Die steigende Nachfrage nach gewerblichen Produkten
Die kolonialen Eroberungen im 17. Und 18. Jahrhundert, an denen englische Kolonisten führend beteiligt waren, erweiterten die Möglichkeiten des Handels mit englischen Produkten. Überall, wo sich englische Kaufleute und Kolonisten niederließen, begannen sie, die Bevölkerung mit Erzeugnissen der englischen Manufakturen zu beliefern. Diese waren meistens besser und billiger als die einheimischen Produkte. Zum Teil aber weckten die bisher unbekannten Erzeugnisse der englischen Manufakturen ganz neue Bedürfnisse bei der Bevölkerung. Dadurch stieg die Nachfrage nach englischen Waren in Europa und Übersee gewaltig an.
Auch innerhalb Englands erhöhte sich die Nachfrage sowohl nach landwirtschaftlichen wie nach gewerblichen Produkten. Weil die Manufakturen eine größere Menge an Stoffen, Kleidung, Hausrat und anderen zum Leben notwendigen Dingen herstellen mussten, benötigten sie ihrerseits mehr Eisen, Kohle, Wolle und andere Rohstoffe. Infolgedessen verdoppelte sich die englische Industrieproduktion von 1650 bis 1750. Am meisten vermehrte sich die Produktion von Garn und Tuchen aus Wolle und auch aus Leinen. Trotzdem vermochten die Manufakturen nicht mehr die steigende Nachfrage zu befriedigen.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Die Entwicklung der Baumwollspinnerei
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war in England die Textilproduktion und innerhalb dieser die Wollwarenherstellung der vorherrschende Produktionszweig. Die emporschnellende Nachfrage nach gewerblichen Produkten, vor allem nach Bekleidungsgegenständen, richtete sich daher in erster Linie auf die Wollwarenerzeugung.
Neben diesem Produktionszweig, der Schafwolle verarbeitete, war in England ein anderer Zweig, die Baumwollverarbeitung, entstanden. Sie bezog ihren Rohstoff, die Baumwolle, aus den Kolonien. Die Baumwollverarbeitung war noch jung, und die Besitzer von Baumwollmanufakturen waren allen Neuerungen zugänglich, weil sie sich sonst gegenüber den anderen Produktionszweigen nicht behaupten konnten. Ein zweiter Grund für technische Neuerungen lag in der ungleichmäßigen Entwicklung der englischen Baumwollspinnerei. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war die tägliche Garnproduktion von etwa 10 Spinnern erforderlich, um einen Weber einen Tag zu beschäftigen. Dieses Missverhältnis gab den Anstoß zur Erfindung von Maschinen, die in der Baumwollverarbeitung angewendet werden konnten.
Hargreaves, Watt und Cartwright, die Erfinder neuer Maschinen
Seit dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts gab es Versuche, Baumwollgarn maschinell herzustellen. Im Jahre 1764 erfand der Weber James Hargreaves seine Spinnvorrichtung, die er nach seiner Tochter Jenny die „spinning-Jenny“, die spinnende Jenny nannte. Diese „spinning-Jenny“ war eine Arbeitsmaschine, die die Herstellung des Baumwollgarns von Grund auf veränderte. Mit dieser Spinnmaschine konnte an einem Tag wesentlich mehr Baumwollgarn hergestellt werden als mit Hilfe des Spinnrades. Eine Arbeitsmaschine arbeitete gleichzeitig mit vielen Werkzeugen, z.B. Baumwollspindeln, während ein Mensch zur gleichen Zeit immer nur ein Werkzeug, z.B. das Spinnrad, benutzen konnte. Der Mensch bediente und kontrollierte die Maschine.
Durch den Einsatz der Spinnmaschine wurde das Gleichgewicht zwischen Baumwollspinnerei und –weberei abermals gestört, dieses Mal jedoch zugunsten der Baumwollspinnerei.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Die Weber hatten jetzt Mühe, das von den Spinnern maschinell hergestellte Garn zu verarbeiten. Es wurde daher notwendig, die Weberei zu verbessern. In den Jahren 1785 bis 1786 konstruierte der Engländer Cartwright Webmaschinen(Maschinenwebstühle oder mechanische Webstühle), die mittels Wasserkraft angetrieben wurden. Durch die Benutzung dieser Webmaschinen konnte die Herstellung von Baumwollgeweben erheblich erhöht werden. Einige Jahrzehnte später wendete man Spinn- und Webmaschinen auch in der englischen Woll-, Leinen- und Seidenindustrie an, wodurch deren Produktion anstieg.
Um die neuen Arbeitsmaschinen anzutreiben, benutzte man zunächst die Kraft des Wassers. In manchen Fällen, vor allem bei den allerersten Arbeitsmaschinen, besorgten dies auch di Arbeiter. Als immer mehr Spinn- und Webmaschinen angewendet wurden, genügte das nicht mehr. Man musste sich nach einer anderen Antriebskraft umsehen und fand sie in der Dampfmaschine James Watts. Zwar benutzte man bereits seit etwa 1740 Dampfmaschinen, um das Wasser aus den englischen Steinkohleschächten zu pumpen, aber erst James Watt gelang es, die Dampfmaschine 1784 soweit zu verbessern, dass sie zum Antrieb der Arbeitsmaschinen verwendet werden konnte. Die Dampfmaschinen war eine Antriebsmaschine, weil sie mit Hilfe des Dampfes und auf mechanischem Wege Kraft zum Antrieb der Arbeitsmaschinen erzeugte.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Alle Antriebsmaschinen einer Fabrik wurden über eine Transmissionseinrichtung und Treibriemen von einer Dampfmaschine angetrieben. Diese drei verschiedenen Maschinenarten bildeten das Maschinensystem. Man spricht von einem System deswegen, weil nur durch das Zusammenwirken aller drei Maschinenarten das fertige Produkt hergestellt werden konnte. Die Anwendung der Maschinen steigerte die englische Industrieproduktion gewaltig. Zwischen 1780 und 1840 verdoppelte sie sich.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Die ersten Eisenbahnen
Infolge des Maschinenbetriebes und der schnell wachsenden Industrieproduktion konnten viel mehr Rohstoffe als vorher verarbeitet werden. Die Rohstoffe mussten zu den Industriezentren transportiert werden, ebenso die fertigen Produkte an die Orte, wo sie gebracht wurden. Vor allem stieg der Transport zwischen den englischen Industriezentren und den Ausfuhrhäfen stark an. Das konnte nicht mehr nur durch Pferde und Wagen bewältigt werden. Eine solche neue Transporteinrichtung war die Eisenbahn.
Auch hier bewährte sich die von Watt verbesserte Dampfmaschine. Auf Räder gestellt, gab sie das Vorbild für die Lokomotive ab. Die erste leistungsfähige Lokomotive wurde von George Stephenson erbaut.
Stephenson erhielt 1825 den Auftrag, eine Eisenbahnlinie zwischen Stockton und Darlington in Nordengland zu bauen. Er konstruierte eine Lokomotive, die 34 Wagen ziehen konnte und für die 15 Kilometer lange Strecke 65 Minuten benötigte. Das war für die damalige Zeit eine große Leistung. Eine seiner Lokomotiven siegte beim Lokomotivrennen, das 1829 von einer englischen Eisenbahngesellschaft veranstaltet wurde. 1830 verfügte England bereits über 108 Kilometer Eisenbahnlinie, im Jahre 1850 schon über 10 000 Kilometer. Die Vorteile der Eisenbahn bestanden darin, dass mehr und größere Lasten schneller und billiger transportiert werden konnten.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel
Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR
Bedeutende Veränderungen in der Produktion
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