Luthers unheiliger Geist

Hier ein Beitrag von „Sascha“ zu Martin Luther

Sascha's Welt

LutherEin Säulenheiliger der protestantischen Kirche, er war alles andere als ein Vorbild. Martin Luther (1483-1546) gilt als Begründer der deutschen Reformation. Mit seinen 95 Thesen, die dieser 1517 angeblich an die Stadtkirche zu Wittenberg genagelt haben soll, protestierte er gegen den kirchlichen Ablaßhandel und löste damit eine breite Volksbewegung aus, welche die frühbürgerliche Revolution einleitete. Luthers Thesen wurden bald überall in Deutschland bekannt. Später jedoch, im Bauernkrieg, verurteilte er das revolutionäre Vorgehen der Aufständischen aufs Schärfste. Seine 1522 erschienene „Treue Vermahnung zu allen Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung“ hat ihre demagogische Wirkung sogar bis heute nicht verfehlt. 

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Die Fürstenreformation

Luther hatte sich an die Feudalherren mit dem Aufruf gewendet, die Reformation durchzuführen. Doch auf diesen Aufruf hatte zunächst das Volk reagiert und war aufgestanden. Martin Luther wollte jedoch keinen Aufruhr. Die Reformation sollte sich möglichst geordnet vollziehen. Als 1525 die Bauern ihre „Zwölf Artikel“ formulierten, hatten sie gehofft, Luther würde für sie eintreten. Doch er stellte sich gegen die Bauern.

Luther zu Bauern

 

Von nun an gingen Martin Luther und die Reformation immer enger mit den Fürsten zusammen, die Reformation wurde zur Fürstenreformation.

Nach der Niederschlagung der Bauern säuberten die Fürsten die Schulen und Kirchen von Anhängern Thomas Müntzers. Sie ließen alle Lehrer und Pfarrer überprüfen, ob sie nicht etwa gemeinsame Sache mit den Bauern und Plebejern gemacht hätten. So bekamen die Fürsten die von der Reformation umgestaltete Kirche immer fester in die Hand und konnten sie bald als Werkzeug ihrer Herrschaft gebrauchen. Die Aneignung von Kirchenbesitz, insbesondere durch die Fürsten, nahm oft riesige Ausmaße an.

1529 verlangte der Reichstag in Speyer, dass das Wormser Edikt durchgeführt werden müsse. Dagegen protestierten aber die lutherischen Fürsten und Städte, die die Reformation bereits eingeführt hatten. Seit dieser Zeit wurden Anhänger der Reformation „Protestanten“ genannt.

1555 einigte man sich auf dem Reichstag in Augsburg, dass Katholiken und Protestanten gelichberechtigt sein sollten. Dieser „Augsburger Religionsfrieden“ bestimmte, dass ein jeder Fürst seinen Glauben wählen könne, die Untertanen aber den Glauben des Landesfürsten annehmen müssten. Es galt das Prinzip: „Wessen das Gebiet, dessen die Religion“. Die Fürsten hatten nicht nur die Bauern besiegt, sondern ihren Sieg ausgenutzt, um ihre Vormachtstellung auszubauen.

Die Fürsten waren die Sieger der Reformation. Nachdem die Volksreformation gescheitert war, unterstützte Martin Luther die Fürstenreformation. Protestanten und Katholiken standen sich von da an gleichstark gegenüber. Im „Augsburger Religionsfrieden“ von 1555 wurde beschlossen, dass jeder Landesfürst den für ihn vorteilhaftesten Glauben annahmen konnte. Die Untertanen waren zum gleichen Glauben gezwungen.

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Buchtitel Geschichte DDR 6. Klasse

Martin Luther

Martin Luther (Lucas Cranach der Ältere, 1529)

Martin Luther, Lucas Cranach der Älter, 1529)

Bildquelle: Von Atelier / Werkstatt von Lucas Cranach der Ältere – Selbst fotografiert, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren und ist am 18. Februar 1546 auch dort gestorben. Sein Vater besaß einige kleine Kupferschächte und Hütten. Die Familie lebte sparsam. Luther wurde streng erzogen.

Luthers Eltern Hans und Margarethe Luther (Lucas Cranach der Ältere)

Luthers Eltern Hans und Margarete Luther(Lucas Cranach der Ältere)

Bildquelle: Von Lucas Cranach der Ältere – 1. Unbekannt2. Web Gallery of Art:   Image  Info about artwork, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt
Luthers Elternhaus in Mansfeld

Luthers Elternhaus in Mansfeld

Bildquelle: Von Tim1900 – Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Martin Luther studierte in Erfurt, wurde aber nicht Jurist, wie sein Vater es wollte, sondern ging ins Kloster. Schließlich wurde er Professor für Theologie in Wittenberg. Hier verstand er es immer besser, dass er gegen die Missstände in der Kirche auftreten muss, besonders gegen den Ablasshandel.

Luther als Augustinermönch (Lucas Cranach der Ältere, 1520)

Martin Luther als Augustinermönch(Lucas Cranach der Ältere, 1520)

Bildquelle: Von Lucas Cranach der Ältere – Marie-Lan Nguyen (2012), Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Ablasshandel

Ablasshandel

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Um 1500 entstand in Deutschland eine revolutionäre Bewegung, die sich gegen den Feudalismus richtete.

Gleichzeitig wurden die Missstände in der katholischen Kirche unerträglich.

Der Kampf des deutschen Volkes gegen die Papstkirche trat nach 1515 in die entscheidende Phase. Alle Klassen und Schichten waren mit den Missständen unzufrieden und forderten Reformen(Erneuerungen, damals bedeutete der Begriff „Reform“ noch „Erneuerung“, erst später bedeutet der Begriff „Reform“ gesellschaftlicher und sozialer Rückschritt).

Im Volk wuchs der Hass gegen die Kirche und die Kirchenfürsten. Die Bauern auf dem Lande und die Stadtarmut kämpften gegen die katholische Kirche als Feudalmacht und wollten zugleich alle Feudallasten beseitigen.

Die reichen Städtebürger und Bergwerksbesitzer empörten sich darüber, dass, dass die Kirche für Gottesdienste und kirchliche Feiertage, unermesslich viel Geld verschwendete. Ein Ärgernis war für sie außerdem, dass die Geistlichkeit keine Steuern zu zahlen brauchte. Die reichen Städtebürger wollten das Geld lieber für Handel und Gewerbe verwenden.

Auch viele weltliche Feudalherren waren unzufrieden und verlangen Reformen der Kirche. Ihnen missfiel besonders, dass der Papst jährlich viel Geld aus Deutschland holte. Sie wollten den Grundbesitz der Kirche(etwa ein Drittel gehörte ihr in Deutschland)unter sich aufteilen.

Die Kirche als größter Feudalherr beutete die Bauern rücksichtslos aus. Das wollte aber der Adel lieber selbst tun.

Um von den Gläubigen für die Errichtung der Peterskirche in Rom noch mehr Geld zu bekommen, hatte der Papst den Ablasshandel erlaubt. Mönche zogen als Ablasshändler mit einem Kasten umher, in den man Geld werfen musste. Dafür erhielt man einen einfachen Zettel, auf dem stand, dass dem Käufer Strafen für Sünden erlassen(abzulassen) seien.

Ablasshandel

Ablasshandel

Ablassbriefe sollten den Gläubigen einen entsprechenden Erlass zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer für sie und bereits verstorbene Angehörige bescheinigen. Ein überlieferter Werbespruch von Johann Tetzel lautete: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.“ Johann Tetzel war ein bekannter Ablasshändler.

Martin Luther predigte gegen den Ablasshandel. Im Sommer 1517 las er die vom Mainzer Erzbischof Albrecht verfasste Instructio Summarium, eine Anweisung für die im Land umherreisenden Ablassprediger. Mit einem Teil dieser Einnahmen wollte der Erzbischof seine Schulden bei den Fuggern(Die Fugger gehörten zu den ersten Kapitalisten und waren für die Stadt Augsburg bedeutsam) bezahlen. Diese hatten ihm sein Kurfürstenamt finanziert. Dazu sandte er den Ablassprediger Johann Tetzel nach Sachsen.

Von großer Bedeutung ist der Anschlag der 95 Thesen von Martin Luther am Tor der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517. Am 04. September 1517 stellte Luther zunächst seine 97 Thesen vor, um einen Disput mit unter seinen Mitdozenten anzuregen. Im Oktober verfasste er weitere 95 Thesen, die direkt auf den Ablass Bezug nahmen. Diese schickte er in einem Brief an den Mainzer Erzbischof Albrecht und verbreitete sie unter seinen Anhängern. Obwohl der Thesenaschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg sehr bedeutsam ist, wurde dieses Ereignis ohne historisches Fundament betrachtet und als Legende gesehen.Dieses Ereignis fand laut Phillip Melanchthon, ebenfalls ein Reformator, statt.

Nach der Entdeckung einer handschriftlichen Notiz von Georg Rörer, Luthers langjährigem Sekretär, im Jahre 2006 ist man der Betrachtung den Thesenanschlag Martin Luthers näher gekommen.

Tor Schlosskirche Zu Wittenberg

Tor der Schlosskirche zu Wittenberg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Martin Luther in Thesen

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Mit dem Thesenanschlag Martin Luthers im Jahre 1517 begann die Reformation in Deutschland. In Windeseile verbreiteten sich Luthers Gedanken in Deutschland, nachdem sei vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt und gedruckt worden waren. Luther hatte mit seinen 95 Thesen allen Unzufriedenen in Deutschland aus dem Herzen gesprochen. Die Fürsten und der Adel, die reichen Städtebürger, die Bauern und die Stadtarmut – alle glaubten und hofften, dass ihre Forderungen jetzt erfüllt würden. Martin Luther selbst erschrak vor dem gewaltigen Echo, das er hervorgerufen hatte. Eine Revolution wollte er niemals, sondern nur Reformen. Aber Martin Luther sah auch, dass der Thesenanschlag alleine noch keine Erneuerung brachte. Verständlich waren die Ablassthesen nur dem gelehrten Fachpublikum, das die Feinheiten der theologischen Debatten um die Wirkweise des Ablasses kannte. Für die breitere Bevölkerung verfasste Luther deshalb 1518 den in einfacher und verständlicher Weise abgefassten „Sermon von dem Ablass und Gnade“. Luther bediente sich hierin erstmals der Volkssprache und verließ damit die akademische Welt. Die göttliche Genugtuung wird, plakativ gesagt, auf gute Werke statt auf käuflichen Ablass zurückgeführt.

Martin Luthers Verhalten wurde dem Papst hinterbracht. Die Kirche hätte es gern gesehen, wenn er mundtot gemacht worden wäre. Der Papst sandte Beauftragte, um ihn zum Widerruf seiner Thesen zu veranlassen. Aber Martin Luther blieb standhaft. Er schrieb eine Reihe von Büchern und erklärte seine Ansichten. Er rief die Herrschenden(nicht das Volk!)auf, die Missstände der Kirche zu beseitigen und keine Gelder mehr an Rom zu zahlen. Zahlreiche Flugschriften forderten dazu auf, Luther zu verteidigen und gegen den Papst zu kämpfen.

Der Papst drohte mit dem Bann, jedoch verbrannte Luther die Bannandrohungsbulle in Wittenberg unter dem Jubel der Studenten. Daraufhin sprach der Papst den Bann gegen Martin Luther aus. Der Kaiser sollte außerdem die Reichsacht über ihn verhängen.

