Die Krise des Jahres 1847
In den Staaten des Deutschen Bundes entstand im Jahre 1847 eine revolutionäre Situation. Es war Wirtschaftskrise. Diese ist zuerst in England und den USA ausgebrochen. Die Kapitalisten versuchten, die Lasten der Krise auf die Arbeiter abzuwälzen. Viele Arbeiter wurden entlassen, anderen der ohnehin knappe Lohn noch mehr herabgesetzt.

Zugleich wuchsen seit 1845 Not und Elend der arbeitenden Menschen durch schlechte Getreide- und Kartoffelernten. Die Händler nutzten die Lage aus, um die Lebensmittelpreise in die Höhe zu treiben. In einigen Gegenden Deutschlands wütete der Hungertyphus. Gegen die wucherischen Preissteigerungen kam es in vielen Städten zu Tumulten und Unruhen.

Hungerrevolte 1847
Der Wirtschaftskrise und den Hungerunruhen standen die feudalen Regierungen hilflos gegenüber. Sie waren nicht mehr in der Lage, aus der entstanden revolutionären Situation einen Ausweg zu finden.


Der Beginn der revolutionären Kämpfe im Frühjahr 1848
Der Sieg der Februarrevolution in Frankreich
Auch in Frankreich hatte sich im Frühjahr 1848 eine revolutionäre Situation entwickelt.
Die Regierung des seit 1830 herrschenden Königs Louis Philippe war im Volke tief verhasst. Ihre Politik lag nur im Interesse der Bankkapitalisten. Diese bereicherten sich schamlos. Die Industriekapitalisten, Handwerker, Bauern und Arbeiter waren ohne politischen Einfluss. Sie besaßen nicht einmal das Wahlrecht.
Als die Regierung eine Kundgebung, in der die Erweiterung des Wahlrechts gefordert werden sollte, am 22. Februar 1848 verbot, zogen Arbeiter, Handwerker und Studenten dennoch auf die Straße. Sie forderten den Rücktritt der Regierung und politische Reformen. Als die Truppen des Königs auf die Demonstranten schossen, entbrannten blutige Barrikadenkämpfe. Schließlich stürmten Arbeiter und Studenten den Königspalst und zwangen König Louis Philippe zur Flucht.
In der Februarrevolution hatten die Pariser Arbeiter durch ihren mutigen Einsatz die Republik erkämpft. Am 25. Februar 1848 wurde eine bürgerliche provisorische Regierung eingesetzt, der aber nur ein Arbeiter angehörte. Die meisten Minister waren Vertreter der Industriebourgeoisie.
Der Sturz des Metternich-Regimes
Eine der reaktionärsten Feudalstaaten in Europa war das Habsburger Kaiserreich unter der Regierung des Fürsten Metternich.
Das Bürgertum besaß noch weit weniger Bewegungsfreiheit als in Frankreich oder Preußen. Es bestanden noch nicht mehr zeitgemäße Zunftgesetze. Fabriken und Eisenbahnlinien durften nur in beschränkter Anzahl gebaut werden. Hohe Zölle unterbanden den Handel mit anderen Ländern. Die kapitalistische Entwicklung wurde dadurch stark beeinträchtigt.
Als die Nachricht vom Ausbruch der Februarrevolution in Wien eintraf, stellte die Bevölkerung dem Kaiser Forderungen:
- Verfassung
- Volksbewaffnung
- Absetzung Metternichs
Auch hier löste der Einsatz von Militär gegen die Demonstranten Straßenkämpfe aus. Arbeiter und Studenten trugen dabei den Hauptanteil an den bewaffneten Kämpfen. Am Abend des 13. März 1848 war das Volk Sieger. Metternich floh verkleidet nach England. Sein Regime brach zusammen. Der Kaiser und die verbliebenen Minister sahen sich gezwungen, eine Verfassung zu versprechen und die Volksbewaffnung durchzuführen.
Die nationalen Erhebungen der Italiener, Ungarn, Tschechen und Polen
Das Habsburger Reich war ein wahres Völkergefängnis. Der Feudaladel hielt mit Polizei und Militär die Italiener, Ungarn , Tschechen und Polen und andere Völker nieder, die sich von den feudalen Fesseln und nationaler Unterdrückung befreien wollten. Ermutigt von der französischen Februarrevolution und dem Aufstand in Wien brachen in vielen Teilen des Habsburger Reichs revolutionäre Erhebungen aus.
Im Norden Italiens erhob sich das Volk gegen die österreichische Fremdherrschaft. Nach einem fünftägigen Barrikadenkampf zwang die Bevölkerung Mailands am 22. März 1848 die österreichischen Truppen zum Abzug. In Venedig wurde die Republik ausgerufen und eine provisorische Regierung aus Vertretern des Bürgertums geschaffen.
