Die Errichtung und Festigung der faschistischen Diktatur in Deutschland

Die Stellung der Arbeiterparteien und der freien Gewerkschaften zum Machtantritt der Faschiste

Mit der Machtübernahme durch die Hitlerregierung am 30. Januar 1933 begann in Deutschland die faschistische Diktatur.

Die Übertragung der Macht an die Faschisten war keine zufällige, persönliche Entscheidung des Reichspräsidenten von Hindenburg. Dieser Schritt erfolgte auf Drängen der reaktionärsten Kräfte des deutschenMonopolkapitals.

Siehe: Das Ende der Weimarer Republik

Den Monopolvertretern waren die wirklichen Ziele der Nazipartei bekannt. Sie begrüßten und förderten jene Absichten, die die rücksichtslose Unterdrückung der Arbeiterklasse und der anderen demokratischen Kräfte zum Ziele hatten.

Fackelzug anlässlich Machtübernahme Hitlers 30.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Aus Protokoll Hitlerregierung 30.Januar 1933Quellenangabe Protokoll Hitlerregierung 30.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Aber auch die Pläne der Faschisten, andere Völker, insbesondere die Sowjetunion, auszurauben und zu versklaven, entsprangen den Interessen und Forderungen des Deutschen Imperialismus und Militarismus.

 

Geheime Ansprache Hitlers 03.02.1933Geheime Ansprache Hitlers 03.02.1933 2Quellenangabe Geheime Ansprache Hitlers 03.02.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Den konterrevolutionären Plänen der Nazis sagte die KPD einen kompromisslosen Kampf an. Sie rief noch am 30. Januar 1933 zum Kampf für den Sturz der Hitlerdiktatur auf. Ein entsprechendes Angebot zur Organisierung des gemeinsamen Kampfes aller Arbeiter, mit dem Ziel, die Aktionseinheit der Arbeiterklasse herzustellen, wurde noch am selben Tage dem Parteivorstand der SPD überbracht.

Aus Aufruf der KPD zum Generalstreik 30.01.1933Quellenangabe Aus Aufruf der KPD zum Generalstreik 30.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Der sozialdemokratische Parteivorstand und die sozialdemokratischen Führer des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) lehnten das Angebot der KPD ab. Die feste Bindung an den imperialistischen Weimarer Staat und der tief verwurzelte Antikommunismus hinderten sozialdemokratische Führer wie Otto Wels(Vorsitzender der SPD) und Theodor Leipart(Vorsitzender des ADGB), gemeinsam, mit der KPD den antifaschistischen Abwehrkampf aufzunehmen. Diese Führer waren voller Illusionen über den Faschismus und glaubten, dass die SPD und die Gewerkschaften weiter existieren könnten, während der Faschismus bald „abwirtschaften“ würde.

Aus Aufruf SPD 31.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Aus Aufruf ADGB 30.01.1933Quellenangabe Aufruf SPD 31.01.1933 und ADGB 30.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Viele Mitglieder der SPD und der Gewerkschaften sahen jedoch weiter als ihre Führer. Sie erkannten, dass nur der gemeinsame Kampf dem Hitlerfaschismus eine Niederlage bereiten konnte, Sie schlossen sich deshalb in vielen Teilen Deutschlands zum Kampf zusammen

In Berlin-Charlottenburg zum Beispiel kam es zwischen Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftsmitgliedern und unorganisierten Arbeitern einerseits und faschistischen Terrorgruppen andererseits zu Straßenschlachten. Zahlreiche Städte, so Braunschweig, Breslau, Chemnitz, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Halle, Hamburg, Leipzig und andere, erlebten machtvolle Streiks, am 3. Februar in Lübeck, am 6. Februar in Staßfurt und am 24. Februar in Hannover. Diese und andere Aktionen rissen auch in der Folgezeit nicht ab. Sie bewiesen die Bereitschaft bedeutender Teile der Arbeiterklasse zum Kampf gegen die Hitlerdiktatur.