1521 erschien der neugewählte Kaiser Karl V. auf dem Reichstag in Worms. Man verlangte von ihm Martin Luther vorladen zu lassen. Der Kaiser stellte für Luther einen Brief für freies Geleit aus. Martin Luther Freunde rieten ihm ab nach Worms zu fahren. Doch Luther ließ sich nicht von der Reise abbringen. Am 17. April 1521 erschien Martin Luther auf dem Reichstag in Worms. Man fragte ihn, ob er der Verfasser der vorgelegten Schriften sei und ob er etwas widerrufen wollte. Luther erbat sich Bedenkzeit. Dann sagte er, dass er an seinen Worten festhalte. Luther wurde hinausgeschickt. Karl V. erklärte, Luther habe sich gegen das Christentum erhoben. Er wolle ihn nicht mehr hören und gegen ihn wie gegen einen Feind vorgehen. Der Kaiser ließ ein Edikt(Beschluss) gegen Luther ausarbeiten. Da jedoch viele Mitglieder des Reichstages auf der Seite Luthers standen, wartete der Kaiser, bis die meisten den Reichstag verlassen hatten, und veröffentlichte erst dann das „Wormser Edikt“. Über Martin Luther und seine Anhänger wurde die Reichsacht verhängt. Damit waren sie „vogelfrei“. Jeder konnte sie gefangen nehmen und töten.

Luther auf dem Reichstag zu Worms. Kolorierter Holzschnitt von 1557

Luther auf dem Reichstag zu Worms. Kolorierter Holzschnitt von 1557

Bildquelle: Von Unbekannt – Unbekannt, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Vorerst bangte das Volk um Martin Luther. Sein Leben war durch das Edikt bedroht. Am 26. April 1521 hatte er Worms verlassen. Seitdem war er verschwunden. Viele glaubten schon, dass Luther tot ist, aber er befand sich in Sicherheit. Auf dem Rückweg von Worms hatte ihn der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen zum Schein überfallen und ihn heimlich auf die Wartburg entführen lassen. Dort lebte Martin Luther 300 Tage unter dem Namen Junker Jörg. Hier das ist die Version dieses Ereignisses laut Geschichtsbuch der DDR. Auf Wikipedia stellt sich das anders dar.

Martin Luther als „Junker Jörg“. Lucas Cranach der Ältere, 1522

Martin Luther als „Junker Jörg“. Lucas Cranach der Ältere, 1522

Bildquelle: Von Lucas Cranach der Ältere – 1. Unbekannt2. nevsepic.com.ua, Gemeinfrei

 

Die Wartburg

Die Wartburg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Auf der Wartburg übersetzte Martin Luther das „Neue Testament“, einen Teil der Bibel vom Lateinischen ins Deutsche. Dies hatte große Bedeutung für die Durchsetzung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache. Das kam vor allem den Interessen des Bürgertums entgegen. Eine bessere Verständigung diente der Entwicklung der Wirtschaft und des Handels. Damit machte Luther biblische Inhalte dem einfachen Volk zugänglich. Zwar gab es vorher schon 14 hochdeutsche und vier niederdeutsche gedruckte Bibelausgaben, jedoch waren diese Übersetzungen durch ihre oft am lateinischen Urtext orientierte Wort-für-Wort-Übersetzung und die meist oberdeutsche Sprachfärbung schwer verständlich. Viele deutsche Symbolausdrücke und Sprichwörter gehen auf die Übersetzungsarbeit von Martin Luther zurück. Die Lutherbibel wurde das meistgelesene Buch in Deutschland. Sie war in einer Sprache geschrieben, die alle verstanden, auch wenn sie verschiedene Mundarten sprachen. Von nun an bemühte sich jeder, im Deutsch der Lutherbibel zu schreiben. Protestanten verwenden die Lutherbibel in ihren revidierten Neuauflagen bis heute. Sie ist eine wichtige Basis der Kirchenmusik: viele Kompositionen verwenden Luthers Textfassung für Choräle, Kantaten, Motetten und andere musikalische Formen.

