Die Vertreibung der Bauern
Schon im 15. Jahrhundert hatte sich die englische Tuchweberei zum führenden Gewerbe des Landes entwickelt. Ihre Erzeugnisse waren überall begehrt. Aber bald genügte die Wolle der vorhandenen Schafherden nicht mehr. Da die Grundbesitzer, Adel, Geistlichkeit, reiche Bürger und große Bauern also, für Wolle mehr Geld erhielten als für Getreide, versuchten sie, ihre Herden zu vergrößern. Doch dazu brauchten sie ausgedehntere Weiden. Zu diesem Zweck raubten sie zunächst die Allmende. Sie hegten die Gemeindewiesen und anderes brachliegendes Land durch Hecken und Zäune ein und erklärten es zu ihrem Eigentum. Als auch diese Flächen nicht mehr ausreichten, vertrieben die Grundbesitzer viele kleine Bauern von den Wirtschaften.
Der englische König führte in den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts die Reformation ein. Da wurden Klöster aufgehoben, ihre Besitzungen verkauft oder verschenkt. Viele Kirchengüter gerieten in die Hand von Höflingen, Kaufleuten und Spekulanten. Der Kaufmann vermochte sich nunmehr direkt um die Steigerung der Wollproduktion zu kümmern. Die Einhegungen gingen verstärkt weiter. Ihren größten Umfang erreichten sich allerdings erst im 18. Jahrhundert.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Auch das, wo die Bauern von den „menschenfressenden Schafen“ verschont blieben, verstärkte sich der Druck der Grundherren. Überall wurden die Abgaben erhöht.
Die Folgen der Einhegungen
Durch die Einhegungen entstanden größere Wirtschaftsflächen. Diese erlaubten es den Grundbesitzern, mehr und billiger zu produzieren. Doch das wurde mit dem Elend der davon betroffenen Bauern erkauft, die keinen Boden und schließlich nur noch ihre Arbeitskraft besaßen, um den Lebensunterhalt zu verdienen.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
Die Blutgesetzgebung
Für die meisten Vertriebenen fand sich keine neue Arbeit. Die Landwirtschaft brauchte diese Menschen nicht, das Gewerbe konnte sie noch nicht aufnehmen. So zogen sie durch das Land und wurden zu Bettlern oder gar Dieben. Gegen sie verfügte die Regierung harte Maßnahmen. Die wurden ausgepeitscht, gebrandmarkt, in die Gefängnisse geworfen oder hingerichtet. Wegen ihrer Grausamkeit nannte man jene Anordnungen die „Blutgesetze“.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982
So waren in England die beiden Hauptvoraussetzungen für die kapitalistische Produktionsweise entstanden. Es gab einmal eine kleine Schicht Menschen, die über große Geldmengen verfügte. Diesen Kapitalisten stand die Masse der Menschen gegenüber, die ihren Lebensunterhalt nur als Lohnarbeiter sichern konnte. Man bezeichnet diese Ereignisse, die zur Schaffung dieser beiden Voraussetzungen für die kapitalistische Produktionsweise führten und mit denen die kapitalistische Entwicklung begann, als ursprüngliche Akkumulation des Kapitals.
Thomas Morus ist der Autor von Utopia.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel