifaschisten, Kommunisten, Sozialdemokraten und aufrechte Demokraten, in ganz Deutschland mehr als 10 000, verhaftet. Die Verhafteten waren grausamen Foltern ausgesetzt, bei denen zahlreiche Antifaschisten den Tod fanden. Am 03. März wurde Ernst Thälmann verhaftet und verschleppt.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Dieser Terror, verbunden mit einer ständig anwachsenden antikommunistischen Hetze, war durch die Notverordnung des Reichspräsidenten von Hindenburg vom 28. Februar 1933 legalisiert worden. Mit dieser Verordnung wurde der politische Ausnahmezustand bestimmt, der bis zum Sturz des Hitlerregimes, oftmals verschärft, fortdauerte. Unter diesen Ausnahmebedingungen fanden am 05. März 1933 die Reichstagswahlen statt. Trotz der schweren Bedingungen errang die KPD 4,85 Millionen Stimmen. Das war ein großer Erfolg. Obwohl die Faschisten 17. Millionen Stimmen erhielten, konnten sie mit diesen 43,9 Prozent der Stimmen keine absolute Mehrheit im Reichstag erringen.
Um sich dennoch die Zweidrittelmehrheit für die Annahme eines verfassungsändernden Gesetzes zu sichern, erklärte die Hitlerregierung am 09. März gegen jedes Reicht und Gesetzt die 81 Reichstagsmandate der Kommunistischen Partei Deutschlands für ungültig. Außerdem ließ sie mehrere Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei verhaften.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die auf diese Weise zusammengeschobene Mehrheit beschloss am 23. März 1933 im Reichstag das Ermächtigungsgesetz. Damit wurde der Naziregierung das Recht übertragen, unter Ausschaltung des Reichstages Reichsgesetze zu erlassen und Verträge mit anderen Staaten abzuschließen. Schon in den ersten Stunden wurden über 460 Sondergesetze und Verordnungen verkündet und somit die bürgerlich-parlamentarische Republik auch formal beseitigt.
Verbot der SPD, Beseitigung und Selbstauflösung aller bürgerlichen Parteien
Am 22. Juni 1933 wurde die Sozialdemokratische Partei Deutschlands verboten. Dieses Verbot war zugleich der Ausgangspunkt für die Beseitigung oder die Selbstauflösung aller bürgerlicher Parteien. Durch ein Gesetz vom 14. Juli 1933 wurde die Nazipartei die einzige in Deutschland zugelassene Partei.
Umwidmung des 1. Mai und Verbot der Gewerkschaften
Die zutiefst antidemokratische, gegen die Arbeiterklasse und die Nation gerichtete faschistische Politik widerspiegelte sich auch in den nächsten Gewalttaten der Hitlerregierung. Nachdem die Faschisten den 1. Mai, den internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiter der Welt, als „Tag der nationalen Arbeit“ gefeiert hatten, um den arbeiterfeindlichen Charakter der Naziherrschaft zu verschleiern, zerschlugen sie am 2. Mai 1933 die freien Gewerkschaften. Den Arbeitern wurde das Recht, sich in den Gewerkschaften als Klassenorganisationen der Arbeiterklasse zur Verteidigung ihrer Interessen zusammenzuschließen, geraubt. Das Millionenvermögen der Gewerkschaften, das die Arbeiter durch ihre Beiträge Groschen für Groschen in Jahrzehnten zusammengetragen hatten, rissen die Faschisten an sich.
Bücherverbrennung
Am 10. Mai 1933 verbrannten die Faschisten in den deutschen Hochschulstädten auf riesigen Scheiterhaufen Bücher. Mit diesem Akt der Barbarei wurden die Werke der Klassiker des Marxismus-Leninismus und der Führer der deutschen Arbeiterbewegung sowie Werke der deutschen national- und Weltliteratur, unter anderem Werke von Henry Barbusse, Johannes R. Becher, Bertolt Brecht, Heinrich Heine, Heinrich Mann, Thomas Mann und Arnold Zweig, aus den Bibliotheken verbannt. Gleichzeitig wurden zahlreiche humanistische Geistesschaffende verfolgt, eingekerkert oder außer Landes getrieben. Diese Maßnahmen der Faschisten hatten das Ziel, alles fortschrittliche, humanistische Gedankengut auszumerzen und der Durchsetzung der faschistischen Ideologie den Weg zu bereiten.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die KZs
Seit Ende 1933 übernahm der faschistische Staat den Ausbau der Folterkeller der SA zu einem Netz von Konzentrationslagern. Die berüchtigten ersten Lager waren das Columbia Haus in Berlin, Börgermoor, Dachau, Burg Hohnstein(Sachsen) und Oranienburg. In diesen Konzentrationslagern wurden Zehntausende Kommunisten von den Nazis ohne Gerichtsurteil gefangengehalten. Sie mussten dort unter unmenschlichen Bedingungen, unzureichend ernährt und bekleidet, bei körperlich härtester Arbeit vegetieren. Brutale Misshandlungen gehörten zum Alltag dieser Stätten des Grauens.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Legalisierung der Verbrechen der Nazis durch die faschistische Justiz
Diese Verbrechen der Nazis wurden durch die faschistische Justiz legalisiert. 1934 wurde hierfür durch die Hitlerregierung der Volksgerichtshof als oberstes politisches Sondergericht geschaffen. Dieses Sondergericht wütete mit Todes- und Zuchthausurteilen gegen deutsche und ausländische Antifaschisten. Dennoch vermochte es dieser Terror niemals, den antifaschistischen Widerstandskampf völlig zu unterdrücken.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Alle diese verbrecherischen Maßnahmen und Gesetze wurden Schritt für Schritt zu einem umfassenden System der Terrorisierung und Bespitzelung der Bevölkerung ausgebaut. Dieses faschistische Terrorsystem stützte sich vor allem auf die Gestapo(Abkürzung für „Geheime Staatspolizei“), den Sicherheitsdienst, die SS und SA, den Leitungsapparat der NSDAP, von den Reichsleitern bis hinab zu den Blockleitern in den Wohngebieten sowie auf die verschiedensten Naziorganisationen. Diese Kräfte überwachten ständig die gesamte Bevölkerung. Ihr Einfluss reichte in jedes Haus, in fast jede Familie. Mit Hilfe dieses Systems wurde die faschistische Ideologie verbreitet und gegen Andersdenkende der Terror organisiert.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Die Bildung des marxistisch-leninistischen Zentralkomitees der KPD im Oktober 1925
Nach der Niederschlagung der Arbeiterklasse im Herbst 1923 terrorisierte die Reichswehr gemeinsam mit militaristischen Verbänden sowohl die klassenbewussten Arbeiter als auch parteilose Gewerkschafter und bürgerliche Demokraten. Den Hauptstoß richtete der imperialistische Staatsapparat gegen die Kommunisten. Ihre Partei wurde verboten und gegen fast alle führenden Funktionäre der KPD Haftbefehl erlassen.