Lutherstube auf der Wartburg

Lutherstube auf der Wartburg

 

Bildquelle: Von Unbekannt – Original image: Photochrom print (color photo lithograph)Reproduction number: LC-DIG-ppmsca-01151 from Library of Congress, Prints and Photographs Division, Photochrom Prints CollectionDieses Bild ist unter der digitalen ID ppmsca.01151 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress abrufbar.Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechtsstatus des zugehörigen Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenzvorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen.العربية | čeština | Deutsch | English | español | فارسی | suomi | français | magyar | italiano | македонски | മലയാളം | Nederlands | polski | português | русский | slovenčina | slovenščina | Türkçe | українська | 中文 | 中文(简体)‎ | 中文(繁體)‎ | +/−Reproduction by Photoglob AG, Zürich, Switzerland or Detroit Publishing Company, Detroit, Michigan, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt
Luther-Zimmer auf der Wartburg

Lutherzimmer auf der Wartburg

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Titelblatt der 1.Lutherbibel

Titelblatt der ersten Lutherbibel

entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

 

Während Martin Luther auf der Wartburg weilte, schritt die Reformation voran, von Österreich und der Schweiz bis an die Küsten der Nord- und Ostsee. Sie wurde immer mehr zu einer Volksbewegung. Die städtischen Oberschichten waren im Allgemeinen mit kirchlichen Veränderungen zufrieden. Doch die Mittel- und Unterschichten des Städtebürgertums stellten weitergehende Forderungen zur Stärkung ihrer Städte. Sie versuchten den Kampf gegen die kirchlichen Missstände und gegen die Feudalherren miteinander zu verbinden.

Mönche und Nonnen entliefen den Klöstern, Priester heirateten, Adlige und Städte eigneten sich Kirchenland an. 1521 stürmten die Wittenberger Bürger die Kirchen und zerschlugen Heiligenbilder(„Bildersturm“). Das Geld der Kirche wurde an Arme verteilt. Predigten fanden in deutscher Sprache statt.

Als Martin Luther das erfuhr, erschrak er: Das hatte er nicht gewollt. Er eilte nach Wittenberg und predigte tagelang gegen die „Bilderstürmer“: Ein wahrer Christ solle keinen Aufruhr anstiften, erklärte er. So begann Martin Luther sich allmählich gegen den Kampf der Volksmassen zu wenden. Er glaubte an das Recht der Fürsten und daran, dass die Obrigkeit von Gott sei.

Mit Luthers Abgrenzung von den „Schwärmern“ fiel eine Vorentscheidung für den Verlauf der Reformation: Der radikale Bruch mit katholischen Gottesdienstformen blieb ebenso aus wie gleichzeitige tiefgreifende Sozialreformen.

Nach dem Massaker an etwa 5000 aufständischen Bauern bei Frankenhausen (1525) verlor die Reformation ihren Charakter als Volksbewegung und wurde zur Angelegenheit der Landesfürsten, die aus der Niederlage der Bauern gestärkt hervorgingen.

Konsequenz der Zwei-Reiche-Lehre wäre ein völliger Neuaufbau der Kirche auf alleiniger Basis der reformatorischen Theologie gewesen. Luther hielt jedoch wie die meisten Zeitgenossen eine konfessionelle Vielfalt innerhalb eines Territoriums für undurchführbar und empfahl Andersgläubigen auszuwandern. Da sich in deutschsprachigen Gebieten zunächst kein katholischer Bischof der Reformation anschloss und eine willkürliche Ausgrenzung Andersgläubiger für Luther von Gott verbotene Amtsanmaßung war, bat er 1525 den sächsischen Kurfürsten darum, als herausragendes Mitglied der Kirche deren Visitation, also die Überprüfung des Klerus auf Glaubenstreue und Amtsführung im Sinne des Evangeliums, anzuordnen. Dieses pragmatische und situationsbedingte Notkonzept wurde in evangelischen Gebieten bald zur Regel und begünstigte dort die Entwicklung zu konfessionellen Landeskirchen, die von den Landesfürsten geschützt, aber auch gelenkt und abhängig waren.

Als die katholischen Reichsstände 1529 auf dem zweiten Reichstag zu Speyer die Aufhebung der bisherigen partiellen Duldung der Evangelischen durchsetzten, legten die evangelischen Stände (fünf Fürstentümer und 14 Städte aus Oberdeutschland) die Protestation zu Speyer ein. Seitdem nennt man die evangelischen Christen auch Protestanten. Beim folgenden Reichstag zu Augsburg 1530 wollten Luthers Anhänger den protestantischen Glauben reichsrechtlich anerkennen lassen. Dazu verfasste Melanchthon das protestantische Glaubensbekenntnis, die „Confessio Augustana“, die Kaiser Karl auf dem Augsburger Reichstag überreicht und schließlich von ihm geduldet wurde. Luther konnte als Geächteter nicht daran teilnehmen und unterstützte seine Anhänger von der Veste Coburg aus, kritisierte aber auch einige der Kompromissformeln Melanchthons als zu entgegenkommend.

Nach dem Augsburger Reichstag trat Luther nur noch als Seelsorger und Publizist hervor. Er hielt bis 1545 Vorlesungen in Wittenberg, ab 1535 fast ausschließlich über die Schöpfungsgeschichte. Mit verschiedenen Stellungnahmen zu theologischen und politischen Einzelfragen versuchte er zudem weiterhin, den Fortgang der Reformation zu beeinflussen, jedoch mit weit weniger direkter Wirkung.

Lutherzimmer in der Veste Coburg

Lutherzimmer in der Veste Coburg

Bildquelle: Von © Vincent Eisfeld / vincent-eisfeld.de, CC-BY-SA 4.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Persönliches:

Die spätere Frau Martin Luthers, Katharina von Bora war gemeinsam mit weiteren acht Nonnen zu Ostern im April 1523 aus dem Kloster Nimbschen (Zisterzienserinnen) geflohen und lebte seitdem in Wittenberg.

Katharina von Bora. Lucas Cranach der Ältere, um 1526

Katharina von Bora. Lucas Cranach der Ältere, um 1526

Bildquelle: Von Lucas Cranach der Ältere – Unbekannt, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Martin Luther verlobte sich mit ihr am 13. Juni 1523 und heiratete sie am 27. Juni 1525. Die Heirat entsprach seiner Lehre, dass die Ehe kein Sakrament sei. Zudem hatte er den Zölibat abgelehnt und die Auflösung der Klöster verlangt.

Katharina unterstützte ihn privat und sorgte durch Unterbringen von Studenten, die zahlreiche Aussprüche Luthers aufschrieben, für Einkommen. Luther hatte mit ihr drei Töchter und drei Söhne, die alle in Wittenberg geboren wurden.

Martin Luther litt fast sein Leben lang an zahlreichen Krankheiten. Seine Leiden gelten großenteils als Folge seiner enormen physischen und psychischen Belastungen und seines Lebenswandels.

Trotz eines schon länger währenden Herzleidens reiste Luther im Januar 1546 über Halle nach Eisleben, um einen Streit der Grafen von Mansfeld zu schlichten. Er starb am Zielort am 18. Februar 1546. Das heutige Haus Andreaskirchplatz 7 wird als sein Sterbehaus bezeichnet, gilt aber nach letzten Forschungen nicht mehr als der historische Ort, an dem Luther verstarb – das wirkliche Sterbehaus war vermutlich das Stadtschloss (Markt 56), in dem sich heute das Hotel „Graf von Mansfeld“ befindet. Sein Leichnam wurde nach Wittenberg überführt und am 22. Februar in der Schlosskirche beigesetzt. Vormund seiner Kinder wurde sein treuer Anhänger und Freund, der Arzt Matthäus Ratzenberger.

 

Luthers Sterbehaus in Eisleben

Luthers Sterbehaus in Eisleben

Bildquelle: Von Andreas Thum – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

entnommen aus Wikipedia und dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Buchtitel Geschichte DDR 6. Klasse

 

 

Geschichtsbuch der DDR zu Martin Luther