Der Beginn des Befreiungskrieges 1813

„Das Volk steht auf, der Sturm bricht los!“

Durch den Sieg des russischen Volkes über Napoleon erhielt der Widerstand unter den deutschen Bauern und Bürgern einen gewaltigen Auftrieb. Mutig und entschlossen begannen die Patrioten zu handeln, ohne die Entscheidung des preußischen Königs abzuwarten, der  noch immer zögerte.

Sie wussten, dass es eine gerechte Sache war, für die sie eintraten. Ob alt oder jung – keiner wollte zurückstehen, wenn es um die Befreiung des Vaterlandes ging. Waffen wurden geschmiedet oder aus den Verstecken hervorgeholt.  Den noch unentschlossenen rief der Dichter Theodor Körner in einem seiner aufrüttelnden Gedichte zu:Das Volk steht auf, der Sturm bricht los! Wer legt noch die Hände feig in den Schoß?“

Handwerker, Bauern, Bergleute, Studenten – Männer aus verschiedenen Klassen – meldeten sich in Scharen zum freiwilligen Waffendienst. Besonders berühmt wurde das durch Freiwillige aus verschiedenen Gebieten gebildete Freikorps Lützow, dem Friedrich Ludwig Jahn,Theodor Körner und andere hervorragende Patrioten angehörten. Von seinen rühmlichen Taten kündet Körners Lied „Lützows wilde Jagd“.

 

Ausschnitt Geschichtsbuch der DDR Theodor Körner Kopie

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Aber auch Frauen wollten nicht tatenlos zusehen. Einige zogen sich Männerkleidung an und reihten sich in die Freiwilligenabteilungen ein. Zu ihnen gehörte die achtzehnjährige Eleonore Prochaska, die sich als August Renz ausgab und mit den Lützowern kämpfte. Sie gab das Leben für die Befreiung ihres Vaterlandes.

Auszug der Jenenser Studenten 1813

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Eleonore Proschaska Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Brief Eleonores an ihren Bruder Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

An vielen Orten wurden Sammelstellen eingerichtet, die Spenden für die Ausrüstung der Soldaten entgegennahmen. Unzählige Bauern und Bürger opferten ihr Geld, nicht wenige ihre ganzen Habseligkeiten. „Gold gab ich für Eisen“, lautete ihre Losung.

Opferbereitschaft Des deutschen Volkes

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Arthur Kampf, Volksopfer

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Aufruf von Ernst Moritz Arndt:

Aufruf Von Ernst Moritz Arndt

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

 

Der Frühjahrsfeldzug 1813

Als die russischen Truppen bei der Verfolgung Napoleons deutschen Boden betraten, feierte das Volk sie stürmisch als Befreier. „Die Kosaken kommen!“ – für die Franzosen ein Schreckensruf, für die deutschen Bauern und Bürger dagegen ein Grund, zuversichtlich zu sein.

An verschiedenen Orten kämpfte man gemeinsam gegen den französischen Feind. Am 20. Februar 1813 drangen Kosaken bis nach Berlin vor.

Aus Furcht vor dem sich bewaffneten Volk waren der preußische König und viele Adlige noch immer wankelmütig. Am 28. Februar 1813 fiel dann eine bedeutsame Entscheidung: Preußen und Russland schlossen in Kalisch ein Bündnis. Sie verpflichteten sich, gemeinsam die französische Fremdherrschaft zu beseitigen. Es folgte am 16. März 1813 die preußische Kriegserklärung an Frankreich.

Einzug russischer Kosaken in Berlin

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Kriegsverlauf 1813:14

Kriegsverlauf 1813/14

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Bericht aus Berlin über Aktionen der Bevölkerung

Bericht aus Berlin

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In der Zwischenzeit gelang es Napoleon nur unter Schwierigkeiten, eine neue Armee von 500 000 Mann aufzustellen. Die Rheinbundfürsten waren wiederum bereit, ihn mit Soldaten zu unterstützen. Bei den Aushebungen brachen aber in verschiedenen Gebieten Unruhen aus. Napoleon merkte sehr bald, Dass die preußischen Soldaten nicht mehr die von 1806/07 waren. Die kämpften tapfer und waren bereit, das geknechtete Land zu befreien, in dem sie glücklicher leben wollten, als bisher. Auch zahlreiche Offiziere waren patriotisch gesinnt und entschlossen alles zu wagen.

Volkstümlich wie kein anderer wurde Gerhard Leberecht von Blücher(1742-1819).

Seine Soldaten nannten ihn bald „Marschall Vorwärts“, da er den Feind angriff, wo er nur konnte.

In den Maitagen kam es bei Großgörschen, nördlich von Leipzig, und bei Bautzen zu zwei blutigen Schlachten. Napoleon konnte die verbündeten russisch-preußischen Truppen besiegen. Aber seine Armee hatte starke Verluste erlitten. Beide Seiten vereinbarten Anfang Juni einen Waffenstillstand. Sie wollten in dieser Zeit ihre militärischen Kräfte verstärken und weitere Verbündete gewinnen.

 

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Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

Bearbeitet von Petra Reichel

 

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

Beginn des Befreiungskrieges 1813

 

 

 

 

 

 

Lützowsches Freikorps

Infanterieuniformen des Lützowschen Freikorps (Farbtafel von Richard Knötel)

Infanterieuniformen des Lützowschen Freikorps (Farbtafel von Richard Knötel)

 

Bildquelle: Von Richard Knötel (12 January 1857 – 26 April 1914), Uniformenkunde. Lose Blätter zur Geschichte der Entwicklung der militärischen Tracht (Berlin, 1890), vol. 2, plate 8, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6327268

 

 

Das Lützowsche Freikorps war ein Freiwilligenverband der preußischen Armee in den Befreiungskriegen. Es wurde von Major Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow 1813 errichtet und 1814 als Infanterie-Regiment Nr. 25 bzw. Ulanen-Regiment Nr. 6 in die preußischen Linientruppen übernommen. Obwohl das Freikorps im Krieg gegen Napoleon eher glücklos war, entwickelte es aufgrund seiner Zusammensetzung aus Freiwilligen fast aller deutscher Staaten eine hohe Symbolkraft für die Bestrebungen zur Errichtung eines deutschen Nationalstaates. Von seinen Uniformfarben (schwarzes Tuch, rote Paspeln, goldene Knöpfe) leiten sich die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold her.

Das Freikorps rekrutierte sich ausschließlich aus Freiwilligen. In seinen Reihen dienten neben Preußen auch Bürger anderer deutscher Staaten, die dem Rheinbund angehörten oder wie das Herzogtum Oldenburg und die Provinz Westfalen von Frankreich annektiert waren. Als Selbstversorger und -ausstatter erhielten die Soldaten keinen Sold und rüsteten sich selbst aus. Insgesamt dominierten unter den Freiwilligen die Handwerker, lediglich bei den Jägern gab es einen überdurchschnittlichen Studentenanteil. Das Freikorps verdankte seine Popularität nicht zuletzt seinen prominenten Mitgliedern, wie dem 1813 gefallenen Dichter Theodor Körner, der dem Freikorps das bekannte Lied „Lützows wilde Jagd“ widmete. Carl Maria von Weber vertonte es ebenso wie Körners kurz vor seinem Tod verfasstes „Schwertlied“. Weitere berühmte Mitglieder waren der Turner Friedrich Friesen, „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, Joseph von Eichendorff, ein bedeutender Dichter der deutschen Romantik, sowie der spätere Begründer der Kindergärten Friedrich Fröbel. Mit Eleonore Prochaska, alias Jäger „August Renz“, und Anna Lühring hatten sich auch zwei namentlich bekannte Frauen, als Männer verkleidet, an dem Kampf des Freikorps beteiligt.

Eleonore Proschaska Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

 

Brief Eleonores an ihren Bruder Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Das Freikorps hatte zeitweise eine Stärke von über 3500 Mann, die sich 1814 wie folgt zusammensetzte:

  • Die Infanterie (insgesamt rund 2900 Mann) gliederte sich in drei Bataillone zu je vier Musketierkompanien und einem Jägerdetachment. Beim 2. Bataillon gab es statt der 3. Musketierkompanie eine starke Tiroler Schützenkompanie.
  • Die Kavallerie (insgesamt rund 600 Mann) gliederte sich in fünf Eskadronen, die mehrheitlich als Ulanen ausgestattet waren, während die 4. und 5. Eskadron Husaren waren. Die 2. Eskadron war anfänglich als Jäger zu Pferde organisiert.
  • Die Artillerie (insgesamt rund 120 Mann) bestand aus je einer schwachen Batterie zu Fuß und zu Pferde.

