Der Aufruf des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni 1945

Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Befehls Nr. 2 erschien der Aufruf des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutschlands an das deutsche Volk vom 11. Juni 1945. Die deutschen Kommunisten beantworteten darin Fragen, die die Menschen in allen Besatzungszonen bewegten. Die im Aufruf formulierten Aufgaben verleihen ihm den Charakter eines Aktionsprogramms für die Errichtung einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung in ganz Deutschland.

Die Tätigkeit des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ und der antifaschistische Widerstandskampf bestätigten und bereicherten die Vorstellungen der KPD über die Errichtung eines antifaschistisch-demokratischen deutschen Staates. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse widerspiegelten sich in dem „Aktionsprogramm des Blocks der kämpferischen Demokratie“ ,das Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Anton Ackermann im Auftrag des Zentralkomitees der KPD ausgearbeitet hatten und im Oktober 1944 zur Beratung vorlegten. Es wurde in der folgenden Zeit präzisiert und stellte mit seinen Grundsätzen und dem dazugehörigen Sofortprogramm eine direkte Vorstufe des Aufrufs vom 11. Juni 1945 dar. Der Aufruf berücksichtigt sowohl die geschichtlichen Lehren der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung als auch die Erfahrungen, die die Tätigkeit der Aktivisten der ersten Stunde vermittelte. Unter Leitung Wilhelm Piecks ausgearbeitet und mit führenden Funktionären der KPdSU und der kommunistischen Weltbewegung wie zum Beispiel Georgi Dimitroff beraten, beachtete der Aufruf das veränderte internationale Kräfteverhältnis am Ende des II. Weltkrieges und die konkrete Situation in Deutschland.

aus-aufruf-der-kpd-vom-11.juni-1945aus-aufruf-der-kpd-vom-11.juni-1945-2Aus Aufruf des ZK der KPD vom 11.Juni 1945 3Quellenangabe Aus Aufruf des ZK der KPD vom 11.Juni 1945

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

Es war kein Zufall, dass sich die Kommunistische Partei Deutschlands als erste Partei mit einem Aktionsprogramm an die Öffentlichkeit wandte. Die Generallinie des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale folgend, hatte die KPD mit den Beschlüssen der Brüsseler (1935) und Berner (1939) Parteikonferenz ein wissenschaftliches Programm erarbeitet, das den damaligen Kampfbedingungen entsprach und den Weg zur Überwindung der faschistischen Diktatur wies.

Es war immer das revolutionäre Ziel der KPD gewesen, die Arbeiterklasse und alle Werktätigen zum Sozialismus zu führen.

In der neuen, aber vorübergehenden Epoche der Menschheitsgeschichte, die mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution eingeleitet worden war, konnten die sozialen und nationalen Probleme nur vollständig durch den Aufbau des Sozialismus gelöst werden. Die KPD ging in ihrem Aktionsprogramm jedoch von der Erfahrung der internationalen Arbeiterbewegung aus, dass die Arbeiterklasse auch in hochindustrialisierten Ländern nicht in einem Sprung ihre politische Klassenherrschaft errichten kann. Für die sofortige Errichtung des Sozialismus fehlten in Deutschland nach der Zerschlagung des Faschismus wichtige Voraussetzungen. So musste in erster Linie die Einheit der Arbeiterklasse hergestellt und eine marxistisch-leninistische Partei geschaffen werden, ohne deren Existenz und Führung die Arbeiterklasse die sozialistische Revolution nicht vollziehen kann. Der Weg zum Sozialismus war in der deutschen Arbeiterklasse infolge der jahrzehntelangen Spaltung der Arbeiterbewegung und des Einflusses der bürgerlichen und faschistischen Ideologie noch unklar und umstritten. Notwendig war auch die Herstellung eines festen Bündnisses der einheitlich handelnden Arbeiterklasse mit den werktätigen Bauern, der Intelligenz und andren demokratischen Kräften. Infolge der Spaltung der Arbeiterklasse, des reformistischen Einflusses rechter SPD-Führer und der Wirkung der faschistischen Propaganda war die Mehrheit des deutschen Volkes zunächst nicht für unmittelbar sozialistische, wohl aber für antifaschistisch-demokratische Aufgaben zu gewinnen. Diese Erkenntnis bestimmte den Charakter der im Aufruf formulierten Aufgaben. Zunächst standen die restlose Vernichtung von Militarismus und Faschismus, die Beseitigung der Monopole und des junkerlichen Großgrundbesitzes auf der Tagesordnung. Es galt, die wichtigsten Positionen in Staat und Wirtschaft mit Vertretern des werktätigen Volkes zu besetzen.

Die antifaschistisch-demokratische Ordnung sollte in Gestalt einer parlamentarisch-demokratischen Republik mit allen Rechten und Freiheiten für das Volk errichtet werden. Das bedeutete, dass ein einheitlicher deutscher Staat nur auf antiimperialistisch-demokratischer Grundlage, ohne Monopolkapital und Junkertum entstehen sollte.

Der Aufruf des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni 1945 war das wissenschaftlich begründete Aktionsprogramm der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung. Es wies dem deutschen Volk den Weg zum antifaschistisch-demokratischen Neuaufbau. Der Kampf um die Erfüllung der Aufgabe stellte die erste Etappe eines revolutionären Prozesses dar, in dem wesentliche Voraussetzungen für den Aufbau des Sozialismus entstehen konnten.

 

 

Zusammenfassung Aufruf ZK der KPD vom 11.Juni 1945Zusammenfassung Aus Aufruf des ZK der KPD vom 11. Juni 1945 2

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der antifaschistische Widerstandskampf bis zur Brüsseler Parteikonferenz der KPD

Die neuen Aufgaben und Methoden im illegalen Kampf der KPD. Der Reichtagsbrandprozess

Mit der Errichtung der faschistischen Diktatur, die die Vernichtung der organisierten Arbeiterbewegung und die Verfolgung aller friedliebenden und demokratischen Kräfte zu ihrem Programm gemacht hatte, entstand eine neue Lage. Die Aufgabe, diese neue Situation einzuschätzen und die sich daraus ergebenden Aufgaben festzulegen, verwirklichte das Zentralkomitee der KPD am 07. Februar 1933 auf einer Tagung im Sporthaus Ziegenhals in Zeuthen bei Berlin.

Die etwas 40 Teilnehmer der illegalen Beratung wurden unter Beachtung umfangreicher Sicherungsmaßnahmen zum Tagungsort geleitet. Von verschiedenen Treffpunkten in Berlin wurden sie zur Treptower Sternwarte geführt. Von dort aus wurden sie als Angehörige eines Sportvereins zum Tagungsort gefahren. Die Tagung wurde von drei Gruppen zuverlässiger Genossen abgesichert. Boote standen bereit, um bei Gefahr die Tagungsmitglieder über den See in Sicherheit bringen zu können.

Das Referat auf dieser Tagung hielt Ernst Thälmann. Er charakterisierte die Hitlerregierung als die offene faschistische Diktatur, als die Regierung der Monopole und Junker, als Regierung des Terrors und des imperialistischen Krieges.

Gegen diese Regierung musste, wie er sagte, der Massenkampf der Arbeiter organisiert werden. Dazu war die Ausarbeitung konkreter Forderungen, wie die Sicherung des Lohnes, der Arbeitszeit und des Arbeitsplatzes, Verteidigung der demokratischen Rechte im Betrieb, notwendig, um die Arbeiterklasse einheitlich in den Kampf führen zu können.

aus Rede Ernst Thälmanns 07.02.1933Quellenangabe- Aus Rede Thälmanns

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Diese Tagung des Zentralkomitees der KPD in Ziegenhals war die letzte, auf der Ernst Thälmann vor den Mitgliedern des Zentralkomitees und anderen leitenden Funktionären sprach.

Die so in den Betrieben und Wohngebieten entstehenden KPD-Organisationen suchten alle Mittel auszunutzen, um die Rechte und Interessen der Werktätigen (Erwerbstätigen) zu verteidigen. Erste kurze Streiks flammten auf.