 

Die Entfesselung des faschistischen Terrors. Die Reichsbrandprovokation. Das Ermächtigungsgesetz

Durch die Verstärkung ihres Terrors suchten die Faschisten die antifaschistischen Kampfaktionen zu unterbinden und ihre Position weiter zu festigen. Ihr wütender Hass richtete sich vor allem gegen die Kommunisten, die die Interessen des arbeitenden Volkes am konsequentesten vertraten. Die KPD stellte deshalb auch das ernsthafteste Hindernis für die Pläne der Hitlerregierung dar, bei den für den 5. März 1933 festgesetzten Neuwahlen die absolute Mehrheit oder sogar eine Zweidrittelmehrheit im Reichstag zu erringen.

Polizei durchsucht Karl-Liebknecht-Haus 23.02.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Um dieses Ziel zu erreichen, bildeten die Monopole einen Wahlfonds zur Unterstützung der Nazipartei in Höhe von drei Millionen Mark. Gegen die KPD und andere Antifaschisten wurden in Preußen bewaffnete SA- und SS-Formationen als Hilfspolizei aufgeboten. Am 23. Februar 1933 wurde das Karl-Liebknecht-Haus, der Sitz des Zentralkomitees der KPD und der Redaktion der „Roten Fahne“, durch die Polizei besetzt und durchsucht. Diese Kette von Terrormaßnahmen erreichte am Abend des 27. Februar 1933 mit der Reichstagsbrandprovokation einen Höhepunkt.

 

Reichstagsbrand 27.02.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Gegen 21:00 Uhr stand das Reichstagsgebäude in hellen Flammen. Die unmittelbar danach eintreffenden faschistischen Führer Goebbels, Göring und Hitler behaupteten sofort, der Brand sei von den Kommunisten als Signal für einen kommunistischen Aufstand gelegt worden. Die Brandstifter waren jedoch die Faschisten selbst. Dafür zeugt vor allem, dass diese Provokation nur in ihre Pläne passte und sie sie sofort ausnutzten, um eine Hetze gegen die Kommunisten zu entfachen und andere Antifaschisten einzuschüchtern. Der Terror raste. Allein in Berlin wurden in der gleichen Nacht nach vorbereiteten Listen 1500 Antifaschisten, Kommunisten, Sozialdemokraten und aufrechte Demokraten, in ganz Deutschland mehr als 10 000, verhaftet. Die Verhafteten waren grausamen Foltern ausgesetzt, bei denen zahlreiche Antifaschisten den Tod fanden. Am 03. März wurde Ernst Thälmann verhaftet und verschleppt.

 

Dimitroff zu Hintergründen des ReichstagsbrandesQuellenangabe zu Dimitroff Hintergründe Reichstagsbrand

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Am 09. März 1933 wurden Georgi Dimitroff, der in Berlin das Westeuropäische Büro der Kommunistischen Internationale geleitet hatte, und zwei weitere bulgarische Kommunisten, Popoff und Taneff, verhaftet. Sie sollten vor Gericht unter die unsinnige Anklage gestellt werden, an der Reichstagsbrandstiftung beteiligt gewesen zu sein.

 

Nach dem Reichstagsbrand

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Dieser Terror, verbunden mit einer ständig anwachsenden antikommunistischen Hetze, war durch die Notverordnung des Reichspräsidenten von Hindenburg vom 28. Februar 1933 legalisiert worden. Mit dieser Verordnung wurde der politische Ausnahmezustand bestimmt, der bis zum Sturz des Hitlerregimes, oftmals verschärft, fortdauerte. Unter diesen Ausnahmebedingungen fanden am 05. März 1933 die Reichstagswahlen statt. Trotz der schweren Bedingungen errang die KPD 4,85 Millionen Stimmen. Das war ein großer Erfolg. Obwohl die Faschisten 17. Millionen Stimmen erhielten, konnten sie mit diesen 43,9 Prozent der Stimmen keine absolute Mehrheit im Reichstag erringen.