Die Uniformen waren grundsätzlich schwarz, weil Schwarz der einzige Farbton war, der sich durch Einfärbung der in den Armeedepots und auf dem Markt vorhandene unterschiedlichen Tuchvorräte herstellen ließ. Dazu kamen Rot als Abzeichenfarbe der Vorstöße und goldfarbene Messingknöpfe. Musketiere, Artillerie und Ulanen trugen Litewkas, Husaren Dolman und Mente, eine mit Pelz verzierte Jacke, während die Schützen eine am österreichischen Vorbild orientierte hechtgraue Uniform mit hellgrünen Abzeichen trugen. Allgemein wurden Tschakos getragen, nur die Schützen hatten österreichische Jägerhüte. Die Lanzenfähnchen der Ulanen waren Schwarz-Rot.

Uniform ausgestellt in der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte in Rastatt.

Uniform ausgestellt in der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte in Rastatt.

Bildquelle: Von Ziko van Dijk – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36810479

 

Freiwillige aus fast allen deutschen Gebieten trafen zusammen und warben aus ihrer Heimat weitere Freiwillige für diesen oder einen anderen Verband. Die schwarze Farbe der Uniform, damals durchaus ungewöhnlich, zusammen mit ihren riskanten und auch verlustreichen Unternehmungen und den berühmten Mitgliedern, führten rasch zur Entstehung eines Mythos, der weitere Kräfte in Form von Spenden und Unterstützung aus der Zivilbevölkerung mobilisierte. Nach dem Sieg über das Frankreich Napoleons wurde das Freikorps Lützow zu einer Ikone und zur tatsächlichen Keimzelle der wachsenden Nationalbewegung, die nach der Unabhängigkeit auch die Vereinigung der Deutschen anstrebte.

Lützower Kavallerie im Gefecht (Im Vordergrund zwei Husaren, dahinter Jäger zu Pferde)

Lützower Kavallerie im Gefecht (Im Vordergrund zwei Husaren, dahinter Jäger zu Pferde)

Bildquelle: Von Stadtmuseum Güstrow, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10350961

 

 

Die Uniformfarben des Freikorps wurden legendär. Nach dem Krieg trugen manche seiner Mitglieder diese Uniform weiter, als sie ihr Studium an der Universität Jena fortsetzten. Sie gründeten 1815 in dieser Uniform auch die neuartige, weil gesamtdeutsch ausgerichtete Urburschenschaft. So wurden die Farben Schwarz-Rot und dann Schwarz-Rot-Gold ab 1815 die Farben der Burschenschaftsbewegung und verbreiteten sich von Universität zu Universität als Zeichen des Einheits- und Freiheitswunsches. Veteranen des Freikorps nahmen daher 1817 auch am Wartburgfest teil.

 

entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 

Eleonore Prochaska

Marie Eleonore Proschaska, geboren am 11. März 1785 in Potsdam, gestorben am 5. Oktober 1813 in Dannenberg, war eine Deutsche Soldatin in den Befreiungskriegen.

Siehe Beitrag auf You Tube:

 


 

Eleonore Prochaska kam am 11. März 1785 in Potsdam zur Welt. Ihr Vater war Unteroffizier in einem preußischen Bataillon der Garde. Als er 1793 in den Krieg gegen Frankreich ziehen musste, war die Mutter nicht in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern. Eleonore und ihre drei Geschwister wurden in das Große Militärwaisenhaus in Potsdam eingewiesen. Dort blieb sie bis 1797 und kehrte dann zu ihrem Vater zurück, der den Dienst verlassen hatte und von seiner Rente und vom Musikunterricht lebte. Um 1808/1809 interessierte sie sich für die Volksaufstände in Spanien und Tirolgegen Napoleon. Um diese Zeit verließ sie den väterlichen Haushalt und um 1810 diente sie als Köchin in einem Potsdamer Bürgerhaus.

Gedenktafel am Haus Lindenstraße 34 in Potsdam

Gedenktafel am Haus Lindenstraße 34 in Potsdam

Bildquelle: Von OTFW, Berlin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4461172

 

 

Ende Juni 1813 trug sie sich unter dem Namen August Renz in die Stammrolle des Jägerdetachements des 1. Bataillons des Lützowschen Freikorps ein. Leutnant Otto Preuße schrieb:

„Wir standen in Sandau an der Elbe. Hier kam auch ein Jäger Renz zur Kompanie – wie sich später zeigte, ein Mädchen Namens Prochaska. Er wurde Flügelmann, 5 Fuß, 8 Zoll, 3 Strich hoch – Es wurden uns englische Schuhe geliefert, alle bedeutend zu groß, doch zu klein für Renz und ich musste besonders für ihn ein Paar arbeiten lassen. Seine Sprache war nicht besonders fein, so dass niemand in ihm ein Mädchen vermuten konnte. Übrigens kochte er vortrefflich in den Biwaks.“[3]

Brief Eleonores an ihren Bruder Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

Das Freikorps Lützow verstärkte im Juli 1813 das Armeekorps von General Wallmoden, das an der Niederelbe positioniert war. Als Mitte August der Krieg erneut losbrach, stand Prochaskas Einheit in Büchen. Ihre Abteilung machte die ganze Kampagne mit, wurde aber in den vielen Scharmützeln gegen die Armee von Davout (Lauenburg, Vellahn, Gadebusch, Mölln usw.) nicht eingesetzt. Die Schlacht an der Göhrde im September 1813 wurde die erste ernste Kampfprobe für die Kompanie und für Prochaska.

Eleonore Proschaska Kopie

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 7. Klasse, Stand 1982

 

In der Schlacht an der Göhrde wurde sie durch eine Kartätsche schwer verwundet, als sie versuchte, einen verletzten Kameraden aus der Kampflinie zu tragen. Ein herbeigeeilter Vorgesetzter, der ihre Wunden versorgte, entdeckte ihr wahres Geschlecht und ließ sie in ein Bürgerhaus nach Dannenberg bringen, wo sie drei Wochen später ihren Verletzungen erlag.

Gedenktafel für Eleonore Prochaska an ihrem Sterbehaus, Lange Straße, Dannenberg

Gedenktafel für Eleonore Prochaska an ihrem Sterbehaus, Lange Straße, Dannenberg

Bildquelle: Von Hermann Junghans – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37408791

 

 

Ehrungen

Eine Zeitungsmeldung vom 7. Oktober 1813 berichtete: „Heute morgen um 9 Uhr wurde die Leiche der in der Schlacht bei Göhrde verwundeten Eleonore Prochaska zur Erde bestattet, welche als Jäger im Lützowschen Korps unerkannt ihren Arm aus reinem Patriotismus der heiligen Sache des Vaterlandes geweiht hatte. Gleich einer Jeanne d’Arc hatte sie mutvoll gekämpft den Kampf für König und Vaterland […] Trauernd folgten ihr das hannoversche und russisch-deutsche Jägerkorps, Se. Excellenz der Herr Minister und Grandmaitre de la Garderobe außerordentlicher Gesandter Graf von Grote, Ihr Kommandeur und Oberst Herr Graf von Kielmannsegg, mit sämtlichen Offizieren an der Spitze, und zollten ihrem Mut den letzten Beweis öffentlicher Würdigung ausgezeichneter Tapferkeit und weiblichen Heroismus.“

In der Folgezeit wurde sie als jungfräuliche Heldin stark idealisiert und als die „Potsdamer Jeanne d’Arc“ verehrt. Verschiedene Dramen und Gedichte wurden über sie geschrieben, unter anderem „Auf das Mädchen aus Potsdam, Prochaska“ von Friedrich Rückert.

Im Jahr 1865 wurde an ihrem Grab auf dem St.-Annen-Friedhof in Dannenberg ein Denkmal errichtet und 1889 erhielt ihre Heimatstadt Potsdam ihr zu Ehren ein Denkmal („Der Heldenjungfrau zum Gedächtnis“), das sich auf dem fast vollständig abgeräumten Alten Friedhof erhalten hat.

Grabstätte von Eleonore Prochaska auf dem ehemaligen St.-Annen-Friedhof in Dannenberg

Grabstätte von Eleonore Prochaska auf dem ehemaligen St.-Annen-Friedhof in Dannenberg

 

Bildquelle: Von Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37344683

 

 

Auch musikalisch wurde ihr ein bemerkenswertes Denkmal gesetzt: Ludwig van Beethoven komponierte zum Gedenken an die Heldin zu dem (verschollenen) Schauspiel „Leonore Prohaska“, geschrieben vom Königlich preußischen Geheimsekretär Friedrich Duncker (1815), eine Schauspielmusik, bestehend aus einem Krieger-Chor, einer Romanze, einem Melodram und einem Trauermarsch (Werk ohne Opus 96). Eine literarische Würdigung erfuhr das Schicksal der ungewöhnlichen Frau durch den von Birgid Hanke verfassten Roman „Flammen der Freiheit“ (2013).