Etwa 7000 klassenbewusste Proletarier saßen 1924 in den Gefängnissen der Weimarer Republik; gegen 18 000 wurde von den Justizbehörden Anklage erhoben. Eine Serie von Gesetzen und Verordnungen bürdete den Werktätigen(arbeitende Menschen)neue Steuerlasten auf, kürzte die kargen Unterstützungssätze für Erwerbslose, raubte den Arbeitern und Angestellten den Achtstundentag und schränkte ihr Streikrecht erheblich ein.
Das kommt uns bekannt vor. In der heutigen Zeit gibt es in Österreich gravierende Verschlechterungen für die arbeitenden Menschen, aber auch Erwerbslose. In Deutschland ist Hartz IV und die Einführung von Leiharbeit und anderen prekären Arbeitsverhältnissen mit Einkommenskürzungen für viele Menschen verbunden. Für diejenigen, die Arbeit haben und Steuern zahlen, wird diesen ebenso diese Last mehr und mehr aufgebürdet.
Doch der Vortrupp der Arbeiterklasse, der heutzutage nicht mehr vorhanden ist, kapitulierte nicht vor diesem Angriff. Trotz der schwierigen Kampfbedingungen und ungeachtet ihrer außerordentlich schlechten materiellen Lage organisierten die Kommunisten den Widerstand der Werktätigen(arbeitende Menschen)gegen die Offensive der Monopolkapitalisten. Arbeiter griffen in vielen Industriezweigen und Orten zur Waffe des Streiks. Wirksame proletarische Abwehrbewegungen wurden ausgelöst. Aber ihr Verlauf bestätigte letztlich, dass sich das Kräfteverhältnis der Klassen nach dem Oktober 1923 grundlegend zugunsten der Monopolbourgeoisie verändert hatte. Denn die Streikenden erreichten zwar insgesamt gesehen gewisse Lohnerhöhungen, vermochten jedoch nicht, die beseitigten sozialen Errungenschaften, wie z.B. den Achtstundentag, zurückzuerobern.
Die revolutionären Mitglieder der KPD bemühten sich, die Veränderungen im Kräfteverhältnis der Klassen rasch zu erfassen und eine der neuen Situation entsprechende Taktik auszuarbeiten. Doch das war außerordentlich schwierig; denn die relative Stabilisierung des Kapitalismus in Deutschland setzte sich nicht schlagartig durch, sondern vollzog sich in einem längeren, widerspruchsvollen Prozess. Die Breite und Schärfe der proletarischen Abwehrbewegungen begünstigten Fehleinschätzungen der Klassenkampfsituation. So meinte eine Reihe von Mitgliedern und Funktionären der KPD, in Deutschland könnten rasch neue, entscheidende Klassenkämpfe heranreifen und in naher Zukunft erneut den gesamtnationalen bewaffneten Aufstand gegen die Macht des Monopolkapitals auf die Tagesordnung stellen. Dem gegenüber beurteilte der revolutionäre Kern der KPD die Massenaktionen ihrem Charakter nach richtig als Abwehrkämpfe. Er rang in der Partei für die Durchsetzung dieser Politik, die die Verteidigung der elementaren materiellen und demokratischen Interessen in den Vordergrund rückte. Nur mit einer solchen Politik war es der KPD nach dem Oktober 1923 möglich, sich im Kampf um Teilforderungen eng mit den Arbeitermassen, mit den werktätigen Bauern und großen Kreisen der Städtischen Mittelschichten zu verbinden und so das Volk an neue große Klassenschlachten gegen den deutschen Imperialismus heranzuführen. Die KPD verfügte bereits über den dafür erforderlichen Stamm kampferfahrener und marxistisch-leninistisch gebildeter Revolutionäre. Einer ihrer hervorragendsten war Ernst Thälmann.
Schon im Alter von 17 Jahren wurde Ernst Thälmann Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und der Freien Gewerkschaften. Bereits 1912 wählten die Hamburger Gewerkschafter den Transportarbeiter Thälmann als Delegierten zum Verbandstag. Am Vorabend des ersten Weltkrieges trat er für den entschiedenen Kampf gegen den Militarismus ein und beteiligte sich später an der Front an Aktionen gegen den imperialistischen Krieg. 1919 wurde er erster Vorsitzender der Hamburger Organisation der USPD. Als bewährter Arbeiterführer wurde er 1923 Mitglied der Zentrale der KPD und war seitdem Mitglied des höchsten Führungsgremiums der KPD.
Ernst Thälmann appellierte auf dem 9. Parteitag der KPD im April 1924 an alle Kommunisten, sich an die Spitze der Massenkämpfe gegen die Festigung der Macht der Monopole, gegen die Vorstöße der Militaristen und gegen den Raub der Arbeiterrechte zu stellen. Und um die Partei fest in den Betrieben zu verwurzeln, forderten die revolutionären Kräfte den organisatorischen Aufbau der KPD auf der Basis von Betriebszellen, das heißt von Grundeinheiten in den Betrieben.
