Der preußische Militärstaat

Das Königreich Brandenburg-Preußen

Durch den Westfälischen Frieden hatte Brandenburg-Preußen besonders umfangreiche Erwerbungen erlangt. Seiher überragte es, neben den kaiserlich-habsburgischen Besitzungen, deutlich die Masse der mittleren und kleineren Territorien. Seit 1701 war Brandenburg-Preußen ein Königreich. Es bestand aus recht unterschiedlich entwickelten und weit auseinanderliegen Teilen. In den Kernprovinzen Brandenburg und Ostpreußen gab es nur wenige und zudem meist verarmte Städte. So besaßen die junkerlichen Gutsbesitzer das eindeutige Übergewicht gegenüber dem Bürgertum.

Brücke und Schlagbaum

Brücke und Schlagbaum. Erst wenn der „Brückenzoll“ entrichtet war, durften die Wagen der Kaufleute passieren.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Die oft zufälligen Erwerbungen räumlich miteinander zu verbinden und sie auch innerlich zusammenzuschweißen, das war das politische Hauptziel der preußischen Könige aus dem Geschlecht der Hohenzollern. Als Hauptmittel diente ihnen der Aufbau einer absolutistischen Herrschaft. Vor allem kam es ihnen darauf an, eine schlagkräftige Armee zu schaffen.

 

Der militaristische Charakter des preußischen Heeres

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, während der Regierungszeit König Friedrich Wilhelms I. (1713-1740), wurde das preußische Heer zu einem der stärksten in Europa. Die Soldaten waren in der Mehrzahl preußische Untertanen, die fast ausschließlich der Bauernklasse Ostelbiens entstammten. Die einzelnen Regimenter erhielten einen ständigen „Kanton“ zugeteilt, das heißt einen Bezirk, in dem sie ihre neuen Soldaten ausheben sollten. Hier wurden die Dienstpflichtigen schon mit dem 10. Lebensjahr listenmäßig erfasst. Das nur dünn bevölkerte Preußen konnte aber die Reihen des schnell wachsenden Heeres nicht füllen. Deswegen wurden preußische Offiziere als Werber in die benachbarten  Länder geschickt. Die brachten ihre Opfer oft nur mit List, Betrug oder gar Gewalt dazu, das Handgeld anzunehmen, wodurch diese sich zu lebenslangem Söldnerdienst verpflichteten.

Erlass der Regierung Hannovers

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Ein solches bunt zusammengewürfeltes Heer war nur mit brutalsten Mitteln zu dirigieren. Der Stock, der den Soldaten einbläute, dass die  Befehle ihrer Vorgesetzten blindlings zu befolgen hatten, kennzeichnete fortan die preußische Armee. In ihr herrschte schlimmster Kadavergehorsam, das heißt, die Soldaten sollten vollkommen willenlose Werkzeuge in der Hand ihrer Offiziere sein.

Strengste Disziplin, in jahrelangem Drill, bei ständig wiederholten Exerzierübungen anerzogen, erforderte auch die Kampfweise der Infanterie: In langen, aber nur drei Glieder tiefen Reihen(Linien)rückten die Fußtruppen im Marschschritt vor. Dabei sollten sie möglichst schnell und zur gleichen Zeit schießen. Zielen war sogar, um Zeit zu sparen, streng verboten. Mit den damaligen Gewehren, Vorderladern mit glatten Läufen, hätte es auch kaum etwas genützt. Es kam mehr auf die Wirkung des Salvenfeuers an. Die preußische Armee, die diese Kampfweise, die sogenannte Linientaktik, schließlich perfekt beherrschte, brachte es immerhin auf zwei bis drei Schuss in der Minute. Im Rücken der Soldaten folgten die Offiziere, die jeden Zurückweichenden mit dem Tode bedrohten.

Angesichts der ständigen Schikanen und entehrenden Strafen – mindestens Spießrutenlaufen, im Wiederholungsfalle der Tod durch den Strang. Dennoch desertierten in jedem Jahr Hunderte.

Anordnung des preußischen Königs gegen Fluchtversuche von Soldaten

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Im preußischen Heer nahmen fast ausschließlich Adlige die Offiziersstellen ein. Dadurch unterstanden die Junker der Befehlsgewalt des Königs. Zugleich erwies sich die Armee für sie als Quelle unmittelbarer Bereicherung. Hierbei ging es nicht allein um die Besoldung der Offiziersstellen, sondern vor allen Dingen um die sogenannte Kompaniewirtschaft. Die Kompaniechefs empfingen für die Kosten der Ausrüstung und Verpflegung und des Soldes eine feste Geldsumme, über die sie allein verfügten. Dabei suchten sie Ausgaben zu sparen, wo sie nur konnten. Immer mehr Monate jährlich wurden Soldaten beurlaubt. Lediglich im Frühsommer mussten alle zum Exerzieren anwesend sein. Die Junker zogen daraus einen doppelten Vorteil: Sie sparten für diese Zeit den Sold und bekamen für die Feldarbeiten auf ihren Gütern die dringend benötigten Arbeitskräfte, die obendrein der militärischen Disziplin unterlagen. Die „Ausländer“, die angesichts der langen Dienstzeit oft verheiratet waren, blieben zumeist in ihren Garnisonstädten und verrichteten mit ihren Frauen und Kindern gewerbliche Arbeiten, da ihr kärglicher Sold nicht zum Lebensunterhalt ausreichte.

Stärke der Armeen 1740

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In Preußen kostete das Heer um 1740 8 bis 9 Zehntel aller Staatsausgaben. Damals stand das Land der Bevölkerung nach in Europa an 13., der Fläche nach an 10.,der Heeresstärke nach aber an 4. Stelle! So hieß es zu Recht, Preußen sei nicht ein Land mit einem Heer, sondern ein Heer mit einem Land.

Die Zustände im preußischen Heer und seine überragende Stellung im preußischen Staat sich wichtige Merkmale des Militarismus.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

 

Der preußische Militärstaat

 

 

 

Die Besonderheiten des Absolutismus in Deutschland

Ohnmacht und Schwäche von Kaiser und Reich

Der Westfälische Friede besiegelte die Zersplitterung Deutschlands in etwa 350 Fürstentümer und weit über 1000 kleinste Herrschaften, Reichsstädte und Reichsdörfer. In keinem anderen Lande Europas gab es eine solche unbeschreibliche Zerrissenheit. Der Kaiser, dem Namen nach Reichsoberhaupt, besaß nur noch wenige Befugnisse. Zum Beispiel konnte er in den Adelsstand erheben. Im Reich verfügte er aber über keinerlei Regierungsorgane oder nur ihm verpflichtete Truppen. Da es keine Reichssteuern gab, hätte er die Soldaten und Beamten auch gar nicht bezahlen können.

Klassen und Schichten in Deutschland während des 18. Jahrhunderts

Klassen und Schichten in Deutschland während des 18. Jahrhunderts

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Einschätzung des Reiches durch Samuel Pufendorf

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Die einzige Einrichtung, die alle Reichsglieder umfasste und noch notdürftig zusammenhielt, war der Reichstag. Seit 1663 tagte er als „Immerwährender Reichstag“ in Regensburg, das heißt, die Gesandten der Fürsten und Reichsstädte blieben ständig zusammen. Dennoch war der Reichstag beinahe bedeutungslos. Ein Beschluss kam nur zustande, wenn der Kaiser und die drei Kurien(Gruppen) des Reichstages übereinstimmten. Das gab es aber höchst selten, und auch dann blieb es den Fürsten überlassen, ob oder wie sie den Beschluss in ihrem Lande durchführten. Die Schaffung einer starken Zentralgewalt war von einem solchen Reichsorgan deshalb nicht zu erwarten, weil es fast vollständig in der Hand der Partikulargewalten(Gewalten der Teilstaaten)lag.

 

Der Absolutismus in den deutschen Fürstentümern

Während in Frankreich und Russland der Absolutismus die Herausbildung eines starken Nationalstaates förderte, konnte auf Grund der Zersplitterung des Reiches und der Ohnmacht des Kaisers in Deutschland kein nationalstaatlicher Absolutismus entstehen. Hier verfügten nur die Fürsten über genügend Machtmittel, um in ihren Gebieten eine absolute Herrschaft zu errichten. Wir sprechen deshalb vom landesfürstlichen Absolutismus in Deutschland. Durch ihn wurde die politische Zersplitterung erneut vertieft.

Einen wesentlichen Anreiz zur Errichtung der absolutistischen Herrschaft übte das französische Vorbild aus. Die einzelnen deutschen Fürsten strebten danach, es Ludwig XIV. gleichzutun. Sie wollten eine solche überragende Machtstellung wie er einnehmen und eine ähnliche prunkhafte Hofhaltung führen. Selbst kleine, unbedeutende Landesherren eiferten dem bewunderten Vorbild nach, riefen aber oft mehr Spott als Achtung hervor.

In den meisten Territorien war  das Bürgertum wirtschaftlich nicht so kräftig, dass es dem absoluten Herrscher als Stütze hätte dienen können, wie das anfangs in Frankreich geschah. So beruhte der landesfürstliche Absolutismus vor allem auf dem Bunde des Fürsten mit Teilen des wirtschaftlich erstarkten Adels. Auch dadurch besaß er von vornherein einen betont reaktionären Charakter.

Bei der Herausbildung des Absolutismus büßte der Adel weitgehend seine politische Selbstständigkeit ein und musste sich der fürstlichen Gewalt fügen. Doch vermochte der absolutistische Landesfürst mit seinen staatlichen Machtmitteln das feudale Eigentum gegen drohende Aufstände, wie sie hier und da bereits ausgebrochen waren, weit besser zu schützen, als das dem einzelnen Adligen jemals möglich war. Der landesfürstliche Absolutismus diente der Sicherung der feudalen Klassenherrschaft.

Aufbau des Territorialstaates

Der Aufbau eines Territorialstaates

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Verwaltung und Heer im Dienste der absoluten Fürsten

In den absolutistischen Fürstentümern lag überwiegend die Staatsgewalt in den Händen des Herrschers. Er entschied alle wichtigen Fragen der Politik und Verwaltung in seinem „Kabinett“, nur umgeben von wenigen „geheimen Räten“. Beamtentum und stehendes Heer waren die hauptsächlichen Machtmittel des absolutistischen Fürsten. Die Verwaltungsbehörden mussten seine Weisungen strikt ausführen. Den Städten wurde beinahe jede Selbstverwaltung genommen. In ihnen hatten allein die fürstlichen Beamten Befehlsgewalt. Hohe Beamte waren zumeist Adlige. Bürger zog man nur für solche Posten heran, die besondere Kenntnisse oder, wie in der Finanzverwaltung, persönlichen Reichtum erforderten. An den Höfen selbst gab es oft Hunderte von Stellen, deren Inhaber keine nützlichen Tätigkeiten verrichteten, aber doch bezahlt wurden. Auf diese Weise erhielt der Adel einen hohen Anteil an Staatsgeldern.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war es auch in den deutschen Territorien üblich geworden, dass die Heere ständig unter Waffen blieben. Die Macht der Fürsten wurde an der Größe ihrer stehenden Heere gemessen. Viele kleine Fürsten hatten aber nur wenige Tausend, oft bloß einige Hunderte Soldaten, denen angesichts der übermächtigen Nachbarstaaten kaum militärische Bedeutung zukam. Mit ihren bunten Uniformen, ihren Wachaufzügen und Manövern gehörten sei zum Bilde des Lebens am Fürstenhofe. Freilich sollten sie auch die Untertanen einschüchtern und konnten notfalls kleinere Empörungen verhindern. Außerdem erzielte der Adel auch hier seine Einkünfte, da die meisten Offiziere aus dieser Klasse stammten.

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

 

Die Besonderheiten des Absolutismus in Deutschland

 

 

 

Die Festigung der feudalen Produktionsverhältnisse

Die deutsche Wirtschaft nach dem Dreißigjährigen Krieg

Schwerwiegender als die direkten Auswirkungen waren die langfristigen Folgen des Krieges. Mit Ausnahme der Leinwand aus Sachsen und Schlesien gab es kaum Produkte, die in ausreichender Menge und Güte vorhanden waren, um auf dem Weltmarkt absatzfähig zu sein. Deutlich zeigt das Beispiel des Bergbaus, wie der Krieg den schon vorher erkennbaren Niedergang verstärkte.

Silberproduktion in Deutschland

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Erzeugten im Mansfeldischen während des 16. Jahrhunderts etwa 2000 Bergleute 10 bis 15 000 Dezitonnen Kupfer im Jahr, so waren 1668 nur noch einige Dutzend übrig geblieben, die 150 bis 200 Dezitonnen förderten. Die Anlage tieferer, leistungsfähigerer Schächte erforderte bedeutende Kapitalmengen, die es in dem zerstörten Land kaum gab. Außerdem mangelte es überall an ausgebildeten, persönlich freien Arbeitskräften. Die Zahl der frühkapitalistischen Unternehmungen, der Manufakturen und auch der Verlage, ging ebenfalls aus den genannten Gründen noch weiter zurück. Das Zunfthandwerk mit seinen manigfachen, den technischen Fortschritt behindernden Bestimmungen herrschte vor.

Ankerschmied bei der Arbeit

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Die gewerbliche Produktion wurde auch durch Hemmnisse behindert, auf die der Handel traf. Die ausländischen Mächte kontrollierten jetzt die Mündungen der großen Ströme. Die Städte an diesen Flüssen stellten die Eingangstore dar, durch die holländische und englische Kaufleute ihre besseren und billigeren Waren nach Deutschland brachten. Gegen ihre überlegene Konkurrenz kamen die deutschen Kaufleute schwer an. Im Handel konnten sie deshalb nur langsam größere Vermögen bilden. Das Bürgertum der deutschen Städte war somit nach dem Dreißigjährigen Krieg wirtschaftlich sehr geschwächt und blieb in seiner Entwicklung wesentlich zurück. Vor allem die frühkapitalistischen Unternehmungen konnten sich zunächst kaum entfalten.

 

Große Güter in Ostelbien

Neben Handwerk und Handel litt auch die Landwirtschaft unter den Kriegsfolgen. Höfe mussten aufgebaut, Felder von Unkraut und vordringendem Wald befreit werden. Dabei behinderten der Mangel an Geräten und Werkzeugen, an Zugvieh und vor allem die großen Menschenverluste den Wiederaufbau.

Westlich der Elbe blieben im wesentlichen die bisherigen Formen der feudalen Abhängigkeit und Unterdrückung bestehen. Das war die feudale Grundherrschaft. In ihr überwogen die Natural- und Geldabgaben, die die Feudalherren möglichst zu erhöhen suchten. Dennoch verschlechterte sich in diesen Gebieten die Lage der Bauern, obwohl sie schwer genug blieb, nicht entscheidend.

Östlich der Elbe, in „Ostelbien“, dageben vollzogen sich in der Landwirtschaft tiefgreifende Wandlungen. Sie wurden durch den steigenden Getreidebedarf der städtereichen Länder Westeuropas veranlasst. Immer mehr Schiffe kamen von dort in die Hafenstädte der Ostseeküste, um das dringend benötigte Brotgetreide zu holen. Sein Anbau warf hohe Gewinne ab. Die Feudalherren Ostelbiens suchten daher mit allen Mitteln, ihre Besitzungen zu großen Gütern zu erweitern, um möglichst viel Getreide zu produzieren. Sie eigneten sich den Boden an, der infolge der Kriegsverwüstungen und des Bevölkerungsrückgangs brach lag. Damit entstanden Landkomplexe, die nicht mehr aufgesplittert, sondern weitgehend geschlossen waren.  Diese Güter wurden vom Herrenhof aus direkt bewirtschaftet. Um die notwendigen Arbeitskräfte zu beschaffen, forderten die Gutsbesitzer von den Bauern wieder mehr Frondienste – an vier, fünf oder gar sechs Tagen in der Woche: Sie waren als Hand- und Spanndienste zu leisten. Diese unangemessenen Frondienste ließen den Bauern oft kaum Zeit, ihr eigenes Land zu bebauen.

Bauern bei der Fronarbeit

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Die zweite Leibeigenschaft und die Gutsherrschaft

Viele Bauern verließen ihre Höfe, um sich den spürbar steigenden Belastungen zu entziehen. Die Gutsbesitzer suchten die Abwanderung zu verhindern. Sie wollten nicht die billigen Arbeitskräfte verlieren.

Zunächst verweigerten sie den Bauern solange den Weggang, bis ein Ersatzmann gefunden war. Dann verboten sie den Abzug überhaupt. Außerdem zwangen sie die Bauern, ihre Kinder einige Jahre als Gesinde, als Knechte oder Mägde, auf dem Gutshof arbeiten zu lassen. Sie bekamen dafür fast keinen Lohn und unterstanden der direkten Gewalt des Gutsherrn. Dieser Gesindezwangsdienst und die Abzugsverbote hatten zur Folge, dass sich in Ostelbien die zweite Leibeigenschafft, die in anderen Teilen Deutschlands seit dem 15. Jahrhundert entstanden war, in besonders krassem Maße ausbildete.

Durch die zweite Leibeigenschaft, für die in Brandenburg die Bezeichnung Erbuntertänigkeit üblich war, wurden die Bauern erneut von ihrem Feudalherrn persönlich abhängig. Er konnte sie schließlich sogar, mit oder ohne ihren Hof, kaufen und verkaufen. Sie durften ihr Land auch nicht mehr wie vordem gegen einen mäßig hohen Zins erblich besitzen, sondern mussten ihren Herren alle paar Jahre um die Erneuerung des Besitzervertrages bitten. Bei dieser Gelegenheit steigerte dieser seine Forderungen. Den Bauern war es nicht möglich, sich in den Städten eine Arbeit zu suchen.

Die ostelbischen Adligen, die auf ihren ausgedehnten Gütern mit leibeignen Bauern, Gesinde und auch schon Tagelöhnern Getreide für die Ausfuhr produzierten, wurden bald Junker( Das Wort Junker entstand aus „Jungherr“, das heißt junger Adliger.)genannt. Sie vertrieben vor allem im 18. Jahrhundert immer mehr Bauern, deren Boden sie dem Gutsland einverleibten, um die Getreideproduktion noch mehr zu erweitern. Dieser rücksichtslose Raub des Bauernlandes durch die Junker wird als Bauernlegen bezeichnet.  Zehntausende verloren in Ostelbien durch diesen Vorgang ihre Höfe. Auf dem Boden Mecklenburgs, der dem Adel gehörte, ging die Zahl der Bauernstellen zwischen 1660 und 1755 von 12 000 auf 4900 zurück; 1794 waren es gar nur noch 2490.

Die ehemaligen Bauern behielten nur kleine Häuschen mit winzigen Landstücken, die ihnen nicht einmal den notwendigsten Lebensunterhalt sicherten. Die landarmen und die landlosen Dorfbewohner nannte man nunmehr Kätner, Häusler, Büdner oder Gärtner. Sie waren nahezu vollständig der Produktionsmittel beraubt und darauf angewiesen, für einen Hungerlohn auf den junkerlichen Gütern zu arbeiten. Durch die Leibeigenschaft blieben sie an die Gutsherren gebunden.

Gutswirtschaft 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Lebenshaltung der Kätner und Gärtner Bericht eines mecklenburgischen Junkers 1755

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Freiherr vom Stein über Leben auf dem Lande in Mecklenburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Die feudale Ausbeutung und Unterdrückung nahm überall in Ostelbien ein nicht mehr zu überbietendes Ausmaß an. Die Leibeigenen im Bereich der Güter waren ihrem Junker beinahe schutz- und rechtlos ausgeliefert. Zusammenfassend sprechen wir von der Gutsherrschaft.

