Die Gründung des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ und der antifaschistische Widerstandskampf in Deutschland

Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“ – der Beginn eines neuen Abschnitts des deutschen antifaschistischen Widerstandskampfe

Die Krise des faschistischen Systems, die Niederlagen der Hitlerwehrmacht an allen Fronten und die wachsende Widerstandsbewegung in den besetzten Gebieten sowie in Deutschland veranlassten die Führung der KPD, sich verstärkt mit dem weiteren Weg des deutschen Volkes nach dem Sturz des Faschismus um dem Ende des Krieges zu beschäftigen. Dabei beachtete die Parteiführung sehr aufmerksam die zunehmende antifaschistische Bewegung unter den deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Führende Funktionäre der KPD, so Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Erich Weinert u.a. diskutierten mit vielen Kriegsgefangenen Soldaten und Offizieren.

Ein großer Erfolg der politischen Arbeit unter den Kriegsgefangenen war die Gründung des Nationalkomitees „Freies Deutschland“(NKFD) am 13./13. Juli 1943 in Krasnogorsk bei Moskau. Vorsitzender des Nationalkomitees wurde der Arbeiterdichter Erich Weinert. Ihm gehörten führende Kommunisten wie Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht an, aber auch kriegsgefangene Offiziere der Wehrmacht wie Karl Hetz, Heinrich Hoffmann und Ernst Hadermann, die mit dem faschistischen Regime gebrochen hatten und dafür kämpften, den Krieg zu beenden und ein antifaschistisches und demokratisches Deutschland zu schaffen.

Gründungstag des NKFD

Gründungstagung der NKFD am 12. Juli 1943 in Krasnogorsk

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Unter den 38 Mitgliedern des Komitees waren 13 Arbeiter, 1 Bauer, 4 Angestellte, 13 Intellektuelle, 1 Geistlicher, 1. Student, 1 Verleger und 4 Berufssoldaten.

Erich Weinert bei Unterzeichnung des Gründungsmanifests des NKFD

Erich Weinert bei der Unterzeichnung des Gründungsmanifests des NKFD

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Aus Manifest des NKFDAus Manifest des NKFD 2Quellenangabe Aus Manifest des NKFD

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Mit der Gründung des Nationalkomitees und der Annahme des Manifests wurde die von der KPD auf den Brüsseler und Berner Konferenzen ausgearbeitete antifaschistische Volksfrontpolitik in der neuen Lage 1943 verwirklicht.

Der Bewegung „Freies Deutschland“, die sich bald auch in den Reihen der deutschen politischen Emigranten in England, in Schweden, in der Schweiz, in den USA, in Mexico und in Frankreich entwickelte, gehörten Vertreter der verschiedensten Klassen und Schichten des deutschen Volkes an. Sie schoben alles Trennende ihrer Herkunft, ihres Lebensweges, ihrer religiösen und politischen Anschauung beiseite und fanden sich in der Sorge um die Zukunft des deutschen Volkes zusammen.

Die Bewegung „Freies Deutschland“ war ein Kampfbündnis verschiedener Schichten des Volkes und patriotischer Kräfte der Armee. (Heute haben die Rechten den Begriff „Patriotismus“, „Patriot“ geklaut und umgedeutet.) Die Führung lag bei der Arbeiterklasse und deren Partei, der KPD. Dieses antifaschistische Kampfbündnis war seinem Wesen nach die deutsche Antihitlerkoalition. Es legte einen Grundstein für die Zusammenarbeit der verschiedenen Schichten des deutschen Volkes nach der Befreiung des Hitlerfaschismus.

 

Der verstärkte Widerstandskampf in Deutschland

Die vom Nationalkomitee „Freies Deutschland“ vertretene Politik wurde auch zur politischen Leitlinie des weiteren Widerstandskampfes in Deutschland. Nach den großen Niederlagen der faschistischen Wehrmacht kam es in Deutschland zur Herausbildung großer illegaler Partei- und Widerstandsorganisationen, zu deren Leitern solche hervorragenden Kommunisten wie Bernhard Bästlein, Otto Engert, Franz Jacob, Kurt Kresse, Theodor Neubauer, Magnus Poser, Anton Saefkow, Martin Schwantes, Georg Schumann und Robert Uhrig gehörten.

Die Widerstandsorganisationen unter der Leitung dieser hervorragenden Antifaschisten handelten in voller Übereinstimmung mit den Beschlüssen des Zentralkomitees der KPD. Sie bemühten sich, die Politik der Partei durchzusetzen, um alle Hitlergegner für die Beendigung des Krieges und die Errichtung eines antifaschistisch-demokratischen Deutschlands zu gewinnen.

Führende Vertreter dieser Widerstandsorganisationen bildeten im November 1943 erneut eine unter Führung des Zentralkomitees der KPD stehende operative Leitung der Partei und des antifaschistischen Kampfes in Deutschland. Diese operative Leitung machte die politische Linie des Nationalkomitees zur Richtschnur ihres Handelns.

Aus Aufruf der operativen Leitung der KPDAus Aufruf der operativen Leitung der KPD 2Quellenangabe Aus Aufruf der operativen Leitung der KPD

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Die Aktionen der deutschen Widerstandsbewegung erreichten im ersten Halbjahr 1944 ihren Höhepunkt. Das veranlasste die Faschisten, den Terror noch mehr zu verstärken und 300 000 deutsche sowie ausländische Antifaschisten zu verhaften. Am 18. August 1944 ermordeten die Faschisten auch Ernst Thälmann.

Ernst Thälmann

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

 

Rudolf Breitscheid

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Kommunistische Widerstandskämpfer

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Aufgerüttelt durch die Schlacht an der Wolga verstärkten auch antifaschistische deutsche Studenten ihren Kampf. In München und andren Städten verbreitete die studentische Widerstandsorganisation „Weiße Rose“ mehr als 90 000 Flugblätter. Bei einer Flugblattaktion in der Münchner Universität wurden am 18. Februar 1943 die Geschwister Scholl und ihre Mitkämpfer verhaftet. Vier Tage später wurden Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Propst hingerichtet.

 

 

Geschichtsbuch DDR 9. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

 

„Weiße Rose“

Aufgerüttelt durch die Schlacht an der Wolga verstärkten auch antifaschistische deutsche Studenten ihren Kampf. In München und andren Städten verbreitete die studentische Widerstandsorganisation „Weiße Rose“ mehr als 90 000 Flugblätter. Bei einer Flugblattaktion in der Münchner Universität wurden am 18. Februar 1943 die Geschwister Scholl und ihre Mitkämpfer verhaftet. Vier Tage später wurden Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Propst hingerichtet.

Weiße Rose_Geschwister Scholl

 

 

 

 

Geschichtsbuch DDR 9. Klasse Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Kommunistische Widerstandskämpfer

Kommunistische Widerstandskämpfer

Einige der hervorragendensden kommunistischen Widerstandskämpfer gegen den deutschen Faschismus, deren tapferes Leben unter dem Fallbeil der Nazihenker endete:

Anton Saefkow (1903 bis 1944), Mitglied der Leitung der illegalen Parteiorganisation in Berlin und der operativen Leitung für ganz Deutschland.

Franz Jakob (1906 bis 1944), bis 1942 führender Funktionär des antifaschistischen Widerstandskampfes in Hamburg, danach in Berlin als Mitglied der operativen Leitung tätig.

Martin Schwantes (1904 bis 1945), Mitglied der Leitung der illegalen Parteiorganisation in Berlin und der operativen Leeitung für ganz Deutschland.

Bernhard Bästlein (1894 bis 1944), Organisator einer antifaschistischen Widerstandsorganisation in Hamburg, später Mitglied der operativen Leitung in Berlin.