Da aber in der Führung der KPD nach 1923 zeitweilig eine kleinbürgerliche Gruppe um Ruth Fischer und Arkadi Maslow Oberhand gewonnen hatte, vermochte die Partei weder die eben genannte Organisationsfrage rasch und konsequent zu lösen noch die sozialen, demokratischen und nationalen Forderungen in den Vordergrund der Politik der KPD zu rücken. Die Gruppe Fischer-Maslow unterschätzte nicht nur die Bedeutung dieser Forderungen, sondern verband sie obendrein direkt mit solchen Zielen, wie Bewaffnung der Arbeiterklasse und Errichtung der Diktatur des Proletariats, die in der grundlegend veränderten Klassenkampfsituation nicht mehr unmittelbar auf der Tagesordnung standen. Unterstützt von der Kommunistischen Internationale, gelang es Ernst Thälmann,Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Fritz Heckert,Walter Stoecker, Wilhelm Florin, Ernst Schneller, Clara Zetkin und anderen, die Mehrheit der Parteimitgliedschaft von der Unrichtigkeit und Schädlichkeit der Generallinie der Fischer-Maslow-Gruppe zu überzeugen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die 1. Parteikonferenz der KPD entwickelte gleichzeitig die Grundzüge einen antiimperialistisch-demokratischen Aktionsprogramms. Erweiterung der Rechte der Betriebsräte, Auflösung der militaristischen und monarchistischen Organisationen, Beschlagnahme der Fürstenvermögen und Säuberung des Staatsapparates von militaristischen und extrem reaktionären Elementen wurden in den Mittelpunkt der Politik der KPD gerückt.
Überblick über die wichtigsten von der KPD beeinflussten Organisationen
In dem 1924 gegründeten Roten Frontkämpferbund(RFB)sammelten sich vor allem ehemalige proletarische Frontkämpfer zur Abwehr des Militarismus.
Mit Demonstrationen und anderen Aktionen stellte er sich den Kräften der Kriegstreiber entgegen. Er schützte Versammlungen der Arbeiter vor Anschlägen der Feinde des Proletariats. Gleichzeitig widmete sich der RFB der politischen Aufklärung sowie der Erziehung seiner Mitglieder zur proletarischen Wehrhaftigkeit und setzte sich für die Verteidigung der Sowjetunion ein.
Die seit 1921 bestehende Internationale Arbeiterhilfe(IAH)sammelte für streikende Arbeiter Geld, verteilte Lebensmittel und kümmerte sich um notleidende Kinder. Anfang 1924 gab die IAH in Deutschland in etwa 400 Speisestellen täglich 30 000 warme Mittagessen an Erwerbslose , Streikende und andere notleidende Werktätige aus. Von April 1927 bis zum März 1929 stellte sie deutschen Arbeitern 192 000 Mark für Kinderbeihilfe und 580 000 Mark für Streikunterstützung zu Verfügung. In dieser Hilfsorganisation wirkten Kommunisten nicht nur gemeinsam mit sozialdemokratischen und parteilosen Arbeitern, sondern auch mit fortschrittlichen Wissenschaftlern, Künstlern, Schriftstellern und Politikern, unter anderem mit Otto Dix und Oskar Maria Graf.
Die im Sommer 1921 entstandenen Komitees der Roten Hilfe(RHD), zentral geleitet von Wilhelm Pieck und Clara Zetkin bemühten sich, den von der reaktionären Justiz verfolgten Revolutionären beizustehen und deren Angehörigen materielle und moralische Hilfe zu erweisen. So wurden unter anderem im Oktober 1924 bis September 1925 385 Kinder von verhafteten und ermordeten Arbeitern in Kinderheimen der RHD untergebracht. Die Komitees der Roten Hilfe kämpften für die Amnestie der proletarischen politischen Gefangenen. Neben kommunistischen, sozialdemokratischen und parteilosen Arbeitern halfen fortschrittliche Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller wie Albert Einstein, Käthe Kollwitz, Heinrich Mann, Kurt Tuchosky und Arnold Zweig, besonders dem Kinderhilfswerk der Roten Hilfe vor dem Eingreifen der reaktionären Behörden zu schützen.
Die damalige Rote Hilfe hat mit der heutigen Roten Hilfe nicht das geringste zu tun. Heute ist es undenkbar in Selbsthilfe Kinderheime zu unterhalten.
Die Kommunistische Jugend Deutschlands(KJD),die sich 1925 in Kommunistischer Jugendverband Deutschlands(KJVD)umbenannte, kämpfte für die Einheitsfront der Arbeiterjugend gegen imperialistische Kriegsgefahr, gegen Ausbeutung und politische und kulturelle Unterdrückung der Jungarbeiter. Der JVD erzog seine Mitglieder im Geiste des Marxismus-Leninismus, leistete in den Betrieben, Gewerkschaften und Sportorganisationen antimilitaristische Arbeit unter der Jugend und trat für die Verteidigung der Sowjetunion ein.
Der 1924 gegründete Jung-Spartakus-Bund(JSB)kämpfte gegen die militaristische Erziehung, gegen nationalistische und antisowjetische Verhetzung und gegen die Prügelstrafe in den Schulen. Er forderte von seinen Mitgliedern nicht nur gesellschaftliche Aktivität, sondern auch das Bemühen um gute Lernergebnisse. Gleichzeitig beteiligten sich die Mitglieder des JSB in verschiedenen geeigneten Formen an Kämpfen und Aktionen der Arbeiterklasse. Schulzellen demonstrierten für die Freilassung der proletarischen politischen Gefangenen, veranstalteten Kundgebungen gegen die Verherrlichung des Erzmilitaristen Hindenburg, agitierten in Häusern und auf Höfen, um Kinder für die Unterstützung der Arbeiterklasse zu gewinnen, Und nicht zuletzt wirkte der JSB für die Stärkung der Verbindung seiner Mitglieder zu den Kindern anderer Länder, besonders zu den Pionieren der UdSSR.