Um sich dennoch die Zweidrittelmehrheit für die Annahme eines verfassungsändernden Gesetzes zu sichern, erklärte die Hitlerregierung am 09. März gegen jedes Reicht und Gesetzt die 81 Reichstagsmandate der Kommunistischen Partei Deutschlands für ungültig. Außerdem ließ sie mehrere Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei verhaften.

Ergebnisse Reichstagswahl 05.03.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Die auf diese Weise zusammengeschobene Mehrheit beschloss am 23. März 1933 im Reichstag das Ermächtigungsgesetz. Damit wurde der Naziregierung das Recht übertragen, unter Ausschaltung des Reichstages Reichsgesetze zu erlassen und Verträge mit anderen Staaten abzuschließen. Schon in den ersten Stunden wurden über 460 Sondergesetze und Verordnungen verkündet und somit die bürgerlich-parlamentarische Republik auch formal beseitigt.

Verbot der SPD, Beseitigung und Selbstauflösung aller bürgerlichen Parteien

Am 22. Juni 1933 wurde die Sozialdemokratische Partei Deutschlands verboten. Dieses Verbot war zugleich der Ausgangspunkt für die Beseitigung oder die Selbstauflösung aller bürgerlicher Parteien. Durch ein Gesetz vom 14. Juli 1933 wurde die Nazipartei die einzige in Deutschland zugelassene Partei.

 

Umwidmung des 1. Mai und Verbot der Gewerkschaften

Die zutiefst antidemokratische, gegen die Arbeiterklasse und die Nation gerichtete faschistische Politik widerspiegelte sich auch in den nächsten Gewalttaten der Hitlerregierung. Nachdem die Faschisten den 1. Mai, den internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiter der Welt, als „Tag der nationalen Arbeit“ gefeiert hatten, um den arbeiterfeindlichen Charakter der Naziherrschaft zu verschleiern, zerschlugen sie am 2. Mai 1933 die freien Gewerkschaften. Den Arbeitern wurde das Recht, sich in den Gewerkschaften als Klassenorganisationen der Arbeiterklasse zur Verteidigung ihrer Interessen zusammenzuschließen, geraubt. Das Millionenvermögen der Gewerkschaften, das die Arbeiter durch ihre Beiträge Groschen für Groschen in Jahrzehnten zusammengetragen hatten, rissen die Faschisten an sich.

 

Bücherverbrennung

Am 10. Mai 1933 verbrannten die Faschisten in den deutschen Hochschulstädten auf riesigen Scheiterhaufen Bücher. Mit diesem Akt der Barbarei wurden die Werke der Klassiker des Marxismus-Leninismus und der Führer der deutschen Arbeiterbewegung sowie Werke der deutschen national- und Weltliteratur, unter anderem Werke von Henry Barbusse, Johannes R. Becher, Bertolt Brecht, Heinrich Heine, Heinrich Mann, Thomas Mann und Arnold Zweig, aus den Bibliotheken verbannt. Gleichzeitig wurden zahlreiche humanistische Geistesschaffende verfolgt, eingekerkert oder außer Landes getrieben. Diese Maßnahmen der Faschisten hatten das Ziel, alles fortschrittliche, humanistische Gedankengut auszumerzen und der Durchsetzung der faschistischen Ideologie den Weg zu bereiten.

Bücherverbrennung 10.05.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Die KZs

Seit Ende 1933 übernahm der faschistische Staat den Ausbau der Folterkeller der SA zu einem Netz von Konzentrationslagern. Die berüchtigten ersten Lager waren das Columbia Haus in Berlin, Börgermoor, Dachau, Burg Hohnstein(Sachsen) und Oranienburg. In diesen Konzentrationslagern wurden Zehntausende Kommunisten von den Nazis ohne Gerichtsurteil gefangengehalten. Sie mussten dort unter unmenschlichen Bedingungen, unzureichend ernährt und bekleidet, bei körperlich härtester Arbeit vegetieren. Brutale Misshandlungen gehörten zum Alltag dieser Stätten des Grauens.

KZ Sachsenhausen

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Legalisierung der Verbrechen der Nazis durch die faschistische Justiz

Diese Verbrechen der Nazis wurden durch die faschistische Justiz legalisiert. 1934 wurde hierfür durch die Hitlerregierung der Volksgerichtshof als oberstes politisches Sondergericht geschaffen. Dieses Sondergericht wütete mit Todes- und Zuchthausurteilen gegen deutsche und ausländische Antifaschisten. Dennoch vermochte es dieser Terror niemals, den antifaschistischen Widerstandskampf völlig zu unterdrücken.


F.C. „Der rote Fetzen“ (1933)Quellenangabe Weiskopf -Der rote Fetzen-(1933)

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Alle diese verbrecherischen Maßnahmen und Gesetze wurden Schritt für Schritt zu einem umfassenden System der Terrorisierung und Bespitzelung der Bevölkerung ausgebaut. Dieses faschistische Terrorsystem stützte sich vor allem auf die Gestapo(Abkürzung für „Geheime Staatspolizei“), den Sicherheitsdienst, die SS und SA, den Leitungsapparat der NSDAP, von den Reichsleitern bis hinab zu den Blockleitern in den Wohngebieten sowie auf die verschiedensten Naziorganisationen. Diese Kräfte überwachten ständig die gesamte Bevölkerung. Ihr Einfluss reichte in jedes Haus, in fast jede Familie. Mit Hilfe dieses Systems wurde die faschistische Ideologie verbreitet und gegen Andersdenkende der Terror organisiert.

 

 

 

geschichtsbuch-ddr-9-klasse-kopie-2Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Entstehung und Festigung des Faschismus in Deutschland

 

Georgi Dimitroff

Georgi Dimitroff wurde am 18. Juni 1882 in Kowatschewzi, bei Radomir geboren und ist am 02. Juli 1949 im Sanatorium  Barwicha bei Moskau gestorben.

Georgi Dimitroff Kopie

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Er war ein bulgarischer Politiker der Bulgarischen Kommunistischen Partei. Von 1935 bis 1943 war er Generalsekretär der Komintern, von 1946 bis 1949 bulgarischer Ministerpräsident.

1894 begann er in Sofia eine Lehre in einer Setzerei, kurz darauf wurde er Mitglied der ersten Gewerkschaft Bulgariens, der Gewerkschaft der Buchdrucker. 1902 trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Bulgariens bei. Auf deren Parteitag im Juli 1903 spaltete sich der revolutionär-marxistische Flügel ab und gab sich den Namen „Bulgarische Sozialdemokratische Arbeiterpartei – Engere Sozialisten (Balgarska Rabotnitscheska Sozialdemokratitscheska Partija – Tesni Sozialisti). Dimitroff schloss sich 1904 den Engsozialisten an.

1909 wurde er auf Empfehlung des Parteichefs Dimitar Blagoew ins Zentralkomitee gewählt.

Er organisierte 106 den ersten Massenstreik in Bulgarien. Bei diesem Arbeitskampf im Gebiet der staatlichen Kohlegruben von Pernik streikten mehrere tausend Bergarbeiter, Eisenbahner und Arbeiter aus anderen Industriebetrieben 35 Tage lang. Im gleichen Jahr wurde Dimitroff Sekretär des Zentralrates der revolutionären Gewerkschaften Bulgariens. Dimitroff organisierte, trotz wiederholter Verfolgung, zahlreiche Arbeitskämpfe.

Von 1913 bis 1923 gehörte er dem bulgarischen Parlament an. Die Engsozialisten änderten 1919 vor dem Hintergrund der Oktoberrevolution ihren Namen in „Bulgarische Kommunistische Partei“(BKP) und unterstützten die Gründung der Kommunistischen II. Internationale.

Aus den Wahlen vom März 1920 war der Bauernvolksbund unter Führung von Aleksandar Stambolijski mit knapp 350 000 Stimmen(39%) als stärkste, die Bulgarische Kommunistische Partei mit fast 185 000 Stimmen(20%)als zweitstärkste Partei hervorgegangen. Eine stabile Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien kam jedoch nicht zustande. Gegen Stambolijskis Regierung und deren kompromisslosen Kurs regte sich zunehmend Widerstand. Stambolijski wurde am 9. Juni 1923 von seinen Gegnern gestürzt und fünf Tage später ermordet. Nachfolger wurde Aleksandar Zankow.

Im Auftrag der kommunistischen Partei der Sowjetunion(B) organisierte Dimitroff im Herbst 1923, gemeinsam mit Wassil Kolarow, einen Aufstand, der blutig niedergeschlagen wurde.

Dimitroff musste mit seinen Anhängern ins Ausland fliehen und wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Er emigrierte nach Österreich und Deutschland.

Dimitroff (rechts) bei Stalin in Moskau, 1936

Dimitroff (rechts) bei Stalin in Moskau, 1936

Bildquelle: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=116040

 

Briefmarke DDR 1965 Dimitroff vor dem Reichsgericht in Leipzig

Briefmarke DDR 1965 Dimitroff vor dem Reichsgericht in Leipzig

Bildquelle: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3757128

 

Nach der Niederschlagung des Aufstandes suchte er nach den Gründen für die Niederlage und identifizierte den Faschismus als Gegner des Aufstandes.

Georgi Dimitroff wurde ab Ende 1923 als politischer Instrukteur der Kommunistischen Internationale für den Bereich Balkanstaaten eingesetzt. Dafür hielt er sich in den 1920er Jahren wiederholt viele Monate in Wien auf. Da in der kleinen kommunistischen Partei Österreichs 1924 die Fraktionsauseinandersetzungen eskalierten, wurde er nach dem 7. Parteitag im März des Jahres vom Exekutivkomitee der Komintern kurzerhand zu ihrem Vertreter in der KPÖ ernannt. Dimitroff fungierte damit unter seinem Decknamen „Oswald“ vorübergehend als De-facto-Vorsitzender der KPÖ.

Am Abend des 27. Februar 1933 brannte das Reichstagsgebäude in Berlin. Dies bot den Faschisten die Möglichkeit, in der sogenannten Reichstagsbrandverordnung die Grundrechte in Deutschland außer Kraft zu setzen und zahlreiche Gegner, in der Hauptsache Kommunisten, festnehmen zu lassen. Dimitroff, der sich gerade illegal in Deutschland aufhielt, wurde am 9. März 1933 in Berlin verhaftet. Ihm hatte man eine Schlüsselrolle im Schauprozess vor dem Reichsgericht in Leipzig zugedacht. Neben ihm standen auch die beiden bulgarischen Kommunisten Blagoi Popow und Wassil Tanew sowie der Vorsitzende der KPD-Reichstagsfraktion Ernst Torgler und der Niederländer Marinus van der Lubbe unter Anklage. Während die Ankläger 65 Belastungszeugen namhaft machten, wurden die von Dimitroff nominierten Zeugen abgelehnt und ein Wahlverteidiger verweigert. Zunächst wurde der Reichstagsbrandprozess in Leipzig mit Lautsprechern auf die Straßen übertragen. Als es jedoch Dimitroff als glänzendem Rhetoriker gelang, den preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring immer wieder in die Rolle des Angeklagten zu drängen, verschwanden die Lautsprecher von den Straßen.

Richter und der Gerichtete

Fotomontage von John Heartfield zum Reichstagsbrandprozess 1933 und der Rolle Dimitroffs (vom Angeklagten zum argumentativen Ankläger gegen den Faschismus) in der Auseinandersetzung mit Hermann Göring auf einem Briefmarken-Block der DDR

Bildquelle: Von Hochgeladen von –Nightflyer (talk) 20:50, 9 April 2009 (UTC) – Eigener Scan und Bearbeitung, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6456999

Für die Faschisten wurde der Prozess zum Debakel. Für die Anschuldigungen gegen Dimitroff und die anderen kommunistischen Funktionäre konnten keine Beweise beigebracht werden. Durch Fragen an Zeugen wie Göring und Joseph Goebbels gelang Dimitroff überdies der Nachweis, dass niemand in den regierenden Kreisen Deutschlands wirklich einen Aufstand erwartet hatte und daher auch keine Maßnahmen zu seiner Vereitelung getroffen worden waren. Der Gerichtsvorsitzende bestätigte die Souveränität Dimitroffs mit der Bemerkung: „Im Ausland ist man schon der Meinung, dass nicht ich, sondern Sie die Verhandlung leiten!“

In seinem Schlusswort erklärte Dimitroff:

„Ich gebe zu, meine Sprache ist scharf und hart. Mein Kampf und mein Leben waren auch immer scharf und hart. Diese Sprache ist aber eine offene und aufrichtige Sprache. Ich pflege die Dinge beim rechten Namen zu nennen. Ich bin kein Rechtsanwalt, der hier seinen Mandanten pflichtgemäß verteidigt. Ich verteidige meine eigene Person als angeklagter Kommunist. Ich verteidige meine eigene kommunistische, revolutionäre Ehre. Ich verteidige meine Ideen, meine kommunistische Gesinnung. Ich verteidige den Sinn und den Inhalt meines Lebens …  „

Da es der Anklage auch nicht gelang, eine Verbindung zwischen dem geständigen van der Lubbe und der KPD bzw. Dimitroff herzustellen, sprach das Gericht ihn frei.

Während des Prozesses nahmen die Sowjetbehörden zahlreiche der in der UdSSR in Ausbildung befindlichen deutschen Flieger fest. Sie wurden erst freigelassen, nachdem alle bulgarischen Kommunisten nach Moskau ausreisen durften. Durch Beschluss der sowjetischen Regierung wurde Dimitroff die sowjetische Staatsbürgerschaft verliehen. Nach seiner Entlassung am 27. Februar 1934 wurde er in die Sowjetunion abgeschoben, wo ihm in Moskau als Held von Leipzig ein triumphaler Empfang bereitet wurde.

Als Mitglied des politischen Sekretariats der Kommunistischen Internationale verfasste Dimitroff 1934 eine selbstkritische Analyse der Deutschlandpolitik der Komintern, die mit ihrer Sozialfaschismusthese in den sozialdemokratischen Parteien den Hauptfeind im Klassenkampf gesehen und damit die Spaltung der Arbeiterklasse noch vertieft hatte. Damit wurde der Wechsel ihrer Strategie eingeleitet, die auf dem VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationalen im August 1935 zur offiziellen Linie erklärt wurde. Nun wurde die überragende Gefährlichkeit des Faschismus anerkannt, zu dem auch der seit Januar 1933 in Deutschland in Deutschland herrschende Faschismus gezählt wurde. Die Kommunisten sollten mit einer Volksfrontstrategie reagieren und Bündnisse mit den Sozialdemokraten bilden.

Dimitroff hielt das Hauptreferat auf dem VII. Weltkongress der Komintern in Moskau, seine wohl bekannteste Rede mit dem Titel: „Die Offensive des Faschismus und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus.“ Hier definierte er in enger Anknüpfung an einen Beschluss des 13. Plenum der EKKI vom Dezember 1933 den Faschismus an der Macht als „die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.“ Dimitroff wurde auf dem VII. Weltkongress einstimmig zum neuen Generalsekretär der Komintern gewählt.

Nach Auflösung der Komintern im Juni 1943 wurde Dimitroff stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung Internationale Information beim ZK der KPdSU. Seine Stellvertreterrolle sollte die Kontinuität zwischen der Komintern und der neuen Abteilung gegenüber den kritischen westlichen Verbündeten der Sowjetunion verdecken. Intern galt Dimitroff als Leiter der Abteilung. Diesen Posten bekleidete er bis zu seiner Heimkehr nach Bulgarien im November 1945.

Unter seiner Führung hatte die Bulgarische Kommunistische Partei 1941, während des II. Weltkrieges, begonnen, einen bewaffneten Aufstand vorzubereiten. 1946 wurde Dimitroff bulgarischer Ministerpräsident.

Ab 1947 näherte er sich dem jugoslawischen Staatschef Tito an und schloss einen Freundschaftsvertrag zwischen beiden Ländern. Ziel war eine Föderation zwischen beiden Ländern, zu der Dimitroff 1948 auch Rumänien öffentlich einlud. Diese Pläne waren der Sowjetregierung mitgeteilt worden und diese hatte keine Einwände erhoben. Stalin beorderte trotzdem Tito und Dimitroff für den 10. Februar 1948 nach Moskau und kritisierte die Unionspläne scharf.

Georgi Dimitroff starb am 2. Juli 1949 im Sanatorium Barwicha bei Moskau. Sein Leichnam wurde einbalsamiert und im Zentrum Sofias in dem ihm zu Ehren errichteten Georgi-Dimitroff-Mausoleum beigesetzt.

Das Georgi-Dimitroff-Mausoleum im August 1969

Das Georgi-Dimitroff-Mausoleum im August 1969

Bildquelle: Von Angela Monika Arnold, Berlin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9593128

 

Nach der Konterrevolution in Bulgarien 1990 wurde sein Leichnam auf dem Zentralen Friedhof von Sofia beigesetzt. Das Mausoleum wurde am 21. August 1999 gesprengt.

Ehrungen:

Nach seinem Tode wurde Dimitroff in Bulgarien und anderen sozialistischen Ländern verehrt. Neben zahlreichen Straßen, Plätzen und öffentlichen Einrichtungen wurde der bulgarische Jugendverband nach ihm benannt („Димитровски съюз на народната младеж“, deutsch: Dimitroff-Verband der Volksjugend). Drei Städte in Bulgarien, Jugoslawien und der Sowjetunion erhielten den Namen Dimitrowgrad (bzw. Dimitrovgrad). Ihm zu Ehren richtete 1950 die Führung der BKP den Orden Georgi Dimitroff ein. Die Auszeichnung war der höchste Orden der Volksrepublik.

Gedenktafel an dem nach ihm benannten U-Bahnhof Dimitroffstraße (heute U-Bahnhof Eberswalder Straße) in Berlin-Prenzlauer Berg

Gedenktafel an dem nach ihm benannten U-Bahnhof Dimitroffstraße (heute U-Bahnhof Eberswalder Straße) in Berlin-Prenzlauer Berg

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-11182-0003 / Junge, Peter Heinz / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5420842

 

In Leipzig gab es im Gebäude des ehemaligen Reichsgerichts von 1952 bis 1991 das „Georgi-Dimitroff-Museum“ Ebenfalls in Leipzig war ein Heizkraftwerk nach Georgi Dimitroff benannt. Die Dimitroffstraße in Leipzig trägt auch heute noch seinen Namen. In Berlin waren die Dimitroffstraße (heute Danziger Straße) und ein U-Bahnhof nach ihm benannt. In Dresden trug die historische Augustusbrücke seinen Namen. Das Fußball- und Leichtathletikstadion in Erfurt wurde am 6. November 1948 nach Georgi Dimitroff benannt und trug den Namen bis 1991. Ebenso das Zwickauer Fußballstadion, das nach der Konterrevolution den Namen Westsachsenstadion erhielt. Die Untermhäuser Schule in Gera, in der auch Otto Dix 1899 bis 1905 Schüler war, hieß zu DDR-Zeiten Georgi-Dimitroff-Oberschule.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Gedenktafel am Haus Anna-Seghers-Straße 91, in Berlin-Adlershof

Bildquelle: Von OTFW, Berlin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10783167

 

 

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das heldenmütige Auftreten Georgi Dimitroffs im Reichstagsbrandprozess

Um der kommunistischen Bewegung in Deutschland, aber auch der kommunistischen Weltbewegung einen entscheidenden Schlag versetzen zu können, organisierte die Hitlerregierung gegen die angeblichen Brandstifter des Reichstages, Marinus van der Lubbe, Ernst Torgeler(Vorsitzender der KPD-Reichstagsfraktion), Georgi Dimitroff und zwei weitere bulgarische Kommunisten, einen Prozess, der vom September bis Dezember 1933 in Berlin und Leipzig stattfand.

Der Richter - der Gerichtete

Fotomontage von John Heartfield – „Der Richter -der Gerichtete“

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Mit diesem Reichtagsbrandprozess sollten die Kommunisten als kriminelle Verschwörer und Putschisten verunglimpft und damit alle Zwangsmaßnahmen gegen die Arbeiterklasse und ihre revolutionären Organisationen gerechtfertigt werden. Zugleich sollte dieser Prozess der Vorbereitung gerichtlicher Verhandlungen gegen Ernst Thälmann und die KPD dienen.

Solidemo für Thälmann und Dimitroff In London

Solidaritätsdemo in London

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Das heldenmütige Auftreten Georgi Dimitroffs machte jedoch diese Pläne zunichte. Während ihn hierbei solche Kommunisten wie Theodor Neubauer aktiv unterstützten, verriet Torgeler die Partei.

Dimitroff über seine Haft

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Trotz aller Quälereien und Niederträchtigkeiten der faschistischen Justiz blieb Georgi Dimitroff ungebrochen. Er verteidigte standhaft die Ehre der kommunistischen Bewegung, die mit individuellem Terror und Brandstiftung nichts gemein hat.

Dimitroff über seine HaftQuellenangaben Dimitroff Prozess

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Zeugen der Anklage wurden von ihm als Nazispitzel und Provokateure entlarvt und selbst Hermann Göring in die Enge getrieben.

Zugleich führte Dimitroff den Nachweis, dass allein die Faschisten ein Interesse am Reichstagsbrand gehabt haben konnten.

Von der Anklagebank herab umriss Georgi Dimitroff die Grundzüge der kommunistischen Taktik: „Massenarbeit, Massenkampf, Massenwiderstand, Einheitsfront, keine Abenteuer – das ist das Alpha und Omega der kommunistischen Taktik.“ Der deutschen Arbeiterklasse rief er in seinem Schlusswort die Worte Goethes zu: „Wer nicht Amboss sein will, der muss Hammer sein!“

Am Beispiel der Sowjetunion wies er die Perspektive dieses Kampfes, die Rolle der Arbeiterklasse als Träger des menschlichen Fortschritts und einer neuen kulturellen Blüte nach.

Das Auftreten Georgi Dimitroffs belebte den antifaschistischen Widerstand in Deutschland. Vor allem der von Dimitroff formulierte Appell zur Einheitsfront der Arbeiter führte zu ersten wichtigen Ergebnissen. Die internationale Protestbewegung, die schon kurz nach der Reichstagsbrandprovokation eingesetzt hatte, erlebte während des Prozesses einen bedeutenden Aufschwung.

 

Geschichte DDR 9. Klasse

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Prozess Dimitroff