Adam Kuckhoff (1887 bis 1943), Schriftsteller, Schauspieler, Dramaturg, nach 1933 Mitglied der antifaschistischen Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe.

Dr. Theodor Neubauer (1890 bis 1945), Abgeordneter der KPD im Reichstag, führender Funktionär des antifaschistischen Widerstandskampfes in Thüringen und Mitglied der operativen Leitung.

Georg Schumann (1886 bis 1945), Mitbegründer und Reichstagsabgeordneter der KPD, schuf eine antifaschistische Widerstandsorganisation in Sachsen und gehörte der operativen Leitung an.

Robert Uhrig (1903 bis 1944), Leiter der illegalen Berliner Parteiorganisation, die zum Zentrum eines umfangreichen antifaschistischen Widerstandsnetzes wurde.

 

Geschichtsbuch DDR 9. Klasse Kopie

 

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Rudolf Breitscheid

Rudolf Breitscheid

Rudolf Breitscheid, geboren am 2. November 1874, bürgerlicher Herkunft, stand als Doktor der Nationalökonomie zunächst liberalen Ideen nahe. 1912 trat er der SPD bei, deren linken Flügel er später als führender Politiker angehörte. Er erkannte nach 1933, dass der Faschismus nur durch die Aktionseinheit der Arbeiterklasse beseitigt werden kann. Er zog daraus die richtigen Schlussfolgerungen und stellte in der Emigration und nach seiner Verhaftung im KZ Buchenwald seine ganze Kraft in den Dienst des gemeinsamen Kampfes gegen den Hitlerfaschismus. Breitscheid kam am 24. August 1944 im KZ Buchenwald ums Leben. Die „Medaille für Kämpfer gegen den Faschismus 1933 bis 1945“ trägt die Bilder Thälmanns und Bereitscheids.

 

Geschichtsbuch DDR 9. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Ernst Thälmann

Ernst Thälmann

Ernst Thälmann, der große deutsche Arbeiterführer, wurde von den Faschisten seit 1933 in Haft gehalten und war während dieser Zeit allen nur denkbaren Folterungen und Qualen ausgesetzt. Ernst Thälmann gab den illegalen Kämpfern und allen Antifaschisten das Beispiel des ungebrochenen Kämpfers gegen die faschistische Gewaltherrschaft. Sein Name war das Symbol des unerschrockenen Kampfes gegen den deutschen Imperialismus und Militarismus, für Frieden, Freiheit und eine bessere Zukunft des deutschen Volkes.

Er wurde aus dem Zuchthaus Bautzen in das KZ Buchenwald überführt und dort am 18. August 1944 auf Befehl der Naziführung von SS-Mördern hinterhältig erschossen.

 

Geschichtsbuch DDR 9. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Der Kampf um die Errichtung der antifaschistischen Einheits- und Volksfront nach der Brüsseler Parteikonferenz

Nach der Brüsseler Parteikonferenz verstärkten die Kommunisten und andere antifaschistische Widerstandskämpfer ihre Anstrengungen im Kampf gegen das Naziregime. Hierbei zeichneten sich in den folgenden Jahren zwei Schwerpunkte ab. Einmal vervielfachte die Führung der KPD ihre Anstrengungen, die Einheitsfront der Arbeiterklasse herzustellen und einheitliche Kampfaktionen gegen den Faschismus zu organisieren. So suchten Walter Ulbricht und Franz Dahlem noch im November 1935 in Prag die sozialdemokratische Führung auf und unterbreiteten dort Vorschläge.

aus Vorschlägen des ZK der KPD an Führer der Sozialdemokratie, November 1935aus Vorschlägen an Führer der Sozialdemokratie 2

Quellenangabe aus Vorschlägen des ZK der KPD an Führer der Sozialdemokratie

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Auch diese Vorschläge wurden wieder von sozialdemokratischen Führern, wie Hans Vogel und Friedrich Stampfer, abgelehnt. Dennoch kam es in der Emigration und in Deutschland zu gemeinsamen Stellungnahmen und Aktionen von Kommunisten und Sozialdemokraten. Anlässlich der Ermordung des Kommunisten Rudolf Claus wegen seiner Tätigkeit in der Roten Hilfe(Eine Schande, was aus der Roten Hilfe heute geworden ist.), wandten sich führende Kommunisten und Sozialdemokraten erstmals in einer gemeinsamen Erklärung gegen das faschistische Mordregime an die deutsche und internationale Öffentlichkeit. Die Kommunistische Partei und die Sozialdemokratische Partei veröffentlichten im Saargebiet zur im März 1936 geplanten Reichstagswahl einen gemeinsamen Aufruf gegen die faschistische Politik des Lohnraubs, des Terrors und der Aggressivität. Gemeinsame Kampfaktionen von Bergarbeitern auf einigen Saar- und Ruhrgruben, die mitunter bis zu kurzen Streiks gingen, so auf vier Zechen in Wanne-Eickel Ende Februar 1936, zeigen die großen Anstrengungen zur Verwirklichung des gemeinsamen Kampfaufrufs.

aus Chronik des faschistischen MordterrorsQuellenangabe_aus Chronik des faschistischen Mordterrors

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Zum anderen suchte die KPD im Kampf alle antifaschistischen Kräfte zu einer einheitlichen Volksfront zusammenzuschließen. So kam im November 1935 im Pariser Hotel Lutetia unter dem Vorsitz von Heinrich Mann ein größerer Kreis von Sozialdemokraten, Kommunisten, Katholiken, Funktonären der Sozialistischen Arbeiterpartei(SAP) und einigen Vertretern der bürgerlichen Opposition zusammen, um über gemeinsame Schritte zum Kampf gegen das Naziregime zu beraten. Es bedurfte großer Anstrengungen, um auf einer Konferenz von etwa 100 Vertretern am 02. Februar 1936 eine erste gemeinsame Stellungnahme gegen den Hitlerfaschismus herbeizuführen. Durch die Ausarbeitung von Vorschlägen für ein Programm der deutschen Volksfront durch das Politbüro des Zentralkomitees der KPD im Juni 1936 wurde dieser Prozess der Herausbildung einer deutschen antifaschistischen Volksfront weiter gefördert und die Tätigkeit des in Paris gebildeten Ausschusses für eine deutsche Volksfront unterstützt.

Auf Anregung Wilhelm Piecks veröffentlichte der Volksfrontausschuss anlässlich des vierten Jahrestages der Errichtung der faschistischen Diktatur in Deutschland einen „Aufruf für die deutsche Volksfront, für Frieden, Freiheit und Brot!“ Er war das erste bedeutsame programmatische Dokument das gemeinsam von Kommunisten ( Franz Dahlem, Wilhelm Florin, Wilhelm Koehnen, Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht), Sozialdemokraten (Siegfried Aufhäuser, Karl Böchel, Rudolf Breitscheid, Toni Sender) und der Sozialistischen Arbeiterpartei sowie Vertretern der deutschen Intelligenz, wie Johannes R. Becher, Lion Feuchtwanger, Wolfgang Hallgarten, Wieland Herzfelde, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann, Arnold Zweig und anderen unterzeichnet worden war.

aus Aufruf_Bildung der deutschen Volksfrontaus Aufruf-Bildung der deutschen Volksfront 2Aufruf deutsche Volksfront Quellenangabe 1aus Aufruf_deutsche Volksfront Quellenangabe 2

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Herausgeber der WELTBÜHNE

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Diese Anstrengungen hatten auch Auswirkungen in Deutschland selbst. Ende Dezember 1936 verbreitete eine von Berliner Sozialdemokraten organisierte Volksfrontgruppe ihr politisches Programm als einen Entwurf für eine Volksfrontplattform. Am 1. März 1937 bildete sich ein einheitlicher Arbeitsausschuss für die Vorbereitung einer Volksfront des Saargebietes.

An diesem Kampf für die antifaschistische Einheits- und Volksfront hatten die besten Vertreter deutschen Geisteslebens einen hervorragenden Anteil. Sowohl revolutionäre und bürgerlich-humanistische Schriftsteller, wie Johannes R. Becher, Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Ernst Toller sowie Heinrich Mann und Thomas Mann, als auch Wissenschaftler und Künstler reihten sich in die gemeinsame Front des Kampfes gegen den Faschismus ein. Die Gedichte Johannes R. Bechers zeichneten das Bild des revolutionären, von der Liebe zur Heimat und zum Volk und vom Hass gegen die Feinde des Volkes gleichermaßen durchdrungen Patrioten. (Heute wird der Begriff „Patriot“, bzw. „Patrioten“ von Rechten, bzw. Nazis missbraucht.)

Willi Bredels „Prüfung“, Wolfgang Langhoffs „Moorsoldaten“ und Friedrich Wolfs „Professor Mamlock“ halfen, um nur einige Werke zu nennen, dem faschistischen Regime vor aller Welt die Maske vom Gesicht zu reißen.

Die Werke Brechts wurden in diesen Jahren weltbekannt. Heinrich Mann rang sich zu Positionen eines kämpfenden Humanismus durch. In seinem großen Romanwerk „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ und „Die Vollendung des Königs Henri Quatre“ zeugt der literarische Held von der Unüberwindlichkeit des kämpferischen Humanismus.

 

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Kampf um der antifaschistischen Einheits- und Volksfront

 

Die Brüsseler Parteikonferenz der KPD

Die IV. Reichsparteikonferenz der KPD tagte vom 13. Bis 15. Oktober 1935 in der Nähe von Moskau. Um die Gestapo irrezuführen und die Rückkehr der Delegierten auf ihre illegalen Kampfposten zu sichern, wurde von der Führung der KPD verbreitet, die Konferenz habe in Brüssel stattgefunden. Sie ist deshalb als Brüsseler Parteikonferenz der KPD in die Geschichte eingegangen

Die Konferenz stand vor der Aufgabe, auf der Grundlage der Beschlüsse des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale eine eigene schöpferische Politik, die den Kampfbedingungen entsprach, auszuarbeiten.

An dieser schwierigen und verantwortlichen Arbeit beteiligten sich trotz der faschistischen Verfolgungen Delegierte aus fast allen Teilen Deutschlands, unter ihnen Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Wilhelm Florin, Fritz Heckert und Franz Dahlem.

Die Hauptreferate der Konferenz hielten Wilhelm Pieck und Wilhelm Florin. Darin analysierten sie gründlich die Lage in Deutschland und in der Welt und entwickelten die neue Strategie und Taktik der KPD. Andere führende Genossen hielten Referate zu wichtigen Problemen der Massenarbeit der KPD. So sprachen Walter Ulbricht über den gewerkschaftlichen Kampf und Anton Ackermann über den antifaschistischen Kampf der werktätigen Jugend. (erwerbstätigen Jugend). Im Mittelpunkt aller Referate und Diskussionsbeiträge stand das Bestreben, eine umfassende Antwort auf die Frage zu geben, auf welchem Wege die deutsche Arbeiterklasse im Bündnis mit anderen Werktätigen(Erwerbstätigen) die Macht des deutschen Imperialismus und Militarismus stürzen und die politische Macht erobern konnte.

Die hierzu notwendige nüchterne und reale Einschätzung des Kräfteverhältnisses der Klassen in Deutschland lenkte auf entscheidende Erkenntnisse. Durch die Errichtung der faschistischen Diktatur hatten sich die Machtpositionen des Monopolkapitals gefestigt. Die Arbeiterklasse blieb demgegenüber weiterhin gespalten. Ihre führende Kraft, die KPD, war darüber hinaus in die tiefste Illegalität gedrängt. So hatte sich das Kräfteverhältnis zuungunsten der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten gestaltet.

Die Einschätzung des Bewusstseinstandes der verschiedenen Klassen und Schichten bestätigte diese Tatsache. Nur eine Minderheit der Arbeiterklasse führte den aktiven Kampf gegen den Faschismus. Die Mehrheit dagegen verhielt sich passiv.

Die Verbündeten derArbeiterklasse, die kleinbürgerlichen Schichten auf dem Lande und in den Städten, waren zum Teil mit den verschiedensten Maßnahmen der Hitlerregierung, der Förderung des Großgrundbesitzes und der Großbauern, der weiteren Existenz der Warenhäuser als drückende Konkurrenz der kleinen Händler usw. unzufrieden, aber zum aktiven Kampf waren sie nicht bereit. Die Warenhäuser waren einst in jüdischer Hand. Die Nazis enteigneten die Juden(„Arisierung“), doch sie führten die Warenhäuser in eigner Regie weiter. Die Hoffnung der Kleinhändler, dass die Warenhäuser abgeschafft würden, erfüllten sich nicht. Nach dem II. Weltkrieg wurden in der BRD daraus große Warenhauskonzerne. Nun haben sie ihrerseits Konkurrenz durch die großen Märkte außerhalb der Innenstädte („grüne Wiese“).

Die Kampfaktionen gegen die Hitlerdiktatur mussten deshalb demokratischen Charakter tragen, mussten eine antifaschistische, antiimperialistische und demokratische Ordnung zum Ziel haben.

Das nächste strategische Ziel war der Sturz des Hitlerregimes, die Erringung demokratischer Rechte und Freiheiten für das Volk und die Erkämpfung eines freien antifaschistischen Staates. Das konnte nur auf der Grundlage eines breiten demokratischen Kampfprogramms erfolgen, das die nächstliegenden, unmittelbaren Forderungen der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten enthielt.

Manifest der Brüsseler ParteikonferenzQuellenangabe Manifest der Brüsseler Parteikonferenz

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Um diese Aufgaben verwirklichen zu können, erklärte die Brüsseler Parteikonferenz die Herstellung der Aktionseinheit aller Teile der deutschen Arbeiterklasse und die Bildung der antifaschistischen Volksfront zum Kampf gegen Faschismus und Kriegsgefahr zur zentralen Aufgabe der KPD. Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang war die Herstellung der Einheitsfront zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten.

Wilhelm Pieck über VolksfrontWilhelm Pieck über Volksfront 2Quellenangabe Wilhelm Pieck über Volksfront

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Mit den Beschlüssen der Parteikonferenz besaß die KPD als einzige Partei in Deutschland ein reales politisches Kampfprogramm zur Sammlung aller antifaschistisch-demokratischen Kräfte für den Sturz des Hitlerfaschismus, für die Verhinderung eines Krieges und die Errichtung eines demokratischen friedliebenden Deutschlands

Die Parteikonferenz bekundete die tiefe Verbundenheit mit ihrem eingekerkerten Parteivorsitzenden sowie ihre Bereitschaft, im Kampf um seine Befreiung niemals nachzulassen. Sie berief Ernst Thälmann deshalb erneut zum Führer der KPD. Für die Zeit seiner Kerkerhaft wurde Wilhelm Pieck zum Vorsitzenden der Partei gewählt. An seiner Seite standen in der Parteiführung so bewährte Funktionäre der deutschen Arbeiterbewegung wie Wilhelm Florin, Fritz Heckert, Walter Ulbricht und andere Genossen.