Im Zeiss-Metallwerk in Bad Kreuznach (Leider ist mir nichts darüber bekannt. Nun ist das Haus der Stadtgeschichte  fertig, aber wegen der Corona-Krise geschlossen. P.R.) wurde damit die Freilassung eines von den Nazis verhafteten Betriebsrates erzwungen. Im Autoreparaturwerk Pike (Stuttgart), im Betrieb Phönix (Düsseldorf), in der Firma Plumacher (Solingen) und anderen wurde durch Aktionen der Arbeiter ein Lohnabbau verhindert.

In den Wohngebieten entwickelte sich die solidarische Hilfe für die Familien der Opfer der faschistischen Terrorherrschaft.

Aus Bericht von Eva Lippold

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Zum Reichstagsbrandprozess, siehe Beitrag Das heldenmütige Auftreten Georgi Dimitroffs im Reichstagsbrandprozess

siehe entsprechenden Beitrag und die Personenbeschreibung Georgi Dimitroffs

Fotomontage von John Hartfield

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Demonstration in London für die Befreiung Dimitroffs und Thälmanns

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Mit dem Freispruch Dimitroffs und der mitangeklagten Kommunisten mussten die Faschisten eine empfindliche Niederlage einstecken. Um Dimitroff und seine Genossen vor der Rache der Faschisten zu retten, verlieh ihnen die Sowjetregierung die sowjetische Staatsbürgerschaft und forderte ihre unverzügliche Freilassung. Am Abend des 27. Februar 1934 trafen Dimitroff, Popoff und Taneff in Moskau ein.

Im Kampf um die antifaschistische Einheits- und Volksfront

Im zweiten Halbjahr 1934 und im ersten Halbjahr 1935 konnten die antifaschistischen Kräfte, an deren Spitze die KPD stand, in ihrem Kampf um den Zusammenschluss aller Arbeiter in einer antifaschistischen Einheitsfront und die Gewinnung antifaschistischer Kräfte der verschiedensten Klassen und Schichten, für eine antifaschistische Volksfront erste Erfolge erzielen

Ein Beispiel hierfür waren die Aktionen während der Wahlen zu den Vertrauensräten in den Betrieben am 11./12. April 1935. Entsprechend dem Vorschlag des Zentralkomitees der KPD traten Vertreter der KPD an den Vorstand der Sozialdemokratie in Prag heran und schlugen diesem das gemeinsame Vorgehen von Kommunisten und Sozialdemokraten bei den Wahlen vor. Gemeinsam sollte versucht werden, ehemalige Gewerkschafter, Antifaschisten, in die Vertrauensräte hineinzubringen, um dann diese Positionen im Kampf gegen den Faschismus auszunutzen. Obwohl der sozialdemokratische Parteivorstand diese Vorschläge ablehnte, hatte der Kampf der KPD und anderer Antifaschisten zur Folge, dass über 25 Prozent der Wahlberechtigten sich gegen die Nazikandidaten aussprachen. Im Sommer 1935 kam es in einer ganzen Anzahl von Betrieben, insbesondere im Ruhrgebiet, auf Autobahn- und Rüstungsbaustellen, zu verschiedenartigen Protestaktionen, die mitunter den Charakter von kleinen Streiks annahmen. Derartige Aktionen fanden auf mehreren Zechen des Ruhrgebietes, auf den Werften in Bremen und Hamburg, im Gaswerk Berlin-Köpenick, in der Rüttgerswerke AG in Berlin-Tempelhof und in einigen Werken der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke GmbH und anderen Betrieben statt

Im Verlauf dieser und anderer antifaschistischer Kampfaktionen kam es in verschiedenen Orten und Betreiben, trotz des Widerstandes einiger sozialdemokratischer Führer, zu gemeinsamem Vorgehen von Kommunisten und Sozialdemokraten und zum Abschluss von Einheitsfrontabkommen. So kam es in Dortmund, Mittel- und Oberbaden, im Bezirk Berlin-Brandenburg und in Schlesien zu gemeinsamen Aktionen von kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeitern.

Antifaschisten, die von Nazis ermordet wurden

Antifaschisten, die von den Nazis ermordet wurden: Hans Litten, Erich Mühsam, Walter Stoecker, Fiete Schulze

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Aus EinheitsfrontabkommenQuellenangabe- aus Einheitsfrontabkommen

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR, Stand 1982

Ein bedeutsamer Faktor in diesem Kampf war die Herausgabe und Verbreitung antifaschistischer Literatur. So erschien in diesen ersten Jahren des antifaschistischen Kampfes die „Rote Fahne“ dreimal monatlich mit je 60 000 Exemplaren. Diese Zahl steht stellvertretend für das große Heer der Helfer, deren aufopferungsvolle Arbeit, Findigkeit, Mut und revolutionäre Hingabe notwendig waren, um das Erscheinen des Zentralorgans der KPD zu sichern. Unter großen Schwierigkeiten erschienen auch Bezirkszeitungen der KPD, wie das „Ruhr-Echo“, „Thüringer Volksblatt“ sowie das illegale Organ des Kommunistischen Jugendverbandes „Die Junge Garde“. Chefredakteur dieser Zeitung war Paul Verner. Die Zeitung des KJVD widerspiegelte den Anteil der Jugend im antifaschistischen Widerstandskampf. Als Funktionär im Saargebiet, an der Ruhr und in Berlin organisierte Erich Honecker in verschiedenen Gebieten Deutschlands den Kampf der Jugend gegen den Faschismus. Die Faschisten verurteilten ihn dafür 1937 zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe.


Nach dem Sieg der Konterrevolution und der Annexion der DDR durch die BRD, saß Honecker erneut im Gefängnis. Helmut Kohl war immer noch Bundeskanzler. Einstmals war Erich Honecker dessen Staatsgast.

Erich Honecker besucht die BRD Kopie

Entnommen aus dem Staatsbürgerkundebuch der DDR für die 8. Klasse, Stand 1988

Siehe auch Beitrag: Der Staatsrat der DDR


In diesem Kampf brachte die KPD die größten Blutopfer. So waren von Januar 1933 bis Mitte 1935 von 422 führenden Funktionären der KPD 219 verhaftet und verurteilt, 24 bereits ermordet worden.

Trotz des Terrors, unter unsäglichen Schwierigkeiten, vermochte es die KPD bis Mitte 1935 ihre Reihen zu festigen und als politisch führende Kraft den Widerstand zu organisieren.

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Antifaschistischer Widerstandskämpfer bis Brüsseler Konferenz der KPD

Der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale

Der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale tagte vom 25. Juli bis zum 20. August 1935 im Säulensaal des Moskauer Gewerkschaftshauses. Zu dieser Zeit waren 76 Parteien der Kommunistischen Internationale (siehe Gründung Kommunistische Internationale) angeschlossen.

Haus der Gewerkschaften in Moskau

Haus der Gewerkschaften in Moskau

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

50 dieser Parteien mussten zur Zeit des Kongresses ihren Kampf illegal führen. Das bewies deutlich die schweren Kampfbedingungen für die internationale Arbeiterbewegung. Auf dem Kongress berieten 371 Delegierte mit beschließender und 139 Delegierte mit beratender Stimme als Vertreter von 65 Parteien mit etwa 4 Millionen Mitgliedern die neuen Aufgaben der internationalen kommunistischen Bewegung im weltumspannenden Kampf um Frieden, Demokratie und Sozialismus, gegen Faschismus und Krieg.

 

Das neue Kräfteverhältnis im Kampf zwischen Sozialismus und Imperialismus

Bei der Erarbeitung der neuen Aufgaben der kommunistischen Parteien ging der Weltkongress von einer gründlichen Analyse des Kräfteverhältnisses der Klassen aus, das sich bis 1935 herausgebildet hatte.

Die wichtigste Veränderung in der Welt bestand in der Durchsetzung der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der UdSSR. Mit dem Kampf um die Erfüllung des zweiten Fünfjahrplans (1933 bis 1937), dem Abschluss der Kollektivierung der Landwirtschaft und den damit verbundenen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Umgestaltungen entwickelten die sowjetischen Werktätigen(arbeitenden Menschen/Erwerbstätige) stabile Grundlagen ihrer neuen sozialistischen Gesellschaft

Die Sowjetunion verwandelte sich in eine sozialistische Großmacht. Der seinerzeitige Sieg der sozialistischen Produktionsverhältnisse in der UdSSR bedeutete darüber hinaus eine gewaltige Stärkung der internationalen Autorität der UdSSR sowie der Kräfte des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus in der Welt. Mit diesem seinerzeitigen Sieg war in der Praxis die Leninsche Lehre von der Möglichkeit des Sieges des Sozialismus in einem Lande bestätigt worden. Jedes Land, das in der Folgezeit nach der Eroberung der Macht durch dieArbeiterklasse und ihre Verbündeten den Sozialismus errichten wollte, konnte und musste sich auf die historischen Erfahrungen des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion stützen. Heute müssen wir feststellen, dass es ebenso nötig ist aus den Erfahrungen des Zusammenbruchs des Sozialismus in Europa 1989/90 zu lernen.

Eine weitere Veränderung des internationalen Kräfteverhältnisses ergab sich aus dem Aufschwung des antifaschistischen Massenkampfes in einer Reihe kapitalistischer Länder Europas. In Frankreich unternahmen, ermuntert durch den Machtantritt der Faschisten in Deutschland, am 06. Februar 1934 französische Faschisten einen Putsch mit dem Ziel, die faschistische Diktatur im Interesse französischer Industrie- und Bankmonopolisten zu errichten. In gewaltigen Aktionen unter Führung der kommunistischen Partei Frankreichs und des Unabhängigen Allgemeinen Gewerkschaftsbundes wurden die Faschisten zurückgeschlagen.

In Österreich nahm im Februar 1934 ein Teil der Arbeiterklasse den bewaffneten Kampf gegen bewaffnete Banden der sogenannten Heimwehr und Nazipartei auf, um die Demokratie zu verteidigen.

Aber hier, wie auch in Spanien im Oktober 1934, endeten die Kämpfe mit einer Niederlage der Arbeiter. In der Folgezeit wuchs jedoch in Spanien die Einheitsfront und der Einfluss der Arbeiterorganisationen an. So kam es 1936 zur Bildung der Volksfrontregierung.

Siehe: Die Zuspitzung der Klassenkämpfe in den imperialistischen Ländern

Schließlich nahm auch der antiimperialistische Befreiungskampf in den unterdrückten Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas einen bedeutenden Aufschwung. Ausdruck dessen war vor allem der machtvolle Volkskampf in China gegen die japanischen Aggressoren, die 1931 das Land überfallen hatten und im Sommer 1934 zu einer neuen Offensive gegen die Nordprovinzen Chinas antraten. Dieser Volkskampf führte zur Bildung bedeutender sogenannter befreiter Territorien, in denen die Macht in die Hände des Volkes übergegangen war.

Diesen Fortschritten der Kräfte der Demokratie und des Sozialismus suchte die internationale imperialistische Reaktion Einhalt zu gebieten. Der Ausbreitung der sozialistischen und antiimperialistischen beziehungsweise antikolonialen Bewegung stellte der Weltimperialismus den Abbau der bürgerlichen Demokratie und den Übergang zur offenen faschistischen Diktatur entgegen. Diese Politik führte in Deutschland zur Hitlerherrschaft. Diese reaktionären Bestrebungen richteten sich in erster Linie gegen die UdSSR. Sie bedrohte aber auch die Arbeiter und die demokratischen Bewegungen aller Länder. Riesengroß wuchs die Gefahr eines Krieges.

 

Die Beratungsergebnisse des VII. Weltkongresses und ihre Bedeutun

Grundlage der vom VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale erarbeiten neuen Strategie und Taktik war die gründliche Analyse des internationalen Kräfteverhältnisses und dabei insbesondere des Klassencharakters des Faschismus.

Daraus wurde der Schluss abgeleitet, dass der Sieg des Faschismus nicht unvermeidlich ist, sondern verhindert werden kann. Aus dem Nachweis, dass der Faschismus der Hauptfeind war, leitete Georgi Dimitroff in seinem Referat die Aufgabe ab, die Bedingungen für den Zusammenschluss aller antifaschistischen Kräfte, für die Herstellung der Einheitsfront der Arbeiterklasse und der antifaschistischen Volksfront zu schaffen.

Georgi Dimitroff

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Georgi Dimitroff über Einheits- und VolksfrontGeorgi Dimitroff über Einheits- und Volksfront 2Quellenangabe Dimitroff über Einheits- und Volksfront

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Das Referat von Palmiro Togliatti legte Zeugnis davon ab, welche grundlegende Bedeutung die Kommunistische Internationale dem Kampf gegen die wachsende Kriegsgefahr beimaß. Hierin wurde der Kampf für den Frieden und damit zugleich die Verteidigung der UdSSR als der Hauptstütze aller Friedenskräfte zur zentralen Aufgabe der kommunistischen Parteien erklärt.

 

Palmiro Togliatti

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Palmiro Togliatti über die KriegsgefahrQuellenangabe Palmiro Togliatti über die Kriegsgefahr

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale wurde durch den Inhalt und die Wirksamkeit seiner Beschlüsse zur bedeutendsten Beratung der kommunistischen Weltorganisation seit dem Tode Lenins.

 

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entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale

 

Ergänzung

1943 wurde die Kommunistische Internationale aufgelöst. Leider hat sich das Geschichtsbuch der DDR nicht damit beschäftigt und es muss auf Wikipedia zurückgegriffen werden.

Im Herbst 1941 war die Moskauer Zentrale der Kommunistischen Internationale als Reaktion auf den deutschen Vormarsch in die weiter östlich gelegene Stadt Ufa in Baschkirien evakuiert worden. Am 15. Mai 1943 fasste das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale den Beschluss über die Auflösung der Komintern zum 10. Juni.  Nach dem Eingang zustimmender Reaktionen von 31 angeschlossenen KP stellten die Komintern-Organe ihre Tätigkeit ein.

Stalin erklärte in einem Interview mit der Agentur Reuters am 28. Mai 1943, dass mit der Auflösung vor aller Welt zwei Momente unterstrichen werden sollten: dass Moskau sich nicht „in das Leben anderer Staaten“ einmische und dass die kommunistischen Parteien „im Interesse ihres eigenen Volkes“ und nicht „auf Befehl von außen“ handelten.

Allgemein gilt die Auflösung der Komintern als ein Zugeständnis Stalins an die westlichen Alliierten, die USA und Großbritannien.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Die Errichtung und Festigung der faschistischen Diktatur in Deutschland

Die Stellung der Arbeiterparteien und der freien Gewerkschaften zum Machtantritt der Faschiste

Mit der Machtübernahme durch die Hitlerregierung am 30. Januar 1933 begann in Deutschland die faschistische Diktatur.

Die Übertragung der Macht an die Faschisten war keine zufällige, persönliche Entscheidung des Reichspräsidenten von Hindenburg. Dieser Schritt erfolgte auf Drängen der reaktionärsten Kräfte des deutschenMonopolkapitals.

Siehe: Das Ende der Weimarer Republik

Den Monopolvertretern waren die wirklichen Ziele der Nazipartei bekannt. Sie begrüßten und förderten jene Absichten, die die rücksichtslose Unterdrückung der Arbeiterklasse und der anderen demokratischen Kräfte zum Ziele hatten.

Fackelzug anlässlich Machtübernahme Hitlers 30.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Aus Protokoll Hitlerregierung 30.Januar 1933Quellenangabe Protokoll Hitlerregierung 30.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Aber auch die Pläne der Faschisten, andere Völker, insbesondere die Sowjetunion, auszurauben und zu versklaven, entsprangen den Interessen und Forderungen des Deutschen Imperialismus und Militarismus.

 

Geheime Ansprache Hitlers 03.02.1933Geheime Ansprache Hitlers 03.02.1933 2Quellenangabe Geheime Ansprache Hitlers 03.02.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Den konterrevolutionären Plänen der Nazis sagte die KPD einen kompromisslosen Kampf an. Sie rief noch am 30. Januar 1933 zum Kampf für den Sturz der Hitlerdiktatur auf. Ein entsprechendes Angebot zur Organisierung des gemeinsamen Kampfes aller Arbeiter, mit dem Ziel, die Aktionseinheit der Arbeiterklasse herzustellen, wurde noch am selben Tage dem Parteivorstand der SPD überbracht.

Aus Aufruf der KPD zum Generalstreik 30.01.1933Quellenangabe Aus Aufruf der KPD zum Generalstreik 30.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Der sozialdemokratische Parteivorstand und die sozialdemokratischen Führer des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) lehnten das Angebot der KPD ab. Die feste Bindung an den imperialistischen Weimarer Staat und der tief verwurzelte Antikommunismus hinderten sozialdemokratische Führer wie Otto Wels(Vorsitzender der SPD) und Theodor Leipart(Vorsitzender des ADGB), gemeinsam, mit der KPD den antifaschistischen Abwehrkampf aufzunehmen. Diese Führer waren voller Illusionen über den Faschismus und glaubten, dass die SPD und die Gewerkschaften weiter existieren könnten, während der Faschismus bald „abwirtschaften“ würde.

Aus Aufruf SPD 31.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Aus Aufruf ADGB 30.01.1933Quellenangabe Aufruf SPD 31.01.1933 und ADGB 30.01.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Viele Mitglieder der SPD und der Gewerkschaften sahen jedoch weiter als ihre Führer. Sie erkannten, dass nur der gemeinsame Kampf dem Hitlerfaschismus eine Niederlage bereiten konnte, Sie schlossen sich deshalb in vielen Teilen Deutschlands zum Kampf zusammen

In Berlin-Charlottenburg zum Beispiel kam es zwischen Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftsmitgliedern und unorganisierten Arbeitern einerseits und faschistischen Terrorgruppen andererseits zu Straßenschlachten. Zahlreiche Städte, so Braunschweig, Breslau, Chemnitz, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Halle, Hamburg, Leipzig und andere, erlebten machtvolle Streiks, am 3. Februar in Lübeck, am 6. Februar in Staßfurt und am 24. Februar in Hannover. Diese und andere Aktionen rissen auch in der Folgezeit nicht ab. Sie bewiesen die Bereitschaft bedeutender Teile der Arbeiterklasse zum Kampf gegen die Hitlerdiktatur.

 

Die Entfesselung des faschistischen Terrors. Die Reichsbrandprovokation. Das Ermächtigungsgesetz

Durch die Verstärkung ihres Terrors suchten die Faschisten die antifaschistischen Kampfaktionen zu unterbinden und ihre Position weiter zu festigen. Ihr wütender Hass richtete sich vor allem gegen die Kommunisten, die die Interessen des arbeitenden Volkes am konsequentesten vertraten. Die KPD stellte deshalb auch das ernsthafteste Hindernis für die Pläne der Hitlerregierung dar, bei den für den 5. März 1933 festgesetzten Neuwahlen die absolute Mehrheit oder sogar eine Zweidrittelmehrheit im Reichstag zu erringen.

Polizei durchsucht Karl-Liebknecht-Haus 23.02.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Um dieses Ziel zu erreichen, bildeten die Monopole einen Wahlfonds zur Unterstützung der Nazipartei in Höhe von drei Millionen Mark. Gegen die KPD und andere Antifaschisten wurden in Preußen bewaffnete SA- und SS-Formationen als Hilfspolizei aufgeboten. Am 23. Februar 1933 wurde das Karl-Liebknecht-Haus, der Sitz des Zentralkomitees der KPD und der Redaktion der „Roten Fahne“, durch die Polizei besetzt und durchsucht. Diese Kette von Terrormaßnahmen erreichte am Abend des 27. Februar 1933 mit der Reichstagsbrandprovokation einen Höhepunkt.

 

Reichstagsbrand 27.02.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Gegen 21:00 Uhr stand das Reichstagsgebäude in hellen Flammen. Die unmittelbar danach eintreffenden faschistischen Führer Goebbels, Göring und Hitler behaupteten sofort, der Brand sei von den Kommunisten als Signal für einen kommunistischen Aufstand gelegt worden. Die Brandstifter waren jedoch die Faschisten selbst. Dafür zeugt vor allem, dass diese Provokation nur in ihre Pläne passte und sie sie sofort ausnutzten, um eine Hetze gegen die Kommunisten zu entfachen und andere Antifaschisten einzuschüchtern. Der Terror raste. Allein in Berlin wurden in der gleichen Nacht nach vorbereiteten Listen 1500 Antifaschisten, Kommunisten, Sozialdemokraten und aufrechte Demokraten, in ganz Deutschland mehr als 10 000, verhaftet. Die Verhafteten waren grausamen Foltern ausgesetzt, bei denen zahlreiche Antifaschisten den Tod fanden. Am 03. März wurde Ernst Thälmann verhaftet und verschleppt.

 

Dimitroff zu Hintergründen des ReichstagsbrandesQuellenangabe zu Dimitroff Hintergründe Reichstagsbrand

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Am 09. März 1933 wurden Georgi Dimitroff, der in Berlin das Westeuropäische Büro der Kommunistischen Internationale geleitet hatte, und zwei weitere bulgarische Kommunisten, Popoff und Taneff, verhaftet. Sie sollten vor Gericht unter die unsinnige Anklage gestellt werden, an der Reichstagsbrandstiftung beteiligt gewesen zu sein.

 

Nach dem Reichstagsbrand

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Dieser Terror, verbunden mit einer ständig anwachsenden antikommunistischen Hetze, war durch die Notverordnung des Reichspräsidenten von Hindenburg vom 28. Februar 1933 legalisiert worden. Mit dieser Verordnung wurde der politische Ausnahmezustand bestimmt, der bis zum Sturz des Hitlerregimes, oftmals verschärft, fortdauerte. Unter diesen Ausnahmebedingungen fanden am 05. März 1933 die Reichstagswahlen statt. Trotz der schweren Bedingungen errang die KPD 4,85 Millionen Stimmen. Das war ein großer Erfolg. Obwohl die Faschisten 17. Millionen Stimmen erhielten, konnten sie mit diesen 43,9 Prozent der Stimmen keine absolute Mehrheit im Reichstag erringen.

Um sich dennoch die Zweidrittelmehrheit für die Annahme eines verfassungsändernden Gesetzes zu sichern, erklärte die Hitlerregierung am 09. März gegen jedes Reicht und Gesetzt die 81 Reichstagsmandate der Kommunistischen Partei Deutschlands für ungültig. Außerdem ließ sie mehrere Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei verhaften.

Ergebnisse Reichstagswahl 05.03.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Die auf diese Weise zusammengeschobene Mehrheit beschloss am 23. März 1933 im Reichstag das Ermächtigungsgesetz. Damit wurde der Naziregierung das Recht übertragen, unter Ausschaltung des Reichstages Reichsgesetze zu erlassen und Verträge mit anderen Staaten abzuschließen. Schon in den ersten Stunden wurden über 460 Sondergesetze und Verordnungen verkündet und somit die bürgerlich-parlamentarische Republik auch formal beseitigt.

Verbot der SPD, Beseitigung und Selbstauflösung aller bürgerlichen Parteien

Am 22. Juni 1933 wurde die Sozialdemokratische Partei Deutschlands verboten. Dieses Verbot war zugleich der Ausgangspunkt für die Beseitigung oder die Selbstauflösung aller bürgerlicher Parteien. Durch ein Gesetz vom 14. Juli 1933 wurde die Nazipartei die einzige in Deutschland zugelassene Partei.

 

Umwidmung des 1. Mai und Verbot der Gewerkschaften

Die zutiefst antidemokratische, gegen die Arbeiterklasse und die Nation gerichtete faschistische Politik widerspiegelte sich auch in den nächsten Gewalttaten der Hitlerregierung. Nachdem die Faschisten den 1. Mai, den internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiter der Welt, als „Tag der nationalen Arbeit“ gefeiert hatten, um den arbeiterfeindlichen Charakter der Naziherrschaft zu verschleiern, zerschlugen sie am 2. Mai 1933 die freien Gewerkschaften. Den Arbeitern wurde das Recht, sich in den Gewerkschaften als Klassenorganisationen der Arbeiterklasse zur Verteidigung ihrer Interessen zusammenzuschließen, geraubt. Das Millionenvermögen der Gewerkschaften, das die Arbeiter durch ihre Beiträge Groschen für Groschen in Jahrzehnten zusammengetragen hatten, rissen die Faschisten an sich.

 

Bücherverbrennung

Am 10. Mai 1933 verbrannten die Faschisten in den deutschen Hochschulstädten auf riesigen Scheiterhaufen Bücher. Mit diesem Akt der Barbarei wurden die Werke der Klassiker des Marxismus-Leninismus und der Führer der deutschen Arbeiterbewegung sowie Werke der deutschen national- und Weltliteratur, unter anderem Werke von Henry Barbusse, Johannes R. Becher, Bertolt Brecht, Heinrich Heine, Heinrich Mann, Thomas Mann und Arnold Zweig, aus den Bibliotheken verbannt. Gleichzeitig wurden zahlreiche humanistische Geistesschaffende verfolgt, eingekerkert oder außer Landes getrieben. Diese Maßnahmen der Faschisten hatten das Ziel, alles fortschrittliche, humanistische Gedankengut auszumerzen und der Durchsetzung der faschistischen Ideologie den Weg zu bereiten.

Bücherverbrennung 10.05.1933

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Die KZs

Seit Ende 1933 übernahm der faschistische Staat den Ausbau der Folterkeller der SA zu einem Netz von Konzentrationslagern. Die berüchtigten ersten Lager waren das Columbia Haus in Berlin, Börgermoor, Dachau, Burg Hohnstein(Sachsen) und Oranienburg. In diesen Konzentrationslagern wurden Zehntausende Kommunisten von den Nazis ohne Gerichtsurteil gefangengehalten. Sie mussten dort unter unmenschlichen Bedingungen, unzureichend ernährt und bekleidet, bei körperlich härtester Arbeit vegetieren. Brutale Misshandlungen gehörten zum Alltag dieser Stätten des Grauens.

KZ Sachsenhausen

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

 

Legalisierung der Verbrechen der Nazis durch die faschistische Justiz

Diese Verbrechen der Nazis wurden durch die faschistische Justiz legalisiert. 1934 wurde hierfür durch die Hitlerregierung der Volksgerichtshof als oberstes politisches Sondergericht geschaffen. Dieses Sondergericht wütete mit Todes- und Zuchthausurteilen gegen deutsche und ausländische Antifaschisten. Dennoch vermochte es dieser Terror niemals, den antifaschistischen Widerstandskampf völlig zu unterdrücken.


F.C. „Der rote Fetzen“ (1933)Quellenangabe Weiskopf -Der rote Fetzen-(1933)

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Alle diese verbrecherischen Maßnahmen und Gesetze wurden Schritt für Schritt zu einem umfassenden System der Terrorisierung und Bespitzelung der Bevölkerung ausgebaut. Dieses faschistische Terrorsystem stützte sich vor allem auf die Gestapo(Abkürzung für „Geheime Staatspolizei“), den Sicherheitsdienst, die SS und SA, den Leitungsapparat der NSDAP, von den Reichsleitern bis hinab zu den Blockleitern in den Wohngebieten sowie auf die verschiedensten Naziorganisationen. Diese Kräfte überwachten ständig die gesamte Bevölkerung. Ihr Einfluss reichte in jedes Haus, in fast jede Familie. Mit Hilfe dieses Systems wurde die faschistische Ideologie verbreitet und gegen Andersdenkende der Terror organisiert.

 

 

 

geschichtsbuch-ddr-9-klasse-kopie-2Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Entstehung und Festigung des Faschismus in Deutschland

 

Beginn antiimperialistischer Umwälzungen in einigen Ländern Mittel- und Südosteuropas

Auf die Veränderungen im internationalen Kräfteverhältnis, die sich Ende des II. Weltkrieges abzeichneten, hatte die revolutionäre Entwicklung in den meisten Ländern Mittel- und Südosteuropas einen besonderen Einfluss. Ihre Völker, wie die Polen, Tschechen, Jugoslawen, Albaner, waren während des Krieges entweder direkt durch das faschistische Deutschland unterjocht worden, oder sie wurden wie die Bulgaren, Rumänen, Slowaken, Ungarn mir Hilfe von Regierungen ausgebeutet und ausgeplündert, die vom Hitlerregime völlig abhängig waren. Sie alle nahmen, wie auch die Völker Frankreichs, Italiens, Griechenlands und anderer Staaten, den Kampf gegen die ausländischen und inneren faschistischen Unterdrücker auf. Der antifaschistische Widerstandskampf wurde um so heftiger, je deutlicher sich abzeichnete, dass das faschistische Deutschland den Krieg verliert.

In diesen Ländern hatten sich große, illegale Widerstandorganisationen gebildet, in denen zumeist der Einfluss der bürgerlichen nationalen Kräfte schnell geschwunden war und sich ein vorherrschender Einfluss der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Parteien herausgebildet hatte.

Es bestand die Möglichkeit, dass in diesen Ländern mit der Befreiung vom Faschismus auch die soziale Befreiung hätte erfolgen können. Auf sich selbst gestellt wäre die Bourgeoisie auch in Frankreich, Italien und Griechenland nicht in der Lage gewesen, eine revolutionäre Entwicklung zu verhindern. Hier spielten die Truppen des amerikanischen und britischen Imperialismus auf vielfältige Weise eine konterrevolutionäre Rolle. Mit ihrer Hilfe war es der Bourgeoisie in einigen westeuropäischen Ländern möglich, ihre Herrschaft wiederherzustellen bzw. zu festigen und die im antifaschistischen und nationalen Befreiungskampf heldenhaft kämpfenden Volksmassen um die Früchte ihres Sieges zu bringen. Die reaktionären bürgerlichen Kräfte konnten sich dabei häufig auf den Verrat rechter sozialdemokratischer Führer und den Einfluss großbürgerlicher christlich-demokratischer Parteien stützen.

Anders verlief die Entwicklung in den meisten Ländern Mittel- und Südosteuropas. Hier vermochten es die Arbeiterklasse und alle antifaschistischen Kräfte, die durch die Befreiungstat der Sowjetunion geschaffenen günstigen Bedingungen auszunutzen und das Streben um die nationale Befreiung mit dem erfolgreichen Kampf um die soziale Befreiung zu verbinden. Es gelang den von den Kommunisten geführten Volksmassen, den antifaschistischen Widerstandskampf in grundlegende revolutionäre Umgestaltungen der Gesellschaft hinüberzuleiten. Indem diese Länder eine antiimperialistische, demokratische Entwicklung einschlugen, brachen sie aus dem imperialistischen Lager aus und mehrten die Kräfte der Demokratie und des sozialen Fortschritts in der Welt um ein vielfaches.

Volksdemokratische Revolutionen

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

Polen:

Nach der Besetzung Polens durch das faschistische Deutschland entwickelte sich im ganzen Land ein nationaler und antifaschistischer Widerstandskampf. Es gelang der von der Polnischen Arbeiterpartei geführten Arbeiterklasse in den Jahren 1943 und 1944, den Einfluss der bürgerlichen polnischen Exilregierung in London zurückzudrängen und die Führung der polnischen Widerstandsbewegung gegen die deutsch-faschistischen Okkupanten zu erringen. Dabei spielte der in der Neujahrsnacht 1943/44 geschaffene Landesnationalrat eine bedeutende Rolle. Er entwickelte sich zu einem revolutionären Führungszentrum für die polnische antifaschistische Widerstandsbewegung. Der Landesnationalrat, die durch ihn auf allen Ebenen geschaffenen örtlichen Nationalräte und die in tiefer Illegalität im antifaschistischen Kampf entstandene Volksgrade(später Volksarmee)bildeten Keime der künftigen revolutionären Volksmacht.

Im Gegensatz zu den Vorstellungen der polnischen bürgerlichen Exilregierung, nach denen die Befreiung Polens mit der Wiederherstellung des Kapitalismus einhergehen sollte, stellte der Landesnationalrat auf seiner Gründungssitzung unter Vorsitz des Kommunisten Boleslaw Bierut folgendes Kampfprogram auf:

  • Mobilisierung aller Kräfte des Volkes für die Befreiung von der deutsch-faschistischen Okkupation,

 

  • Schaffung einer provisorischen Regierung, die sich auf den Volkswillen stützt,

 

  • Enteignung aller Großgrundbesitzer, Nationalisierung der Großindustrie und Banken,

 

  • Entwicklung einer friedlichen Außenpolitik Polens, die sich auf ein freundschaftliches Verhältnis zur Sowjetunion orientiert.

 

Große Bedeutung für die Stärkung der antifaschistisch-demokratischen Kräfte in Polen hatten die Beratungen im Mai 1944 in Moskau, die eine Delegation des Landesnationalrates mit Mitgliedern der sowjetischen Regierung führte. Bei diesen Gesprächen sagte die Regierung der UdSSR dem Landesnationalrat ihre vollste Unterstützung zu und erkannte ihn damit faktisch international an.

Die schnell auf die polnischen Grenzen vorrückende Sowjetarmee und die polnische antifaschistische Widerstandsbewegung trieben das deutsch-faschistische Okkupationsregime in die Enge. Seine Krise erreichte ihren Höhepunkt, als im Verlaufe der großen Sommeroffensive der Sowjetarmee 1944, an der auch Verbände der in der Sowjetunion aufgestellten Polnischen Armee teilnahmen, große Teile Polens befreit wurden. Etwa 150 000 Mann umfassten zu dieser Zeit die bewaffneten polnischen Partisanenabteilungen, die dem Feind im Hinterland schweren Schaden zufügten.

Am 20. Juli 1944 überschritten sowjetische und polnische Truppen den Bug, am 21. Juli befreiten sie die erste polnische Stadt, Chelm. Schon am selben Tage konnte, auf befreitem polnischen Boden, das Polnische Komitee der Nationalen Befreiung gebildet werden. Das durch Gesetz des Landesnationalrates geschaffene Komitee mit Sitz in Lublin war die Vorstufe zur späteren provisorischen polnischen Regierung. Am 22. Juli 1944 gab das polnische Komitee der Nationalen Befreiung ein „Manifest an das polnische Volk“, das Lubliner Manifest, heraus. Dieser Tag wurde zum Geburtstag der Volksrepublik Polen.

 

Lubliner Manifest:

Lubliner Manifest

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

Lubliner Manifest Text 1

Lubliner Manifest Text 2

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

Tschechoslowakei:

Am 29. August 1944 begann der Nationalaufstand des slowakischen Volkes gegen die faschistischen Okkupanten. Er band fast zwei Monate lang sechs bis sieben SS-Divisionen und erleichterte der Sowjetarmee die Entwicklung einer Offensive. Es bildete sich eine Partisanenarmee von 20 000 Mann, der sich etwa 60 000 Soldaten der slowakischen Armee anschlossen. Mit dem slowakischen Nationalaufstand wurde der Übergang vom antifaschistischen Widerstandskampf zur revolutionären Umwälzung der Gesellschaft eingeleitet. An der Befreiung der Tschechoslowakei nahmen auch tschechoslowakische Militäreinheiten teil, mit deren Aufstellung im Jahre 1943 in der Sowjetunion unter der Leitung von General Svoboda, dem späteren tschechoslowakischen Präsidenten, begonnen worden war. Anfang April 1954 konnte schließlich in der befreiten ostslowakischen Stadt Kosice eine Regierung der Nationalen Front der Tschechen und Slowaken gebildet werden, der Vertreter der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, Sozialdemokraten, Volkssozialisten, Mitglieder der Volkspartei und der Slowakischen Demokratischen Partei angehörten. Von den insgesamt 25 Regierungssitzen gehörten acht den Kommunisten.

Die Grundlage für die Tätigkeit der neuen Regierung war das Kosicer Programm, das auf der ersten Sitzung der Regierung am 04. April 1945 beschlossen wurde. Unter der Führung der KPTsch ausgearbeitet, stellte es die entscheidende Basis für die einheitliche Organisierung der weiteren Befreiung der Heimat sowie für erste revolutionäre Veränderungen der gesamten gesellschaftlichen Verhältnisse dar.

Kosicer Programm:

Kosicer Programm

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

Das Kosicer Programm, das von seinem Wesen her dem Lubliner Manifest glich, war für die Tschechoslowakei das Programm zur revolutionären Umwälzung der Gesellschaft.

 

Bulgarien:

In Bulgarien, das im Kriege Verbündeter des faschistischen Deutschlands gewesen war, siegte die Volksmacht nach dem Volksaufstand am 09. September 1944. Die Monarchie wurde am 15. September 1946 abgeschafft und die Volksrepublik Bulgarien proklamiert. Die im Oktober 1946 durchgeführten Wahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung erbrachten eine absolute Stimmenmehrheit für die bulgarischen Kommunisten. Georgi Dimitroff, der Welt als standhafter Kommunist aus dem faschistischen Reichstagsbrandprozess bekannt, wurde Ministerpräsident der neuen Regierung der Vaterländischen Front Bulgariens.

Georgi Dimitroff

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

 

 

Jugoslawien und Albanien:

In Jugoslawien und Albanien siegte die neue Volksmacht im Ergebnis eines über viele Jahre geführten Partisanenkrieges gegen die deutschen und italienischen Eroberer. An der Befreiung Belgrads nahmen neben jugoslawischen auch sowjetische Truppen teil.

 

Ungarn und Rumänien:

In Ungarn und Rumänien, die an der Seite Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion und die anderen Staaten der Anti-Hitler-Koalition gekämpft hatten, gelang es den Volksmassen nach dem siegreichen Vormarsch der Truppen der Sowjetarmee, die Macht der Faschisten zu brechen und ebenfalls eine antiimperialistische Volksmacht zu errichten.

 


Mit der Errichtung der Volksmacht in Polen, der Tschechoslowakei Bulgarien, Jugoslawien, Albanien, Ungarn und Rumänien begann in diesen Ländern die volksdemokratische Revolution. Damit wurde eine revolutionäre Umwälzung in Mittel- und Südosteuropa eingeleitet. Für die Völker dieser Länder eröffnete sich dank der Befreiungstat der Sowjetunion und ihres eigenen erfolgreichen antifaschistischen Kampfes eine sozialistische Entwicklungsperspektive. Die entscheidende Bedingung für diesen Prozess waren die Durchsetzung der führenden Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei in der Gesellschaft sowie die Verwirklichung einer Politik des Bündnisses mit allen antifaschistischen, demokratischen und nationalen Kräften.

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981, bearbeitet von Petra Reichel

Beginn antiimperialistischer Umwälzungen in Mittel- und Südosteuropa

Geschichtsbuch DDR 10

 

Georgi Dimitroff

Georgi Dimitroff wurde am 18. Juni 1882 in Kowatschewzi, bei Radomir geboren und ist am 02. Juli 1949 im Sanatorium  Barwicha bei Moskau gestorben.

Georgi Dimitroff Kopie

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 10. Klasse, Stand 1981

Er war ein bulgarischer Politiker der Bulgarischen Kommunistischen Partei. Von 1935 bis 1943 war er Generalsekretär der Komintern, von 1946 bis 1949 bulgarischer Ministerpräsident.

1894 begann er in Sofia eine Lehre in einer Setzerei, kurz darauf wurde er Mitglied der ersten Gewerkschaft Bulgariens, der Gewerkschaft der Buchdrucker. 1902 trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Bulgariens bei. Auf deren Parteitag im Juli 1903 spaltete sich der revolutionär-marxistische Flügel ab und gab sich den Namen „Bulgarische Sozialdemokratische Arbeiterpartei – Engere Sozialisten (Balgarska Rabotnitscheska Sozialdemokratitscheska Partija – Tesni Sozialisti). Dimitroff schloss sich 1904 den Engsozialisten an.

1909 wurde er auf Empfehlung des Parteichefs Dimitar Blagoew ins Zentralkomitee gewählt.

Er organisierte 106 den ersten Massenstreik in Bulgarien. Bei diesem Arbeitskampf im Gebiet der staatlichen Kohlegruben von Pernik streikten mehrere tausend Bergarbeiter, Eisenbahner und Arbeiter aus anderen Industriebetrieben 35 Tage lang. Im gleichen Jahr wurde Dimitroff Sekretär des Zentralrates der revolutionären Gewerkschaften Bulgariens. Dimitroff organisierte, trotz wiederholter Verfolgung, zahlreiche Arbeitskämpfe.

Von 1913 bis 1923 gehörte er dem bulgarischen Parlament an. Die Engsozialisten änderten 1919 vor dem Hintergrund der Oktoberrevolution ihren Namen in „Bulgarische Kommunistische Partei“(BKP) und unterstützten die Gründung der Kommunistischen II. Internationale.