Gegen Willkürmaßnahmen, gegen neue Erhöhungen der Dienste und Abgaben gab es kaum eine Möglichkeit der Gegenwehr. Der Gutsherr verfügte über die Polizeigewalt im Dorf und hielt auch Gericht. Zwar hören wir oft davon, dass die Bauern Frondienste verweigerten, sie betont nachlässig ausführten oder Abgaben nicht lieferten. Sie ließen also nicht alles widerspruchslos über sich ergehen. Aber die Gutsherren hielten ein bewaffnetes Gefolge und beschäftigten Gutsverwalter und Aufseher, die schon bei den geringsten Vergehen harte Strafen verhängten. Stockschläge, Peitschenhiebe und Haftstrafen waren an der Tagesordnung. Auch mit Hilfe der Kirche wurden die Bauern zu striktem Gehorsam angehalten, war doch der Dorfpfarrer ebenfalls vom Gutsherren abhängig.

Der osteblische Adel steigerte seine wirtschaftliche Macht durch die maßlose Ausbeutung der leibeigenen Bauern. In den anderen Teilen Deutschlands konnte der Feudaladel, wenngleich innerhalb der alten Formen, seine Klassenherrschaft ebenfalls festigen. Dem steht die wirtschaftliche Schwächung des Städtebürgertums gegenüber.

Viele Lebensmittel tragen die Bezeichnung „nach Gutsherrenart“, „Gutsherrentopf“ u. ä. Das gilt als Gütesiegel. Niemand macht sich beim Einkauf und Verzehr dieser Lebensmittel Gedanken um die Bedeutung der Gutsherrschaft. Das sollte man aber besser tun, wenn einem Lebensmittel mit solch einer Bezeichnung begegnen.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die Festigung der feudalen Produktionsverhältnisse

 

Russland als absolutistischer Staat

Die Reform der Verwaltung

Um Russland in seiner Entwicklung rasch voranzubringen, begann Peter, auf den verschiedensten Gebieten der Staatsverwaltung, der  Wirtschaft und Armee längst notwendige Reformen durchzuführen. In zwei Etappen wurde die staatliche Verwaltung umgestaltet. An die Stelle der alten Bojarenduma, einer aus hohen Adligen bestehenden beratenden Körperschaft, trat als neue oberste Staatsbehörde der Regierende Senat. Während die Mitglieder des Regierenden Senats nur unter dem Gesichtspunkt, was sie leisten konnten, wie sie dem Staat diensten, vom Zaren berufen wurden, waren die Mitglieder der alten Bojarenduma nach ihrer Herkunft benannt worden. Dadurch festigte der Zar zwar seine absolute Macht außerordentlich. Die alten, von den Bojaren geleiteten schwerfälligen Verwaltungseinrichtungen ersetzte Peter I. durch neue zentrale Stellen. Deren Aufgaben waren klar voneinander abgegrenzt. Sie verwalteten solche Bereiche wie Industrie, Finanzen, Justiz, Handel, Außenpolitik, Armee und Flotte. Ihre Zuständigkeit erstreckte sich für einen dieser Arbeitsbereiche jeweils für das ganze Land. In vielem ähnelten diese sogenannten Kollegien dem, was wir heute unter einem Ministerium verstehen.

Zu den Reformen der Staatlichen Verwaltung gehörte auch eine gebietsmäßige Neugliederung Russlands in acht Gouvernements. Das Wort Gouvernement heißt übersetzt Verwaltungsbezirk. An der Spitze jedes dieser Gouvernements stand eine Gouverneur, der alle militärischen und politischen Vollmachten besaß und auch die Finanzen verwaltete. Später wurden an ihrer Stelle 50 Provinzen geschaffen.

Peter I. unterstellte die Kirche dem Staat. Er schaffte die bisherige oberste Leitung der Kirche, das sogenannte Patriachat, ab, und schuf dafür eine Leitung, deren Mitglieder er selbst ernannte. Auch diese Maßnahme diente ebenso wie eine teilweise Enteignung des sehr umfangreichen Kirchenbesitzes dazu, die Macht des Zaren zu stärken, den Absolutismus im Russland durchzusetzen. So schuf Peter I. Eine straff zentralisierte Staatsmacht, die die Interessen des Adels und der Kaufleute vertrat. Auf Außenpolitischem Gebiet gelang es Russland in dieser zeit, die Zugänge zum Asowschen Meer und zur Ostsee zu erkämpfen. Eine mächtige Kriegsflotte und ein schlagkräftiges Heer entstanden. Das Heer zählte allein 130 000 Soldaten der Feldarmee, darüber hinaus noch Kosaken und andere Verbände. Peter I. baute die Armee und die Kriegsflotte als Instrument des absolutistischen Staates nach damals modernen Gesichtspunkten auf. Er führte eine Dienstordnung ein, schuf besonders gut ausgebildete Graderegimenter, ließ zahlreiche militärische Lehranstalten einrichten und stellte vor allem an die Offiziere hohe Forderungen.

Das russische Reich zur Zeit Peters I.

Das russische Reich zur Zeit Peters I.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Wirtschaftliche und kulturelle Fortschritte

Besonders große Anstrengungen waren auf wirtschaftlichem Gebiet notwendig, um die Rückständigkeit des Landes zu überwinden. Dazu mussten zahlreiche neue Manufakturen entstehen.

Während der Regierungszeit Peters I. stieg die Zahl der Manufakturen in Russland von 21 auf rund 200. Er ließ auch auf Staatskosten Manufakturen errichten, die später mit besonderen Vorrechten in die Hände von Privatpersonen übergingen. Um den Manufakturen die benötigten Arbeitskräfte zu sichern, gestattete der Staat den Besitzern der Manufakturen, leibeigene Bauern für die Betriebe zu kaufen. Eine leistungsfähige Eisenindustrie, die mit Leibeigenen arbeitete, entstand im Ural. Damals übertraf sie sogar das englische Eisenhüttenwesen.

Zur Wirtschaftspolitik Peters gehörten auch Maßnahmen zum Schutze des Handels und zur Förderung des Exports. Der Staat belegte solche ausländischen Waren, die in Russland hergestellt werden konnten, mit hohen Zöllen.

Schiffswerft zur Zeit Peters I.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Auch auf dem Gebiet der Kultur macht Russland unter der Regierung Peters I. große Fortschritte. Zahlreiche allgemeinbildende Schulen, technische und andere Lehranstalten entstanden. Peter bereitete die Gründung einer Akademie der Wissenschaften vor, die aber erst kurz nach seinem Tode 1725 in  St. Petersburg eröffnet werden konnte. Wissenschaft, Kunst und Technik erlebten in Russland einen beachtlichen Aufschwung.

Im Jahre 1703 gründete Peter I. an der Mündung der Newa die Stadt St. Petersburg. Das Geschichtsbuch der DDR lässt das „St.“ Weg und schreibt, dass die Stadt nach Peter I. den Namen Petersburg bekommen hat. Es gibt Quellen, u.a. Wikipedia, die besagen, dass St. Petersburg  nicht nach Peter I., sondern nach seinem Schutzheiligen, dem Apostel Simon Petrus, benannt wurde.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde am 18. August 1914 der deutsche Name zu Petrograd – wörtlich „Peterstadt“ – russifiziert. Nach Lenins Tod 1924 wurde die Stadt am 26. Januar 1924 in Leningrad umbenannt. Dies geschah auf Antrag der damaligen Petrograder Parteiführung und nach deren Angaben auf Wunsch der Arbeiter, die Lenins Tod betrauerten.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion führte eine Volksabstimmung 1991 zu einer knappen Mehrheit zugunsten der Rückbenennung in Sankt Petersburg. Der Erlass vom 6. September 1991 vollzog diesen Wählerwillen. Gleichzeitig wurden viele Straßen, Brücken, Metro-Stationen und Parks wieder rückbenannt. Im Zusammenhang mit historischen Ereignissen wird nach wie vor der zum Ereignis „passende“ Name genutzt, zum Beispiel „Heldenstadt Leningrad“ beim Gedenken an den Deutsch-Sowjetischen Krieg von 1941 bis 1945, der in Russland „Großer Vaterländischer Krieg“ (Великая Отечественная война/Welikaja Otetschestwennaja woina) genannt wird.

Das umliegende Verwaltungsgebiet (föderative Einheit) Oblast Leningrad (russ. Leningradskaja Oblast) behielt nach einem Beschluss des dortigen Gebietssowjets den alten Namen.

Bald entwickelte sich diese Stadt zu einem bedeutenden Kulturzentrum Russlands. Im Jahre 1712 überführte Peter den Zarenhof aus Moskau nach St. Petersburg und machte diese neue Stadt damit zur Hauptstadt des russischen Reiches. St. Petersburg spielte nach dem Willen Peters die Rolle eines „Fensters nach Europa“. Zur Sicherheit der Stadt ließ der Zar auf der Insel Kotlin die Festung Kronstadt errichten. Handel und Industrie blühten auf, zahlreiche ausländische Schiffe kamen nach St. Petersburg, und öfter als früher fuhren russische Kaufleute über die Meere. Die Folge aller dieser Maßnahmen war, dass sich das Tempo der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Russlands beschleunigte.

Roter Platz in Moskau

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Veränderungen in der Gesellschaft

In der Zusammensetzung des russischen Volkes gingen tiefgreifende Veränderungen vor sich. Neben den Gutsbesitzern entwickelten sich als neue Ausbeuter die Manufakturbesitzer, reichen Kaufleute und Oberschichten von Handwerkern, außer den leibeigenen Bauern gab es auch schon Arbeitsleute, die in den Manufakturen beschäftigt waren. Die Wirtschafts- und Finanzpolitik des Russischen Reiches orientierte sich auf die Oberschichten des Adels und der Kaufleute, während sich die Ausbeutung und Unterdrückung der Volksmassen weiter verschärfte.