Denkmal für Eleonore Prochaska auf dem Alten Friedhof (in Potsdam)

Denkmal für Eleonore Prochaska auf dem Alten Friedhof (in Potsdam)

Bildquelle: Von karstenknuth – Eigenes Werk (Originaltext: eigene Arbeit), Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5705194

 

 

 

Der Mythos der Lützower Trommlerin

 

Der Leutnant Friedrich Christoph Förster, der am Angriff der Lützower an der Göhrde teilnahm, erzählte in seinem 1863 erschienenen Buch, wie Prochaska, um ihre Kameraden zu ermutigen, mit einer liegen gelassenen Trommel den Angriff fortsetzte. Als sie schwer getroffen wurde, konnte sie noch Förster ihre weibliche Natur preisgeben: „Herr Leutnant, ich bin ein Mädchen.“

Die Geschichte der Trommlerin fand sofort eine große Verbreitung und heute noch ist dieses Bild der Lützower Trommlerin von der Person Prochaska nicht weg zu denken.

Dieser Bericht von Förster ist allerdings von ihm frei erfunden worden. Alle früheren Quellen sind einig über die Tatsache, dass Prochaska getroffen wurde, als sie einen Kameraden aus der Feuerlinie wegtragen wollte und dass sie sich nicht dem Leutnant Förster, sondern wahrscheinlich dem Feldwebel Markworth, einem Schullehrer aus Berlin, offenbarte.

Ihre Person wurde immer wieder neu interpretiert und erfuhr im Laufe der Zeit mehrere Vereinnahmungen aus verschiedenen politischen Richtungen. Prochaska wurde nach und nach eine Symbolfigur für Patrioten, Nationalisten, Kriegsbefürworter, Kommunisten und Feministinnen.

 

Proschaska und die Gender-Forschung

 

Seit den 1990er Jahren bietet die Geschlechterforschung (mit zum Beispiel der deutschen Historikerin Karen Hagemann) eine neue Interpretation der Figur Prochaskas an. Mit der Einführung der Wehrpflicht in Preußen nach der vernichtenden Niederlage von Jena 1806 und während der Befreiungskriege 1813 hätte sich eine neue Ausformung der Männlichkeit herauskristallisiert. Der Mann wird Nationalkrieger und Staatsbürger und gegenüber dem mutigen männlichen Kämpfer entwickelt sich als Pendant eine „vaterländische“ Weiblichkeit. Frauen bekommen dabei die Rolle von „Heldenmüttern“, „Kriegerbräuten“ oder „hochherzigen Pflegerinnen“. In diesem Zusammenhang erscheint Prochaska (so wie die anderen Frauen, die in den Befreiungskriegen gekämpft haben) als Person, die den Handlungsrahmen ihrer zugedachten Rolle als Frau aus patriotischen Gründen nicht akzeptiert und überschreitet. Prochaska zieht in den Krieg, nicht nur um zu kämpfen, sondern auch um ihre Aufgaben als Bürgerin wahrzunehmen.

 

Andere Frauen in den Befreiungskriegen

 

Neben Eleonore Prochaska haben während der Freiheitskriege noch weitere Frauen in den beteiligten Armeen gekämpft, so beispielsweise die russische Offizierin Nadeschda Durowa oder die Tirolerin Katharina Lanz. Allerdings wurden fast alle, nachdem sie als Frauen erkannt wurden, aus dem Militärdienst entlassen. Die einzige Ausnahme war wohl Friederike Krüger (1789–1848), die dank Protektion ihres Brigadekommandeurs der einzige bekannte weibliche Unteroffizier der preußischen Armee wurde. Zuletzt diente sie im 2. Garde-Regiment zu Fuß. 1816 wurde ihr Abschiedsgesuch bewilligt und sie zog sich in das Zivilleben zurück.

 

Siehe auch:

Liste als Mann verkleideter Militärpersonen

 

Heute gibt es in einigen Ländern, darunter auch im heutigen Deutschland, offiziell Frauen bei der Armee, auch in der kämpfenden Truppe. Das ist aber umstritten.

 

Anmerkung: Kein Geschichtsbuch schreibt, wie als Mann verkleidete Frauen es geschafft haben sich zu waschen, Wäsche zu wechseln und auf Toilette zu gehen.(An die Monatshygiene muss man bei Frauen auch denken.)

 

Entnommen Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel