Die Gründung des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ und der antifaschistische Widerstandskampf in Deutschland

Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ – der Beginn eines neuen Abschnitts des deutschen antifaschistischen Widerstandskampfe

Die Krise des faschistischen Systems, die Niederlagen der Hitlerwehrmacht an allen Fronten und die wachsende Widerstandsbewegung in den besetzten Gebieten sowie in Deutschland veranlassten die Führung der KPD, sich verstärkt mit dem weiteren Weg des deutschen Volkes nach dem Sturz des Faschismus um dem Ende des Krieges zu beschäftigen. Dabei beachtete die Parteiführung sehr aufmerksam die zunehmende antifaschistische Bewegung unter den deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Führende Funktionäre der KPD, so Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Erich Weinert u.a. diskutierten mit vielen Kriegsgefangenen Soldaten und Offizieren.

Ein großer Erfolg der politischen Arbeit unter den Kriegsgefangenen war die Gründung des Nationalkomitees „Freies Deutschland“(NKFD) am 13./13. Juli 1943 in Krasnogorsk bei Moskau. Vorsitzender des Nationalkomitees wurde der Arbeiterdichter Erich Weinert. Ihm gehörten führende Kommunisten wie Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht an, aber auch kriegsgefangene Offiziere der Wehrmacht wie Karl Hetz, Heinrich Hoffmann und Ernst Hadermann, die mit dem faschistischen Regime gebrochen hatten und dafür kämpften, den Krieg zu beenden und ein antifaschistisches und demokratisches Deutschland zu schaffen.

Gründungstag des NKFD

Gründungstagung der NKFD am 12. Juli 1943 in Krasnogorsk

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Unter den 38 Mitgliedern des Komitees waren 13 Arbeiter, 1 Bauer, 4 Angestellte, 13 Intellektuelle, 1 Geistlicher, 1. Student, 1 Verleger und 4 Berufssoldaten.

Erich Weinert bei Unterzeichnung des Gründungsmanifests des NKFD

Erich Weinert bei der Unterzeichnung des Gründungsmanifests des NKFD

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Aus Manifest des NKFDAus Manifest des NKFD 2Quellenangabe Aus Manifest des NKFD

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Mit der Gründung des Nationalkomitees und der Annahme des Manifests wurde die von der KPD auf den Brüsseler und Berner Konferenzen ausgearbeitete antifaschistische Volksfrontpolitik in der neuen Lage 1943 verwirklicht.

Der Bewegung „Freies Deutschland“, die sich bald auch in den Reihen der deutschen politischen Emigranten in England, in Schweden, in der Schweiz, in den USA, in Mexico und in Frankreich entwickelte, gehörten Vertreter der verschiedensten Klassen und Schichten des deutschen Volkes an. Sie schoben alles Trennende ihrer Herkunft, ihres Lebensweges, ihrer religiösen und politischen Anschauung beiseite und fanden sich in der Sorge um die Zukunft des deutschen Volkes zusammen.

Die Bewegung „Freies Deutschland“ war ein Kampfbündnis verschiedener Schichten des Volkes und patriotischer Kräfte der Armee. (Heute haben die Rechten den Begriff „Patriotismus“, „Patriot“ geklaut und umgedeutet.) Die Führung lag bei der Arbeiterklasse und deren Partei, der KPD. Dieses antifaschistische Kampfbündnis war seinem Wesen nach die deutsche Antihitlerkoalition. Es legte einen Grundstein für die Zusammenarbeit der verschiedenen Schichten des deutschen Volkes nach der Befreiung des Hitlerfaschismus.

 

Der verstärkte Widerstandskampf in Deutschland

Die vom Nationalkomitee „Freies Deutschland“ vertretene Politik wurde auch zur politischen Leitlinie des weiteren Widerstandskampfes in Deutschland. Nach den großen Niederlagen der faschistischen Wehrmacht kam es in Deutschland zur Herausbildung großer illegaler Partei- und Widerstandsorganisationen, zu deren Leitern solche hervorragenden Kommunisten wie Bernhard Bästlein, Otto Engert, Franz Jacob, Kurt Kresse, Theodor Neubauer, Magnus Poser, Anton Saefkow, Martin Schwantes, Georg Schumann und Robert Uhrig gehörten.

Die Widerstandsorganisationen unter der Leitung dieser hervorragenden Antifaschisten handelten in voller Übereinstimmung mit den Beschlüssen des Zentralkomitees der KPD. Sie bemühten sich, die Politik der Partei durchzusetzen, um alle Hitlergegner für die Beendigung des Krieges und die Errichtung eines antifaschistisch-demokratischen Deutschlands zu gewinnen.

Führende Vertreter dieser Widerstandsorganisationen bildeten im November 1943 erneut eine unter Führung des Zentralkomitees der KPD stehende operative Leitung der Partei und des antifaschistischen Kampfes in Deutschland. Diese operative Leitung machte die politische Linie des Nationalkomitees zur Richtschnur ihres Handelns.

Aus Aufruf der operativen Leitung der KPDAus Aufruf der operativen Leitung der KPD 2Quellenangabe Aus Aufruf der operativen Leitung der KPD

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Die Aktionen der deutschen Widerstandsbewegung erreichten im ersten Halbjahr 1944 ihren Höhepunkt. Das veranlasste die Faschisten, den Terror noch mehr zu verstärken und 300 000 deutsche sowie ausländische Antifaschisten zu verhaften. Am 18. August 1944 ermordeten die Faschisten auch Ernst Thälmann.

Ernst Thälmann

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

 

Rudolf Breitscheid

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Kommunistische Widerstandskämpfer

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Aufgerüttelt durch die Schlacht an der Wolga verstärkten auch antifaschistische deutsche Studenten ihren Kampf. In München und andren Städten verbreitete die studentische Widerstandsorganisation „Weiße Rose“ mehr als 90 000 Flugblätter. Bei einer Flugblattaktion in der Münchner Universität wurden am 18. Februar 1943 die Geschwister Scholl und ihre Mitkämpfer verhaftet. Vier Tage später wurden Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Propst hingerichtet.

 

 

Geschichtsbuch DDR 9. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

 

Der grundlegende Umschwung des Krieges. Die neue Etappe des Widerstandskampfes

Die Schlachten an der Wolga und bei Kursk

Ende des Jahres 1941 war der Blitzkrieg der Faschisten gegen die Sowjetunion trotz deren anfänglicher Misserfolge gescheitert. 1942 versuchte die faschistische Führung jedoch nochmals in einem neuen Ansturm, die UdSSR niederzuringen. Die Möglichkeiten Hitlerdeutschlands waren aber viel geringer geworden.

Aus Bericht Oberkommando WehrmachtQuellenangabe aus Bericht Oberkommando Wehrmacht

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Die Verluste der Hitlerwehrmacht zwangen somit die Faschisten, ihre Pläne für 1942 zu ändern und nicht weiter frontal gegen Moskau vorzugehen. Der Vorstoß zur Wolga und die Eroberung des Kaukasus mit seinen reichen Ölfeldern waren die Hauptziele dieser Offensive. Die faschistische Führung hoffte, die Sowjetunion würde dieses Mal zusammenbrechen und Hitlerdeutschland sein durch die Niederlage vor Moskau geschwundenes Ansehen wiedergewinnen

Die deutschen Faschisten konnten auch 1942 den größten Teil der Wehrmacht an der deutsch-sowjetischen Front konzentrieren. Von insgesamt 177 Infanteriedivisionen standen zum Beispiel 136 im Osten. Das war nur möglich, wie die Westmächte die Sowjetunion militärisch nicht entlasteten und die versprochene zweite Front nicht eröffneten.