Der Zar führte immer neue Steuern ein, zum Beispiel Kopf-, Salz-, Mühlen-, Bade- und Tabaksteuern. Damit steigerte er seine Einnahmen. Diese benötigte er, um die weitgespannten wirtschaftlichen, militärischen und kulturellen Pläne zu verwirklichen.

Ausdruck dieser verschärften Ausbeutung der armen Schichten in den Städten und der Bauern waren Aufstände in Astrachan(1705-1711). Der absolutistische Staat Zar Peters I. antwortete darauf, indem er die arbeitenden Menschen noch schärfer in das Joch der Leibeigenschaft zwang, ihnen noch höhere Abgaben abforderte, Strafabteilungen gegen sie entsandte und sogar russische Dörfer zerstörte.

Dies zeigt, welche Klasseninteressen Peter I. vertrat.

 

Moskauer Bojaren

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Russischer Bauer in Winterkleidung

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Die Bedeutung Peters I.

In den dreieinhalb Jahrzehnten seiner Regierungszeit gelang es Peter I. natürlich nicht, die seit Jahrhunderten währende Rückständigkeit zu überwinden. Seine Reformen bildeten jedoch einen wichtigen Wendepunkt in der russischen Geschichte.

Peter I. schuf, gestützt auf wohlhabende Kaufleute und Handwerker in den Städten und auf große Teile des Adels, ein absolutistisch regiertes Reich. Unter ihm wurde Russland zu einer europäischen Großmacht, die auch von den anderen Staaten anerkannt wurde und zunehmendes Ansehen in Europa genoss.

Leibnitz zu Peter I.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Russland als absolutistischer Staat

 

 

 

Russland im 17. Jahrhundert

Die Entwicklung des Landes

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts standen auch in Russland die ersten größeren Betriebe. Es waren Manufakturen, in denen Tuche, Seide und Leinen erzeugt, Eisen gewonnen oder Geschütze gegossen wurden. Daneben gab es das seit vielen Jahrhunderten stark entwickelte Handwerk, das sich immer mehr spezialisierte. Die Arbeitsteilung zwischen Stadt und Land sowie zwischen den verschiedenen Gebieten Russlands nahm zu. Die Folge davon war, dass an zahlreichen Orten regelmäßig Messen und Jahrmärkte stattfanden, auf denen man Leinen, Pelzwaren, Lederwaren, Flachs, Hanf, Salz, Eisenwaren und andere Güter handelte.

Die bedeutendsten Handelszentren waren Moskau und andere größere Städte, zum Beispiel Smolensk, Archangelsk im hohen Norden und Nishni Nowgorod, das heutige Gorki an der Wolga. So kam es, das sich im 17. Jahrhundert ein das ganze Land umfassender Markt, ein gesamtrussicher Markt, herausbildete.

Zur selben Zeit wurde aber auch die Ausbeutung armer Schichten der Stadtbevölkerung und ganz besonders der Bauern immer schärfer. Diese Menschen waren in ihrer überwiegenden Mehrheit den Feudalherren völlig ausgeliefert, sie waren Leibeigene. Ohne Genehmigung ihres Herren durften sie ihren Wohnort nicht verlassen, ja die durften nicht einmal heiraten. Ihr Herr konnte sie verkaufen oder sogar im Kartenspiel an einen anderen Feudalherren verlieren.

Die Bauern und Armen der Städte versuchten immer wieder, das auf ihnen lastende schwere Joch abzuschütteln. Es kam zu einer Reihe großer Bauernkriege, wie zum Beispiel im 17. Jahrhundert zu der von Stepan Rasin geführten Erhebung(1667-1671).

In wirtschaftlicher Hinsicht blieb Russland damals noch immer weit hinter den entwickelten Ländern West- und Mitteleuropas zurück. Dafür gab es eine Reihe von Ursachen: Im Laufe von Jahrhunderten hatte Russland viele Kriege führen müssen, um sich gegen Feinde im Osten, Süden und Westen zu wehren. Die Zugänge zum Schwarzen Meer wurden ihm durch die Türkei und die zur Ostsee durch Schweden versperrt.

 

Peter I.

Als Peter I. im Jahre 1682 Zar wurde, kämpften am Zarenhofe verschiedene Adelsgruppen um den bestimmenden Einfluss. Peter war damals erst zehn Jahre alt. Mit siebzehn Jahren, 1689, begann er, die Macht selbst auszuüben. Er erkannte, welche Aufgaben in Russland gelöst werden mussten, und ging entschlossen daran, dieses Werk zu vollbringen:

  1. die Bedrohung Russlands durch äußere Feinde abzuwehren, dem russischen Handel eisfreie Häfen zu sichern und die internationale Stellung seines Landes zu festigen;
  2. die wirtschaftliche Rückständigkeit Russlands durch grundlegende Maßnahmen zu überwinden.

Unter der Regierung Peters I.(1689-1725)machte Russland auf dem Wege zur feudalabsolutistischen Monarchie rasche Fortschritte. Peter scheute bei seinem Werk, das für Russland notwendig war, vor keinen Schwierigkeiten zurück.

 

Entwicklung des russischen Reiches bis zum Tode Peters I.

Die Entwicklung des russischen Reiches bis zum Tode Peters I.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Die „Große Gesandtschaft“

Im Jahre 1697 reiste auf Befehl des Zaren eine aus rund 250 Personen bestehende „Große Gesandtschaft“ ins Ausland. Sie bestand aus adligen Würdenträgern und Diplomaten, aber auch aus jungen Menschen, die sich im Ausland gründlich umsehen und mit Wissenschaft, Technik und Kultur vertraut machen sollten. Aufgabe dieser Gesandtschaft war es im besonderen, Verbündete für Russland zu gewinnen, Schiffbau, Schifffahrtskunde und Kriegswesen zu studierten sowie die verschiedensten Fachleute in russische Dienste zu nehmen. Zar Peter I. stellte an die Spitze der „Großen Gesandtschaft“ seinen aus der Schweiz stammenden Lehrer und Freund Franz Lefort. Unerkannt nahm er selbst im Gefolge als einfacher Unteroffizier Peter Michailow teil.

Die „Große Gesandtschaft“ reiste über Kurland und Brandenburg nach Holland. Peter bemühte sich, überall so viel wie möglich zu lernen. Sein Leitspruch war: „Im Stande eines Lernenden bin ich, und Lehrende suche ich mir.“  Er beherrschte über zehn verschiedene Handwerksberufe. Auf den Werften in Zaandam und Amsterdam in Holland arbeite Peter mehrere Monate als Zimmermann. Schon nach kurzer Zeit war in Holland bekannt, dass ich unter dem Namen des großen, kräftigen Zimmermannes Peter der Zar verbarg.

Mit einem Teil der Gesandtschaft reiste Peter I. für einige Monate nach England. Er besuchte dort das Parlament, besichtigte Eisenwerke, Werften, Geschützfabriken sowie berühmte Bauwerke und nahm als Gast an einem Flottenmanöver teil. Über Dresden und Prag fuhr Peter dann nach Wien, wo er mit dem deutschen Kaiser verhandelte. Von dort kehrte er schließlich wieder nach Russland zurück.

Den zu seiner Begrüßung erschienen adligen Würdenträgern schnitt Peter eigenhändig die langen Bärte ab, womit er allen deutlich zeigte, dass er entschlossen war, die Rückständigkeit zu bekämpfen. Er duldete auch nicht mehr, dass sie nach altem russischen Brauch vor ihm auf die Knie sanken. Peter I. verlangte von jedem Menschen, der in den Staatsdienst treten wollte, Kenntnisse in Mathematik, Kriegsbauwesen, Schiffsbautechnik, Nautik und anderen Wissenschaften.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Russland im 17. Jahrhundert

 

 

 

Frankreichs Wirtschaft unter Ludwig XIV.

Die Errichtung von Manufakturen

Der Geldbedarf des Staates stieg ständig an. Es war aber einerseits nicht möglich, dauernd neue Steuern vom Bürgertum zu verlangen, wenn sich sein Reichtum nicht vermehrte. Auf der anderen Seite brauchten der Adel und die Geistlichkeit keine Steuern zu bezahlen. Daran ließ auch Ludwig XIV. nicht rütteln. Sein Finanzminister Colbert, Sohn eines Kaufmanns, hatte daher eine schwierige Aufgabe zu lösen. Er fand – nach englischem Vorbild – den Ausweg in einer verstärkten Produktion und Ausfuhr französischer Waren. Colbert ließ staatliche Manufakturen bauen und lieh bürgerlichen Geschäftsleuten Geld, damit sie ebenfalls solche Betriebe errichteten. Sie standen aber unter strenger Aufsicht des Staates, der genau vorschrieb, was produziert wurde. Manche Waren durften nur die königlichen Manufakturen herstellen.

Die französischen Manufakturwaren wurden vom Ausland gern gekauft. Auf diese Weise kam viel Geld nach Frankreich herein. Die Manufakturbesitzer konnten ihre Betriebe vergrößern. Zur gleichen Zeit führte Colbert hohe Zölle für ausländische Waren ein.

Da die ausländischen Waren dadurch sehr teuer wurden, kauften die Franzosen lieber französische Erzeugnisse. So blühten die französischen Manufakturen auf, und ihr Geld blieb im Land. Colberts Maßnahmen förderten den Außenhandel und ließen viel Edelmetall ins Land strömen. Die Staatskasse füllte sich, aber auch die Manufakturbesitzer wurden reich.

Beschreibung der Maßnahmen Colberts

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Einfuhrzölle

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

Das Wort Livre bezeichnet eine französische Währung vor der Revolution 1789.

 

Die Entwicklung des Verkehrs

Den Handel im Inneren Frankreichs behinderten aber noch die Zollschranken zwischen den einzelnen Provinzen und die schlechten Straßen. Deshalb wurden die meisten dieser Zölle jetzt aufgehoben. Wenigstens das Innere Frankreichs bildete nun ein geschlossenes Wirtschaftsgebiet, und die Waren brauchten nicht mehr verzollt zu werden. Colbert ließ auch viele festen Straßen („Chausseen“) und Kanäle bauen. Die einzelnen Teile Frankreichs kamen sich immer näher. Unter Colbert entstand außerdem eine große Flotte von Handelsschiffen, die französische Waren in alle Welt transportierte. Die französischen Schiffe und ihre Güter wurden die schärfsten Konkurrenten der englischen. Um billige Rohstoffe zu erhalten, erwarb Frankreich Kolonien in Nord- und Mittelamerika, in Afrika und Indien und plünderte die einheimische Bevölkerung aus.

 

Das französische Bürgertum und der Absolutismus

Diese Maßnahmen Colberts erleichterten es dem Bürgertum, Manufakturen zu gründen und reich zu werden. Die Manufakturbesitzer, Kauflaute und Reeder hatten deshalb lange Zeit nicht gegen den Absolutismus Ludwigs XIV. einzuwenden. Auch unter den höchsten Beamten Ludwigs XIV. befanden sich viele, die bürgerlicher Herkunft waren. Der französische Absolutismus förderte also eine Zeitlang das Streben des Bürgertums nach Ausdehnung seiner Betriebe und nach höheren Gewinnen. Aber bereits in den letzten Jahrzehnten der Regierung Ludwigs XIV. empfanden die Manufakturbesitzer die staatliche Aufsicht als lästig und gerieten in Gegensatz zum absoluten Königtum. Außerdem konnten sie immer weniger verkaufen, da durch die lang andauernden Kriege die Bauern verarmten und ganze Landstriche entvölkert wurden.

Colbert besichtigt Gobelinmaufaktur

Colbert besichtigt eine Gobelin-Manufaktur

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Verarmung Frankreichs durch Kriege

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Bericht über Folgen der Kriege

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Frankreichs Wirtschaft unter Ludwig XIV.

 

Der französische Absolutismus

Die Herrschaft Ludwigs XIV.

Frankreich war in der zweiten Hälfe des 17. Jahrhunderts der stärkste und reichste Staat Europas geworden. Von 1643 bis 1715 war  Ludwig XIV. König.

Was seine Vorgänger begonnen hatten, vollendete er, indem er alle Macht in seiner Hand vereinigte. Er schaffte das Amt eines ersten Ministers ab und ließ die Generalstände nicht mehr zusammentreten. Diese Versammlung von Vertretern des Adels, der Geistlichkeit und des Bürgertums besaß früher das Recht, die Steuern zu bewilligen. Ludwig XIV, erließ selbst die Gesetze und wachte über deren Durchführung. Gleichzeitig war er auch der oberste Richter des Königreiches.

Zu Beamten, die sich in den ersten Jahren seiner Regierung nicht seinem Willen fügen wollten, sagte er: „Sie haben gedacht, meine Herren, dass Sie der Staat sind? Der Staat bin ich!“ Die Herrschaft Ludwigs XIV. war unumschränkt(absolut). Eine solche Staatsform nennt man Absolutismus.

Ludwig XIV. in Notre Dame ParisBildunterschrift Ludwig XIV Notre Dame

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Die Machtstützen des Absolutismus

Viele Adlige empörten sich zuerst über die unumschränkte Herrschaft des Königs. Doch bald sahen sie ein, wie unrecht sie hatten. Wenn sich, wie es oft geschah, die Bauern bewaffneten und gegen die Schlösser der Adligen zogen, waren bald die Soldaten des Königs zur Stelle. Sie schützten das Eigentum der Grafen und Barone besser, als diese es selbst konnten, und gingen mit grausamer Vergeltung gegen die aufständischen Bauern vor.

So sorgte Ludwig XIV. dafür, dass die Feudalherren nach wie vor die Bauern ausbeuten konnten. Der König wachte auch darüber, dass die Adligen ihre Vorrechte behielten: Sie blieben die Gerichtsherren der Bauern, brauchten keine Steuern zu zahlen, und ihnen allein waren die hohen Ämter bei Hofe, in der Verwaltung und im Heer sowie die einträglichen Bischofs- und Erzbischofsstellen zugedacht.

Der Absolutismus diente also dazu, die alte, feudale Gesellschaftsordnung zu erhalten. Das geschah zu einer Zeit, wo bereits neue Kräfte zu wirken begannen, die wir schon als Beispiel Englands(wird in einer der nächsten Ausgaben von DIE TROMMLER behandelt)sehen.

Dieses Ziel zu erreichen, halfen dem König Tausende von willfährigen Beamten, die bis in das entlegenste Dorf seinen Willen durchsetzten. Die wichtigsten waren die von Ludwig XIV. mit der Verwaltung der Provinzen betrauten Intendanten. Die Beamten trieben die Steuern von den Bürgern und Bauern ein und sorgten dafür, dass alle Befehle des Königs ausgeführt wurden.

Einen bedeutenden Teil der Steuereinnahmen verwandte Ludwig XIV. dazu, ein großes Heer aufstellen zu lassen. Dieses Heer fiel in die Nachbarländer Frankreichs ein und eroberte neue Gebiete. Es blieb auch im Frieden unter Waffen. Man nannte es „stehendes Heer“, weil es nicht mehr wie die Landsknechttruppen nach jedem Krieg wieder entlassen wurde. Die „Soldaten“ wurden „Söldner“, da sie für „Sold“ kämpften. Ein solches Heer sollte verhindern, dass sich die Bauern gegen den Adel erhoben.

Neben den Beamten und dem Heer dienste dem absoluten König auch die katholische Kirche. Die Geistlichen predigten, dass der König seine Gewalt von Gott habe und ihm deshalb alle Untertanen gehorchen müssten. Die Beamten, das stehenden Heer und die katholische Kirche bildeten die wichtigsten Machtstützen für die absolute Königsherrschaft.

Entwicklung Frankreichs unter Ludwig XIV. und Nachfolgern

Die Entwicklung Frankreichs unter Ludwig XIV, und seinen Nachfolgern(1643-1789)

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Schloss Versailles

Bilder entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Das Leben am königlichen Hofe

Um die eigenen Untertanen und die Fürsten Europas durch seine Macht zu blenden, ließ Ludwig XIV. in der Nähe von Paris mit den Steuergeldern von Bürgern und Bauern das Schloss Versailles bauen. Hunderte von Arbeitern starben beim Bau des Schlosses an Sumpffieber, da Ludwig XIV. darauf bestand, das Schloss in einem sumpfigen Waldgelände bei Paris zu errichten.

Lieselotte von der Pfalz zu Abend im Schloss

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Das Schloss zu Versailles bevölkerten die königlichen Prinzen und Prinzessinnen, viele Adlige, der „Hofadel“ und zahlreiche Erzbischöfe und Bischöfe, die aus dem Adel stammten. Sie beschäftigten sich damit, Feste zu feiern und auf Jagd zu gehen. Einer versuchte den anderen in der Gunst des Königs auszustehen.

Das Schloss enthielt prachtvoll ausgestattete Wohnräume, Gänge und Säle. Am eindrucksvollsten erschien dem Besucher der 80 Meter lange und 10 Meter breite Spiegelsaal. Die hohen Fenster reichten von der Decke bis zum Boden. Seine Wände waren mit großen Spiegeln verkleidet. Das Schloss wurde von einem riesigen Park umgeben. Breite, gerade Wege durchschnitten ihn, und zwischen den geometrisch geschnittenen Bäumen erblickte man immer wieder Rasenflächen und Springbrunnen. Wegen des schimmernden Glanzes, der ihn umgab, ließ sich Ludwig XIV. gern „der Sonnenkönig“ nennen.

 

Das Los der Untertanen

Das glanzvolle Leben am Hofe, das die Adligen auf ihren Schlössern nachzuahmen suchten, und die vielen Kriege erforderten Geld und nochmals Geld. Daher ersannen die königlichen Beamten immer neue Steuern, die die Kaufleute, Handwerker und Bauern zu zahlen hatten. Der König verlangte jetzt auch noch eine Kopf- und Salzsteuer und zwang die Bauern, kostenlos Wege instandzuhalten. Besonders schwer war das Los der Bauern, da auch die Feudalherren ständig höhere Abgaben verlangten. Den Bauern blieb so wenig für ihre eigene Nahrung, dass sie manchen Winter nur von Eicheln und Wurzeln lebten. Tausende starben vor Hunger und Kälte. So lebten der Hof Ludwigs XIV. und der Adel auf Kosten des französischen Volkes.

Bericht über Not des französischen Volkes

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

 

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der französische Absolutismus

 

 

Der Sieg des Partikularismus in Deutschland

Part ist das Fremdwort, bzw. das englische Wort für Teil. Hier geht es um einen in viele mächtige Teilstaaten zersplitterten Staat mit einer schwachen Zentralgewalt. Siehe Wikipedia.

Die Merkmale des Absolutismus in Frankreich und Deutschland

Einst war Deutschland der mächtigste Staat Europas, der ein starkes Königtum und damit eine starke Zentralgewalt besaß.

Diese Zeit lag nun schon Jahrhunderte zurück. Die Zentralgewalt zeigte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg machtloser denn Je: Das Reich bestand aus über 300 selbstständigen Staaten, in denen die Fürsten selbstherrlich und voller Willkür regierten. Von der früheren starken Stellung Deutschlands in Europa konnte man im 17. Und 18. Jahrhundert nichts mehr feststellen.

Das 17. Und 18. Jahrhundert war in der Geschichte die Zeit des Absolutismus. Die absolutistische Staatsform gab es damals in vielen Ländern Europas.

Während in Deutschland der Absolutismus die Zersplitterung des Landes nur noch vertiefte, verlief in den übrigen großen Ländern Europas die geschichtliche Entwicklung ganz anders. England, Frankreich und Russland wurden mächtig. Besonders Frankreich stieg am Ende des Dreißigjährigen Krieges zur Großmacht auf. Schon seit langem machte dieses Land eine andere Entwicklung durch als Deutschland, wo das ehemals mächtige Königtum zerfiel und sich das Reich in Landesfürstentümer auflöste. In Frankreich aber bildete sich aus den zersplitterten Gebieten der Fürsten ein kraftvoller Einheitsstaat mit einer starken Zentralgewalt. Das ging nicht ohne Kampf.

Entwicklung Zentralgewalt in Frankreich

Als im 17. Jahrhundert auch in Deutschland der Absolutismus entstand kam es zu einem anderen Ergebnis.

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Absolutismus in Interesse des Adels

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Was den Absolutismus in Deutschland und in Frankreich unterschied, waren die besonderen Merkmale, die den landesfürstlichen Absolutismus in Deutschland kennzeichneten. Die in Deutschland entstandene Art des Absolutismus wird im Vergleich zu Frankreich nur als eine „verkrüppelte“ Form des Absolutismus bezeichnet.

Weil der Absolutismus in den deutschen Landesfürstentümern  eine „verkrüppelte“ Gestalt annahm, hatte das deutsche Volk unter dieser Staatsform besonders schwer zu leiden. Vor allem aber behinderte der landesfürstliche Absolutismus die Entwicklung des Bürgertums und der neuen kapitalistischen Produktionsweise, soweit sie nicht zur Erhöhung der landesfürstlichen Einnahmen diente.

Deutschland blieb hinter den wirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern wie England, den Niederlanden und Frankreich weit zurück.

Die Unterschiede zwischen dem Absolutismus in Frankreich und Deutschland waren nicht zufällig entstanden. Sie hatten Ursachen, die weit in die Geschichte der beiden Länder zurückreichen.

Wie der französische Absolutismus ein Ergebnis der geschichtlichen Entwicklung Frankreichs seit dem 10. Jahrhundert war, so stand auch der landesfürstliche Absolutismus in Deutschland am Ende der geschichtlichen Entwicklung, die Deutschland seit dieser Zeit genommen hatte. Allerdings war diese Entwicklung anders verlaufen.

 

Deutschlands Weg zum zersplitterten und ohnmächtigen Staat

 

10. Jahrhundert

König Otto I. (936-973)

König Otto I.

 

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

König Otto I. (936-973)schuf im Kampf gegen die Herzöge einen mächtigen deutschen Staat mit einer starken Zentralgewalt. Mit seiner Krönung zum Kaiser 962 in Rom und der Unterordnung des Papstes leitete er jedoch zugleich die Italienpolitik ein. Sie wirkte sich verhängnisvoll auf die deutsche Geschichte aus, weil sie später die deutschen Könige von ihren Aufgaben in Deutschland ablenkte.

 

11. Jahrhundert

 

Papst Gregor VII.

Papst Gregor VII.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

Weil Papst Gregor VII. die Unterordnung des Papstes und der Kirche unter den deutschen König aufheben wollte, kam es zwischen ihm und König Heinrich IV.(1056-1106)zu Auseinandersetzungen. Die Fürsten(Partikulargewalten) nutzten die Schwierigkeiten des Königs(Zentralgewalt) aus und verbündeten sich gegen ihn mit dem Papst.

 

Heinrich IV.

König Heinrich IV.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Heinrich IV. fand in den Städten wichtige Verbündete. Er begünstigte die Städte aber nur solange, wie er sie im Kampf gegen die Fürsten brauchte.

 

12. Jahrhundert                           13. Jahrhundert

Die Auseinandersetzungen mit dem Papst sowie das Streben nach Macht und erhöhtem Ansehen führten die deutschen Könige immer wieder nach Italien. In dem Kaiserreich Friedrichs II. (1212-1250) war Deutschland nur noch ein Nebenland, um das sich der König wenig kümmerte.

Friedrich II.

Friedrich II.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Das nutzten die Partikulargewalten aus, um ihre Macht gegenüber der Zentralmacht weiter zu vergrößern. Um die Fürsten für seine Italienpolitik zu gewinnen, machte ihnen Friedrich II. in den Gesetzen von 1220 und 1232 große Zugeständnisse. Damals wurden die Fürsten zu Landesherren in selbstständigen Staaten. Weil der König die Partikulargewalten und somit die Zersplitterung des Landes förderte, litten auch die wirtschaftlichen Beziehungen. Das war von Schaden für die Städte, die eine starke Zentralgewalt und ein einheitliches Wirtschaftsgebiet brauchten und deren Interessen der König nicht wahrnahm.

 

14. Jahrhundert

Einer kleinen Gruppe mächtiger Fürsten fiel das Recht zu, den König zu „küren“(wählen). Diese „Kurfürsten“ waren bestrebt, stets einen schwachen König auszusuchen, der den Partikulargewalten nicht gefährlich werden konnte. In einem Gesetz, der Goldenen Bulle(1536), billigte der König den Kurfürsten wichtige Rechte zu.

Goldene Bulle

Goldene Bulle

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

So wurden die Kurfürsten zu mächtigen und unabhängigen Herren in ihren Ländern. Weil nun in einem Reichsgesetz die Zersplitterung Deutschlands bestätigt war, rückte die Herstellung eines einheitlichen deutschen Staates und die Bändigung der Partikulargewalten durch eine starke Zentralgewalt in weite Ferne.

 

15. Jahrhundert                   16. Jahrhundert

Innerhalb der feudalen Ordnung entstanden die ersten Anfänge der neuen, kapitalistischen Produktionsweise. Dieser Frühkapitalismus, der eine Weiterentwicklung der Gesellschaft bedeutete, stieß überall auf die Hindernisse, die ihm der Feudalismus setzte(Leibeigenschaft, Zunftverfassung, feudale Zersplitterung des Landes). Sollten sich die frühkapitalistischen Verhältnisse frei entfalten, so mussten diese feudalen Verhältnisse beseitigt werden.

Das war die Aufgabe der frühbürgerlichen Revolution, die sich mit der Reformation(1517) und dem deutschen Bauernkrieg(1524/26) gegen den Einfluss der Papstkirche in Deutschland und den Feudalismus richtete.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Weil es den Fürsten gelang, diese Revolution niederzuschlagen, erstarkten die Partikulargewalten weiter.

Deutschland blieb ein zersplitterter Staat mit einer ohnmächtigen Zentralgewalt.

 

17. Jahrhundert

Weil in Deutschland eine starke Zentralgewalt fehlte, wurde das Land zum Schauplatz eines europäischen Krieges.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Er endete mit einer nie dagewesenen wirtschaftlichen und politischen Schwächung des einst starken deutschen Staates. Die Partikulargewalten siegten endgültig über die Zentralgewalt. Das kam mit dem Friedensschluss zum Ausdruck, der die volle Selbstständigkeit der deutschen Fürsten gegenüber der Zentralgewalt vertraglich festlegte.

 

Deutschland und die Großmächte Europas an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert

Deutschland und die Großmächte Europas Wende 17. zum 18. Jahrhundert

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In England hatte ich die kapitalistische Produktionsweise am frühesten durchgesetzt. Das Land nahm einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch andere Staaten Europas standen bald vor den gleichen geschichtlichen Fragen, die in England schon längst gelöst waren. In Deutschland vollzog sich diese Lösung in einem recht langwierigen Prozess. Wie in Frankreich dieser Vorgang im 18. Jahrhundert verlief, siehe das Thema Französische Revolution.

 

Geschichtsbuch DDR 7. Klasse Kopie

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Sieg des Partikularismus

 

 

Der Westfälische Frieden (1648)

Die vertraglichen Vereinbarungen

1644 begannen in den westfälischen Städten Münster und Osnabrück Friedensverhandlungen zwischen den Vertretern des Kaisers, der deutschen Fürsten und der europäischen Mächte.

Allen war klar, dass der Krieg nicht mehr fortgesetzt werden konnte. Dennoch wurde noch vier Jahre lang um die Vertragsbestimmungen gefeilscht, ehe im Herbst 1648 Deutschland die Kunde durcheilte, dass endlich wieder Friede sei.

Spanien musste die volle Selbstständigkeit der Republik der Niederlande anerkennen, die damit endgültig aus dem Reichsverband ausschied. Die Kämpfe zwischen Frankreich und Spanien gingen zwar noch weiter, endeten 1659 aber ebenfalls mit einem Erfolg Frankreichs. Spanien büßte endgültig seine Großmachtstellung ein. Der Krieg bewies, dass die Pläne der spanisch-habsburgischen Partei nach Ausbau der Vorherrschaft in Europa auf unüberwindlichen Widerstand getroffen und gescheitert waren.

Die größten Vorteile aus dem „Westfälischen Frieden“ zogen Frankreich und Schweden. Beide Staaten garantierten die Einhaltung des Vertrages und konnten sich daher immer wieder in die deutschen Angelegenheiten einmischen. Darüber hinaus erhielt Frankreich große Teile des Elsaß und sogar die rechtsrheinische Festung Breisach. Schweden bekam die Bistümer Bremen und Verden sowie Vorpommern(mit Rügen) und Wismar, außerdem noch 5 Millionen Taler Entschädigung. Frankreich trat unbestritten die Nachfolge Spaniens als europäische Vormacht auf dem Festland an.

In Deutschland selbst waren wieder die Fürsten die Hauptgewinner. Ihnen wurde die volle Selbständigkeit in ihren Territorien zugesprochen. Sie sollten sogar Bündnisse mit auswärtigen Mächten schließen dürfen, nur nicht gegen Kaiser und Reich. An diese Einschränkung kehrte sich niemand. Die Protestanten behielten ihre Kirchengüter, die sie bis 1624 in ihren Besitz gebracht hatten. Einige Fürsten erzielten beträchtliche Landgewinne. Außer Spanien erlitt also auch die kaiserliche Gewalt weitere Einbußen. Deutschland setzte sich nunmehr hauptsächlich aus fast souveränen Fürstenherrschaften zusammen.

Gebietsveränderungen nach Westfälischem Frieden

Gebietsveränderungen nach dem Westfälischen Frieden

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Deutschland bei Kriegsende

30 Jahre Krieg hatten weite Gebiete Deutschlands buchstäblich zur Wüste gemacht. Äcker waren unbestellt, Bauernhöfe verbrannt oder verfallen, Bergwerke stillgelegt, Handelsstraßen verödet und die Städte eingeäschert. Am schwersten waren die Gebiete betroffen, die immer wieder  von den Kampfhandlungen heimgesucht wurden: Schwaben, Franken, die Rheinlande, Thüringen, Teile Kursachsens und Brandenburg. Hier nahm die Bevölkerung um die Hälfte und mehr ab. Insgesamt sank die Bevölkerungszahl Deutschlands gegenüber dem Vorkriegsstand um ein Drittel, schatzungsweise von 18 auf 12 Millionen.

Der Dreißigjährige Krieg war die größte Katastrophe in der bisherigen Geschichte des deutschen Volkes. Es wurde in seiner Entwicklung gegenüber England und Frankreich weit zurückgeworfen. Nachdem bereits vor dem Krieg die frühkapitalistische Entwicklung ins Stocken geraten war, erlitt sie weitere ernste Rückschläge. Die Feudalordnung dagegen konnte sich im Ergebnis des Krieges weiter festigen. Da die Bestimmungen des Westfälischen Friedens keine dauerhafte Friedensregelung schufen, bleib Deutschland nach 1648 weiterhin Hauptkriegsschauplatz der europäischen Mächte. Die Ansätze zu einem Wiederaufbau wurden immer wieder gestört. Auch die Habgier der Fürsten und die maßlosen Forderungen des Feudaladels behinderten ihn stark. Erst in Jahrzehnten harter Arbeit gelang es dem deutschen Volk, die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges zu überwinden.

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982.

Bearbeitet von Petra Reichel.

 

Original-Beitrag aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Westfälische Frieden


 

Buchtitel Geschichte in Übersichten Kopie 2

 

Bilder aus „Geschichte in Übersichten“,DDR 1982

 

 

 

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Der 30jährige Krieg

Der Prager Fenstersturz steht am Beginn des großen Krieges, der  volle 30 Jahre lang dauerte. Der Prager Fenstersturz war aber nur der Anlass, aber nicht der Grund des Krieges.

Man muss unterscheiden zwischen dem Anlass und dem Grund eines Krieges. Die Propaganda zu allen Zeiten verwischt dies und lässt die Leute was anderes, als die Tatsachen glauben.

Die Ursachen des Krieges waren der Gegensatz zweier europäischer Mächtegruppen. Während die spanisch-habsburgische Gruppierung die Mächte der schlimmsten feudalen Reaktion vereinte, umfassten ihre Gegner Staaten verschiedenartigen Charakters:

Die fortgeschrittenen Feudalstaaten Frankreich und England und die bürgerliche Republik der Niederlande gehörten ebenso dazu wie der Teil der protestantischen deutschen Landesfürstentümer, der sich gegen Liga und Kaiser zusammengeschlossen hatte.

Infolgedessen blieb der Kriegsbrand nicht auf Böhmen beschränkt, sondern griff immer weiter um sich. Das politisch zerrissene, religiös gespaltene Deutschland wurde Kriegsschauplatz jener Mächtegruppen, die um die Vorherrschaft in Europa kämpften.

 

Der 30jährige Krieg(1618 bis 1648)

 

Kampf um Vorherrschaft in Europa

Kampf um die Vorherrschaft in Europa

entnommen aus „Geschichte in Übersichten“, DDR 1982

 

Der böhmische Aufstand

1618 begann der offene Aufstand der böhmischen Stände gegen das Huas Habsburg. Kurfürst Friedrich von der Pfalz, der über Verbindungen zu England und Holland verfügte und das Oberhaupt der Union war, wurde zum neuen König Böhmens gewählt. Aber die Hoffnungen der Aufständischen auf wirksame Hilfe erfüllten sich nicht. Noch nicht einmal die Union war bereit, Geld oder Truppen zu schicken. Dagegen konnte Kaiser Ferdinand II. auf die Unterstützung Spaniens rechnen, und die Liga setzte ein Heer unter dem Grafen Tilly in Marsch. Das protestantische Kursachsen trat auf die Seite des Kaisers, um für sich die Lausitz zu gewinnen. Selbst in dieser ernsten Lage vermied es der böhmische Adel, die Volksmassen zum Kampf aufzurufen. König Friedrich führte lieber ein verschwenderisches Hofleben, als mit den Steuergeldern das Heer zu erweitern. Seine unzuverlässigen Truppen wurden 1620 in der Schlacht am Weißen Berge, vor den Toren Prags, vernichtend geschlagen. Friedrich, wegen seiner nur kurzen böhmischen Regierung spöttisch der „Winterkönig“ genannt, floh eilends nach Holland. Die Habsburger ließen in Böhmen sogleich alle Führer des Aufstandes verfolgen und enteignen, einige von ihnen hinrichten. Im Ergebnis wurde die Herrschaft der Habsburger gefestigt und das ganze Land in den nächsten Jahren der Katholischen Kirche unterworfen.

Für die Bauern begann eine lange Periode verschärfter feudaler Ausbeutung. Somit bedeuteten die Auswirkungen der Schlacht am Weißen Berge für das tschechische Volk eine nationale Katastrophe. Das habsburgische Joch lastete auf ihm bis zum Jahre 1918.

 

Die Ausbreitung des Krieges über Deutschland

Kampf um die Macht in Deutschland

Kampf um die Macht in Deutschland

entnommen aus „Geschichte in Übersichten“, DDR 1982

 

Der Krieg, der in Böhmen begann, wurde nach Deutschland hineingetragen, als Truppen Spaniens und der Liga in den Jahren 1620 bis 1622 die Pfalz eroberten. Aber er fand auch kein Ende, nachdem der geächtete Winterkönig sein Stammland eingebüßt hatte. Es waren Frankreich und England, die jede weitere Ausdehnung der spanisch-habsburgischen Macht nach dem Norden Deutschlands verhindern wollten. Die ermunterten den dänischen König, in den Krieg einzugreifen.

Das Heer der Liga unter Tilly konnte gegen die Truppen des Dänenkönigs allein kaum etwas ausrichten. Daher nahm der Kaiser das Angebot des böhmischen Adligen Wallenstein an, auf eigene Kosten ein Heer von mindestens 30 000 Mann ins Feld zu führen.

 

Wallenstein

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Als kaiserlicher General begann Wallenstein den Vorstoß nach Norden. Während Tilly nunmehr den Dänenkönig besiegte, eroberte Wallenstein schließlich ganz Mecklenburg, zu dessen herzog ihn der Kaiser ernannte. Wallenstein beabsichtigte sogar den Bau einer Flotte. Schon entstanden in Wismar und Warnemünde Befestigungen. Wallenstein wollte auch Stralsund gewinnen, und wäre die Stadt „mit Ketten an den Himmel gebunden“. Doch die Bürger trotzten tapfer, von der See her versorgt, der Belagerung.

Schlachtszene in 30jährigen Krieg

Schlachtszene aus dem 30jährigen Krieg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Dennoch war nicht zu verkennen: Die kaiserliche Macht hatte in den letzten zehn Jahren beachtlich zugenommen. Dank der Erfolge Wallensteins beherrschter der Kaiser weite Gebiete Deutschlands. Mit einem Edikt wollte er die protestantischen Fürsten zur Herausgabe der säkularisierten Kirchengüter zwingen. Über die offensichtliche Erweiterung der kaiserlichen Gewalt und das selbstständische Vorgehen Kaiser Ferdinands waren die Fürsten, gleich welchen Glaubens, stark beunruhigt.  Richtig sahen sie den Grund dafür in Wallensteins Heer, das von ihnen völlig unabhängig war. Sie forderten bezeichnenderweise von den Gesandten Frankreichs eifrigst unterstützt, auf dem Regensburger Kurfürstentag 1630, der Kaiser solle Wallenstein entlassen und seine Truppen vermindern. Ferdinand beugte sich dem Druck der Fürsten, zumal Wallenstein auch sein Missfallen hervorgerufen hatte, als er die Rückforderung der säkularisierten Kirchengüter kritisierte.

 

Das Eingreifen Schwedens

Noch während der Regensburger Tagung landete ein schwedisches Heer auf der Insel Usedom. König Gustav Adolf von Schweden schickte sich an, in das Ringen der Mächte um die Vorherrschaft in Europa einzugreifen. Er ließ überall verkünden, er wolle die deutschen Protestanten retten.

Schweden 1 + 2

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Schon seit längerer Zeit hatte Schweden erfolgreich begonnen, sich die Herrschaft an der Ostsee anzueignen. Die Pläne Wallensteins störten dieses schwedische Streben empfindlich. D Die öffentlichen Erklärungen des Schwedenkönigs sollten nur die Absicht bemänteln, die politische Lage für die weitere Ausdehnung seines Landes zu nutzen. Dass dabei die religiösen Gründe nicht die entscheidenden waren, zeigte auch der Vertrag, den Gustav Adolf mit dem katholischen Frankreich schloss. Er verpflichtete sich, in Deutschland eine Armee von  36 000 Mann unter Waffen zu halten und die Katholiken in ihren Rechten zu belassen. Dafür erhielt er von Frankreich reiche Hilfsgelder.

Deutsche protestantische Fürsten wie die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen, die für ihre Selbstständigkeit fürchteten, gingen erst unter massiven Druck ein Bündnis mit Schweden ein. In der Zeit dieser Verhandlungen eroberte Tilly im Mai 1631 den wichtigen Elbübergang Magdeburg. Gustav Adolf musste nunmehr mit dem Vormarsch beginnen. Im September fügte er Tilly bei Breitenfeld, in der Nähe Leipzigs, eine schwere Niederlage zu.

Der Weg nach Oderdeutschland stand offen. Über Thüringen und Franken gelangten die Schweden an den Rhein. Als sei er schon unumschränkter Herrscher Deutschlands, vergab Gustav Adolf eroberte Territorien an deutsche Bundesgenossen. Im Frühjahr 1632 wurde auch Bayern besetzt; selbst Wien war bedroht.