Die Kämpfe der Arbeiterklasse unter Führung der KPD gegen Imperialismus und Militarismus
Die KPD kämpfte gegen die Locarnoverträge, weil sie auf einen neuen imperialistischen Krieg hinsteuerten. Zerrissen wurde der Schleier der Friedensphrasen, in den die Imperialisten dieses Vertragswerk hüllten. Die Kommunisten wiesen auf die Stärkung hin, die dem deutschen Imperialismus aus diesem Vertrag erwuchs.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Mit dem Ringen um Verwirklichung der antiimperialistisch-demokratischen Forderungen, die die KPD mehr und mehr in den Vordergrund ihrer Politik rückte, gewann sie bald großen Einfluss unter den Werktätigen(arbeitende Menschen). Das zeigte sich, als es darum ging, die Auslieferung von Milliardenwerten an die im November 1918 gestürzten Fürsten zu verhindern. Damals hatte die Regierung Ebert-Haase alle Versuche der Volksmassen vereitelt, die entthronten Fürsten entschädigungslos zu enteignen. Ihre Güter, Schlösser und anderen Sachwerte waren lediglich von staatlichen Behörden beschlagnahmt, aber nicht enteignet worden. Die Landesregierungen hatten nach 1918 mit Zustimmung sozialdemokratischer Minister den ehemaligen Königen, Großherzögen und Herzögen große Geldzuwendungen in Form von Renten und Abfindungen gewährt. Im Jahre 1925, nach dem Wahlerfolg Hindenburgs, hielten die ehemaligen Fürsten die Zeit für gekommen, ihr gesamtes, in Jahrhunderten zusammengeraubtes Vermögen zurückzufordern oder dafür eine Entschädigung zu verlangen. Die bürgerlichen Parteien und selbst rechte Führer der Sozialdemokratie fanden sich bereit, diesem Verlangen ganz oder teilweise entgegenzukommen. Doch sie stießen auf den Widerstand von Millionen Werktätigen(arbeitende Menschen), die sich unter der Losung der KPD„Keinen Pfennig den Fürsten!“vereinten. Dieser Bewegung konnte sich auch die Führung der SPD nicht widersetzen, wollte sie sich nicht von ihren eigenen Mitgliedern und Wählern isolieren. Das Angebot des Zentralkomitees der KPD, Maßnahmen zum gemeinsamen Kampf für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten zu beraten, fand deshalb die Zustimmung der SPD- und Gewerkschaftsführung. Im Januar 1926 einigten sich die Arbeiterorganisationen darüber, einen Volksentscheid über die Fürstenabfindung zu erzwingen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Wenn nämlich-so bestimmte es die Weimarer Verfassung-zehn Prozent aller Wähler in einem Volksbegehren(einer öffentlichen Einzeichnung in Listen)die Entscheidung einer wichtigen Frage durch die Wähler selbst forderten, dann musste die Regierung eine geheime Abstimmung darüber ansetzen.
Kaum war bekannt geworden, dass sich die Arbeiterorganisationen darüber verständigt hatten, der Fürstenabfindung entgegenzutreten, da vereinigte sich die Reaktion unter der Losung: Verteidigung des Privateigentums. Alle Mittel der Massenbeeinflussung wurden eingesetzt, um kleinbürgerliche Schichten mit der Lüge zu schrecken, dass die Kommunisten und Sozialisten erst die Fürsten und dann alle Besitzenden zu enteignen beabsichtigten.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Doch das einheitliche Handeln der Arbeiterklasse übte eine große anziehende Kraft aus. 12,5 Millionen Wähler(31 Prozent aller wahlberechtigten Deutschen)forderten mit ihrer Unterschrift den Volksentscheid. Nach diesem ersten Erfolg schlossen sich die Arbeiter noch enger zusammen und bildeten in Städten und Gemeinden Ausschüsse, in denen kommunistische, sozialdemokratische und parteilose Arbeiter gemeinsam den Volksentscheid vorbereiteten. Das geschah gegen den Willen der reformistischen Führer, die aus Furcht vor der Revolutionierung der Massen versuchten, die mächtige Bewegung abzubremsen.
Am 20. Juni 1926, dem Tag der Abstimmung, entschieden sich 14,5 Millionen Wähler für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten. Niemals vorher war es in der Weimarer Republik den Arbeiterparteien gelungen, eine so große Anzahl von Stimmen auf sich zu vereinen. Dennoch reichte dieser Erfolg nicht aus, denn zu Sieg des Volksentscheids waren rund 20 Millionen Stimmen notwendig.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Den Fürsten wurde von den deutschen Regierungen nun ein Vermögen von 2,5 Milliarden Mark zugeschoben. Der Kampf gegen die Fürstenabfindung vermochte zwar sein unmittelbares Ziel nicht zu erreichen, doch war durch die Vorbereitung und Durchführung des Volksentscheids die Autorität der Arbeiterparteien, insbesondere der KPD, gewachsen. Er bewies, dass die Volksmassen sich zu einer mächtigen antiimperialistischen Front zusammenschließen können, wenn ihnen eine einheitlich handelnde Arbeiterklasse im Kampfe gegen Militarismus und für Demokratie als führende Kraft vorangeht.
Als 1928 die Mehrheit des Reichstages den Militaristen den Bau des Panzerkreuzers A(siehe militärische Rüstungsmaßnahmen)bewilligte, mobilisierten die Kommunisten Millionen Menschen zu Widerstand gegen diesen Schritt zur Aufrüstung. KPD und RFB reichten beim Reichsinnenminister den Antrag auf Volksbegehren für ein Gesetz ein, das den Bau von Panzerkreuzern und Kriegsschiffen aller Art verbietet. Mit Plakataufschriften wie „Für Panzerkreuzer 80 Millionen Mark bewilligt, für Kinderspeisung fünf Millionen abgelehnt“brandmarkte die KPD das volksfeindliche Verhalten der bürgerlichen Reichstagsmehrheit.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Bürgerliche Friedensorganisationen, wie die Deutsche Friedensgesellschaft, forderten ihre Mitglieder zur Teilnahme am Volksbegehren auf. Ihre Führer, wie Hellmuth von Gerlach und Ludwig Quidde, traten für die Unterstützung des Volksbegehrens ein. Demgegenüber verbot der Parteiausschuss der SPD den Sozialdemokraten die Teilnahme. Zugleich organisierten die rechten Führer der Sozialdemokratie ebenso wie die Politiker der Großbourgeoisie in Presse und Rundfunk eine Verschwörung des Schweigens gegen das Volksbegehren.
Fast auf sich allein gestellt, reichte die Kraft der KPD nicht aus, um das Volksbegehren gegen alle Behinderungen zu einem vollen Erfolg zu führen. Die für die Durchführung eines Volksentscheids notwendige Stimmenzahl konnte nicht erreicht werden. Dennoch war Bedeutendes erreicht worden. Denn das Volksbegehren verstärkte die antimilitaristischen Stimmungen im Volke und führte ihm einmal mehr vor Augen, dass in Deutschland nur eine einzige Partei, die KPD, konsequent gegen Militarismus und Aufrüstung kämpfte.
Ende 1928 untersagte der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin, Zörgiebel, alle politischen Veranstaltungen unter freiem Himmel und hielt dieses Verbot trotz der Proteste der revolutionären Berliner Arbeiter auch für den 1. Mai 1929 aufrecht. Die KPD unterstützte die Arbeiter, die sich das demokratische Recht nicht nehmen lassen wollten, auf den Straßen und Plätzen für ihre sozialen Forderungen und gegen die Kriegsvorbereitungen zu demonstrieren. Die revolutionäre Arbeiterpartei reif für den 1. Mai 1929 zu friedlichen Demonstrationen auf. Etwa 200 000 Berliner folgten diesem Ruf. Aber jeden Zug, der sich formierte, griff die Polizei an. Irregeführt durch die offizielle antikommunistische hetze und aufgehetzt von reaktionären Polizeioffizieren, schossen die Polizisten auf die unbewaffneten Demonstranten. Vor diesen blindwütig schlagenden und schießenden Polizeibütteln suchten sich die Demonstranten durch Straßensperren zu schützen, die sich aus Brettern, umgestürzten Fahrzeugen, Kanalisationsrohren und anderen Gegenständen errichteten. Daraus entstanden am Abend des 1. Mai in Neukölln und am Wedding Barrikaden. Hier begannen sich auch Arbeiter spontan, mit einigen wenigen selbst beschafften Waffen zu verteidigen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die Polizei umstellte Stadtbezirke, verhängte den Belagerungszustand und brach dann schießend in einzelne Wohnviertel ein. 10 981 Schüsse feuerten sie laut eigener Abrechnung in den ersten Maitagen aus ihren Pistolen und Karabinern ab. 31 Tote und Hunderte Verletzte waren die fürchterliche Folge. Aber die KPD ließ sich nicht zu einem unvorbereiteten bewaffneten Kampf herausfordern. Wo einzelne Arbeiter spontan zum Gewehr gegriffen hatten, rief sie sie auf, den bewaffneten Kampf abzubrechen. Und die kämpfenden Arbeiter folgten diesem Appell. „Sie unterwarfen sich“, wie Thälmann rühmend hervorhob, „der revolutionären Disziplin, die das Grundgesetz der revolutionären Bewegung ist.“Die Polizei verhaftete mehr als 1200 Arbeiter. Es folgten Verbote von Zeitungen, Versammlungen und Demonstrationen. Jedoch die revolutionären Arbeiter nahmen diesen Unterdrückungsfeldzug nicht widerstandslos hin. In vielen Städten solidarisierte sich die Arbeiterschaft mit den Kämpfern und Opfern. Etwa 75 000 Arbeiter traten in Berlin, Chemnitz, Hamburg, Halle und Merseburg in den politischen Streik. Heutzutage ist ein politischer Streik von vornherein verboten. Ein neuer Aufschwung des Klassenkampfes reifte heran.
Die verstärke Auseinandersetzung der proletarischen und bürgerlich-humanistischen Schriftsteller und Künstler mit der imperialistischen Politik und Ideologie
Als aktive Teilnehmer am Kampf der revolutionären Arbeiterbewegungen gegen den Imperialismus griffen proletarische Schriftsteller wie Willi Bredel, Karl Grünberg, Hans Marchwitzka,Adam Scharrer, Ludwig Turek und andere Themen auf, die in der deutschen Literatur bisher unbekannt waren, Literarisch gestalteten sie beispielsweise die Entwicklung des revolutionären Arbeiters zum Kommunisten, den Aufbau in der Sowjetunion und den revolutionären Befreiungskampf der Arbeiter in der ganzen Welt. Johannes R. Becher, der bedeutendste Lyriker der deutschen proletarischen Literatur, bekämpfte den Imperialismus besonders konsequent von den Positionen des Humanismus und der Arbeiterklasse mit vielfältigen Mitteln. Seine Werke halfen vielen Werktätigen(arbeitenden Menschen), den richtigen Weg zu finden.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Neben Johannes R. Becher, dem Mitschöpfer und Organisator der proletarisch-revolutionären Literatur, wirkte Erich Weinert vor allem mit dem Mittel des politisch-agitatorischen Gedichtes. Mit ihm begeisterte er Hunderttausende Arbeiter, regte er sie zu Taten gegen den Imperialismus und Militarismus an. John Heartfield förderte diesen Prozess mit der von ihm entwickelten Fotomontage. Otto Nagel malte nicht nur die Not und die Unterdrückung des Proletariats ergreifend, sondern brachte dem Betrachter auch die Kraft des Arbeiters nahe.
Aus Empörung gegen die Barbarei des Imperialismus schlossen sich mehrere hervorragende bürgerliche Schriftsteller wie Bertolt Brecht, Egon Erwin Kisch, Ludwig Renn und Anna Seghers der revolutionären Arbeiterbewegung an. Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich Bertolt Brecht bereits zum größten Dramatiker seiner Zeit. Mit dem Stück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ bemühte er sich, den Marxismus in der Praxis des Theaters anzuwenden. Er versuchte, komplizierte ökonomische Vorgänge des Monopolkapitalismus auf der Bühne deutlich zu machen, demonstrierte den erbarmungslosen Kampf der Imperialisten an der Börse und zeigte den Mechanismus der kapitalistischen Meinungsbeeinflussung. Brecht wies auf die Notwendigkeit des revolutionären Sturzes der Herrschaft der Finanzkapitalisten hin und rief dazu auf. Er tat es in Form des Theaterspiels, die bei den werktätigen Zuschauern Lust am Erkennen erregen und Initiative zur Beseitigung der menschenfeindlichen kapitalistischen Gesellschaftsordnung wecken sollte.
Auf dem Gebiet der Musik wurde Hanns Eisler Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zum bedeutendsten Komponisten der deutschen Arbeiterklasse. Er komponierte Lieder, wie „Roter Wedding“ und „Solidarität“, die aktuelle Probleme des Kampfes der Arbeiterklasse künstlerisch gestalteten.
Als erbitterte Gegner des Krieges und des Militarismus stemmten sich in zunehmenden Maße auch einzelne fortschrittliche bürgerliche Schriftsteller gegen die militaristische Flut. Sie schufen vor allem im Kampf gegen die Verherrlichung des imperialistischen Krieges einige bedeutende Romane, wie „Im Westen nichts Neues“ (Erich Maria Remarque) und „Der Streit um den Serganten Grischa“ (Arnold Zweig). Gelang es ihnen auch nicht, Wesen und Ursachen des imperialistischen Krieges zu klären, so brandmarkten sie doch das Unmenschliche dieser gesetzmäßigen Erscheinung des Imperialismus.
Andere fortschrittliche bürgerliche Schriftsteller wie Alfred Döblin,Leonard Frank und Oskar Maria Graf rückten die Leiden, die Tapferkeit und die moralische Überlegenheit des einfachen Werktätigen(arbeitenden Menschen)in den Mittelpunkt ihrer Romane. Mit politischer und gesellschaftskritischer Lyrik kämpfte vor allem Kurt Tucholsky gegen Militarismus, Nationalismus und Faschismus an.
Auch einige bürgerliche Künstler stellten ihr Schaffen in den Dienst des Kampfes gegen den Hauptfeind des deutschen Volkes. Zu ihnen gehörte vor allem der Maler Otto Dix. Er konfrontierte die verlogene Verherrlichung des Krieges mit dem wirklichen Grauen des Völkermordens und bemühte sich, mit seinen sozialkritischen Gemälden im Volke Kräfte der Abwehr zu wecken.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Alle diese literarischen und künstlichen Werke mobilisierten viele Werktätige(arbeitende Menschen)zum Kampf gegen den Imperialismus und Militarismus.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Die Abwälzung der Kosten und Folgen des Krieges auf die Volksmassen
Nach dem Scheitern des Versuchs der Kapp-Putschisten, eine offene Militärdiktatur der aggressivsten Kreis des Imperialismus zu errichten, konzentrierten sich alle führenden Gruppen der Monopolbourgeoisie ganz auf den schrittweisen Abbau der sozialen und demokratischen Rechte der Werkstätigen.(arbeitenden Menschen)
Vor allem wälzten die Monopolherren mit Hilfe einer beschleunigten Geldentwertung die Folgen des imperialistischen Krieges rücksichtslos auf die Werktätigen ab. Die Reichsbank ließ unaufhörlich zusätzliches Papiergeld drucken und in Umlauf bringen. Diese ständige Vermehrung des Papiergeldes bei gleichzeitig verringertem Warenangebot bewirkte eine unerhörte Entwertung der Mark, das heißt, eine rasch fortschreitende Inflation.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Den Konzernherren brachte die Inflation überdurchschnittliche Profite, weil die Löhne der Arbeiter bei der raschen Geldentwertung immer weit hinter den emporschnellenden Preisen zurückblieben. Setzten die Werktätigen Lohnerhöhungen durch, waren diese innerhalb weniger Tage durch die unaufhörlich steigenden Preise entwertet. Eben ausgezahlte Löhne schrumpften im Sommer 1923 im Verlauf von einigen Tagen und im Herbst 1923 in wenigen Stunden auf einen Bruchteil der ursprünglichen Kaufkraft zusammen. Die Inflation drückte den Reallohn der deutschen Arbeiter in der zweiten Hälfte des Jahres 1923 auf ein Drittel unter den Vorkriegsstand. Gleichzeitig gewährte die Reichsbank den einflussreichen Konzernherren Kredite, Sie kauften damit sofort Devisen, Betriebe oder Sachwerte und zahlten den Kredit nach einiger Zeit mit inzwischen weitgehend entwertetem Papiergeld zurück. Die Macht der Monopolkapitalisten wuchs. Allein der „König der Inflation“, Hugo Stinnes, raffte 1923 nicht weniger als 1664 Unternehmungen mit 2890 Betrieben zusammen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Für die Volksmassen aber beschwor die Geldentwertung Elend und Not herauf. Für Millionen Werktätige begannen furchtbare Hungerjahre.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Heutzutage ist es verboten im Müll von Supermärkten u.ä. nach Essbarem zu suchen und zu entnehmen. Das gilt als Diebstahl.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Schwer litten auch die Mittelschichten.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Ihre Sparguthaben, die sie in Jahrzehnten mühsam zusammengetragen hatten, verwandelten sich im Zuge der Inflation in fast wertloses Papiergeld.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Auch die Wertpapiere, die Werktätige nach 1914 als Kriegsanleihen erworben hatten, verwandelten sich in wertlose Papierstücke. Denn die Regierung zahlte nur in entwertetem Papiergeld zurück. So machte sich der imperialistische Staat weitgehend auf Kosten des städtischen und ländlichen Kleinbürgertums schuldenfrei.
So stießen die monopolkapitalistischen Förderer und Nutznießer der Inflation breite Schichten des deutschen Volkes in ein Elend, wie es mancher Werktätige selbst in schlimmsten Zeiten des Krieges nicht gekannt hatte.
Die wichtigsten Klassenkämpfe 1921 bis 1923 im Überblick
Nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches führte die zunehmende Verschärfung der Klassengegensätze und die Politik der KPD zu einem Ruck nach links in der Arbeiterklasse und zu einem neuen Aufschwung der Klassenkämpfe in Deutschland. Erbittert über das Paktieren der rechten SPD-Führer mit den Imperialisten und Militaristen, wandten sich im März 1920 viele Anhänger der Sozialdemokratie der USPD zu. Innerhalb dieser Partei entstand wiederum ein starker linker Flügel, der von Ernst Thälmann(Hamburg), Wilhelm Florin und Walter Stoecker(Ruhrgebiet), Wilhelm Koenen(Mitteldeutschland) und anderen geführt wurde. Viele Mitglieder der USPD hatten im März 1920 die Erfahrung gemacht, dass nur die KPD konsequent die Lebensinteressen der Werktätigen vertrat. Deshalb setzte sich der linke Flügel der USPD für den Anschluss an die Kommunistische Internationale und für die Vereinigung mit der Kommunistischen Partei Deutschlands ein.
Im Oktober 1920 tagte in Halle ein außerordentlicher Parteitag der USPD. Er beschloss mit 237 gegen 156 Stimmen den Anschluss an die Kommunistische Internationale. Die rechte Minderheit spaltete daraufhin die Partei. Die linke Mehrheit bildete gemeinsam mit der KPD eine provisorische Zentrale zur Vorbereitung des Zusammenschlusses. Anfang Dezember 1920 fand in Berlin der Parteitag statt, auf dem die Vereinigung des revolutionären Flügels der USPD mit der KPD vollzogen wurde. Somit schlossen sich in Deutschland die revolutionären proletarischen Kräfte zu einer einheitlichen Partei zusammen. Die KPD war zur revolutionären Massenpartei der deutschen Arbeiterklasse geworden. Den wachsenden Einfluss der KPD auf die Werktätigen versuchte die Monopolbourgeoisie durch Provokation aufzuhalten. In Mitteldeutschland, wo die KPD besonders stark war, wurde auf Befehl des sozialdemokratischen Oberpräsidenten der Provinz Sachsen „eine Polizeiaktion zur Herstellung der Staatsautorität“ im mitteldeutschen Industrierevier eingeleitet. Am 19. März 1921 besetzten schwerbewaffnete Verbände der Schutzpolizei Ammendorf, Eisleben, Hettstedt, Merseburg und andere Orte. Dadurch sollte das mitteldeutsche Industrieproletariat niedergeschlagen und kampfunfähig gemacht werden, um dann einen allgemeinen Angriff einleiten zu können. Die Arbeiter des Mansfelder Gebietes und des Leunawerkes antworteten mit Generalstreik und bewaffneten Abwehraktionen. Jedoch das heroisch kämpfende Proletariat erlitt eine Niederlage, weil die Voraussetzungen für einen bewaffneten Kampf der Arbeiterklasse in Deutschland fehlten.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Im Sommer 1922 löste ein politischer Mord der Militaristen einen gewaltigen Proteststurm der Werktätigen in ganz Deutschland aus. Am 24. Juni hatten Angehörige einer militaristischen Geheimorganisation den deutschen Außenminister und Unterzeichner des Rapallovertrages,Rathenau, auf offener Straße niedergeschossen. Daraufhin forderten Arbeiter und Angestellte, Angehörige der Intelligenz und des demokratisch gesinnten Bürgertums energische Maßnahmen gegen die von Konzernherren mitfinanzierten militaristischen Mordorganisationen. Die Mehrheit des werktätigen Volkes war bereit, den Kampf gegen die konterrevolutionären Kräfte aufzunehmen. Auf Drängen der Kommunisten kam es am 27. Juli 1922 zum Abschluss eines Abkommens der drei Arbeiterparteien und der Gewerkschaften zur Verteidigung der Grundrechte der Arbeiter. Jedoch die reformistischen Arbeiterführer sprengten schon Anfang Juli die einheitliche Kampffront, als in ganz Deutschland erneut riesige Demonstrationen und Warnstreiks aufflammten. Wieder wurden Mitglieder und Anhänger der Sozialdemokratie mit Versprechungen von verschiedenen Aktionen abgehalten. Die KPD allein war nicht in der Lage, diese Kämpfe zum Erfolg zu führen.
1923 kam es zu einem neuen großen Aufschwung des Klassenkampfes in Deutschland, als das ringen deutscher und französischer Imperialisten um die ökonomische Vorherrschaft in Europa den Ruhrkonflikt auslöste. Die französischen Schwerindustriellen forderten die Bildung eines lothringisch-rheinisch-westfälischen Berg- und Hüttenwerkstrusts, in dem die französischen Konzernherren über 60 Prozent, die deutschen lediglich über 40 Prozent des Aktienkapitals verfügen sollten. Für den Fall der Ablehnung dieser Forderung wurde den Ruhrindustriellen die Anwendung militärischer Gewalt angedroht. Die deutschen Schwerindustriellen verlangten aber mindestens eine Beteiligung von 50 Prozent. Der Kampf um den Macht- und Profitanteil an dem geplanten Riesentrust wurde zum Kernpunkt des Ruhrkonflikts im Jahre 1923. Die deutschen Monopolherren fühlten sich bereits wieder stark genug, den Kampf mit dem französischen Imperialismus aufzunehmen. Die rechneten damit, die Macht der französischen Rivalen durch eine Unterbrechung der Kohlenlieferungen und durch Ausnutzung der Widersprüche zwischen den Siegermächten zurückzudrängen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Die deutsche Regierung, mit dem Monopolkapitalisten Cuno als Reichskanzler, verzögerte die Lieferung fälliger Reparationsleistungen und gab damit den französischen Imperialisten einen willkommenen Vorwand zum Einmarsch in das Ruhrrevier. Mitte Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen zwei Drittel des rheinisch-westfälischen Industriereviers. Das steigerte die Zerrüttung der Wirtschaft Deutschlands außerordentlich. Denn auf das besetzte Gebiet entfielen 72 Prozent der deutschen Steinkohlenförderung, 54 Prozent der Roheisen- und 53 Prozent der Stahlgewinnung. Die Regierung Cuno verpflichtete alle Deutschen, den Anordnungen der Besatzungsbehörden keine Folge zu leisten. Gleichzeitig förderte sie insgeheim Terror- und Sabotageakte gegen die Besatzer. Diese Politik zielte darauf, den Ruhrkonflikt schnell zuzuspitzen, um England und die USA – die beide nicht am französischen Vormachtstreben interessiert waren – zu raschem Eingreifen zugunsten Deutschlands zu veranlassen.
Die Auswirkungen dieser abenteuerlichen Außenpolitik und der Inflation riefen in breiten Schichten des werktätigen Volkes tiefen Hass gegen das menschenfeindliche System des Kapitalismus hervor. Es entwickelte sich eine starke Massenbewegung. Organisiert und zusammengefasst von der KPD richtete sich diese Bewegung der Volksmassen im Sommer 1923 immer stärker gegen die imperialistische Cuno-Regierung.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
Am 11. August 1923 beschlossen Berliner Betriebsräte auf einer Massenversammlung den politischen Generalstreik gegen die Cuno-Regierung. Die KPD rief zur Ausdehnung dieses Generalstreiks auf ganz Deutschland auf. Die einheitlich handelnde Arbeiterklasse stürzte durch diesen Streik im August 1923 die Cuno-Regierung. In dieser Situation, in der die deutschen Imperialisten um den Bestand ihrer Herrschaft bangten, sprangen ihnen wiederum die rechten Führer der SPD als Nothelfer zur Seite. Stresemann – ein politischer Vertreter des Monopolkapitals – bildete mit ihnen eine Regierung der Großen Koalition. Die beschwichtigte zeitweilig große Teile der Arbeiterklasse.
Doch die Krise des imperialistischen Herrschaftssystems wuchs, als sich im Oktober 1923 in Sachsen und Thüringen rechtmäßig sozialdemokratisch-kommunistische Koalitionsregierungen bildeten, die Arbeiterregierungen genannt wurden. Die Reichsregierung setzte daraufhin widerrechtlich Reichswehr in Marsch, um die Arbeiterregierungen zu beseitigen. Die Zentrale der KPD beschloss am 20. Oktober, diesem Akt reaktionärer Gewalt mit Generalstreik und bewaffnetem Aufstand u begegnen. Aber auf der darauffolgenden Konferenz der sächsischen Arbeiterregierung mit Vertretern der Betriebsräte und Gewerkschaften in Chemnitz(zur DDR-Zeit Karl-Marx-Stadt), wo nach dem Plan der Zentrale der KPD der Generalstreik ausgerufen werden sollte, wurde unter dem Einfluss zaudernder linker sozialdemokratischer Führer diese Entscheidung hinausgeschoben. Deshalb war die Zentrale der KPD gezwungen ihren Beschluss vom 20. Oktober über den Generalstreik und bewaffneten Aufstand kurzfristig aufzuheben.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982
In Unkenntnis dieser Sachlage löste die Hamburger Parteiorganisation am 23. Oktober 1923 gemäß den zuvor gefassten Parteibeschlüssen in Hamburg den bewaffneten Aufstand aus, um Teile der Reichswehr vom Einmarsch in Sachsen und Thüringen abzulenken und um die deutsche Arbeiterklasse mit bespielgebender Tat zu einer allgemeinen Erhebung anzuspornen. Eine hervorragende Rolle spielte hier Ernst Thälmann. Als sich herausstellte, dass der Aufstand von den Arbeitern anderer Teile Deutschlands nicht unterstützt wurde, traten die Hamburger Oktoberkämpfer den geordneten Rückzug an.
Am 29. Oktober 1923 besetzte die Reichswehr die Ministerien in Dresden. Reichspräsident Ebert setzte die sächsische sozialdemokratisch-kommunistische Koalitionsregierung ab. Die Arbeiterregierung in Thüringen wurde gleichfalls zerschlagen. Der Chef der Reichswehr verbot die KPD. Es herrschten Ausnahmezustand und Terror.
Die Klassenkämpfe der Periode der revolutionären Nachkriegskrise endeten mit einer Niederlage der deutschen Arbeiterklasse. Sie vermochte ihr Ziel, die Einschränkung und Brechung der Macht der Monopole und den Ausbau der sozialen und politischen Errungenschaften der Werktätigen, trotz heldenhafter Anstrengungen nicht zu verwirklichen. Der deutschen Monopolbourgeoisie gelang es, sich mit Hilfe der rechten Sozialdemokratie einen Ausweg aus der tiefen Krise der imperialistischen Staatsmacht zu bahnen. Dennoch waren die großen Klassenkämpfe des Proletariats nicht vergeblich gewesen. Sie hatten es den aggressivsten Kräften des deutschen Imperialismus unmöglich gemacht, die von Cuno, Stinnes und anderen angestrebte offene Diktatur des Monopolkapitals zu errichten.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
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