Flugzeugfabrik SU

Die Sowjetvölker vollbrachten nicht nur Heldentaten an der Front, sondern auch im Hinterland: Serienherstellung von Iljuschin-Kampfflugzeugen in neuerrichteten Betrieben

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Ende Juni/Anfang Juli 1942 begannen die Faschisten im Süden der Sowjetunion einen Angriff. Es gelang ihnen, über den Don vorzustoßen und Ende August die Wolga nördlich von Stalingrad (heute Wolgograd) zu erreichen. Im Kaukasus drangen sie über den Kuban vor und eroberten das Erdölgebiet bei Maikop. Die vorgesehenen Ziele des Angriffs erreichten sie jedoch nicht. Mitte September begannen langwierige, kräftezehrende Straßenkämpfe in Stalingrad. Am 14. Oktober musste das faschistische Oberkommando den Übergang zur Verteidigung befehlen. Die deutschen Angriffskräfte waren erschöpft. Über eine Million Soldaten hatte die Naziwehrmacht seit dem Sommer verloren.

Die Schlacht an der Wolga 1942-43

Die Schlacht an der Wolga 1942/43

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Am 19./20. November 1942 traten die sowjetischen Armeen an der Wolga zum Gegenangriff an. Innerhalb von 3 Tagen war die deutsche 6. Armee unter ihrem Befehlshaber Paulus mit 300 000 Mann eingeschlossen. Aus dem Kaukasus wurden die faschistischen Truppen ebenfalls zurückgedrängt. Bald wurde die Lage der Eingeschlossenen in Stalingrad hoffnungslos. Es fehlte an Munition, Treibstoff und Verpflegung. Hunger und Seuchen schwächten die Armee. Auf ausdrücklichen Befehl des faschistischen Oberkommandos lehnte der Oberbefehlshaber der 6. Armee jedoch mehrere ehrenvolle sowjetische Kapitulationsangebote ab.

Während der Schlacht riefen deutsche Kommunisten, darunter Walter Ulbricht, Willi Bredel und Erich Weinert aus den vordersten sowjetischen Schützengräben die deutschen Soldaten auf, den sinnlosen Kampf einzustellen. An der Seite der deutschen Kommunisten standen antifaschistische Offiziere und Soldaten, die ihre ehemaligen Kameraden aufforderten, die verbrecherischen Befehle Hitlers und des faschistischen Oberkommandos nicht mehr auszuführen, um weiteres sinnloses Blutvergießen zu vermeiden.

Flugblatt 12.12.1942 1Flugblatt 12.12.1942 2Quellenangabe Flugblatt 12.12.1942

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

W.Ulbricht E.Weinert u.a.

Walter Ulbricht, Erich Weinert und andere Genossen versuchen unter Einsatz ihres Lebens von den sowjetischen Stellungen aus, die deutschen Soldaten vor ihrem sinnlosen Tod für das Hitlerregime zu bewahren

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Nach einem aussichtslosen, über zwei Monate dauernden Kampf mussten sich die Reste der 6. Deutschen Armee in Stalingrad am 2. Februar 1943 ergeben. Nur 91 000 Überlebende, zum Teil halbverhungert und mit schweren Erfrierungswunden, gerieten in sowjetische Gefangenschaft.

Sowjetische Truppen erobern Stalingrad zurück

Sowjetische Truppen erobern Meter für Meter Stalingrad zurück

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Nach der Niederlage an der Wolga hatte die faschistische Wehrmacht keine Möglichkeit mehr, an der gesamten Deutsch-sowjetischen Front eine große Angriffsoperation durchzuführen. Dem deutschen Volk logen die Faschisten vor, die militärische Kraft sei ungebrochen, denn die Armeen stünden ja noch weit in Feindesland. Die deutschen Konzerne forderten die Militärs und Hitler auf, unbedingt die eroberten Gebiete im Interesse der deutschen Rüstungsindustrie zu halten.

Auf einem begrenzten Raum versuchten die Faschisten am 05. Juli 1943 bei Kursk noch einmal einen Angriff. Dieser blieb schon in den ersten Tagen stecken. Am 12. Juli gingen die sowjetischen Truppen zum Gegenangriff über. Die Schlacht bei Kursk führte zu einer neuen großen Niederlage der faschistischen Wehrmacht.

Der Umschwung im Verlauf des Krieges zugunsten der Antihitlerkoalition, der sich mit der Schlacht bei Moskau abgezeichnet hatte und in Stalingrad offensichtlich geworden war, wurde mit dem Sieg der Sowjetarmee bei Kursk vollendet.

Nach der Schlacht bei Kursk setzten sowjetische Truppen an anderen Abschnitten der Front die Offensive fort. Bis Ende des Jahres 1943 mussten sich die Faschisten im Süden der UdSSR um 1200 Kilometer und im Mittelabschnitt um rund 500 Kilometer zurückziehen. Sie verloren zwei Millionen Mann an Toten, Vermissten und Verwundeten.

Reste Schlacht an der Wolga

Reste der faschistischen Armee nach der Schlacht an der Wolga

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Der Sieg der UdSSR bei Stalingrad und Kursk sowie die Befreiung der Hälfte des gesamten von den Faschisten besetzten sowjetischen Gebietes bis Ende 1943 ließen den Glauben an den Sieg bei allen gegen den deutschen Imperialismus kämpfenden Völkern zur Gewissheit werden.

Festsetzung deutscher Monopolkapitalisten

Die deutschen Monopolkapitalisten glaubten, sich für immer in den besetzten sowjetischen Gebieten festsetzen zu können. Eine unmenschliche Ausbeutung und Ausnutzung der Rohstoffreserven brachte für die deutschen Imperialisten jetzt auch Profite aus den der Aggression zum Opfer gefallenen Gebieten

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Der beginnende Zerfall des faschistischen Blocks. Die Niederlagen in Nordafrika und Italien

Die deutschen Faschisten mobilisierten 1943 noch einmal bedeutende Kräfte, um den Krieg weiterzuführen, obwohl die Niederlagen an der deutsch-sowjetischen Front sowie in Nordafrika und Italien deutlich machten, dass der Krieg für sie verloren war. Trotzdem planten die Faschisten den Tod weiterer Millionen deutscher Männer und Frauen ein, um ihre eigene Herrschaft zu verlängern. An der Wende des Jahres 1942/43 wurden umfangreiche Maßnahmen beschlossen, um die Rüstungsproduktion zu vergrößern und noch mehr Männer zur Wehrmacht einzuziehen. Diese Maßnahmen trugen die Bezeichnung totaler Krieg. Die großen Konzerne nutzten den totalen Krieg, um ihren Einfluss auszudehnen. Die führenden Vertreter der Rüstungs- und Grundstoffindustrie erlangten die absolute Herrschaft über die deutsche Wirtschaft und bestimmten, wer noch was produzieren durfte. Jeder Industriezweig wurde von dem führenden Konzern des entsprechenden Bereichs beherrscht und gelenkt.

Kriegsverlauf 1942-43 Mittelmeerraum 1Kriegsverlauf Mittelmeerraum 1942-43 2

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Diese Maßnahmen und die brutale Ausbeutung der besetzten Länder führten zu einer gewissen Verstärkung der Wehrmacht und der Rüstung. Dennoch brachten sie nicht die erwarteten Erfolge. Unter der kapitalistischen Gesellschaftsordnung war es unmöglich, das Volk restlos für diesen ungerechten Krieg zu mobilisieren, der zum Nutzen der herrschenden Klasse geführt wurde. Das insgesamt für die deutschen Imperialisten unbefriedigende Ergebnis der totalen Kriegsführung zeigte auch, dass beim Volk der Glaube an den Sieg sank und es weitaus weniger als früher bereit war, freiwillig weitere Opfer zu bringen.

Maßnahmen der Faschisten totale Kriegsführung

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Abtransport von Zwangsarbeiterinnen

Sowjetbürgerinnen werden zur Zwangsarbeit nach Deutschland abtransportiert

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Der wachsende Widerstand in den besetzten Gebieten

Nach den faschistischen Niederlagen bei Stalingrad und Kursk kam es zu einem gewaltigen Aufschwung der Partisanen- und Widerstandsbewegung in ganz Europa.

In der Sowjetunion nahm der Kampf der Partisanen den Charakter großer Schlachten an. Allein 1943 verursachten Partisanen im Hinterland der faschistischen Truppen etwa 11 000 Schienensprengungen, 6000 Zugzusammenstöße, vernichteten oder beschädigten die 6000 Lokomotiven, 40 000 Waggons, 22 000 Kraftfahrzeuge und sprengten sie 5500 Straßen- und 900 Eisenbahnbrücken.

Zum Entgleisen gebrachter Zug

Zum Entgleisen gebrachter Transportzug in der Nähe von Wilnjus

Sowjetische Partisanen

Sowjetische Partisanen bereiten eine Sprengung einer Eisenbahnlinie vor

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

In Polen entstanden Volksgarden, die sich bemühten, den gemeinsamen Kampf aller Widerstandskräfte zu organisieren. Auf dem Territorium der Sowjetunion stellten polnische Patrioten mit Hilfe der UdSSR seit Mai 1943 die Volksarmee auf, die im Sommer 1944 die Stärke von 100 000 Mann erreichte und an vorderster Front gegen die Faschisten kämpfte.

Vereidigung eines polnischen Offiziers

Vereidigung eines Offiziers der polnischen Division „Tadeusz Kosciusko“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Als die SS die im Warschauer Ghetto eingepferchten Juden in die Todeslager von Auschwitz und Majdanek verschleppen wollte, erhoben diese sich am 19. April 1943 zum bewaffneten Aufstand. Brutal ermordete die SS bei seiner Unterdrückung allein in Warschau über 56 000 Juden.

Abtransport von Juden aus Warschauer Ghetto

Abtransport von Juden aus dem Warschauer Ghetto in die Vernichtungslager

 

 

 

 

 

 

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

In Jugoslawien hatte die 1943 rund 300 000 Mann zählende Volksbefreiungsarmee fast die Hälfte des Lands befreit.

Jugoslawische Partisanen

Jugoslawische Partisanen im Einsatz

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

In Griechenland kontrollierten die Patrioten 1943 ein Drittel des Landes.

In Frankreich wurden Ende 1943 alle Kampforganisationen zur Widerstandsbewegung unter der Führung eines Nationalrates zu einer einheitlichen Armee zusammengeschlossen. Zehntausend junger Franzosen entzogen sich durch Flucht und Übergang zu den Partisanen der Zwangsverschickung nach Hitlerdeutschland. Im September 1943 befreiten französische Patrioten die Insel Korsika.

Der Widerstandskampf und die Partisanenbewegung trugen einen internationalen Charakter. Die Ziele der weltweiten Antihitlerkoalition waren auch die Ziele des Widerstandskampfes. Die Arbeiterklasse und die werktätigen Bauern waren die Hauptträger dieser Bewegung. Sie stellten die Masse der illegalen Kämpfer und brachten die meisten Opfer. Die kommunistischen und Arbeiterparteien waren die führende Kraft im Widerstandskampf. Ihre Mitglieder standen in allen Ländern in der ersten Reihe des Kampfes.

Am 08. September 1943 wurde der tschechische Nationalheld Julius Fucik in Berlin von den faschistischen Henkern ermordet. Er schmuggelte aus dem Gefängnis das Buch „Reportage unter dem Strang geschrieben“, ein bedeutendes Dokument des Kampfes der tschechoslowakischen patriotischen Kräfte. Den faschistischen Blutrichtern, die ihm die Treue zur UdSSR vorwarfen, sagte er stolz ins Gesicht: „Jawohl, ich habe der Sowjetunion geholfen. Und das ist das Beste, was ich während der 40 Jahre meines Lebens geleistet habe.“

In der Sowjetunionwaren viele Kommunisten und Komsomolzen am Partisanenkampf beteiligt. In Belorussland kämpften 25 152 Kommunisten und 73 000 Komsomolzen illegal gegen die faschistische Wehrmacht. In der Ukraine waren es 15 000 Kommunisten und 26 000 Komsomolzen. 80 Prozent der 15 000 Mitglieder der Kommunistischen Partei Jugoslawiens fielen im Kampf, aber 100 000 andre Kämpfer traten bis Januar 1945 der Partei bei. Die Kommunistische Partei Frankreichs verlor im Kampf gegen die faschistischen Besatzungstruppen 75 000 Mitglieder.

Die Kraft und Stärke der sowjetischen Soldaten und Partisanen sowie aller antifaschistischen Widerstandskämpfer entsprang den gerechten Zielen ihres Kampfes, die mit den Lebensinteressen der Völker übereinstimmten.

Lenin über Rolle der Volksmassen im KriegeQuellenangabe Lenin über Rolle der Volksmassen im Kriege

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Die deutschen Faschisten gingen bei der Unterdrückung des Widerstandskampfes und der Partisanenbewegung, die immer größere Kräfte Hitlerdeutschlands banden, mit größter Grausamkeit vor.

Am 10. Juni 1942 zerstörten sie die Bergarbeitersiedlung Lidice, als „Vergeltung“ für die Erschießung des SS-Mörders und stellvertretenden Reichsprotektors Heydrich durch tschechische Widerstandskämpfer. Sie erschossen wahllos 199 Männer und 9 Frauen und verschleppten 203 Frauen und 93 Kinder in Konzentrationslager. Ebenso grausam wurde als angebliches Versteck von Widerstandskämpfern das französische Dorf Oradour-sur-Glane am 10. Juni 1944 von der SS zerstört, wobei 642 Männer, Frauen und Kinder niedergeschossen oder lebendig verbrannt wurden – die Männer in Scheunen und Garagen, die Frauen und Kinder in der Kirche.

Faschistische Soldaten führen Massenhinrichtungen durch

Faschistische Soldaten führen Massenhinrichtungen durch

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Weder der Terror gegen die Widerstandskämpfer noch die totale Kriegsführung konnten jedoch die herannahende Niederlage Hitlerdeutschlands aufhalten.

 

Geschichtsbuch DDR 9. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der grundlegende Umschwung des Krieges. Die neue Etappe des Widerstandskampfes

 

 

 

 

 

 

 

Die faschistische Intervention in Spanien

Der Kampf der KPD als fester Bestandteil der internationalen Solidarität mit dem spanischen Volk

Der Wahlerfolg der spanischen Volksfront im Februar 1936 war ein schwerer Schlag gegen die Pläne der spanischen Reaktion, auf legale Weise die Macht erobern zu können. Deshalb wurde ein faschistischer Militärputsch gegen das spanische Volk organisiert. Er begann am 18. Juli 1936 und wurde von Francisco Franco geleitet. Siehe: Der national-revolutionäre Krieg (Bürgerkrieg) in Spanien (1936-1939)

Geführt von der Kommunistischen Partei Spaniens und anderen Parteien der Volksfront, erhoben sich die Volksmassen unter der Losung „No pasaran“ („Sie kommen nicht durch“)zur Verteidigung der Demokratie und schlugen die ersten Angriffe derFaschisten zurück. Durch den Sturm auf Kasernen bewaffneten sich die Arbeiter. Die spanischen Matrosen verhafteten ihre reaktionären Offiziere und sicherten so einen großen Teil der spanischen Kriegsflotte für das republikanische Spanien. Nach kurzer Zeit brachte die Volksfrontregierung die Franco-Putschisten an den Rand der Niederlage. Davor bewahrte sie jedoch die militärische und wirtschaftliche Hilfe des deutschen und italienischen Faschismus. Von 1936 bis 1939 kämpften etwa 50 000 deutsche und 300 000 italienische Soldaten und Offiziere, ausgerüstet mit großen Mengen modernsten Kriegsmaterials, an der Seite der spanischen Faschisten.

Ein faschistisches Spanien sollte Hitler ein zuverlässiger Verbündeter im Rücken Volksfrontfrankreichs sein und ihm günstige Ausgangspositionen schaffen. Zugleich wurden durch diese Intervention die Kapitalanlagen, insbesondere die Rohstoffquellen, der IG Farben, der Elektrokonzerne Siemens und AEG, des Krupp-Konzerns sowie der Deutschen und Dresdner Bank in Spanien gesichert.

Durch diesen Krieg war es den deutschen Militaristen ferner möglich, die neu entwickelten Waffen und Kriegsgeräte zu erproben. Dass dabei Zehntausende unschuldiger Menschen ihr Leben lassen mussten, interessierte sie nur insofern, als daran die Wirksamkeit der neuen Waffen gemessen werden konnte.

Jagdflugzeuge der deutschen Faschisten in Spanien Kopie

Jagdflugzeuge vom Typ Me 109 werden auf einem Feldflugplatz in Spanien von deutschen „Freiwilligen“ der Naziwehrmacht zum Fronteinsatz startklar gemacht.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Jedes dieser Teilziele, das die deutschen Faschisten in Spanien verfolgten, diente so der umfassenden Vorbereitung eines faschistischen Raubkrieges.

Die reaktionärsten imperialistischen Kräfte in Frankreich und Großbritannien verfolgten mit Unbehagen die Erfolge der Volksfront in Spanien. Unter dem Druck ihrer Völker waren sie jedoch nicht in der Lage, die Franco-Putschisten offen zu unterstützen. Sie verfielen deshalb auf das demagogische Manöver einer Politik der Nichteinmischung. Unter dem Vorwand der „Nichteinmischung“ verhinderten Frankreich und England die Lieferungen von Waffen, Lebensmitteln usw. an das republikanische Spanien.

 

Zerstörte spanische Stadt Guernica Kopie

Ruinen der spanischen Stadt Guernica, die von der faschistischen deutschen Luftwaffe vernichtet worden ist

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Nur der erste sozialistische Friedensstaat, die Sowjetunion, vertrat von Beginn an die Interessen des spanischen Volkes. Die UdSSR entlarvte die faschistische Intervention und erklärte am 23. Oktober 1936, dass sie sich nicht mehr an die Vereinbarungen über die Nichteinmischung gebunden fühle, wenn andere Staaten wie Deutschland und Italien ihre Unterstützung der spanischen Faschisten fortsetzten. In kurzer Zeit sammelten die Völker der Sowjetunion 59 Millionen Rubel, zu denen die Regierung noch einen Kredit von 85 Millionen Rubel für die spanische Republik hinzugab.

Überall in der Welt entwickelte sich die solidarische Hilfe für das revolutionäre Spanien. Sie reichte von Beschaffung von Waffen, Nahrungsmitteln und Kleidung bis zur Bildung von Freiwilligeneinheiten. Etwa 30 000 Antifaschisten aller Parteien und Richtungen, ihnen voran die Kommunisten, kamen der spanischen Republik zu Hilfe. Unter ihnen auch Ernest Hemingway. Aus den Reihen dieser Kämpfer formierten sich die Internationalen Brigaden. Die antifaschistischen Freiwilligen gaben ein leuchtendes Beispiel für den proletarischen Internationalismus.

In dieser breiten internationalen Front der Solidarität nahmen deutsche Antifaschisten einen ehrenvollen Platz ein. Mit einem Appell des Zentralkomitees der KPD vom 07. August 1936 an alle militärisch ausgebildeten Antifaschisten schlossen sich in den Bataillonen Etkar André, Hans Beimler, Ernst Thälmann und weiteren Einheiten zusammen.

Karte Spanienkrieg Kopie

Die deutsch-italienische Intervention in Spanien und der Abwehrkampf des spanischen Volkes und der internationalen Brigaden 1936 bis 1939

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Bilder von Spanienkrieg Kopie

Bild oben: Die Bevölkerung Albacetes empfängt Interbrigadisten(1937)                                                    Bild unten: Im November    1936 wehren Soldaten der Volksarmee die Franco-Truppen vor Madrid erfolgreich ab

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Bei der Verteidigung von Madrid und in anderen Schlachten erwarben sich diese Einheiten großen Ruhm. An ihrer Spitze kämpften hervorragende Kommunisten wie Arthur Becker, Hans Beimler, Franz Dahlem, Kurt Hager, Heinz Hoffmann, Erwin Kramer, Heinrich Rau, Albert Schreiner,Richard Staimer, Paul Verner und andere.

Auch zahlreiche Geistesschaffende nahmen an diesen Kämpfen teil, so Willi Bredel, Ernst Busch, Hans Marchwitza, Ludwig Renn, Bodo Uhse und Erich Weinert.

Von 1936 bis 1939 verteidigten etwa 5000 deutsche Antifaschisten an der Seite des spanischen Volkes die Unabhängigkeit Spaniens und zugleich die nationalen Lebensinteressen des deutschen Volkes. 3000 von ihnen gaben für diese hohen Ziele ihr Leben.

Radiointerview mit deutschem InterbrigadistenQuellenangabe Radiointerview

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Der Kampf der Antifaschisten in Spanien, in dem Kommunisten, Sozialdemokraten und andere Antifaschisten zusammengeschmiedet wurden, belebte auch die Anstrengungen im Ringen um die Einheits- und Volksfront in Deutschland.

 

Solidarität deutscher Arbeiter und Seeleuten mit SpanienkämpfernQuellenangabe Solidarität

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

So verbreiteten die Antifaschisten die Wahrheit über die faschistische Intervention in Spanien. In einigen Betrieben wurden unter den Arbeitern Solidaritätsspenden gesammelt. Deutsche Hafenarbeiter und Matrosen spielten bei der Übermittlung des Geldes und von Informationen eine hervorragende Rolle.

Trotz des heldenhaften Kampfes erlag jedoch das republikanische Spanien schließlich der faschistischen Übermacht. Der Abwehrkampf des spanischen Volkes und der Internationalen Brigaden gegen die faschistische Aggression in den Jahren 1936 bis 1939 bleibt dennoch für immer ein Hohelied des antifaschistischen Kampfes und der internationalen proletarischen Solidarität.

 

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die faschistische Intervention in Spanien..

 

Ergänzung von Gerd Pehl zum Beitrag

 „Die faschistische Intervention in Spanien“

 

War das wirklich eine Intervention deutscher Faschisten in Spanien?

Franco brauchte die deutsche Luftwaffe um seinen Sieg gegen die Kommunisten und anders denkende Menschen verwirklichen zu können. Dass er nach dem Sieg dem Hitlerfaschismus nicht beitrat, macht die deutsche faschistische Teilnahme an den Spanienkrieg aber nicht zu einer Intervention. Eine Intervention ist eine Einmischung von Staaten. Das faschistische Deutschland hat sich in Spanien nicht eingemischt, sondern ist dem Faschist Franco auf dessen Bitte hilfreich zur Seite gesprungen. Als Reichsminister der Luftfahrt konnte Hermann Göring seine Luftwaffe schon mal für den kommenden Ernstfall 1939 testen.

 

Die Entwicklung der KPD zur Marxistisch-leninistischen Massenpartei. Der Kampf der deutschen Arbeiterklasse gegen das Erstarken der Reaktion

Die Bildung des marxistisch-leninistischen Zentralkomitees der KPD im Oktober 1925

Nach der Niederschlagung der Arbeiterklasse im Herbst 1923 terrorisierte die Reichswehr gemeinsam mit militaristischen Verbänden sowohl die klassenbewussten Arbeiter als auch parteilose Gewerkschafter und bürgerliche Demokraten. Den Hauptstoß richtete der imperialistische Staatsapparat gegen die Kommunisten. Ihre Partei wurde verboten und gegen fast alle führenden Funktionäre der KPD Haftbefehl erlassen.