Dem Kaiser blieb angesichts dieser Wende im Kriegsverlauf keine andere Wahl, als dem 1630 abgesetzten Wallenstein wiederum den Oberbefehl über ein neu aufzustellendes Heer zu übertragen. Mit 40 000 Mann drang Wallenstein schließlich in Sachsen ein. Um nicht abgeschnitten zu werden, wandten sich die Schweden wieder nach Norden. An einem nebligen Novembertag 1632 griffen sie bei Lützen die kaiserlichen Truppen an und zwangen sie zum Rückzug. Gustav Adolf aber fiel in der Schlacht.

Wallenstein nutzte die Verwirrung bei der schwedisch-französischen Partei nicht aus, sondern knüpfte mit den Gegner Verhandlungen an. Offenbar suchte er den unseligen Krieg zu beenden. Religiöse Streitfragen spielten keine Rolle. Es kam ihm vielmehr auf einen Ausgleich der politischen Gegensätze an. Notfalls beabsichtigte er, die kaiserliche Partei zu verlassen. Der Kaiser, dem das nicht verborgen blieb, setzte Wallenstein erneut ab und gewann dessen Generale und Obersten. Sie wollten den Krieg, in dem sie sich persönlich bereicherten, weiterführen. Auf kaiserliche Weisung wurde Wallenstein von ihnen ermordet.

Nach einem entscheidenden Sieg der Kaiserlichen über Schweden 1634 war der Höhepunkt des Dreißigjährigen Krieges überschritten. Es war ein ungerechter Krieg, den die herrschende Feudalklasse der kriegführenden Staaten Europas zur Erweiterung ihrer Macht auf deutschem Boden durchfocht. Zwar dauerte er noch volle 14 Jahre, aber keine der kriegführenden Parteien konnte den Kampf militärisch eindeutig gewinnen. Selbst Frankreich, das nach der Schwächung des schwedischen Bundesgenossen direkt in die Kriegshandlungen eingriff, vermochte keine schnelle Entscheidung herbeizuführen. Die Feldzüge bestanden bald nur noch aus isolierten Aktionen der einzelnen Generale. Schließlich war in dem ausgeplünderten Land kaum noch ein Feldzug möglich. Der Krieg starb sozusagen an Erschöpfung.

 

Das Leiden des Volkes

Die Art der Kriegsführung

Die Heere des Dreißigjährigen Krieges bestanden aus Söldnern, die in beinahe allen Ländern Europas angeworben wurden. Sie strömten hauptsächlich deswegen den Fahnen der kriegführenden Mächte zu, weil wirtschaftliche Not sie dazu zwang oder leichte Beute winkte. Oft größer als die Heere selbst war ihr Anhang, der Tross aus Bedienten, Knechten, Händlern, Frauen und Kindern. Solange ihnen der Sold regelmäßig bezahlt werden konnte, bewahrten die Truppen einigermaßen Ordnung und Disziplin.

Aber schon bald nach Anbeginn des Krieges verfuhren die Söldnerführer nach der Regel: „Der Krieg muss den Krieg ernähren.“ Die Heere versorgten sich aus dem Land, dass sie gerade durchzogen, gleichgültig, ob es zur eigenen oder gegnerischen Partei gehörte oder neutral war. Städte und Dörfer mussten Quartiere stellen, Spanndienste leisten, Nahrungsmittel und Pferde liefern und vor allem Geldzahlungen leisten. Von diesen schweren Belastungen, die oftmals das ganze Jahr hindurch dauerten, konnten sich nur reiche Städte freikaufen. Aber selbst ausgestellte Schutzbriefe bewahrten sie nicht vor Plünderungen.

Plünderung eines Dorfes im 30jährigen Krieg

Plünderung eines Dorfes im Dreißigjährigen Krieg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Immer mehr gingen Offiziere oder einzelne Soldatentrupps dazu über, auf eigene Faust Geld und Gut zu erpressen. Das artete in wilde Plünderungen und unbeschreibliche Verheerungen aus, wenn feindliches Gebiet erobert wurde. Es war ein Grundsatz der Kriegführung, große Schlachten zu vermeiden, um die Truppen zu schonen, dafür aber das Gebiet des Gegners zu verwüsten. So glaubte man, ihn desto nachhaltiger zu treffen. Je länger der Krieg dauerte, um so weniger hatten die Heerführer ihre Truppen in der Hand und um so mehr nahmen die sinnlosen Zerstörungen zu. Es wurde sogar das eigene Land verwüstet! Die Truppen glichen mehr Räuberbanden und waren eine richtige Landplage.

 

Die Lasten des Krieges

Der Dreißigjährige Krieg wirkte sich auf die Lage der werktätigen(arbeitenden) Menschen katastrophal aus. Die Wirtschaft brach durch die Zerstörung von Produktionsstätten und die Unsicherheit des Handels beinahe zusammen. Ganze Gewerbe verschwanden, Arbeitserfahrungen gingen verloren. Das Geld büßte immer rascher an Wert ein. Vorzugsweise wurden die ungeschützten Dörfer geplündert und gebrandschatzt. Aber auch Städte gingen oft genug in Flammen auf. Von Magdeburg blieben außer dem Dom bloß wenige Häuser übrig. Gar nicht zu überschauen ist das Ausmaß, in dem Kulturschätze vernichtet und geraubt wurden.

Allein die Menschenverluste, die durch Kampfhandlungen entstanden, waren schon zahlreich. Doch sie wurden weit durch die Folgen von Hunger und Krankheiten übertroffen. Die mangelhaft ernährten, in den ummauerten Städten zusammenströmenden Menschen fielen oftmals zu Tausenden Seuchen wie Pest, Cholera und Typhus zum Opfer. Ganze Landstriche Deutschlands verödeten. Für begrenzte Gebiete sich uns exakte Angaben erhalten. So hatte Württemberg vor dem Kriege 450 000, 1639 aber nur noch 100 000 Einwohner. Es gab freilich Reichsteile, die vom Krieg relativ verschont wurden: der Nordwesten, einige hanseatische Städte, Österreich und andere Alpenländer. Dorthin flohen in großer Zahl die Menschen aus den verwüsteten Landstrichen, und dort ging auch das wirtschaftliche Leben weiter. Diesen Gebieten oblag weitgehend die gewinnbringende Versorgung der Heere, denn nur durch Zufuhren von außen, zum Beispiel an Waffen. Pferden, Getreide, Fleisch und Tuchen war es überhaupt möglich, so lange Krieg zu führen.

Das Wesen des Krieges, seine Gräuel und seine Folgen sind uns aus erschütternden Bildern, ergreifenden Erzählungen und Gedichten bekannt. In ihnen prangerten bekannte und unbekannte Künstler die Grausamkeiten und die Sinnlosigkeit des Krieges an.

Verluste 30jähriger Krieg Thüringer Wald

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR der 7. Klasse, Stand 1982

 

Kräfteverhältnis im 30jährigen Krieg

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Eine lebendige Darstellung fand die Zeit des großen Krieges durch Johann Jakob von Grimmelshausen. Dieser bedeutende deutsche Schriftsteller des 17. Jahrhunderts schilderte aufgrund bitterer Erfahrungen das Wüten der Soldateska und das qualvolle Leben der Volksmassen.

Flugblatt Bauernreiter

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Fragen des Johann Rist

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Widerstand der Volksmassen

Die Volksmassen in Stadt und Land ließen die Untaten der Heere nicht völlig widerstandslos über sich ergehen. Befestigte Städte konnten kleinere Verbände durchaus erfolgreich abwehren. Die Bauern freilich mussten in die benachbarten Städte und Wälder flüchten. Bisweilen aber bewaffneten sie sich und griffen zu Selbsthilfe, so in den Harzlanden.

Die „Harzschützen“ überfielen recht gut organisiert, immer wieder streifende Soldatentrupps und Wagenkolonnen. Bei der Übermacht des Gegners zogen sie sich in ihre Waldverstecke zurück. Lange Zeit war es deshalb nicht möglich, die Bewegung der „Harzschützen“ zu unterdrücken.

Die Ausplünderung durch die eigenen Feudalherren und durch die Lasten des Krieges rief mehrfach Bauernaufstände hervor.

Der wichtigste fand in Oberösterreich während des Jahres 1626 statt. Sein Führer, Stephan Fadinger, trat für ein enges Zusammenwirken mit den Bürgern ein. In ihrem zum Teil antifeudalen Programm forderten die Aufständischen unter anderem auch die Abschaffung verschiedener Abgaben und Steuern, Infolge der Zielbewusstheit und der guten Organisation errangen sie mehrfach Siege über Truppenverbände. Die größte Stadt des Landes, Linz, konnte freilich nicht genommen werden. Fadinger wurde bei ihrer Belagerung tödlich verwundet. Begünstigt durch Uneinigkeit unter den Bauern, durch Verrat und Betrug wurde der Aufstand niedergeworfen. Aber selbst nach 1626 brachen in dem Land an Donau und Enns immer wieder kleinere Erhebungen aus, die Habsburg und Bayern in Atem hielten.

Ausgeplündertes Volk wehrt sich

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Je länger der Krieg dauerte, desto weniger waren die Volksmassen in der Lage, größere Aktionen durchzuführen. Es überwog wieder der Kleinkrieg, die ständige Auseinandersetzung mit dem verrohten Kriegsvolk, um die notwendigste Habe, um Saatgut und Arbeitsgeräte, ja um nur das nackte Leben zu retten.

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982,  bearbeitet von Petra Reichel

 

 

Original-Beitrag aus dem Geschichtsbuch der DDR

30jähriger Krieg


 

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Bilder aus „Geschichte in Übersichten“, DDR 1982

 

Buchtitel Geschichte in Übersichten Kopie 2

 

Original-Beitrag aus „Geschichte in Übersichten“, DDR 1982

Dreißigjähriger Krieg 1618 bis 1648