In Ungarn lag die revolutionäre und nationale Bewegung in den Händen des kleinen und mittleren Adels. Ihr Führer war der Rechtsanwalt Lajos Kossuth. Unter seinem Einfluss unternahm die ungarische Regierung Schritte zur Herstellung der Unabhängigkeit des Landes. Er verkündete bürgerliche Reformen, hob Frondienste und feudale Abgaben der Bauern auf, bildete eine nationale ungarische Regierung und entzog das Heer der Ungarn dem Oberbefehl des österreichischen Kaisers.
In Böhmen gerieten das tschechische Bürger- und Kleinbürgertum und Bauern in Bewegung. Sie erkämpften sich Presse- und Versammlungsfreiheit. Sie traten für die Erlangung nationaler Rechte und die Abschaffung der Feudallasten ein.
In Polen brach die revolutionäre Erhebung vor allem in den Landesteilen aus, die sich Preußen während der Teilungen Polens am Ende des 18. Jahrhunderts angeeignet hatte. Hier waren an den Erhebungen vor allem Bauern und der Kleinadel beteiligt. Die Aufständischen verhandelten mit dem preußischen König um die Gewährung nationaler Unabhängigkeit. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, wurde gelichzeitig ein polnisches Heer aufgestellt.
Die revolutionäre Bewegung in Süd- und Südwestdeutschland
Angeregt von den Ereignissen in Frankreich fanden Ende Februar und Anfang März 1848 in Süd- und Südwestdeutschland, vor allem in Mannheim, Stuttgart, Mainz, Hanau und München große Volksversammlungen statt. Arbeiter, Handwerker, Studenten, Kaufleute und Fabrikanten verlangten von den Fürsten
- Volksbewaffnung
- Pressefreiheit
- Die Einberufung eines deutschen Parlaments
- Reformen im Gerichtswesen
Die revolutionäre Welle griff auch auf die Landbevölkerung über. In Baden, Württemberg, Bayern und Hessen erhoben sich die Bauern gegen den Adel.
Sie zogen vor die Herrensitze und forderten die Abschaffung aller Frondienste und Abgaben. Wo ihnen Widerstand geleistet wurde, stürmten sie Schlösser, verbrannten Zinsbücher und erklärten die Feudalrechte für aufgehoben.
Voller Angst um ihre Throne gaben die Fürsten dem Druck der Volksmassen nach. Sie entließen besonders verhasste adlige Minister und beriefen Vertreter des Bürgertums in die Regierungen. So entstanden die Märzministerien. Zugleich wurde die Presse- und Versammlungsfreiheit verkündet. Die Bourgeoisie durfte bewaffnete Abteilungen – Bürgerwehren – bilden. Mit diesen Ergebnissen war die Bourgeoisie der süd- und südwestdeutschen Staaten bereits zufrieden, obwohl Fürsten und Adel noch immer die wichtigsten Machtstellungen besaßen, die Armeen kommandierten und die Verwaltungen beherrschten.
Die Märzkämpfe in Berlin
Der 18. März 1848
Auch Preußen wurde von der revolutionären Bewegung erfasst. Die Nachrichten über die Wiener Revolution und die revolutionären Bewegungen in Süd- und Südwestdeutschland rüttelten das Volk auf. Die Arbeiter erhoben unüberhörbar Forderungen nach einem menschenwürdigerem Leben. Als immer mehr Volksversammlungen stattfanden und die Diskussionen auf Straßen, Plätzen und Wirtshäusern immer heftiger wurden, traf die Regierung militärische Vorbereitungen. Sie ließ Kanonen an verschiedenen Stellen der Stadt auffahren und gab Kavallerieabteilungen den Befehl, die Straßen mit Gewalt zu räumen, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Infolge des brutalen Einschreiten des Militärs hatte es in Berlin bis zum 16. März schon 20 Tote gegeben. Daher bestand die Bevölkerung auf den unbedingten Abzug der Truppen aus der Stadt. Unter dieser Hauptlosung fand am 18. März vor dem Berliner Schloss eine Massendemonstration statt.

Infanterie und Kavallerie standen in der Nähe des Platzes in Bereitschaft. Gegen 14 Uhr erschien der König auf dem Balkon des Schlosses. Vieltausendstimmig schallte dem König der Ruf entgegen: „Fort mit dem Militär“. Der König gab den Truppen den Befehl, den Schlossplatz zu räumen. Als zwei Schüsse fielen, brach die Erhebung los. Mit dem Ruf: „Verrat, Verrat! Zu den Waffen! Auf die Barrikaden!“ begann die große Berliner Barrikadenschlacht vom 18. März. Während sich die Bourgeoisie feige zurückzog, handelten Arbeiter, Handwerksgesellen und Studenten. Rasch errichteten sie in der gesamten Innenstadt zahlreiche Barrikaden.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1982
Bearbeitet von Petra Reichel

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