Etwa 7000 klassenbewusste Proletarier saßen 1924 in den Gefängnissen der Weimarer Republik; gegen 18 000 wurde von den Justizbehörden Anklage erhoben. Eine Serie von Gesetzen und Verordnungen bürdete den Werktätigen(arbeitende Menschen)neue Steuerlasten auf, kürzte die kargen Unterstützungssätze für Erwerbslose, raubte den Arbeitern und Angestellten den Achtstundentag und schränkte ihr Streikrecht erheblich ein.

Das kommt uns bekannt vor. In der heutigen Zeit gibt es in Österreich gravierende Verschlechterungen für die arbeitenden Menschen, aber auch Erwerbslose. In Deutschland  ist Hartz IV und die Einführung von Leiharbeit und anderen prekären Arbeitsverhältnissen mit Einkommenskürzungen für viele Menschen verbunden. Für diejenigen, die Arbeit haben und Steuern zahlen, wird diesen ebenso diese Last mehr und mehr aufgebürdet.

Doch der Vortrupp der Arbeiterklasse, der heutzutage nicht mehr vorhanden ist, kapitulierte nicht vor diesem Angriff. Trotz der schwierigen Kampfbedingungen und ungeachtet ihrer außerordentlich schlechten materiellen Lage organisierten die Kommunisten den Widerstand der Werktätigen(arbeitende Menschen)gegen die Offensive der Monopolkapitalisten. Arbeiter griffen in vielen Industriezweigen und Orten zur Waffe des Streiks. Wirksame proletarische Abwehrbewegungen wurden ausgelöst. Aber ihr Verlauf bestätigte letztlich, dass sich das Kräfteverhältnis der Klassen nach dem Oktober 1923 grundlegend zugunsten der Monopolbourgeoisie verändert hatte. Denn die Streikenden erreichten zwar insgesamt gesehen gewisse Lohnerhöhungen, vermochten jedoch nicht, die beseitigten sozialen Errungenschaften, wie z.B. den Achtstundentag, zurückzuerobern.

Die revolutionären Mitglieder der KPD bemühten sich, die Veränderungen im Kräfteverhältnis der Klassen rasch zu erfassen und eine der neuen Situation entsprechende Taktik auszuarbeiten. Doch das war außerordentlich schwierig; denn die relative Stabilisierung des Kapitalismus in Deutschland setzte sich nicht schlagartig durch, sondern vollzog sich in einem längeren, widerspruchsvollen Prozess. Die Breite und Schärfe der proletarischen Abwehrbewegungen begünstigten Fehleinschätzungen der Klassenkampfsituation. So meinte eine Reihe von Mitgliedern und Funktionären der KPD, in Deutschland könnten rasch neue, entscheidende Klassenkämpfe heranreifen und in naher Zukunft erneut den gesamtnationalen bewaffneten Aufstand gegen die Macht des Monopolkapitals auf die Tagesordnung stellen. Dem gegenüber beurteilte der revolutionäre Kern der KPD die Massenaktionen ihrem Charakter nach richtig als Abwehrkämpfe. Er rang in der Partei für die Durchsetzung dieser Politik, die die Verteidigung der elementaren materiellen und demokratischen Interessen in den Vordergrund rückte. Nur mit einer solchen Politik war es der KPD nach dem Oktober 1923 möglich, sich im Kampf um Teilforderungen eng mit den Arbeitermassen, mit den werktätigen Bauern und großen Kreisen der Städtischen Mittelschichten zu verbinden und so das Volk an neue große Klassenschlachten gegen den deutschen Imperialismus heranzuführen. Die KPD verfügte bereits über den dafür erforderlichen Stamm kampferfahrener und marxistisch-leninistisch gebildeter Revolutionäre. Einer ihrer hervorragendsten war Ernst Thälmann.

Schon im Alter von 17 Jahren wurde Ernst Thälmann Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und der Freien Gewerkschaften. Bereits 1912 wählten die Hamburger Gewerkschafter den Transportarbeiter Thälmann als Delegierten zum Verbandstag. Am Vorabend des ersten Weltkrieges trat er für den entschiedenen Kampf gegen den Militarismus ein und beteiligte sich später an der Front an Aktionen gegen den imperialistischen Krieg. 1919 wurde er erster Vorsitzender der Hamburger Organisation der USPD. Als bewährter Arbeiterführer wurde er 1923 Mitglied der Zentrale der KPD und war seitdem Mitglied des höchsten Führungsgremiums der KPD.

Ernst Thälmann appellierte auf dem 9. Parteitag der KPD im April 1924 an alle Kommunisten, sich an die Spitze der Massenkämpfe gegen die Festigung der Macht der Monopole, gegen die Vorstöße der Militaristen und gegen den Raub der Arbeiterrechte zu stellen. Und um die Partei fest in den Betrieben zu verwurzeln, forderten die revolutionären Kräfte den organisatorischen Aufbau der KPD auf der Basis von Betriebszellen, das heißt von Grundeinheiten in den Betrieben.

Da aber in der Führung der KPD nach 1923 zeitweilig eine kleinbürgerliche Gruppe um Ruth Fischer und Arkadi Maslow Oberhand gewonnen hatte, vermochte die Partei weder die eben genannte Organisationsfrage rasch und konsequent zu lösen noch die sozialen, demokratischen und nationalen Forderungen in den Vordergrund der Politik der KPD zu rücken. Die Gruppe Fischer-Maslow unterschätzte nicht nur die Bedeutung dieser Forderungen, sondern verband sie obendrein direkt mit solchen Zielen, wie Bewaffnung der Arbeiterklasse und Errichtung der Diktatur des Proletariats, die in der grundlegend veränderten Klassenkampfsituation nicht mehr unmittelbar auf der Tagesordnung standen. Unterstützt von der Kommunistischen Internationale, gelang es Ernst Thälmann, Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Fritz Heckert, Walter Stoecker, Wilhelm Florin, Ernst Schneller, Clara Zetkin und anderen, die Mehrheit der Parteimitgliedschaft von der Unrichtigkeit und Schädlichkeit der Generallinie der Fischer-Maslow-Gruppe zu überzeugen.

Führende KPD-Mitglieder Oktober 1925

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Auf der 1. Parteikonferenz im Oktober 1925 wurde die Herausbildung des leninistischen Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutschlands unter Führung Ernst Thälmanns besiegelt.

Die 1. Parteikonferenz der KPD entwickelte gleichzeitig die Grundzüge einen antiimperialistisch-demokratischen Aktionsprogramms. Erweiterung der Rechte der Betriebsräte, Auflösung der militaristischen und monarchistischen Organisationen, Beschlagnahme der Fürstenvermögen und Säuberung des Staatsapparates von militaristischen und extrem reaktionären Elementen wurden in den Mittelpunkt der Politik der KPD gerückt.

 

Überblick über die wichtigsten von der KPD beeinflussten Organisationen

In dem 1924 gegründeten Roten Frontkämpferbund(RFB)sammelten sich vor allem ehemalige proletarische Frontkämpfer zur Abwehr des Militarismus.

Mit Demonstrationen und anderen Aktionen stellte er sich den Kräften der Kriegstreiber entgegen. Er schützte Versammlungen der Arbeiter vor Anschlägen der Feinde des Proletariats. Gleichzeitig widmete sich der RFB der politischen Aufklärung  sowie der Erziehung seiner Mitglieder zur proletarischen Wehrhaftigkeit und setzte sich für die Verteidigung der Sowjetunion ein.

Die seit 1921 bestehende Internationale Arbeiterhilfe(IAH)sammelte für streikende Arbeiter Geld, verteilte Lebensmittel und kümmerte sich um notleidende Kinder. Anfang 1924 gab die IAH in Deutschland in etwa 400 Speisestellen täglich 30 000 warme Mittagessen an Erwerbslose , Streikende und andere notleidende Werktätige aus. Von April 1927 bis zum März 1929 stellte sie deutschen Arbeitern 192 000 Mark für Kinderbeihilfe und 580 000 Mark für Streikunterstützung zu Verfügung. In dieser Hilfsorganisation wirkten Kommunisten nicht nur gemeinsam mit sozialdemokratischen und parteilosen Arbeitern, sondern auch mit fortschrittlichen Wissenschaftlern, Künstlern, Schriftstellern und Politikern, unter anderem mit Otto Dix und Oskar Maria Graf.

Die im Sommer 1921 entstandenen Komitees der Roten Hilfe(RHD), zentral geleitet von Wilhelm Pieck und Clara Zetkin bemühten sich, den von der reaktionären Justiz verfolgten Revolutionären beizustehen und deren Angehörigen materielle und moralische Hilfe zu erweisen. So wurden unter anderem im Oktober 1924 bis September 1925 385 Kinder von verhafteten und ermordeten Arbeitern in Kinderheimen der RHD untergebracht. Die Komitees der Roten Hilfe kämpften für die Amnestie der proletarischen politischen Gefangenen. Neben kommunistischen, sozialdemokratischen und parteilosen Arbeitern halfen fortschrittliche Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller wie Albert Einstein, Käthe Kollwitz, Heinrich Mann, Kurt Tuchosky und Arnold Zweig, besonders dem Kinderhilfswerk der Roten Hilfe vor dem Eingreifen der reaktionären Behörden zu schützen.

Die damalige Rote Hilfe hat mit der heutigen Roten Hilfe nicht das geringste zu tun. Heute ist es undenkbar in Selbsthilfe Kinderheime zu unterhalten.

Die Kommunistische Jugend Deutschlands(KJD),die sich 1925 in Kommunistischer Jugendverband Deutschlands(KJVD)umbenannte, kämpfte für die Einheitsfront der Arbeiterjugend gegen imperialistische Kriegsgefahr, gegen Ausbeutung und politische und kulturelle Unterdrückung der Jungarbeiter. Der JVD erzog seine Mitglieder im Geiste des Marxismus-Leninismus, leistete in den Betrieben, Gewerkschaften und Sportorganisationen antimilitaristische Arbeit unter der Jugend und trat für die Verteidigung der Sowjetunion ein.

Der 1924 gegründete Jung-Spartakus-Bund(JSB)kämpfte gegen die militaristische Erziehung, gegen nationalistische und antisowjetische Verhetzung und gegen die Prügelstrafe in den Schulen. Er forderte von seinen Mitgliedern nicht nur gesellschaftliche Aktivität, sondern auch das Bemühen um gute Lernergebnisse. Gleichzeitig beteiligten sich die Mitglieder des JSB in verschiedenen geeigneten Formen an Kämpfen und Aktionen der Arbeiterklasse. Schulzellen demonstrierten für die Freilassung der proletarischen politischen Gefangenen, veranstalteten Kundgebungen gegen die Verherrlichung des Erzmilitaristen Hindenburg, agitierten in Häusern und auf Höfen, um Kinder für die Unterstützung der Arbeiterklasse zu gewinnen, Und nicht zuletzt wirkte der JSB für die Stärkung der Verbindung seiner Mitglieder zu den Kindern anderer Länder, besonders zu den Pionieren der UdSSR.

 

Die Kämpfe der Arbeiterklasse unter Führung der KPD gegen Imperialismus und Militarismus

Die KPD kämpfte gegen die Locarnoverträge, weil sie auf einen neuen imperialistischen Krieg hinsteuerten. Zerrissen wurde der Schleier der Friedensphrasen, in den die Imperialisten dieses Vertragswerk hüllten. Die Kommunisten wiesen auf die Stärkung hin, die dem deutschen Imperialismus aus diesem Vertrag erwuchs.

Ausschnitt Rede Ernst Thälmann im Reichstag 1925Quellenangabe Ernst Thälmann Reichstag 1925

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Mit dem Ringen um Verwirklichung der antiimperialistisch-demokratischen Forderungen, die die KPD mehr und mehr in den Vordergrund ihrer Politik rückte, gewann sie bald großen Einfluss unter den Werktätigen(arbeitende Menschen). Das zeigte sich, als es darum ging, die Auslieferung von Milliardenwerten an die im November 1918 gestürzten Fürsten zu verhindern. Damals hatte die Regierung Ebert-Haase alle Versuche der Volksmassen vereitelt, die entthronten Fürsten entschädigungslos zu enteignen. Ihre Güter, Schlösser und anderen Sachwerte waren lediglich von staatlichen Behörden beschlagnahmt, aber nicht enteignet worden. Die Landesregierungen hatten nach 1918 mit Zustimmung sozialdemokratischer Minister den ehemaligen Königen, Großherzögen und Herzögen große Geldzuwendungen in Form von Renten und Abfindungen gewährt. Im Jahre 1925, nach dem Wahlerfolg Hindenburgs, hielten die ehemaligen Fürsten die Zeit für gekommen, ihr gesamtes, in Jahrhunderten zusammengeraubtes Vermögen zurückzufordern oder dafür eine Entschädigung zu verlangen. Die bürgerlichen Parteien und selbst rechte Führer der Sozialdemokratie fanden sich bereit, diesem Verlangen ganz oder teilweise entgegenzukommen. Doch sie stießen auf den Widerstand von Millionen Werktätigen(arbeitende Menschen), die sich unter der Losung der KPD „Keinen Pfennig den Fürsten!“ vereinten. Dieser Bewegung konnte sich auch die Führung der SPD nicht widersetzen, wollte sie sich nicht von ihren eigenen Mitgliedern und Wählern isolieren. Das Angebot des Zentralkomitees der KPD, Maßnahmen zum gemeinsamen Kampf für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten zu beraten, fand deshalb die Zustimmung der SPD- und Gewerkschaftsführung. Im Januar 1926 einigten sich die Arbeiterorganisationen darüber, einen Volksentscheid über die Fürstenabfindung zu erzwingen.

Plakat Volksbegehren 1926

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Wenn nämlich-so bestimmte es die Weimarer Verfassung-zehn Prozent aller Wähler in einem Volksbegehren(einer öffentlichen Einzeichnung in Listen)die Entscheidung einer wichtigen Frage durch die Wähler selbst forderten, dann musste die Regierung eine geheime Abstimmung darüber ansetzen.

Kaum war bekannt geworden, dass sich die Arbeiterorganisationen darüber verständigt hatten, der Fürstenabfindung entgegenzutreten, da vereinigte sich die Reaktion unter der Losung: Verteidigung des Privateigentums. Alle Mittel der Massenbeeinflussung wurden eingesetzt, um kleinbürgerliche Schichten mit der Lüge zu schrecken, dass die Kommunisten und Sozialisten erst die Fürsten und dann alle Besitzenden zu enteignen beabsichtigten.

Hirtenbrief Bischof von Passau 1Hirtenbrief Bischof von Passau 2Quellenangabe Hirtenbrief Bischof von Passau

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Doch das einheitliche Handeln der Arbeiterklasse übte eine große anziehende Kraft aus. 12,5 Millionen Wähler(31 Prozent aller wahlberechtigten Deutschen)forderten mit ihrer Unterschrift den Volksentscheid. Nach diesem ersten Erfolg schlossen sich die Arbeiter noch enger zusammen und bildeten in Städten und Gemeinden Ausschüsse, in denen kommunistische, sozialdemokratische und parteilose Arbeiter gemeinsam den Volksentscheid vorbereiteten. Das geschah gegen den Willen der reformistischen Führer, die aus Furcht vor der Revolutionierung der Massen versuchten, die mächtige Bewegung abzubremsen.

Am 20. Juni 1926, dem Tag der Abstimmung, entschieden sich 14,5 Millionen Wähler für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten. Niemals vorher war es in der Weimarer Republik den Arbeiterparteien gelungen, eine so große Anzahl von Stimmen auf sich zu vereinen. Dennoch reichte dieser Erfolg nicht aus, denn zu Sieg des Volksentscheids waren rund 20 Millionen Stimmen notwendig.

Ergebnisse Volksentscheid 20.Juli 1926

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Den Fürsten wurde von den deutschen Regierungen nun ein Vermögen von 2,5 Milliarden Mark zugeschoben. Der Kampf gegen die Fürstenabfindung vermochte zwar sein unmittelbares Ziel nicht zu erreichen, doch war durch die Vorbereitung und Durchführung des Volksentscheids die Autorität der Arbeiterparteien, insbesondere der KPD, gewachsen. Er bewies, dass die Volksmassen sich zu einer mächtigen antiimperialistischen Front zusammenschließen können, wenn ihnen eine einheitlich handelnde Arbeiterklasse im Kampfe gegen Militarismus und für Demokratie als führende Kraft vorangeht.

Als 1928 die Mehrheit des Reichstages den Militaristen den Bau des Panzerkreuzers A(siehe militärische Rüstungsmaßnahmen)bewilligte, mobilisierten die Kommunisten Millionen Menschen zu Widerstand gegen diesen Schritt zur Aufrüstung. KPD und RFB reichten beim Reichsinnenminister den Antrag auf Volksbegehren für ein Gesetz ein, das den Bau von Panzerkreuzern und Kriegsschiffen aller Art verbietet. Mit Plakataufschriften wie „Für Panzerkreuzer 80 Millionen Mark bewilligt, für Kinderspeisung fünf Millionen abgelehnt“ brandmarkte die KPD das volksfeindliche Verhalten der bürgerlichen Reichstagsmehrheit.

Fotomontage John Heartfield 1928

Fotomontage von John Heartfield

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Bürgerliche Friedensorganisationen, wie die Deutsche Friedensgesellschaft, forderten ihre Mitglieder zur Teilnahme am Volksbegehren auf. Ihre Führer, wie Hellmuth von Gerlach und Ludwig Quidde, traten für die Unterstützung des Volksbegehrens ein. Demgegenüber verbot der Parteiausschuss der SPD den Sozialdemokraten die Teilnahme. Zugleich organisierten die rechten Führer der Sozialdemokratie ebenso wie die Politiker der Großbourgeoisie in Presse und Rundfunk eine Verschwörung des Schweigens gegen das Volksbegehren.

Fast auf sich allein gestellt, reichte die Kraft der KPD nicht aus, um das Volksbegehren gegen alle Behinderungen zu einem vollen Erfolg zu führen. Die für die Durchführung eines Volksentscheids notwendige Stimmenzahl konnte nicht erreicht werden. Dennoch war Bedeutendes erreicht worden. Denn das Volksbegehren verstärkte die antimilitaristischen Stimmungen im Volke und führte ihm einmal mehr vor Augen, dass in Deutschland nur eine einzige Partei, die KPD, konsequent gegen Militarismus und Aufrüstung kämpfte.

Ende 1928 untersagte der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin, Zörgiebel, alle politischen Veranstaltungen unter freiem Himmel und hielt dieses Verbot trotz der Proteste der revolutionären Berliner Arbeiter auch für den 1. Mai 1929 aufrecht. Die KPD unterstützte die Arbeiter, die sich das demokratische Recht nicht nehmen lassen wollten, auf den Straßen und Plätzen für ihre sozialen Forderungen und gegen die Kriegsvorbereitungen zu demonstrieren.  Die revolutionäre Arbeiterpartei reif für den 1. Mai 1929 zu friedlichen Demonstrationen auf. Etwa 200 000 Berliner folgten diesem Ruf. Aber jeden Zug, der sich formierte, griff die Polizei an. Irregeführt durch die offizielle antikommunistische hetze und aufgehetzt von reaktionären Polizeioffizieren, schossen die Polizisten auf die unbewaffneten Demonstranten. Vor diesen blindwütig schlagenden und schießenden Polizeibütteln suchten sich die Demonstranten durch Straßensperren zu schützen, die sich aus Brettern, umgestürzten Fahrzeugen, Kanalisationsrohren und anderen Gegenständen errichteten. Daraus entstanden am Abend des 1. Mai in Neukölln und am Wedding Barrikaden. Hier begannen sich auch Arbeiter spontan, mit einigen wenigen selbst beschafften Waffen zu verteidigen.

1. Mai 1929 Berlin Wedding

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Die Polizei umstellte Stadtbezirke, verhängte den Belagerungszustand und brach dann schießend in einzelne Wohnviertel ein. 10 981 Schüsse feuerten sie laut eigener Abrechnung in den ersten Maitagen aus ihren Pistolen und Karabinern ab. 31 Tote und Hunderte Verletzte waren die fürchterliche Folge. Aber die KPD ließ sich nicht zu einem unvorbereiteten bewaffneten Kampf herausfordern. Wo einzelne Arbeiter spontan zum Gewehr gegriffen hatten, rief sie sie auf, den bewaffneten Kampf abzubrechen. Und die kämpfenden Arbeiter folgten diesem Appell. „Sie unterwarfen sich“, wie Thälmann rühmend hervorhob, „der revolutionären Disziplin, die das Grundgesetz der revolutionären Bewegung ist.“Die Polizei verhaftete mehr als 1200 Arbeiter. Es folgten Verbote von Zeitungen, Versammlungen und Demonstrationen. Jedoch die revolutionären Arbeiter nahmen diesen Unterdrückungsfeldzug nicht widerstandslos hin. In vielen Städten solidarisierte sich die Arbeiterschaft mit den Kämpfern und Opfern. Etwa 75 000 Arbeiter traten in Berlin, Chemnitz, Hamburg, Halle und Merseburg in den politischen Streik. Heutzutage ist ein politischer Streik von vornherein verboten. Ein neuer Aufschwung des Klassenkampfes reifte heran.

 

Die verstärke Auseinandersetzung der proletarischen und bürgerlich-humanistischen Schriftsteller und Künstler mit der  imperialistischen Politik und Ideologie

Als aktive Teilnehmer am Kampf der revolutionären Arbeiterbewegungen gegen den Imperialismus griffen proletarische Schriftsteller wie Willi Bredel, Karl Grünberg, Hans Marchwitzka, Adam Scharrer, Ludwig Turek und andere Themen auf, die in der deutschen Literatur bisher unbekannt waren, Literarisch gestalteten sie beispielsweise die Entwicklung des revolutionären Arbeiters zum Kommunisten, den Aufbau in der Sowjetunion und den revolutionären Befreiungskampf der Arbeiter in der ganzen Welt. Johannes R. Becher, der bedeutendste Lyriker der deutschen proletarischen Literatur, bekämpfte den Imperialismus besonders konsequent von den Positionen des Humanismus und der Arbeiterklasse mit vielfältigen Mitteln. Seine Werke halfen vielen Werktätigen(arbeitenden Menschen), den richtigen Weg zu finden.

Johannes R. Becher Biografie 1Johannes R. Becher Biografie 2Quellenangabe Johannes R.Becher Biografie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Neben Johannes R. Becher, dem Mitschöpfer und Organisator der proletarisch-revolutionären Literatur, wirkte Erich Weinert vor allem mit dem Mittel des politisch-agitatorischen Gedichtes. Mit ihm begeisterte er Hunderttausende Arbeiter, regte er sie zu Taten gegen den Imperialismus und Militarismus an. John Heartfield förderte diesen Prozess mit der von ihm entwickelten Fotomontage. Otto Nagel malte nicht nur die Not und die Unterdrückung des Proletariats ergreifend, sondern brachte dem Betrachter auch die Kraft des Arbeiters nahe.

Aus Empörung gegen die Barbarei des Imperialismus schlossen sich mehrere hervorragende bürgerliche Schriftsteller wie Bertolt Brecht, Egon Erwin Kisch, Ludwig Renn und Anna Seghers der revolutionären Arbeiterbewegung an. Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich Bertolt Brecht bereits zum größten Dramatiker seiner Zeit. Mit dem Stück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ bemühte er sich, den Marxismus in der Praxis des Theaters anzuwenden. Er versuchte, komplizierte ökonomische Vorgänge des Monopolkapitalismus auf der Bühne deutlich zu machen, demonstrierte den erbarmungslosen Kampf der Imperialisten an der Börse und zeigte den Mechanismus der kapitalistischen Meinungsbeeinflussung. Brecht wies auf die Notwendigkeit des revolutionären Sturzes der Herrschaft der Finanzkapitalisten hin und rief dazu auf. Er tat es in Form des Theaterspiels, die bei den werktätigen Zuschauern Lust am Erkennen erregen und Initiative zur Beseitigung der menschenfeindlichen kapitalistischen Gesellschaftsordnung wecken sollte.

Auf dem Gebiet der Musik wurde Hanns Eisler Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zum bedeutendsten Komponisten der deutschen Arbeiterklasse. Er komponierte Lieder, wie „Roter Wedding“ und „Solidarität“, die aktuelle Probleme des Kampfes der Arbeiterklasse künstlerisch gestalteten.

 

 

 

 

 

 

Als erbitterte Gegner des Krieges und des Militarismus stemmten sich in zunehmenden Maße auch einzelne fortschrittliche bürgerliche Schriftsteller gegen die militaristische Flut. Sie schufen vor allem im Kampf gegen die Verherrlichung des imperialistischen Krieges einige bedeutende Romane, wie „Im Westen nichts Neues“ (Erich Maria Remarque) und „Der Streit um den Serganten Grischa“ (Arnold Zweig). Gelang es ihnen auch nicht, Wesen und Ursachen des imperialistischen Krieges zu klären, so brandmarkten sie doch das Unmenschliche dieser gesetzmäßigen Erscheinung des Imperialismus.

Andere fortschrittliche bürgerliche Schriftsteller wie Alfred Döblin, Leonard Frank und Oskar Maria Graf rückten die Leiden, die Tapferkeit und die moralische Überlegenheit des einfachen Werktätigen(arbeitenden Menschen)in den Mittelpunkt ihrer Romane. Mit politischer und gesellschaftskritischer Lyrik kämpfte vor allem Kurt Tucholsky gegen Militarismus, Nationalismus und Faschismus an.

Auch einige bürgerliche Künstler stellten ihr Schaffen in den Dienst des Kampfes gegen den Hauptfeind des deutschen Volkes. Zu ihnen gehörte vor allem der Maler Otto Dix.  Er konfrontierte die verlogene Verherrlichung des Krieges mit dem wirklichen Grauen des Völkermordens und bemühte sich, mit seinen sozialkritischen Gemälden im Volke Kräfte der Abwehr zu wecken.

Otto Dix Der Krieg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Alle diese literarischen und künstlichen Werke mobilisierten viele Werktätige(arbeitende Menschen)zum Kampf gegen den Imperialismus und Militarismus.

 

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text

Kampf Arbeiterklasse gegen Reaktion und Entwicklung der KPD

 

Erich Weinert

Erich Gustav Weinert, geboren am 04. August 1890 in Magdeburg, gestorben am 20. April 1953 in Berlin war ein deutscher Schriftsteller und ab 1943 Präsident des Nationalkomitees Freies Deutschland.

Erich Weinert auf einer DDR-BReifmarke von 1990

Erich Weinert auf DDR-Briefmarke von 1990

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildquelle:„Stamps of Germany (DDR) 1990, MiNr 3301“ von Hochgeladen von –Nightflyer (talk) 19:53, 18 June 2009 (UTC) – Eigener Scan und Bearbeitung. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt

 

Weinert wurde schon früh durch seinen sozialdemokratisch eingestellten Vater politisch geprägt. Nach dem Besuch der Knabenbürgerschule in Magdeburg lernte Weinert Lokomobilbauer in der Buckauer Maschinenfabrik Rudolf Wolf. Das Abitur hatte ihm sein Vater verweigert, weil er Standesdünkel befürchtete. Weinert erhielt 1904 die Jugendweihe. Im Zeitraum von 1908 bis 1910 besuchte er die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. 1912 schloss er sein Studium an der Königlichen Kunstschule Berlin mit einem Staatsexamen als akademischer Zeichenlehrer ab. Weinert wurde, nach einer kurzen freiberuflichen Tätigkeit, zum Militär eingezogen, wo er als Offizier am Ersten Weltkrieg teilnahm.

Mit anderen jungen Künstlern gründete Weinert die Künstlergemeinschaft „Die Kugel“. In den Jahren 1919 und 1920 war er als Lehrer an der von ihm schon als Schüler besuchten Magdeburger Kunstgewerbeschule tätig. Anfang 1920 veröffentlichte er in der Zeitschrift der Gemeinschaft erste Gedichte. In Leipzig wirkte er als Schauspieler und Vortragskünstler. Ab Mai 1921 hatte er im Leipziger Kabarett Retorte mit seinen Kabarett-Texten großen Erfolg. Die Texte wurden unter dem Titel „Der verbogene Zeitspiegel“ und „Der Gottesgnadenhecht und andere Abfälle“ publiziert. Ab 1923 trat Weinert in Berlin im Künstlercafé „Küka“ auf. Weinert veröffentlichte seine Texte in vielen kommunistischen und linksbürgerlichen Zeitschriften, erhielt jedoch in Preußen Redeverbot.

Weinert gehörte zu den Mitbegründern des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. 1929 trat er der KPD bei. Er war Mitarbeiter der „Roten Fahne“.

1930 begann seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch.(zu diesen Personen in einer späteren Ausgabe DIE TROMMLER mehr)

Von 1933 bis 1935 ging Weinert mit Frau und Tochter mit Umweg über die Schweiz in das Exil in das Saargebiet, wo er 1934 steckbrieflich gesucht wurde. Nach dem Saar-Plebiszit(Volksentscheid/Saarabstimmung) 1935 kehrte er nach Paris zurück, um gleich wieder in die Sowjetunion auszureisen, wo er u. a. für Radio Moskau arbeitete.

Weinert wurde von 1937 bis 1939 Mitglied der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg(national-revolutionärer Krieg), wo er als Frontberichterstatter tätig war. Anschließend war er von Februar bis Herbst 1939 im Lager Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales) interniert, wo er schwer lungenkrank wurde.

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion war Weinert auf sowjetischer Seite als Propagandist tätig. Mit seinen Gedichten bedruckte Flugblätter wurden in hoher Auflage hinter den deutschen Linien abgeworfen. 1943 wurde er zum Präsidenten des Nationalkomitees Freies Deutschland gewählt.

1946 kehrte Weinert nach Deutschland zurück und wurde, bereits schwer erkrankt, als Vizepräsident der Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) tätig. Wie viele Künstler und Wissenschaftler wohnte er in der Straße 201.Er veröffentlichte, kurz vor seinem Tode, noch ein Erinnerungsbuch des mit ihm im sowjetischen Exil befreundeten Malers Heinrich Vogeler.

Erich Weinert-Denkmal in Farnkfurt(Oder)

Erich Weinert-Denkmal in Frankfurt/Oder

Bildquelle:
„2006-03 Frankfurt (Oder) 40“ von Sicherlich. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt.

 

Weinert war ein bedeutender Satiriker und Lyriker während der Weimarer Republik und ein wichtiger Vertreter der proletarisch-revolutionären Literaturbewegung dieser Jahre. Der Text der Hymne der internationalen Brigaden, die im spanischen Bürgerkrieg kämpften, stammt von ihm.

Grabplatte für Erich Weinert

Die Grabplatte für Erich Weinert in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildquelle:
„FFelde34“ von 44Pinguine in der Wikipedia auf Deutsch – Selbst fotografiert. Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 de über Wikimedia Commons – Bild ist entsprechend verlinkt.

 

siehe Wikipedia