Politbüromitglieder auf Brüsseler Parteikonferenz gewählt

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

 

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die Brüsseler Parteikonferenz der KPD

Der 20. Juli 1944

Angesichts der unaufhaltsam näherrückenden Niederlage und des Aufschwungs der antifaschistischen Widerstandsbewegung suchte die Monopolbourgeoisie nach einem Ausweg. Führende Kreise der Monopolisten und reaktionären Militärs wollten auch nach dem verlorenen Krieg die Machtgrundlagen des deutschen Imperialismus und Militarismus erhalten. Eine grundlegende Umgestaltung der Herrschaftsverhältnisse und die Entmachtung und der imperialistischen Kriegsverbrecher lehnte sie ab.

Zu dieser Gruppierung gehörten neben anderen der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Goerdeler und der ehemalige Generalstabschef Beck. Sie planten einen Putsch, bei dem Hitler beseitigt werden sollte. Den Krieg gegen die Sowjetunion wollten sie weiterführen, dagegen planten sie, mit den Westmächten sofort Frieden zu schließen.

Die Verschwörergruppe war jedoch politisch nicht einheitlich. Es gab darin auch einige wirklich patriotisch gesinnte Offiziere und Vertreter des Bürgertums. Zu ihnen gehörte vor allem Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Seine Auffassung war es, die faschistische Diktatur durch eine demokratische Republik zu ersetzten und sofort sowohl im Westen als auch im Osten Frieden zu schließen.

Stauffenberg

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Stauffenberg bewies große Tatkraft und Mut und brachte selbst am 20. Juli 1944 eine Bombe in das Hauptquartier Hitlers. Das Attentat misslang jedoch, und die Verschwörung brach daraufhin schnell zusammen. Stauffenberg und viele andere Teilnehmer der Verschwörung wurden von den Faschisten hingerichtet.

Die Hauptursache des Misserfolgs der Verschwörer vom 20. Juli war, dass sie es ablehnten sich auf das Volk zu stützen. Sie standen vor allem der Arbeiterklasse und der KPD ablehnend gegenüber. Deshalb suchten sie auch nicht die Unterstützung der antifaschistischen Widerstandsbewegung. Vielmehr wollten sie das Volk auch in Zukunft vom Mitregieren ausschließen. Außenpolitisch beabsichtigten die Verschwörer sich auf die Westmächte zu stützen. Sie hofften sogar auf einen Konflikt mit der Sowjetunion.

In der BRD(die alte BRD, sowie die heutige Groß-BRD) wird  häufig erklärt, die Verschwörung des 20. Juli 1944 sei der einzige bedeutende Widerstandskampf gegen den Faschismus gewesen. Reaktionäre Historiker und Politiker berufen sich auf die Ideen der Verschwörer des 20. Juli und behaupten, die BRD habe ihr Vermächtnis verwirklicht.

Der schon in der alten BRD aufkommende Neo-Faschismus und der nun große Zuspruch der rechten Parteien, wurde in der alten BRD und weiterhin bis heute verharmlost. Zugleich wird mit der Überbewertung der Verschwörung von Teilen der herrschenden imperialistischen Klasse der heldenhafte Kampf Zehntausender deutscher Kommunisten und Antifaschisten gegen den Faschismus abgewertet. Mit dem KPD-Verbot sind ihre Leistungen sogar aberkannt worden. Außerdem sind sie in die Nähe von Landesverrätern gerückt worden.

Mit dieser Darstellung ist der historische Führungsanspruch der Arbeiterklasse bestritten und die Wiedererrichtung des imperialistischen Systems in der BRD gerechtfertigt worden. Nun ist der historische Führungsanspruch der Arbeiterklasse für einen langen historischen Zeitraum zerschlagen worden und der Sieg des Imperialismus wird weiterhin mit dieser Darstellung des historischen Ereignisses gerechtfertigt.

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet und aktualisiert von Petra Reichel

 

 

Original-Beitrag aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der 20. Juli 1944

 


 

Buchtitel Geschichte in Übersichten Kopie 2

 

Beitrag aus „Geschichte in Übersichten“, DDR 1982

 

 

20.07.1944

PDF-Datei:

20.07.1944