Aus den Wahlen vom März 1920 war der Bauernvolksbund unter Führung von Aleksandar Stambolijski mit knapp 350 000 Stimmen(39%) als stärkste, die Bulgarische Kommunistische Partei mit fast 185 000 Stimmen(20%)als zweitstärkste Partei hervorgegangen. Eine stabile Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien kam jedoch nicht zustande. Gegen Stambolijskis Regierung und deren kompromisslosen Kurs regte sich zunehmend Widerstand. Stambolijski wurde am 9. Juni 1923 von seinen Gegnern gestürzt und fünf Tage später ermordet. Nachfolger wurde Aleksandar Zankow.

Im Auftrag der kommunistischen Partei der Sowjetunion(B) organisierte Dimitroff im Herbst 1923, gemeinsam mit Wassil Kolarow, einen Aufstand, der blutig niedergeschlagen wurde.

Dimitroff musste mit seinen Anhängern ins Ausland fliehen und wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Er emigrierte nach Österreich und Deutschland.

Dimitroff (rechts) bei Stalin in Moskau, 1936

Dimitroff (rechts) bei Stalin in Moskau, 1936

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Briefmarke DDR 1965 Dimitroff vor dem Reichsgericht in Leipzig

Briefmarke DDR 1965 Dimitroff vor dem Reichsgericht in Leipzig

Bildquelle: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3757128

 

Nach der Niederschlagung des Aufstandes suchte er nach den Gründen für die Niederlage und identifizierte den Faschismus als Gegner des Aufstandes.

Georgi Dimitroff wurde ab Ende 1923 als politischer Instrukteur der Kommunistischen Internationale für den Bereich Balkanstaaten eingesetzt. Dafür hielt er sich in den 1920er Jahren wiederholt viele Monate in Wien auf. Da in der kleinen kommunistischen Partei Österreichs 1924 die Fraktionsauseinandersetzungen eskalierten, wurde er nach dem 7. Parteitag im März des Jahres vom Exekutivkomitee der Komintern kurzerhand zu ihrem Vertreter in der KPÖ ernannt. Dimitroff fungierte damit unter seinem Decknamen „Oswald“ vorübergehend als De-facto-Vorsitzender der KPÖ.

Am Abend des 27. Februar 1933 brannte das Reichstagsgebäude in Berlin. Dies bot den Faschisten die Möglichkeit, in der sogenannten Reichstagsbrandverordnung die Grundrechte in Deutschland außer Kraft zu setzen und zahlreiche Gegner, in der Hauptsache Kommunisten, festnehmen zu lassen. Dimitroff, der sich gerade illegal in Deutschland aufhielt, wurde am 9. März 1933 in Berlin verhaftet. Ihm hatte man eine Schlüsselrolle im Schauprozess vor dem Reichsgericht in Leipzig zugedacht. Neben ihm standen auch die beiden bulgarischen Kommunisten Blagoi Popow und Wassil Tanew sowie der Vorsitzende der KPD-Reichstagsfraktion Ernst Torgler und der Niederländer Marinus van der Lubbe unter Anklage. Während die Ankläger 65 Belastungszeugen namhaft machten, wurden die von Dimitroff nominierten Zeugen abgelehnt und ein Wahlverteidiger verweigert. Zunächst wurde der Reichstagsbrandprozess in Leipzig mit Lautsprechern auf die Straßen übertragen. Als es jedoch Dimitroff als glänzendem Rhetoriker gelang, den preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring immer wieder in die Rolle des Angeklagten zu drängen, verschwanden die Lautsprecher von den Straßen.

Richter und der Gerichtete

Fotomontage von John Heartfield zum Reichstagsbrandprozess 1933 und der Rolle Dimitroffs (vom Angeklagten zum argumentativen Ankläger gegen den Faschismus) in der Auseinandersetzung mit Hermann Göring auf einem Briefmarken-Block der DDR

Bildquelle: Von Hochgeladen von –Nightflyer (talk) 20:50, 9 April 2009 (UTC) – Eigener Scan und Bearbeitung, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6456999

Für die Faschisten wurde der Prozess zum Debakel. Für die Anschuldigungen gegen Dimitroff und die anderen kommunistischen Funktionäre konnten keine Beweise beigebracht werden. Durch Fragen an Zeugen wie Göring und Joseph Goebbels gelang Dimitroff überdies der Nachweis, dass niemand in den regierenden Kreisen Deutschlands wirklich einen Aufstand erwartet hatte und daher auch keine Maßnahmen zu seiner Vereitelung getroffen worden waren. Der Gerichtsvorsitzende bestätigte die Souveränität Dimitroffs mit der Bemerkung: „Im Ausland ist man schon der Meinung, dass nicht ich, sondern Sie die Verhandlung leiten!“

In seinem Schlusswort erklärte Dimitroff:

„Ich gebe zu, meine Sprache ist scharf und hart. Mein Kampf und mein Leben waren auch immer scharf und hart. Diese Sprache ist aber eine offene und aufrichtige Sprache. Ich pflege die Dinge beim rechten Namen zu nennen. Ich bin kein Rechtsanwalt, der hier seinen Mandanten pflichtgemäß verteidigt. Ich verteidige meine eigene Person als angeklagter Kommunist. Ich verteidige meine eigene kommunistische, revolutionäre Ehre. Ich verteidige meine Ideen, meine kommunistische Gesinnung. Ich verteidige den Sinn und den Inhalt meines Lebens …  „

Da es der Anklage auch nicht gelang, eine Verbindung zwischen dem geständigen van der Lubbe und der KPD bzw. Dimitroff herzustellen, sprach das Gericht ihn frei.

Während des Prozesses nahmen die Sowjetbehörden zahlreiche der in der UdSSR in Ausbildung befindlichen deutschen Flieger fest. Sie wurden erst freigelassen, nachdem alle bulgarischen Kommunisten nach Moskau ausreisen durften. Durch Beschluss der sowjetischen Regierung wurde Dimitroff die sowjetische Staatsbürgerschaft verliehen. Nach seiner Entlassung am 27. Februar 1934 wurde er in die Sowjetunion abgeschoben, wo ihm in Moskau als Held von Leipzig ein triumphaler Empfang bereitet wurde.

Als Mitglied des politischen Sekretariats der Kommunistischen Internationale verfasste Dimitroff 1934 eine selbstkritische Analyse der Deutschlandpolitik der Komintern, die mit ihrer Sozialfaschismusthese in den sozialdemokratischen Parteien den Hauptfeind im Klassenkampf gesehen und damit die Spaltung der Arbeiterklasse noch vertieft hatte. Damit wurde der Wechsel ihrer Strategie eingeleitet, die auf dem VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationalen im August 1935 zur offiziellen Linie erklärt wurde. Nun wurde die überragende Gefährlichkeit des Faschismus anerkannt, zu dem auch der seit Januar 1933 in Deutschland in Deutschland herrschende Faschismus gezählt wurde. Die Kommunisten sollten mit einer Volksfrontstrategie reagieren und Bündnisse mit den Sozialdemokraten bilden.

Dimitroff hielt das Hauptreferat auf dem VII. Weltkongress der Komintern in Moskau, seine wohl bekannteste Rede mit dem Titel: „Die Offensive des Faschismus und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus.“ Hier definierte er in enger Anknüpfung an einen Beschluss des 13. Plenum der EKKI vom Dezember 1933 den Faschismus an der Macht als „die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.“ Dimitroff wurde auf dem VII. Weltkongress einstimmig zum neuen Generalsekretär der Komintern gewählt.

Nach Auflösung der Komintern im Juni 1943 wurde Dimitroff stellvertretender Abteilungsleiter der Abteilung Internationale Information beim ZK der KPdSU. Seine Stellvertreterrolle sollte die Kontinuität zwischen der Komintern und der neuen Abteilung gegenüber den kritischen westlichen Verbündeten der Sowjetunion verdecken. Intern galt Dimitroff als Leiter der Abteilung. Diesen Posten bekleidete er bis zu seiner Heimkehr nach Bulgarien im November 1945.

Unter seiner Führung hatte die Bulgarische Kommunistische Partei 1941, während des II. Weltkrieges, begonnen, einen bewaffneten Aufstand vorzubereiten. 1946 wurde Dimitroff bulgarischer Ministerpräsident.

Ab 1947 näherte er sich dem jugoslawischen Staatschef Tito an und schloss einen Freundschaftsvertrag zwischen beiden Ländern. Ziel war eine Föderation zwischen beiden Ländern, zu der Dimitroff 1948 auch Rumänien öffentlich einlud. Diese Pläne waren der Sowjetregierung mitgeteilt worden und diese hatte keine Einwände erhoben. Stalin beorderte trotzdem Tito und Dimitroff für den 10. Februar 1948 nach Moskau und kritisierte die Unionspläne scharf.

Georgi Dimitroff starb am 2. Juli 1949 im Sanatorium Barwicha bei Moskau. Sein Leichnam wurde einbalsamiert und im Zentrum Sofias in dem ihm zu Ehren errichteten Georgi-Dimitroff-Mausoleum beigesetzt.

Das Georgi-Dimitroff-Mausoleum im August 1969

Das Georgi-Dimitroff-Mausoleum im August 1969

Bildquelle: Von Angela Monika Arnold, Berlin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9593128

 

Nach der Konterrevolution in Bulgarien 1990 wurde sein Leichnam auf dem Zentralen Friedhof von Sofia beigesetzt. Das Mausoleum wurde am 21. August 1999 gesprengt.

Ehrungen:

Nach seinem Tode wurde Dimitroff in Bulgarien und anderen sozialistischen Ländern verehrt. Neben zahlreichen Straßen, Plätzen und öffentlichen Einrichtungen wurde der bulgarische Jugendverband nach ihm benannt („Димитровски съюз на народната младеж“, deutsch: Dimitroff-Verband der Volksjugend). Drei Städte in Bulgarien, Jugoslawien und der Sowjetunion erhielten den Namen Dimitrowgrad (bzw. Dimitrovgrad). Ihm zu Ehren richtete 1950 die Führung der BKP den Orden Georgi Dimitroff ein. Die Auszeichnung war der höchste Orden der Volksrepublik.

Gedenktafel an dem nach ihm benannten U-Bahnhof Dimitroffstraße (heute U-Bahnhof Eberswalder Straße) in Berlin-Prenzlauer Berg

Gedenktafel an dem nach ihm benannten U-Bahnhof Dimitroffstraße (heute U-Bahnhof Eberswalder Straße) in Berlin-Prenzlauer Berg

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-11182-0003 / Junge, Peter Heinz / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5420842

 

In Leipzig gab es im Gebäude des ehemaligen Reichsgerichts von 1952 bis 1991 das „Georgi-Dimitroff-Museum“ Ebenfalls in Leipzig war ein Heizkraftwerk nach Georgi Dimitroff benannt. Die Dimitroffstraße in Leipzig trägt auch heute noch seinen Namen. In Berlin waren die Dimitroffstraße (heute Danziger Straße) und ein U-Bahnhof nach ihm benannt. In Dresden trug die historische Augustusbrücke seinen Namen. Das Fußball- und Leichtathletikstadion in Erfurt wurde am 6. November 1948 nach Georgi Dimitroff benannt und trug den Namen bis 1991. Ebenso das Zwickauer Fußballstadion, das nach der Konterrevolution den Namen Westsachsenstadion erhielt. Die Untermhäuser Schule in Gera, in der auch Otto Dix 1899 bis 1905 Schüler war, hieß zu DDR-Zeiten Georgi-Dimitroff-Oberschule.

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Gedenktafel am Haus Anna-Seghers-Straße 91, in Berlin-Adlershof

Bildquelle: Von OTFW, Berlin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10783167

 

 

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Orden Georgi Dimitroff

Der Orden Georgi Dimitroff wurde am 17. Juni 1950 per Dekret Nr. 286 des Präsidiums der bulgarischen Nationalversammlung zum Gedenken den hervorragenden Kommunisten Georgi Dimitroff gestiftet. Der Orden wurde sowohl an Bulgaren als auch an Ausländer für einzigartige Verdienste bei der Verteidigung der Freiheit und Unabhängigkeit Bulgariens sowie für herausragende Beiträge zum Aufbau des Sozialismus verliehen. Die Auszeichnung war der höchste Orden der Volksrepublik Bulgarien. Nach der Konterrevolution ist der Orden abgeschafft worden.

Orden Georgi Dimitroff

Orden Georgi Dimitroff

Bildquelle: Von Unbekannt – „Ордени и Медали в България“ (София 2000) Тодор Петров, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8392084

 

Der Orden besteht lediglich aus einer Klasse. Das Ordenszeichen ist eine aus Gold gefertigte Medaille, die mittig das Porträt Georgi Dimitroffs zeigt und von Weizenähren umkränzt wird. Über dem Bildnis befindet sich ein fünfstrahliger, rot emaillierter Stern. Darunter ist ein rotes Namensband mit dem Namen Georgi Dimitroff in kyrillischen Schriftzeichen und darunter die Symbole Hammer und Sichel.

Die Auszeichnung wird an einem roten Band, mit etwas hellerem Randstreifen auf der linken Brustseite getragen.

Insgesamt wurde der Orden 4518 Mal verliehen. Erster Träger war der Ministerpräsident Walko Tscherwenkow.

 

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Das heldenmütige Auftreten Georgi Dimitroffs im Reichstagsbrandprozess

Um der kommunistischen Bewegung in Deutschland, aber auch der kommunistischen Weltbewegung einen entscheidenden Schlag versetzen zu können, organisierte die Hitlerregierung gegen die angeblichen Brandstifter des Reichstages, Marinus van der Lubbe, Ernst Torgeler(Vorsitzender der KPD-Reichstagsfraktion), Georgi Dimitroff und zwei weitere bulgarische Kommunisten, einen Prozess, der vom September bis Dezember 1933 in Berlin und Leipzig stattfand.

Der Richter - der Gerichtete

Fotomontage von John Heartfield – „Der Richter -der Gerichtete“

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Mit diesem Reichtagsbrandprozess sollten die Kommunisten als kriminelle Verschwörer und Putschisten verunglimpft und damit alle Zwangsmaßnahmen gegen die Arbeiterklasse und ihre revolutionären Organisationen gerechtfertigt werden. Zugleich sollte dieser Prozess der Vorbereitung gerichtlicher Verhandlungen gegen Ernst Thälmann und die KPD dienen.

Solidemo für Thälmann und Dimitroff In London

Solidaritätsdemo in London

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Das heldenmütige Auftreten Georgi Dimitroffs machte jedoch diese Pläne zunichte. Während ihn hierbei solche Kommunisten wie Theodor Neubauer aktiv unterstützten, verriet Torgeler die Partei.

Dimitroff über seine Haft

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

 

Trotz aller Quälereien und Niederträchtigkeiten der faschistischen Justiz blieb Georgi Dimitroff ungebrochen. Er verteidigte standhaft die Ehre der kommunistischen Bewegung, die mit individuellem Terror und Brandstiftung nichts gemein hat.

Dimitroff über seine HaftQuellenangaben Dimitroff Prozess

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982

Zeugen der Anklage wurden von ihm als Nazispitzel und Provokateure entlarvt und selbst Hermann Göring in die Enge getrieben.

Zugleich führte Dimitroff den Nachweis, dass allein die Faschisten ein Interesse am Reichstagsbrand gehabt haben konnten.

Von der Anklagebank herab umriss Georgi Dimitroff die Grundzüge der kommunistischen Taktik: „Massenarbeit, Massenkampf, Massenwiderstand, Einheitsfront, keine Abenteuer – das ist das Alpha und Omega der kommunistischen Taktik.“ Der deutschen Arbeiterklasse rief er in seinem Schlusswort die Worte Goethes zu: „Wer nicht Amboss sein will, der muss Hammer sein!“

Am Beispiel der Sowjetunion wies er die Perspektive dieses Kampfes, die Rolle der Arbeiterklasse als Träger des menschlichen Fortschritts und einer neuen kulturellen Blüte nach.

Das Auftreten Georgi Dimitroffs belebte den antifaschistischen Widerstand in Deutschland. Vor allem der von Dimitroff formulierte Appell zur Einheitsfront der Arbeiter führte zu ersten wichtigen Ergebnissen. Die internationale Protestbewegung, die schon kurz nach der Reichstagsbrandprovokation eingesetzt hatte, erlebte während des Prozesses einen bedeutenden Aufschwung.

 

Geschichte DDR 9. Klasse

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 9. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Prozess Dimitroff